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Politische Psychologie PDF

434 Pages·1960·51.5 MB·German
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DER MENSCH IX PKK GESCHICHTE ZUR BEGRÜNDUNG KINKK PSYCHOLOGISCHEN WELTANSCHAUUNG VON ADOLF BASTIAN. DRITTER BAND. LEIPZIG VERLAG VON OTTO WIGAND. 1860. DigitizedbyGoogle POLITISCHE PSYCHOLOGIE VON ADOLF BASTIAN LEIPZIG VERLAG VON OTTO WIGAND. 1860. DigitizedbyGoogle 1 Inhalt des dritten Bandes. Religiöse Bedürfnisse. Seite DieBlutrache l DieSühne 23 PriesterlichesWissen . . . . . . 27 DerAckerbauund seineMysterieu 36 Felderdienst 69 Reinigungen 74 Büssungen 33 . . Seelenwanderung 95 Ritualien 98 Opferscala 102 Vicariate 112 Reformationen 124 SuchenundFindenderGötter 128 Weihen 134 Culturgeheimnisse 140 MystischeMahle 148 PopuläreSchöpfungen. Theocrasien 165 .177 MittelalterlicherAberglaube DasHeiligeinderNatur. .188 Gestirne Steine 191 Pflanzen 193 Thiere 197 Schlangen 20 Kobolde 202 DigitizedbyGoogle . VI InhaltdesdrittenBandes. .... Regenzauber Wasser Feuer Die Gesellschaft. .... DasKigenthum .... DasErlaubte Gelübde Naturvölkerund dieCivilisation DerRichter NationaleOeconoraie . DerStaat Mann undFrau Geschlechtsverhältnisse Altersclassen, KastenundStände .... Abstammung Traditionen CivilisirendePropheten HeiligeoderverachteteRacen UnverletzlichkeitdesHandels Wanderungen undAnsiedelungen .... FürstundRegierung . Sklaverei" Gemeindewesen . Uebereinkommen EinflussderUmgebung Die(iesrhirlitsbewegung . Die Gedanken-Statistik . . Religiöse Bedürfhisse. DIE BLUTRACHE. Als der unerschütterlichste Grundsatz wird sich schon auf dem unterstenZustandederGesellschaft dasVerbot desMordes constituiren, da erst seine Anerkennung ein Zusammenleben überhaupt möglich macht. Das Streben, einen getödleten Verwandten zu rächen, hat in allen Zonen und Climaten das Princip, dass Blut durch Blut zu sühnen, hervorgerufen, und dieBemühungen, den vielleichtunabsicht- lichen Mörder der gewiss folgenden Strafe zu entziehen gaben den , Priestern die Vorstellungen derReinigungen, die in derältesten Ge- schichte der Griechen ihr wichtigstes Geschäft ausmachten, an die Hand, wie sie.bei den aus mechanischen Analogien ihre Systeme zusammentragenden Indianern die weitläufigenCeremonien entwickel- ten, denen sich auch der mit dem Blut eines Thiers befleckte Jäger zu unterwerfen hat. Die Ideen desWilden gehen aus Erfahrungssätzen hervor, deren ursächlicher Zusammenhang sich in seiner eubjectiven Anschauung knüpft. Erhatte ein ihm mehr wie andere Thiere ähnliches Wesen getödtet, nichtein, sondern mehrereMale, aberjedes Mal hat er sich kurzdaraufvonandernWesen derselbenArtangegriffen gesehen, war er in diedrohendsteLebensgefahrgerathen. Vielleicht trugen sie das blutigeGewand desErmordeten aufihrenSpeeren, vielleicht hing der abgesandte Todespfeil an ihrem Halse. Die Belehrung lag ihm hier eben so nahe, als dem Hunde, der in Gegenwart des corpus delicti seine Strafe erhält. Dann wurde sein Sohn, sein Freund von verrätherischer Hand erschlagen. Jahrelang hatte er mit ihm zu- sammengeweiltin derselben Hütte, aufdemselben Lager, durch ihren Ideenaustausch waren sie ineinandergewachsen, sie waren Eins, und bei dem Tode des Einen schien es dem Andern, als ob ein Stück seines eigenen Selbst aus seinem Herzen gerissen wäre. Wenn er Bastian, Meosch. III. 1 DigitizedbyGoogle 2 KeligiöseBedürfnisse. ihn vertheidigte, wenn er ihn später zu rächen suchte, handelte er nur nach den gleichen Motiven,die das Princip der Selbsterhaltung in jedes individuelle Bestehen mit Natumothwendigkeit gelegt hat. Hierzu trat, mit der Gesellschaft emporgewachsen, der ethische Ein- druck des Mordes. Schon war es traditionell Uberliefert: Du sollst nicht tödten, und dieses Verbot, die conditio sine qua non des Zu- sammenlebens, wurde als heiliges Palladium in dem geschlossenen Kreise gehütet. Aus solchen Vordersätzen musste sich das Oesetz der Blutrache entwickeln. Das Verbot, nicht zu tödten, mochte in der Gesellschaft Ausnahmsßille zulassen, demjenigen gegenüber, der wegen Verletzung des Eigenthums oder anderer Unthaten halber be- straftwerden durfte. Ein fremderStamm dagegen rächte den ihm in seinenGründen unbekannten Mord eines—Angehörigen,durch welche Motive derselbe immer verursacht war. Der Freund ward dem Freundegetödtet. HierlagjetztnichtmehralleindasGefühl verletzter Individualität vor, was man schon mehrfach gewohnt gewesen war, zumBesten desGanzenzuopfern, es wareinGebotderGesellschaft*), die heiligste derTraditionen verletzt, und ein Zwiespalt eingetreten, der, wenn nicht ausgeglichen, zur Auflösung führen musste. Der Freund wargemordet. DasindividuelleGefühl drängte zurRache**), die Gesellschaft verbot zu tödten, aber das Verbot der Gesellschaft selbst war verletzt. Das Verbot genügt nicht mehr in allgemeiner Ausdehnung,und zurBeruhigungangeregterZweifelsanctionirt***) der Staat den Brauch der B—lutrache. Es wird zum Lehrsatze: Blut ist mit Blutf) zu sühnen. Im Besitze dieses neu erworbenen Princips *) NachdenManichäernkonntedas Verbot, nichtzutödten,—nichtvon GottdemMosesenthülltsein, da es so alt wiedie Welt wäre. Einvon preussischenGerichtenwegeuBrandstiftungverhörterTaubstummererwiderte (aufanihngerichtete Fragen), dassmanMenschennichttödtendürfe, weil mansonstwiedertodtgesehlagcnwürde. **) IndemdieSchwesteraufdieKnochenTunahkararo'sblickte(welche Tanparoro, Tauparoro murmelten), sagtesie: Vergeblich rasselt ihr, ihr Knochen desjenigen, der erschlagen wurde bei Ati-Hapai, dennwerlebt, überihnzuklagenundseinenTodzurächen? ***) HattederErmordetekeinenahenAnverwandten, ihn zu erlösen, so best—ellteihmdasGesetzselbsteinen Bluträcher beigermanischen Stäm- men. SobaldeinCaraibegestorbenwar, erforderteesderGebrauch, dass alleVerwandten desselben, sammt und sonders, sich einfinden undJeder einzelnsichüberzeugt, dassereinesnatürlichenTodesgestorbensei. Sollte EinerderFamiliedenLeichnamnichtgesehenhaben, sowürdeerdie übri- gen Verwandten als Beförderer und Verursacher des Ablebens betrachten müssenundverbunden»ein, denTodanihnenmitBlutzurächen. t) Der Araber ist nicht ruhig, bis er das Blut seines Feindes hat fliessensehen, und indem er seineUnruhe auf die Seele des Ermordeten DigitizedbyGoogle Die Blutrache. 3 vergisst derGeistdie wildeUebergangsperiode, dasChaos derZweifel, Fragen und Hoffnungen, woraus sich dieser Grundsatz schliesslich alsdaszurDeckungdergegeneinanderstreitendenMotivenothwendige Resultat entwickelte. Der Grundsatz wird nicht in der organischen Entwickelung seinergegenseitigauseinander hervorgehenden Phasen, sondern eben alsletzte«einfachesResultatfestgehalten,welchesheisst: Blutfordert Blut*). Das ist deutlich und bestimmt genug. Jeder weiss,—wasBlut ist, Jeder weiss, dass Blut fürBlut vergossen werden inuss. Aus Versehen, unabsichtlich erschlägt ein Mitbürger seinen Nachbar. Das Gesetz mochte solche Zufälligkeiten vorhergesehen und sie nicht unter dieVerletzungen desVerbotes zutödten gerechnet haben, aber seineBestimmungen sind weniger scharfundumschrieben alsdie fassliche Vorstellung des durchBlutzu sühnendenBlutes: das Blut des Mörders muss vergossen werden, und der Staat ist glücklich genug, wenn esgelingt, (furch Einschnitte in den—Arm oder dieBeine dasLeben eines nützlichenMitgliedes zuretten. EinSohn wird ge- boren, der Erstgeborne unterSchmerzen und BlutabgangderMutter. Vergossnes Blut fordert seine Sühnung; der Knabe oder dasMädchen wirdbeschnitten, der Erstgeborne**) wohl auch getödtet, denn auf ihm, derschon bei derEmpßlngnissBlutvergoss, haftet eine doppelte Schuld. Ist Glied für Gliedzu strafen, so folgt eine hottentottische — überträgt, so wird ihm die Blutrache zum heiligen Gesetz. Nach der KabbalaistdasBlutdesErschlagenen, so lange esnichtmitErdebedeckt ist,ingrosserAufwallung, besonderswenn derMördersiehihmnähert, wie auchimMittelalterinsolchenFällendieWundenzublutenanfingen. *) Um die Blutschuld gleichmassig auf die Gemeinde zu vertheilen, wiebeiderSteinigungimAlterthum, zerreissen dieNegerdenVerbrecher, fuhrtbei den Hottentotten der Häuptling mit seinerHassegay—e den ersten Streich,woraufAlleüberihnherfallenundihnzuTodeprügeln. Derjenige, welcherdenzuverzehrendenGefangenenbeiden TuppinImbas erschlagen hat, wird nachher (wie Hans Staden erzählt) von dem Könige an den Armenblutig gekratztundmusseinenTagüberinseinerHängematteliegen bleiben. **) Dievon denGöttern zu erlangendenBegünstigungen wurdennach demWerthe des Opfers taxirt. Je lieber dieses demGeber war, um so mveerhlranBgeern.echtDiigeunNgiegdlearulbatgeenerinzuSihcialbieenn,wudiredeEnrfüvlolnundgenseiKnaerrtWhaügnesrcnhedezmu SfottlosenIndifferentismusderReichenzugeschrieben, dieSklavenkinderfür ddieerOepdfeelsrtegnekSapurfötsshlaitntgeend,awregsehbarlabchtdawsurndäec,hsutnedMwaileeiinnBeabgyrlososnewHäehclatetommabne besonders die Erstgebornen und einzigen Kinder, da sie ihrenEltern am theuerstenwaren. DerphönicischeKönigChronos-IsraelopferteseinenErst- gebornen, wie derMoabiter-Fürst (Mesa) im Kampfe mit den Hebräern. KodrusgabsichfreiwilligzurKettungseinerStadthin, wiebeidenRömern dieDecierundCurtier. WennRhamsesbei derAufrichtung desObelisken * 1 DigitizedbyGoogle 4 ReligiöseBedürfnisse. Exsection*), eine halbe Castration oder wird, wiebei den Papuas, das obere Glied des kleinen Fingers unterbunden, gleich demFinger- opfer des Herkules und Orestes, um symbolisch den in den Mai- bäumen undSäulen wiederkehrenden Phallus desFingers zu opfern, bei dem (als medius fidius) die Römerschwuren, wie die Araberbei denGeschlechtstheilen. Das Blut selbstwirdeinmysteriösesSymbol, ein magisches Zaubermittel. Thürpfosten werden mitBlutbestrichen, um den umgehenden Pestengel abzuhalten, blutigeTücher über die Feldergebreitet, um sie vor feindlichen Einflüssen zu schützen, oder dasLandzubefruchten,BlutwirdbeiBündnissen,Blut beiVerbindungs- festen getrunken. Blut, wo immer gesehen, wird mit Scheu und Furchtbetrachtet. Der, an demBlut haftet,wird ängstlich gemieden, man weissnicht genau, wie es vergossen, ob aus nutzlosem Frevel- muthe, odervielleicht aus erzwungener Nothwehr, aber man kennt ausErfahrung die verderblichenKriege, die*langvererbtenFeindselig- keiten,diesolches aufseinHauptherabziehen mag. Erstnachdem er sich gereinigt,darferwieder unterdieGesellschafttreten. Dasunheil- öeinenSohnandieSpitzeband, geschahesnichtsosehr, wiePliniusmeint, umdieArbeitervorsichtig zu machen, als um sich durchmagischeKünste des guten Verlaufs des Vorganges zu versichern. Als weder Opfer von Ochsen noch von Menschen dieErnten verbessern konnten, brachten die Schweden im drittenJahre ihrenKönig Domald den Göttern dar, Ilakon JarlbeieinerHungersnothseinenSohn undKönigOlaf sein eignesLeben. *) Der Muttermörder Orestes erhielt nicht eher Ruhe vor den ihn peinigendenFurien(dem Scha—ttenClytünmestra's), bis ersichmitBlutaus seinemFingergesühnthatte. BeidenPrüfungenlassensichdieJünglinge derMandanendenkleinenFinger der linken Hand abhacken, umihndem grossenGeiste zumOpfer zu bringen, oft au—ch noch denZeigefinger, oder selbstdenkleinenFingerderrechtenHan—d. DieAustralieropfernFinger, wie dieTscherkessen, beiKrankheiten. In derKastederSudraskaufen sich—vornehmeFrauen durch goldeneFinger vom Abschneiden der Finger los. DieHottentottenexstirpirten den rechtenHodenundihrenFrauendas ersteGlieddeskleinenFingers. DieEingebornen vonCapul trieben einen Nageldurch dieEichel. Manchen Völkern(wiedenAbiponern)dientedas ScheerendesKopfhaares statt derBeschneidung, und im Orientevielfach das Durchbohren des Ohrläppchens, während arabische Legenden das TragenderOhrringevonHagarherleiten,derAbrahamdasOhrdurchbohrte, damit Sarah, ei—nem Schwüre gemäss, sich in ihrem Blute die Hände waschenkönne. DerphönicischeChronos-Israellässt, nachdemerseinen Sohn—Jehudgeopfert, seinganzesHeerzurAbwehrgegendiePestbeschnei- den. Schiwa, demdurchdenFluch einesMuniderLingamabfiel, musste sich einenFinger abschneiden, um der Pest sendenden Kali das Blut zu trinkenzugeben. WiebeidemFingergottHerkule—sdaxivXos, schwur der RömerbeidemleuchtendenDioscurPollux(pollex). Orrauzdmachtezuerst dieHand und dann den Körper, als er im Anfange der Schöpfung das Wortsprach. DigitizedbyGoogle Die Blutrache. 5 v—erkündende)dasgefährlicheZeichendesBlutesmussabgewaschensein. DerJägerkehrtmitseinerBeute zurück. Auchan seinenKleidern klebtBlut. VielleichtwardasheimgebrachteWildnichtdaseinzige,das erimdunkelnWaldejagte,vielleicht fiel nochein andres unterseinem Speere,daszurächenbalddieHordenerbitterterVerwandten*) herbei- stürmen werden. Und wenn auch nicht: ist es doch immerBlut, das ervergoss, zwarBlut vonThieren,aber dochBlut von einem lebenden Wesen, und was wissen wir, weshalb das Gesetz diesen Nachdruck aufdie verunreinigende Wirkung des Blutes legte, was beweistuns, dass es nurpolitischeundgesellschaftlicheRücksichten waren,diezum AussprechendieserAnsichtbewogen? Vielleichtliegtnocheinetiefere, geheimnissvollereBedeutung in dem Blute als solchem, die unseren Vorfahren früherbekannt, vielleicht geoffenbaret war, die jetzt im LaufederZeiten verloren gegangen sein mag. Und dann auf den Thierenruhte oft ein heiliger Character, dessenwegen sie weit ehr- furchtsvollerbetrachtet wurden, als dergehassteundverachteteMit- mensch. Auch kennt man nicht die genaueren Verhältnisse ihres Zusammenlebens, ihre staatliche Organisation jedenfalls wird der ; grosse Bär, der heilige Löwenkönig schon Nachricht haben, dass einer seiner Unterthanen gemordet wurde, und zwar von uns. Wer kann wissen, was darauffol—gen mag? Jedenfalls ist esbesser, Vor- sichtsmaassregelnzutreffen. DerJäger wirdgereinigtmitdenselben und ähnlichen Ceremonien, wie derMörder**), und damit wird der grosse Bär wohl zufrieden sein. Um diese lästigen Weitläufigkeiten zu vermeiden, gehen (bei Lappen und Ostjäken) die Priester das *) JemehrdenAbiponera ihreSicherheit amHerzen liegt, destoun- ablässigererträumensieGefahren; dieunbedeutendstenKleinigkeitengeben dazu den Anlass. Ein fliegendes Gerücht, ein von Weitem gesehener Rauch, unbekannte Fusstapfen auf dem Wege, das BellenderHundezu ungewöhnlichen Stunden erregen in ihnen schon Besorgnisse, besonders wennsiekurz vorher irgendwo einBlutbad oderVerwüstungenangerichtet haben unddaherdieRachederBeleidigtenfürchten. Umsichzu beruhigen undzugleichzuunterrichten, tragensieihrenZauberernauf, sichbeiihrem Grossvaterzuerkundigen, was ihnenfürGefahrendrohen undwiesiesich dabei zu verhaltenhaben. InderNachtversammeln sichdieWeiberunter ihrerVorsteherinzu wildenTänzen mit betäubenderMusikderTrommeln, mitHaut überzogenerTöpfe und Kürbisklappern. GegenMorgeneiltman zuihnen, umzuerfahren, welcheOffenbarungensieerhaltenhaben. Gegen Geschenke ertheilen sie Antworten, aber meistens so zweideutig undauf Schraubengestellt, dass sie immerRecht behalten, es mag erfolgen, was dawill. **) Alslblis, unsichtbar nebenAbel stehend, miteinemSteine einen Wolferschlug(inderFunctioneinesHirten), ergriffKaineinenandernund erschlugAbel. DigitizedbyGoogle " : 6 ReligiöseBedürfnisse. nächste Mal gleich auf die Jagd mit, bitten*) und schmeicheln dem Bären, sich mit seiner eignen Einwilligung tödten zulassen, damit das Blut später nicht um Rache schreie, setzen ihm die Vortheile auseinander, die sie von seinem Fleisch und Fette ziehen würden, den edlen Gebrauch, wozu sie seinen Pelz zu verwenden gedächten, und bitten ihn schliesslich, wenn erim Todesröcheln liegt, um Ver- zeihung, den Todesstreich soungeschickt geführt zu haben. Sobald eine schärfere Gliederung der Stände eingetreten ist, modificirt sich durch die in ihrem Vermögen begründeten Prärogative der Reichen die allgemeine Gültigkeit des Gesetzes derBlutrache durch die An- erkennung des Wehrgeldes, in dessen Preisscala die verschiedenen Grade des Verbrechens abgeschätzt werden. DasVerbrechen ist hier nochkeine Sünde, sondern wird nur in Rücksicht auf die Verletzung derStaatsinstitutionen bestraft. Das Gesetz der Blutrache besteht in vollster Kraft, in un- bedingtester Anerkennung. Jeder hat die sichere Ueberzeugung seiner unausbleiblichen Strafe. Auf der Jagd fliegt ein Pfeil fehl, durch Zufall trifft er das Herz eines Menschen statt eines *) NachderSagederamericanischen IndianerwurdendieTbicre früher erschaffenalsdieMenschen und geboteneinstüberdie ganzeErde, durch Zauberkunstwurdeneinigevon ihnen in Menschen verwandelt und fingen sogleichan, dieandern Thiere durchJagd zu verfolgen. In jenemLeben nuemhmVeenrzaelilehumnegnscbihtltiect.he—GestDaileteKnoalnos,cwheesnhahlabltdeenrJBäägreernbfeüirdveerrEwralnedgeulnteg Menschen und hüten sich deshalb, Ueblcs von ihnen zu reden, umnicht dafürbest—raftzuwerden, oderbittensiebeimBegegnen, ihnen keinBöses zuthun. DerAbiponetödtetlebende Bienen, diesichineinerHonigwab—e linden,ausserhalbderHütte, weilersonstnieeineanderefindenwürde. DierussischenPromyschlcnniksinSibirienglauben, dass, wenn man einen erlegtenBären (der auch bei den Ostjäken verehrtwird)verhöhnt, dieser wieder aufleben undsich an demSpötter rächen werde. Ehe sie ihmdie Hautabziehen, unterlassensiedahernie,ihm dieTatzenabzuhauenunddie Augen auszustechen, damit er im Fall—e einer Unvorsichtigkeit von ihrer Seite weder hören noch sehen möge. Bei den Mandanen, Pahnis und andernnordamerica—nischenVölkerschaftenhüllensichdieArzneimännerindie HauteinesBären. WenndieKafferndenElephanten(dessenFleischsie ausAchtung vor seinem Verstände nicht essen) jagen, rufen sieihmzu —,,TÖdteunsnicht, grosserHäuptling,trittnichtaufuns, grosserHäuptling. NachdenArabern ist es nichterlaubt, einThierzutödten, wennnicht durchausnothwen—dig zurErnährung, undselbstdannmussumVerzeihung gebetenwerden. DieKnochenundderKopfdesgetödtetenTigerswurden in Chinasorgfältigbegraben, mit derRichtung nachNorden. Ehe sie auf dieBärenjagdgehen, führendieSioux, imCostüradesBären, denBärentanz auf, umd—engrossenBärengeistzuBerathungeuherbeizuziehen undzuver- söhnen. DieLappländer nannten den Bären nie mit seinein Namen, sondernnurdenAltenmit deinPelz, undauchdieNorwegerimMittelalter glaubten, dasserdiemenschliche Spracheverstände. DigitizedbyGoogle

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