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Philogelos, der Lachfreund. Griechisch - deutsch PDF

320 Pages·2012·8.197 MB·German
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Tusoulum-Bücherei heiler auegegeben von H. Färber and M. F&ltoer PHILOGE LOS DER LACHFREUND von Hierokles und Philagrios Griechisch-deutsch mit Einleitungen und Kommentar herausgegeben von Andreas Thierfelder HEIMERAN VERLAG MÜNCHEN 1968 HANS JOACHIM METTE IX FREUNDSCHAFT GEWIDMET EINFÜHRUNG „Erasmons Sohn, Charilaoe, ein spaßiges Ding will ich dir, liebster Freund, erzählen. Hör zu! Es wird dir Freude machen." So läßt sich im siebenten Jahrhundert vor Chr. Archilochos von Paros (fr. 107 D.) vernehmen und liefert damit das erste litera- rische Beispiel eines Vorganges, der wohl zu allen Zeiten häufig war, wie er es heute noch ist : daß einer einem guten Freunde an- kündigt, er wolle ihm einen guten Witz erzählen. Leider bleibt es - für uns - bei der Ankündigung, denn der Fortgang des Gedichtes ist verloren gegangen, die Verse sind Fragment. Beinahe übrigens käme spätere literarische Überlieferung zu Hilfe, daß wir den Witz des Archilochos doch noch erführen, oder wenigstens die Art seiner Pointe. Der Römer Catull, der sich Jahr- hunderte später den großen Archilochos vielfach zum Vorbild nahm, steht wahrscheinlich unter dem Einfluß der Verse an Chari- laoe, wenn er ein kurzes Gedicht (56) an seinen Freund Cato - gewiß nicht den berühmten Stoiker, sondern einen anderen Träger des verbreiteten Cognomens - in ähnlicher Weise beginnt: „O ein köstlicher Spaß und Scherz, mein Cato, würdig deines Gelächters, deiner Ohren ! Lache, Cato, so lieb du den Catull hast ! Äußerst witzig und spaßhaft ist die Sache." Nach diesen vier Versen der Ankündigung folgt der Witz in nur dreien; er ist ohne Zweifel unanständig, aber was schlimmer ist: wir können ihn nicht einmal recht verstehen, woran das immer liegen mag, und finden uns darum nicht viel besser bedient als bei Archilochos. So beginnt das heitere Kapitel des Witz-Erzählens im klassischen Altertum, wie es scheint, etwas trübe, mit Enttäuschung und 5 philologischer Aporie. Und auch ein weiterer Zeuge aus alter Zeit kann uns nicht zufriedenstellen : in den .Wespen' des Aristophanes werden „Äsopische" und „Sybaritische Witze" angekündigt (1259), aber wenn sie dann erzählt werden (1401-1449), besteht der Witz im Sinne der aristophanischen Handlung gerade darin, daß kein Witz bei den Geschichten ist. Ins Auge gefaßt ist, wie man beachten wolle, der ausdrücklich angekündigte Einzel- Witz. Denn was sonstige humoristische Dar- stellungen, Erzählungen, Aussprüche betrifft, so versorgt uns das klassische Altertum damit freigebig: Komödie und Mimus, allerlei satirische Poesie und Prosa, die Rhetorik nicht zu vergessen: überall finden wir Scherzhaftes in längere Zusammenhänge ein- gebettet. Selbst bei Homers Phäaken unterhält der Sänger seine Zuhörer mit einer gewagten Geschichte von Ares und Aphrodite, die von anderen Göttern mit frivolen Bemerkungen kommentiert wird (Odyssee VIII 266-366). Dem römischen Senator Sisenna schien ein historisches Werk, das er verfaßte, nicht zu seriös, um Scherze darin anzubringen, die selbst Ovid „schändlich" fand (Tristia II 444). Die Theoretiker der Redekunst hatten inter- essante Anweistingen darüber ausgearbeitet, wie ein Anwalt oder Volksredner seinen Gegner durch witzige Bemerkungen der Lächerlichkeit preisgeben könnte1. Aber von alledem soll hier weiter nicht die Rede sein, sondern von dem bescheidenen Pflänz- chen, das in dem großen und schönen Garten griechisch-römischen Humors eben auch mit gedieh: dem Einzel-Witz, der von vorn- herein als solcher eingeführt wurde und dem man eine kurze Er- zählung irgendwelchen Sachverhaltes lediglich zu dem Zwecke vorausschickte, den Hörer auf das Verständnis der Pointe vorzu- bereiten. Gewiß wurzeln alle diese Gewächse in einem gemeinsamen Boden, eben dem des Komischen, das wir als einheitliche Er- scheinung empfinden, wenn es sich auch der Definition weit- gehend entzieht, trotz viel philosophischer und psychologischer Bemühung seit den Tagen des Altertums8. Auch besteht eine 1 W. Kroll Rhetorik RE Suppl. VII 1076Í. § 19. * W. Süss, Das Problem des Komischen im Altertum, Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum etc. 23, 1920, 28. 6 gewisse Durchlässigkeit, eine Kommunikation zwischen den ver- schiedenen humoristischen Gattungen: sie nehmen voneinander Notiz, ausdrücklich, oder indem Motive und Typen übernommen werden. Personen der Komödie erwähnen Witzbücher oder den Einzelwitz ebenso wie das Witzbuch den Komödienschauspieler (§226) und den witzigen Redner (§ 149). Ein Mimendichter soll die älteste Form des Witzbuches ,Philogelos' verfaßt haben (worüber später). Der verdiente Erforscher der antiken Mimen- dichtung, Hermann Reich, hatte daraufhin und wegen einer ge- wissen Typenverwandtechaft auf sehr enge Beziehungen unseres Philogelos zum Mimus geschlossen3. Das bewahrheitet sich nicht: die Philogelos-Witze haben vielfach undramatischen Charakter, zur mimischen Vorführung würden sich die meisten nicht eignen, auch manche nicht, von denen Reich das annahm. Dagegen bestehen enge Beziehungen zum Spott-Epigramm, wovon noch die Rede sein wird, und dann zu zwei Literatur- gattungen, die, im ganzen betrachtet, nicht humoristisch Bind: dem Apophthegma und der Äsopischen Fabel. Apophthegma4, Ausspruch, nennt man in prägnantem Sinne eine kurze, treffende Formulierung, die wohl auch allgemeinen Bezug haben kann, in der Regel aber aus einer besonderen Situation heraus gesprochen ist und diese schlagartig kennzeichnet oder entscheidet. Das geschieht oft in witziger Form, doch gehört der Witz nicht zum Wesen der Sache, und z.B. in den bekanntesten derartigen Sammlungen, die uns in zwei Schriften Plutarchs5 vor- liegen, finden sich viele ernsthafte Sentenzen, und ebenso steht es in den anekdotischen Teilen der Philosophenbiographien des Diogenes Laërtius. Von ähnlichen Sammlungen, die uns nicht er- halten sind, gewinnen wir durch Zitate den Eindruck rein humori- 8 Herrn. Reich, Der Mimus, I. (einziger) Band, Berlin 1903, S. 467f. Dazu vgl. die wichtige Rezension von A. Körte, Neue Jahrbücher f. d. klass. Alter- tum etc. 11, 1903, 537 ff., über Philogeloe 546-548, überall mit starker Kritik an Reiche Aufstellungen. • W. Gemoll, Das Apophthegma, Wien-Leipzig 1924 (über Philogelos dort S. 27 und 32). 6 Moralia 172-242: 15. Βασιλέων άττοφθέγματα καΐ στρατηγών. 16. 'Απο- φθέγματα Λακωνικά. 7 stischen Inhalte4; für die Γελοία άττομνημονεύματα eines Aris te- de moe7 beweist es der Titel. Unter den Römern betätigten eich als Sammler von Dicta neben anderen der ältere Cato und Julius Caesar; als Urheber geistvoll-witziger Aussprüche, die besonders gesammelt wurden, ragte Cicero hervor: von ihm, voa Augustus und mehreren anderen historischen Persönlichkeiten hat die besten Witzworte Macrobius im H. Buch der ,Saturnalien' ver- zeichnet*. Zum Wesen des Apophthegma gehört, daß sein Urheber mit Namen genannt wird; nur selten tritt dafür die bloße National- bezeichnung (Ethnikon) ein: „Ein spartanischer Knabe" u.dgl. Hingegen sind die Philogelos-Witze anonym und kennen höch- stens das Ethnikon; auch in den Stücken, deren Herkunft aus Apophthegmensammlungen sich nachweisen läßt (§§ 140,148-150, 193, 206, 263, 264), ist der Name, ja selbst das Ethnikon im Philogelos beseitigt. Das war leicht, und da auch in den Erzählun- gen dee Philogelos die Pointe meist* in einem Ausspruch besteht, war eigentlich eine breite Berührungsfläche mit dem Apophthegma gegeben. Doch wurde sie dadurch geschmälert, daß Philogelos sich hauptsächlich für die Mängel der Menschen interessiert, ganz besonders für ihre Dummheit, geistvolle Apophthegmen also kaum gebrauchen konnte außer in dem kurzen Kapitel über Witzbolde (εΰτράττΕλοι). Nur ausnahmsweise konnte einmal die Äußerung eines römischen Feldherrn zitiert werden (§ 78), die, von bar- barischer Unbildung zeugend, deshalb unter die historischen Exempel aufgenommen worden war: sein Name freilich, L. Mura· mius, wird nicht genannt, aber historisch richtig die Stadt Korinth. Den alten Zusammenhang von Witzgeschichten mit Äsopischen Fabeln entnehmen wir dem erwähnten Zitat aus Aristophanes: 1 Hegesandros von Delphi, Lynkeus von Samoe, Machón. ' Ed. Schwartz Apomnemoneumaia RE II 170f. u. Aristodemo^ 29 ebda. 925. 8 Die 150 (und mehr) Bücher Ineptiarum oder locorum, die in augusteischer Zeit C. Melissus verfaßte (Sueton. gramm. 21), gelten allgemein (P. Weeener Mei issus RE XV 532f.) ale Anekdotensammlung. Da ee kein sicheres Fragment gibt, könnte die Sammlung auch aus Witzen bestanden hsben wie Philogelos. • Von 265 Witzen sind nur rund 40, bei denen die Pointe in einem Tun, nicht in Worten besteht. 8 Αίσωτπκόν γΐλοιον ή Συβαριτικών (Veep. 1259). Freilich ist die typische Äsopische Tierfabel, an die man bei dem Namen zu- nächst denkt, im Stoff weit verschieden und auch in der Struktur nicht sehr ähnlich: wohl gipfelt auch diese Fabel meistens in einem Ausspruch, doch hat die vorausgehende Erzählung ihr eigenes Gewicht und gibt nicht bloß den Anlaß für das, was geredet wird. Jedoch besteht eine Sonderform von Erzählungen Äsops und seiner Nachahmer wie Phädrus u.a., die von Witz- geschichten nach Art des Philogelos nicht verschieden ist, meist auch im menschlichen Bereich spielt10. Sie würden in die Kapitel über Witzige, Ungeschickte u. a. gehören, auch ein lüsternes altes Weib kommt vor11. In einem Falle stimmt der sachliche Gehalt völlig überein, so daß man sogar mit Hilfe des Äsop (57 Hausrath) den verschriebenen Text des Philogelos (§ 142) verbessern kann; in anderen Fällen ist wenigstens das Motiv gleich (34 Η. ~ § 27 ; 47 II Η. ~ § 180). Die Verwandtschaft von Witzgeschichte und Fa- bel ist auch von den Abschreibern der Texte bemerkt worden: von den Handschriften, in denen Philogelos überliefert ist, enthält die Mehrzahl auch Fabeln des Äsop oder die Beschreibung seines Lebens. Und auch die Freiheit, mit welcher die Schreiber dem Text, den sie kopieren, gegenüberstehen, ist in beiden Fällen die gleiche, so daß die einzelne Erzählung oft in mehreren verschie- denen Formulierungen vorliegt. Was den Sammlungen von Apophthegmen und dem Corpus der Äsopischen Fabeln gemeinsam ist, nämlich das Aneinanderreihen einzelner kurzer Einheiten ohne Zusammenhang unter sich, das hat man nun auch auf kurze anonyme Erzählungen angewandt, die bloß witzig waren, denen keine lehrhafte Absicht innewohnte und die man auch nicht mit ernsteren Erzählungen untermischte. So entstanden Witzsammlungen, die vielleicht zunächst prak- tischen Zwecken dienten: jedenfalls weist darauf die älteste Nach- richt, die wir über sie haben. Eine seltsame Klasse von Menschen lebte an verschiedenen Orten der griechischen Welt besonders 10 ζ. B. nach Haueraths Zählung fab. 5 oder die Arzt-Geschichten 180 und 310, doch auch die Tierfabel 232. 11 fab. 345 Hausr. = Syntipas 54, vgl. Philogel. § 245. 9 in der Zeit des Hellenismus, die sogenannten Parasiten12 (Bei- Esser), Leute ohne Vermögen, aber den Freuden der Tafel ergeben, die sich darum als Kostgänger einem reichen Herrn anschlössen. Deesen Gunst verdienten sie sich durch Schmeicheleien und aller- hand Gefälligkeiten, unter anderem indem sie bei Tisch für Unter- haltung sorgten: dabei spielte Witzemachen eine große Rolle13. Wir kennen das Treiben der Parasiten hauptsächlich aus Zeug- nissen der griechischen Komödie, die sich gern dieser lustigen oder auch armseligen Figur bediente. Durch Entlehnung kommt sie dann auch auf die römische Komödienbühne, und von Parasiten in den Lustspielen des Plautus14 wird uns gelegentlich verraten, daß man vor dem Witze-Erzählen, um ganz sicher zu gehen, erst seine „Bücher" nachschlägt, deren man eine ganze „Kiste" voll zuhause hat. Daraus kann man auswählen, denn die Witze sind nicht alle von gleichem Wert und gleicher Wirkung: am besten sind die „attischen" Witze, der sizilische Geschmack ist schlech- ter". Obwohl es sich da nicht gerade um .Literatur' gehandelt haben mag, ist der Verlust dieser Bücher nicht nur für den Philo- logen bedauerlich. Übrigens hat man auf einem Papyrus, der in Heidelberg entziffert wurde, Reste eines hellenistischen Spaß- macherbuches entdeckt1*. Freilich weist dieser Text keine Ver- wandtschaft mit Philogeloe auf; er gibt Beispiele für das Ziehen scherzhafter Vergleiche : eine Witztechnik, die im Philogeloe keine Rolle spielt. Es ist ungewiß, ob von jenen Handbüchern der Parasiten ein Weg zu dem einzigen Witzbuch führt, das uns aus antiker Tradi- tion erhalten ist. In unserem Philogeloe weist nichts auf einen » E. Wüst und A. Hug Parasitai RE XVIII 1381. » O. Ribbeck, Kolax, Abh. Akad. Leipzig IX 1, 1883, 15f. u. 36. Ph.-E. Legrand, Daoe (Ann. Univ. Lvon, N.S. fase. 26), Lyon-Paris 1910, 97. " Stichus 400, 454; Persa 392; Captivi 482. 14 Vorrang der attischen Witze gegenüber den siziliechen, ferner denen von Rhodos und Byzantion, bezeugt auch Cicero, De oratore II 217. " Pap. Heidelberg. 190: E. Siegmann, Literarische griech. Texte der Heidel- berger Papyrussammlung, Heidelberg 1956, S. 27 ff.; R.Kassel, Rh. Mus. 99, 1956, 242. - Als „Vademecum" für antike Witz-Erzähler (jesters) werden auch die sog. Xpetai des Machon von ihrem Herausgeber A. S. F. Gow (Cambridge 1965) p. 24 angesprochen. Es waren jedoch Apophthegmen bestimmter Per- sonen und darum für unsere Betrachtung abzutrennen. 10

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