ebook img

Platon-Lexikon PDF

464 Pages·2014·2.133 MB·English
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Platon-Lexikon

Platon-Lexikon Begriffswörterbuch zu Platon und der platonischen Tradition Herausgegeben von Christian Schäfer 2. Auflage Impressum Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. 2., durchgesehene und bibliografisch aktualisierte Auflage 2013 © 2013 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Einbandgestaltung: Peter Lohse, Heppenheim Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-darmstadt.de ISBN 978-3-534-25795-9 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-73593-8 eBook (epub): 978-3-534-73594-5 Menü Buch lesen Innentitel Inhaltsverzeichnis Informationen zum Buch Informationen zum Autor/Herausgeber Impressum Inhalt Einleitung des Herausgebers Autorinnen und Autoren Abkürzungsverzeichnis (Werke Platons) Alphabetisches Verzeichnis der Begriffe Genannte Autoren der platonischen Tradition Index Begriffe Artikel Angeführte/zitierte Platonstellen Bibliographie Einleitung des Herausgebers Platoni imputes, non mihi, hanc rerum difficultatem; nulla est autem sine difficultate subtilitas … (Seneca, Ep. 58) „Ein Buch, das nicht durch sich und für sich selbst spricht, ist schlecht und die beste Vorrede nützt ihm nichts; so könnte denn nach meinem Ermessen allen Büchern, die bestimmt sind, von Anfang bis zum Schluß gelesen zu werden, die Vorrede fehlen. Anders freilich steht es mit einem Wörterbuch.“ – Mit dieser lapidaren Feststellung eröffnet Wilhelm Gemoll sein mittlerweile in Ehren altgedientes Griechisches Wörterbuch. Für ein Wörterbuch zu Platon gilt das Gesagte in besonderer Weise, denn Platon ist ein gesucht unterminologisch schreibender Autor. Von den vielen Kolleginnen und Kollegen der verschiedensten Fachrichtungen, die zur Mitarbeit an diesem Lexikon eingeladen waren, hat daher ein stattliches Kontingent nicht zusagen wollen. Denn wer Platon wirklich schätzt, der ist ganz dem Zusammenhang und der inneren Entwicklung der Dialogtexte und der auch inhaltlich vielsagenden Stimmungen, die sie kreieren, ergeben, der scheut sich, Platon in Begriffe zu zerlegen und ihn sprachlich auf etwas „festzunageln“, und das mit gutem Grund. Diesen guten Grund zu erläutern und gleichzeitig eine sinnvolle Apologie dafür zu liefern, dass hier dennoch und gegen alle Unwahrscheinlichkeiten ein Lexikon zu Platon vorzulegen gewagt wird, bedarf es einer Bevorwortung, die über den Rahmen und die Form einer intellektuellen Biographie des behandelten Autors, einer Sondierung des status quaestionis der Forschung und einige Handhaberegeln ein wenig hinausgreift. Denn ein Autor, der nicht aus sich selbst und für sich selbst spricht, taugt nichts, und auch die beste Einleitung in ein Wörterbuch zu seinen Schriften wird daran nichts ändern. Anders freilich steht es mit Platon. 1. Platons Leben: „Platon aus Athen war der Sohn des Ariston und der Periktione oder Potone, die ihr Geschlecht auf Solon zurückführte. Des Solon Bruder nämlich war Dropides; dessen Sohn war Kritias, dessen Sohn Kallaischros, dessen Sohn Kritias, das Haupt der Dreißig, und Glaukon. Des letzteren Kinder waren Charmides und Periktione, von der Platon stammte aus ihrer Ehe mit Ariston, als sechster von Solon abwärts. Solon aber führte sein Geschlecht auf Neleus und Poseidon zurück. Auch Platons Vater soll sein Geschlecht auf Kodros, des Melanthos Sohn, zurückgeführt haben, die nach Thrasyllos gleichfalls als Nachkommen des Poseidon gelten.“ Mit diesen Worten leitet Diogenes Laertios (3, 1) seine Lebensbeschreibung Platons ein. Dieser wurde also in eine der angesehensten Familien Athens hineingeboren. Seine Eltern gründeten ihre Ahnenreihe einerseits auf Solon, den großen Gesetzgeber der Stadt, und andererseits durch Kodros auf deren halbmythisches Königsgeschlecht (und damit schließlich auf göttlichen Samen). Viele von Platons näheren Verwandten spielten eine führende Rolle in den Leitungsangelegenheiten der Polis, Kritias als Vertreter der „Herrschaft der Dreißig“ (404/03 v. Chr.) wird von Diogenes Laertios eigens erwähnt. Dagegen scheinen weder das Jahr noch der Ort von Platons Geburt noch eindeutig zu ermitteln zu sein: Die konstruktionsfreudigen Testimonien der Alten und ihre modernen Ausdeuter schwanken in ihren Angaben zwischen Athen und Ägina sowie den Jahren zwischen 430/29 und 423 v. Chr. Platons Geburtsname soll gemäß allerdings oft angezweifelter Überlieferung Aristokles, nach seinem Großvater, gewesen sein, den „Spitznamen“ Platôn, „der Breite“, habe er später erhalten, sei es der Breite seines Körperbaus, seines Stils oder seiner Gedanken wegen. Anders als ihr Autor selbst, tauchen Mitglieder seiner Familie in den Platonischen Dialogen häufig als mitunter titelgebende Protagonisten auf, sein Onkel Charmides etwa, oder sein Halbbruder Antiphon als Erzähler im Parmenides, Kritias im Charmides und Protagoras, seine älteren Brüder Glaukon und Adeimantos im Parmenides und in der Politeia, daneben außerdem Persönlichkeiten des öffentlichen und intellektuellen Lebens Griechenlands: der Komödienschreiber Aristophanes, die Sophisten Protagoras, Thrasymachos und Gorgias, die maßlosen politischen Wunderknaben Phaidros und Alkibiades, Pythagoreer und Eleaten als Repräsentanten bedeutender auswärtiger Philosophenschulen – all das legt Zeugnis ab von Platons familiärer und pädagogischer Beheimatung in den „besten Kreisen“, die vielleicht allerdings auch damals gleichzeitig die verkommensten gewesen sein mochten. Bald jedoch stand Platon im Bann eines anderen Kreises, nämlich dessen um Sokrates, dem Platon um die zehn Jahre lang angehört haben mag. Aus einer versprengten Notiz bei Xenophon (Memorabilia 3, 6,1), der anderweitig kein großer Freund Platons war, ist zu ersehen, dass Sokrates den Platon äußerst geschätzt haben soll. Sokrates ist auch die Hauptfigur fast aller Dialoge Platons, in denen bezeichnenderweise sein eigener Name nur in der von ihm nachverfassten Verteidigungsrede des Sokrates (Apologie 34a) und ganz am Rande in der Erzählung vom Todestag des Sokrates im Phaidon auftaucht. Vielleicht auch das nicht von ungefähr: Der herkömmlichen Doxographie zufolge markiert der Prozess und das Todesurteil gegen Sokrates durch die athenische Bürgerschaft den richtungsändernden Einschnitt in Platons Leben. Mag sein, dass schon der Phaidon diese populäre Sicht der Dinge vorbereitet hat: Am Todestag des Sokrates findet man weder Glaukon noch Adeimantos noch sonst ein Familienmitglied Platons bei seinem alten Lehr- und Lebemeister. Platons eigene rätselhafte Aussage, er selbst sei, so wurde angenommen, damals krank gewesen (Phaidon 59b), mag eine fiebrige Krise zwischen familiärem Loyalitätsdruck und innerer Überzeugung, zwischen politischer Räson und geschuldetem Freundschaftsdienst andeuten, die erst in der Nachfolge eine dann allerdings gänzliche Parteinahme für die Sache und die Person des Sokrates zeitigte. Der Virus des Sokrates hatte indes schon früher Wirkung gezeigt: Traut man unbehelligt von allen Echtheitsfragen mit den antiken Gewährsmännern der autobiographischen Passage von Platons „Siebtem Brief“ (Ep 7, 324b–326b), so hätte Platon gemäß den eingangs geschilderten Vorzügen seines Elternhauses eine politische Karriere ergreifen können und auch wollen, sobald er mit dem dafür nötigen Alter „sein eigener Herr geworden wäre“. Es kam aber ganz anders. Vom politischen Treiben Athens wandte er sich mit Abscheu weg, die ungerechte Hinrichtung des Sokrates besiegelte Platons „Absage an die Welt“ (so Wilamowitz-Moellendorff) und ließ ihn seine Zuflucht in der Philosophie finden, „die allein erkennen lässt, was im Staatswesen wie auch im Leben jedes Einzelnen gerecht ist“. So will es die Rückschau des alten Platon in dem unter seinem Namen überlieferten Rechtfertigungsbrief (Ep 7, 326a) und so wollte es dann auch die Tradition sehen: Erst die Philosophie ließ Platon aus der Krise hervortretend wirklich und im tieferen Sinn „sein eigener Herr werden“, und erst das sollte es dann ermöglichen, dass er später übrigens doch noch zu aktiver Teilnahme an öffentlichen Geschäften zurückfand (was vielleicht ein wenig allzu auffällig an den idealen Werdegang des Philosophenherrschers in der Politeia erinnert). Letzteres ist mit seiner ersten Sizilienreise bezeugt, die er antrat, als er „ungefähr vierzig Jahre“ zählte (Ep 7, 324a). Zwischen diesem Alter und dem Tod des Sokrates 399 war ein gutes Dutzend Jahre vergangen, Platons „dark years“, und wie die meisten sogenannten dunklen Jahre offenbar von ernster Vorbereitung, tiefer innerer Verarbeitung und äußerer Erarbeitung großer Gedanken geprägt. Er soll in dieser fraglichen Zeit ausgedehnte Reisen unternommen haben, nach Kyrene und Tarent, angeblich auch nach Ägypten, von Kontakten mit den herausragenden Köpfen der Epoche ist in der Überlieferungsfolklore die Rede, außerdem von längeren Aufenthalten in Megara und Unteritalien. (Das alles mag man cum grano salis nehmen, denn die geographischen Angaben scheinen doch stark den philosophischen Interessensthemen von Platons Dialogen angeformt: Kyrene mit Theodoros der Mathematik, Megara mit der dortigen Philosophenschule der Logik, Syrakus der Politik und Ägypten der Weisheit alter Mythen.) Vor allem aber muss Platon während dieser Jahre als Philosoph aufgetreten und als solcher auch bekannt geworden sein (die Philologen weisen seine „Frühdialoge“ dieser Zeitspanne zu), sonst wäre das Folgende nicht so recht erklärlich. Auf seiner Sizilienreise nämlich wurde er mit Dion, dem Schwager des Tyrannen Dionysius I. von Syrakus, bekannt und fand dort somit Einlass in politisch maßgebliche Kreise; nach anderen Quellen hatte Dionysius selbst Platon als bekannten Philosophen an seinen Hof eingeladen. Dieser mochte berechtigte Hoffnungen gehegt haben, was seine Rolle und Einflussmöglichkeiten betraf: Es gibt historische Zeugnisse davon, dass, anders als im Mutterland, in den griechischen Pflanzstädten (nicht nur) des Westens Philosophen erfolgreich und mit allgemeiner Zustimmung an die Grundfesten der politischen Konstitution Hand anlegen konnten. Platons Einschätzungen führten allerdings schon bald zu einem tiefen Zerwürfnis mit Dionysius, das sich in der Erzählung widerspiegelt, der Tyrann habe den athenischen Philosophen festnehmen und als Sklaven verkaufen lassen, so dass er schließlich von Freunden auf dem Markt von Ägina ausgelöst werden musste – all das würde geradezu symbolisch zu dem passen, was oben über den Zusammenhang von politischer Betätigung und „sein eigener Herr sein“ erzählt wurde. „Nach seiner Rückkehr nach Athen wählte er zu seiner Wohn- und Lehrstätte die ‚Akademie‘, ein baumreiches Gymnasium vor der Stadt, das seinen Namen von einem Heros namens Hekademos hat“, so wieder Diogenes Laertios (3, 7). In die ungemein erfolgreiche Lehr- und Schreibtätigkeit der anschließenden Zeit hinein ereilte ihn wiederum der Ruf aus Syrakus, wo inzwischen Dion unter Dionysius II. weiter politisch aufgestiegen war. Trotz anfänglicher Bedenken, die bald herbe Bestätigung finden sollten, beschloss Platon, auf sein Glück zu trotzen und schiffte nochmals, ja später noch zu einem dritten Versuch nach Sizilien ein, indem er für die Dauer seiner Abwesenheit die Führung seiner Schule dem Knidier Eudoxos überließ, bezeichnenderweise einem Mathematiker also (zur Zeit von dessen Interimsleitung soll Aristoteles der Akademie als Schüler beigetreten sein). Platon scheiterte abermals und auch mit seiner noch weit bedenklicheren dritten Syrakusreise. Die in ihrer Art so interessante Autobiographie des Briefwerks (Ep 7, 324b; 352a) steht im Dienste der Erklärung von Platons Rolle in den Angelegenheiten von Syrakus, einer Erklärung, der sich die antiken Lebensbeschreibungen anschließen und damit auch deren charakteristisches an spätere Generationen weitergegebenes Bild vorzeichnen. Es ist dies ein Bild, das aus diesem Grund vordringlich den äußeren Lebensverlauf bietet und den politisch aktiven Platon in den Vordergrund stellt. Die inneren Entwicklungen, so sie denn für eine Philosophenbiographie und wohl anders als die äußeren wirklich von Aussagekraft sind, liegen andererseits ziemlich im Dunkeln und es bleibt vielleicht letztlich der Datierung und Deutung der Dialoge überlassen, ob sie Auskunft darüber zu geben imstande sind. Dazu gleich mehr. Platon soll „im dreizehnten Jahr der Königsherrschaft des Philipp von Makedonien“ gestorben sein, oder nur unwesentlich später (und zwar angeblich an seinem Geburtstag und bei einem Hochzeitsgelage, nach anderen mitten im Schreiben). „Bestattet wurde er in der Akademie, wo er die meiste Zeit mit philosophischer Arbeit zubrachte. Daher wurde seine Schulrichtung auch die akademische genannt, wie denn auch die gesamte Bevölkerung dieses (athenischen) Bezirks ihm das Grabgeleit gab“ (Diogenes Laertios 3, 40–41). Die Akademie selbst hatte – wenn auch mit tiefgreifenden doktrinalen Umschwüngen und Richtungswechseln – nach Platons Tod noch Jahrhunderte Bestand, ja die „Platonische Schule“ in Athen wurde erst 529 n. Chr. vom Oströmischen Kaiser Justinian geschlossen. Bis dahin wurde dort Jahr für Jahr Platons Gedenktag kultisch begangen. Spätestens seit Poseidonios im frühen ersten Jahrhundert v. Chr. sprechen die Doxographen vom theios Platôn, dem „göttlichen Platon“, oder, wie Cicero, vom divus auctor Plato. 2. Platons Schriften: Was aber lässt Platon als Autor so „göttlich“ erscheinen? Eine antike Anekdote erzählt, man habe nach Platons Tod unter seinen Notizen eine Anzahl verschiedener Variationen der Anfangspassage der Politeia aufgefunden. Das mutet eigentümlich an, denn nichts philosophisch Tiefschürfendes scheint diesem Beginn innezuwohnen, und die Version, auf die Platon schließlich die Wahl fallen ließ, lautet: „(Sokrates:) Gestern stieg ich mit Glaukon, dem Sohn des Ariston, zum Piräus hinab, um die Göttin anzubeten und weil ich mir zugleich anschauen wollte, auf welche Weise man denn dort das Fest feiern würde, weil es da nämlich gerade zum ersten Mal gefeiert wurde, und der Festzug der Einheimischen schien mir auch sehr schön zu sein, gewiss jedoch scheint der, den die Thraker veranstalten, nicht weniger glanzvoll – nachdem wir also gebetet und uns umgeschaut hatten, gingen wir wieder zur Stadt hinauf“ (327a). Platon hat mit Bedacht größten Wert auf die äußere Gestalt seiner philosophischen Schriften gelegt, und diese von den Doxographen keineswegs zufällig weitergegebene Episode spiegelt das wider: Der Anfangssatz der Politeia ist eine Vorwegnahme der gesamten

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.