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Philosophie der Existenz Aktuelle Beitrage von der Ontologie bis zur Ethik PDF

173 Pages·2019·1.655 MB·German
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Andreas Luckner / Sebastian Ostritsch (Hg.) Philosophie der Existenz Aktuelle Beiträge von der Ontologie bis zur Ethik ABHANDLUNGEN ZUR PHILOSOPHIE Abhandlungen zur Philosophie IndieserReiheerscheinenMonographienundSammelbändezurPhilosophiebzw. zuangrenzendenoderdieFachgrenzeüberschreitendenThemen.KlassischeGebie- tesollenneuabgesteckt,aktuelleFelderbearbeitetundinnovativeFragenformuliert undzurDiskussiongestelltwerden. WirfreuenunsüberIhrInteresseundIhrenVorschlag! WeitereBändeinderReihe http://www.springer.com/series/15906 (cid:2) Andreas Luckner Sebastian Ostritsch (Hrsg.) Philosophie der Existenz Aktuelle Beiträge von der Ontologie bis zur Ethik Hrsg. AndreasLuckner UniversitätStuttgart Stuttgart,Deutschland SebastianOstritsch UniversitätStuttgart Stuttgart,Deutschland AbhandlungenzurPhilosophie ISBN978-3-476-04879-0 ISBN978-3-476-04880-6(eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-476-04880-6 DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbibliografie; detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. J.B.Metzler ©Springer-VerlagGmbHDeutschland,einTeilvonSpringerNature2019 Das Werk einschließlichallerseinerTeileist urheberrechtlichgeschützt.Jede Verwertung, die nicht ausdrücklichvomUrheberrechtsgesetzzugelassenist,bedarfdervorherigenZustimmungdesVerlags. DasgiltinsbesonderefürVervielfältigungen,Bearbeitungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungenund dieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. DieWiedergabevonallgemeinbeschreibendenBezeichnungen,Marken,Unternehmensnamenetc.in diesemWerkbedeutetnicht,dassdiesefreidurchjedermannbenutztwerdendürfen.DieBerechtigung zurBenutzungunterliegt,auchohne gesondertenHinweishierzu,denRegelndesMarkenrechts.Die RechtedesjeweiligenZeicheninhaberssindzubeachten. DerVerlag,dieAutorenunddieHerausgebergehendavonaus,dassdieAngabenundInformationenin diesemWerkzumZeitpunktderVeröffentlichungvollständigundkorrektsind.WederderVerlagnoch dieAutorenoderdieHerausgeberübernehmen,ausdrücklichoderimplizit,GewährfürdenInhaltdes Werkes,etwaigeFehleroderÄußerungen.DerVerlagbleibtimHinblickaufgeografischeZuordnungen undGebietsbezeichnungeninveröffentlichtenKartenundInstitutionsadressenneutral. Einbandgestaltung:Finken&Bumiller,Stuttgart SatzundHerstellung:le-texpublishingservicesGmbH J.B.MetzleristeinImprintdereingetragenenGesellschaftSpringer-VerlagGmbH,DEundisteinTeil vonSpringerNature. DieAnschriftderGesellschaftist:HeidelbergerPlatz3,14197Berlin,Germany Einleitung „Tobeornottobe,thatisthequestion“.MitdiesenWortenlässtWilliamShakes- peare seinen Protagonisten Hamlet einen der wohl berühmtesten Monologe der Dramengeschichtebeginnen.BeiHamletsFragenachSein oderNichtsein gehtes klarerweisedarum,obesbessersei,alsvomLeidgeplagterMenschweiterzuleben oderzusterben.HamletselbstrücktletztlichvomSuizidab.Dennwerwisseschon, ob der Tod wirklich das erhoffte Nichtsein bringe? Vielleicht führe des Schlafes Bruder ja auch Träume mit sich, die es zu fürchten gilt. Es ist diese Furcht, die Hamlet dazu bringt, die Übel des Lebendigseinsden Verlockungender Totenruhe vorzuziehen. SiehtmanvondenspekulativenHypothesenübereinNachlebenab,wieHamlet sie anstellt, dann scheint die Frage nach Sein oder Nichtsein nicht nur schwerer, sondernunverständlichzuwerden:Wiesolltemandennabschätzenkönnen,obes besseroderschlechtersei,nichtzusein? Die meisten von uns können sich bestimmt eine Welt vorstellen, in der es uns jeweils nicht gäbe. Existenz, so würden hier manche Philosophen sagen, ist eben eine Eigenschaft, die zwar ausnahmslos jedem Seienden zukommt, aber nur kon- tingenterweise. Anders ausgedrückt: Es gibt keine metaphysische Notwendigkeit, dasseinbestimmtesIndividuumexistiert,alsoauchichnicht.Unddennoch:Inso- fernwirebenschonSeiendesind,existierenwirauchundkönnendaheralsSeiende nichtnichtexistieren. Esist fürunsjeweilsalsIndividuennichtdenkbar,dasswir nichtexistieren.Genauer:WirhabenkeinenBegriff,janochnichteinmaleineVor- stellungdavon,wieesist,nichtzusein. DasNichtseinentziehtsichunserenVersuchen,esaufgewöhnlicheWeise–näm- lichalsirgendwiemitdemSeiendenverbunden–gedanklichzufassen.Wennwir abernunvonnirgendwoherwissenkönnen,wasesheißt,nichtzuexistieren–wie solltenwirdannjemalsbegreifen,wasexistierenwirklichheißt?DiesesRätselruft endgültigdiePhilosophieaufdenPlan. Es ist – frei nachHegel– dieAufgabeder Philosophie,unserebloßeBekannt- schaftmitderWeltunddenDingenineineechteErkenntniszuverwandeln.Das- selbegiltentsprechendauchfürdieExistenz.Bekanntistsieuns,diewirexistieren, schonimmer.Erkennenjedochmüssenwirsieallererstnoch. V VI Einleitung DieWege,diederPhilosophiederExistenzbeidiesem UnterfangenzurVerfü- gungstehen,sindsovielfältig,wiediePhilosophieüberhaupt:AlsOntologiebegibt sich die Philosophie gewissermaßen direkt in die Höhle des Löwen. Als Sprach- philosophieundphilosophischeLogikbevorzugtsiedenUmwegüberdieArtund Weise, wiewir überExistenzund Existierendesreden bzw.darüberredensollten. ZudemkannsichdiePhilosophiederExistenzauchihrereigenenGeschichtebedie- nen,umimGefolgeeinesgroßenhistorischen Gewährsmannes,oderaberauchin kritischerDistanzzuihm,sichandieEntschlüsselungdesRätselsderExistenzzu wagen.Schließlich–unddaswirdleiderallzuoftübersehen–solltediePhilosophie aucheinenWegzuderkonkreten,lebenspraktischenundethischenDimensionder Existenzfragezurückfinden,dienichtnurShakespearesdänischenPrinzen,sondern uns alle – ob Philosophen oder Nichtphilosophen – auf irgendeineArt und Weise bewegt. Die Beiträgedieses Bandes,dieanlässlich einer vondenHerausgebernorgani- sierten Tagung im Sommer 2018 in Stuttgart entstanden sind, spiegeln diese viel- fältigenMöglichkeiten,philosophischüberExistenznachzudenken,wider. Den AnfangmachtAndreasSchmidtmitdemerstenvondreiphilosophiehisto- rischausgerichtetenBeiträgen.SchmidtrekonstruiertThomasvonAquinsPosition zurFrage,wasExistenzist.Erzeichnetnach,dasssichnachThomasdieExistenz zusammengesetzter Entitäten,dieausExistenzundWesen bestehen,nichtdenken lässtohneeineEntität,beiderExistenzundWesenzusammenfallen.DieseEntität istfürThomasGott.DassdieExistenzdasWesenGottesausmacht,bedeutet,dass GottreineExistenzist.DieExistenzderGeschöpfedenktsichThomasletztlichals dasResultateinerArtSelbstbeschränkungderreinenExistenz(=Gott). UmdieIdentitätvonGottundExistenzgehtesauchimAufsatzvonSebastian Ostritsch.BeiihmbildetjedochSpinozadenphilosophiehistorischenBezugspunkt. Ostritsch erörtertdieFrage,wiesich diemitGottidentischeExistenz, diezeitlos- ewigist,mitderAuffassunginEinklangbringenlässt,dassendlicheDingeaufeine zeitliche Weise existieren, d.h. entstehen und vergehen.Zwar weist Ostritsch den gegenSpinozaerhobenenVorwurfdesAkosmismus,demzufolgedieWeltderver- änderlichenDingevorderWirklichkeitdergöttlichenSubstanzzumbloßenSchein verblasse, zurück, zeigt aber, dass Spinoza gezwungen ist, zumindest die Zeit als A-ReihezumillusionärenProduktunsererVorstellungskraftzuerklären. Im letzten der drei philosophiehistorischen Texte setzt sich Joachim Bromand mit Freges Überlegungen zur Existenz auseinander und zeigt, dass der verbreite- te Slogan ‚Existenz ist kein Prädikat‘ der Vielschichtigkeit von Freges Gedanken zur Existenz nicht gerecht wird. Bromand weist nach, dass Frege nicht nur ei- nen Unterschied trifft zwischen der Existenz von Gegenständen und der Existenz vonFunktionen,sondernsichzudemaufeineunendlicheFunktionshierarchiever- pflichtet, wobei jeder Hierarchie-Stufe ein eigener Existenzbegriff eignet. Damit gerätFregeinKonfliktmitdernatürlichenSprache,weilseineTheoriekeinenall- gemeinen Existenzbegriffbereithält, der es erlauben würde, über alles Seiende zu quantifizieren. AntonKochplädiertinseinemAufsatzdafür,Existenznichtmitdemformalen, vom inhaltlichen Was-Sein zu unterscheidenden Sein in Gänze zu identifizieren. Einleitung VII StattdessenschlägtereineUnterscheidungzwischendemWahr-Sein,demDer-Fall- Sein undder Existenzvorundargumentiertdabeifür denPrimatdes Wahr-Seins. AufBasisdieserdreifachenUnterscheidungformalenSeinswendetsichKochzu- nächst der metaphysischen Grundfrage zu, ob es notwendigerweise der Fall ist, dass es etwas statt vielmehr nichts gibt. Im Gegensatz zu Luckner und Ostritsch, diefürdieKontingenzdesÜbergangsvomSein zumSeienden plädierthaben,ar- gumentiert Koch, dass nicht nichts existieren kann und daher notwendigerweise etwas existieren muss. Schließlich schlägt Koch gegen Markus Gabriels liberale, nicht-hierarchische Sinnfeld-Ontologie vor, dass das Sinnfeld der raumzeitlichen LebensweltdesMenschenlogischundontologischprimärist. Ineiner‚logischenPhänomenologie‘untersuchtUweMeixnerdieverschiedenen GebrauchsweisendesAusdrucks‚Existenz‘bzw.‚existieren‘inBezugaufpartiku- lareundgenerelle(jeweilssingularischeundpluralische)Terme.Dabeizeigtsich, dass sowohl eine Reduktion von generellen Existenzaussagen als auch von par- tikularen Existenzaussagen mit pluralischen Termen auf singularisch-partikulare Existenzaussagennichtmöglichist.AndergemeinhinFregezugeschriebenenRe- duzierbarkeitsbehauptung kann daher nicht festgehalten werden, sofern einem an der Rettung der sprachlichen Phänomene, mit denen wir sinnvolle Existenzaussa- gentreffen,gelegenist. Dolf Ramierarbeitetin seinem BeitrageineausführlicheBestimmungdesVer- hältnisses von Existenz undQuantifikation. Im Zentrum seiner Überlegungenste- hensogenannteadaptiveQuantoren.DieseunterscheidensichvonanderenQuanto- ren–wieetwa‚existentiellgeladenen‘oder‚neutralen‘Quantoren–dadurch,dass sieihrenGegenstandbereichandiejeweilsmitihneninVerbindungstehendenPrä- dikateanpassen.Ramiargumentiert,dassadaptiveQuantoren,fürdieimTextauch eine neuartige Semantik entwickelt wird, den konkurrierenden Theorieangeboten zurErfassungdesVerhältnissesvonExistenzundQuantifikationüberlegensind. JakobSteinbrennergibtinseinemBeitrag„Woisterdenn,derOsterhase?“lei- der keine explizite Antwort auf die Titelfrage; dafür wird der darüber eventuell enttäuschte Leser aber reichhaltig mit Unterscheidungen in Bezug auf die Exis- tenzfiktiverPersonenundEntitätenversorgt.Ausseinerdezidiertnominalistischen, an Nelson Goodman orientierten Perspektive auf das Existenzprädikat scheint die NichtexistenzvonOsterhasenunausweichlichzusein. Wenn man Werden als einen Übergang von Nicht-Existenz zur Existenz (Ent- stehen) bzw. als Übergangvon Existenz zu Nicht-Existenz (Vergehen)konzipiert, entstehennotorischWidersprüche,wieschonParmenidesgezeigthat. ErwinTegt- meierzeigtimRahmenseinerOntologiederSachverhalte,dassdieseWidersprüche vermiedenwerdenkönnen,ohnedassmandabeiaufeinengehaltvollenBegriffdes Werdens verzichten muss. In der Konsequenz erweist sich die Existenz selbst als zeitlichunbestimmt(bzw.‚zeitlos‘). Im letzten Beitrag dieses Bandes beleuchtet Andreas Luckner die ethische Di- mension des Existenzbegriffs, wie sie mit dem Ausdruck ‚authentisch sein‘ an- gesprochen wird. Während in Bezug auf Artefakte Authentizität gemeinhin als Echtheit hinsichtlich einer (äußerlich) feststellbaren Autorschaft konzipiert wird, erweist sich die Authentizität von Personen und ihren Handlungsweisen als Er- VIII Einleitung gebniseineszusätzlicheneigenständigenAktesder(Selbst-)Aneignung.Personale AuthentizitätzeigtsichdamitalsAusdrucksformrealexistierenderAutonomie. WirdankenallenPersonenundInstitutionen,diezumGelingenderTagungundder ErstellungdesvorliegendenBandes,derausErstererhervorgegangenist,beigetra- genhaben;zuvörderstnatürlichden VortragendenundDiskutanten selber,sodann der Stadt Stuttgart, die es uns ermöglichthat, im Tagungsraum des Hegel-Hauses die Veranstaltung in konzentrierter Atmosphäre durchzuführen, der Vereinigung von Freunden der Universität Stuttgart und der Mahle-Stiftung für die großzügi- geUnterstützung,FranziskaRemeikavomVerlagJ.B.Metzlerfürdiefreundliche undkompetenteBetreuungbeimVeröffentlichungsprozessundnichtzuletztSamu- elUlbrichtundUlrikeBrümmerfürdieOrganisationderTagungvorOrt. AndreasLucknerundSebastianOstritsch imApril2019 Inhaltsverzeichnis IpsumEssesubsistens.ThomasvonAquinunddieexistierendeExistenz 1 AndreasSchmidt Existenz,ZeitundEwigkeitinSpinozasEthik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 SebastianOstritsch FregeüberExistenzunddieHierarchiederFunktionen . . . . . . . . . . . 29 JoachimBromand SeinundExistenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 AntonFriedrichKoch DielogischePhänomenologiederExistenzaussagen . . . . . . . . . . . . . . 67 UweMeixner ExistenzundQuantifikation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 DolfRami Wo ist er denn, der Osterhase? Überlegungen zur Bezugnahme in fiktionalenKontexten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 JakobSteinbrenner DieZeitlosigkeitderExistenzunddasVergehenderZeit . . . . . . . . . . . 141 ErwinTegtmeier Washeißt(eigentlich)‚authentischexistieren‘? . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 AndreasLuckner IX

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