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Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren PDF

361 Pages·2017·3.12 MB·German
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Markus Rieger-Ladich Christian Grabau Hrsg. Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren Markus Rieger-Ladich · Christian Grabau (Hrsg.) Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren Herausgeber Prof. Dr. Markus Rieger-Ladich Dr. Christian Grabau Eberhard Karls Universität Tübingen Deutschland ISBN 978-3-531-17205-7 ISBN 978-3-531-18904-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-18904-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Stefanie Laux Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhalt Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren. Eine Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Markus Rieger-Ladich und Christian Grabau I Institutionen analysieren Der Markt der frühkindlichen Bildung. Ein sozioanalytischer Zugang . . . . . . 15 Bernd Bröskamp Plato und Heidegger als Wertanlage? Zur widersprüchlichen Verfasstheit schulischer Bildungsprozesse zwischen Aufk lärung und Systemreproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Bernd Hackl Begrenzte Ermöglichungen. Von der ‚Illusion der Chancengleichheit‘ in wissenschaft lichen Karrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Christina Möller Kunstrezeption in einem Vermittlungsprogramm unter Bourdieuscher Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Kathrin Hohmaier V VI Inhalt II Differenzen denken Transformationen des Habitus. Praxeologische Zugänge zu sozialer Ungleichheit und Mobilität .......................................... 103 Aladin El-Mafaalani Geschlecht – Habitus – Transformation. Erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung d‘après und after Bourdieu ...................... 129 Christine Thon Die Illusion der Andersartigkeit: mit Bourdieu zu einer rassismuskritischen Bildungsforschung? ............................... 147 Kenneth Horvath Funktionaler Analphabetismus. Ambivalenzen der Erwachsenenbildung ................................................ 167 Uwe H. Bittlingmayer III Konzepte weiterentwickeln „Habitus“ und „kulturelle Passung“. Bourdieusche Perspektiven für die ungleichheitsbezogene Bildungsforschung .......................... 183 Rolf-Torsten Kramer Die Relationalität kulturellen Kapitals. Wissen und Können hochqualifizierter Migrant(inn)en als kredit(un)würdige kulturelle Ressourcen ........................................................ 207 Arnd-Michael Nohl Sozialisation? Subjektivation? Ein Gespräch zwischen den Stühlen ........ 227 Norbert Ricken und Jürgen Wittpoth Die tätige Seite des Gefühls. Eine Erkundung der impliziten Emotionstheorie im Werk Bourdieus .................................. 255 Monique Scheer Inhalt VII IV Bildungstheorie treiben Befähigen. Praxistheoretische Überlegungen zur Subjektivierung von Mitspielfähigkeit ................................................ 271 Thomas Alkemeyer und Nikolaus Buschmann Ambivalenzen von Habitustransformationen. Praxeologische Bildungstheorie und Bildungsforschung im Anschluss an Pierre Bourdieu ..................................................... 299 Florian von Rosenberg Kollektive Konversionen ............................................. 315 Christian Grabau Emanzipation als soziale Praxis. Pierre Bourdieu in der Kritik – und ein Versuch, ihn weiterzudenken .................................. 335 Markus Rieger-Ladich Verzeichnis der Autorinnen und Autoren .............................. 363 VII Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren Eine Einleitung Markus Rieger-Ladich und Christian Grabau Im deutschsprachigen Raum hat die Auseinandersetzung mit den Arbeiten Pierre Bourdieus in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Veränderung erfahren. Besonders anschaulich lässt sich dies an der Person des in Frankfurt lehrenden So- zialphilosophen Axel Honneth erläutern: Hatte dieser noch Mitte der 1980er Jahre seinem französischen Kollegen in einem einfl ussreichen, die Rezeption zunächst prägenden Artikel unter dem Titel Die zerrissene Welt der symbolischen Formen (Honneth 1984) vorgeworfen, mit seinem mittleidlosen Blick auf Verteilungskämpfe zeitgenössischer Gesellschaft en nicht allein die Verhältnisse düsterer zu zeichnen, als sie tatsächlich sind, sondern sich auch für die moralische Dimension sozialer Konfl ikte völlig unempfänglich zu zeigen, lud er im Jahr 2002, kurz nachdem Bourdieu verstorben war, in seiner Funktion als Direktor des Instituts für Sozial- forschung nach Frankfurt am Main zu einer Konferenz ein, die dessen Arbeiten würdigte – und nachdrücklich dafür warb, ihn als einen herausragenden Vertreter einer sich permanent erneuernden Kritischen Gesellschaft stheorie zu betrachten. Wertet man dies nicht als Geste der Vereinnahmung, sondern als den gezielten Versuch, alte Denkgewohnheiten zu überwinden, lässt sich dieses Motiv auch in einer Reihe überaus instruktiver Th eorievergleiche erkennen, die seither vorgelegt wurden. Für diese Unternehmungen, die Bourdieu mit ganz unterschiedlichen Denkschulen und Th eorietraditionen kontrastieren, gilt, dass sie ersichtlich von dem Bemühen geprägt sind, vertraute Oppositionsbildungen zu überwinden, sich überraschen zu lassen und auch dort mit Gemeinsamkeiten, Affi nitäten und „Familienähnlichkeiten“ (Wittgenstein) zu rechnen, wo man sie bislang nicht vermutet (und gesucht) hatte. Ohne dass Uwe Bauer und Uwe H. Bittlingmayer (2014) mit dem von ihnen herausgegebenen Band, der Bourdieu mit der Kritischen Th eorie Frankfurter Prägung ins Spiel bringt, nun an die erwähnte Konferenz di- rekt anknüpft en, laden sie doch ebenfalls dazu ein, das Gespräch zwischen diesen 1 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 M. Rieger-Ladich und C. Grabau (Hrsg.), Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren, DOI 10.1007/978-3-531-18904-8_1 2 Markus Rieger-Ladich und Christian Grabau beiden Varianten Kritischer Theorie fortzusetzen, das in der Vergangenheit von wechselseitigen Unterstellungen nicht immer gänzlich frei war. Ein ungleich größeres Irritationspotential als dieser Band, dessen Verdienste gleichwohl nicht bestritten werden sollen, besaßen zwei Publikationen, deren erste nur zwei Jahre nach dem Tode Bourdieus erschien. Als die beiden Soziologen Armin Nassehi und Gerd Nollmann einen Band mit Beiträgen zu einem Theorievergleich zwischen Pierre Bourdieu und Niklas Luhmann vorlegten, durchkreuzten sie ganz gezielt die etablierten Denkgewohnheiten und warben ausdrücklich dafür, den „Lieblingsunterscheidungen“ des Faches (Nassehi und Nollmann 2004, S. 8) nicht einfach blind zu folgen, sondern diese auf ihre Leistungsfähigkeit hin zu beobachten – und damit der Limitierung der Reflexionsmöglichkeiten entgegenzutreten. Statt noch länger mit den etablierten Oppositionsbildungen zu hantieren, die in erster Linie Routinen der Lagerbildung befriedigten und nicht eben selten eine Wagen- burgmentalität bedienten, sprachen sie sich dafür aus, die Theoriearchitektur dieser beiden Entwürfe auf neue Weise in den Blick zu nehmen – und zu diesem Zweck etwa Gemeinsamkeiten und Differenzen in der Rede von Funktionssystemen und sozialen Feldern zu diskutieren. War das Verhältnis von Bourdieu und Luhmann von „wechselseitiger Ignoranz“ (ebd., S. 9) geprägt, wäre jenes zwischen dem französischen Soziologen und dem Philosophen Jacques Rancière noch sehr freundlich umschrieben, wollte man es lediglich als konflikthaft bezeichnen. Letzterer hatte sich schon früh als einer der schärfsten Kritiker von Bourdieus Entwurf einer reflexiven Soziologie zu erkennen gegeben (vgl. Rancière 2010). Im Zentrum des Konflikts, der von Rancière mit immer neuen Beiträgen befeuert wurde, steht die Rolle der Kritik und das Selbst- verständnis des kritischen Theoretikers (vgl. Celikates 2009; Jaeggi und Wesche 2009). Das Verdienst des Bandes Jacques Rancière und Pierre Bourdieu, der von Jens Kastner und Ruth Sonderegger (2014) herausgegeben wurde, besteht nun darin, zu zeigen, dass in diesem Konflikt, der sich immer wieder neu am Verhältnis von Subjekt und Objekt der Kritik entzündet sowie an der Frage, ob es eine Praxis der Kritik geben könne, die frei von Paternalismus sei, durchaus gemeinsame Anliegen artikuliert und verhandelt werden. Fraglos geht es beiden Opponenten darum, das „Emanzipatorische zu denken“ (ebd.) – sie verfolgen dabei eben nur unterschiedliche Strategien und sind überdies geprägt von differenten Fachkulturen. Dass hierzulande Bourdieus Kanonisierung zwischenzeitlich weiter voranschrei- tet, ist daran zu erkennen, dass nun auch ein instruktives Bourdieu-Handbuch (Fröhlich und Rehbein 2009) vorliegt sowie eine Reihe von Bänden, welche in sein Werk einführen (vgl. Barlösius 2011; Müller 2014) oder dessen Verhältnis zu benach- barten Disziplinen wie der Philosophie, der Kultur- und Geschichtswissenschaft erörtern (vgl. etwa: Suber, Schäfer und Prinz 2011; Ohnacker und Schultheis 2004). Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren 3 Überdies werden nun auch sukzessive seine Vorlesungen am Collège de France herausgegeben. Den Auftakt hierzu bildeten zunächst seine Vorlesungen Über den Staat, die er zwischen 1989 und 1992 hielt (Bourdieu 2014); unlängst erschien die umfangreiche Publikation Manet. Eine symbolische Revolution, welche die Vorle- sungen der Jahre 1998-2000 zugänglich macht (Bourdieu 2015). In der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft verlief die Rezeption in einer durchaus ähnlichen Weise: Nachdem Bourdieu zunächst von vielen Fachvertre- ter/innen skeptisch beäugt wurde (vgl. hierzu Liebau 2009), sich dann jedoch eine ganze Reihe von Theoremen und Konzepten als durchaus erkenntnisfördernd erwies – zunächst wurde das Konzept des Habitus entdeckt, bald darauf die Aus- differenzierung des Kapitalbegriffs und auch das frühe bildungssoziologische Werk wurde einer Relektüre unterzogen –, lösten sich die anfänglichen Berührungsängste, die es in vergleichbarer Form auch gegenüber den Arbeiten Michel Foucaults gab (vgl. Essbach 1991), auf. Pierre Bourdieu zählt seit einigen Jahren, das wurde nicht zuletzt beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2006 in Frankfurt am Main deutlich, wo er in vielen Veranstaltungen zum Gegenstand gemacht wurde, zu jenen Sozialtheoretiker/innen, die in der ganzen Breite des Faches intensiv rezipiert werden (vgl. Ricken und Rieger-Ladich 2004; Ricken und Balzer 2012). Ähnlich ist der Befund, wenn man verfolgt, aus welchen Teildiszipli- nen jene stammen, die in Dissertationen und Habilitationsschriften mit Bourdieus Instrumentarium arbeiten – und dieses im Gebrauch fortwährend weiterentwickeln: Bourdieu, dessen reflexive Soziologie aus dem steten Wechselspiel von empirischer Forschung und anspruchsvoller Theoriebildung hervorgegangen ist (vgl. Kalthoff, Hirschauer und Lindemann 2008), inspiriert Vertreter/innen der Erwachsenen- bildung und der Sozialpädagogik; er wird in der Schulpädagogik ebenso rezipiert wie in der Allgemeinen Erziehungswissenschaft; seine Studien werden in der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung nicht weniger zur Kenntnis genommen als in der Historischen Bildungsforschung. Mit Blick auf die erste Konferenz zur Bourdieu-Rezeption in der deutschspra- chigen Erziehungswissenschaft, die im Sommer 2005 an der Goethe-Universität stattfand und deren Ergebnisse 2006, dann in einer erweiterten, zweiten Auflage 2009 vorgelegt wurden (vgl. Friebertshäuser, Rieger-Ladich und Wigger 2009), ist diese breite, tatsächlich die ganze Disziplin prägende Rezeption neu. In einer Vielzahl hochkarätiger Forschungsarbeiten wurden in den vergangenen Jahren biographische Verläufe und schulische Passungsverhältnisse untersucht, Bildungseinrichtungen auf ihr hidden curriculum erforscht sowie lern- und bildungstheoretische Annahmen grundlegend problematisiert. Im Modus dieser kritischen Selbstbefragung wurde freilich nicht nur ein charakteristischer pädagogischer Denkstil deutlich, dessen Konturen schon sehr früh – und überaus treffsicher – Siegfried Bernfeld (1925/1973)

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Die praxistheoretische Neufassung zentraler erziehungs- und bildungstheoretischer Fragestellungen, die derzeit von vielen Vertreter/innen der Erziehungswissenschaft betrieben wird, verdankt den Arbeiten Pierre Bourdieus wichtige Anregungen. Dieser theoretischen Neuorientierung der Erziehungswissensc
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