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Philosophie und Politik bei Nietzsche PDF

432 Pages·1987·30.619 MB·German
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Monographien und Texte zur Nietzsche-Forschung w DE G Monographien und Texte zur Nietzsche-Forschung Herausgegeben von Ernst Behler * Mazzino Montinari (f ) Wolfgang Müller-Lauter • Heinz Wenzel Band 17 1987 Walter de Gruyter • Berlin • New York Philosophie und Politik bei Nietzsche von Henning Ottmann 1987 Walter de Gruyter • Berlin • New York Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Der Autor dankt der Görres-Gesellschaft für die Gewährung eines Habilitationsstipendiums Anschriften der Herausgeber: Prof. Dr. Ernst Behler Comparative Literature GN-32 University of Washington Seattle, Washington 98195, U.S.A. Prof. Dr. Wolfgang Müller-Lauter Klopstockstraße 27, D-1000 Berlin 37 Prof. Dr. Heinz Wenzel Harnackstraße 16, D-1000 Berlin 33 Redaktion: Johannes Neininger Ithweg 5, D-1000 Berlin 37 Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig — pH 7, neutral) CIP- Kur^tìtelaufnähme der Deutschen Bibliothek Ottmann, Henning: Philosophie und Politik bei Nietzsche / von Henning Ottmann. [Red.: Johannes Neininger]. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1987. (Monographien und Texte zur Nietzsche-Forschung ; Bd. 17) ISBN 3-11-010061-4 NE: GT © Copyright 1987 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Printed in Germany Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vorbehalten. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61 Vorwort Man darf wieder Nietzsche lesen, und doch ist ein Teil seiner Lehre, seine politische Philosophie, noch immer von Legenden umrankt. Für viele liegt auf Nietzsches Werk noch immer der Schatten der Vergangenheit, und man erinnert sich, wie Faschisten und Nationalsozialisten Nietzsche gefeiert haben. Sozialisten haben seit den Tagen von Mehring und Lukäcs Nietzsche bekämpft, und ein Ende der marxistisch-leninistischen Nietzsche-Verteufelung ist nicht in Sicht. Die Väter der kritischen Theorie, Horkheimer und Adorno, haben Nietzsche als Vordenker der „Dialektik der Aufklärung" gewürdigt. Aber für viele steht Nietzsche damit nur im Verdacht, Denker eines Finales der Modernität, des Endes von Aufklärung und moderner Freiheitsverheißung zu sein. Post-Strukturalisten, im Italien und Frankreich von heute, deuten Nietzsche als ultramodernen Befreier und Künder einer „wilden Autonomie". Aber damit scheint sich nur zu bestätigen, was man schon weiß: les extremes se touchent. Es sei denn, es hätten jene recht, die, wie W. Kaufmann und andere, versichern, Nietzsches Lehre habe manchem manches zu bieten, nur keine politische Philosophie. Nietzsche hat kein politisches Hauptwerk geschrieben. Für die Politeia, den Leviathan oder die Hegeische Rechtsphilosophie findet sich in seinem Werk kein Pendant. Er hat überhaupt kein Hauptwerk verfaßt, und daß der sogenannte „Wille zur Macht" keines war und ist, steht heute über allen Zweifel fest. Statt einer ausformulierten Staatslehre begegnen bei Nietzsche immer wieder Staatsfeindlichkeit, Individualismus und eine ästhetisierende Apolitie. Vielleicht darf man auch in Zukunft zweifeln, ob Nietzsche je zu den „Klassikern" der Politik gerechnet werden wird. Nicht zweifeln kann man an der politischen Wirkung seiner Gedanken, und nicht zweifeln sollte man am politischen Gehalt des Werkes selbst. Es gibt bei Nietzsche eine politische Philosophie. Man darf sie nur nicht suchen wollen auf der Heer- straße der politischen Strömungen der Zeit. Es ist nicht zu leugnen: Nietzsche war Antisozialist. Auch hatte er, wie sein Freund und Gegner Piaton, seine Schwierigkeiten mit der Demokratie. Er war gleichwohl weder ein Apologet des Kapitalismus, noch hat er je den Liberalismus gepriesen. Oft ist er der „Magie des Extrems" erlegen. Aber seine Politik ist mit den Extremformen eines Anarchismus oder Präfaschismus nicht zu verwechseln. Ihr Niveau war das einer Auseinandersetzung mit der VI Vorwort Moderne selbst, und vielleicht paßt darauf am besten das aktuelle Verlegen- heitswort von der „Post-Moderne". Nietzsches politische Philosophie teilt mit dieser höchst unterschiedliche Stellungen des Gedankens zur Modernität, und Nietzsche hat verschiedene Konstellationen noch-moderner, hyper-mo- derner und bereits nach-moderner Gedanken erprobt. Naheliegende Fragen, die diese Untersuchung nicht mehr ausführlich diskutiert, sind inzwischen anderswo erörtert worden. Was „post-moderne" Politik bei Nietzsche heißen könnte, ist dargestellt in dem Artikel „Nietzsches politische Philosophie. Versuche in post-moderner Politik" (Bayreuther Beiträge %ur Literaturwissenschaft Bd. 3, hg. von W. Gebhard, Bern 1987; vorabgedruckt in: Nürnberger Blätter 3. Jg., Nr. 5 [1987] 7 — 8). Die in diesem Buch manchmal gestreifte Frage nach dem Status der Philosophie Nietzsches (S. 172 ff., S. 346 ff.) behandelt jetzt ausführlicher der Artikel „Nietzsches Perspektivis- mus" (in: Gewißheit und Gewissen. Festschrift für Fran% Wiedmann %um 60. Geburtstag, hg. v. W. Baumgartner, Würzburg 1987). Nietzsches Stellung zur Aufklärung wie die hier beanspruchte Versöhnbarkeit von Aufklärung und Mythos im Gedanken der Wiederkehr untersucht der Aufsatz „Nietzsches Stellung zur antiken und modernen Aufklärung" (in: Nietzsche und die philoso- phische Tradition Bd. 2, hg. von J. Simon, Würzburg 1985). Die Untersuchung geht auf eine Anregung von Prof. Dr. R. K. Maurer zurück. Vieles verdanke ich den Kollegen M. Djuric, V. Gerhardt, F. Kaul- bach, W. Müller-Lauter und nicht zuletzt M. Montinari, der sich so oft zum Gespräch bereit fand. Wichtige Hinweise habe ich von Dr. E. Voß von der Wagner-Gesamtausgabe, H. E. Lampl und Dr. R. Margreiter erhalten. Im Wintersemester 1983/84 lag diese Studie der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität München als Habilitationsschrift vor. Für deren freundliche Beurteilung danke ich meinem Lehrer, Prof. Dr. N. Lobkowicz, Prof. Dr. P. C. Mayer-Tasch und Prof. Dr. P. J. Opitz. Die Deutsche For- schungsgemeinschaft hat den Druck bezuschußt. Der Verlag und Prof. Dr. H. Wenzel haben die sich verzögernde Drucklegung mit äußerster Geduld ertragen. Dr. E. Schreiber hat das Manuskript als erster kritisch gelesen. Möge es mehr solche Leser finden! Basel, im März 1987 H. Ottmann Inhaltsverzeichnis Vorwort V Einleitung 1 Teil A: Deutscher und Grieche (1858-1876) I. Konventionelle Anfänge (1858-1870) 11 1.1. Freiheit, Einheit, Republik (1858-1865) 11 1.2. Preuße und Nationaler (1865-1868) 14 1.3. Vom Borussophilen zum Gegner Preußens (1868 — 1870) ... 16 1.4. Von imperialer Größe zur Größe der Kultur oder Nietzsche und Burckhardt (1870/71) 18 II.-IV. Unzeitgemäße Philosophie und Politik (1870-1876) 22 II. Nietzsche als Kritiker und „Arzt der Cultur" 22 II. 1. Die Verkehrung oder Staat und Gesellschaft als Herrscher über die Kultur 23 11.2. Nietzsche als Kritiker von Sozialismus und Kapitalismus oder Ahnung eines unbekannten Nietzsche 25 11.3. Exempla des Kulturverfalls (mit besonderer Berücksichtigung von D. Fr. Strauß, E. v. Hartmann, E. Dühring) 31 11.4. Historie als Nachteil für das Leben 35 11.5. Das antik-moderne Vexierbild: Der Sokratismus als Krankheit der Kultur 38 III. Griechische Vorbilder 43 111.1. Der Staat als Diener der Kultur. Oder: Nietzsches ästhe- tisierender Piatonismus 44 111.2. Die Kultur: aristokratisch, heroisch, agonal. Oder: Noch ein- mal Nietzsche und Burckhardt 48 111.3. Die Metaphysik: vor-sokratisch und herakliteisch, ästhetisch und tragisch-mythisch 51 VIII Inhaltsverzeichnis 111.3.1. Nietzsches Rückkehr zu den Vorsokratikern oder Nietzsches Heraklitismus 51 111.3.2. Die Artistenmetaphysik: Apollon und Dionysos oder die Rückkehr zum tragischen Mythos 56 111.3.3. Apollinisch-dionysisch: Geniale Deutung des Griechentums oder „genialer Irrtum"? 63 111.3.4. Apollinisch-dionysisch oder Nietzsches antiklassische Klassik 65 111.3.5. Apollinisch-dionysisch oder die Vagabondage eines Begriffs- paares 68 111.3.6. Apollinisch-dionysisch politisch besehen oder die Wiederge- winnung der Nüchternheit 71 IV. Deutsche Hoffnungen oder Nietzsches politische Mythologie der Deutschen 76 IV. 1. „Ritter, Tod und Teufel" oder der Antichrist in der Maske des Protestanten 78 IV.2 Schopenhauer als Erzieher oder der Widerstreit von Politik und Kultur 83 IV.2.1. ^Schopenhauers Heroismus — politischer Anspruch und privatistische Tendenzen 83 IV,2.2. Schopenhauers Politik und ihre Radikalisierung durch Nietz- sche 89 IV.3. Wagner und Nietzsche 94 IV.3.1. Gemeinsamkeiten, unübersehbare 94 IV.3.2. Bedenkenswerte Differenzen: Humanität statt Rassismus, überdeutsche Ideale statt Chauvinismus, Zukunft statt Gegen- wart 99 IV.3.3. Nietzsches Politik und sein Kulturideal im Umbruch 106 V. Zwischenbetrachtungen 109 V.l. Nietzsches frühe Politik — Größe und Grenzen 109 V.2. Wahrheit und „Lüge" 113 Teil B. Europäer und Freigeist (1876-1882) I. Neue Politik und Ökonomie 124 1.1. Nietzsches Lehre vom Absterben des Staates. Die Notwendig- keit eines geeinten friedlichen Europa und die Unaufhaltsam- keit der Demokratie 124 Inhaltsverzeichnis IX 1.2. Annäherung an bürgerliche und sozialistische Welt bei blei- bender Distanz 129 1.2.1. Antibürgerliches, speziell Anti-Utilitaristisches und Anti- Sozialdarwinistisches. Nietzsche gegen Bentham, Spencer, J. St. Mill 130 1.2.2. Antisozialistisches, verdeckt und offen 138 1.2.3. Gegenprobe: Versteckte Apologie des Kapitalismus? 141 II. Antike und moderne Hintergründe 147 II. 1. Nietzsches politischer Piatonismus. Von der „Politeia" zu den „Nomoi" 147 11.2. Stoisches-Epikureisches. Nietzsches antikisierende Aufklä- rung 150 11.3. Die moderne Antithese: Voltaire versus Rousseau 156 III. Nietzsches „kritische Theorie" 164 111.1. Versuch einer Emanzipationsphilosophie ohne „Ursprung" . 164 III. 1.1. Der scheinbare Positivismus der „kritischen Theorie" 164 111.1.2. Befreiung ohne ursprungsphilosophischen Rest. Die Zerstö- rung von Objekt und Subjekt der Metaphysik 167 111.1.3. Philosophieren nach dem Verlust des Ursprungs. Oder: Kann es ein ursprungsloses Denken geben? 172 111.1.3.1. Abschlußloses Denken und aphoristische Form 172 111.1.3.2. Historische Rechtfertigung und historischer Parasitismus . . 174 111.1.3.3. Experimentalphilosophie, fast noch Kantische 176 111.1.3.4. Unliebsame Alternativen: Regreß, Dogmatik, Selbstbezüglich- keit, „genetic fallacy", Indifferentismus 177 III.l .3.5. Unmittelbarkeiten und verbaute Auswege: Logischer Empiris- mus, ästhetisch-anschauliches Philosophieren, evolutionäre Erkenntnistheorie, Pragmatismus, neuere „kritische Theorie" 179 111.2. Wege der Befreiung. Nietzsches Lösung vom metaphysischen Ideal der Kunst (Wagner), von der Metaphysik (Schopen- hauer), von der Religion und von der Moral 181 111.2.1. Von der erlösenden Kunst zur Kunst, die das Dasein „erträg- lich" macht. Nietzsche gegen Wagner und das Bündnis der Kunst mit Religion und Metaphysik 181 111.2.2. Die Befreiung von der Metaphysik (Schopenhauers). Nietz- sche und A. Spir 187 111.2.3. Erlösung von Furcht und Schuld. Mängel und Bedeutung von Nietzsches freigeisterischer Religionskritik 192 X Inhaltsverzeichnis III.2.4. Moral für freie Geister. Nietzsches mißverständlicher Immora- lismus 203 111.2.4.1. Gründe der „Unverantwortlichkeit": Unschuld des Daseins, Notwendigkeit des Geschehens, Fragwürdigkeit der Verant- wortung für andere 204 111.2.4.2. Von der Verantwortung des Immoralisten. Nietzsches antiki- sierende und spinozistische, pluralistisch-tolerante und indivi- dualistische Autonomiemoral 210 111.2.4.3. Der Immoralismus als fragwürdige Moral 213 IV. Aufklärung an ihrem Ende. Macht und Ohnmacht des emanzi- pierten Subjekts 216 V. Macht und Recht 220 V.l. Nietzsche und Thukydides 220 V.2. Machtlehre und Naturrecht 226 Teil C. Philosoph des „Menschen" und der „Erde" (1880/82-1889) I. Große Politik 239 1.1. Daß „große Politik" Politik ist. Vom Mißverständnis reiner Moralphilosophie 239 1.2. Noch einmal: Größe der Kultur, nicht der Imperien. Antideut- sche und europäische, auf die Größe des Menschen selbst zielende Utopie 240 1.3. Zucht und Züchtung. Naheliegende Gründe und nachweisbare Irrtümer der rassistischen Legendenbildungen 245 1.3.1. Rassismus, Gobineauismus, Darwinismus. Gründe des Ver- dachts 246 1.3.2. Anti-Antisemitismus 249 1.3.3. Die „blonde Bestie". Entmythologisierung einer Legende . . 253 1.4. Der moralische Sinn der „Züchtung" 262 1.4.1. Platonische Paideia und antiplatonisches Experiment mit der Wiederkunftslehre. Rassistische Nebenbedeutung, zentraler moralischer Sinn 262 1.4.2. Die Lösung des Darwinismusproblems (wie des Gegensatzes von Progressismus und Wiederkehr) 265 1.5. Historische Vorbilder der „großen Politik" 270

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