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Polizei und Gesellschaft: Transdisziplinäre Perspektiven zu Methoden, Theorie und Empirie reflexiver Polizeiforschung PDF

275 Pages·2019·2.572 MB·German
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Christiane Howe Lars Ostermeier Hrsg. Polizei und Gesellschaft Transdisziplinäre Perspektiven zu Methoden, Theorie und Empirie reflexiver Polizeiforschung Polizei und Gesellschaft Christiane Howe · Lars Ostermeier (Hrsg.) Polizei und Gesellschaft Transdisziplinäre Perspektiven zu Methoden, Theorie und Empirie reflexiver Polizeiforschung Hrsg. Christiane Howe Lars Ostermeier Humboldt Universität zu Berlin Freie Universität Berlin Berlin, Deutschland Berlin, Deutschland ISBN 978-3-658-22381-6 ISBN 978-3-658-22382-3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-22382-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis Einleitung .................................................... 1 Christiane Howe und Lars Ostermeier Verdacht und Vorurteil. Die polizeiliche Konstruktion der „gefährlichen Fremden“ .................................... 17 Rafael Behr „Wer hat jetzt die größeren Eier?!“ – Polizeialltag, hegemoniale Männlichkeit und reflexive Ethnografie ................ 47 Daniela Hunold Shot Spotter, Hot Spots und Streifenfahrten ....................... 71 Niklas Creemers Selbstverständliche Staatlichkeit. Ghanaische und deutsche Polizeiarbeit im Vergleich ............................... 105 Jan Beek Lobbyieren polizeiinterner Veränderungsprozesse. Skizzen einer ethnografischen Praxisforschung bürgernaher, präventiver Polizeiarbeit ............................ 131 Christiane Howe Polizei im/unter Protest erforschen ............................... 155 Peter Ullrich Polizei und Kritik. Ein Beitrag der Ethnografie .................... 191 Dörte Negnal, Christiane Howe und Yannik Porsché V VI Inhaltsverzeichnis Amtliche Kriminalstatistiken als Datenbasis in der empirischen Polizeiforschung ................................ 207 Benjamin Derin und Tobias Singelnstein Kritische Lehre und Forschung in der Polizeiausbildung ............. 231 Michael Jasch Émile Durkheim in Massachusetts – Kriminalität, Strafpraxis und soziale Kontrolle im kolonialen Boston .............. 251 Dominik Nagl Herausgeber- und Autorenverzeichnis Über die Herausgeber Christiane Howe, Dipl. Soziologin, wiss. Mitarbeiterin im BMBF Verbund- projekt (ESKrim) zu migrantischen Communities und lokaler Sicherheit im Teilprojekt: Opferschutz im Quartier an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Münster und beratend im DFG Projekt zu Wissenspolitiken in der gegenwärtigen Regulierung der Prostitution in Deutschland am Lehrstuhl für Soziologie der philosophisch- sozialwissenschaftlichen Fakultät, Universität Augsburg. Lars Ostermeier, Dr. phil, Koordinator der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies, Freie Universität Berlin. Autorenverzeichnis Jan Beek, Dr., Postdoctoral Research Fellow, AFRASO Projekt an der Goethe- Universität Frankfurt. Rafael Behr, Prof. Dr., Dipl.-Verw., Professur für Polizeiwissenschaften, Fachhochschulbereich der Akademie der Polizei Hamburg. Niklas Creemers, Dipl. Soz.-Wiss., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin. Benjamin Derin, Rechtsanwalt in Berlin und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kriminologie an der RUB. VII VIII Herausgeber- und Autorenverzeichnis Daniela Hunold, Dr. phil. wiss. Mitarbeiterin, Deutsche Hochschule für Polizei im Fachgebiet Kriminologie und interdisziplinäre Kriminalprävention. Michael Jasch, Prof. Dr., Professor für Strafrecht und Kriminologe an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen in Duisburg, Fachbereich Polizei Dominik Nagl, Akademischer Mitarbeiter, Historisches Institut, Neuere und Neueste Geschichte, Universität Mannheim. Dörte Negnal, Juniorprofessorin für Sozialwissenschaftliche Kriminologie an der Universität Siegen. Yannik Porsché, Dr. phil., Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Soziologie der Globalisierung, Universität der Bundeswehr München. Tobias Singelnstein, Prof. Dr., Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie an der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Peter Ullrich, Dr. phil. Dr. rer. med., Bereichsleiter „Soziale Bewegungen, Technik, Konflikte“, Zentrum Technik und Gesellschaft/Technische Universität Berlin. Einleitung Christiane Howe und Lars Ostermeier Darstellungen und Analysen von Polizei gleichen in wissenschaftlichen Arbeiten und empirischen Forschungen häufig den Schilderungen der sprichwörtlich blin- den Männer, die einen Elefanten untersuchen. Aufgrund seiner Größe kann jeder seine Untersuchungen jeweils nur begrenzt in Ausschnitten und Teilbereichen vornehmen und beschreibt am Ende einen völlig anderen Elefanten. Umstritten ist weithin die Frage, was eine Polizeiforschung leisten soll. Geht es dabei um wissenschaftliche und/oder gesellschaftspolitische Analysen, sind diese überhaupt zu trennen oder um eine wie auch immer verstandene Verbesserung von Gesell- schaft oder von Polizeiarbeit? Zu klären wäre auch in welcher Hinsicht und mit welchem Ziel dies erfolgen soll. Das Alles gilt umso mehr für eine „Kritische Polizeiforschung“, die nicht nur zu einem besseren Verstehen dieser spezifischen sozialen Welt beitragen, sondern sich zudem und zuvorderst „kritisch“ mit der Polizei auseinandersetzen will, mit ihr als Institution im Staatsgefüge, mit ihren Aktivitäten und ihrem Selbstbild. Dabei ist (kritische) Polizeiforschung nicht nur mit analytischen Einwänden konfrontiert, ihre Maßstäbe und Standpunkte erscheinen häufig unklar oder fragwürdig. So hat sie – wie in jeder Forschung – nicht nur ihren jeweiligen Gegenstand zu klären, sondern auch auf welchen Prä- missen sie beruht und mit welcher Zielrichtung sie antritt. C. Howe (*) Humboldt Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland E-Mail: [email protected] L. Ostermeier Freie Universität Berlin, Berlin, Deutschland E-Mail: [email protected] © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 1 C. Howe und L. Ostermeier (Hrsg.), Polizei und Gesellschaft, https://doi.org/10.1007/978-3-658-22382-3_1 2 C. Howe und L. Ostermeier Doch was ist gemeint, wenn hier von kritisch gesprochen wird? Eine Antwort hierauf erfordert eine genauere Bestimmung. Ein Verständnis von Kritik und ihren verschiedenen Formen kann jeweils nach theoretischem und empirischem Ansatz, nach Zugriffsart und Begründung des eigenen Standpunktes und je nach disziplinären Spielregeln gefasst wer- den. Neben dem philosophischen Zugriff, dem eine exakte Analyse und Logik zugrunde liegt mit dem Ziel, Widerspruchsfreiheit von Begriffen und Aussagen zu generieren, sind dies zum einen die Bewertung von Ereignissen, Handlungen und Abläufen, die ethische und/oder (menschen-)rechtliche Maßstäbe voraussetzen nach denen die jeweiligen Bewertungen und Zielvorgaben vorgenommen werden (können). Zum anderen sind es Beschreibungen, die scheinbare Selbstverständ- lichkeiten durch (distanzierende) Reflexion und Interpretation infrage stellen. Alle Ansätze sind nicht immer klar zu trennen, sie befinden sich häufig im Fluss oder treten kombiniert auf. Zudem nehmen wir inzwischen mehr „die Praktik der Kritik selbst in den Blick und fragen uns, was wir tun, wenn wir kritisieren, welche Macht wir ausüben und wohin uns die Kritik führen wird.“ (Demirović 2008, S. 1). Das erstgenannte Vorgehen zielt auf Bewertungen und Beurteilungen von Ereignissen, Handlungen und Abläufen. Es ist verbunden mit und orientiert sich an verschiedenen (anthropologischen, teleologischen, ethischen, religiösen und/oder rechtlichen) Maßstäben, nach denen die jeweiligen Bewertungen vor- genommen werden. Dem Verständnis dieser Form von Kritik liegt die Analyse und Offenlegung von Widersprüchen und Fehlern zugrunde, die auf einem Ver-/ Abgleich von einem Status quo und einem postulierten, vielfach implizit bleiben- den, erstrebenswerteren, idealisierten Zustand beruht. Zielsetzungen sind morali- sche oder gesellschaftspolitische Verbesserungen im Hinblick auf diese zugrunde gelegten Maßstäbe. Der Ansatz beinhaltet immer auch die Anstrengung der Ana- lyse eines Status quo und die Arbeit an einem Ziel oder einer Utopie. Solcherart Maßstäbe finden sich entweder bereits in der Gesellschaft, z. B. in Gesetzen, Normen und Regelwerken und sind „immanent“ begründet oder sie sind „transzendental“ in einer göttlichen Instanz, der Anthropologie oder der Vernunft zu suchen. Damit sind sie in bestimmter Weise mit der jeweili- gen Geschichte verbunden und historisch gegeben. Immanente Maßstäbe kön- nen partikular-kontingent in einer Kultur/Gemeinschaft in Vorstellungen eines „guten Lebens“ vorhanden sein oder als funktional notwendig erkannt werden. Aktuell wird dieser Ansatz als „reflexiv-distanzierte“ oder (re)konstruktive Kri- tik gefasst, die sich darum bemüht, einen neutralen oder gut begründeten Stand- punkt einzunehmen, indem sie sich auf abstrakte Argumente oder universelle (allgemeine) Prinzipien beruft, um legitime von illegitimen Machtverhältnissen

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