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Physiotherapie PDF

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39 39 Physiotherapie M. Bußmann, B. Hartmann 39.1 Allgemeine 39.3 Maßnahmen der Hydrotherapie – 471 Hygienemaßnahmen – 469 39.3.1 Therapie- und Bewegungsbäder – 471 39.1.1 Händehygiene – 469 39.3.2 Wannenbäder und Packungen – 473 39.1.2 Handschuhe – 470 39.1.3 Schutzkittel – 470 39.4 R einigungs- und Desinfektionsplan in 39.1.4 Mundschutz – 470 der Physiotherapie – 474 39.2 H ygienemaßnahmen in Literatur – 475 der Physio therapie mit infektiösen Patienten – 470 39.1 Allgemeine Hygienemaßnahmen Die Infektionsgefahr bei Physiotherapie ist sowohl für Patienten als auch Therapeuten gering. Die Verfahren Um die Standardhygienemaßnahmen in der Physiothera- der Physiotherapie dienen einerseits der Wiederherstel- pie durchführen zu können, ist als organisatorische bzw. lung der Gesundheit, andererseits der Prophylaxe und bauliche Voraussetzung die Anbringung von Händedes- Prävention sowie Vermeidung von Komplikationen infektionsmittelspendern zwischen den einzelnen Behand- während des Krankenhausaufenthaltes. Obwohl Physio- lungsplätzen bzw. Behandlungskabinen unabdingbar. In therapeuten mit vielen verschiedenen Patienten direk- jedem Raum muss ein Handwaschbecken mit Flüssig- ten Körperkontakt haben und somit vielfältige Möglich- seifespender vorhanden sein. keiten für Kreuzübertragungen bestehen, sind sie nur Bei der Ausbildung und Fortbildung des Personals selten die Quelle von Infektionsübertragungen (Kralovic müssen Hygieneregeln angemessen behandelt werden, da- u. Linnemanns 2004). Invasive Maßnahmen fi nden nicht mit das Bewußtsein für das Risiko, Infektionen auf Patien- statt. Mobiliar- bzw. Gerätefl ächen können problemlos ten übertragen zu können, vorhanden ist. gereinigt bzw. bei Bedarf desinfi ziert werden. Benötigte Die wichtigsten Maßnahmen, die sowohl zur Präven- Geräte bzw. Materialien sind, falls nicht als Einwegpro- tion von Kreuzinfektionen, aber auch dem Personalschutz dukte verwendet, problemlos aufbereitbar. In der Regel dienen, werden im Fogenden nur kurz zusammengefasst, sind daher in der Physiotherapie die Standardhygiene- sie sind in 7 Kap. 24 ausführlich beschrieben. Die erweiter- maßnahmen völlig ausreichend. ten Hygieneanforderungen bei der Behandlung von infek- Problematischer ist allerdings die Hydrotherapie bei tiösen Patienten werden danach erläutert. Verbrennungspatienten, die jedoch hier nicht behandelt werden soll (Tredget et al. 1992). Außerordentlich gering ist die Infektionsgefährdung durch Verschlucken von 39.1.1 Händehygiene Badewasser in Bewegungs- und Therapiebädern, weil der Verdünnungseff ekt, selbst wenn z. B. durch einen Händedesinfektion bzw. Händewaschen ist bei der kran- inkontinenten Patienten darmpathogene Erreger in das kengymnastischen und Massagebehandlung die wichtigste Wasser gelangten, sehr groß ist. Im Folgenden sollen die Maßnahme zur Verhinderung einer Erregerübertragung. wichtigsten Maßnahmen zur Verhütung von Infektionen Eine Dekontamination der Hände soll deshalb immer zwi- im Rahmen der Physiotherapie dargestellt werden. schen der Behandlung der Patienten durchgeführt werden. Deswegen müssen in der Physiotherapieabteilung genü- 470 Kapitel 39 · Physiotherapie gend Handwaschbecken und Desinfektionsmittelspender, a nderen Personen benutzt werden. Je nach Ausmaß des die vom Personal leicht erreicht werden können, zur Ver- Körperkontakts kann aber auch eine Schürze ausrei chend fügung stehen. Eine Auswahl geeigneter Flüssigseifen, Des- sein. infektionsmittel und Hautpflegemittel muss vorhanden sein, weil Hautunverträglichkeiten nicht selten sind. 39.1.4 Mundschutz III Tipp In einem solchen Fall eignen sich auch kleine Flaschen Insbesondere bei expektorationsfördernden Maßnahmen mit einem Händedesinfektionsmittel, die in der Kittel- ist aus Personalschutzgründen das Tragen einer chirurgi- tasche mitgenommen werden können. schen Maske zu empfehlen. Zum Schutz immunsuppri- mierter Patienten ist der Einsatz von chirurgischen Masken zwar nicht durch Studien belegt, wird aber aus grundsätz- Oft stellt sich die Frage, ob die Hände desinfiziert oder lichen Erwägungen dennoch empfohlen. gewaschen werden sollen. In der Physiotherapie, bei der Bei der Therapie von Tuberkulosepatienten ist das in der Regel physischer Kontakt mit der intakten Haut Tragen einer FFP2-Maske empfohlen (7 Kap. 15) und auch des Patienten stattfindet, ist grundsätzlich beides mög- in Unfallverhütungsvorschriften zwingend vorgeschrieben lich. Jedoch wird durch die Händedesinfektion (bei bes- (GUV-R 250/TRBA 250, 2003). serer Hautverträglichkeit) eine höhere Keimreduktion erreicht. Von dieser Regel abweichend ist z. B. nach atemstimu- 39.2 Hygienemaßnahmen in der Physiotherapie lierender Einreibung das Händewaschen sinnvoll und aus- mit infektiösen Patienten reichend. Händewaschen und anschließende Händedes- infektion ist nur in wenigen Ausnahmefällen angebracht (7 Kap. 24). Bei der Therapie mit isolierten Infektionspatienten ist die rechtzeitige Information von größter Wichtigkeit. Die Phy- siotherapeuten müssen vom Krankenhauspersonal (ggf. 39.1.2 Handschuhe vom Hygienefachpersonal) über spezielle Hygienemaß- nahmen instruiert werden. Auch in diesen Fällen ist ein Das Tragen von Handschuhen ist generell nur bei Gefahr Merkblattsystem empfehlenswert, in dem grundlegende der Kontamination mit potenziell infektiösem Patienten- Informationen über die jeweiligen Krankheitserreger mit material (z. B. Blut, Sekrete und Exkrete) notwendig. Nach Hygieneempfehlungen verbunden sind. dem Ausziehen ist eine Händedesinfektion erforderlich, da Nach Möglichkeit soll angestrebt werden, bei isolierten die Handschuhe nicht selten Mikroperforationen aufw eisen Infektionspatienten Infektionen – z. B. Clostridium-difficile- oder die Hände beim Ausziehen der Handschuhe kontami- Enteritis, postoperative Infektion im OP-Gebiet mit einem niert werden können. multiresistenten Erreger oder Infektion/Besiedlung mit m ethicillinresistentem Staphhylococcus aureus (MRSA) – die Behandlung im Patientenzimmer vorzunehmen. Dies 39.1.3 Schutzkittel gilt besonders, wenn eine Einzelzimmerisolierung empfoh- len wurde. Zur Therapie benötigte Materialien müssen im Physiotherapeuten sollen bei der Arbeit mit Patienten auf Patientenzimmer bleiben bzw. vor der Benutzung bei an- Intensivstationen grundsätzlich einen langärmligen Kittel deren Patienten wischdesinfiziert werden. tragen. Aber auch auf »der Normalstation« ist das Tragen Gibt es wichtige medizinische Gründe für eine Be- von Schutzkitteln sinnvoll, wenn während der Therapie handlung in der Physiotherapieabteilung (z. B. die Nut- großflächiger Kontakt mit dem Patienten oder auch seiner zung bestimmter Geräte oder Platzmangel im Patienten- Bettwäsche notwendig ist. In diesem Zusammenhang sei zimmer), kann die Physiotherapie auch außerhalb des die Patientenmobilisierung nach kinästhetischen Gesichts- Zimmers (in der Phyisothearapieabteilung oder im Freien) punkten oder auf neurophysiologischer Grundlage wie durchgeführt werden. Dabei müssen Vorkehrungen ge- nach dem Bobath-Konzept genannt. Hier unterstützen bzw. troffen werden, um eine Verbreitung des Infektionserr egers übernehmen Therapeuten unter engem körperlichen Kon- zu verhindern: takt geschwächte bzw. ausgefallene Bewegungsfunktionen 4 Grundsätzlich sollten nur kooperative, informierte des Patienten. P atienten bzw. gut führbare Patienten außerhalb des Der Kittel wird erst vor Patientenkontakt angezogen Patientenzimmers behandelt werden. Diese Patienten und bleibt nach Gebrauch in der Nähe des Patientenb ettes. können am Ende des Programms behandelt werden, Sofern keine Einwegkittel benutzt werden, kann der um notwendige Flächendesinfektionsmaß nahmen in (nicht kontaminierte) Kittel zwischenzeitlich auch von der Phyisotherapieabteilung zu organis ieren. 39 471 39.3· Maßnahmen der Hydrotherapie 4 Der Patient soll ebenso wie der Physiotherapeut oder externa (P. aeruginosa), Konjunktivitis durch C. trachoma- die Begleitperson eine gründliche Händedesinfektion tis (sog. Schwimmbadkonjunktivitis), Hautinfektionen und (mindestens 30 s) durchführen. Warzen. Die Behauptung, dass Fußmykosen, aber auch 4 Bei Wundinfektionen muss darauf geachtet werden, Genitalmykosen häufig durch Schwimmbäder übertragen dass der Patient einen gut sitzenden, trockenen und werden, ist falsch. Fußmykosen werden sehr viel häufiger sauberen Verband hat. durch die längere Einwirkung des Wassers und somit Auf- 4 Bei Ganzkörperbesiedlung, die bei Staphylokokken- weichung der Haut reaktiviert. Genitalmykosen haben vor (MRSA-)Infektionen, aber auch anderen multiresisten- allem endogene Ursachen. Wenn exogene Faktoren eine ten Erregern möglich ist, sollte der Patient frische Klei- Rolle spielen, dann nicht Badewasser, sondern unzurei- dung oder einen Schutzkittel über seine Kleidung an- chende Körperhygiene oder Sexualkontakte. Auch Legio- ziehen. Auch das Physiotherapiepersonal soll (wie auch nelleninfektionen werden in Kliniken nicht durch bei der Behandlung im Patientenzimmer) einen fri- Schwimmbäder übertragen, allerdings ist die Bedeutung schen Schutzkittel tragen. von Duschen in diesem Zusammenhang bekannt. Die 4 Bei nasaler Besiedlung/Ganzkörperbesiedlung mit Übertragung von Trichomonaden durch Badewasser ist MRSA, aber auch bei noch unklarem Trägerstatus soll ebenfalls sehr unwahrscheinlich, wobei als mögliche Infek- der Patient mit Infektions- bzw. Kolonisationsverdacht tionsquelle neben dem Wasser auch Badeutensilien und außerhalb des Zimmers einen chirurgischen Mund- feuchte Sitze verdächtigt werden. schutz tragen. Das Physiotherapiepersonal trägt wäh- Trotz der insgesamt geringen Infektionsgefahr müssen rend der Behandlung (wie auch im Patientenzimmer) jedoch folgende Regeln eingehalten werden: ebenfalls einen chirurgischen Mundschutz. 4 Vor dem Baden Blase und Darm entleeren. 4 Insbesondere nach der Behandlung von MRSA-Trägern 4 Vor und nach dem Baden duschen. müssen alle Kontaktflächen (z. B. Rollstuhl, Gehhilfen, 4 Im Badebereich saubere Badeschuhe tragen. Vibrax oder ggf. »ergotherapeuthische« Hilfsmittel) mit 4 Patienten mit Wundinfektionen, Infektionen der Haut kliniküblichem Flächendesinfektionsmittel wischdes- oder ausgedehnten Fußmykosen dürfen Gemein- infiziert werden. Wichtig ist eine gute Zusammenarbeit schaftsbäder nicht benutzen. Dies gilt auch für Patien- mit dem Klinikreinigungspersonal! ten mit anderen Infektionen. 4 Nach dem Baden besonders Füße bzw. Zehenzwischen- Flächendesinfektion. Eine Wischdesinfektion von Geh- räume gründlich abtrocknen. wägen, Geräten, Mobiliar oder Gymnastikmatten ist nur 4 Badebekleidung nach jedem Baden waschen. nach Kontamination mit potenziell infektiösem Material erforderlich, ansonsten sind Reinigungsmaßnahmen aus- Patienten mit Anus praeter können mit wasserfesten Ver- reichend (7 39.4). Nach Behandlung von Patienten in der sorgungssystemen baden. Vor dem Baden soll der Beutel Physiotherapieabteilung, die z. B. eine Staphylokokken- erneuert werden. Da der Kohlefilter durch das Wasser zer- (MRSA-)Infektion haben, ist jedoch eine Wischdesinfek- stört wird, soll er entweder zugeklebt oder der Beutel nach tion der benutzten Gegenstände und Flächen auch ohne dem Baden gewechselt werden. Patienten mit Anus praeter, sichtbare Kontamination notwendig, um das Risiko der die geregelten Stuhlgang haben, beispielsweise durch die E rregerübertragung auf andere Patienten so gering wie morgendliche Darmspülung, können einen sog. Minibeutel möglich zu halten. Ob Desinfektionsmaßnahmen sinnvoll oder eine Stomakappe auflegen. sind, muss im Einzelfall mit dem Hygienefachpersonal g eklärt werden (7 Kap. 19). Reinigung und Desinfektion Eine routinemäßige Reinigung des Wasserbeckens ist un- erlässlich. Eine laufende Desinfektion des Beckens und 39.3 Maßnahmen der Hydrotherapie anderer Flächen in der Umgebung, z. B. von Fußböden, Wänden, Umkleidekabinen, Toiletten, Duschen, ist da- 39.3.1 Therapie- und Bewegungsbäder gegen unnötig, weil es allenfalls zu einer kurzfristigen Keimzahlreduktion auf den Flächen kommt: Spätestens Infektionsrisko 1–2 Stunden danach ist die Ausgangskeimzahl wieder Jede Person, also auch jeder Patient, der sich vorher nicht e rreicht. Eine D esinfektion der Flächen mit geeigneten reinigt (abseift, shampooniert), gibt im Bad innerhalb von Desinfektionsmitteln und Verfahren muss nur nach 3 Minuten ca. 108–109 Keime vor allem seiner physiolo- K ontamination mit p otenziell infektiösem Material (z. B. gischen Hautflora ab. Die häufigsten potenziell pathogenen Blut, Stuhl) erfolgen (7 Kap. 19). Keime, die aus Badebereichen in Krankenhäusern isoliert Das Becken muss mindestens einmal jährlich entleert werden konnten, sind P. aeruginosa, Enterokokken, S. au- werden, anschließend ist eine gründliche Reinigung des reus und E. coli. Die häufigsten Erkrankungen, die in Beckenbodens und der Beckenwände notwendig. Rück- Schwimmbädern übertragen werden können, sind Otitis stände von Reinigungsmitteln müssen durch gründliche 472 Kapitel 39 · Physiotherapie Spülung entfernt werden. Die Reinigung des Becken- . Tab. 39.1. Mikrobiologische Anforderungen an das Rein- und bodens soll täglich, die Reinigung der Beckenwände Beckenwasser wöchentlich durchgeführt werden. Dabei werden Saugge- Reinwasser Beckenwasser räte und Bürsten eingesetzt. Die Überlaufrinnen sollen KBE bei 20°C bis 20/ml bis 100/ml mindestens einmal wöchentlich gereinigt werden. Rinnen- roste werden abgenommen, um auch die Unterseite des KBE bei 36°C bis 20/ml bis 100/ml III Rostes, die Rostauflageflächen und die Rinne reinigen Koliforme Keime bei 36°C 0/100 ml 0/100 ml zu können. Nach Abschluß der Reinigungsarbeiten wer- E. coli bei 36°C 0/100 ml 0/100 ml den Rinnen, Roste und Ableitungskanäle gründlich ab- P. aeruginosa bei 36°C 0/100 ml 0/100 ml gespült. Legionella pneumophila 0/100 ml a 0/1 ml b Wasserspeicher sollen bei Bedarf, mindestens jedoch halbjährlich entleert und gereinigt werden. Einschicht- und a Im Filtrat, b im Beckenwasser von Warmsprudelbecken sowie Becken mit zusätzlichen Wasserkreisläufen und Beckentempera- Mehrschichtfilter sollen mindestens zweimal wöchentlich turen über 30°C. gespült werden. Die Filterflächen der Anschwemmfilter werden durch Spülen oder Abspritzen mindestens zweimal wöchentlich gereinigt. Die Reinigungsarbeiten werden im Betriebsbuch dokumentiert. Reinigungs- oder ggfs. Desin- Definition fektionsmittel dürfen die Wasserbeschaffenheit nicht be- Unter Reinwasser versteht man das aufbereitete Wasser einflussen. Bei Reinigungsarbeiten in der Beckenumgebung nach Einmischung des Desinfektionsmittels; Füllwasser sollen diese nicht mit dem Wasser in Berührung kommen. ist das zur Erst- und Nachfüllung benutzte Wasser. Der Beckenrand selbst soll nur mit Wasser gereinigt wer- den. Möglich ist auch die Reinigung mit dem vorhandenen Beckenwasser. Das Füllwasser muss mikrobiologisch nur dann untersucht Da Holzroste schwer zu reinigen und zu trocknen sind, werden, wenn es nicht aus der öffentlichen Wasserver- sollen vorzugsweise Kunststoffroste verwendet werden. sorgung stammt. Das Füllwasser von Bewegungsbädern Bei der Auswahl von Hebegurten muss darauf geachtet besitzt in der Regel Trinkwasserqualität. Ein Eintrag von werden, dass sie abwaschbar sind, da sie ggf. auch von in- fakultativ pathogenen Erregern ist über diesen Weg un- kontinenten Patienten benutzt werden müssen. Wärme- wahrscheinlich. Zur Wassererneuerung sind kontinuierlich sitzbänke sollen immer trocken gehalten werden, um eine oder einmal am Tag je Besucher mindestens 30 l Becken- Vermehrung von Mikroorganismen nicht zu begünstigen. wasser gegen Füllwasser auszutauschen. Unter bestimmten Wäscheschleudern sollen wegen der möglichen Kontami- Voraussetzungen, wie mangelnde Rückspülung oder unzu- nation der Badekleidung nicht benutzt und deshalb nicht reichende Wasserdesinfektion, können sich Mikroorganis- aufgestellt werden. men, insbesondere auf der Filteroberfläche, vermehren und ins Badewasser gelangen. Da dies besonders häufig bei Überwachung der Wasseraufbereitungsanlage P. aeruginosa vorkommt, muss bei erhöhten Koloniezahlen Das Wasser von Therapie- und Bewegungsbecken im Kran- von P. aeruginosa im einlaufenden Wasser an einen Eintrag kenhaus muss denselben Anforderungen genügen wie das aus dem Filter gedacht werden. Schwimmbadwasser in öffentlichen Schwimmbädern. Die Im medizinischen Bereich werden Therapie- und Be- Überwachung der Schwimmbadaufbereitungsanlage er- wegungsbecken unterschieden. Die Wasseraufbereitung folgt täglich anhand eines Betriebsbuches, das als Nachweis von Therapiebecken erfolgt wesentlich strenger, da sie von gegenüber der Gesundheitsbehörde gilt. Die entsprechen- erhöht infektionsgefährdeten oder auch inkontinenten den Parameter können der DIN 19643 (oder in Zukunft der P atienten benützt werden. Deshalb sollen sie an Wasserauf- Badewasserverordnung) entnommen werden. Die mikro- bereitungsanlagen mit Ozonisierung angeschlossen werden biologischen Anforderungen an das Rein- und Becken- (7 dazu DIN 19643 Teil 3). Bewegungsbecken sind Schwimm- wasser von Schwimmbädern sind in 7 Tab. 39.1 zusammen- und Badebecken für medizinisch indizierte Bewegungs- gestellt. therapie im Bereich der Rehablitation und Prävention. Die mikrobiologische Kontrolle der Wasserbeschaffen- heit erfolgt in der Regel einmal im Monat. Die bakteriolo- Fußsprühanlagen gischen Proben des Beckenwassers sind während der Bereits 1990 hat das ehemalige BGA festgestellt, dass beim Hauptbelastungszeit des Beckens ca. 50 cm vom Becken- »derzeitigen Stand der Erkenntnis … die Bereitstellung und rand entfernt aus dem oberflächennahen Bereich zu ent- die Anwendung von Fußsprühanlagen wegen des umstrit- nehmen, z. B. jeweils eine Probe von Ein- und Auslauf. tenen Nutzens für die Fußpilzprophylaxe nicht mehr ver- Reinwasserproben werden aus dem Zapfhahn der Rein- pflichtend vorgeschrieben werden« kann. Die meisten Prä- wasserleitung unmittelbar vor Eintritt des Wassers in das parate enthalten Formaldehyd oder andere Aldehyde, die Becken genommen. direkt auf die trockene Haut aufgesprüht werden sollen. Die 39 473 39.4· Reinigungs- und Desinfektionsplan in der Physiotherapie Einwirkzeit soll mindestens 5 min bis zum Trocknen der Da Acrylbadewannen, die bezüglich Reinigung und Des- Haut betragen. Aldehyd- und insbesondere formaldehyd- infektion problematisch sind, immer mehr Verwendung haltige Präparate führen jedoch häufig zu Allergien, und im finden, sind im Folgenden die wichtigsten Reinigungs- und übrigen gibt es keine Untersuchungen, die den präventiven Desinfektionsmaßnahmen zusammengestellt. Acrylglas Wert von Fußsprühanlagen belegen können. Außerdem (Plexiglas) ist ein nicht kratzfester Kunststoff, der gegenü- wird von den meisten Verwendern von Fußsprühanlagen ber verschiedenen chemischen Substanzen nicht oder nur das Desinfektionsmittel auf die nasse Haut aufgesprüht und bedingt beständig ist. die Einwirkzeit nicht eingehalten. Beim Einsatz zentraler Desinfektionsmittelanlagen muss darüber hinaus berück- sichtigt werden, dass bis zu 50% dieser Anlagen mit gram- Materialschonung bei der Pflege negativen Keimen kontaminiert sein können. Die verwen- von Acrylbadewannen deten Präparate schließlich müssen als Arzneimittel zuge- 5 N ur Reinigungstücher verwenden – keine Bürsten lassen sein. oder Schwämme. 5 Staub mit feuchtem Tuch, nicht trocken entfernen. > Die einzige wirksame Fußpilzprophylaxe ist das Tragen 5 Nur flüssiges Reinigungs- oder Desinfektions- von Badeschuhen und das gründliche Trocknen der Füße mittel verwenden, keinesfalls Scheuerpulver oder mit Zehenzwischenräumen nach dem Baden. -milch. 5 R einigungs- oder Desinfektionsmittel nicht konzen- 39.3.2 Wannenbäder und Packungen triert anwenden; Dosierung genau einhalten. 5 K einen Alkohol oder alkoholhaltige Reinigungs- Reinigung und Desinfektion von oder Desinfektionsmittel verwenden. Vorsicht mit medizinischen Wannen alkoholischem Händedesinfektionsmittel. Verschiedene medizinische Bäder mit Zusätzen von z. B. 5 B ei Anwendung von färbenden Badezusätzen pflanzlichen Auszügen, Kohlensäure oder Sauerstoff (Luft- (z. B. Kamillosan) ist die Badewanne sofort nach perlbäder) bzw. hydroelektrische Vollbäder (Stanger-Bad) Entleerung zu reinigen. werden in der Hydrotherapie eingesetzt. Bei nicht infizier- ten Patienten genügt eine gründliche Reinigung der Wan- nen mit einem frischen Tuch und flüssigem Allzweckreini- Moorbäder ger. Um die Flächen nicht aufzurauhen, sollen weder Bürs- Moorbäder dürfen nur als Einzelbäder verabreicht werden, ten noch Scheuersand verwendet werden. Anschließend weil bei Gemeinschaftsmoorbädern das Risiko der Über- wird die Wanne gründlich abgetrocknet. Bei Benutzung tragung von Krankheitserregern vorhanden ist. durch kolonisierte oder infizierte Patienten (z. B. mit Haut- ausschlägen oder Wundinfektionen) müssen die Wannen Fangopackungen wischdesinfiziert werden. Nach der Desinfektion müssen Als Fangopackung werden heute meist Peloid-Paraffin- die Wannen gründlich mit fließendem Wasser nachgespült Gemische verwendet. Nach Säuberung der benutzten werden, um Desinfektionsmittelreste zu beseitigen. Aus or- Schmelzmasse und anschließender Desinfektion bei ganisatorischen Gründen ist es sinnvoll, infizierte Patienten 130°C und einer Haltezeit von 15 min in speziellen zuletzt zu behandeln. Fangoaufb ereitungsanlagen erfolgt die Wiederverwen- dung. Eine Überprüfung dieser Anlagen mit Bioindikato- ren ist nicht notwendig, da die Packungen, sofern keine Handlungsanleitung zur Reinigung/Desinfektion schützende F olie verwendet wird, nur auf intakte Haut Reinigung: aufgelegt w erden dürfen. Vor der ersten Anwendung soll 5 A nsetzen einer Reinigungslösung mit umwelt- laut Herstellerangaben die Fangopackung sterilisiert freundlichem Reiniger, w erden. Aus hygienischer Sicht genügt jedoch eine Des- 5 gründliche Reinigung mit frischem Tuch, infektion. 5 m it Wasser nachspülen und mit frischem, weichem Tuch trocknen. Desinfektion bei infizierten Patienten: 5 Ansetzen einer Flächendesinfektionsmittellösung (nach Herstellerangaben), 5 mit Tuch auswischen, 5 g ründlich mit Wasser nachspülen und mit frischem, weichem Tuch trocknen. 474 Kapitel 39 · Physiotherapie 39.4 Reinigungs- und Desinfektionsplan in der Physiotherapie Was Wann Womit Wie Händewaschen Bei Betreten bzw. Verlassen des Flüssigseife aus Spender Hände waschen, mit Einmalhand- Arbeitsbereiches tuch abtrocknen. Alternativ H ändedesinfektion III Hygienische Vor und nach Patientenkontakt; Alkolholisches Ausreichende Menge entneh- Händedesinfektion vor invasiven Maßnahmen; nach Kon- H ändedesinfektionsmittel men, damit die Hände vollstän- tamination (bei grober Verschmutzung dig benetzt sind, verreiben, bis vorher Hände w aschen); Hände trocken sind (30 s), kein nach Ausziehen der Handschuhe Wasser dazugeben Atemtrainer Wöchentlich; Reinigungs- und Desinfektionsautomat oder in Instrumentendesin- nach Kontamination; fektionsmittel einlegen, abspülen, trocknen bei Patientenwechsel Blutdruckmanschette Nach Kontamination Alkohol (70%) oder Reinigungs- und Ggf. reinigen, wischdesinfizieren Desinfektionsautomat Kompressionsstrümpfe Spätestens alle 48 h wechseln Waschmaschine Als Krankenhauswäsche d esinfizierend waschen Kühlkompresse Nach Gebrauch Flächendesinfektionsmittel; ggf. Wischdesinfizieren ( immer Schutzbezug A lkohol (70%) v erwenden) Liftertücher Nach Kontamination, Waschmaschine Als Krankenhauswäsche bei Patientenwechsel d esinfizierend waschen Mundpflegeset Tablett/Becher Einmal täglich, Reinigungs- und Desinfektionsautomat bei Patientenwechsel oder Alkohol (70% Wischdesinfizieren Becher mit Nach Gebrauch Reinigungs- und G ebrauchslösung D esinfektionsautomat oder Alkohol (70%) Wischdesinfizieren Stethoskop Nach Kontamination Alkohol (70%) Ggf. reinigen, wischdesinfizieren Sauerstoffanfeuchter Wasserbehälter Alle 48 h Reinigungs- und Desinfektionsauto- ( Mehrweg, mat oder reinigen, trocknen, sterili- mit Aqua dest.) sieren Verbindungsschlauch, Bei Patientenwechsel, alle 7 Tage, Reinigungs- und Desinfektionsauto- Maske bei Bedarf mat F lowmeter Bei Bedarf Alkohol (70%) Wischdesinfizieren Vibrax Einmal täglich; bei Patientenwechsel; Flächendesinfektionsmittel Reinigen, wischdesinfizieren nach Kontamination oder Alkohol (70%) Waschschüssel Nach Gebrauch Reinigen Nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel Zusätzl. wischdesinfizieren, mit (oder Reinigungs- und Wasser nachspülen, trocknen Desinfektionsmaschine) Geräte, Mobiliar Einmal täglich Reinigen Nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel Wischdesinfizieren Aufbewahrungsboxen, Nach Bedarf Reinigen Schubladen etc. Nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel Desinfizieren Badewannen, Duschen Nach Gebrauch Reinigen Nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel Wischdesinfizieren, nachspülen, trocknen 6 39 475 Literatur Was Wann Womit Wie Turnmatten/ Fußmatten Einmal täglich Hausübliches Reinigungssystem Nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel Wischdesinfizieren Fußboden Einmal täglich Hausübliches Reinigungssystem Nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel Wischdesinfizieren Waschbecken Einmal täglich Reinigen (inkl. Armaturen) Nach Kontamination Flächendesinfektionsmittel Wischdesinfizieren Strahlregler Einmal/Monat Reinigungs- und Desinfektionsautomat oder Geschirrspülmaschine Nach Kontamination: nach Kontamination mit Körpersekreten und anderem (potenziell) infektiösem Material. Anmerkungen und Erläuterungen Literatur 4 Für Patienten mit bestimmten infektiösen Erkrankun- gen und Kolonisation mit multiresistenten Erregern GUV-R 250/TRBA 250 (2003) Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheits- wesen und in der Wohlfahrtspflege, http://www.baua.de/prax/ müssen teilweise häufiger Desinfektionsmaßnahmen abas/trba250.pdf anstelle der Reinigung durchgeführt werden (7 entspre- Kralovic SM, Linnemanns CC Jr (2004) Nosocomial infections associated chende Hygienestandards). with physical therapy, including hydrotherapy. In: MayhallGC (ed) 4 Alle verwendeten Desinfektionsmittel müssen auf ihre Hospital epidemiology and infection control, 3rd edn. Lippincott Wirksamkeit hin geprüft sein (Näheres 7 oben und Williams & Wilkins, Philadelphia, pp 1173–1179 Tredget EE, Shankovsky HA, Joffe AM et al. (1992) Epidemiology of infec- 7Kap. 19). tions with Pseudomonas aeruginosa in burn patients: the role of 4 Nach Kontamination mit potenziell infektiösem Ma- hydrotherapy. Clin Infect Dis 15: 941–949 terial (z. B. Sekreten oder Exkreten) immer sofort ge- zielte Desinfektion der Fläche. 4 Beim Umgang mit Instrumenten oder Flächendesin- fektionsmitteln immer mit Haushaltshandschuhen ar- beiten (Allergisierungs- und ggf. toxisches Potenzial). 4 Ansetzen der Desinfektionsmittellösung nur in kaltem Wasser (Vermeidung schleimhautreizender Dämpfe). 4 Anwendungskonzentrationen beachten, Einwirkzeiten von Instrumentendesinfektionsmitteln einhalten. 4 Standzeiten von Instrumentendesinfektionsmitteln nach Herstellerangaben (wenn Desinfektionsmittel mit Reiniger angesetzt wird, täglich wechseln). 4 Benutzung der Flächen nach Wischdesinfektion, sobald wieder trocken. 4 Mit Blut etc. belastete Flächen- und Instrumentendes- infektionsmittellösung mindestens täglich wechseln. 4 Haltbarkeit einer unbenutzten dosierten Flächendes- infektionsmittellösung (z. B. 0,5%) in einem verschlos- senen Vorratsbehälter (z. B. Spritzflasche) nach Her- stellerangaben. Nervenarzt OOrriiggiinnaalliieenn 2001 · 72:950–954 © Springer-Verlag 2001 S.Hesse · M.Staats · C.Werner · A.Bestmann · M.L.Lingnau Abt.Neurologische Rehabilitation,Freie Universität Berlin Ambulante Krankengymnastik von Schlaganfallpatienten zu Hause Vorläufige Ergebnisse über Umfang,Inhalt und Effektivität D Zusammenfassung ie Versorgung von akuten Schlagan- 1.Wieviel und wie oft erhielten Berliner fallpatienten aufeiner sog.„Stroke Unit“ Schlaganfallpatienten ambulante Zielsetzung. Umfang,Inhalt und Effektivität mit nachfolgender Rehabilitation ist in Krankengymnastik während eines der ambulanten Krankengymnastik von Deutschland zunehmend etabliert.Die Zeitraums von 6 Monaten nach Ent- Schlaganfallpatienten zu Hause sollten in Rehabilitation unter Einsatz eines multi- lassung aus der stationären Rehabi- dieser Studie überprüft werden. professionellen Teams erfolgt vorwie- litation? Weitere Fragen zielten auf Methodik. 74 erstmalige Schlaganfallpati- gend stationär,die Erfolge dieser Versor- die Umstände der Therapie (zu Hause enten,die zum Entlassungszeitpunkt nach gungskette konnten groß angelegte Out- oder in der Praxis,Anfahrtszeit), Hause einen mittleren Barthel-Index (BI) von come-Studien hinsichtlich der Verbesse- deren Inhalte und die Zufriedenheit. 55,6 aufwiesen,wurden in die Studie aufge- rung u.a.der Alltagskompetenz,moto- 2.Wie veränderten sich in dem gleichen nommen.Ein Fragebogen erfasste Umfang, rischen,kognitiven und kommunikati- Zeitraum die motorischen Funktio- Umstände,Inhalt und Zufriedenheit mit der ven Funktionen belegen [6,9]. nen und die Alltagskompetenz und ambulanten Physiotherapie während der Die Therapiesituation nach Entlas- bestand ggf.ein Zusammenhang letzten 6 Monate sowie die Items des BI und sung aus der stationären Rehabilitation zwischen der Intensität der Therapie des Rivermead-Motor-Scores (RMS). dagegen ist in Deutschland unübersicht- und einer möglichen funktionellen Ergebnis.Von 54 erhielten 50 Patienten lich und war bisher nicht Bestandteil Veränderung? durchgehend Krankengymnastik,mit einer umfangreicher Untersuchungen.In der Intensität von 90,2min/Woche (SD 60,9),ver- Regel empfehlen Kollegen in den Reha- Zielgruppe waren Patienten,die noch teilt auf im Mittel 2,9 Sitzungen/Woche.Die Einrichtungen für den in den motori- unter einer relevanten Einschränkung Therapiezufriedenheit war hoch (84%) und schen Funktionen noch beeinträchtig- ihrer motorischen und alltäglichen Fä- der Therapeut war wesentlicher außerfamiliä- ten Patienten eine Fortführung zumin- higkeiten (Barthel-Index <80) zum Zeit- rer Bezugspunkt.Der BI und der RMS hatten dest der Krankengymnastik,die nieder- punkt der Entlassung litten. sich im Vergleich zur Entlassung nicht geän- gelassene Kollegen in Blöcken von 6–10 Zielsetzung der Arbeit war somit ei- dert,die Therapieintensität korrelierte nicht Einheiten,bevorzugt aufneurophysio- ne erste Bestandsaufnahme der in einer mit deren individuellen Veränderungen. logischer Basis, verordnen. Anschlie- deutschen Großstadt von Schlaganfall- Schlussfolgerung. Im internationalen Ver- ßend erbringen in der Regel private patienten in Anspruch genommenen am- gleich erhielten die noch funktionell beein- krankengymnastische Praxen diese Lei- bulanten krankengymnastischen Thera- trächtigten Schlaganfallpatienten umfang- stung,Therapien aufneurophysiologi- pie und eine vorläufige Einschätzung reiche Physiotherapie.Die Patienten waren scher Basis sind dabei Behandlungen der Effektivität der Behandlung. sehr zufrieden und konnten ihr Entlassungs- nach den Konzepten von Bobath,Vojta niveau halten.Einschränkend gilt,dass keine und PNF. Methodik Korrelation zwischen der interindividuell un- Dem verständlichen Wunsch der terschiedlichen Therapieintensität und Ver- Patienten und Angehörigen nach mög- Patienten änderungen der Fähigkeiten vorlag.Weitere lichst viel ambulanter Krankengymna- Studien,auch unter Berücksichtigung mo- stik stehen Budgetbeschränkungen so- Von allen in einer Datenbank erfassten derner Therapiekonzepte,sind angezeigt. wie keine gesicherten Erkenntnisse über Schlaganfallpatienten in der Klinik Ber- Umfang,Inhalte,Zufriedenheit und Ef- lin erfüllten 74 die unten aufgeführten Schlüsselwörter fektivität der ambulanten Krankengym- Einschlusskriterien und wurden für die nastik entgegen. Studie berücksichtigt. Effektivität · Krankengymnastik ambulant · Die folgende Untersuchung wollte Schlaganfall daher unter Zuhilfenahme eines Frage- Priv.-Doz.Dr.S.Hesse bogens zu den folgenden Fragekomple- Klinik Berlin,Kladower Damm 223, xen Stellung nehmen: 14089 Berlin 950 | Der Nervenarzt 12•2001 Nervenarzt 2001 · 72:950–954 © Springer-Verlag 2001 S.Hesse · M.Staats · C.Werner Die Einschlusskriterien waren: a) Häufigkeit,Dauer,Ort und Inhalte A.Bestmann · M.L.Lingnau ◗ erstmaliger supratentorieller Schlag- der ambulanten Krankengymnastik anfall mit konsekutiver Hemiparese, 6Monate nach Entlassung und im Outpatient physiotherapy in stroke ◗ anschließende stationäre Rehabili- Zeitraum davor;weitere diesbezüg- patients at home.Preliminary data of tation, liche Fragen betrafen die Kosten- extent,content,and effectivity ◗ Entlassung nach Hause, übernahme,die Zufriedenheit und ◗ zum Zeitpunkt der Entlassung noch Bedeutung der ambulanten Physio- Summary eingeschränkte motorische Funktio- therapie sowie Verbesserungsvor- nen mit einem Scorewert von höch- schläge; Aim.This study was intended to examine stens 10 Punkten der Sektion „Allge- b)subjektives Empfinden der motori- extent,content,and effectiveness of outpa- meine Funktionen der Rivermead- schen Fähigkeiten im Vergleich zum tient physiotherapy in stroke patients. Motor-Skala“ (RMS,0–13) sowie noch Zeitpunkt der Entlassung,verwandt Methods. Seventy-four first-time stroke eingeschränkte ADL-Fertigkeiten wurde eine visuelle Analogskala survivors were included who had a mean mit einem Barthel-Index (BI,0–100) (0–100%),50% bedeutete einen un- Barthel index (BI) of 55.6 when discharged von höchstens 80 Punkten, veränderten Zustand und 0% (100%) home.A questionnaire asked about the ◗ Wohnort innerhalb Berlins, eine maximale Verschlechterung extent,content,and satisfaction with their ◗ in der Lage,zumindest mit Hilfe, (Verbesserung) der motorischen outpatient physiotherapy over the previous den Fragebogen auszufüllen. Fähigkeiten; 6 months and scored the items of the BI and c) BI und RMS,den die Patienten mit the gross functions of the Rivermead Motor Das Patientengut umfasste 41 Män- Unterstützung des ambulant tätigen Assessment Score (RMS). ner und 33 Frauen, das mittlere Alter Therapeuten oder ihrer Angehöri- Results. Fifty of 54 patients had received war 63,6 Jahre mit einem Bereich von gen ausfüllen sollten. ongoing physiotherapy,mean intensity was 25–83Jahre,39 (35) Patienten litten un- 90.2min/week (SD 60.9) with a mean of 2.9 ter einer Hemiparese rechts (links),zum Auswertung (range 1 to 5) sessions/week.Eighty-four per Zeitpunkt der Entlassung lag der Schlag- cent of the patients were content and rated anfall im Mittel 5,3 (Bereich 2,8–9,2) Mo- Die Auswertung war zum einen deskrip- the therapist as their most important social nate zurück.Die mittlere Aufenthalts- tiv,zum anderen wurde eine Korrelati- contact out of family.The BI and RMS re- dauer in der Klinik Berlin betrug 47,2Ta- on nach Pearson zwischen der Intensi- mained stable.Therapy intensity did not gemit einem Bereich von 28–142 Tagen. tät der ambulanten Therapie und den correlate with their individual course. Während dieser Zeit hatte sich der mitt- BI- und RMS-Werten bzw.deren Verän- Conclusions.The moderately affected stroke lere BI von 31,2 (SD 17,6) auf 55,6 (SD derungen innerhalb des Beobachtungs- patients received a great amount of therapy. 21,5) und der RMS von 3,8 (SD 3,2) auf zeitraums berechnet. They were content and had maintained their 7,6 (SD 3,6) verbessert. activity level.However,the individually vary- Ergebnisse ing therapy intensity did not correlate with Erhebungen any individual activity changes.Further 54 von 74 Patienten (73%) sandten den studies are needed that take modern thera- Zum Zeitpunkt der Entlassung waren Bogen vollständig ausgefüllt zurück.Kei- py concepts into account. die ADL-Fertigkeiten sowie die motori- ner der 54 Patienten,die geantwortet hat- schen Fähigkeiten mit Hilfe des Barthel- ten,hatte eine schwerwiegende Neuer- Keywords Index (BI) bzw.der Rivermead-Motor- krankung mit längerem stationären Auf- Skala (RMS) routinemäßig erfasst wor- enthalt während der 6Monate nach Ent- Stroke rehabilitation · Physiotherapy · den.Der RMS überprüft 13 motorische lassung erlitten.Unter den 20 Patienten, Effectiveness Fertigkeiten,wie u.a.Drehen im Bett, die nicht geantwortet hatten,waren,nach Sitzen an der Bettkante, Aufstehen, Auskunft Angehöriger oder Bekannter, Transfer,Gehen,Treppensteigen,Aufhe- zumindest einer verstorben und 5 erneut ben eines Gegenstandes vom Boden, stationär eingewiesen worden. Rennen und Hüpfen.Die Skala ist hier- archisch aufgebaut und unterscheidet, Ambulante Physiotherapie ob ein Patient die überprüfte Fähigkeit kann oder nicht kann [10].Der bestens 50 Patienten hatten durchgehend kran- bekannte BI überprüft basale alltägliche kengymnastische Behandlung während Verrichtungen (ADLs) [11]. der letzten 6 Monate,die übrigen 4 Pati- Sechs Monate später wurden die Pa- enten hatten die Therapie nach 2 bzw.3 tienten aufgefordert,einen Fragebogen Monaten (je 2 Fälle) beendet; Gründe alleine bzw.mit Hilfe der Angehörigen waren eine subjektiv ausreichend emp- und Krankengymnasten auszufüllen. fundene Genesung (2 Fälle) bzw.nicht Schickten die Patienten den Bogen nicht bekannt (2 Fälle).Der wöchentliche Um- innerhalb von 4Wochen zurück,so wur- fang der Physiotherapie zum Erhe- den sie telephonisch erinnert.Die fol- bungszeitpunkt (d. h. 6 Monate nach genden Punkte wurden überprüft: Entlassung) war wie folgt:4 Patienten | 951 Der Nervenarzt 12•2001 Originalien erhielten KG einmal/Woche,27 Patien- ten 2-mal/Woche, 11 Patienten 3-mal/ Woche und 8 Patienten sogar 4- bis 5-mal/Woche. Die Behandlungsdauer war 20 min in 15%, 30 min in 31%, 40–50min in 45% und 60min in 9% der Fälle.Die mittlere Intensität (als Produkt aus Anzahl (cid:215)Behandlungszeit) war 90,2 (SD 60,9) min/Woche.42 der 50 Patien- ten gaben an, dass die Intensität der Therapie in den letzten 6 Monaten na- hezu unverändert gewesen sei.Die An- gaben:mehr oder weniger Therapie zu- vor,hielten sich die Waage (jeweils 4 Pa- tienten),sodass die einmalige Erhebung nach 6 Monaten als repräsentativ zu Abb.1 (cid:2)Therapieintensität werten war. (min/Woche) vs.Barthel- 26 der 50 Patienten wurden zu Hau- Index (BI,0–100) als Maß se behandelt,21 Patienten suchten eine der Selbständigkeit in den Praxis aufund die übrigen 3 Patienten alltäglichen Verrichtungen erhielten an beiden Orten ihre Behand- bzw.vs.Rivermead-Motor- Assessment-Score,Sektion lung.Die mittlere Anfahrtszeit zur Pra- allgemeine motorische xis betrug 21min.Während der Physio- Funktionen (RMS,0–13), therapie wurden die Patienten überwie- zum Zeitpunkt 6 Monate gend (80%) im Liegen,Sitzen,Stehen nach Entlassung nach oder im Vierfüßlerstand behandelt.Geh- Hause.Beachte,dass der übungen waren nur in 20% der Fälle Be- Therapieumfang nicht mit standteil der Therapie. 42 Patienten der Schwere der funktio- (84%) waren äußerst oder sehr mit ih- nellen Beeinträchtigungen korrelierte rer Krankengymnastik zufrieden und maßen ihr einen sehr hohen Stellenwert bei.Jeder 2.Patient wünschte sich mehr Therapie,vermehrtes Üben des Gehens änderte sich ebenfalls nicht,der mittle- sehr zufrieden,erlebten die Therapeu- wünschten sich 18 Patienten. re Wert 6Monate nach Entlassung be- ten als ihre wesentlichen außerfamiliä- 32 Patienten verließen unabhängig trug 55,4 (SD 21,1) vs.55,6 (SD 21,5) zum ren Bezugspersonen bei gleichzeitiger von der Physiotherapie nie oder nur ein- Zeitpunkt der Entlassung. sozialer Isolation.Die Patienten berich- mal/Woche ihre Wohnung,12 Patienten Die Intensität der Therapie korre- teten über eine subjektiv empfundene 2- bis 3-mal/Woche und 10 Patienten lierte nicht mit der individuellen Verän- Verbesserung ihrer motorischen Fähig- mehr als 3-mal/Woche.45% der Patien- derung des RMS- und des BI-Wertes keiten,dem gegenüber waren die mittels ten beklagten eine soziale Isolation und während der 6 Monate nach Entlassung. Skalen erhobenen motorischen oder all- benannten die Therapeuten als wesentli- Auch ergab sich keine Korrelation zwi- täglichen Fertigkeiten konstant geblie- che Ansprechpartner außerhalb der Fa- schen der Intensität der Therapie und ben.Die Therapieintensität korrelierte milie.Alle 54 Patienten übten eigenstän- den absoluten BI- und RMS-Werten, nicht mit dem funktionellen Ergebnis dig zu Hause,im Schnitt 3,5-mal/Woche, d.h.die Schwere der Fähigkeitsstörun- des einzelnen Patienten. wobei sie in 28 Fällen von einem Ver- gen korrelierte nicht mit dem Umfang Die Arbeit hat mehrere Schwach- wandten oder Bekannten unterstützt der Therapie (Abb.1,2). punkte,weswegen die Ergebnisse im Ti- wurden. tel als vorläufig bezeichnet wurden.Die Diskussion Stichprobe (n=74) war klein, und die Motorische Fähigkeiten antwortenden Patienten stellen eine po- und ADL-Kompetenz Zusammenfassend erhielten 50 von 54 sitive, zur Teilnahme motivierte Aus- Patienten regelmäßig Krankengymna- wahl dar,die erneut erkrankte Patienten Die 54 Patienten schätzten ihre motori- stik über einen Zeitraum von 6 Monaten nur unvollständig erfasste.Auch musste schen Fähigkeiten als im Mittel um 15% nach Entlassung.Im Mittel waren es 2,9 man von einer eingeschränkten Ver- verbessert gegenüber dem Zeitpunkt (Bereich 1–5) Therapieeinheiten/Woche gleichbarkeit der erhobenen Daten (BI der Entlassung ein. bzw.unter Berücksichtigung der unter- und RMS) ausgehen,da eine Erhebung Dem entgegen war der RMS-Wert schiedlichen Dauer eine mittlere Inten- in der Klinik bzw.zu Hause naturgemäß nahezu konstant geblieben,der mittlere sität von 90,2 (SD 60,9) min/Woche.Die unterschiedlich ist.Andererseits ist die Wert 6Monate nach Entlassung betrug funktionell beeinträchtigten Patienten vorliegende Arbeit nach Kenntnisstand 7,4 (SD 3,9) vs.7,6 (SD 3,6) zum Zeit- waren mit der Therapie,die überwie- der Autoren eine der ersten ihrer Art in punkt der Entlassung.Der BI-Score ver- gend im Liegen oder Sitzen statt fand, Deutschland,die die ambulante Physio- 952 | Der Nervenarzt 12•2001

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