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Plessner in Wiesbaden PDF

206 Pages·2014·2.668 MB·German
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Plessner in Wiesbaden Tilman Allert • Joachim Fischer (Hrsg.) Plessner in Wiesbaden Herausgeber Tilman Allert Joachim Fischer Goethe-Universität TU Dresden, Deutschland Frankfurt am Main, Deutschland ISBN 978-3-658-05451-9 ISBN 978-3-658-05452-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-05452-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhalt Tilman Allert & Joachim Fischer Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Helmuth Plessner Selbstdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 *** Monika Plessner » Weil ich ein Wiesbadener bin … « – Plessners 60. Geburtstag 1952 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Christa Allert Plessners Wiesbaden – Kindheit und Jugend in der » Weltkurstadt « . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Tilman Allert Zu Plessners 120. Geburtstag in Wiesbaden – drei » Geburtstagsgäste « . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Walter Sprondel Stationen auf dem Weg zur Philosophie als Beruf. Von Wiesbaden über Heidelberg und Erlangen nach München . . . . . . . 77 6 Inhalt Joachim Fischer Die » Kölner Konstellation «. Scheler, Hartmann, Plessner und der Durchbruch zur modernen Philosophischen Anthropologie . . . . . . . . . . . . . . . 89 Jan Glastra van Loon Plessner – Wanderer in Holland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Heike Delitz Ein Bau für die moderne Philosophie und Soziologie: Plessner in Göttingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Christian Graf von Krockow » Arbeitsfreude « – Die Anfänge der Soziologie in Göttingen . . . . . . . . . 145 Karl-Siegbert Rehberg Hochschulreform und Demokratisierung. Universität und Wissenschaft im Wirken Helmuth Plessners . . . . . . . . . 151 Katharina Günther Helmuth Plessner in Göttingen. Erinnerungen aus der Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Thomas Luckmann Erinnerungen an Plessner in New York . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Christoph Dejung Plessner in Zürich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Claudia Schmölders Erfahrungen mit Helmuth Plessner in Zürich . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Hermann Lübbe Erinnerungen an Helmuth Plessner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Joachim Fischer Für einen » Wiesbadener Helmuth Plessner Preis « . . . . . . . . . . . . . . 201 Inhalt 7 Textnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Bildnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 Vorwort Tilman Allert & Joachim Fischer Denker haben ihre Orte, » Exzentrizität « hat ihre » Positionalität « – um gleich mit einem Schlüsselbegriff Helmuth Plessners zu beginnen. Der Philosoph und Sozio- loge Plessner ist 1892 in einem Wiesbaden geboren, das sich damals zum Höhe- punkt einer » Weltkurstadt « entfaltete. Seine Kindheit und Jugend fielen in eins mit dem Aufschwung einer der reichsten und geselligsten Städte des damaligen Deutschen Reiches – und Plessner hat diese Dynamik von innen her erlebt, da sein Vater, der getaufte Jude Dr. Fedor Plessner, als Kurarzt und Sanatoriums- direktor mit zu den Trägern dieser eigentümlich europäischen Urbanität gehörte. In dieser Atmosphäre hat Plessner bis zu seinem 20. Lebensjahr als Bürger der Stadt gelebt, bevor er dann um der akademischen Studien der Medizin, Biologie und Philosophie willen zu andern Orten aufbrach. Aber auch als er bereits seit Anfang der Zwanziger Jahre Privatdozent und Hochschullehrer für Philosophie an der Universität Köln war, ist Plessner während der Semesterferien wiederholt zurückgekehrt, um am Esstisch der elterlichen Wohnung seine Texte zu schreiben und für die Veröffentlichung vorzubereiten. Insofern ist Wiesbaden nicht nur der Geburtsort und nicht nur – angesichts des unaufgeklärten Tod des Vaters 1933 im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung – auch prekäre Heimat Pless- ners, sondern auch die Werkstatt seiner Schlüsselwerke geworden. Von Wiesbaden aus ist der junge Plessner in die Welt aufgebrochen – und zwar mit der für das 20. Jahrhundert so charakteristischen Brüchigkeit der intellektu- ellen deutschen Biographie, die ihn durch selbstgewählte akademische Wechsel und fremdbestimmte politische Umbrüche an verschiedenste Orte geführt und verschlagen hat. Als er 1972 im Alter von 80 Jahren zu einem Projekt » Philoso- phie in Selbstdarstellungen «1 eingeladen wurde, hat er die ausführliche Skizze sei- 1 Helmut Plessner: » Helmuth Plessner * 1892 «, in: Ludwig J. Pongratz (Hg.): Philosophie in Selbstdarstellungen, Bd. 1, Hamburg 1975, 269 – 307. Wiederabgedruckt in diesem Band. Die- T. Allert, J. Fischer (Hrsg.), Plessner in Wiesbaden, DOI 10.1007/978-3-658-05452-6_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 10 Tilman Allert & Joachim Fischer nes Denk- und Lebensweges in Zwischenüberschriften entlang von Orten ange- legt: » Wiesbadener Kindheitsszenen «, » Heidelberg «, » Erlangen «, » Göttingen «, » Köln «, » Groningen «, » Göttingen «, » New York « und » Zürich «. Diesen Orten ordnet er im Rückblick spezifische Erfahrungen, wegweisende Begegnungen, ent- scheidende Denkeinfälle und Werke zu, angereichert um zahlreiche Anekdoten. Dem Denkorte-Prinzip der Plessnerschen Selbstdarstellung die diesen Band eröffnet, folgt die Idee des Aufbaus des Bandes, der damit zugleich seinen Titel » Plessner in Wiesbaden « sprengt: In 15 Beiträgen werden die verschiedenen Le- bens- und Wirkungsstationen Plessner abgeschritten. In je eigenem Darstellungs- modus – als Essay, Rede, gelehrte Abhandlung, persönliche Erinnerung – werden einzelne Lebens- und Denkorte Plessner ausgelotet. Damit bietet der Band einen doppelten Durchgang durch Plessners Biographie2: Entlang seiner eigenen auto- risierten Darstellung sowie entlang verschiedener einfühlsamer Distanzbeobach- tungen, die seine Selbstdarstellung über- und unterbieten, sie unterlaufen, sup- plementieren und anreichern zur Biographie eines der interessanten deutschen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Deutlich wird neben seiner Wiesbaden-Prä- gung Plessners Umweg zur » Philosophie als Beruf « in Heidelberg und Erlangen, der auch durch eine kurzzeitige politische Partizipation an der Münchener Räte- republik führte; sein intellektueller Durchbruch Mitte der Zwanziger Jahre zu einer modernen Philosophischen Anthropologie in einer » Kölner Konstellation « zwi- schen Max Scheler und Nicolai Hartmann, die in ihrer Spannung von Tragik nicht frei ist; sein 1933 erzwungenes, in den Kriegsjahren nach 1940 gefährdetes Exil in Groningen und den Niederlanden; sein erneuter Aufbruch mit 60 Jahren 1952 als remigrierende Gründungsfigur der Soziologie in Göttingen – ein Aufbruch, der sich in einem eigenen Hausbau im Bauhausstil spiegelt; seine bundesrepublikani- sche Präsenz in der Verantwortung für Universitäts- und Wissenschaftsstrukturen und -kulturen, die ihn zur Doppelpräsidentschaft der Deutschen Philosophischen und der Deutschen Soziologischen Gesellschaft führt; seine Zeit als erster Inhaber der Theodor-Heuss-Professur an der New School of Social Research in New York 1962; seine nochmalige Lehr- und Publikationstätigkeit als 70-jähriger an der Uni- versität Zürich Mitte der unruhigen 60er Jahre. Der Band folgt bei allem Bestreben, Fragmente des ganzen Lebens- und Denk- weges Plessners zu versammeln, allerdings der Titelintention – nämlich dem ser Text ist unter dem Titel » Biographisches: Selbstdarstellung « auch enthalten in: Helmuth Plessner, Gesammelte Schriften I – X, hg. v. Günther Dux, Odo Marquard, Elisabeth Ströker, Frankfurt a. M. 1980 – 1985, Bd. X, 302 – 343. 2 Es gibt drei Biographien zu Plessner: Kersten Schüßler: Helmuth Plessner. Eine intellektuelle Biografie, Berlin 2000; Christoph Dejung: Plessner. Ein deutscher Philosoph zwischen Kaiser- reich und Bonner Republik, Zürich 2003; Carola Dietze: Nachgeholtes Leben: Helmuth Pless- ner 1892 – 1985, Göttingen 2006. Vorwort 11 langfristigen Vorhaben, Plessner nach Wiesbaden zurückzubringen, die Erinne- rung an diesen bedeutenden Intellektuellen im Stadtbewusstsein zu verankern: In sofern » Plessner in Wiesbaden «. Setzt die intellektuelle Plessner-Renaissance ziemlich genau nach 1989 an, im Zuge einer Wiederentdeckung seiner modernen Philosophischen Anthropologie, seiner natur-, sozial- und kulturphilosophischen Schriften, so hat die Stadt Wiesbaden seit einigen Jahren gewürdigt, dass sie mit diesem Denker über einen ungehobenen intellektuellen Schatz verfügt. Schritt für Schritt beteiligt sie sich daran, diesen Schatz freizulegen: durch die Unterstützung einer Pilotveranstaltung 2009 » Helmuth Plessners Gesellschaftstheorie – Alterna- tive zur Frankfurter Schule ? « in der Villa Clementine; durch eine Gedenk tafel für Vater und Sohn am ehemaligen Kursanatorium in der Sonnenberger Allee (2010); durch die Unterstützung des von der Helmuth Plessner Gesellschaft (HPG) 2012 veranstalteten V. Internationalen Helmuth Plessner Kongresses in Wiesbaden (» Deutschland – Europa – Welt. Helmuth Plessners › Verspätete Nation ‹ in der Diskussion «). Besonders zu erwähnen sind hier das Engagement des seinerzei- tigen Oberbürgermeisters Dr. Helmut Müller und der Kulturdezernentin Rose- Lore Scholz. Auf beider Initiative hat der Magistrat der Stadt 2013 die Stiftung eines » Wiesbadener Helmuth Plessner Preises « beschlossen, der erstmals – und dann im dreijährigen Rhythmus – an Plessners Geburtstag, dem 04. September 2014 verliehen wird. Mit diesem Band wollen die Herausgeber auch das bürgerschaftliche Engage- ment in Wiesbaden beflügeln. Sie danken der Dresdner Soziologin Nina Brötz- mann für ihre umsichtige und kompetente Organisation des Bandes. Sie danken zudem der Lektorin des VS-Springer-Verlages, Cora Mackrodt, die sich persön- lich sofort dafür begeistert hat, dass in einem großen Wiesbadener Verlag ein Buch zu einem aus Wiesbaden stammenden Denker publiziert wird.

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