ebook img

Poetik des Abgrunds und Kunst des Widerstands: Grundmuster der Bildwelt von Peter Weiss PDF

235 Pages·1995·6.431 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Poetik des Abgrunds und Kunst des Widerstands: Grundmuster der Bildwelt von Peter Weiss

Karl Heinz Götze Poetik des Abgrunds und Kunst des Widerstands Karl Heinz Götze Poetik des Abgrunds und Kunst des Widerstands Grundmuster der Bildwelt von Peter Weiss Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH CIP-Codierung angefordert Alle Rechte vorbehalten © 1995 Springer Fachmedien Wiesbaden Urspriinglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1995 Das Werk einschlidnich alIer seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustirrunung des Verlags unzulăssig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Christine Huth, Wiesbaden ISBN 978-3-531-12554-1 ISBN 978-3-663-12314-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-12314-9 Inhalt Einleitung ............................................................................................ 9 I. Grundmuster der Kunst von Peter Weiss, ermittelt anhand von Abschied von den Eltern .. . .. .. . .. . .. . .. .. .. . .. .. . .. .. .. . .. .. . .. . . 21 1. Identität und Auflösung .......................................................... 21 2. Texturen 1: Frühkindliche Wirkmuster: Der Ruf der Ordnung, früher Widerstand, Flucht und erstes Exil .............. 29 3. Texturen II: Mißbildungen in der Schulzeit ........................... 38 a. Topographie: Heim und Dachboden ................................... 40 b. Schule: Die Hand unter dem Rohrstock ............................. 43 c. Familienmythen und Urszene ............................................. 44 d. Ödipus und Sandmann ....................................................... 52 e. Ungestillte Wünsche nach einem anderen Ausgang ........... 56 4. Texturen III: Wirkmuster, fortgewebt Jugend: Bestätigte Unzugehörigkeit, weitere Scherenschnitte, Berufs- und Sexualerfahrungen ........................................................... 60 5. Texturen IV: Durchschuß. Der Schluß ................................... 70 II. Zwischenbilanz: Muster der Selbstdeutung und obsessioneile Bilder ..................................................................... 75 1. Sandmann und Wolfsmann: Selbstdeutung im Paradigma der Psychoanalyse ........................................... 7 5 2. Hohe Flüge und tiefe Stürze. Das obsessioneile Urbild der poetischen Imagination von Peter Weiss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 3. Narziß als lkarus. Psychoanalytische Deutungen des Bildes von Flug und Sturz ............................................. 100 5 III. Was der Fall ist. Wahrnehmungstheoretische, poetologische und geschichtsphilosophische Aspekte des Bewußtseins- Sturzes in der Modeme . ......... ........... ......................... ......... .. .. .. 107 1. An der Schwelle zur Modeme. Büchners Lenz, der Wahn und die Vertikale......................... 110 2. Kunst als todernstes Spiel mit der Auflösung der Individualitätsform. Kunst-und geschichtstheoretische Aspekte von Nietzsches Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik............................................................. 114 3. Schrecken und Erkenntnis. Wahrnehmungstheoretische Aspekte in der Prosa Edgar Allen Poes ............ .......... .......... 121 4. Erfahrung und literarische Produktion. Das bloßgelegte Herz der Poetik Baudelaires ................................................. 129 5. Das Unbehagen am Ich. Am Grund der Freudschen Kulturtheorie ..................................................... 139 6. Wer bin ich? Semantik der künstlerischen Wahrnehmung in Bretons Nadja .......................................... 144 7. Zusammenfassung ................................................................ 149 IV. Was bei Weiss der Flug und was der Fall ist. Flug, Sturz und die Dynamik der Vertikale in der Prosa von Peter Weiss ....... .. . 152 1. "Ich muß heraus aus meinem Abgrund". JiOn Insel zu Insel .................................................................. 152 2. ,,Am Rande des Abgrunds fühle ich die Wurzeln meines Lebens." Der Fremde I Der JiOgelfreie I Dokument I .. . . . . . .. . . 160 3. "Mit dem Fallschirm des freien Flugs sinke ich durch den weitoffenen Trichter der Wirklichkeit." Die Besiegten .. . . . . . . 165 4. "Der Blick auf das schwarze Bodenlose weckte plötzlich eine Gegenkraft in ihm." Das Bewußtsein und die "Poesie des Abgrunds". Das Duell................................. 17 4 5. "Der Boden unter den Füßen weggerissen." Rekonvaleszenz..................................................................... 182 6. "Die Schwere, an der wir uns wiedererkennen." Der Brief "Heilmann an Unbekannt" in Die Ästhetik des Widerstands .. . . . . . . . . . . . .. .. .. . . . . . .. . . . . . .. .. .. .. .. . . . . . . 196 6 V. Aufs Ganze gesehen .................................................................. 204 1. Verfolgung und Widerstand .................................................. 204 2. Ästhetik ................................................................................ 206 3. Zum Ort der Ästhetik von Peter Weiss .............................., .. 211 VI. Nachschrift ............................................................................... 225 VIII. Literaturverzeichnis ............................................................... 228 7 Einleitung Am Beginn dieser Studie stand ein doppeltes Erstaunen bei der Lektü re von Peter Weiss' Texten. Das erste Erstaunen war eines über die Äs thetik des Widerstands1, eines darüber, daß dies alles in einem Werk li terarisch dargestellt werden konnte: Nationalsozialismus und Stalinis mus als die beiden größten Katastrophen dieses Jahrhunderts, das Exil, der Widerstand, die Kunst und die Kunsttheorie der Modeme .... Hier ist einem Grauen Greifbarkeit und Begreifen zugleich abgetrotzt worden, das sich einer gültigen epischen Form immer wieder verweigert hatte. Aus dem Erstaunen eiwuchs Neugier. Zunächst die Neugier, die sich auf einzelne historische Figuren, aufTheorien, auf die von Weiss beschrie benen Bildwerke, auf geschichtliche Ereignisse aus dem Widerstand richtete. Die Neugier wollte wieder ins Einzelne auflösen, was das Werk vermöge seiner Form integriert hatte, wie sich ja auch das Interesse der Forschung zunächst überwiegend auf den wissenschaftlichen Kommen tar einzelner Elemente des Buches richtete. Weiss' Anstrengung, die im Sinne der XVII. These Walter Benjamins Über den Begriffd er Geschich te darauf abzielte, "[. .. ] eine bestimmte Epoche aus dem homogenen Verlauf der Geschichte herauszusprengen [ ... ],"2 wurde so zugunsten der Auflösung des Werks und der Wiedereinfügung seiner Elemente ins Kontinuum der Geschichte bzw. Kunstgeschichte zurückgenommen. Auf diese Weise war mancherlei Belehrung zu erfahren, aber gerade keine Antwort auf die Frage zu erlangen, wie dies alles dargestellt werden konnte. Erneute Lektüre ließ Passagen in den Mittelpunkt des Interesses rücken, die sich dem historischen Kommentar hartnäckig verweigerten: Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstands. 3 Bde., Frankfurt am Main 1975, 1987 und 1981 2 Walter Benjamin: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Ro1fTiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Bd. I. 2., Frankfurt am Main 1974, S. 703 9 wuchernde Träume, surreale und phantastische Elemente, obsessioneile Darstellungen des Grauens, denen die Bedeutung nicht gerade auf den Kopf zugesagt werden konnte. Der Verdacht lag nahe, daß die enorme Verdichtungsleistung des Textes zu tun haben mußte mit solchen Pas sagen und ihrem BildmateriaL Das Bild ist früher da als der begriffliche Ausdruck. Das Bild ist zum Sinn hin nicht so durchlässig wie das Wort. Das Bild konstituiert und integriert wesentlich die literarische Welt des Romans. Wer Beratung über die Bildwelt der Ästhetik des Widerstands suchte, fand sie zumeist bei Kritikern und Interpreten, die allein solche Sequenzen als literarisch erheblich behaupteten, den "Rest" aber als "langwierige[. .. ] Zitationen und Ausschüttung von Material"3 der Ideologie zuschlugen, also den Autor Weiss in den Dichter und den Ideologen zweiteilten. Auch hier wieder die Tendenz, sich die Zumutung des Werks dadurch billig zu ermäßigen, daß das Werk aufgelöst wurde - wenn auch dies mal von einem entgegengesetzten Standpunkt aus. Die reinliche Scheidung zwischen dem Dichter Weiss und dem Ideo logen Weiss erborgte sich ihre Evidenz nicht zuletzt dadurch, daß sie zwei Perioden der Vita und des Werks von Weiss zu korrespondieren schien. Insbesondere im Blick auf die politischen Interventionen unter scheidet man (nicht ohne Ermutigung durch Weiss selbst) gern den "un politischen" Autor aus der Zeit vor 1965 vom "politisierten", wie er sich seit den JOArbeitspunkte[n] eines Autors in der geteilten Welf prä sentierte: Vorher das Interesse an der Befreiung des Ich, später das In teresse an der politischen Befreiung der Menschheit; vorher der Spät surrealist, später der Exponent des dokumentarischen Theaters; vorher der Verteidiger der Kunstautonomie, hinterher der engagierte Autor. Dieses Bild verfestigte sich durch die Rezeptionsgeschichte des Weiss'schen Werks in Deutschland. Die erste Rezeptionsphase setzte mit Der Schatten des Körpers des Kutschers ( dt. 1960) ein. Das Buch hatte keinen großen Erfolg, aber eine enorme Wirkung in der zeitgenössischen deutschen Literatur. Der Welterfolg kam 1964 mit dem Marat/Sade- 3 Kar! Heinz Bohrer: Katastrophenphantasie oder Aufklärung? Zu Peter Weiss' Die Ästhetikdes Widerstands. In: Merkur 30 (1976), H. 1, S. 85 4 In: Peter Weiss: Rapporte 2. Frankfurt am Main 1971, S. 14-24 10 Drama5, gefolgt von Die Ermittlunlf, dem Stück über den Frankfurter Auschwitz-Pr'ozeß, das Skandal machte. Im weiteren geriet freilich das Konzept des dokumentarischen Dramas in eine Krise, deren Ursachen sich gewiß nicht allein auf die Ranküne der Kritik reduzieren lassen. Das Vietnam-Stück7 etwa bot viele Argumente für die These, daß Weiss den Zugewinn an politischer Deutlichkeit mit dem Verlust ästhetischer Au thentizität bezahlte. Die Ästhetik des Widerstands, deren Rezeption erst am Ende der siebziger Jahre breit einsetzte, war der Vorwurf einer drit ten Rezeptionsphase von Weiss in Deutschland. Dabei war auffällig, daß viele der literarischen Verehrer des "frühen" Weiss zu Verächtern des "späteren" wurden, die meisten literarischen Parteigänger des "späten" Weiss den "frühen" weitgehend ignorierten. Veröffentlichungen über Peter Weiss als Maler8, Ausstellungen, spätestens aber die überfällige Publikation von Weiss' teils auf schwedisch verfaßter literarischer Pro duktion aus den vierziger Jahren machte die einfache Entgegensetzung von "frühem" und vom "späten", politischen Künstler Peter Weiss pro blematisch. Denn das war das zweite Erstaunen, das die vorliegende Studie antrieb: Es war ein Erstaunen darüber, daß in Die Besiegten9, in Von Insel zu In sel10 und in Der Fremde11 viele Sequenzen, viele Motive, vor allem aber 5 Peter Weiss: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. In: Ders.: Stücke I. Frankfurt am Main 1976, S. 155-257 6 Ebd., S. 257-449 7 Peter Weiss: Diskurs über die Vorgeschichte und den Verlauf des lang andauern den Befreiungskrieges in VietNam als Beispiel fiir die Notwendigkeit des be waffneten Kampfes der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker sowie über die Versuche der Vereinigten Staaten von Amerika die Grundlagen der Revolution zu vernichten. In: Ders.: Stücke II/1, Frankfurt am Main 1977, S. 73-264 8 Der Maler Peter Weiss. Bilder, Zeichnungen, Collagen, Filme. Redaktion Peter Spielmann. Ausstellungskatalog Bochum 1982 Peter Weiss. Malerei, Zeichnun gen, Collagen. Hrs. v. Raimund Hoffinann. Berlin 1984 9 Peter Weiss: Die Besiegten. Mit einem Anhang (Sechs Reportagen aus Deutsch land). Frankfurt am Main 1985. [Erstausgabe auf schwedisch unter dem Titel: De Besegrade. Stockholm 1948] , 10 Peter Weiss: Von Insel zu Insel. Berlin 1984. [Erstausgabe auf schwedisch unter dem Titel: Frän ö till ö. Stockholm 1947] 11 Sinclair [= Peter Weiss]: Der Fremde. Frankfurt am Main 1980. [Erstausgabe unter dem Titel: Dokument I/Der Vogelfreie. Stockholm 1949] 11

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.