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Philologus: Band 121, Heft 2 PDF

159 Pages·1978·48.728 MB·German
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Preview Philologus: Band 121, Heft 2

ISSN 0031-7985 P H I L O L O G US ZEITSCHRIFT FÜR KLASSISCHE PHILOLOGIE Herausgegeben vom Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Heft 2 1977 Band 121 AKADEMIE-VERLAG • BERLIN EVP 18,— M 32912 REDAKTIONSBEIRAT: Robert Browning (London), William M. Calder III (Boulder), Aristid I. Dovatur (Leningrad), Vladimir Georgiev (Sofija), Istvàn Hahn (Budapest), Jacques Heurgon (Paris), Karel Janäöek (Praha), Kazimierz Kumanieeki f, Benedetto Marzullo (Bologna), Haralambie Mihäescu (Bucureijti), Wolfgang. Schmid (Bonn), Rolf Westman (Abo) REDAKTIONSKOLLEGIUM: Walter Hofmann, Johannes Irmscher, Fritz Jürß, Friedmar Kühnert, Ernst Günther Schmidt, Wolfgang Seyfarth VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: Ernst Günther Schmidt Stellvertretender verantwortlicher Redakteur: Fritz Jürß Redaktionssektetärin: Dietlind Schieferdecker HINWEISE FÜR AUTOBEN": Die Autoren werden gebeten, die Manuskripte, Korrekturen und sonstige geschäftliche Post an das Zentral- institut für Alte Geschichte und Archäologie, Redaktion ,,Philologus", Akademie der Wissenschaften der DDR, 108 Berlin, Leipziger Str. 3 — 4, zu senden und am Schluß der Manuskripte ihre Adresse stets genau an- zugeben. Der Verlag liefert den Verfassern 30 Sonderdrucke eines jeden.Beitrages unentgeltlich. Bestellungen auf weitere Sonderdrucke gegen Berechnung bitten wir spätestens bei der Übersendung der Korrektur aufzu- geben ; ihre Bezahlung erfolgt durch Abzug vom Honorar. BEZUGSMÖGLICHKEITEN : Bestellungen sind zu richten — in der DDK an eine Buchhandlung oder an den Akademie -Verlag, DDR -108 Berlin, Leipziger Straße 3 — 4 — im sozialistischen Ausland an eine Buchhandlung für fremdsprachige. Literatur oder an den zuständigen Postzeitungsvertrieb — in der BIM) und Westberlin an eine Buchhandlung oder an die Auslieferungsstelle KUNST UND WISSEN, Erich Bieber, D-7 Stuttgart 1, Wilhelmstraße 4-6 — in Österreich an den Globus-Büchvertrieb, A-1201 Wien, Höchstädtplatz 3 — im übrigen Ausland an den Internationalen Buch- und Zeitschriftenhandel; den Buchexport, Volkseigener Außenhandelsbetrieb der Deutsehen Demokratischen Republik, DDR - 701 Leipzig, Postfach 160, oder an den Akademie -Verlag, DDR -108 Berlin, Leipziger Straße 3 — 4. ZEITSCHRIFT„PHILOLOGUS" Herausgeber: Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR. Verlag: Akademie-Verlag, DDR-108 Berlin, Leipziger Straße 3 — 4; Fernruf 2236 221 u. 229; Telex-Nr.: 114420; Postscheckkonto: Berlin 35021. Bank: Staatsbank der DDR, Berlin, Kto.-Nr.: 6836-26-20712. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Günther Schmidt. Ansghrift der Redaktion: Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, Redaktion „Philologus", Akademie der Wissensehaften der DDR, 108 Berlin, Leipziger Str. 3 — 4, Fernruf 2236267. Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1297 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik. Gesamtherstellung: VEB Druckhaus „Maxim Gorki", DDR-74 Altenburg. Erscheinungsweise: Die Zeitschrift „Philologus" erscheint jährlich in einem Band zu zwei Heften. Bezugspreis je Band 48,— M zuzüglich Versandspesen (Preis für die DDR 36,— M). Bestellnummer dieses Heftes: 1031/121/2. © 1977 by Akademie -Verlag Berlin • Printed in the German Democratic Republic. Tafel I WERNER PEEK HESIOD UND DER HELIKON Im BCH 14, 1890, 546ff. Tafel 9. 10 hatte P. Jamot ein im Musental bei Thespiai in unmittelbarer Nähe der Fundamente eines kleinen Musentempels gefundenes höchst eigenartiges Relief veröffentlicht, das sich jetzt im Athener Nationalmuseum befindet und das hier auf Tafel 1 nach einer neueren Photo- graphie des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen noch einmal vorgestellt wird. Daß die mit struppigem Haar und Bart bis zur Brust aus der Erde auf- tauchende Figur mit dem über der schmalen Nase in Form eines kleinen Dreiecks angedeuteten Kyklopen-Auge den Bergriesen Helikon darstellt, würde man auch erschließen, wenn das erste der unterhalb von ihr eingravierten Epigramme es nicht ausdrücklich angäbe (das zweite läuft um den weiter unten eingezeichneten Kranz herum). Über dem Relief steht ein weiteres, in welchem der Stifter dieser Weihgabe an die Musen vorgestellt wird. Sie sind alle in unsorgfältiger und öfter dicht zusammengerückter Schrift des späteren dritten Jahrhunderts v. Chr. in den sehr spröden und zur Beschriftung nicht eben geeigneten Kalkstein eingemei- ßelt und zudem teilweise schlecht erhalten. Kein Wunder denn, daß der Editor mit ihrer Entzifferung nicht weit gediehen ist und manches Mal zwischen mehreren Deutungen geschwankt hat. Mit der Sprache der Dichter nicht vertraut, hat er sich in der Ergänzung kaum versucht und mancherlei auch arg mißverstanden. Einen entschiedenen Fortschritt brachte nach einem ersten Verbesserungsvor- schlag von H. van Herwerden, Stud. crit. in epigr. Gr. pag. 132 (Tcei&o[X£votai statt 7rst&o[iivoio) der Abdruck der Inschriften durch W. Dittenberger, IG VII 4240, im Jahre 1892: — ^ w — 10? 'A[i.<pixpiTou Moicai? öcveibjxs ott «; [i5. ^ ~ — w-' — .-< ~ — —tt, tv5 5 aeiv~ w? xal yev[e]o? TO TSXOI; [xeijvan xa[l Toö]vo[I.a <TOH£OI. oöto? a[pi(r]Tocpo— ~ --< — ~ ~ — ß[p]oTw[i, i]<ra oiix <x[8oa)]? 'EXixwv Mo[u<yato]v XP^Mi^ i^X®"' '7rei.&o[i.svoi,[<7i] ßpoToi? uTCoiWpcoa? 'HaioSoio suvo[jua x[wp]a T' e[ff]T[al] xapTOHci ßpuouaa'. ' HaioSo? Aiou Moücra? 'EXixwva TS ÖSIOV xaX(X)i(7Toi? u[xvoi<; w- — ^ — — - Unter den von Dittenberger nur teilweise berücksichtigten, von Jamot als mehr oder weniger unsicher bezeichneten Lesungen notiere ich die folgenden, indem ich 1 Zeitschrift^,,Philologus", 2 174 WEBNEB PEEK nach dem Vorbild von Dittenberger die von Jamot als besonders zweifelhaft angegebenen Buchstaben in Klammern setze: 1 0«OYIO«![AIOS]AM. 20£ M[A"]»»[P]EMsrr^N«[A]r«SOIN. 3 AO£«[N^I]l<At«NOMA. 4 A «T04>0»AP[N]HPAS[I]0T-^[Y]2A. ' 5 OYI<A[P oder T]IS-[M]Ö[X]iIAONIAX [E]-^. 9 (linker Rand) /AEP (oder N)AoNANAM«. Dittenberger selbst hat den von ihm gedruckten Text als noch durchaus un- befriedigend bezeichnet. Mehr hätte aber gewiß auch ein anderer nicht erreicht, denn die von Jamot beigegebenen héliogravures (Kupferdrucke) reichten nicht aus, um zu einigermaßen sicheren Lesungen zu gelangen. Auch mir ist das erst nach immer wieder erneuten Versuchen, teils vor dem Stein, teils mit Hilfe mehrerer Abklatsche und Photos schließlich im ganzen gelungen. Ich verzichte darauf, die unregelmäßigen Schriftzüge getreu nachzuzeichnen und teile nur zu einigen Stellen Einzelheiten aus meiner Abschrift mit: 1 rvQY». 4 Ov-^£AI'T^~OI2:.. 5 OYKA/DIS. Zwischen A/ und 12 sind wohl erst bei der Reinigung der versinterten Oberfläche falsche Buchstaben entstanden. Bei der öfter stark zusamemengedrängten Schrift kann durchaus Platz für AAH gewesen sein. Doch möchte ich AAPIS = a<i>Spii; nicht völlig ausschließen. 8 Unter AOSAIOYMOYSASEAI steht in tiefer ausholendem und stärker gekrümmtem Bogen 2ÜMOY2A2EAI auf dem Stein: der Steinmetz hatte während des Schreibens berechnet, daß er bei solcher Bogenführung rechts zu tief nach unten geraten wäre und hat daher darüber erneut angesetzt, von jener Buchstabengruppe aber nur den Anfang getilgt. Mit YMNO IS! und etwa 8 weiteren Buchstaben war dann eine Stelle erreicht, die der Leser gerade noch entziffern konnte, ohne den Kopf ganz verdrehen zu müssen; links vom Kranz hat er ihm die Sache dadurch erleichtert, daß er den Schluß von Vers 9 und den ganzen folgenden nahe dem linken Rande und ziemlich parallel zu ihm verlaufen ließ. Den Text glaube ich jetzt folgendermaßen herstellen zu können: Eù&y[xX]^ç 7raïç 'A(x<pLxpÎTOU Moûcraiç àvéihrjxe XO(TFAY)A[aç] E7TEC71V, TWV à X^-P1? ÀSIVWÇ xai yéveoç TO TEXOÇ XEIVOU xal Touvofxa crauÇoi. 4 OÎ5TCOÇ ÀVTWTTCHÇ àpiy7)pa[X]éoç ßPOTWT, Taa oùx à8[a]f;ç 'EXixwv Mou[<j]âwv ior/Éor »Trsi-ö-ofAsvoifa]! ßpoT<H<; i>7rcihrjxa[,ç 'HcrioSoio sùvojiia yjwjpa T' serrai xapTOHai ßpuouca. 8 'HaioSoç Aiou Moûuaç 'EXixwvâ TE ftsiov xaX(X)IATOIÇ ÛFIVOIÇ [xuSvjv', ô S' ap' 'A[i.q3ixpiToto] [TOXÏÇ XEÏVOV TT[i.asi ÈIICTT0[J.0]'Y a[I'(R]I.ov avSpa. TOSS fehlt, wie häufig, wenn der Gegenstand der Weihung jedem vor Augen steht. In V. 2 geht TÜV = <bv natürlich auf Moûaaiç: ,deren Huld ewig währen möge'. Die attische Form àzivoyc für àsvaoç überrascht in Böotien und kommt auch in den Epigrammen sonst nicht vor; vgl. GV 1288, 9 àsivaov . . 'O^pou Hesiod und der Helikon 175 SSXTOC. £717; bedeutet ,Verse', wie z. B. IG IXx 131, 5f. EUXXE'.SYJC; . . XOCT^SL £ÜXoyia<; sTOCTiv (TO ayaXfxa); gemeint sind die auf den Stein gesetzten Epigramme. Zu V. 3 bemerkte Dittenberger: » mihi TSXO? hic . . de re optata qua vota ad felicem exitum perducuntur dici videtur, neque video cur ysvso? (i. e. prolis) -zzkoq hac vi minus recte dicatur quam ya[I.ou TSXO?, —AT<ÜOJV TSXO?. optat igitur ut deus prolem desideratam et nomen suum in perpetuum conservat.« An den Helikon gerichtet, wäre solche Bitte kaum am Platze, und neben TO OVOJAO. paßt eine so eingeengte Beziehung von TSXO? ylvouc, nicht recht; es wird eher ein an dasZiel- Gelangen, Fortdauer und Gedeihen zu verstehen sein. Das zweite Epigramm beginnt:,Solchermaßen verkünde ich, der uralte Helikon, den vor mich Hintretenden, wie ein Sterblicher der Musen nicht unkundig, meinen Spruch'. apiyyjpaXeo? ist eine Neubildung; bisher scheinen mit y^paXeoi; zusammengesetzte Adjektiva überhaupt nicht nachgewiesen zu sein, ßpo-rok laa oüx ocSa-y\Q Moucrawv gehört so zusammen: der struppige Bergdämon ist wie der Menschen einer imstande, dem Orakel, das er mitzuteilen wünscht, dichterische Form zu geben und es in Verse zu bringen. Sein Spruch lautet: ,Den Sterblichen, die den Unterweisungen Hesiods folgen, wird der Zustand der Wohlgesetzlichkeit zuteil werden und ein Land, das von Früchten strotzt'. Abgezielt wird damit gewiß nicht nur auf die Xciptovo? 'TTto^ijxai, sondern auch auf die mancherlei Ermahnungen, welche die "Epya enthalten. Im dritten Gedicht bedeutet einfach ,Gedichte', wie öfter in späterer Zeit. Die Ergänzungen der Verse 9f., für die bis zu etwa 45 Stellen zur Verfügung stehen, sind natürlich nur probeweise eingesetzt. Daß der alte Bergdämon (vgl. z. B. Wilamowitz, Glaube d. Hellenen I 94), der im Kult doch längst von ZZXJC, cEXixamo<; abgelöst worden war, dem Bewußtsein dieses Dichters und doch wohl auch dem der Thespier noch gegenwärtig gewesen ist, und das in dem urtümlichen Bilde eines Kyklopen, wie sich auch Korinna wohl die Bergriesen Helikon und Kithairon vorgestellt haben wird (Berliner Klassiker-Texte V 2. E. Diehl, Anth. lyr. I 4 pag. 195f.| Poet. mel. Gr. pag. 326 Page), bleibt bemerkenswert genug. Noch merkwürdiger und jedenfalls für uns ganz singulär, daß dieser wüste Geselle auch Orakel gibt, was doch wieder kaum bloße Dichtererfindung sein wird, sondern auf alter Erinnerung beruhen dürfte, wobei es denn freilich eines gewissen Reizes nicht entbehrt, daß der aus seinem Berge aufsteigende Sohn der Gaia den Menschen die 'j7io&9)xai eines Landsmannes ans Herz legt, der zwar den Helikon noch XJ/^z^c, nennt, dessen Gedichte aber doch am meisten dazu beigetragen haben, daß im Bewußtsein der Zeitgenossen nach dem urtümlichen Riesen und nach Poseidon nunmehr Zeus als der Herr des Berges die Geltung gewann, die er seitdem unbestritten behauptet hat. Am Krähenberg 21 403 Halle (Saale) / DDR 1* KJELD MATTHIESSEN DAS ZEITALTER DER HEROEN BEI HESIOD (WERKE UND TAGE 156-173) Dem frühgriechischen Dichter Hesiod können mit Sicherheit zwei Epen zu- gewiesen werden, die Theogonie und die Erga, die „Werke". Von diesen beiden Epen hat Hesiod offenbar zunächst die Theogonie verfaßt und sodann, mit einem gewissen zeitlichen Abstand, die Erga. Dieses zweite Gedicht Hesiods, das wohl um die Wende vom 8. zum 7. Jahrhundert v. Chr. entstanden ist, hat paräne- tischen Charakter. Der Dichter ermahnt hier seinen Bruder Perses zur Gerechtig- keit und zu einem arbeitsamen Leben. Die Erga sind zugleich ein Lehrgedicht, das Anweisungen, vor allem für den Ackerbau, daneben auch für die Seefahrt, und eine Fülle von Regeln für die Lebensführung enthält. In diesen Rahmen stellt Hesiod einige andersartige Partien, die er gleichfalls den Hauptthemen, also der Rechts- und Arbeitsparänese, unterordnet. Zu den Abschnitten dieser Art gehört auch die Erzählung von den fünf Men- schengeschlechtern (Y. 106—201). Diese Erzählung ist die älteste uns bekannte Ausformung des Weltaltermythos, zumindest in der europäischen Literatur, eines Stoffes, dessen Wirkungsgeschichte unabsehbar ist. Die bekannteste Ausprägung hat der Stoff in der Form der Erzählung von den vier Weltaltern gefunden, und zwar bei Ovid im ersten Buch der Meta- morphosen (89—162). Ovid berichtet dort von vier Weltaltern, die nach vier Metallen (Gold, Silber, Erz und Eisen) benannt sind und die, ebenso wie die ihnen entsprechenden Metalle, in absteigender Linie angeordnet sind. Andere Versionen, in denen drei nach Metallen benannte Zeitalter erwähnt werden, finden sich bei Arat (Phaen. 100—136) mit der Abfolge Gold—Silber—Erz, bei Horaz (Epode 16, 63—66) mit der Abfolge Gold—Erz—Eisen und bei Iuvenal (Sat. 6, 1—24) mit der Abfolge Gold—Silber—Eisen. Bei Hesiod dagegen sind es fünf Geschlech- ter (ysvT))1, von denen vier nach Metallen benannt sind; das fünfte Geschlecht ist das der Heroen. Es ist in einer Weise, die das bei Ovid vorgefundene System 1 J. Fontenrose (Work, Justice, and Hes. Five Ages, Classical Philology 69, 1974, 1 Anm. 1) betont, daß es schwierig ist, die Bedeutung des Wortes ysvo? angemessen wiederzugeben. Die Wiedergabe durch ,age' oder ,Weltalter' entspricht nicht der Wortbedeutung; die durch ,Genera- tion' ist irreführend, weil sie die Vorstellung einer zeitlichen Kontinuität nahelegen würde, die in der Erzählung bei Hes. gerade nicht gegeben ist. Jedes ylvo; wird hinweggerafft, und erst da- nach wird ein neues geschaffen. Ich gebe yevo? meist mit ,Geschlecht' wieder. Die ybrt] leben nacheinander auf der Erde, so wie verschiedene Adelsgeschlechter nacheinander einen Herrensitz bewohnen oder verschiedene Dynastien nacheinander ein Reich beherrschen. Das Zeitalter der Heroen bei Hesiod (Werke und Tage 156 — 173) 177 stört, an vierter Stelle nach dem ehernen und vor dem eisernen Geschlecht ein- geschoben. Diese Reihenfolge, bei der die absteigende Linie durch das positiv bewertete Heroengeschlecht unterbrochen wird, hat schon immer die Verwun- derung aufmerksamer Leser erregt. So ist es verständlich, daß Josef-Hans Kühn auf den Gedanken verfallen ist, die Beschreibung des Heroengeschlechts sei erst von Späteren eingefügt worden. August Kirchhoff hat Jahrzehnte vorher schon ähnlich geurteilt2. Bei aller Skepsis gegenüber der im 19. Jahrhundert so verbrei- teten Methode der Interpolationskritik wird man auch heute noch anerkennen müssen, daß Kirchhoff und Kühn ein Problem diagnostiziert haben, das man nicht wegleugnen sollte, wie es von manchen versucht wird3. Schon Richard Reitzenstein hat darauf hingewiesen4, daß es für den griechischen Weltaltermythos eine Reihe von Parallelen in verschiedenen orientalischen Literaturen gibt, die sowohl in der Grundkonzeption als auch in manchen Einzel- heiten mit der Erzählung Hesiods übereinstimmen. Es ist jedoch auffällig, daß in den meisten orientalischen Erzählungen nur von vier Zeitaltern die Rede ist, die sämtlich bestimmten Farben oder Metallen zugeordnet werden. Es handelt sich um die Lehre von den vier nach Farben benannten Zeitaltern, wie sie im indischen Mahabharata-Epos (III, 11234ff.) entwickelt wird, um den persischen Bahman-Yast, wo ein Baum mit vier Zweigen aus vier Metallen vier Zeitalter symbolisiert5, und um den Traum des Nebukadnezar im alttestamentlichen Buch Daniel (2, 31—45), in dem ein Mann erscheint, der aus vier Metallen zusammen- gesetzt ist, welche vier aufeinanderfolgende Weltreiche verkörpern6. Den meisten orientalischen Erzählungen gemeinsam ist die Vierzahl der Zeit- alter, ihre Zuordnung zu bestimmten Metallen oder Farben und ihre Anordnung in absteigender Linie. Nur in einer Version der persischen Erzählung7 findet sich eine Abfolge von sieben nach Metallen benannten Epochen. Am Ende steht entweder eine Weltkatastrophe, gefolgt vom Anbruch eines Reiches des Heils (so in der persischen und jüdischen Fassung), oder ein Neubeginn des Kreislaufs s J.-H. Kühn, Eris und Dike, Würzburger Jahrbücher 2, 1947, 284 Anm. 1; A. Kirchhoff, Hes. Mahnlieder an Perses, Berlin 1889, 48—52. 3 Ed. Meyer, Hes. Erga und das Gedicht von den fünf Menschengeschlechtern, Kleine Schriften 2, Halle 1924, 52 (jetzt auch bei E. Heitsch, Hes., Wege der Forschung 44, Darmstadt 1966, 507); T. G. Rosenmeyer, Hes. and Historiography, Hermes 85, 1957, 257—285, bes. 269—277 (jetzt auch bei Heitsch, a. 0. 602-648, bes. 623—635). 4 R. Reitzenstein, Vom Töpferorakel zu Hes., in: R. Reitzenstein — H. H. Schaeder, Studien zum antiken Sykretismus aus Iran und Griechenland, Studien der Bibliothek Warburg 7, 1926, 38—68; derselbe, Altgriechische Theologie und ihre Quellen, Vorträge der Bibliothek Warburg 1924-25, 1 — 19 (letzteres auch bei Heitsch, a. O. 523—544). 6 Pahlavi Texts, Translated by E. W. West, 1, Oxford 1880, 191f. 6 Eine Parallele zu einem bestimmten Zug der Erzählung Hesiods findet sich auch im Rigveda, der mit Sicherheit vorhesiodisch ist (VII, 61,3 u. ö.); vgl. Reitzenstein, Vom Töpferorakel..., a. O. 63 und Anm. 2. Weitere Parallelen, die der Erzählung im Buch Daniel besonders stark ähneln, bei J. Kerschensteiner, Piaton und der Orient, Stuttgart 1945, 172—174. Vgl. auch Fontenrose, a. O. 2f., 4, 8 Anm. 20. 7 Reitzenstein, Vom Töpferorakel..., a. O. 45.

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