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Politik und Wirtschaft in den USA: Strukturen — Probleme — Perspektiven PDF

240 Pages·1985·7.041 MB·German
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Politik und Wirtschaft in den USA Strukturen - Problerne - Perspektiven Politik und Wirtschaft in den USA Strukturen - Probleme - Perspektiven Mit Reitragen von Ernst-Otto Czempiel Gunter GroBer Siegfried S. Guterman Edward Keynes Bernd W. Kubbig Eike Kurlbaum Harald Muller Reinhard Rode Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Politik und Wirtschaft in den USA : Strukturen - Probleme - Perspektiven / mit Beitr. von Ernst-Otto Czempiel ... - Opladen: WestdeutscherVerlag, 1985. ISBN-I3: 978-3-531-11739-3 e-ISBN-13: 978-3-322-86098-9 DOl: 10.1007/978-3-322-86098-9 NE: Czempiel, Ernst-Otto [Mitverf.] Redaktion: Holger Ehmke © 1985 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirkle, Darmstadt Gesamtherstellung: Druck-und Verlags-Gesellschaft mbH, Darmstadt AIle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfiiltigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. ISBN-I3: 978-3-531-11739-3 Inhalt Vorwort 7 Teil A: Innenpolitik Aktuelle Entwicklungen im Regierungssystem Edward Keynes I. Traditionen des amerikanischen Verfassungssystems 9 II. Foderalismus: neu und alt 13 III. Politische Partizipation 17 Iv. Parteien und Wahlen 19 V. Politische Interessengruppen 23 VI. Der RegierungsprozeB 26 VII. Die Bundesgerichte 40 5 Teil B: Wirtschaft Wirtschaftsstruktur und Konjunkturentwicklung Ganter Groper/Elke Kurlbaum I. Die Wirtschaftsstruktur der USA 45 II. Die Konjunkturentwicklung in den siebziger Jahren 60 Geldpolitik und Reaganomics Siegfried S. Guterman I. Die Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten nach dem zweiten Olpreis-Schock 1978n9 69 II. Geldpolitik - Wirtschaftsentwicklung - Finanzwesen 71 III. Reaganomics 84 Teil C: AuBenpolitik Amerikanische AuBenpolitik in den siebzig~r und achtziger Jahren Ernst-Otto Czempiel/Bernd W. Kubbig/Harald Muller/Reinhard Rode I. Die Nacbkriegsperiode: Von der numan-Doktrin zur Nixon-Doktrin 97 II. Amerikanische Weltpolitik von Nixon bis Reagan 102 III. Konkurrenz und Sicherheitspartnerschaft: Amerikanisch-europiiische Beziehungen im Zeichen wirtschaftlicher Krisen 117 Iv. Yom Krisenmanagement zum ,containment': Amerikanische Politik im Nahen Osten 131 V. Yom Regionalismus zur Geopolitik: Die Politik gegeniiber Lateinamerika und Afrika 149 VI. Die Asienpolitik 161 6 Anhang Schaubilder und Tabellen 183 Daten zur Bev61kerungsstruktur und regionalen Entwicklung 186 Daten zum politischen System 188 Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung 199 Die Autoren 245 7 Teil A: Innenpolitik Edward Keynes Aktuelle Entwicklungen im Regierungssystem I. Traditionen des amerikanischen Verfassungssystems Wahrend del" vergangenen Jahrhunderte haben die Amerikaner eine Nation geschmiedet, die sich auf liberal-demokratische Werte und Institutionen griindet. So ist das amerikanische Experiment heute ein einzigartiges Amalgam des Libera lismus des 18. Jahrhunderts und der Massendemokratie des 19. und 20. Jahrhun derts. Die politische Geschichte der USA spiegelt das Ringen zwischen untereinan der konkurrierenden Werten wider, wie Gleichheit vor dem Gesetz, Volkssouve ranitat, Mehrheitsprinzip, Schutz vor staatlichem Zwang und einer Verpflichtung gegeniiber politischem Wandel und zum Experimentieren. Einige dieser Werte stehen in Widerspruch zueinander. So kann beispielsweise ein Konflikt zwischen individueller Freiheit - einem Prinzip des klassischen Liberalismus - und der Staatsgewalt entstehen, selbst wenn diese von einer vom Yolk kontrollierten, also demokratischen Regierung ausgeiibt wird. Ubersetzung: Bernd Herbert, Bonn. 9 Die Liberalen des 18. Jahrhunderts, denen es hauptsachlich urn die Sicherung der Freiheit des einzelnen gegeniiber staatlichen Eingriffen ging, bezogen ihre Werte aus unterschiedlichen Quellen, einschlieBlich Adam Smiths Wealth of Nations (1776), das im gleichen Jahr erschien wie Thomas Jeffersons Praambel zur Unabhiingigkeitserkliirung. Das Konzept der liberalen Okonomen lieferte die Basis fUr die Argumentation der amerikanischen Siedler gegen britische Beschran kungen des AuBen-und Binnenhandels und der weiteren Westwanderung iiber das Allegheny-Gebirge hinaus. Ihre Ansichten wurden auch gestiitzt durch das, was der Historiker Carl Becker den "common sense" des 18. Jahrhunderts nannte: ein Destillat von Gedanken der Aufklarung, das die Theorie des Naturrechts und des Gesellschaftsvertrags zusammenfaBtel. Und schlieBlich begiinstigten religioses Denken und religiose Praxis - das heiBt die Existenz von Pluralitat und Mannigfal tigkeit des Glaubens - Glaubensfreiheit und Toleranz. Diese Entwicklungen im okonomischen, religiosen und politischen Denken im 17. und 18. Jahrhundert verstarkten sich gegenseitig und verwiesen auf ein grundlegendes Konzept zur Sicherung individueller Freiheit gegen Gewaltherr schaft - namlich den begrenzten Verfassungsstaat. Die Autoren der amerikani schen Verfassung zum Beispiel waren offensichtlich davon iiberzeugt, daB die individuelle Freiheit durch Begrenzung des Bereiches legitimer Staatsgewalt und durch Beschrankungen bei der Ausiibung dieser Staatsgewalt geschiitzt werden konne. Sie betrachteten den Staat als eine negative Kraft, dessen Zweck es sei, den politischen Wettstreit zu fordem, das wirtschaftliche Gleichgewicht zu erhalten, die biirgerliche Ordnung zu gewahrleisten, die Regeln der politischen Auseinanderset zung zu iiberwachen und die von Natur aus aggressiven Menschen davon abzuhal ten, sich gegenseitig zu tyrannisieren. Aus diesem Grunde entwarfen die Autoren im Jahre 1787 eine Verfassung, die der neuen Nation die zum Uberleben notwendige Macht verlieh - ohne der Regierung die zur Gewaltherrschaft iiber die BevOikerung notwendige Macht zu geben. Erreicht wurde dies dadurch, daB die Befugnisse des Kongresses mit Hinweis auf die ibm zugeordneten Gesetzgebungsbereiche aufgeziihlt wurden und ihm anderer seits Kompetenzen wie die Besteuerung von Ausfuhren, Verordnungen iiber Vermogenseinziehung und Ehrverlust oder auch der ErlaB von Ex-post-facto Gesetzen verweigert wurden. Die ersten acht Zusatzartikel zur Verfassung, die 1791 von den Einzelstaaten ratifiziert wurden, verwehrten dem KongreB das Recht, in die Rede-, Presse-, Versammlungs-, Petitions- und Religionsfreiheit einzu greifen. Die Autoren der Verfassung trafen verschiedene andere wohlbedachte Vorkehrun gen, urn staatliche1Yrannei zu verhindem, politischen Wettbewerb zu fordem und die Freiheit des einzelnen zu schiitzen. Durch den Foderalismus teilten sie die Herrschaftsgewalt zwischen der Bundesregierung und den Einzelstaaten auf, urn so 1 C. Becker, The Declaration of Independence, New York 1964. 10 eine einzelne Gruppe mit hegemonialen Bestrebungen daran zu hindern, die Kontrolle iiber den Bundesstaat zu erlangen. In Anwendung des Prinzips der Gewaltenteilung iibertrugen die Autoren die legislative, exekutive und judikative Gewalt drei verschiedenen Zweigen des Bundestaates. Durch ein Gleichgewicht der Macht oder "checks and balances" hofften sie, eine einzelne Gewalt im Bundesstaat daran zu hindern, wichtige Befugnisse ohne gleiehzeitige Mitwirkung der anderen Gewalten auszuiiben. Wahrend etwa der Prasident gegen ein yom KongreB verabschiedetes Gesetz sein Veto einlegen konnte, konnte der KongreB wiederum dieses Veto des Prasidenten mit einer Zweidrittelmehrheit beider Hauser iiberstimmen. Dariiber hinaus konnten die Gerichte ihr richterliches Priifungsrecht anwenden, urn ein nieht verfassungsmaBiges Gesetz aufzuheben - trotz Dbereinstimmung von KongreB und Prasident. Mit solchen Mechanismen wie Foderalismus, Gleichgewieht der Gewalten, Gewaltenteilung und anderen Be schrankungen der Herrschaftsgewalt hofften die Verfassungsvater, eine freiheitli che Gesellschaft zu schaffen. Obwohl die Autoren der Verfassung Liberale des 18. Jahrhunderts waren, akzep tierten sie doch demokratische Werte wie Volkssouveranitat, Mehrheitsprinzip und politische und rechtliche Gleichheit. Niehtsdestoweniger waren sie keine Demokra ten des 20. Jahrhunderts und weder dem allgemeinen Wahlrecht noch breiter Partizipation am offentlichen Leben verpflichtet. 1m Gegenteil: Sie akzeptierten Einschrankungen rechtlieher und politischer Gleichheit wie z. B. ein begrenztes Wahlrecht und Negersklaverei. In der Erkenntnis, daB Volksmehrheiten oder auch bestimmte Minderheiten willkiirliche und tyrannische Macht ausiiben konnten, beschnitten sie die Befugnisse der Legislative, indem sie den KongreB an die Ziigel der Exekutive und Judikative nahmen. Die Moglichkeit des Prasidenten, ein Veto gegen Gesetze einzulegen, und das richterliche Priifungsrecht der Gerichte sind lediglich zwei Beispiele solcher Beschrankungen der gesetzgebenden Gewalt. Das Zweikammer-System und die (bis 1913) indirekte Wahl der Senatoren sind ebenfalls wichtige Begrenzungen der Volkssouveranitat und des reprasentativen Regierungssystems. In iihnlicher Weise erkannten die Verfassungsvater zwar das Mehrheitsprinzip als grundlegendes Handlungsprinzip des Regierungssystems an, aber sie sahen auch die Notwendigkeit, unbesonnenen oder willkiirlichen Mehrheiten vorzubeugen. Durch das Zweikammer-System, das Wahlmanner-Kollegium (Electoral College) bei der Prasidentenwahl und die indirekte Wahl der Senatoren versuchten die Verfasser, die Unberechenbarkeit von Volksmehrheiten zu ziigeln, politische Veranderungen zu erschweren und einfluBlose Minderheiten zu schiitzen. In wichtigen Angelegenheiten - etwa bei der Zustimmung zu Vertragen, Ergiinzung der Verfassung, Dberstimmen des priisidentiellen Vetos und der Entlassung des Priisidenten aus seinem Amt - machten die Verfasser eine Zweidrittelmehrheit des Senats oder Kongresses anstelle einer einfachen Mehrheit zur Voraussetzung. Durch die Begrenzung der Staatsmacht und die Beschriinkung allgemeiner Volks mehrheiten betonten die Verfassungsviiter ihre Verpflichtung gegeniiber dem 11 klassischen Liberalismus und ihr MiBtrauen gegeniiber der Volkssouveranitat. Mit anderen Worten: sie zogen die Freiheit der Volkssouveranitat vor. Der Erfolg des liberal-demokratischen Experiments, so etwa dachten die Verfas ser, sei abhangig von der Erhaltung einer zerbrechlichen Reihe von Gleichgewich ten - konstitutionell, politisch, okonomisch und nicht zuletzt auch sozial. Wie James Madison in den Federalist Papers zeigte, setzte die Erhaltung der liberalen Verfassung letztlich soziale Vielfalt und Verschiedenartigkeit voraus. Madison erkannte, daB sich die Menschen in einer freien Gesellschaft zu Interessengruppen und Verbanden fUr aIle moglichen Zwecke zusammenschlieBen wiirden. Und obwohl Madison Gruppen, die das politische Gemeinwesen aufzusplittern drohten, fUrchtete, glaubte er doch, daB jeder Versuch der Unterdriickung dieses Obels die Freiheit zerstOren wiirde2• Madison meinte auch, daB Einzelgruppen so gelenkt werden konnten, daB sie fUr das liberal-demokratische Gleichgewicht forderlich waren. Dadurch, daB eine einzelne Gruppe oder ein Verband an der Obernahme eines Monopols offentlicher Macht gehindert wiirde, konnten die Amerikaner offentliche wie private Tyrannei vermeiden3. In einer groBen und sozial vielfaltigen Gesellschaft, fUhrte Madison weiter aus, wiirden die Gruppen rniteinander urn einen Anteil an den verfiigbaren Mitteln konkurrieren. Falls eine Gruppe eine Vormachtstellung anstreben und die Regeln des Systems hinsichtlich des politischen Wettstreits in Frage stellen sollte, giibe es andere Gruppen - oder sie wiirden sich herausbilden -, die das politische Gleichgewicht wiederherstellten. Auf diese Weise wiirde der Wettbewerb der Interessengruppen dem Gesamtinteresse dienen, das nicht mehr und nicht weniger sei als die kontinuierliche Angleichung oder der Ausgleich der Forderungen verschiedener Gruppen im Rahmen des politischen Systems4• Die Aufgabe des Staates sei es, die Regeln des politischen Wettbewerbs zu bestimmen und zu beaufsichtigen bzw. annehmbare Kompromisse zwischen den im Wettstreit befind lichen Gruppen und Fraktionen in der amerikanischen Gesellschaft herzustellen. Viele Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert haben, entgegen den Absichten der Verfasser, das zerbrechliche, fein austarierte System, das sie in Bewegung gesetzt hatten, durcheinandergebracht. In den 35 Jahren nach dem Biirgerkrieg fUhrten die Industrialisierung und die Mechanisierung der Landwirtschaft zur Konzentration wirtschaftlicher und politischer Macht in den Handen groBer Korporationen, deren Forderungen nach staatlicher Regulierung von Wirtschaft und Industrie wiederum eine Machtkonzentration in den Handen des Staates nach sich zog. Abgesehen von diesen Storungen, geriet das empfindliche Gleichgewicht der Macht zwischen dem KongreB, dem Prasidenten und den Gerichten infolge der 2 Siehe A. Hamilton/I. Jay/J. Madison, The Federalist, New York o. J., S. 47-62. 3 Ebd., S. 57-62. 4 Zur Gegenwartsanalyse des Interessengruppenwettbewerbs siehe D. B. Truman, The Governmental Process, New York 1951, besonders S. 1-65. 12

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