ebook img

Politik – Theorie – Erfahrung. 30 Jahre feministische Geschichtswissenschaft im Gespräch PDF

339 Pages·2020·3.472 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Politik – Theorie – Erfahrung. 30 Jahre feministische Geschichtswissenschaft im Gespräch

L’Homme Schriften Reihe zur Feministischen Geschichtswissenschaft Band 26 Herausgegeben von Caroline Arni/Basel, Gunda Barth-Scalmani/Innsbruck, Ingrid Bauer/Wien und Salzburg, Mineke Bosch/Groningen, Boz˙ena Chołuj/Warschau, Maria Fritsche/Trondheim, Christa Hämmerle/Wien, Gabriella Hauch/Wien, Almut Höfert/ Oldenburg, Anelia Kassabova/Sofia, Claudia Kraft/Wien, Ulrike Krampl/Tours, Margareth Lanzinger/Wien, Sandra Maß/ Bochum, Claudia Opitz-Belakhal/Basel, Regina Schulte/Berlin, Xenia von Tippelskirch/Berlin, Heidrun Zettelbauer/Graz Die Bände dieser Reihe sind peer-reviewed. Ingrid Bauer / Christa Hämmerle / Claudia Opitz-Belakhal (Hg.) Politik – Theorie – Erfahrung 30 Jahre feministische Geschichtswissenschaft im Gespräch Mit2Abbildungen V&R unipress BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüber https://dnb.deabrufbar. GedrucktmitfreundlicherUnterstützungdesInstitutsfürGeschichtederUniversitätWien,der Wissenschafts-undForschungsförderungderKulturabteilungderStadtWien,derUniversitätBasel unddesWissenschaftsressortsdesLandesSalzburg. ⌫2020,Vandenhoeck& RuprechtGmbH& Co.KG,Theaterstraße13,D-37073Göttingen AlleRechtevorbehalten.DasWerkundseineTeilesindurheberrechtlichgeschützt. JedeVerwertunginanderenalsdengesetzlichzugelassenenFällenbedarfdervorherigen schriftlichenEinwilligungdesVerlages. RedaktionundLektorat:MichaelaHafner LektoratderenglischenTexte:ChristineBrocks Umschlagabbildung:⌫JürgenEhrmann Vandenhoeck& RuprechtVerlage www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com j ISSN2509-565X ISBN978-3-7370-1087-0 Inhalt Ingrid Bauer,ChristaHämmerle und ClaudiaOpitz-Belakhal 30Jahre„L’Homme. Europäische Zeitschriftfür Feministische Geschichtswissenschaft“–einleitendeReflexionen . . . . . . . . . . . . . 9 1. Lebenswege – Forschungswege OlwenHuftoninterviewed byLottevande Pol (2002) “Thedevelopmentofthegendered eye” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Karin Hausenim Gespräch mitChristaHämmerle(2018) Vonder,großen‘GeschichtedesAlltäglichen . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Gianna Pomataim Gespräch mit XeniavonTippelskirch(2015) EineHistorikerinaufReisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 HansMedick im Gespräch mit Edith Saurer(1996) Vonden Rändernder Geschichteher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 GerdaLerner imGespräch mit Ingrid Bauer und ChristaHämmerle(2006) „Das Alternist einTanz aufunebener Erde …“ . . . . . . . . . . . . . . 75 Ruth Beckermann im Gespräch mit RuthWodak(2001) Verdrängung und Erinnerung:DerFilm„Jenseits desKrieges“ (1996) . . 85 2. Feminismen und Frauenbewegungen – national/global Michelle Perrot imGesprächmit Alice Pechriggl(1993) ZurEntstehungsgeschichteder „Histoire desfemmesenOccident“ . . . . 99 6 Inhalt UteGerhardim Gespräch mitIngridBauer (2009) „Indiesem Sinne ist ,1968‘auch Teilmeiner Geschichte…“ . . . . . . . 111 LuisaPasseriniim Gespräch mitAlmutHöfert(2017) Politik,GeschichteundSubjektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 MercedesBarquetMontané im Gespräch mitTeresaFrisch-Soto (2006) FeministischeBewegungen inMexiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 SvetlanaShakirovaimGesprächmit SusanZimmermann(2005) „Nichtderletzte Waggon desZuges“: Frauenbewegung und GeschlechterstudieninKasachstan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 3. Neue Themenfelder – Methoden – Konzepte Natalie Zemon Davisim Gespräch mit MonikaBernoldund AndreaEllmeier(1992) Geschichte,Hoffnungund Selbstironie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 UteFrevert im Gespräch mit IngridBauer und ChristaHämmerle(2013) Gefühleals geschichtsmächtige Kategorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 SusannaBurghartzimGespräch mitClaudiaOpitz-Belakhalund MonikaMommertz(2014) Epochengrenzen –Epochenbilanzen:Brüche und Persistenzen inderGeschlechtergeschichteder Renaissance . . . . . . . . . . . . . . . 175 BeateWagner-Haselim Gespräch mit MargarethLanzinger(2016) StoffgeschichtenundandereZuschnitte einerÖkonomieder Geschlechtergeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Margaret R.Higonnet interviewed byChrista Hämmerle (2018) “Whenischangenotchange?”GenderRelationsandtheFirstWorldWar 193 4. Inter/Disziplinarität JudithButler inDiskussionmit feministischen Forscherinnen inWien(1995) IdentifikationundFantasie:ZurKonstruktionvonGeschlechterdifferenz 205 Inhalt 7 Ruth Wodakim Gespräch mit Edith Saurer(2004) Sprache, Geschlecht, Vorurteile und dieKritischeDiskursforschung . . . 225 JuliaWatson im Gespräch mit Gabriele Jancke und ClaudiaUlbrich(2013) Autobiographical Acts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 SigridRuby im Gespräch mit InkenSchmidt-Voges(2019) Räume, Blicke und Geschlechterbilder:PositionenderKunstgeschichte . 245 LondaSchiebinger interviewed byClaudia Opitz-Belakhaland SophieRuppel(2018) OnGender,Knowledgeand Academic Career . . . . . . . . . . . . . . . 255 5. Postkoloniale Blicke und Interventionen Ruth RoachPierson im Gespräch mitErna Appelt(1999) Überdie Schwierigkeiten ,weißer‘ Frauen,ihreBeteiligung an imperialistischer und rassistischer Wissensproduktion zuerkennen . . . 265 JoanW.Scott interviewedbyDörteLerp andTobiasMetzler(2003) After9/11:Disturbances andReverberations . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Michelle Booth interviewedbyAntjeSchuhmann (2005) “Seeing White” –Interrogating Whiteness . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 HannaHacker imGespräch mitClaudiaUlbrich(2012) Queerentwickeln:Globalisierungs- undEntwicklungskritik inTheorieundPraxis der Globalgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Karl Kaser imGesprächmit Maria Fritsche und AneliaKassabova(2015) Blickwechsel zwischen Orientund Okzident . . . . . . . . . . . . . . . . 307 Osteuropa-und Geschlechterforscherinnenim Gespräch mitBoz˙enaChołujundClaudiaKraft(2017) Nach1989:Einvirtueller RoundTable . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 Ingrid Bauer, Christa Hämmerle und Claudia Opitz-Belakhal 30 Jahre „L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft“ – einleitende Reflexionen 1. Drei Jahrzehnte feministische Geschichtswissenschaft DieserSammelbanderscheintanlässlichvondreißigJahren„L’Homme.Z.F.G.“. DasisteinbeachtlicherZeitraum,indemdieZeitschrift,ihrsichimmerwieder veränderndes Herausgeberinnenteam, ihre Redaktion und ihre Autor*innen verschiedene Phasen und Facetten der Selbstverortung feministischer Ge- schichtswissenschaftpräsentiertundmitgestaltet haben. Inden drei Jahrzehn- ten, in denen „L’Homme. Z. F. G.“ nun besteht, haben sich auch die jeweiligen (geschlechter-)politischen Kontextegewandelt:Im ersten Editorial1990wurde die Zeitschrift mit ihren Anliegen klar und ganz emanzipatorisch im „Span- nungsverhältniszwischenpolitischerBewegungundwissenschaftlicherAnaly- se“1 positioniert und feministische Geschichtswissenschaft als „historische Forschung am Leitfaden des Interesses an der Befreiung der Frau“ definiert.2 Darauf folgte eine Zeit, in der das neue Wissenschaftsfeld unter der gängiger gewordenenBezeichnungFrauen-undGeschlechtergeschichteimakademisch- universitären Bereich erfolgreich etabliert werden konnte. Die feministischen Bewegungenund die damit verbundenen Definitionenvon Feminismus hinge- genstagniertennachderAufbruchsituationunddenKämpfender1970er-und 1980er-Jahremehroder weniger,odersieverlagertensichineineVielzahlsehr unterschiedlicherProjekteundautonomorganisierterEinrichtungen.3Während die Gründung der von der Wiener Historikerin Edith Saurer initiierten Zeit- schrift1989/90dasdezidierteZielhatte,nacheinerPhasederInterdisziplinarität 1 Editorial, in: L’Homme. Z. F. G., 1, 1 (1990): Religion, hg. von Edith Saurer u. Christa Hämmerle,1–5,3. 2 HertaNagl-Docekal,FeministischeGeschichtswissenschaft–einunverzichtbaresProjekt,in: L’Homme.Z.F.G.,1,1(1990),7–18,18. 3 Vgl. zu diesem Spannungsverhältnis etwa die Festrede von Ute Frevert, Ein Vierteljahr- hundert „L’HOMME“ – Aufbruch aus und Ankommen in der Allgemeinen Geschichte, anlässlichdes25-jährigenJubiläumsderZeitschrift2014,unter:https://www.univie.ac.at/ Geschichte/LHOMME/cms/images/pdfs/25jahre-rede-frevert.pdf. 10 EinleitendeReflexionen einen Schritt zurück in die Disziplin zu setzenund Geschichte grundlegend so umzuschreiben, dass die so wirkmächtig tradierte Gleichsetzung von Mensch und Mannkeine Gültigkeit mehr hat,kames mit der Entstehung und der Aus- gestaltung der Gender Studies zu einer neuen Form von akademischer Veran- kerung feministischer Positionen und Inhalte. Das geschah nun unter den Vorzeichen von Intersektionalität, Queer Theory sowie der Verflüssigung sämtlicher Geschlechterdefinitionen und -grenzen. Gleichzeitig muss konsta- tiert werden, dass das von der Frauengeschichte sehr früh geforderte ,Neu- schreiben der Geschichte‘ keineswegs abgeschlossen, sondernworkin progress ist. Damit hat auch das ,offene‘ Logo der Zeitschrift4 nach wie vor Gültigkeit, verfahrendochwichtigeTeilbereichederGeschichtswissenschaftvielfachnoch immer ohne Integration der analytischen Kategorie Geschlecht und ihres Er- kenntnispotenzials. Hinzu kommen jene Herausforderungen, denen sich besonders im vergan- genenJahrzehntnichtnurdieFrauen-undGeschlechtergeschichte,sonderndie feministischeForschunggenerellzustellenhatte(undweiterhinhat)–nämlich das Erstarken rechter, nationalistischer und maskulinistischer Strömungen in der Politik, zu deren erklärten Zielen es gehört, dem angeblichen „Gender- Unsinn“ oder gar „Gender-Wahn“ ein Ende zu setzen.5 Im Zuge der stark an- wachsenden antiintellektuellen und antiwissenschaftlichen Interventionen werden auch die Erkenntnisse und Überzeugungen der Frauen- und Ge- schlechterforschung massiv in Frage gestellt. Ein sogenanntes gender bashing setzteein,dasbisinseriöseMedienhineinreichtundauchimwissenschaftlichen DiskursWurzelnschlagenkonnte–nichtzuletztindenlifesciences.Hierlassen sich seit längerem vor allem in der Soziobiologie vehemente Gegenpositionen zur Skepsis finden, die inzwischen in vielen Wissenschaftszweigen gegenüber feststehendenundunveränderlichen,angeblich,natürlichen‘Ausformungender Geschlechterdifferenzbestehen. DerartsimplifizierendenFestschreibungenvonGeschlechterdifferenzstehen weiterhindieLeistungenundVerdiensteentgegen,diemitderTheoretisierung und empirischen Anwendung der Kategorie Geschlecht einhergehen. Sie wird heute übereinstimmend konzeptualisiert als Struktur-, Erfahrungs- und Ana- lysekategorie und verknüpft mit anderen Faktoren wie Klasse, Ethnizität, se- xuelleOrientierungoderAlter,wiedasdieUS-amerikanischeHistorikerinJoan W. Scott schon Mitte der 1980er-Jahre im Sinne einer geschlechtergeschichtli- 4 DasvomKünstlerErwinThorn(1930–2012)gestalteteLogozeigtLeonordodaVincis„homo quadratus“ohneMann/Mensch,derdasInnerederWeltzusammenhält.Sowird,imSinneeiner permanentenProvokation,dieNotwendigkeitdesNeuschreibensderGeschichtepostuliert. 5 „L’Homme.Z.F.G.“hatdarauffrühreagiertundbeginnendmitHeft2/2012eineKommen- tarserie zum neuen Maskulinismus und Antifeminismus/Anti-Genderismus gestartet, die mittlerweileneunBeiträgeenthält. IngridBauer,ChristaHämmerleundClaudiaOpitz-Belakhal 11 chenÖffnungderFrauengeschichtesowieeiner paradigmatischenErneuerung derGeschichtswissenschaftinsgesamtpostulierthat.6 Mit ihrem Blick auf Verflechtungen von Gesellschaft und Geschlechterord- nung versteht sich die Denkachse Gender zum einen „als kritisches Werkzeug derInterventionindiedamitverbundenenMechanismenundProzesse“undals eine – über die Emanzipation ,der Frau‘ hinausgehende – Strategie der Verän- derung.7 Zum anderen verschiebt die konstruktivistische Geschlechterfor- schungdenFokusvomWarumzumWie:Siefragtdanach,wieGeschlechterund ihre Verhältnisse hergestellt werden – oder, um es mit dem Soziologen Irving Goffman zu sagen: „Nicht die sozialen Konsequenzen der angeborenen Ge- schlechtsunterschiede bedürfen also einer Erklärung, sondern vielmehr wie diese Unterschiede als Garanten für unsere sozialen Arrangements geltend ge- macht wurden (und werden) und, mehr noch, wie die institutionellen Mecha- nismen der Gesellschaft sicherstellen können, dass uns diese Erklärungen stichhaltigerscheinen.“8 Vor allem aber unterstreicht und verstärkt die Anwendung der Kategorie Gender das genuine Erkenntnispotenzial und die Notwendigkeit einer konse- quenten Historisierung. Das gilt im Prinzip für jegliche Fragestellung und jeg- licheEpoche,wobei mit einem binäre Konstruktionenauflösenden Begriffvon Geschlecht auch neue Erkenntnismöglichkeiten für zeitlichwie räumlich ferne und,fremde‘KulturenundGesellschaftenundderenGeschlechtervorstellungen und -arrangements überhaupt erst sichtbar werden. Umgekehrt können aus solchen ferneren Vergangenheiten Theoriepotenziale und kritische Infrage- stellungen vermeintlicher Selbstverständlichkeiten für gegenwärtige Gesell- schaften entstehen – was ebenso zu den unabdingbar notwendigen Prämissen der feministischenGeschichtswissenschaftgehört. AuchdieAutor*innenvon„L’Homme.Z.F.G.“schriebenundschreibensich ineinesolcheetablierteTraditionkritischerWissenschaftein.Siefolgendamit 6 Vgl. Joan W. Scott, Gender: A Useful Category of Historical Analysis, in: The American HistoricalReview,91,5(1986),1053–1075(dt.:Gender:EinenützlicheKategoriederhisto- rischen Analyse, in: Nancy Kaiser (Hg.), Selbst Bewußt. Frauen in den USA, Leipzig 1994, 27–75); dies., Von der Frauen- zur Geschlechtergeschichte, in: Hanna Schissler (Hg.), Ge- schlechterverhältnisseimhistorischenWandel,Frankfurta.M./NewYork1993,37–58.Zur Konzeptualisierung einer solchermaßen definierten (Frauen- und) Geschlechtergeschichte vgl. u.a. auch Claudia Opitz-Belakhal, Geschlechtergeschichte, 2. aktualis. Aufl., Frankfurt a.M. 2018; Ingrid Bauer, Frauengeschichte, Männergeschichte, geschlechtersensible Ge- schichtswissenschaft, in: dies. u. Julia Neissl (Hg.), Gender Studies. Denkachsen und Per- spektiven der Geschlechterforschung, Innsbruck/Wien/München 2002, 35–52; sowie die „L’Homme“-Ausgabezu„Geschlechtergeschichte,gegenwärtig“,18,2(2007),hg.vonCaro- lineArniu.SusannaBurghartz. 7 IngridBaueru.JuliaNeissl,Weigerung,denStatusQuozubedienen.DaskritischePotential derGenderStudies,in:dies.,GenderStudies,wieAnm.6,7–15,7. 8 ErvinGoffman,InteraktionundGeschlecht,Frankfurta.M.1994,107.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.