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Platonicus amor: Lesarten Der Liebe Bei Platon, Plotin Und Ficino/ Interpretations of Eros in Plato, Plotinus and Ficino PDF

254 Pages·2008·0.92 MB·German
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Achim Wurm Platonicus amor ≥ Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Michael Erler, Dorothee Gall, Ludwig Koenen, Clemens Zintzen Band 261 Walter de Gruyter · Berlin · New York Platonicus amor Lesarten der Liebe bei Platon, Plotin und Ficino von Achim Wurm Walter de Gruyter · Berlin · New York (cid:2)(cid:2) GedrucktaufsäurefreiemPapier, dasdieUS-ANSI-NormüberHaltbarkeiterfüllt. ISBN 978-3-11-020425-4 ISSN 1616-0452 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. (cid:2) Copyright2008byWalterdeGruyterGmbH&Co.KG,D-10785Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. PrintedinGermany DruckundbuchbinderischeVerarbeitung:Hubert&Co.GmbH&Co.KG,Göttingen Meinem Garten – κῆπος γὰρ πᾶς ἀγλάισμα. Inhaltsverzeichnis Vorbemerkungen..................................................................................................1 Platonicus amor..................................................................................................1 Verstehen verständlich machen...................................................................5 Platons dialektischer Eros.................................................................................11 Voraussetzungen................................................................................................31 Platon-Lektüren...........................................................................................31 Metaphysischer Humanismus...................................................................39 Platonismen im Christentum....................................................................56 De amore als Kommentar und Dialog..............................................................77 Philosophische Allegoresen..............................................................................93 Von der Aristophanischen Komödie zum neuplatonischen Seelendrama..........................................................93 Platons philosophische Kunstmythen und die Mythendeutung der Neuplatoniker...........................................97 Abbildlichkeit – eine neuplatonische Denkfigur diesseits des Einen....................................................................................104 Der mimetische Eros in Enneade III 5..........................................................119 Eros als hypostatische Relation..............................................................119 Plotins Gedankendämon.........................................................................131 Im Garten des Zeus..................................................................................136 Übergänge.........................................................................................................141 Wandlungen des Eros von Platon zu Plotin.........................................141 Die Verwendung des Plotinischen Eros-Begriffs bei Ficino.............146 VIII Vorbemerkungen Physica Interpretatio – Naturphilosophisches Interesse als Konstante der Platondeutung Ficinos....................................................153 Ἔχθιστα ἐναντιώτατα – Harmonie der Gegensätze.........................153 Amor est passio morbo melancholico proxima – Medizintheorie und Liebeslehre.............................................................159 Omnis amor incipit ab aspectu – optische Theorie des Begehrens und platonische Ideenlehre.....................................................................166 Lucretiana illa simulacra – Ficinos Bildbegriff zwischen Wahrnehmungslehre und Metaphysik...................................................176 Platonismus fürs Volk – Ficinos Symposion-Kommentar und die Kultur des Volgare............................................................................181 Der Liebesdiskurs: Sprachform und Wissenszusammenhang...........181 Guido Cavalcantes philosophus – Motive einer Sprache der Liebe..........193 El libro dell’amore – Aspekte der Rezeption............................................203 Legittimamente amare – Die Legitimität der Liebe bei Ficino................214 Wahrheit und Dichtung – Platonismus im Kontext..................................221 Liebestraktate und Liebeskonzeptionen nach Ficino.................................225 Literatur.............................................................................................................233 Quellen........................................................................................................233 Studien........................................................................................................235 Personenregister...............................................................................................245 Vorbemerkungen Platonicus amor Filosofia non è altro che amistanza a sapienza, o vero a sapere; onde in alcuno modo si puo dicere catuno filosofo, secondo lo naturale amore che in ciascuno genera lo disiderio di sapere. Dante Alighieri, Convivio, III, XI, 6 Daß Philosophie Liebe sei, Liebe zur Weisheit, gehört zum Schulwissen nicht erst seit Dante.1 Spätestens nachdem Platon die Liebe zum Objekt seiner Theorie gemacht und zugleich die Zeugung eines dialektisch-philo- sophischen Eros dialogisch in Szene gesetzt hatte, wurde sie zum Gegen- stand philosophischer Reflexion, und tatsächlich gibt es wohl keinen zweiten philosophischen Text, der in der Geschichte des Nachdenkens daüber, was Liebe sei, wie sie entstehe und worauf sie ziele, deutlichere Spuren hinterlassen hätte, als das Platonische Symposion. Als das wohl wichtigste Kapitel in der Deutungsgeschichte des Plato- nischen Symposion darf zweifelsohne Marsilio Ficinos 1468/69 entstandene Schrift De amore angesehen werden. Und wenn auch der Name Platons heute zumeist mit Lehren assoziiert wird – geschrieben oder ungeschrie- ben –, deren Charakter der des Epistemischen und nicht des Erotischen ist, konnte die Ansicht, Platon sei einer der bedeutendsten, wenn nicht der Theoretiker der Liebe schlechthin, seit der Renaissance – und das bedeu- tet an dieser Stelle: seit Ficino – Selbstverständlichkeit beanspruchen. Der Gemeinplatz der ›platonischen Liebe‹ gibt davon Zeugnis.2 ––––––––––––––– 1 Daß mit dieser Namensdefinition noch nicht viel gewonnen ist, weiß auch Dante, weshalb er ähnlich wie die mittelalterlichen commendationes philosophiae, auf deren Tradition er sich hier bezieht, inhaltliche Bestimmungen folgen läßt; cfr. den Kommentar ad locum von Francis Cheneval in: Dante Alighieri, Das Gastmahl, ed. F. Cheneval, vol. III (Hamburg 1998), p. 310–312 und 315–318, sowie M. Kranz, art. »Philosophie, I. Antike, A. Ursprung des Begriffs«, in: Historisches Wör- terbuch der Philosophie, vol. 7, col. 573. 2 Ficino selbst spricht in De amore stets nur vom socraticus amor; cfr. De amore VII, 1 (p. 240); VII, 3 (p. 245) et passim [De amore wird zitiert nach der Ausgabe Marsile Ficin, Commentaire du Banquet de Platon, ed. R. Marcel (Paris 1956), die volkssprach- 2 Vorbemerkungen Unter den Begriff des platonicus amor wurde die vorliegende Studie ge- stellt, um auf die hermeneutisch-historische Tradition des Themas hinzu- weisen, nicht um eine inhaltliche Übereinstimmung seiner Behandlung zu behaupten, die sich von Platon herschriebe und bis zu Ficino reichte – im Gegenteil. In der Nachfolge Platons erfuhr der Eros bereits in der Antike weit- reichende philosophische Deutung, wie vor allem Plotins Allegorese der Herkunft des Eros in Enneade III 5 zeigt. Während Platon und seine antiken Interpreten dem Eros stets aus dem Abstand philosophischer Verstehensarbeit heraus begegnen – sei es in der ironisch-dialektischen Version von Platons Symposion, sei es in der ontologischen Konzeption Plotins – findet sich bei Ficino eine platonische Liebestheorie im unmit- telbaren Sinne des Wortes, bis hin zu einer Erklärung der Physiologie der erotischen Wahrnehmung: eine Wendung, die hinter den dialectic turn des Symposion zurückspringt. Fragt man nach dem Beweggrund für diese offenkundige Rückkehr des philosophischen Diskurses zum erotischen Phänomen, gibt jedoch weder der Text Platons noch auch die Philosophie des Platonismus, in deren Bahnen Ficinos Auslegung des Symposion sich bewegt, eine hinreichende Erklärung. Der Beweggrund, so läßt sich vermuten, muß außerhalb dieses platonischen Kontextes liegen. Im folgenden soll also den Wendungen und Wandlungen des Eros nach- gegangen werden, die dieser in Platons Symposion, in Plotins Allegorese des Eros in Enneade III 5 und schließlich in Marsilio Ficinos Schrift De amore erfährt. Im Anschluß an einige Bemerkungen methodisch-hermeneutischer Natur wird zunächst die Frage aufgeworfen, wie berechtigt die Einschät- zung Platons als Liebestheoretiker, die der Deutung Ficinos ganz selbst- verständlich zugrunde liegt, angesichts des Symposion als philosophischem Dialog tatsächlich sein kann, die Frage also, was im Symposion, wo so viel und so kunstvoll von Liebe und Eros die Rede ist, philosophisch eigent- lich verhandelt wird und ob sein Autor dort tatsächlich eine Theorie ––––––––––––––– liche Fassung des Werks nach: Marsilio Ficino, El libro dell’amore, ed. S. Niccoli (Florenz 1987)]. Wo Ficino vom platonicus amor spricht [in einem Brief an Ala- manno Donati, Epistulae, lib. II, Opera, p. 716], steht der Freundeskreis der Pla- tonleser und Symposion-Ausleger im Hintergrund. Der volkssprachliche Begriff des amore platonico verdankt sich der späteren Rezeption. Was Ficinos Konzeption gegenüber dieser verflachenden Verwendung des Begriffs der ›platonischen Lie- be‹ auszeichnet, dazu infra p. 225 sq. dieser Arbeit.

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