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Politikberatung durch Bildungsforschung: Das Beispiel: Schulentwicklung in Hamburg PDF

207 Pages·2001·4.099 MB·German
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Politikberatung durch Bildungsforschung Reihe Schule und Gesellschaft Herausgegeben von Franz Hamburger Marianne Horstkemper Wolfgang Melzer Klaus-Jürgen Tillmann Band 27 Klaus-Jürgen Tillmannl Witlof Vollstädt (Hrsg.) Politikberatung durch Bildungsforschung Das Beispiel: Schulentwicklung in Hamburg Leske + Budrich, Opladen 2001 Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für die Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich ISBN 978-3-8100-3335-2 ISBN 978-3-322-97557-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97557-7 © 2001 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung au ßerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages un zulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für VervieWiltigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Problemaufriss Klaus-Jürgen Tillmann/Witlaj Vallstädt Bildungsforschung im politischen Auftrag: eine Einfiihrung ....................... 9 Ewald Terhart Bildungsforschung, Bildungsadministration, Bi Idungswirkl ichkeit: eine systematische Annäherung .................................................................... 17 Narbert Maritzen Schulforschung und Bildungspolitik in Hamburg: Mühen einer Schulverwaltung, wissenschaftlich aufgeklärt zu handeln ............................ 33 Leistung und Leistungsbewertung Rainer H. Lehmann Systembeobachtung: Lemausgangslage und Lementwicklung in der Sekundarstufe I .................................................................................. 61 Will Lütgert Analysen im Praxisfeld: Unterschiedliche Formen der Leistungsbewertung und -rückmeldung .................................................. 75 Lernschwierigkeiten Almut Köbberling/Wiljried Schley Prozessbegleitende Evaluation: Integrationsklassen in der Sekundarstufe I ................................................... 95 Peter May Prozessbegleitende Evaluation: Lesen und Schreiben in der Grundschule ..................................................... 115 5 Institutionelle Alternativen Dagmar Killus/Martin Bonsen Externe Evaluation: Regionale Beratungs- und Unterstützungsstellen fur Schülerprobleme ..................................................................................... 131 Heinz Günter HoltappeIs Wissenschaftliche Beratung und externe Evaluation: Die Einfuhrung der Verlässlichen Halbtagsschule ....................................... 150 Johannes Bastian/Arno Combe Fallorientierte Schulentwicklungsforschung: Der Schulversuch "Profiloberstufe" an der Max Brauer-Schule ............................................... 171 Rückblick und Ausblick Hermann Lange Erziehungswissenschaft, Bildungspolitik und Schulen: Auf dem Weg zu einer realistischen Konzeption? ....................................... 191 Anhang ......................................................................................................... 207 Zu den Autorinnen und Autoren ................................................................... 211 6 Prob lemaufriss KLAUS-JüRGEN TILLMANN/WITLOF VOLLSTÄDT Bildungsforschung im politischen Auftrag: eine Einfiihrung Erziehungswissenschaft, insbesondere Schulpädagogik, lässt sich heute nicht mehr betreiben, ohne ständig die strukturellen, institutionellen und curricula ren Veränderungen in den Blick zu nehmen, die sich im Schulsystem voll ziehen - und zwar nicht zuletzt auf Grund bildungspolitischer Entscheidun gen. Zugleich gilt, dass sich auch Bildungspolitik nicht mehr verantwortbar betreiben lässt, ohne die erziehungswissenschaftlichen Ergebnisse zu den jeweiligen Problemfeldern zur Kenntnis zu nehmen und nach deren Kon sequenzen zu fragen. Darüber hinausgehend halten es Bildungspolitik und Bildungsverwaltung nicht selten für erforderlich, durch gezielte wissen schaftliche Forschung die eigenen Sichtweisen aufzuklären und die eigenen Entscheidungen abzusichern. Auf diese Weise wird erziehungswissenschaft liche Forschung unmittelbar in den Prozess der Politikberatung einbezogen. Dies ist ein Trend, der in den 90er-Jahren wieder verstärkt zu beobachten ist und der wohl als Teil einer historischen Wellenbewegung angesehen werden kann: Nach einem euphorischen Aufbruch in eine gemeinsam zu gestaltende Reformzeit (1965-1975) trat zwischen Erziehungswissenschaft und Bildungspolitik eine massive wechselseitige Enttäuschung ein, die in den 80er-Jahren fast zu einer Art Kooperationsabbruch führte (vgl. Tillmann 1991). In den neunziger Jahren hingegen wuchs die Zahl der von den Schul und Bildungsministerien initiierten Forschungsaktivitäten (Gutachten, Evalua tionen, wissenschaftliche Begleitungen, Leistungsvergleiche ) wieder ganz er heblich an, dabei spielt Hamburg eine Art Vorreiterrolle: In der Amtszeit der Schulsenatorin Rosemarie Raab (1987-1999) wurden politikberatende For schungsprojekte in großer Zahl und Vielfalt in Auftrag gegeben (vgl. Liste im Anhang). Diese Entwicklung, aber auch der bundesweite Boom der Leis tungsvergleichsstudien lässt den Hamburger Staatsrat Hermann Lange von einer "realistischen Wendung in der Bildungspolitik" (Lange 1999) sprechen. Mit dieser Bezeichnung verbindet er die Einschätzung, dass sich das poli tische Handeln viel stärker als bisher auf die Ergebnisse der empirischen Bil dungsforschung beziehen müsse. Und er sieht gute Chancen, dass sich ein solcher Trend nunmehr durchsetzt. Mit dieser (durchaus umstrittenen) Einordnung ist die Ausgangslage und die Problemstellung dieses Buches angesprochen: Es geht darum, die Koope rationsformen zwischen Bildungspolitik und erziehungswissenschaftlicher 9 Forschung, die sich in den 90er-Jahren herausgebildet haben, einer kritischen Analyse zu unterziehen: Was hat sich gegenüber der sehr distanzierten Situa tion der 80er-Jahre verändert? Welche Chancen, aber auch welche Risiken stecken in Forschungsaktivitäten, die auf Politikberatung zielen? Wie groß ist insbesondere die Gefahr, dass die kritische wissenschaftliche Distanz zum Auftraggeber verloren geht? Eine solche Analyse und Reflexion wird in diesem Band anhand konkreter Forschungsprojekte vorgenommen: Wissen schaftler(innen), die im Auftrag einer Schulbehörde Forschungsprojekte durchgeführt haben, stellen ihre Erfahrungen dar. Sie reflektieren dabei, ob und wie sich eine eigenständige erziehungswissenschaftliche Forschung im Spannungsfeld zwischen politischem Auftrag, administrativen Einflüssen und Erwartungen der Praxis realisieren lässt. Dabei wenden wir uns in exemp larischer Absicht einem einzigen Bundesland zu - der Freien und Hansestadt Hamburg. Weil die Hamburger Schulbehörde in den letzten zehn Jahren hier als Vorreiterin einer Entwicklung aufgetreten ist, findet sich hier auch eine I Vielfalt behördlich initiierter und finanzierter Forschungsprojekte, die zum Gegenstand einer solchen Analyse gemacht werden können. 1. Die Bezugssysteme aus der Sicht der Bildungsforscher(innen) In diesem einfuhrenden Aufsatz soll es jedoch nicht darum gehen, die ham burgspezifischen Aspekte herauszuarbeiten (vgl. dazu Maritzen in diesem Band). Vielmehr soll zunächst in einer Art "Landkarte" beschrieben werden, welche Akteure in diesem Feld agieren, welche Aufgaben sie haben und wel che Interessen sie verfolgen (müssen). Wir beschreiben zunächst die drei Be zugssysteme, die aus der Sicht der beauftragten Forschungsgruppen als Ko operations-, möglicherweise aber auch als Konfliktpartner in Erscheinung tre ten: die Bildungspolitik, die Schulverwaltung und die "pädagogische Praxis". 1.1 Die Bildungspolitik Wenn Politik - so das "Staatslexikon" - die Regelung öffentlicher Angele genheiten auf der Basis von Machtbesitz ist (vgl. Maier/Vogel1988, S. 435), Diese Vorreiterrolle läßt sich besonders gut bei den landesspezifischen Leistungsver gleichsstudien aufzeigen. Die zunächst äußerst umstrittene Untersuchung der Lernaus gangslage (vgl. Lehmann in diesem Band) startete 1995, inzwischen haben Rheinland-Pfalz und Brandenburg mit ähnlich angelegten Studien nachgezogen; und die Kultusminister konferenz hat beschlossen, im Rahmen der PISA-Studie landesspezifische Untersuchungen in allen 16 Bundesländern durchzuführen. 10 dann kann Bildungspolitik als die Summe all der Diskussionen und Aktivitä ten angesehen werden, die darauf ausgerichtet sind, die öffentlichen Bildungs einrichtungen - insbesondere Schulen und Hochschulen - durch staatliches Handeln zu gestalten. So gesehen ist Bildungspolitik eine von vielen Fachpo litiken; sie steht neben der Gesundheitspolitik, der Umweltpolitik, der Sozial politik, der Verkehrspolitik - um nur einige zu nennen. Bildungspolitik hat rur die Bereitstellung und Ausgestaltung umfassender und auch kostspieliger Institutionen zu sorgen. Dies geschieht in öffentlichen Auseinandersetzungen, die in der bildungspolitischen "Machtarena" (vgl. Zoll 1972) häufig kontro vers geruhrt und letztlich mehrheitlich entschieden werden. Dabei beziehen sich solche politischen Entscheidungen immer auf Rahmenbedingungen des pädagogischen Prozesses. Welche Bildungsgänge und Abschlusszertifikate angeboten werden, nach welchen Prüfungsordnungen Lehrer(innen) ausgebil det werden, wie viel Anmeldungen rur die Neuerrichtung einer Schule not wendig sein sollen - dies wird politisch festgelegt. Charakteristisch für bil dungspolitische Entscheidungen ist somit, dass es um organisatorisch-syste mische Zusammenhänge und um institutionelle Voraussetzungen, nicht je doch um die Bildungsprozesse selbst geht. Am Beispiel: Die Bildungspolitik entscheidet zwar über die Klassenfrequenzen; ob dann mit kleineren Frequen zen auch bessere Fördereffekte erzielt werden, ist dem politischen Einfluss jedoch weitgehend entzogen. Dass von bildungspolitischen Machtträgern (Ministern, Parteien) erziehungswissenschaftliche Forschung initiiert wird, kann unterschiedliche Gründe haben: Es kann darum gehen, eine unklare Problem lage aufzuklären und so eine Entscheidung auf sichereren Grund zu stellen. Das politische Motiv kann aber auch darin liegen, rur eine bereits feststehende Entscheidung zusätzliche Legitimation zu beschaffen; gelegent lich geht es aber auch nur darum, durch Installierung eines Forschungspro jekts Zeit zu gewinnen und so eine politische Entscheidung hinauszuzögern. Forscher(innen) tun gut daran, sich gleich zu Beginn Gewissheit über das Motiv des Auftraggebers zu verschaffen. Je "seriöser" das Motiv ist, desto größer sind dann auch die Chancen auf eine ertragreiche Kooperation. 1.2 Die Bildungsverwaltung Weil in der Bundesrepublik die wichtigsten Bildungseinrichtungen - insbe sondere Schulen und Hochschulen - in staatlicher Trägerschaft geführt wer den, finden wir in allen Bundesländern eine ausgebaute Bildungsverwaltung vor. Ihre Spitze (im Ministerium) überschneidet sich stark mit den bildungs politischen Akteuren, dennoch kann und darf man die spezifischen Aufgaben der Bildungsadministration nicht mit der Verantwortung der Bildungspoli tiker gleichsetzen. Denn im Unterschied zu Landtagsabgeordneten und Mi nistern, die in Legislaturperioden von vier Jahren denken (müssen), hat die Administration die Kontinuität der Prozesse im Auge: Aktivitäten, die jetzt 11

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