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Physikalische Grundlagen der Materialkunde PDF

480 Pages·1998·20.22 MB·German
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Springer-Lehrbuch Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Günter Gottstein Physikalische Grundlagen der Materialkunde Mit 468 Abbildungen , Springer Professor Dr. rer. nato GÜNTER GOTT STEIN RWTHAachen Institut für Metallkunde und Metallphysik Kopernikusstr. 14 52074 Aachen e-mail: [email protected] Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme Gottstein, Günter: Physikalische Grundlagen der Materialkunde 1 Günter Gottstein. (Springer-Lehrbuch) ISBN 978-3-540-62670-1 ISBN 978-3-662-09331-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-09331-3 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder Ve rvielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutsch land vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts gesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1998 Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heiddberg New York 1998 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daller von jedermann benutzt werden dürften. Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z.B. DIN, VDI, VDE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls für die eigenen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung hinzuzuziehen. Einbandentwurf: design & production, Heidelberg Satz: Camera ready Vorlage durch Autor SPIN: 10572253 89/3020 -5 43 21 0 -Gedruckt auf säurefreiem Papier Vorwort Jede wissenschaftliche Disziplin und Epoche hat ihre Standardwerke, die das klas sische Fundament des jeweiligen Fachgebiets gründen. Dazu gehören bspw. in der Physik der "Pohl" (Experimentalphysik), die Feynman Lectures (Physikalische Grundlagen) und der "Kittel" (Festkörperphysik). Das trifft ebenso auf die Mate rial wissenschaften zu, deren wissenschaftliche Wurzel die Metallkunde ist. Das Lehrbuch der Metallkunde von Georg Masing hat der deutschen Nachkriegsgene ration die physikalischen Grundlagen der Werkstoffe vermittelt und die Konzep tionen der Materialwissenschaft bis heute in seinen Fundamenten geprägt. Das Buch war bereits in den 50er Jahren vergriffen, aber auf seiner Basis hat die "Göttinger Schule" die Metallkunde in Deutschland weiter geprägt. Es hat auch nicht an Versuchen gefehlt, den "Masing" neu aufzulegen, doch erst (der jüngst verstorbene) Prof. Haasen (Nachfolger von Georg Masing, Schüler von Richard Becker) hat in seinem Lehrbuch "Physikalische Metallkunde" die Tradition fortge setzt. Obwohl Haasens Lehrbuch viele Liebhaber gefunden hat, eignet es sich aber nur bedingt als Lehrbuch der Metallkunde speziell für Werkstoffingenieure, denn es setzt die grundlegenden Kenntnisse der Metallkunde bereits voraus und ist an spruchsvoll in der Darstellung. Damit kommt es für einführende Lehrveranstaltun gen oder gar zum Selbststudium der Metallkunde praktisch nicht in Frage. Das vorliegende Buch hat dagegen zum Ziel, die Grundlagen zum Verständnis materialwissenschaftlicher Probleme zu vermitteln und zum Studium weiterfüh render Literate zu befähigen. Andererseits will es sich deutlich von den vielen Büchern über "Materials Science" abheben, in denen vorrangig die Phänomene vorgestellt werden oder ein Verständnis auf rein phänomenologischer und daher zwangsläufig oberflächlicher Basis geboten wird. Mit dem vorliegenden Lehrbuch soll der Versuch unternommen werden, die Brücke von den atomistischen Mecha nismen zu den Phänomenen und Eigenschaften der Werkstoffe zu schlagen. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder umfassende Darstellung. Als Lehrbuch muß es notgedrungen einen angemessenen Komprorniß zwischen Vollständigkeit und Tiefe der Darstellung eingehen, wobei der gewählte Kompro rniß eine Frage der persönlichen Einschätzung ist, der für jede Person anders aus fallen mag. Das trifft speziell für das Kapitel "Physikalische Eigenschaften" zu, das sich gezielt an Ingenieurstudenten richtet, die erfahrungsgemäß geringe Vor kenntnisse der Festkörperphysik mitbringen. Das Lehrbuch wurde zunächst als Vorlesungs manuskript zur Einführung in die Materialkunde für Studenten sowohl der Metallurgie und Werkstofft echnik als auch der Metallphysik konzipiert und über die Jahre entwickelt. Dem Trend zur umfassenderen Behandlung der Werkstoffe über die Metalle hinaus wurde im Rahmen der metallkundlichen Konzepte Rechnung getragen. Danksagung Den Fachkollegen, die mich beraten und zu diesem Buch ermutigt haben, möchte ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen. Der vorliegende Text ist nicht zuletzt auch Produkt der vielen Kommentare, Bemerkungen und Kritiken meiner Assistenten Ehrengard Weidmannn, Felicitas Schwarzer und Jörg Fischer-Bühner sowie der Studenten in meiner Materialkundevorlesung. Wir haben wohl alle viel dabei gelernt. Mein besonderer Dank gilt Frau Irene Zeferer, die sich mit hohem persönlichem Engagement um das schwierige Typoscript und Layout gekümmert hat. Herrn Christoph Feig und Frau Barabara Eigelshoven ist die gelungene graphische Überarbeitung und digitale Einbindung der Abbildungen zu verdanken. Für das sorgfältige und umsichtige Lektorat bin ich meinem Assistenten Lothar Löchte sehr zu Dank verpflichtet. Schließlich sei allen anderen Mitarbeitern am Institut für Metallkunde und Metallphysik der RWTH Aachen für ihre kleine und große Hilfe mit Rat und Tat gedankt. Einführung "Die Entwicklung neuer Materialien wird international als Schlüsseltechnologie mit Querschnittscharakter und Schrittmachterfunktion für viele industrielle Bereiche eingestuft. Die Fähigkeit zur Herstellung, Verarbeitung und Anwendung leistungsfä higer Materialien ist Voraussetzung für neue, international wettbewerbsfähige Pro dukte und Verfahren und ein Schlüssel zu mehr Ressourceneffizienz und Umwelt schutz," schrieb eine Gutachterkommission, die im Jahre 1996 die Materialforschung in Nordrhein-Westfalen zu beurteilen hatte [0.1]. Die genannten Fertigkeiten setzen naturgemäß eine Kenntnis der physikalischen Grundlagen als Schlüssel zum Verständnis der Eigenschaften von Materialien voraus. Diese Grundlagen sind Gegenstand der Materialkunde, und ihnen ist dieses Lehrbuch gewidmet. Der Begriff ,,Materialkunde" ist relativ jung und auch nur unpräzise defi niert. Manchmal wird darunter eine Erweiterung der Metallkunde auf nichtmetalli sche Werkstoffe verstanden. Speziell von den Naturwissenschaftlern werden die Materialwissenschaften häufig ausschließlich in bezug auf neuartige oder gar exoti sche Funktionswerkstoffe gesehen. Bezieht man diese Materialien aber ein in die große Gruppe der technisch nutzbaren Stoffe, dann wird Materialkunde ein modemes Synonym zur Werkstoffwissenschaft, in Anlehnung an den eindeutig besetzten engli schen Begriff "Materials Science". Die Materialkunde ist damit die Lehre vom Zusammenhang zwischen mikrosko pischem Aufbau und makroskopischen Eigenschaften technisch nutzbarer Materia lien. Sie führt das große Spektrum technologisch einsatzfähiger Festkörper von Me tallen über Keramiken, Gläser und Kunststoffe bis hin zu den Verbundwerkstoffen unter einem Dach zusammen. Die technisch wohl bedeutendste Werkstoffgruppe, sowohl was gegenwärtige Produktion und Verwendung als auch Tradition und systematische Entwicklung betrifft, sind die Metalle. Ihre vorzügliche Kombination von Formbarkeit und Festig keit empfiehlt sie als Konstruktionswerkstoffe und ihre gute elektrische Leitfähigkeit macht sie für die Elektroindustrie unentbehrlich. Metalle haben daher über Jahrtau sende hinweg - ganze geologische Zeiträume sind nach ihnen benannt - die Werk stoffgeschichte und -entwicklung bestimmt. Im technologisch ausgerichteten "industriellen Zeitalter" mit Bedarf für preisgünstige Massengüter und Bauteile für extreme Anforderungen haben aber Hochleistungskeramik, Kunststoffe und schließ lich Verbundwerkstoffe als Konstruktionswerkstoffe in steigendem Maße Verwen dung gefunden. Die werkstoffwissenschaftliche Behandlung von Keramiken und Kunststoffen ist verhältnismäßig jung im Vergleich zur Metallkunde. In den grundsätzlichen Zusam menhängen lassen sich aber Metalle, Keramiken und Kunststoffe überwiegend in einem einheitlichen Rahmen beschreiben, der sich im wesentlichen aus den Grundla- X Einführung gen der Metallkunde ableitet. Die Metallkunde ist in dieser Hinsicht die Mutter der Werkstoffwissenschaften, was sich aus der umfangreichen Beschäftigung vieler Forschergenerationen mit dieser Werkstoffgruppe erklärt. Die Metallkunde selbst ist aber trotz der sehr langen Tradition metallischer Werkstoffe keine klassische Wissen schaftsdisziplin. Die Gewinnung und Verarbeitung von Metallen galt lange Zeit als geschätztes Geheimnis und wurde durch mündliche Überlieferung und praktische Aneignung von Generation zu Generation vererbt. Erst im Mittelalter hat ein Gelehrter namens Bauer (ins Lateinische übersetzt als "Agricola" bezeichnet) die Rezepte der Metallverarbeitung aufgeschrieben, in seinem Werk "De Re Metallica" [0.2]. Das Buch liest sich wie eine mystische Anleitung zur Metallverarbeitung, von Stierblut und klaren Mondnächten ist u.a. die Rede, Kobolde und Nickel treiben ihr Unwesen (daher die Bezeichnung Kobalt und Nickel), was alles seine praktische Bewandtnis hat und heute eine wissenschaftliche Erklärung findet. Tatsächlich war die Metallkunde im Mittelalter eine Richtung der Alchemie, die mit einer Mischung aus empirischen Rezepten und Aberglauben ihre Kunst betrieb. Mit der immer stär ker werdenden wissenschaftlichen Orientierung in der Neuzeit wurde die Metall kunde eine Richtung der Chemie, wo sie auch heute noch an vielen Universitäten beheimatet ist. Die rasche Entwicklung im Verständnis der Eigenschaften, insbeson dere durch die Entdeckung der Röntgenstrahlen und ihre Anwendung für die Kristall strukturanalyse, zeigte bald, daß im Gegensatz zur damals herrschenden Auffassung die Eigenschaften der Metalle nicht nur durch die chemische Zusammensetzung bestimmt waren. Damit wurde die Metallkunde nun in der physikalischen Chemie angesiedelt. Die Entwicklung der atomistischen Grundlagen für das Verständnis der mechanischen und elektronischen Eigenschaften metallischer Werkstoffe im Rahmen der Versetzungstheorie bzw. der Elektronentheorie der Metalle hat den Schwerpunkt der Metallkunde zu Anfang dieses Jahrhunderts immer stärker zur Physik verschoben und schließlich zur Disziplin der Metallphysik geführt, die die wissenschaftliche Entwicklung der Metallkunde in den letzten 50 Jahren entscheidend geprägt hat. Unser heutiges tieferes Verständnis metallischer Werkstoffe auf der Basis atomisti scher Modelle ist im wesentlichen in den vergangenen 50 Jahren metallphysikalischer Forschung entwickelt worden. Ziel dieser Forschung war und ist eine Beschreibung der Werkstoffeigenschaften auf der Basis atomistischer physikalischer Modelle, die sich in Zustandsgleichungen formulieren läßt, somit eine Prognose des Werkstoffver haltens auf theoretischer Basis zuläßt und damit die aufwendigen Experimentierpha sen der Werkstoffentwicklung verkürzt oder im Idealfall überflüssig macht. In den sechziger und siebziger Jahren unseres Jahrhunderts wurde immer deutli cher, daß der dringende Bedarf nach Werkstoffen für eine Vielfalt von teilweise extremen Anwendungen und wettbewerbsfähigen Massengütern auch die Entwick lung nichtmetallischer Werkstoffe einschließen muß, beispielsweise Keramiken für Hochtemperaturbauteile und Kunststoffe zur Gewichtsersparnis in Automobilen und Flugzeugen. Die werkstoffphysikalische Forschung machte aber bald deutlich, daß die grundlegenden Konzepte der physikalischen Metallkunde unter Berücksichtigung gewisser Einschränkungen relativ einfach auf andere Werkstoffe, insbesondere die kristallinen Festkörper, zu übertragen waren. Kristallographie, Konstitutionslehre, Diffusion, Phasenumwandlungen, Physikalische Eigenschaften etc. sind die Grundla gen, die zum Verständnis der technologisch anwendbaren Materialien aller Art, also der Werkstoffe insgesamt, notwendig sind. Einführung XI Natürlich gibt es auch spezifische Unterschiede. Zum Beispiel die zum Verständ nis der plastischen Verformung von Metallen so wichtige Versetzungstheorie hat bei den spröden Keramiken wenig Bedeutung, aber sie macht den Grund für die Sprö digkeit klar und öffnet damit Perspektiven für ihre Handhabung. Für die zumeist nichtkristallinen Polymere ist ein geeignetes Versetzungskonzept oft noch zu kompli ziert und die Beschreibung der Verformung von Kunststoffen muß daher vorläufig auf phänomenologische Modelle beschränkt bleiben. Die Möglichkeit zu einer umfassenden Beschreibung der verschiedenen Werk stoffklassen und die zunehmende Kombination verschiedener Werkstoffe zu Werk stoffverbunden und schließlich Verbundwerkstoffen hat zu dem weltweiten Trend geführt, die klassischen selbständigen Gebiete der Metallkunde, Keramik und Kunst stoffe zur Werkstoffwissenschaft oder Materialkunde zu vereinigen. Im angelsächsi schen Sprachraum wird die neue Disziplin vielleicht etwas präsizer als ,,Materials Science and Engineering" bezeichnet, was sowohl den naturwissenschaftlichen als auch den ingenieurwissenschaftlichen Aspekt umfaßt. Inhaltsverzeichnis 1 Gefüge und Mikrostruktur ........... ...... ................... ............................. ...... 1 2 Der atomistische Aufbau der Festkörper................................................. 10 2.1 Atomare Bindung................................................................................ 10 2.2 Kristallstruktur.................................................................................... 17 2.2.1 Kristallsysteme und Raumgitter................................................. 17 2.2.2 Kristallstruktur von Metallen..................................................... 20 2.2.3 Kristallstruktur keramischer Werkstoffe.................................... 27 2.2.4 Kristallstruktur polymerer Werkstoffe....................................... 29 2.3 Indizierung kristallographischer Ebenen und Richtungen ............... .... 29 2.4 Darstellung von Orientierungen: Stereographische Projektion............ 36 2.5 Experimentelle Verfahren zur kristallographischen Struktur- und Orientierungsbestimmung . .............. .... ........... ...... ......... ...... .... ..... 41 2.5.1 Das Braggsche Gesetz ............................................................... 41 2.5.2 Röntgenmethoden...................................................................... 44 2.5.3 Elektronenmikroskopie.............................................................. 49 2.5.4 Kristallographische Texturen..................................................... 51 3 Kristallbaufehler ........................................................................................ 57 3.1 Überblick............................................................................................. 57 3.2 Punktfehler .......................................................................................... 57 3.2.1 Typen von Punktfehlern ............................................................ 57 3.2.2 Thermodynamik der Punktdefekte ............................................ 58 3.2.3 Experimenteller Nachweis von Punktdefekten ......................... 61 3.3 Versetzungen ...................................................................................... 65 3.3.1 Geometrie der Versetzungen .................................................... 65 3.3.2 Nachweis von Versetzungen ..................................................... 71 3.4 Korngrenzen ....................................................................................... 73 3.4.1 Grundbegriffe und Definitionen ................................................ 73 3.4.2 Struktur der Korngrenzen ......................................................... 73 3.5 Phasengrenzflächen ............................................................................ 78 3.5.1 Klassifizierung der Phasengrenzen ........................................... 92 3.5.2 Phänomenologische Beschreibung der Phasengrenzfläche ....... 93

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Gew?hnlich ist bei einem technischen Produkt, z. B. einem elektronischen Ger?t, nur seine Funktion von Interesse; wie sie zustande kommt, interessiert zun?chst nicht. Hinter der Fassade des Gebrauchswertes versteckt sich aber zumeist eine schwierige werkstofftechnische und materialwissenschaftliche
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