Positive Psychologie in Unternehmen Michael Tomoff Positive Psychologie in Unternehmen Für Führungskräfte 2123 Michael Tomoff Bonn Deutschland [email protected] ISBN 978-3-658-08905-4 ISBN 978-3-658-08906-1(eBook) DOI 10.1007/978-3-658-08906-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Was Sie in diesem Essential finden können • Eine Einführung in die Positive Psychologie der Arbeit • Führungskonzepte, die aus der Positiven Psychologie entstanden sind • Möglichkeiten der Mitarbeiter- und Unternehmensentwicklung auf Basis ihrer Stärken • einen kurzen Ausblick in die Zukunft der Positiven Psychologie im Unterneh- menskontext V Inhaltsverzeichnis 1 E inleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 P ositive Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.1 Kurze Geschichte und Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.2 Zentrale Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.3 Drei Mechanismen für eine positive(re) Kultur . . . . . . . . . . . . . . . 10 3 A nwendung positiver Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.1 Anwendung in Organisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.2 Anwendung in Teams . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.3 Anwendungen bei Individuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 4 P ositive organisationale Führung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4.1 Chancen und Risiken der Führungskräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4.2 T raining und Implementierung positiver Führung . . . . . . . . . . . . . 35 5 D er Blick in die Glaskugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Was Sie aus diesem Essential mitnehmen können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 VII Einleitung 1 Die Psychologie ist eine noch relativ junge Wissenschaft. Gleichzeitig hat sie alle Gebiete des menschlichen Verhaltens und Lebens im Sturm für sich entdeckt. For- scher1 und Praktiker versuchen seither, den Menschen und seine Psyche zu verste- hen, komplexe Verhaltensweisen zu deuten und – wenn möglich – vorherzusagen. Die frühe Geschichte der Psychologie wurde überwiegend von einem defizi- tären Bild des Menschen geprägt, dem der Krankheiten. Menschen, die fern „der Norm“ waren, bekamen durch Psychologen und Psychotherapeuten die Chance auf Heilung. Als Prof. Martin Seligman 1998 vorschlug, auf eine positive Perspektive in der psychologischen Forschung zu fokussieren, legte er damit den Grundstein für eine wissenschaftliche und gedankliche Wende. Vermeintlich negative psycho- logische Phänomene wie Depression, Traumata oder Pathologien machten Platz für eine Richtung, die sich gleichberechtigt mit dem Positiven im Menschen und seinen Beziehungen mit anderen beschäftigte. Positive Emotionen und Institutio- nen, Sinnfindung, Charakterstärken – all das, was in den Forschungszentren der Psychologen beobachtet wurde, sollte gleichzeitig durch praktische Anwendungs- möglichkeiten Zustimmung und Einsatz außerhalb der Universitäten und Labore finden. Und das geschah. 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleich- wohl für beiderlei Geschlecht. © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 1 M. Tomoff, Positive Psychologie in Unternehmen, DOI 10.1007/978-3-658-08906-1_1 2 1 Einleitung Seligmans Idee hat weltweit zahlreiche neue Forschungszweige entstehen las- sen. Er und viele andere Forscher haben altes, fundiertes Wissen bezüglich neuer Gesichtspunkte und Erkenntnisse unter die Lupe genommen und mit häufig durch- schlagendem Erfolg fass- und anwendbar gemacht. Jedoch nicht nur für den an der Psychologie interessierten Laien oder Praktiker sind zahlreiche dieser neuen Erkenntnisse bahnbrechend. Speziell für die Arbeits- welt ist durch Umdenken in den nächsten Jahren ein positiver Sog zu erwarten, der das Wissen aus der Positiven Psychologie nutzen, über gesteigerte Mitarbeiterzu- friedenheit neue Potentiale freisetzen und eine positivere Arbeitskultur entstehen lassen könnte. Anstatt zu fragen, was bei einzelnen Mitarbeitern oder Abteilungen nicht funk- tioniert, wo deren Schwächen liegen oder es krankt, werden in den kommenden Jahren vermehrt Fragen nach individuellen Stärken zu hören sein, nach dem, was bereits gut funktioniert und noch wachsen kann. Es wird möglicherweise bald nicht mehr im Fokus stehen, in Unternehmen Brände zu bekämpfen und Kaputtes zu reparieren, sondern Fundamente zu schaffen, durch die Feuer eher mit Leiden- schaft bei der Arbeit in Verbindung steht als mit dem Verbrennen menschlicher Potentiale. In diesem Essential bekommen Sie einen Überblick über zentrale Ideen der Positiven Psychologie der Arbeitswelt und deren Nutzen für Führungskräfte und damit für deren Unternehmen. Das Aufführen von Studien und weiterführender Li- teratur soll Ihnen behilflich sein, in die knapp eingeführten Konzepte bei Interesse tiefer einzusteigen. Mögen Sie auf Ihrer Reise durch das Essential Impulse für Ihre eigene Arbeit entdecken, anwenden und Wohlgefallen (und -befinden) daran finden! Positive Psychologie 2 Was ist Positive Psychologie? Woher kommt sie und wohin mag sie gehen? Fra- gen, auf die es innerhalb der nächsten Seiten Antworten für Sie geben wird. Während der Lektüre dieser Zeilen werden Sie wiederholt auf den Begriff der „Positiven Psychologie“ stoßen und über „Positive Psychologen“ lesen. Diese Be- grifflichkeiten sind nicht nur bei professionellen Kritikern dornige, sondern führen ebenso bei Laien häufig zu Stirnrunzeln. Der Gebrauch von Begriffen wie „positiv“ und „negativ“ soll keine dichotome Aufteilung in Gut und Böse darstellen, sondern vielmehr die beiden Pole eines Kontinuums, auf dem sich die Psychologie bewegt. Weder ist die Positive Psycho- logie besser als die Psychologie der letzten Jahrzehnte, noch ist sie eine völlig neue Art von Wissenschaft, die sich spontan durch die Ansage eines Psychologen aus dem Nichts erhoben hat. 2.1 Kurze Geschichte und Definition Die Positive Psychologie hat tiefe Wurzeln (siehe McCullough und Snyder 2000). In vielen Essays, Forschungsschriften und Zitaten vergangener Jahrhunderte taucht sie fortwährend auf (eine detailliertere historische Betrachtung finden Sie z. B. bei Gable und Haidt 2005). Vor ungefähr 60 Jahren kritisierte Abraham Maslow bereits die einseitige Ausrichtung der psychologischen Interessen: The science of psychology has been far more successful on the negative than on the positive side. It has revealed to us much about man’s shortcomings, his illness, his © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 3 M. Tomoff, Positive Psychologie in Unternehmen, DOI 10.1007/978-3-658-08906-1_2 4 2 Positive Psychologie sins, but little about his potentialities, his virtues, his achievable aspirations, or his full psychological height. It is as if psychology has voluntarily restricted itself to only half its rightful jurisdiction, and that, the darker, meaner half. (Maslow 1954, S. 354). Die Positive Psychologie, wie wir Sie heute als Wissenschaft kennen und wie sie alle bisherigen Theorien, Kritiken und Interessen zu kombinieren und integrieren versucht, kann auf Martin Seligmans Antrittsrede zu seinem Amt als Präsident der American Psychological Association (APA) 1998 zurück geführt werden (Selig- man 1999). Er und Mihaly Csikszentmihalyi saßen im Winter 1997 zusammen und realisierten im Beisein von Seligmans Tochter Nikki etwas (Seligman und Csikszentmihalyi 2000): All die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Psychologie zwei ihrer drei Missionen vernachlässigt. Während sie den Fokus auf 1. die Heilung mentaler Krankheiten gelegt hatte, hatte sie sowohl verpasst, 2. andere Menschen zu einem erfolgreicheren und erfüllteren Leben zu ver- helfen als auch 3. ihre großen Talente und Begabungen zu identifizieren und zu fördern. Aus dieser Erkenntnis entstand Seligmans Wunsch, den Fokus auf jene zwei ver- nachlässigten Punkte zu legen und seine Amtszeit zu nutzen, um der Psychologie einen positiveren Drall zu geben. Seit Seligmans Antritt hat es eine Explosion von Forschungsarbeiten und Bü- chern gegeben, die weltweit zusammenarbeitenden Wissenschaftlern entsprangen. 2006 entstand das erste speziell der Positiven Psychologie verschriebene Journal, das Journal of Positive Psychology. Das sind nicht nur für die Psychologie rasante und kurze Zeiträume der Entstehung einer Bewegung. So vielfältig die Definitionen der Positiven Psychologie ausfallen mögen, äh- neln sie sich doch in ihrem Kern: 7 Definition Die Positive Psychologie beschäftigt sich in Forschung und Praxis mit den Bedingungen und (Wechsel-)Wirkungen, die eine optimale Entwicklung von Personen, Gruppen und Organisationen ermöglichen (Gable und Haidt 2005; Linley et al. 2006). Ähnlich den auf die Reduktion von Defiziten abzielenden Praktiken sind die der Positiven Psychologie ebenfalls keine risikofreien (für eine ausführliche Kritik sie- he Fineman 2006). Diese mag ein wohlwollenderes Menschenbild zugrunde legen und die Gefahr innehaben, sich ausschließlich auf das zu konzentrieren, was gut ist.