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Politische Meinungsbildung und Wahlverhalten: Analysen zum „Superwahljahr“ 1994 PDF

221 Pages·1998·5.79 MB·German
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Christine Dorner' Klaudia Erhardt (Hrsg.) Politische Meinungsbildung und Wahlverhalten Schriften des Zentralinstituts fur sozialwissenschaftliche Forschung der Freien U niversitat Berlin ehemals Schriften des Instituts fur politische Wissenschaft Band 84 Christine Dorner' Klaudia Erhardt (Hrsg.) Politische Meinungsbildung und Wahlverhalten Analysen zum "Superwahijahr" 1994 Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Politische Meinungsbildung und Wahlverhalten : Analysen zum »Superwahljahr" 1994/ Christine Dorner; Klaudia Ehrhardt (Hrsg.). Opladen; Wiesbaden : Westdt. VerI., 1998 (Schriften des Zentralinstituts fiir Sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universitat Berlin; Bd. 84) TSBN-13: 978-3-531-13273-0 e-TSBN-13: 978-3-322-89876-0 DOT: 10.1007/978-3-322-89876-0 Aile Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden, 1998 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fiir Vervie!faltigungen, Dbersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in e!ektronischen Systemen. http://www.westdeutschervlg.de Hochste inhaltliche und technische Qualitat unserer Produkte ist unser Zie!. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Biicher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Polyathylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. U mschlaggestaltung: Christine Huth, Wiesbaden Inhalt Christine DornerlKlaudia Erhardt Einfiihrung 9 Klaudia Erhardt Die unentschlossenen Wahler als Motor zyklischer Wahlabsichts verlaufe. Eine Untersuchung am Beispiel der Riickgewinnung der Wahler durch die CDU im Friihjahr 1994 15 Christine Dorner Do Media Matter? -Zur Reichweite des Agenda Settings 119 Christine Dorner Die Wahlerschaft von Biindnis 90IDie Griinen -demographische Zusammensetzung und politische Orientierung 150 Ivo Scheike Die Wahlerschaft der Republikaner: Eine Analyse vor dem Hinter- grund ihres friiheren Wahlverhaltens 184 Wolfram Schulz Die Kanzlerkandidaten Kohl und Scharping in der Medien- berichterstattung des Wahljahrs 1994 203 Korrespondenzanschriften der Autoren 221 Vorwort Die in diesem Band vorgelegten Beitrage sind Arbeitsergebnisse des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefOrderten Forschungsprojekts "Wahlabstinenz, Wahlerabwanderung und politische Issues. Eine Langs schnittstudie zu Ursachen und Wirkungen politischer Problemthematisie rung im 'Superwahljahr' 1994", kurz auch als Projekt "Massenmedien und Wahler" bezeichnet. Es handelte sich urn ein interdisziplinares Forschungs projekt, an dem Wissenschaftler der Fachbereiche Politische Wissenschaft und Publizistik der Freien Universitat Berlin sowie des Wissenschaftszen trums Berlin beteiligt waren. Zusammen mit dem kurzlich veroffentlichten Band von Richard Stoss! liegen hiermit die wesentlichen Ergebnisse der Projektarbeitsgruppe am Fachbereich Politische Wissenschaft vor. Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die das Projekt drei Jahre lang gefOrdert hat. Weiterhin danken wir Manfred Gullner, dem Lei ter von FORSA, fur die groBzugige Oberlassung von Befragungsdaten, die den urspriinglichen Auftragsumfang erheblich iiberschritten haben, Frauke Burian fur ihre Geduld und das sorgfaltige Lektorat und nicht zuletzt all jenen, die das Entstehen der vorliegenden Beitrage mit Anregungen und sachkundiger Kritik unterstiitzt haben. Berlin, im J anuar 1998 Die Herausgeberinnen Richard Sttiss, Stabilitiit im Umbruch. Wahlbestiindigkeit und Parteienwettbewerb im "Superwahljahr" 1994, OpJaden 1997. Christine DornerlKlaudia Erhardt Einfiihrung Die grundlegende Fragestellung des Forschungsprojekts, auf dem die hier vorgelegten Analysen basieren, ist auf den Zusammenhang von Medien berichterstattung, individueller Problemperzeption und Wahlverhalten ge richtet. Ursprunglich stand die Konzeption noch ganz im Zeichen der stark ansteigenden Nichtwahleranteile und der zunehmenden Abwanderung der Wahler zu kleinen, insbesondere rechtsextremen Parteien, die die politische Offentlichkeit und die Wahlforschung Anfang der neunziger Jahre beun ruhigten. Teilweise wurden dramatische Entwicklungen prognostiziert. "Abkehr von den Parteien?", "Deutschland am Ende einer Ara stabilen Wahlverhaltens?","Volksparteien in der Krise" sind typische Aufsatztitel aus der Zeit zwischen den beiden letzten Bundestagswahlen. Es bestand jedoch auch unter einer weniger kassandrahaften Perspektive damals kein Zweifel daran, daB sich die auf Stabilitat und Kontinuitat ver weisenden Determinanten des Wahlverhaltens zugunsten solcher Faktoren abschwachten, die volatiles Wahlverhalten und Wahlabstinenz forderten. Somit muBten medial vermittelte Thematisierungsprozesse und davon be einfluBte individuelle Problemwahmehmungen und Akteursbewertungen fUr die Wahlentscheidung an Bedeutung gewinnen. Vor diesem Hinter grund sahen wir das Ziel unseres Forschungsprojekts darin, zu untersuchen, tiber welche Themen und inhaltlichen Motive der ProzeB der Abwanderung von den groBen Parteien vermittelt ist und welche Rolle die Thematisie rungsleistung der Massenmedien dabei spielt. Die politische Entwicklung hat seither gezeigt, daB die bedrohlichen Szenarien jener Zeit stark tiberzogen waren. In der Bundestagswahl 1994 nahm der Anteil der Nichtwahler in den neuen Bundeslandem zwar leicht zu, in den alten Bundeslandem ging er jedoch zuruck. Die allgegenwartige Rede von der "Politikverdrossenheit" verschwand aus den Medien. Die Landtagswahlerfolge der "Stattpartei" und der "Republikaner" wiederholten sich in der Bundestagswahl 1994 nicht, die CDUIFDP-Koalition schaffte emeut die Regierungsmehrheit, und somit war letztlich, allen Umbruchs erwartungen zum Trotz, eigentlich alles beim alten geblieben. Angesichts 10 Christine DornerlKlaudia Erhardt der tatsachlichen Entwicklung muB man sich fragen, wie es dazu kam, daB die politische Krise der fruhen neunziger Jahre fast einhellig als ein Symp tom einschneidender negativer Veranderungen im Verhaltnis von Biirgem und Parteien in der Bundesrepublik diagnostiziert wurde. Die Antwort liegt wohl darin, daB sich diese Krise nahtlos in ein Interpretationsschema ein fiigte, das schon seit Jahrzehnten die deutsche Wahlforschung dominiert und das sie mit der zeitgen6ssischen Sozialforschung auch anderer Spezial gebiete teilt. Es lautet: Aufgrund der Modernisierung der Gesellschaft 10- sen sich zunehmend aIle Strukturen auf Dieses kulturpessimistische Paradigma erfuhr in den J ahren zwischen den letzten beiden Bundestagswahlen massive exogene Verstarkung: Er stens war unvorstellbar, daB die Integration von 15 Millionen neuen Staats biirgem mit v6l1ig anderen Lebenserfahrungen ohne tiefgreifenden EinfluB auf die politische Kultur bleiben k6nnte. Also muj3te die Umwalzung auf grund der Wiedervereinigung auf Kosten der althergebrachten Strukturen gehen. Zweitens waren PolitikverdruB und Parteienkritik nicht nur folge richtige Erscheinungsformen der von der Wahl- und Parteienforschung un terschiedlicher Richtung diagnostizierten Entwicklungen, sondem sie lies sen sich auch empirisch feststellen. Jenseits einer vielleicht nur aufbau schenden Medienberichterstattung zeigten sich die entsprechenden Phano mene in jeder Meinungsumfrage. Und drittens wiesen die Ergebnisse der Zwischenwahlen, in denen die groBen Parteien erheblich an Wahlem ver loren, die kleinen Parteien zulegten und der Nichtwahleranteil sich deutlich erh6hte, in die gleiche Richtung. So erschien eine zunehmende Volatilitat als logische Konsequenz, als endlich eingetroffene Manifestation von Pha nomenen, we1che die Wissenschaft seit langem kommen gesehen hatte. Jede dominierende Schwerpunktsetzung fiihrt jedoch zur Vemachlassi gung der altemativer Perspektiven, und das erzeugt nach einiger Zeit ein fiihlbares Defizit. Nicht nur in Deutschland, wo die zweite Bundestagswahl in Folge ein unerwartet stabiles Abstimmungsverhalten der Wahler zeigte, sondem auch in den USA tauchen zunehmend Arbeiten auf, die die Dia gnose einer steigenden Volatilitat des Elektorats in Frage stellen oder gar widerlegen und den Blick auf die beharrenden statt auf die aufl6senden Krafte innerhalb des Wechselspiels von Parteien, Massenmedien und Wah lem richten 1• Auch in unseren Analysen trat - entgegen unserer Vorannah- Vgl. z.B. Carsten Zelle, Der Wechselwiihler. Eine Gegeniiberstellung politischer und sozialer Erkliirungsansiitze des Wiihlerwandels in Deutschland und den USA. Opla den 1995; Ursula Feist, Wahlerstimmung und Wahlentscheidung 1994 - Zeit fUr einen Wechsel?, in: Heinrich Oberreuter (Hrsg.), Parteiensystem am Wendepunkt? Wahlen in der Fernsehdemokratie, Miinchen 1996; Andrew Gelman/Gary King, Why Are American Presidential Election Campaign Polls So Variable When Votes Are So Einfiihrung 11 men - immer wieder die starke Bedeutung stabilisierender Faktoren fUr das Wahlverhalten zutage. Daten tiber das gesamte Jahr 1994, die uns zur Ver ftigung standen, ermoglichten es, die Dynamik der Entwicklung von politi schen Einstellungen und Wahlabsichten detailliert nachzuzeichnen, deren Einbindung in Problemsichten herauszuarbeiten und den begrenzten Ein fluB von massenmedial vermittelten Ereignissen auf die langerfristigen po litischen Konzepte der Wahler zu erkennen. Nicht, daB wir zu dem Ergeb nis gekommen seien, es gebe iiberhaupt keine Flexibilisierung des Wahl verhaltens, -es ist aber bei den meisten Wahlem naeh wie vor in kognitive, evaluative und soziale Strukturen eingebunden, die nieht kurzfristig ver anderbar sind und die sieh noeh immer machtvoll auswirken. Bevor jedoch die einzelnen Beitrage dieses Bandes genauer vorgestellt werden, sei kurz das den Analysen zugrundeliegende empirisehe Datenmaterial besehrieben. Die empirisehe Basis des Forsehungsprojekts besteht im wesentliehen aus den zwei Strangen, die in seinem Kurztitel "Massenmedien und Wah ler" benannt sind: einer Inhaltsanalyse der politischen Medienberichterstat tung und einer kontinuierlichen tagliehen Reprasentativbefragung der wahl bereehtigten Bev6lkerung, be ide iiber das gesamte Jahr 1994 hinweg. Die Inhaltsanalyse umfaBte folgende Medien: - Die iiberregionalen Zeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung, Siid deutsehe Zeitung, Die Welt, Frankfurter Rundsehau, Bild und die tages zeitung. Ausgewertet wurden jeweils die Titelseiten plus die Artikel aus den Bereichen Politik und Wirtsehaft auf der zweiten Seite der Bild Zeitung. Das ergab insgesamt 16 032 erfaBte Artikel. Da die Identifizie rung des Themas im Vordergrund stand, wurde die Erfassung auf Uber sehrift und Lead bzw. den ersten Abschnitt eines Artikels beschrankt. Angesichts begrenzter Ressoureen waren die genannten Einsehrankun gen in der Datenerfassung bei den Printmedien zwingend notwendig. - Die Hauptnaehriehtensendungen von ARD und ZDF (jeweils taglieh), von RTL und SAT! (jeweils altemierend vier Wochen lang). Das sum mierte sieh auf insgesamt 14641 erfaBte Naehrichtenbeitrage. - Innen- und auBenpolitisch relevante dpa-Meldungen: Von den insge samt etwa 30000 in Form von Textdateien herausgegebenen dpa-Mel dungen aus den Ressorts Politik und Wirtschaft des J ahres 1994, die von dpa selbst mit einer Prioritat der Stufe drei und h6her klassifiziert worden sind, wurden 3862 herausgefiltert und eodiert. Selektionskrite- Predictable?, in: British Journal of Political Science, Vol. 23, 1993; Janet M. Box Steffensmeier/Suzanna De Boef, Partisanship and Ideology: A Subgroup Analysis Over Time, Paper prepared for presentation at the 1996 annual meeting of the Ameri can Political Science Association, San Francisco. 12 Christine DornerlKlaudia Erhardt rien waren die Kennzeichnung einer Nachricht als Zusammenfassung sowie bestimmte von dpa vorgenommene Klassifizierungen einer Nach richt in Sachgebiete. Die Grundlage der Bevolkerungsbefragung stellt die omniTel-Erhebung dar, welche von FORSA - Gesellschaft ftir Sozialforschung und statistische Analysen mbH - bereits seit 1991 durchgefuhrt wird. Es handelt sich urn eine Omnibus-Befragung, die (werk)taglich 500 bundesweit reprasentative Telefoninterviews umfaBt (davon ca. 400 aus den alten, 100 aus den neuen Bundeslandern). Sie enthalt die verktirzte ZUMA-Standarddemographie, Wahlruckerinnerungs- und Sonntagsfrage, allgemeine und personliche wirtschaftliche Zukunftsaussichten. Ais offene Fragen werden die am mei sten interessierenden Themen, tiber die in den Medien zur Zeit berichtet wird, und die zur Zeit groBten Probleme in Deutschland erhoben. Diesem Standard-Fragenkatalog werden wechselnde weitere Fragen sowie die von den jeweiligen Auftraggebern geschalteten Fragen hinzugeftigt. In unserem Fall waren dies: Politikinteresse, Wahlbestandigkeit, allgemeines Parteiver trauen sowie die Haufigkeit von Mediennutzung. Uns stand somit eine Datenbasis zur Verftigung, wie sie in der Ge schichte der empirischen Sozialforschung einmalig ist. Selbst bei einer Be schrankung auf die Wahlberechtigten verfugten wir noch tiber mehr als 120000 Interviews. Zwar muBte die Anzahl der erhobenen Merkmale und Einstellungen geringer gehalten werden als bei vielen Querschnittsunter suchungen, aber dafur ermoglichte die Dichte der Messungen eine detail lierte Beobachtung von Entwicklungen. Gerade wenn es urn die Frage der Wirkung von medienvermittelten politischen Ereignissen auf die indivi duelle Problemwahrnehmung geht, sind monatliche Messungen - wie etwa das Politbarometer - viel zu grab. Wenn beispielsweise ein eventueller Ef fekt eine oder mehrere Woe hen anhalt, dann entgeht er unter Umstanden einer monatliehen Messung, oder er bildet sieh nur in einer einzigen Mes sung ab und ist nur schwer oder gar nicht von dem Stichprabenfehler abzu grenzen. Tagliche Messungen nehmen sich dagegen aus wie ein Film, verglichen mit Standbildern. Selbst in einer wochentlichen Aggregation zeigen sich noch flieBende Verlaufe. Die geplante Parallelisierung von Medienberichterstattung und Bevolke rungsumfrage gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht. Einer der Grunde war die aus forschungsokonomischen Zwangen resultierenden Be schrankungen der Datenerhebung zur Medienberichterstattung (vgl. den Beitrag "Do Media Matter" von Christine Dorner in diesem Band). Aber auch die wesentlich geringere Fallzahl in den Mediendatensatzen - noch dazu, wenn ein bestimmtes Thema betraehtet werden sollte - vereitelte den

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Dr. Christine Dörner ist wissenschaftliche Angestellte am Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin. Klaudia Erhardt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am "Otto-Stammer-Zentrum für Empirische Politische Soziologie" des Fachbereichs Politische Wissenschaft der Freien Unive
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