P H I L O L O G US ZEITSCHRIFT FÜR KLASSISCHE PHILOLOGIE Herausgegeben vom Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 119 19 7 5 AKADEMIE-VERLAG • BERLIN REDAKTIONSBEIRAT: Robert Browning (London), William M. Calder III (New York), Aristid I. Dovatur (Leningrad), Vladimir Georgiev (Sofija), Istvan Hahn (Budapest), Jacques Heurgon (Paris), Karel Janäßek (Praha), Kazimierz Kumaniecki (Warszawa), Benedetto Marzullo (Bologna), Haralambie Mihäescu (Bucuresti), Wolfgang Schmid (Bonn), Rolf Westman (Abo) REDAKTIONSKOLLEGIUM: Walter Hofmann, Johannes Irmscher, Fritz Jürß, Friedmar Kuhnert, Ernst Günther Schmidt, Wolfgang Seyfarth VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: Ernst Günther Schmidt Stellvertretender verantwortlicher Redakteur: Fritz Jürß Redaktionssekretärin: Dietlind Schieferdecker BEZUGSMÖGLICHKEITEN: Bestellungen sind zu richten — In der DDR an eine Buchhandlung oder an den Akademie-Verlag, DDR - 108 Berlin, Leipziger Straße 3 — 4 — im sozialistischen Ausland an eine Buchhandlung für fremdsprachige Literatur oder an den zuständigen Postzeitungsvertrieb — in der BRD und Westberlin an eine Buchhandlung oder an die Auslieferungsstelle KUNST UND WISSEN, Erich Bieber, 7 Stuttgart 1, Wilhelmstraße 4-6 — in Österreich an den Globus-Buchvertrieb, 1201 Wien, Höchstädtplatz 3 — im übrigen Ausland an den Internationalen Buch- und Zeitschriftenhandel; den Buchexport, Volkseigener Außenhandelsbetrieb der Deutschen Demokratischen Republik, DDR - 701 Leipzig, Postfach 160, oder an den Akademie-Verlag, DDR - 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4. ZEITSCHRIFT„PHILOLOGUS" Herausgeber: Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik. Verlag: Akademie-Verlag, DDR - 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4; Fernruf 220 04 41; Telex-Nr.: 11 4420; Postscheckkonto: Berlin 350 21. Bank: Staatsbank der DDR, Berlin, Kto.-Nr.: 6836-26-20712 Verantwortlicher Redakteur: Ernst Günther Schmidt. Anschrift der Redaktion: Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, Redaktion „Philologus", Akademie der Wissenschaften der DDR, 108 Berlin, Leipziger Str. 3 — 4, Fernruf 220 04 41, App. 267. Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1297 des Presseamtes beim Vorsitzenden desMinisterrates der Deutschen Demokratischen Republik. Gesamtherstellung: VEB Druckhaus „Maxim Gorki", DDR - 74 Altenburg. Erscheinungsweise: Die Zeitschrift „Philologus" erscheint jährlich in einem Band zu zwei Heften. Bezugspreis je Band 48,— M zuzüglich Versandspesen (Preis für die DDR 36,— M). Bestellnummer der Zeitschrift: 1031. © 1975 by Akademie-Verlag Berlin. Printed in the German Democratic Republic INHALT von Band 119 Seite GREGSON DAVIS, The Persona of Licymnia: A Revaluation of Horace, Carm. 2.12 70 HANS-JOACHIM DIESNER, Zeitgeschichte und Gegenwartsbezug bei Isidor von Sevilla . .. 92 JÜRGEN DUMMER, Epiphanius von Constantia und Homer 84 CARLO GALLAVOTTI, I Giambi di P. Oxy. 2310 attribuiti ad Archiloco 153 HARDY HANSEN, What was a kyrbis? 39 WERNER HARTKE, Eidesleistungen der römischen Kaiser Trajan und Julian auf die Erfüllung großer Planziele. Zu einer Episode bei Ammianus Marcellinus 179 HEINZ KOTHE, Der Hesiodpflug 1 JAMES LONGRIGG, TWO Notes on Theophrastus De Sensibus 163 BENEDETTO MARZULLO, LO smarrimento di Alceo (fr. 208 V.) 27 HAROLD B. MATTINGLY, Athens and Persia: Two Key Documents 48 HELMUT OFFERMANN, Der Flußvergleich bei Catull, c. 68,57ff 57 KURT TREU, Menander-Zitate und ihr Kontext 170 LEON WITKOWSKI, Antike Einflüsse auf das deutsche Rätsel 98 WILLIAM F. WYATT JR., Why kyrbis? 46 Bericht JOHANNES IRMSCHER, Klassische Philologie in der Deutschen Demokratischen Republik . . 126 Protokoll Vorbemerkung 215 JOHANNES IRMSCHER, 150 Jahre Teubner-Texte aus Leipzig 216 ELISABETH SCHUHMANN, Textkritik und Interpretation 227 GÜNTHER CHRISTIAN HANSEN, Textkritische Methode und editorische Praxis 230 WERNER A. KRENKEL, Text, Kommentar, Übersetzung 235 JÜRGEN DUMMER, Byzantinische Texte in der Bibliotheca Teubneriana 241 WINFRIED TRILLITZSCH, Mittellateinische BT-Ausgaben und ihre Bedeutung für die wissen- schaftliche Forschung 246 GOTTHARD STROHMAIER, Textkritik und Editionstechnik in der arabischen Philologie . . . 252 Miszellen HANS-JOACHIM DIESNER, Bemerkungen zur schriftlichen Kultur der Langobarden in Italien 264 JOACHIM EBERT, Ein agonistisches Epigramm aus Thessalien 261 GEORGE L. HUXLEY, The Malian Boat (Aristotle F 544) 140 HOWARD JACOBSON, The Oath of the Delian League 256 JAMES LONGRIGG, Melissus and the Mortal Soul (Lucretius III. 510—522) 147 WOLFGANG LUPPE, Nochmals zur Nemesis bei Philodem 143 CHRISTOS THEODORIDIS, 'Aitcpapiov. Ein neues Wort für Menander 259 HUGUES THXRY, NEVN)XOVTAXÉ<paXoç K£pßepo? (Hésiode, Théogonie 310—12) 138 S. R. WEST, Problems with Lions: Lucretius and Plutarch 150 MALCOLM M. WILLCOCK, Three Conjectures in Plautus, Casina 145 Register 266 P H I L O L O G US ZEITSCHRIFT FÜR KLASSISCHE PHILOLOGIE Herausgegeben vom Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Heft 1 1975 Band 119 AKADEMIE-VERLAG • BERLIN EVP 18,— M 3292 REDAKTIONSBEIRAT: Robert Browning (London), William M. Calder III (New York), Aristid I. Dovatur (Leningrad), Vladimir Georgiev (Sofija), Iatvän Hahn (Budapest), Jacques Heurgon (Paris), Karel Janäfiek (Praha), Kazimierz Kumaniecki (Warszawa), Benedetto Marzullo (Bologna), Haralambie Mihäescu (Bucure?ti), Wolfgang Schmid (Bonn), Rolf Westman (Abo) REDAKTIONSKOLLEGIUM: Walter Hofmann, Johannes Irmscher, Fritz Jürß, Friedmar Kühnert, Ernst Günther Schmidt, Wolfgang Seyfarth VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: Ernst Günther Schmidt Stellvertretender verantwortlicher Redakteur: Fritz Jürß Redaktionssekretärin: Dietlind Schieferdecker HINWEISE FÜR AUTOREN: Die Mitarbeiter werden gebeten, die Manuskripte, Korrekturen und sonstige geschäftliche Post an das Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, Redaktion „Philologus", Akademie der Wissenschaften der DDE, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4, zu senden und am Schluß der Manuskripte ihre Adresse stets genau anzugeben. Der Verlag liefert den Ver- fassern SO Sonderdrucke eines jeden Beitrages unentgeltlich. Bestellungen auf weitere Sonderdrucke gegen Berechnung bitten wir spätestens bei der Übersendung der Korrektur aufzugeben; ihre Bezahlung erfolgt durch Abzug vom Honorar. BEZUGSMÖGLICHKEITEN: Bestellungen sind zu richten — in der DDR an den Postzeitungsvertrieb; an eine Buchhandlung oder an den Akademie-Verlag, DDR -108 Berlin, Leipziger Straße 3 — 4 — im sozialistischen Ausland an eine Buchhandlung für fremdsprachige Literatur oder an den zuständigen Postzeitungsvertrieb — in der BRD und Westberlin an eine Buchhandlung oder an die Auslieferungsstelle KUNST UND WISSEN, Erich Bieber, 7 Stuttgart 1, Wilhelmstraße 4-6 — in Österreich an den Globus-Buchvertrieb, 1201 Wien, Höchstädtplatz 3 — im übrigen Ausland an den Internationalen Buch- und Zeitschriftenhandel; den Buchexport, Volkseigener Außenhandelsbetrieb der Deutschen Demokratischen Republik, DDR-701 Leipzig, Postfach 160, oder an den Akademie-Verlag, DDR-108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 ZEITSCHRIFT „PHILOLOGUS" Herausgeber: Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Verlag: Akademie-Verlag, DDR-108 Berlin, Leipziger Straße 3—4; Fernruf 2200441; Telex-Nr.: 114420; Postscheckkonto: Berlin 35021. Bank: Staatsbank der DDR, Berlin, Kto.-Nr.: 6836-26-20712. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Günther Schmidt Anschrift der Redaktion: Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, Redaktion „Philologus", Akademie der Wissenschaften der DDR, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4, Fernruf 2200441, App. 267 Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1297 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik Gesamtherstellung: VEB Druckhaus „Maxim Gorki", DDR - 74 Altenburg Erscheinungsweise: Die Zeitschrift „Philologus" erscheint jährlich in einem Band zu zwei Heften. Bezugspreis je Band 48,— M zuzüglich Versandspesen (Preis für die DDR 36,— M) Bestellnummer dieses Heftes: 1031/119/1 © 1975 by Akademie-Verlag Berlin • Prmted in the German Democratic Republio HEINZ KOTHE DER HESIODPFLUG Hesiod nennt in den "Epya xai yjjxepai bekanntlich zwei verschiedene Pflugtypen für sein Heimatdorf Askra in Böotien, das auxoyoov und das TCTJXTÖV apoxpov (433), von denen er allerdings nur das eine Gerät genauer beschreibt (427—431): Den zentralen Teil dieses in der Literatur allgemein so benannten „Hesiodpfluges" bildet der yu?)?, an dem sowohl das sXujia als auch der i<j-roßoeü<; (letzterer durch Keile oder Pflöcke, y6[icpoi) befestigt ist. Der yuy)<; soll möglichst aus dem Holz der Steineiche (7Eptvo<;, lat. ilex) bestehen, denn dieses ist am haltbarsten (429: ö^upwTaTOi; ecTiv), das eXu[xa aus gewöhnlicher Eiche (436: Spü?) und der ioToßoeu; aus Lorbeer- oder Ulmenholz, weil dieses weitgehend wurmfrei ist (435). Man hat an diesen von Hesiod gebrauchten Pflugtermini viel herumgerätselt, ohne daß es bis heute gelungen wäre, eine endgültige oder auch nur einigermaßen verbindliche Deutung herbeizuführen. Unbegründet ist vor allem die gegenwärtige Lehrmeinung (etwa in RE XIX, 1461), wenn sie statt der vier von Hesiod genannten Bezeichnungen nicht weniger als neun Stücke zusammenbringt (so in Abb. 2: E3) und damit ohne weiteres unterstellt, daß der in den Versen 427 bis 431 beschriebene Pflug als ein 7t7]XTov-Gerät zu gelten habe. Zweifellos geht aus dem Gegensatzpaar auToyuoi; und 7t/)xt6<; hervor, daß der yuy)<; im ersteren Fall aus einem Stück, bei dem anderen Gerät dagegen zusammen- gesetzt war. Natürlich betrifft dieser Unterschied allein den y^)? und nicht etwa den gesamten Pflug, wie man verschiedentlich behauptet hat. Eindeutig ist wohl auch, daß diese beiden Pflugformen keineswegs von „derselben Art" waren, wie es einst von A. Thaer1 und sechzig Jahre später von P. Leser2 vermutet worden ist. Das 7E7)XTOV apoTpov wird zwar schon von Homer8 genannt und das aoxoyuov- Gerät beiläufig auch von Apollonios in den Argonautika, aber damit ist für das vorliegende Problem nicht viel gewonnen, weil beide Autoren keine Einzelteile der betreffenden Pflugtypen erwähnen. Wenn jedoch Apollonios an zwei Stellen4 1 A. Thaer, Der schild des Achilles in seinen beziehungen zur landwirthschaft, Philologus 29, 1870, 594. 2 P. Leser, Entstehung und Verbreitung des Pfluges, Münster 1931, 218. 3 Ilias 10, 353: EXXEJXEVOU veioto ßADEIIFJ? TOTJXTÖV ÄpOTpov; 13, 703: dtXX' T' tv veicö ßoe OÜVOTO TCT)XTÖV ApoTpov... TiTaive-ROV Ähnlich auch in der Odyssee 13, 32. 4 Apollonios Rhodios, Argonautika 3, 232: Ttpö? 8k xai aÜTÄyuov troßapoü äSäjjiav-ro? äporpov, und 3, 1285: aMyvov T' ETTI TOÜ; tmßapoü ä8a(J.avro? Sporpov. Wenig sinnvoll sind leider die meisten Übersetzungen, wie einige Beispiele zeigen mögen: „Er hatt' auch einen pflüg von demant an die 1 Zeitschrift „Philologus", 1 HEINZ KOTHE DER HESIODPFLUG Hesiod nennt in den "Epya xai yjjxepai bekanntlich zwei verschiedene Pflugtypen für sein Heimatdorf Askra in Böotien, das auxoyoov und das TCTJXTÖV apoxpov (433), von denen er allerdings nur das eine Gerät genauer beschreibt (427—431): Den zentralen Teil dieses in der Literatur allgemein so benannten „Hesiodpfluges" bildet der yu?)?, an dem sowohl das sXujia als auch der i<j-roßoeü<; (letzterer durch Keile oder Pflöcke, y6[icpoi) befestigt ist. Der yuy)<; soll möglichst aus dem Holz der Steineiche (7Eptvo<;, lat. ilex) bestehen, denn dieses ist am haltbarsten (429: ö^upwTaTOi; ecTiv), das eXu[xa aus gewöhnlicher Eiche (436: Spü?) und der ioToßoeu; aus Lorbeer- oder Ulmenholz, weil dieses weitgehend wurmfrei ist (435). Man hat an diesen von Hesiod gebrauchten Pflugtermini viel herumgerätselt, ohne daß es bis heute gelungen wäre, eine endgültige oder auch nur einigermaßen verbindliche Deutung herbeizuführen. Unbegründet ist vor allem die gegenwärtige Lehrmeinung (etwa in RE XIX, 1461), wenn sie statt der vier von Hesiod genannten Bezeichnungen nicht weniger als neun Stücke zusammenbringt (so in Abb. 2: E3) und damit ohne weiteres unterstellt, daß der in den Versen 427 bis 431 beschriebene Pflug als ein 7t7]XTov-Gerät zu gelten habe. Zweifellos geht aus dem Gegensatzpaar auToyuoi; und 7t/)xt6<; hervor, daß der yuy)<; im ersteren Fall aus einem Stück, bei dem anderen Gerät dagegen zusammen- gesetzt war. Natürlich betrifft dieser Unterschied allein den y^)? und nicht etwa den gesamten Pflug, wie man verschiedentlich behauptet hat. Eindeutig ist wohl auch, daß diese beiden Pflugformen keineswegs von „derselben Art" waren, wie es einst von A. Thaer1 und sechzig Jahre später von P. Leser2 vermutet worden ist. Das 7E7)XTOV apoTpov wird zwar schon von Homer8 genannt und das aoxoyuov- Gerät beiläufig auch von Apollonios in den Argonautika, aber damit ist für das vorliegende Problem nicht viel gewonnen, weil beide Autoren keine Einzelteile der betreffenden Pflugtypen erwähnen. Wenn jedoch Apollonios an zwei Stellen4 1 A. Thaer, Der schild des Achilles in seinen beziehungen zur landwirthschaft, Philologus 29, 1870, 594. 2 P. Leser, Entstehung und Verbreitung des Pfluges, Münster 1931, 218. 3 Ilias 10, 353: EXXEJXEVOU veioto ßADEIIFJ? TOTJXTÖV ÄpOTpov; 13, 703: dtXX' T' tv veicö ßoe OÜVOTO TCT)XTÖV ApoTpov... TiTaive-ROV Ähnlich auch in der Odyssee 13, 32. 4 Apollonios Rhodios, Argonautika 3, 232: Ttpö? 8k xai aÜTÄyuov troßapoü äSäjjiav-ro? äporpov, und 3, 1285: aMyvov T' ETTI TOÜ; tmßapoü ä8a(J.avro? Sporpov. Wenig sinnvoll sind leider die meisten Übersetzungen, wie einige Beispiele zeigen mögen: „Er hatt' auch einen pflüg von demant an die 1 Zeitschrift „Philologus", 1 2 HEINZ KOTHE ausdrücklich betont, daß die letztere Form geradezu „stahlhart" sei, nämlich <mßocpot> âSà(iavToç, dann wird man das 7i7)XT6v-Gerät wohl schwerlich ebenfalls als „fest, stark, kräftig" oder gar als „schwer" bezeichnen können, wie es den- noch immer wieder geschehen ist5. 7T/)XT6Ç bedeutet in diesem Zusammenhang eben nicht „fest, derb, hart im Gegensatz zum Weichen und Flüssigen", sondern ganz einfach „zusammengefügt, aus mehreren Teilen zusammengesetzt" (Pape), „fitted together" (Liddell-Scott), „de pièces ajustées" (Mazon) usw. Die Annahme, daß der Hesiodpflug unbedingt eine mriXTov-Form gewesen sein müsse, weil er doch aus verschiedenen Hölzern zusammengesetzt war, liegt natürlich nahe. Sie erscheint aber insofern unbegründet, als sich das Wort mrçxTÔç allein auf den yi>7)ç bezieht und dieser in 427 und 436 eben nicht als zweiteilig, sondern sehr deutlich als ein Stück gekennzeichnet ist, das zudem aus Steineiche bestehen soll und deshalb als „stahlhart" gilt, wie Apollonios angibt. Sollte also der Hesiodpflug in Wirklichkeit ein aùroyuov-Typ gewesen sein, wie es der Ver- fasser schon 1950 in einem (1953 publizierten) Vortrag6 vermutet hat? Um diese zur Zeit fast zweitausendjährige, aber noch immer ungelöste Streit- frage zu klären, bedarf es zunächst eines kurzen Rückblicks auf die bisherigen Meinungsäußerungen. Fragen wir also nach der Bedeutung der von Hesiod genannten Einzelteile, so bieten anscheinend die Apollonios-Scholien die älteste verfügbare Quelle, weil sie sich gerade an dieser Stelle (in den Erläuterungen zu 3, 232) auf Eratosthenes berufen und deshalb wohl mit gewisser Berechtigung als eine traditionelle Auffassung gelten können. So heißt es zum Beispiel in dem aus dem 11. Jahrhundert stammenden Codex Laurentianus7 von den drei um- strittenen Benennungen sXu^a, yûvjç und iaToßoeü?: scm 8I TÖ eXujj.a èv a> YJ uviç èvriO-sTai. TO 8S ÇûXov TO ÀNO TOÜ SX<S[AOCTOÇ TELV OSVTZL TOÙÇ ßoa? YxaXetTai, TO 8S <KNÖ TOÜ yuou TOVOßOE^. Der gleiche Wortlaut findet sich dann auch in dem etwa fünfhundert Jahre jüngeren Codex Parisinus (ed. G. H. Schaefer 1813)8. Das sXufioc wird demnach in beiden Fällen als „Scharbaum" gedeutet, an dem vorn die Schar sitzt, yÛ7)ç als der von dieser Sohle ausgehende (verkürzte!) „Pflugbaum" und icrroßos6ç als die pflugschar geschmiedet" (Bodmer 1779); „auch war geschmiedet von ihm ein Pflug von gedie- genem Demant" (Osiander 1837; interessant seine Anmerkung hierzu!); „schuf er den Pflug mit der Schar aus gediegenem Eisen" (Willmann 1832); „erschuf er dazu einen Pflug aus dem festesten Eisen" (v. Scheffer 1940). Vgl. dagegen Hoelzlin 1641: „Praeterea adnatum dentali aratrum de solido adamante" (Hervorhebung von mir, H. K.). 5 Zum Beispiel in den Ilias-Übersetzungen von J. H. Voss: „starker Pflug", H. Rupe: „fester Pflug", R. A. Schröder: „schwerer Pflug", oder gar Th. v. Scheffer: „kräftige Pflugschar"! 6 H. Kothe, Völkerkundliches zur Frage der neolithischen Anbauformen in Europa, Ethno- graphisch* Archäologische Forschungen 1, 1953, 62f.: yiiiqi;, der Sterze-Sohle-Teil des Pfluges, nicht der „Krümmel"! 7 Publiziert von H. Keil in der Argonautika-Ausgabe von R. Merkel 1854, jetzt zu benutzen in der Ausgabe der Scholia in Apollonium Rhodium vetera von C. Wendel, Berlin 1935, 226. 8 In der Argonautika-Ausgabe von R. F. Ph. Brunck, Bd. 2, Leipzig 1813, 540.