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Phytopharmaka II: Forschung und klinische Anwendung PDF

210 Pages·1996·11.16 MB·German
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Phytopharmaka II Forschung und klinische Anwendung Dieter Loew Norbert Rietbrock Herausgeber Phytopharmaka II Forschung und klinische Anwendung Anschrift der Herausgeber: Prof. Dr. Dr. DIETER LOEW Prof. Dr. NORBERT RIETBROCK Abteilung fur Klinische Pharmakologie Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universitat Haus 74 Theodor-Stem-Kai 7 60590 Frankfurt am Main Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Phytopharmaka: Forschung und k1inische Anwendung I Dieter Loew; Norbert Rietbrock, Hrsg. - Darmstadt: Steinkopff. Bd. I u. d. T.: Phytopharmaka in Forschung und klinischer Anwendung NE: Loew, Dieter [Hrsg.] 2 (1996) ISBN-13:978-3-642-85437-8 e-ISBN-13:978-3-642-85436-1 DOl: 10.1007/978-3-642-85436-1 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschUtzt. Die dadurch begrtindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrages, der Entnahme von Abbildungen und Tabel len, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwer tung, vorbehalten. Bine Vervielfliltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zuliissig. Sie ist grundsatzlich vergUtungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Straf bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © 1996 by Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, GmbH & Co. KG, Darmstadt Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1996 Verlagsredaktion: Dr. Maria Magdalene Nabbe - Herstellung: Heinz 1. Schafer Umschlaggestaltung: Erich Kirchner, Heidelberg Die Wiedergabe von Gebrauchsnarnen, Handelsnarnen, Warenbezeichnungen usw. in dieser Veroffentlichung berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jederrnann benutzt werden dtirften. Gesarntherstellung: graphoprint, Koblenz Gedruckt auf saurefreiem Papier Einleitung Die Phytotherapie hat eine lange Geschichte. Sie genieBt in allen Bevolkerungsschichten Ver trauen und Ansehen. Dies erweckt eine Erwartungshaltung, angesichts der sich die Frage stellt, ob und wie eine noch bessere Effektivitat mit pflanzlichen Arzneimitteln erreicht werden kann. Der Patient als "mtindiger Biirger" mochte im Krankheitsfall von seinem Arzt tiber alle Thera piemoglichkeiten aufgekliirt: und auf Altemativen hingewiesen werden, urn sich dann fUr eine Therapie zu entscheiden. Versucht der "Phytotherapeut" in dem Gesprach sich allein auf Argu mente aus der Erfahrungsmedizin zuriickzuziehen, so schafft er bei kritischen Patienten wenig Vertrauen. Daher gelten auch fUr Phytopharrnaka, insbesondere wenn sie Indikationen wie die che misch-synthetischen Arzneimittel beanspruchen, die gleichen wissenschaftlichen Anforderun gen, d.h. Nachweis der Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und Qualitat. Wir selbst ben6tigen hierzu das Vertrauen in das Urteil von Fachleuten der verschiedenen Disziplinen wie der Pharrnakognosie, der Phytochemie, der Pharrnazie und der klinischen Pharrnakologie, wenn wir uns mit dem therapeutischen Stellenwert der Phytopharrnka befas sen. In der Begriindung zum "Entwurf der Approbationsordnung fUr Arzte" wird zum § 27, "zweiter Abschnitt der arztlichen Priifung" ausgefUhrt, daB die Arzneimitteltherapie zwar in erster Linie die klinische Pharrnakologie umfaBt, aber auch andere Therapierichtungen inklu sive der Phytotherapie. Frankfurt, Juni 1996 DIETER LOEW NORBERT RIETBROCK Inhaltsverzeichnis Einleitung v D. Loew, N. Rietbrock. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. I. Klinisch-pharmakologische Grundlagen fiir die Wirksamkeit der Phytopharmaka Metabolismus von FremdstoiJen u. Fuhr.............................................................. 1 Interaktionen in VielstoiJgemischen bei Phytopharmaka S. Rietbrock. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Analytik und Bioaquivalenzuntersucbungen bei Pbytopharmaka F. Sorgel, M. Kinzig, G. RUsing. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Pharmakokinetik von J3. . Aescin nach Gabe Aesculusextrakt enthaltender Darreicbungsformen A. Biber, R. Oschmann, F. Lang, H. Stumpf, K. Kunz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Zur Pbarmakokinetik und zum Metabolismus von Flavonoiden H. Schilcher, H. Hagels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 Simultane sonografische Messung der Magen. . und Gallenblasenentleerung mit gleichzeitiger Bestimmung der orozOkalen Transitzeit mittels H -Atemtest 2 K. J. Goerg, Th. Spilker. . . .. . . . . . . . ... . . .. . . . . .. .. . .... . .. . . . . . . ..... . . . 63 Validierte Diagnoseverfahren im Rahmen von Armeimittelpriifungen bei Beinvenenerkrankungen M. Marshall, F. X. Breu. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 II. Anwendung von Phytopharmaka Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises Stabilitat und biopbarmazeutische Qualitat. Voraussetzung fii.r Bioverfiigbarkeit und Wirksamkeit von Harpagophytum procumbens D. Loew, O. Schuster, J. Mollerfe1d. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Harpagopbytum procumbens: Wirkung von Extrakten auf die Eicosanoid- biosyntbese in Ionopbor A23187-stimuliertem menschlichem Vollblut B. Tippler, T. Syrovets, D. Loew, Th. Simmet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 95 WirkstoiJgebalt in Armeimitteln aus Harpagophytum procumbens und klinische Wirksamkeit von Harpagopbytum-Trockenextrakt S.Chrubasik, R. Ziegler. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 101 PharmakologischeGrundlagen pllanzlicher Antirheumatika S. Jorken, S. N.Okpanyi . ... .. .. . .. ..... ... ... ... ..... ... .. ...... ...... .115 VIII Inhaltsverzeichnis Anwendung bei Leber-und Darmerkrankungen Biochemie uud Pharmakologie vou Silibiuiu J. Sonnenbichler, 1. Sonnenbichler, F. Scalera. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Der antifibrotische Effekt des Silymarins in der Therapie chronischer Lebererkrankungen F. J. Vonnahme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Klinische Bedeutung der lipidsenkenden uud antioxidativen Wirkung von Cynara scolymus (Artischocke) V. Fintelmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Zur Sicherheit von Sennalaxanzien U. Mengs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Prospektive klinische Studie zur Sicherheit von Anthranoidlaxanzien G. Nusko, B. Schneider, 1. Schneider, Ch. Wittekind, E. G. Hahn. . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Retro- und prospektive Fall-Kontroll-Studien zu Anthranoidlaxanzien D. Loew, U. Bergmann, P. Dirschedl, M. Schmidt, K. Melching, B. Hues, K. Oberla. . 175 Anwendung in der Onkologie Chemische Standardisierung von Mistelextraktzubereitungen als Voraussetzung fur den Nachweis der Wirksamkeit K. Witthohn, W. Wachter, H. Lentzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Cell biological and immunopharmacological investigations on the use of mistletoe lectin I (ML-I) U. Schumacher, D. Schumacher, T. Schwarz, U. Pfiiller. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Zusammenfassung und Ausblick D. Loew. . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 205 I. Klinisch-pharmakologische Grundlagen fur die Wirksamkeit der Phytopharmaka - - - • Metabolismus von Fremdstoffen U. Fuhr Institut fur Phannakologie, Universitatsklinikum K61n Fremdstoffmetabolismus als in der Evolution vorteilhafte SchutzmaBnahme Die Entwicklung phannakologisch aktiver Pflanzeninhaltsstoffe mit potentiell schadlichen Wirkungen ist im wesentlichen das Ergebnis der entwicklungsgeschichtlichen Kriegsfuhrung zwischen autotrophen Pflanzen und den Tieren, die diese Pflanzen zur Deckung ihres Ener giebedarfs fressen [8]. Die in der Evolution vorteilhaften GegenmaBnahmen seitens der Kon sumenten bestehen darin, wirksame Pflanzeninhaltsstoffe wie z.E. Flavonoide, Terpene, Stero ide oder Alkaloide nicht zu resorbieren, sondem rasch renal oder biliar zu elirninieren oder in unwirksame Metaboliten zu liberfuhren. Man kann somit annehmen, daB auch der menschli che Organismus eher darauf eingestellt ist, pflanzliche Wirkstoffe unwirksam zu machen, als synthetisch hergestellte Arzneistoffe mit anderen chemisch-physikalischen Eigenschaf ten zu eliminieren. Da der Gehalt der Wirkstoffe in pflanzlichen Nahrungsmitteln ofthoch ist - beispielsweise nirnmt der Mensch am Tag bei normaler Emlihrung bis zu 1 g Flavonoide auf [2] -, muG man annehmen, daB die Schutzmechanismen eine groGe Kapazitat aufweisen. Es iiberrascht daher nicht, daB die biologische Verftigbarkeit von phannakologisch aktiven Substanzen aus Phytophannaka bei oraler Einnahme in vielen Fallen problematisch ist. Dag~­ gen wird die Aufnahme anderer Pflanzeninhaltsstoffe wie Vitarnine oder Nahrstoffe, die fur den Konsumenten vorteilhaft oder sogar essentiell ist, oft durch aktive Prozesse unterstlitzt. Enzyme des Fremdstoffmetabolismus Pflanzliche Wirkstoffe sind meist stabile chemische Verbindungen. Es ist daher dem aufneh menden Organismus meist nicht moglich, diese Substanzen z.B. bereits durch einen niedrigen pH-Wert im Magen zu hydrolysieren. In der Regel werden Fremdstoffe enzymatisch metabo lisiert. Wahrend die Enzyme, die in der Pflanze einen Wirkstoff synthetisieren, sehr spezifisch oft nur ein einziges Substrat umbauen konnen, sind strukturell ahnliche Enzyme bei Tieren in der Lage, eine ganze Vielzahl verschiedener Substanzen zu metabolisieren, und meist wird ein Wirkstoff auch von mehr als einem Enzym abgebaut. Beides erscheint sinnvoll vor dem Hin tergrund der evolutionaren Entwicklung dieser Enzyme. Beim Menschen befinden sich die Enzyme iiberwiegend in der Leber und in der Schleimhaut des Gastrointestinaltraktes und sind in die Membran des glatten endoplasmatischen Retikulums ("mikrosomale Fraktion") einge bettet. Damit konnen nach oraler Aufnahme resorbierte Substanzen bereits vor Erreichen der vena cava teilweise oder sogar vollstandig eliminiert werden (= First-pass-Metabolismus). Man unterscheidet im wesentlichen zwischen Phase I und Phase II der Biotransformation (Tabelle 1). Phase-I-Reaktionen wandeln die Ausgangssubstanz durch Oxidation, Hydrolyse oder Reduktion in ein polareres Abbauprodukt urn. In Phase-II-Reaktionen werden endogene Substrate an die Fremdstoffe gebunden. Phase-I-und Phase-II-Reaktionen laufenjedoch nicht 2 _U_._FU__M_ _________________________________________________________________ zwangsweise nacheinander, sondern meist parallel miteinander abo Wahrend Phase-I-Reaktio nen im Organismus nicht umkehrbar sind, konnen Konjugate wieder gespalten werden, womit die Ausgangssubstanz wieder zur Wirkung zur Verfiigung steht. Die Energie fUr Phase-I Reaktionen wird durch Beteiligung eines energiereichen Kofaktors wie NADPH bereitgestellt, bei Phase-II-Reaktionen werden die endogenen Substrate mit Ausnahme des Glutathions durch Bildung einer energiereichen Vorstufe (UDP-Glukuronsaure, 3' -Phosphoadenosin-5' phosphosulfat = "aktives Sulfat", Acetyl-Coenzym A oder S-Adenosylmethionin) aktiviert. Eine Vielzahl verschiedener Enzyme und Enzymsysteme ist am Metabolismus von Fremd stoffen beteiligt und vermittelt eine breite Palette unterschiedlicher chemischer Reaktionen (Tabelle 1). Nach heutigem Kenntnisstand nehmen die Cytochrom P450-Enzyme eine Schliis selstellung beim Phase-I-Metabolismus ein, der in der Regel der geschwindigkeitsbestimmen de Abbauschritt ist. Funktionell unterscheiden sie sich von vie len anderen Enzymen des menschlichen Korpers, wie z.B. solchen des Citratzyklus, durch eine urn mehrere GroBenord nungen geringere Umsatzrate. Es handelt sich dabei urn eine Gruppe von strukturell und funk tionell eng verwandten Hamoproteinen, die sich vermutlich aus einem schon vor mehreren Milliarden Jahren existierende "Ur"-Gen entwickelt haben [13]. Anhand der Aufklarung von Aminosauresequenzen und der Identifizierung der Gene konnte eine einheitliche Nomenklatur fiir die Enzyme und ihre Gene entwickelt werden, deren neuester Stand regelmaBig veroffent licht wird [15]. Heute sind 481 Gene fUr die Cytochrome P450 und deren Enzyme bei den ver schiedenen Spezies bekannt, davon 38 beim Menschen. Die Enzyme werden anhand der Ami- Tabelle 1. Chemise he Reaktionen und beteiligte Enzyme beim Metabolismus von Fremdstoffen im Korper des Menschen. REAKTIONE E ZYME Phase I Oxidationen: -und O-Oealkylierung. Hydroxylierung, ytochrom P450-Enzymc. -Oxidation. S-Oxidati n, Oeaminierung, FA O-Monoox ygenasen, Epoxidierung. Em chwefelung. oxidative Monoaminooxidasen. Oehalogenierung. Oxidation von Aminen yclooxygenasen, Peroxida en. und weitere Reaktioncn Kalala c, Alkoholdehydrogena en. Aldehyddehydrogena en. Xanthinoxida e Hydrolyse: paltung von E tern und Amiden E tenl en (z.B. Choline temsen). midasen, Phosphatasen. Epoxidhydrola en. Glykosida en Reduktionen: Azo-und itroreduktion, reduktivc Cytochrom P4S0-Enzyme, Oehalogenierung itroredukta en Phase n Konjugalionsreaktionen: Konjugation mit Glukuronsaure. Glutalhion. Glukuronyltran fcrasen. ulfat. Aminosiiuren, Acetyl-und Glutathion- -Tmnsfem cn, Melhylgruppen ulfOlran fera cn. celyhran fera en, Melhyltran. fera en Metabolismus von Fremdstoffen 3 nosiiuresequenz der Proteine in (z. Zt.) 74 Familien (40 % Dbereinstirnrnung der Primiirstruk turen) und in Subfamilien (55 % Obereinstimmung) unterteilt [15]. Gene flir die Cytochrome P450 einer Subfamilie sind oft auf dem Chromosom unmittelbar benachbart und konnen z. B. durch Genverdoppelung mit anschlieBender Mutation entstanden sein. Auch innerhalb der meisten weiteren in Tabelle 1 anhand ihrer Funktion benannten Enzym gruppen gibt es mehrere strukturell und funktionell eng verwandte Enzyme, die Produkte ver schiedener Gene sind. So zweckmiiBig sich die Entwicklung einer Vielzahl von Enzymen zum Metabolismus der breiten Palette von Fremdstoffen in der Evolution erwiesen haben mag, so bereitet die Komplexitiit dieser Vorgiinge in der Behandlung mit Arzneimitteln oft schwer zu lOsende Probleme. Zusiitzlich zu der Existenz unterschiedlicher Enzyme ist bekannt, daB die Expression dieser Enzyme unterschiedlichen Regulationsmechanismen unterliegt, die - wie auch die Aktivitiit der Enzyme - durch weitere Fremdstoffe beeinfluBt werden konnen, daB Krankhei ten den Fremdstoffmetabolismus veriindern und daB genetische Varianten der einzelnen beteilig ten Enzyme existieren. Genetischer Polymorphism us fremdstoffmetaboliserender Enzyme Typischerweise ist die Aktivitiit einzelner Enzyme der Enzyrnfamilien nicht bei allen Menschen gleich. Eine wichtige Rolle spie1t dabei die Existenz verschiedener Allele der Gene, die flir diese Enzyme kodieren, so wie es flir alle Proteine des Menschen genetische Varianten mit unter schiedlichen Eigenschaften gibt. Diese Unterschiede sind gering, wenn die Eigenschaften qer Proteine flir das Oberleben des Individuums nur in engen Grenzen variieren dtirfen, konnen ab'er auch sehr ausgepriigt sein. So sind die Menschen, die aufgrund verschiedener Mutationen kein funktionelles CYP2D6 aufweisen, in ihrer Gesundheit im Prinzip nicht beeintriichtigt [11]. Ent sprechend gibt es flir viele Enzyme genetische Defekte « 1 % der Bevolkerung) oder einen genetischen Polymorphismus (bei einer Hiiufigkeit der Phiinotypen von ~ 1 %), die sich durch eindeutig unterschiedliche Expression oder Aktivitiit einzelner Enzyme auszeichnen. Die Hiiu tigkeit wichtiger bekannter genetischer Polymorphismen bzw. Defekte ist in Tabelle 2 aufge ftihrt. Diese Polymorphismen scheinen jedoch tiberwiegend erst dann Bedeutung zu erlangen, wenn eine Exposition gegentiber Fremdstoffen auftritt, die tiber das betreffende Enzym abgebaut werden. Bei einer Giftung oder einer Entgiftung von karzinogen wirksamen Substanzen kann nun ein solcher Polymorphismus Auswirkungen auf die Inzidenz von malignen Erkrankungen haben [11, 14]; in der Arzneimitteltherapie zeigen sich pharmakokinetische Besonderheiten flir die Substrate polymorpher Enzyme, die sich auch in der Wirksarnkeit und dem Auftreten uner wtinschter Wirkungen widerspiegeln. Tabelle 2. Haufigkeit von Phanotypen mit niedriger Aktivitat (poor metabolizer) fUr wichtige Enzyme des Fremdstoffmetabolismus. Enzym Anteil in der Bevolkerung Cytochrom P450 206 5-10% ytochrom P450 2 19 4 % (WeSleuropa, U 20 % (Japan) -Acetyltran fera e Typ 2 5-90 % (je nach unter uehler Population) Thiopurin- -Methyltran fera e <1 %

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