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PhÅnomenologie Der Schwachen Phantasie: Untersuchungen der Psychologie, Cognitive Science, Neurologie und Phänomenologie zur Funktion der Phantasie in der Wahrnehmung PDF

283 Pages·2008·3.92 MB·German
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PHÄNOMENOLOGIE DER SCHWACHEN PHANTASIE PHAENOMENOLOGICA REIHEGEGRÜNDETVONH.L.VANBREDAUNDPUBLIZIERTUNTER SCHIRMHERRSCHAFTDERHUSSERL-ARCHIVE 185 DIETER LOHMAR PHÄNOMENOLOGIE DER SCHWACHEN PHANTASIE Untersuchungen der Psychologie, Cognitive Science, Neurologie und Phänomenologie zur Funktion der Phantasie in der Wahrnehmung Redaktionskomitee: Direktor: U. Melle (Husserl-Archief, Leuven) Mitglieder: R. Bernet (Husserl-Archief, Leuven) R. Breeur (Husserl-Archief, Leuven) S. IJsseling (Husserl-Archief, Leuven) H. Leonardy (Centre d'études phénoménologiques, Louvain-la-Neuve) D. Lories (CEP/ISP/Collège Désiré Mercier, Louvain-la-Neuve) J. Taminiaux, (Centre d'études phénoménologiques, Louvain-la-Neuve) R.Visker (Catholic University Leuven, Leuven) Wissenschaftlicher Beirat: R. Bernasconi (Memphis State University), D. Carr (Emory University, Atlanta), E.S. Casey (State University of New York at Stony Brook), R. Cobb-Stevens (Boston College), J.F. Courtine (Archives-Husserl, Paris), F. Dastur (Université de Paris XX), K. Düsing (Husserl-Archiv, Köln), J. Hart (Indiana University, Bloomington), K. Held (Bergische Universität Wuppertal), K.E. Kaehler (Husserl-Archiv, Köln), D. Lohmar (Husserl- Archiv, Köln), W.R. McKenna (Miami University, Oxford, USA), J.N. Mohanty (Temple University, Philadelphia), E.W. Orth (Universität Trier), C. Sini (Università degli Studi di Milano), R. Sokolowski (Catholic University of America, Washington D.C.), B. Waldenfels (Ruhr-Universität, Bochum) DIETER LOHMAR Universität zu Köln Husserl-Archiv PHÄNOMENOLOGIE DER SCHWACHEN PHANTASIE Untersuchungen der Psychologie, C ognitive Science, Neurologie und Phänomenologie zur Funktion der Phantasie in der Wahrnehmung AC.I.P.CataloguerecordforthisbookisavailablefromtheLibraryofCongress. ISBN 978-1-4020-6830-0 (HB) ISBN 978-1-4020-6831-7 (eBook) PublishedbySpringer, P.O.Box17,3300AADordrecht,TheNetherlands. www.springer.com Printedonacid-freepaper Mit einer Zeichnung von Heribert Schulmeyer AllRightsReserved ©2008Springer Nopartofthisworkmaybereproduced,storedinaretrievalsystem,ortransmitted inanyformorbyanymeans,electronic,mechanical,photocopying,microfilming, recordingorotherwise,withoutwrittenpermissionfromthePublisher,withtheexception ofanymaterialsuppliedspecificallyforthepurposeofbeingentered andexecutedonacomputersystem,forexclusiveusebythepurchaserofthework. INHALTSVERZEICHNIS Einleitung ........................................................................................................1 1. Methodenfragen.....................................................................................22 1.1. Zum Verhältnis von eidetischer, transzendentaler und empirischer Methode.............................................................................22 1.2. Die Zusammenarbeit verschiedener Methoden in den folgenden Analysen und die transzendentalen Aspekte der Phantasmata........28 1.3. Ist phänomenologische Konstitutionstheorie noch zeitgemäß? .....34 I. Teil: Phänomenologie der phantasmatischen Selbstaffektion in der Wahrnehmung 2. Kants Entdeckung der Selbstaffektion ........................................36 2.1. Selbstaffektion in Kants vorkritischen Schriften ..............................36 2.2. Kant über den ständigen Traum...........................................................40 2.3. Betrachtung von Kants Lösung mit einem Seitenblick auf den empfindenden Hypochonder ...............................................................43 2.4. Der Faktor der Leidenschaft und alltägliche Interessen...................45 2.5. Warum es besser sein kann, etwas Falsches zu erkennen, als gar nichts zu erkennen.....................................................................48 2.6. Die Selbstaffektion als reine Synthesis von Raum und Zeit in der Kritik der reinen Vernunft – Kants Theorie der geometrischen Erkenntnis.....................................................................51 3. Phantasmatische Selbstaffektion in allen Sinnesfeldern............56 3.1. Schwäche oder Ausfall einzelner Sinnesfelder ..................................56 3.2. Das akustische Feld................................................................................58 3.2.a. Akustische Halluzinationen bei Normalen und das innere Reden ........................................................................................58 3.2.b. Stimmen anderer Personen hören.....................................................61 3.3. Noch einmal das visuelle Feld: Die Stimme am Telefon .................63 3.4. Selbstaffektion in Geruch, Geschmack, Getast, Bewegung und Bewegtheit.......................................................................................64 3.5. Zur transzendentalen Funktion der Selbstaffektion für die Intentionalität: Mit ihrer Hilfe können wir alles meinen .................66 vi Inhaltsverzeichnis 4. Das Charles Bonnet Syndrom und vergleichbare Eingriffe der Selbstaffektion im visuellen Feld ............................71 4.1. Das Charles Bonnet Syndrom...............................................................71 4.2. Die Deutung des Charles Bonnet Syndroms durch V.R. Ramachandran. Ist es eine Bottom-up oder eine Top-down Leistung? .............................................................................75 4.3. Die Poesie des blinden Flecks und die Ausfüllung von Skotomen.................................................................................................78 4.4. Korrektur und Umschreibung des Gesehenen im visuellen Feld ..........................................................................................81 5. Gibt es Selbstaffektion in allen Schichten der Konstitution?....85 5.1. Die Schichten der Konstitution - das ABC der Konstitution..........85 5.2. Die Konstitution von Sinnesdaten im inneren Zeitbewusstsein.....91 5.3. Ein evolutionärer Blick auf die Retention...........................................98 5.4. Beeinflusst die phantasmatische Selbstaffektion in der Wahrnehmung höhere Stufen der Synthesis?...................................102 II. Teil: Genesis, Funktion und Ordnung der Typen 6. Husserls Typen und Kants Schemata............................................103 6.1. Die Funktion von Schema und Typus ..............................................103 6.2. Kants Theorie des Schemas empirischer Begriffe ..........................107 6.3. Husserls Theorie des Typus................................................................119 6.4. Vom Typus zum empirischen Begriff................................................124 6.5. Die ständige Weckung konkurrierender Typen ..............................130 7. Das Problem des ‘Anfangs der Erfahrung’ und die Genese von Typen.........................................................................133 7.1. Der Anschein eines Bedingungszirkels und die Genese der elementaren Typen: Erweiterung, Verarmung, Verzweigung, Probabilisierung und Historisierung.........................133 7.2. Von der Ereignis-Ontologie zur Objekt-Ontologie........................141 7.3. Die Allgemeinheit des Typus .............................................................143 8. Die verschiedenen Ordnungssysteme in der Weckung von Typen (Prinzipien der Weckung) ..........................................146 Inhaltsverzeichnis vii III. Teil: Zur Phänomenologie phantasmatischer Repräsentations-Systeme kognitiver Inhalte 9. Traum und Tagtraum.........................................................................157 9.1. Der Tagtraum und Einwände gegen den Traum als Beschreibungsfeld ..........................................................................157 9.2. Tagträume .............................................................................................162 9.3. Das phantasmatische Leben des Ich..................................................169 9.4. Das szenische Denken als „alter“ Modus des Denkens..................171 10. Spiegelneuronen und der Zugang zum Anderen .......................178 10.1. Spiegelneuronen .................................................................................180 10.2. Kritische Bemerkungen zur Psychologie der Neurologie und neue Aufgaben für die Phänomenologie ................................184 10.3. Phänomenologische Interpretation der Aktivität der Spiegelneuronen als Phantasmata ...................................................192 10.4. Mit-Handeln und Mit-Wollen...........................................................199 11. Gefühle als Selbstaffektion und Darstellungsmedium..............202 11.1. Sind Gefühle Selbstaffektion? Vier Grundtypen von Gefühlen .....................................................................................202 11.2. Soziale Gefühle – Die relative Autonomie des Subjekts..............208 11.3. Die Gefühle im alltäglichen Handeln. Alltägliche Entscheidungsnot und Moral ..........................................................211 11.4. Gefühle in der typisierenden Apperzeption ..................................215 12. Sprachloses Denken beim Menschen und anderen Primaten ...217 12.1. Repräsentations-Systeme bei Mensch und Tier ............................218 12.2. Was können Primaten denken, wollen und handeln? ..................223 13. Resümee..................................................................................................230 Anmerkungen..............................................................................................234 Literaturverzeichnis...................................................................................253 Sachregister..................................................................................................262 Namenregister.............................................................................................269 Einleitung Die These dieses Buches lautet, dass die phantasmatische Selbstaffektion eine der grundlegenden Bedingungen der Möglichkeit für menschliches Wahrneh- men, Denken und Erkennen ist. Selbstaffektion bezeichnet die Fähigkeit des menschlichen Geistes, in allen Sinnesfeldern (Gesicht, Getast, Geruch, Ge- schmack, Gehör, Gefühl, Lust-Unlust-Empfindung, Bewegtheits-, Bewegungs- und Lage-Empfindungen, Kinästhesen etc.) zeitweise so etwas wie Empfindun- gen einzuzeichnen. Diese selbsterzeugten Empfindungen, Husserl nennt sie Phantasmata, erscheinen uns aber dennoch fast so, als ob sie aus unseren Sinnen stammen würden. Die phantasmatischen Einzeichnungen, auf die ich mich im Folgenden beschränken werde, sind zudem relativ schwach, weitgehend unwill- kürlich und flüchtig. Es wird sich herausstellen, dass diese schwachen Formen der Phantasie sich zwar bemerken lassen, aber normalerweise beim Auftreten einer konkurrierenden sinnlichen Empfindung von dieser verdrängt werden. Dies verhält sich bei den stärkeren Formen der Phantasie anders: Erinnerungs- bilder, Tagträume und willentliche Imagination können in der Konkurrenz mit wacher Sinnlichkeit bestehen. In ihrer konkretesten und lebendigsten Fassung ist Selbstaffektion etwas, was wir alle kennen, aber zugleich etwas, das uns sehr subjektiv und psychologisch erscheint. Selbstaffektion kann man zum Beispiel den merkwürdigen Effekt nennen, der eintritt, wenn wir sehen, dass jemand anderes in eine Zitrone beißt. Es stellt sich bei uns so etwas wie ein saurer Geschmack ein und eine Reaktion darauf, und zwar fast genau so, als ob wir selbst in die Zitrone gebissen hätten. Man kann fragen, was dies mit Philosophie und Erkenntnisklärung zu tun hat. Es scheint doch nur ein unbedeutender psychologischer Nebeneffekt im Erkennen zu sein. Auf diese Bedenken möchte ich in zweifacher Weise antwor- ten: Kant selbst stellt die Selbstaffektion als Phänomen in einigen vorkritischen Schriften dar und verwendet sie auch in seiner Kritik der reinen Vernunft an zentraler Stelle. Man könnte sagen, dass sich Kants Grundmodell der Konstitu- tion als einer Synthesis, die, geregelt durch einen Begriff, aus einem ungeordne- ten, sinnlich-anschaulichen Material durch Zusammensetzung und Zusammen- ordnung die Darstellung eines Gegenstandes herstellt, an den Einsichten orien- tiert, die er in der Analyse der Selbstaffektion (unter dem Titel der dichterischen Einbildungskraft) gewonnen hat. Außerdem – und hierin besteht das Hauptziel der vorliegenden Darstellung – lässt sich die Selbstaffektion aus Sicht der gene- tischen Phänomenologie Husserls als eine transzendentale Bedingung von Wahrnehmung (Gegenstandshabe) und Erkenntnis herausarbeiten. Dieser Nachweis wird insgesamt in sieben Hinsichten geführt werden können.1 Meine Analyse wird daher mit der Darstellung der Entdeckung der Selbst- affektion in Kants vorkritischen Schriften beginnen. Daneben werde ich auch 2 Phänomenologie der schwachen Phantasie kurz auf die Versuche eingehen, diese eigenartige Fähigkeit des menschlichen Geistes in der Kritik der reinen Vernunft in seine kritizistische Erkenntnis- theorie einzufügen (Kap. 2.6 und 6.2). Damit soll aber lediglich eine besonders leistungsfähige Position konturiert werden, die sich mit der Selbstaffektion aus- einandergesetzt hat. Kant wird jedoch weder den methodischen noch den in- haltlichen Ausgangspunkt der weiteren Analysen bilden. Die Ablehnung der Kantischen Philosophie und die Bevorzugung der Phänomenologie Husserls beruht zum Teil auf der Kritik an Kants zentralen inhaltlichen Positionen, so z.B. auf seiner unzureichenden Differenzierung der verschiedenen Stufen syn- thetischer Vereinheitlichung. Mit Husserl werde ich zumindest fünf Stufen un- terscheiden (Kap. 5.1). Aber hier kann die Kritik nicht ausschließlich gegen Kants Ansatz gerichtet werden, denn umgekehrt fällt auch Husserl in vielen Details hinter Lösungen Kants zurück, so dass Anleihen bei Kants Analysen der Synthesistätigkeit, insbesondere im Hinblick auf zentrale Funktionen in der Gegenstandskonstitution, in systematischer Hinsicht sinnvoll und unerlässlich sind (Kap. 6). Ein weiterer wesentlicher Grund für die Ablehnung von Kants Kritizismus als geeigneter Grundlage der Erkenntnistheorie ist folgender: Kant setzt, wie der ganze neuzeitliche Rationalismus, ein allen Menschen gemeinsames, glei- ches Vernunftvermögen voraus, das zudem ein exklusives Eigentum des Men- schen (und Gottes) ist. Lokalisiert man den letzten Ursprung realitätskonstituie- render Begriffe in einer gemeinsamen Vernunft, dann kann es prinzipiell ver- gleichbare Leistungen bei Tieren nicht geben. Ein solcher Ansatz wäre heute jedoch nicht mehr zeitgemäß, denn die Evolutionstheorie hat herausgearbeitet, dass es einen fließenden Übergang zwischen allen Lebensformen gibt. Die Pri- matologie der letzten dreißig Jahre hat uns darüberhinaus gezeigt, dass es nur einen vergleichsweise geringen und immer nur graduellen Unterschied zwischen den vorhandenen kognitiven und gefühlsmäßigen Fähigkeiten der übrigen Pri- maten und unseren gibt. Allerdings soll hiermit nicht der große Unterschied in den faktischen Kulturleistungen geleugnet werden. Wenn wir also heute Er- kenntnistheorie betreiben, dann arbeiten wir unter der Forderung, diese so zu gestalten, dass auch die Tiere, insbesondere die höher entwickelten, als Er- kenntnissubjekte verständlich werden. Gefordert ist also eine Erkenntnistheorie von unten her. Die hier vorgestellten Analysen und Theorien weichen daher in einer wichti- gen Hinsicht von den meisten bekannten Theorien des Subjekts und seiner Lei- stungen im Erkennen, Wollen, Empfinden, Handeln, Werten usw. ab. Sie sollen eine inklusive Theorie des Subjekts sein. Die Bezeichnung inklusiv bezieht sich bislang nur auf Theorieansätze in der Ethik, die versuchen, die Rechte von Tieren in die Ethik mit einzubeziehen. Inklusive Theorien des Subjekts versu- chen entsprechend, auch Tiere als Subjekte von Empfindungen, Erkenntnissen,

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Dieses Buch verbindet genetisch-phänomenologische Analysen mit Untersuchungen der empirischen Psychologie, der Neurologie und der Kognitionsforschung an Primaten. Der erste Teil beschreibt die Funktion schwacher Phantasmen in der Wahrnehmung und weist phänomenologisch deren transzendentale Leistun
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