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Petrus und Paulus in Jerusalem und Rom: Vom Neuen Testament Zu Den Apokryphen Apostelakten PDF

328 Pages·2017·2.974 MB·German
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Otto Zwierlein Petrus und Paulus in Jerusalem und Rom Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte Herausgegeben von Heinz-Günther Nesselrath, Peter Scholz und Otto Zwierlein Band 109 De Gruyter Petrus und Paulus in Jerusalem und Rom Vom Neuen Testament zu den apokryphen Apostelakten von Otto Zwierlein De Gruyter ISBN 978-3-11-030331-5 e-ISBN 978-3-11-030341-4 ISSN 1862-1112 LibraryofCongressCataloging-in-PublicationData ACIPcatalogrecordforthisbookhasbeenappliedforattheLibraryofCongress. BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet überhttp://dnb.dnb.deabrufbar. (cid:2)2013WalterdeGruyterGmbH,Berlin/Boston Satz:Rhema−TimDoherty,Münster Druck:Hubert&Co.GmbH&Co.KG,Göttingen (cid:2)GedrucktaufsäurefreiemPapier PrintedinGermany www.degruyter.com Vorwort Das Erscheinen meines Petrusbuchs (2009) hat eine lebhafte, fächer- übergreifende Diskussion ausgelöst, die neben der vordergründigen Frage nach der Historizität des Wirkens Petri in Rom auch die Stellung des Papsttums in der Kirchenstruktur, den Primat des Papstes (oder der Kirche Roms) und seine Begründung durch die ‘Apostolische Sukzes- sion’ berührt. Die in diesem Band vereinigten Studien beschränken sich ganz auf die historischen und philologischen Aspekte. Besonders letzte- re sind in den mir zuteilgewordenen Repliken oft unzureichend, teilwei- se unsachgemäß behandelt worden. Dies gilt auch für den 2011 in Frei- burg erschienenen Sammelband, der die Beiträge zweier Kongresse, die im Jahr 2010 in Rom und Freiburg meinen Thesen gewidmet waren, enthält. Ich habe hierzu eine „Nachlese“ verfaßt, die am Schluß des vorliegenden Buchs zu finden ist. Gleichwohl sei den Mitstreitern und Kontrahenten dankbar atte- stiert, daß in der Auseinandersetzung mit ihren Argumenten einige De- tails der im Petrusbuch behandelten Themen präzisiert werden konnten. Insofern stellen die vier ersten Studien dieses Bandes (A. III und IV sind Originalbeiträge) und die ‘Nachlese’ (C) – bei allem Nachdruck, der auf die Zurückweisung ungerechtfertigter Einwände zu legen war – auch eine Fortentwicklung des Petrusbuchs dar, die zu einer Bekräfti- gung meiner Grundthesen geführt hat. Insbesondere ist jetzt klar gewor- den, daß der Schlußgruß des wohl um 112–115 verfaßten, fiktiven Ersten Petrusbriefs nach der Imagination des unter dem Namen des Apostels schreibenden Verfassers nicht aus Rom, sondern aus Jeru- salem entboten wird, der Heimatgemeinde des Petrus und Metropole des frühen Christentums. Von hier geht der Gruß an die Mitchristen der östlichen Diaspora, die „auserwählten Fremdlinge in der Zerstreu- ung“, mit denen zusammen die um Petrus versammelte Jerusalemer Gemeinde „in Babylon“, d. h. in der zwanghaften Gebundenheit, sündi- gen „Wirrsal“ und feindlichen Bedrängnis des irdischen Exils, „mit– auserwählt ist“ <für die himmlische Heimat, das unvergängliche Er- be des wahren Jerusalem>1. _____________ 1 „Babylon“ ist hier keine geographische, sondern eine ontologische Metapher, eine Chiffre für das zwanghafte Gefesseltsein der Christen an eine „fremde“, feindselige, VI Vorwort Bekräftigt wurde auch die Datierung des sogenannten Ersten Cle- mensbriefs, der den pseudepigraphischen Ersten Petrusbrief voraus- setzt: Die Versuche, das Datum „um 125“ zu widerlegen, sind geschei- tert. Der Verfasser dieses sogenannten Clemensbriefs weiß nichts von einem Aufenthalt des Petrus in Rom und nichts von einem Martyrium der Apostel Petrus und Paulus unter Nero: Der Mythos ‘Petrus in Rom’ war zu dieser Zeit noch nicht geboren. Das gilt noch für die Jahre 150/154, als Justinus Martyr zwar den Simon Magus in Rom lokalisier- te, nicht aber seinen Bezwinger Petrus. Dieser ist erst danach – im Zuge der Auseinandersetzungen mit der Gnosis – auch seinerseits für Rom in Anspruch genommen worden, als Garant der Orthodoxie. Es ergibt sich somit der Zeitrahmen ca. 155–174 (Dionys von Korinth, s. u.) für das Entstehen des Römischen Petrusmythos. Mit diesem Zeitansatz lassen sich zwanglos auch die in Ägypten entstandene Petrusapokalypse und die Ascensio Isaiae in Einklang bringen (s. S. 263/265). Mit ihm har- monieren aufs beste die Ergebnisse der Archäologie: „Die archäolo- gisch fassbare Geschichte des Petrusgrabes und seiner Verehrung be- ginnt erst um 160–180 n. Chr. mit der Errichtung der Memoria“ (H. MIELSCH, Freib. 404). Die Thesen des Petrusbuchs haben in persönlichen Zuschriften und in Rezensionen2 viel Zustimmung erfahren, aber auch mancherlei Kri- tik, die zuweilen das signum dogmatischer Fixierung an der Stirn trägt. Gegenüber einem solchermaßen verfestigten Beharren auf einer durch- aus ehr- und liebenswürdigen, beinahe zweitausendjährigen Tradition werden auch die in diesem Band versammelten Beiträge nicht das Lu- krezische arta effringere claustra portarum bewirken können. Doch mögen sie (so die Hoffnung) jenen nützlich sein, denen es ein Bedürf- nis ist, die Fundierung altvertrauter Konventionen zu erproben und so- _____________ dem Laster und Götzendienst verfallene Umwelt; siehe S. 265ff. 2 Ich führe hier die mir bekannt gewordenen in chronologischer Reihenfolge auf: (cid:402) imprimatur 7/2009 (http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2009/imp09071 6.html) (K.-H. OHLIG, Die Destruktion eines Mythos, imprimatur 7, 2009, 325–327); (cid:402) H-Soz-u-Kult 14.12.2009 (M. ZIEGLER); (cid:402) Bryn Mawr Classical Review 2010.03.25 (P. W. VAN DER HORST); (cid:402) Review of Biblical Literature 2010.04.22 (J. D. G. DUNN); (cid:402) sehepunkte 15.09.2010 (T. SCHMITT); (cid:402) Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim 62, 04/2011, 63–67 (P. GEMEINHARDT); (cid:402) Zeitschrift für antikes Christentum (ZAC) 15, 2011, 558–562 (R. A. SEDLAK – F. ALBRECHT); (cid:402) Theologische Literaturzeitung 136, 2011, 781–783 (J. DOCHHORN); (cid:402) Klio 93, 2011, 266–268 (B. KOLLMANN); (cid:402) L’Antiquité Classique 80, 2011, 328–329 (J. SCHAMP). Vorwort VII mit auch die historische Kontingenz in Genese, Wachstum und Wandel des Römischen Petrusmythos aufzudecken. Im Vergleich zum Petrusbuch wird in diesem Band auch dem Apo- stel Paulus gebührende Aufmerksamkeit zuteil. Der Beitrag A. III stellt die erweiterte und mit wissenschaftlichem Apparat versehene Fassung eines Vortrags dar, dessen Thema im Rahmen einer Bonner ZERG- Ringvorlesung des Sommersemesters 2011 vorgegeben war. Er wurde am Abend der Vigil von ‘Peter und Paul’ gehalten3. Auch von Paulus kennen wir weder den Ort noch die Zeit noch die Umstände seines To- des. Sein sogenanntes Vermächtnis ist wie der ganze 2. Timotheusbrief fiktiv, vermutlich erst um 150 verfaßt. Es liegt kein originäres Wissen über den Tod des Apostels vor. Vielmehr handelt es sich um ein roman- haftes Weiterspinnen der Situationen seiner Gefangenschaft, wie sie im Philipperbrief und in der Apostelgeschichte gespiegelt werden. Vermut- lich im Zusammenhang mit dem Martyrium Polykarps (das nicht in das Jahr 157, sondern frühestens auf den 23. Februar des Jahres 162 zu da- tieren ist) wurde die neu entwickelte Konzeption des christlichen Mär- tyrerkults auf die beiden Apostel übertragen. Beide erhielten in Rom als die (erstmals bei Dionysios von Korinth um 170/174 faßbaren) legendä- ren Begründer der christlichen Gemeinde ein kultisches Festgedenken, das seit Mitte des 3. Jh.s an dem Tag begangen wurde, an dem das heid- nische Rom die Gründung der Stadt feierte. Wir finden also am Ende der Entwicklung das christliche Apostelpaar an die Stelle des Zwil- lingspaars der Römischen Gründungslegende gesetzt. Im Teil B sind drei Studien vereint, die aus einem Vortrag anläßlich eines Florentiner Kongresses über ‘Papiri letterari Cristiani’ im Juni 2010 hervorgegangen sind. Dabei kommen neben den Petrus- und Pau- lusakten auch die acta Iohannis (die sich auf die beiden Vorgänger- romane stützen) und ihr Verhältnis zu einem manichäischen Gebets- florileg des Papyrus Kellis Gr. Fragm. A I in den Blick. Für unsere Thematik von besonderem Belang ist der Nachweis in dem Beitrag B. II, daß der sogenannte 3. Korintherbrief des Paulus im Papyrus Bodmer X ursprünglicher Bestandteil der romanhaften apokryphen Paulusakten (um 190) gewesen ist und nicht bereits zuvor (wie heute allgemein an- genommen) als selbständiger, früher Briefwechsel mit den Korinthern im Umlauf war. Damit ist die im 19. und frühen 20. Jh. (etwa bei HAR- NACK) vorherrschende Einschätzung wieder ins Recht gesetzt. _____________ 3 Eine Publikation der Vorlesung selbst ist geplant: WOLFRAM KINZIG/JOCHEN SCHMIDT (Hgg.), Glaublich – aber unwahr? (Un-)Wissenschaft im Christentum (Studien des Bon- ner Zentrums für Religion und Gesellschaft), Würzburg 2012. VIII Vorwort Ich habe mich bemüht, die ersten drei, ursprünglich je selbständig konzipierten und auf unterschiedliche Situationen der Petrus-Debatte reagierenden Beiträge (A. I–III) soweit aufeinander abzustimmen, daß der Leser nicht über Gebühr durch Wiederholungen belastet wird. Es ließ sich jedoch (auch aus technischen Gründen) nicht ganz vermeiden, einige Kernthesen im jeweils neuen Zusammenhang aus unterschiedli- cher Perspektive je neu zu beleuchten. Der Leser wird gebeten, dies gü- tig nachzusehen. Den beiden Mitherausgebern der UaLG sage ich herzlichen Dank für die Aufnahme des Bandes in die traditionsreiche Reihe und kriti- sche Prüfung des Manuskripts. H.-G. Nesselrath hat sich Petrus und Paulus sogar als Wegbegleiter zur Fondation Hardt in Genf und nach Oxford erkoren und von dort – nach überaus gründlicher Lektüre des ganzen Buches – zahlreiche wichtige Verbesserungen an den Rhein ge- schickt. Mein besonderer Dank gilt wieder Thomas Riesenweber, der sich noch wenige Wochen vor dem Habilitationskolloquium die Zeit abgerungen hat, das Manuskript kritisch zu prüfen und eine reproduk- tionsfertige Druckvorlage des ganzen Sammelbandes (mit parallel lau- fender doppelter Seitenzählung) herzustellen. In theologischen und pa- tristischen Sachfragen habe ich wie immer von dem unerschöpflichen Wissen R. Hübners profitieren dürfen. Auch ihm sei herzlich gedankt. Ebenso Frau K. Legutke für die wirkungsvolle verlagstechnische Be- treuung. Bonn, Mitte September 2012 Otto Zwierlein Vorwort IX Zitierweise: Durch Angabe des Namens (ggf. mit Jahreszahl) wird auf den entspre- chenden Eintrag im Literaturverzeichnis verwiesen. Abweichend werden die folgenden Abkürzungen verwendet: ZW. (oder ZW. Petrus) = O.ZWIERLEIN, Petrus in Rom: Die literarischen Zeugnisse. Mit einer kritischen Edition der Martyrien des Petrus und Paulus auf neuer handschrift- licher Grundlage, Berlin/New York 2009 (UaLG 96) 2ZW. = 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, Berlin/New York 2010 ZW. Freib. = O. ZWIERLEIN,Petrus in Rom? Die literarischen Zeugnisse, in: S. HEID (Hrsg.), Petrus und Paulus in Rom. Eine interdisziplinäre Debatte, Freiburg 2011, 444– 467 GFA = O.ZWIERLEIN,Kritisches zur Römischen Petrustradition und zur Datierung des Ersten Clemensbriefes, Göttinger Forum für Altertumswissenschaft (GFA) 13, 2010, 87–157 P/P = O.ZWIERLEIN, Sind Petrus und Paulus in Rom gestorben? ZWIERLEINJoh = O. ZWIERLEIN, Die Datierung der acta Iohannis und der Papyrus Kel- lis Gr. Fragm. A.I, ZPE 174, 2010, 65–84 ZWIERLEIN 3Kor = O.ZWIERLEIN, Der Briefwechsel der Korinther mit dem Apostel Paulus (3Kor) im Papyrus Bodmer X und die apokryphen Paulusakten, ZPE 175, 2010, 73–97 ZWIERLEIN Pap. = O. ZWIERLEIN, Griechische Papyri in der Überlieferung der Acta Apostolorum apocrypha, in: G. BASTIANINI – A. CASANOVA (Hrsgg.), I Papiri Letterari Cristiani, Atti del convegno internazionale di studi (Firenze, 10–11 giugno 2010), Fi- renze 2011, 123–145 (Taf. XI–XX). Redaktionelles: 1. Die Kapitelnumerierungen des GFA-Beitrags mußten aus techni- schen Gründen geändert werden; einige längere Partien sind durch Zwischenüberschrif- ten besser gegliedert worden. 2. Querverweise wurden im laufenden Text nur in beson- deren Fällen auf die neuen Seitenzahlen umgestellt (nach dem Muster „[hier S. x]“, sonst aber in der ursprünglichen Form belassen, da die entsprechenden Seitenziffern der Einzelbeiträge am Rand mitgeführt werden. Das Register am Ende dagegen verweist auf die neue, durchlaufende Seitenzählung.

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