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Phänomenologie der Sinnereignisse PDF

437 Pages·2019·2.631 MB·German
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Gondek, Klass, Tengelyi (Hrsg.) Phänomenologie der Sinnereignisse Übergänge Band 59 Übergänge Texte und Studien zu Handlung, Sprache und Lebenswelt begründet von Richard Grathoff Bernhard Waldenfels herausgegeben von Wolfgang Eßbach Bernhard Waldenfels Band 59 Hans-Dieter Gondek, Tobias Nikolaus Klass, László Tengelyi (Hrsg.) Phänomenologie der Sinnereignisse Wilhelm Fink Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. © 2011 Wilhelm Fink Verlag, München (Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) Internet: www.fink.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Printed in Germany Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn ISBN 978-3-7705-5198-9 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS HANS-DIETER GONDEK, TOBIAS NIKOLAUS KLASS UND LÁSZLÓ TENGELYI Vorwort............................................................................................ 009 ERSTER TEIL: RADIKALISIERUNG DER PHÄNOMENOLOGIE BERNHARD WALDENFELS Radikalisierte Erfahrung.................................................................... 019 EDWARD S. CASEY An den Rand des Ereignisses kommen.............................................. 037 MARC RICHIR Über die phänomenologische Revolution: einige Skizzen.................. 062 JEAN-LUC MARION Die Banalität der Sättigung............................................................... 078 ZWEITER TEIL: ARBEIT AN DER TRADITION: HUSSERL, HEIDEGGER, MERLEAU-PONTY DAN ZAHAVI Der Sinn der Phänomenologie: Eine methodologische Reflexion....... 101 DIETER LOHMAR Husserl und das unerhört Neue – Funktion, Modifikation und Wandel des Typus in der Apperzeption............................................. 120 6 INHALTSVERZEICHNIS JOCELYN BENOIST Intentionalität und Erfüllung: Husserlianische Meditationen über die vorgreifende Struktur der Intentionalität............................. 135 NIKOLAJ PLOTNIKOV Das Ich-Bewusstsein als Ergebnis sozialer Sinnbildung. Zu Gustav Špets hermeneutischer Kritik an der transzendentalen Egologie Husserls............................................................................. 151 STEVEN CROWELL Maß-nehmen: Sinnbildung und Erfahrung bei Heidegger................ 166 IRIS DÄRMANN Heideggers unaufgeführte Tragödie.................................................. 189 FRANÇOISE DASTUR Merleau-Pontys Begriff von Erfahrung als Reversibilität und Chiasma.................................................................................... 208 DRITTER TEIL: LEIBBEWUSSTSEIN UND TRAUMATISCHES EREIGNIS RUDOLF BERNET Intentionales Bewusstsein und Formen des Selbstbezugs................... 229 MARC RÖLLI Leib und Körper. Zur anthropologiegeschichtlichen Kritik des phänomenologischen Leibbegriffs............................................... 251 GEORG STENGER Ereignis – Performanz. Sinnfelder der Leiblichkeit mit Blick auf Pascal und Bill Viola................................................................... 266 TATIANA SHCHYTTSOVA Zur Frage nach der Ereignishaftigkeit der generativen Erfahrung...... 278 THOMAS FUCHS Leibliche Sinnimplikate.................................................................... 291 INHALTSVERZEICHNIS 7 ROLF KÜHN Trauma und Tod als Lebensbezug. Radikale Phänomenologie und Patho-genese..................................................................................... 306 VIERTER TEIL: SINNEREIGNISSE IN GESCHICHTE UND POLITIK KAREL NOVOTNÝ Epoché als Ereignis des Sinnverlustes des Lebens. Jan Patočkas Phänomenologie einer geschichtlichen Sinnerneuerung..................... 327 MICHAEL STAUDIGL Gewalt als Sinnereignis und Widerfahrnis. Prolegomena zu einer Phänomenologie der Gewalt............................................................. 340 TOBIAS NIKOLAUS KLASS Das Ereignis des Politischen: Utopie als Mévision............................. 361 SOPHIE LOIDOLT Sinnereignis als Begründung normativer Strukturen?........................ 376 PETER ZEILLINGER Ist es möglich, vom Ereignis zu sprechen? (Ist es möglich, ein Vom-»Ereignis«-sprechen zu vollziehen?) Ereignis und Perfomativität bei Jacques Derrida, Emmanuel Levinas und Alain Badiou............................................... 391 LITERATURVERZEICHNIS.................................................................. 406 AUTOREN- UND HERAUSGEBERVERZEICHNIS.................................. 427 8 INHALTSVERZEICHNIS HANS-DIETER GONDEK, TOBIAS NIKOLAUS KLASS UND LÁSZLÓ TENGELYI Vorwort VORWORT VORWORT Der vorliegende Band enthält eine Auswahl aus den auf der Internatio- nalen Tagung der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische For- schung vom 5. bis 8. Oktober 2005 in Wuppertal gehaltenen Vorträgen.1 Gegenstand ist ein Phänomen, das in aller Kürze als „Sinnereignis“ be- zeichnet werden kann. Gemeint ist das Aufkommen eines neuen Sinnes in einem Bildungsprozess, der sich der Verfügungsgewalt des Bewusst- seins in wesentlichen Momenten entzieht. Begreiflicherweise stößt man auf Schwierigkeiten, wenn man dieses Phänomen zu beschreiben und zu bedenken sucht. Die Phänomenologie hat schon früh einen Sinnbegriff geprägt, der sich nicht auf die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke beschränkt. Bereits Husserl hob den Sinn von der Bedeutung sprachlicher Gebilde ab, indem er von ‚Wahrnehmungssinn‘ und ‚Erfahrungssinn‘ sprach. Dieser Wort- gebrauch fand Anhänger; der erweiterte Sinnbegriff Husserls hat sich in der Phänomenologie eingebürgert. Der entwurfsorientierte existenzial- hermeneutische Ansatz des frühen Heidegger wich in diesem Punkt von der Husserl’schen Orientierung nicht ab. In beiden Traditionen wurde der erweiterte Sinnbegriff durch die Struktur „Etwas als Etwas“ näher be- stimmt. Schon hier erhebt sich jedoch die Frage, ob die Sinnauffassung der klassischen Phänomenologie in ihren verschiedenen Spielarten geeig- net ist, der Entstehung eines neuen Sinnes für das Bewusstsein voll Rechnung zu tragen. Zweifel hieran ließen auch innerhalb der phänomenologischen Bewe- gung nicht lange auf sich warten. Besonders die Husserl’sche Idee einer Sinngebung durch das intentionale Bewusstsein wurde wiederholt zur Zielscheibe der Kritik (mit welchem Recht, bleibt allerdings noch heraus- zustellen). So etwa bei Merleau-Ponty, der bereits in der Phänomenologie 01Unser Dank für eine Unterstützung dieser Tagung gebührt in erster Linie der Deut- schen Forschungsgemeinschaft und der Bergischen Universität Wuppertal, weiterhin auch der Stadt Wuppertal und den Wuppertaler Stadtwerken. Diese Auswahl aus den Ta- gungsbeiträgen wurde durch einen Beitrag von Jocelyn Benoist ergänzt, der als Gast- vortrag an der Bergischen Universität Wuppertal gehalten wurde. 10 VORWORT der Wahrnehmung zwischen „zentrifugaler“ und „zentripetaler“ Sinnge- bung unterscheidet, um einen Sinn aufzuweisen, der sich von selbst dem Bewusstsein aufdrängt; er nennt diesen Sinn „sens spontané“.2 Im An- schluss an ihn prägt dann Marc Richir den Ausdruck sens se faisant, um das Unberechenbare an dieser spontanen Sinnbildung hervorzuheben, die jederzeit mit einem Fehlschlag – das heißt: im Sinnverlust – enden kann. Michel Henry und Emmanuel Levinas wenden sich mit einer kaum überbietbaren Radikalität gegen die Idee einer Sinngebung durch das in- tentionale Bewusstsein. Henry kommt es vor allem darauf an, eine ei- gentümliche Selbstbezüglichkeit der Stimmungen und Gefühle hervor- zuheben, die als Gegenpol zur Intentionalität gelten kann. Es steht zwar fest, dass eine Freude immer Freude über oder auf etwas, eine Angst im- mer Angst vor oder um etwas ist.3 Allein in der Wahrnehmung wird et- was wahrgenommen, das in der Regel selbst keine Wahrnehmung ist, in der Erinnerung wird etwas ins Gedächtnis gerufen, das in der Regel selbst keine Erinnerung ist usw.; dagegen wird im Schmerz nichts anderes ge- fühlt oder empfunden als eben nur Schmerz, in der Angst nichts anderes als eben nur Angst, in der Freude nichts anderes als eben nur Freude. Dieser Grundzug aller Stimmungen und Gefühle wird von Henry als „das Wesen der Affektivität“ bestimmt und der Intentionalität aufs Schroffste gegenübergestellt.4 Levinas geht ebenfalls so weit, die Verant- wortung für den Anderen als eine „Umkehrung der Intentionalität“ zu beschreiben und die Diachronie der Zeit als „das Gegenteil der Intentio- nalität“ zu charakterisieren.5 Was er dabei aufweisen möchte, bezeichnet er ausdrücklich als „das Ereignis von Sinn“.6 02M. Merleau-Ponty, Phénoménologie de la perception, Paris: Gallimard 1945, S. 511; dt. Phänomenologie der Wahrnehmung, übers. von R. Boehm, Berlin: W. de Gruyter 1966, S. 508. 03M. Henry, L’essence de la manifestation, Paris: PUF 32003 (11963), S. 607: „Ce carac- tère essentiel de l’intentionnalité, toute détermination affective, au même titre que n’importe quel autre fait psychique, le laisse voir en elle, en effet.“ Henry scheint also die Möglichkeit, bei affektiven Zuständen von Intentionalität zu sprechen, nicht in Ab- rede zu stellen. Er besteht aber darauf, dass der affektive Charakter dieser Zustände – also ihre Affektivität – nichts mit dieser Intentionalität zu tun hat. 04Ebd. 05E. Levinas, Autrement qu’être ou au-delà de l’essence, Taschenbuchausgabe: Dordrecht, Boston und London: Kluwer 1990, S. 80 und S. 90; dt. Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, übers. von Th. Wiemer, Freiburg und München: K. Alber 1992, S. 114 und 118. 06E. Levinas, Totalité et Infini, La Haye: M. Nijhoff 1961; Taschenbuchausgabe: Dord- recht, Boston und London: Kluwer 1994, S. 61 („la production de sens“); dt. Totalität

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