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Petra und das Konigreich der Nabataer : Lebensraum, Geshichte und Kultur eines Arabischen Volkes der Antike PDF

344 Pages·1970·31.61 MB·English
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D ie Geschichte der Nabatäer ist die eines längst ver- gangenen arabischen Volkes, das in den Jahrhunderten vor und nach der Zeitenwende im biblischen Edom lebte, den profitablen Weihrauchhandel an sich riß und zeitweise von Damaskus bis zum Sinai herrschte. Wenn vitale Völker mit den Hochkulturen des Mittel- meerraumes zusammentrafen, wurden meist über- raschende schöpferische Impulse freigesetzt. Auch die Nabatäer entwickelten im Kontakt mit Griechen und Römern und durch den Wechsel vom nomadischen zum seßhaften und städtischen Leben eine faszinieren- de Kultur, in der traditionelle orientalische Züge mit hellenistischen Einflüssen wetteifern. Politischer, kom- merzieller und sakraler Mittelpunkt des nabatäischen Königreichs war Petra in den Bergen zwischen Totem und Rotem Meer. Hier bewundert der Besucher noch heute turmhohe Felsenmausoleen, Tempel, Heilig- tümer, Grabfassaden, Wasserleitungen, Zisternen und die allenthalben von Menschenhand verfremdete Thea- terkulisse eines vielfarbig getönten Felsenkessels. Typisch nabatäisch sind porzellandünne, manchmal bemalte Schalen, Becher und Krüge. Aufstieg und Niedergang der Nabatäer sind von frappanter Aktua- lität. Wie heute standen sich vor fast 2000 Jahren Araber und Juden im Bereich des heutigen Jordaniens gegenüber. Damals wurde der Ausgang der Kämpfe von Rom diktiert, das im Jahre 106 n. Chr. dem ara- bischen Königreich ein Ende machte. Aus der naba- täischen Schrift entwickelte sich die arabische. Naba- täische Kunstformen gingen ins Koptische und Omaj- jadische ein. Unter der Herrschaft von Rom und Byzanz verlagerte sich die Verwaltung nach Bosra. In Petra baute man noch zwei Kirchen. Mit dem Sieges- zug des Islam im 7. Jahrhundert wurde Petra bedeu- tungslos. Die Kreuzfahrer bauten in der alten Königs- stadt zwei Festungen. Nach Jahrhunderten betrat der erste Europäer wieder Petra. Mit ihm beginnt die Erforschung und Beschreibung der antiken Stadt. Schutzumschlag: Christoph Albrecht, Schmidham Umseitig: Übersichtskarte der Alten Welt (cid:647) PETRA und das Königreich der Nabatäer Lebensraum, Geschichte und Kultur eines arabischen Volkes der Antike Herausgegeben von Dr. Dr. Manfred Lindner 6. Auflage Delp Erste Auflage als Band 35/1970 der Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e. V. veröffentlicht. Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Petra und das Königreich der Nabatäer: Lebensraum, Geschichte und Kultur eines arabischen Volkes der Antike/ hrsg. von Manfred Lindner. – 6., neubearb. Aufl. – München; Bad Windsheim: Delp, 1997 ISBN 3-7689-0116-5 NE: Lindner, Manfred [Hrsg.] 6. Auflage © 1970 by Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e. V., Delp'sche Verlagsbuchhandlung, München und Bad Windsheim Druck: Verlagsdruckerei Heinrich Delp GmbH, Bad Windsheim ISBN 3-7689-0116-5 Printed in Germany 1997 Inhaltsverzeichnis Manfred Lindner: Petra – Entdecker, Reisende und Forscher ........................... 9 Beschreibung der antiken Stadt ............................................. 17 Die Geschichte der Nabatäer .................................................. 37 Fawzi Zayadine: Die Götter der Nabatäer ........................................................... 113 Die Felsarchitektur Petras: Orientalische Traditionen und hellenistischer Einfluß ................................ 124 Michael Evenari: Die Nabatäer im Negev ............................................................ 162 Peter J. Parr: 40 Jahre Ausgrabungen in Petra (1929–1969) ........................ 183 Muhammed Murshed A. Khadija: 16 Jahre Feldarchäologie in Petra ........................................... 195 Karl Schmitt-Korte: Die bemalte nabatäische Keramik: Verbreitung, Typologie und Chronologie..................................................... 205 Die Entwicklung des Granatapfelmotivs in der nabatäischen Keramik............................................................... 228 Ingrid Künne und Margarete Wanke: Petra: Landschaft und Pflanzenwelt .................................... 233 Konrad Gauckler: Die kostbarsten Drogen der Alten Welt: Weihrauch, Myrrhe, Balsam .................................................. 257 Neuere Ausgrabungen und Untersuchungen Manfred Lindner: Ausgrabungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg in Petra ................................................................... 261 Es-Selac: Eine antike Fliehburg 50 km nördlich von Petra... 271 Ein nabatäisches Klammheiligtum bei Petra......................... 286 Die Nordterrasse von Umm el-Biyara .................................. 293 Ein christliches Pilgerzeichen auf Umm el-Biyara ............. 304 John P. Zeitler: Die Siedlungsabfolge am Fuß des el-Hubta-Massivs ......... 307 Elisabeth Gunsam: Die nördliche Hubta-Wasserleitung in Petra ...................... 319 Vorwort Die Geschichte der antiken Randkulturen ist Antiquities of Jordan haben Mitglieder der deshalb so faszinierend, weil beim Zusam- Naturhistorischen Gesellschaft inzwischen mentreffen weniger zivilisierter, aber vitaler mehrfach Ausgrabungen und Forschungen Völker mit den Hochkulturen des Mittel- durchgeführt. Durch die Initiative von Karl meerraumes von beiden Seiten her über- Schmitt-Korte kam es zu weiteren Ausstel- raschend schöpferische Impulse freigesetzt lungen in Hannover, Frankfurt, Krefeld und werden. Die Geschichte der Nabatäer ist die Bonn. Eine naturhistorisch-archäologische eines längst versunkenen arabischen Volkes, Ausstellung über Petra bot die Naturhistori- das in den Jahrhunderten vor und nach der sche Gesellschaft im Jahre 1977. Lyon, Köln Zeitenwende in der Gegend des biblischen und München waren weitere Stationen von Edom lebte. Im Kontakt mit Griechen und Nabatäer-Ausstellungen. Neue Entdeckun- Römern und durch den Wechsel vom noma- gen in Petra wurden in vielen archäologi- dischen zum seßhaften und städtischen Leben schen Fachzeitschriften und Katalogen, nicht entwickelten sie eine einzigartige Kultur. zuletzt auch in den Jahresmitteilungen der Politischer, kommerzieller und sakraler Mit- Naturhistorischen Gesellschaft veröffent- telpunkt ihres Königreiches war Petra, eine licht. Felsenstadt in den Bergen des heutigen Jorda- Die 6. Auflage dieses Buches wurde gegen- niens, wo noch jetzt die Zeugnisse einer ein- über den ersten Auflagen beträchtlich ver- zigartigen Felsenbaukunst bewundert werden bessert und um neue Beiträge erweitert. und eine ganze antike City der Ausgrabung Neuen Grabungsergebnissen ist ein eigenes harrt. Kapitel gewidmet. Dagegen wurde wieder »Petra und das Königreich der Nabatäer« auf die wissenschaftliche Umschreibung der bot sich aus verschiedenen Gründen der Na- arabischen Ortsbezeichnungen und Perso- turhistorischen Gesellschaft Nürnberg (gegr. nennamen verzichtet, um Nicht-Orientalisten 1801) als Gegenstand einer wissenschaft- die Lektüre und den an Zahl zunehmenden lichen Abhandlung an. Einmal hatten sich Touristen das Zurechtfinden zu erleichtern. der Herausgeber und mehrere Mitglieder seit Der Leser wird es begrüßen, daß die Beiträge 1964 intensiv mit der Felsenstadt und ihrer im Buch sich nicht auf die antike Stadt Geschichte beschäftigt. Dann gelang es dem beschränken, sondern die gesamte »Petra- Herausgeber soviel von der einzigartigen na- Region« und den nabatäischen Negev ein- batäischen Keramik zusammenzutragen, daß beziehen. Die 6. Auflage wurde nur in zusammen mit der Prähistorischen Staats- einigen wichtigen Punkten verändert. Der sammlung, unter dem damaligen Direktor Herausgeber dankt Prof. E. A. Knauf für Dr. H.-J. Kellner, 1970 in München, Nürn- wertvolle Anregungen. berg und Tongeren (Belgien) – zum ersten Möge das Buch – eine internationale Ge- Mal in der Welt derartig umfangreich – meinschaftsleistung ohne finanziellen Ge- Ausstellungen über die Nabatäer, ihre Fels- winn für die Mitarbeiter – auf diese Weise monumente und ihre Keramik gezeigt werden dazu beitragen, über das bloße, oft über- konnten. hastete Betrachten der Nabatäerstadt hinaus Das Interesse an Petra und der nabatäischen den historischen und geographischen Hinter- Kultur ist seitdem und seit der 1. Auflage die- grund der nabatäischen Kultur zu erhellen ses Buches im Jahre 1970 beträchtlich ge- und ihre archäologische Erforschung voran- wachsen. Zusammen mit dem Department of zutreiben. Dr. Dr. Manfred Lindner Zum Geleit Manfred Lindner ist, zusammen mit Dakhil- Nabatäer getreu nachgetragen. Das ist in der allah Qublan, unter den lebenden Peträern sechsten wegen der explosionsartigen Ver- wohl derjenige, dem die Steine und Felsen der mehrung Petra-bezogener Forschungen nicht alten Nabatäerhauptstadt und ihres Um- mehr möglich. Die zweite Auflage von landes am gründlichsten vertraut sind. Diese Robert Wennings »Die Nabatäer – Denk- intime Kenntnis, die man sich nicht am mäler und Geschichte« (1987), die gegen- Schreibtisch, sondern nur am Ort erwerben wärtig vorbereitet wird, soll eine um über kann, macht dieses Petra-Buch so wertvoll 1000 Titel erweiterte Bibliographie enthalten. im Vergleich zu zahlreichen anderen, die mit Den augenblicklichen Stand der Diskussion farbigeren Bildern oder einem aufwendigeren dokumentiert die Sondernummer der »Anti- wissenschaftlichen Apparat versehen sind. Es ken Welt« zu »Petra und den Nabatäern«, die handelt sich um den Bericht des letzten der von Thomas Weber und Robert Wenning Pioniere in der Nachfolge Gustav Dalmans herausgegeben wird und zugleich mit dieser und Alois Musils. Heute ist Petra ein inter- Auflage erscheinen soll. Die wichtigste Frage, nationales Touristen-Zentrum mit der zu- die heute in der Nabatäer-Forschung ver- gehörigen Infrastruktur; wer noch Pionier- handelt wird, betrifft den Zeitpunkt, zu dem arbeit leisten will, muß in die »Außen- sich der Herrschaftsbereich des Beduinen- bezirke« gehen. Das Zentrum von Petra Stammes der Nabatäer in einen Staat ver- gehört jetzt den Grabungsarchäologen mit wandelte; die Art und Weise, in der sich Petra ihren Forschungsgeldern, Mitarbeiterstäben von einem Kultzentrum in eine hellenistisch- und Laser-Meßgeräten. römische Stadt transformierte; kurz: das Ver- Angenommen, es stiege ein Nabatäer vom hältnis von Beduinentum und Hellenismus Nabatäer-Himmel herab und sähe Petra nach sowohl unter chronologischen wie soziologi- 2000 Jahren wieder: wäre er entsetzt? Viel- schen Gesichtspunkten. Manfred Lindner hat leicht nicht einmal so sehr; vielleicht würde in seiner eigenen Forschung nicht nur den er das Petra der Grabungs-Archäologen und Stadtkern von Petra, sondern auch den der Tagestour-Touristen einfach ignorieren nabatäischen Höhepunkt seiner Geschichte und sich an das halten, was ihm heilig war hinter sich gelassen und widmet sich heute – und heute noch heilig wäre: an die Felsen und wieder als Pionier – den Edomitern des die Felsaltäre, die Quellen und die Bäume. 1. Jahrtausends v. Chr. wie der bäuerlichen Wer sich in dieses – unbekannte – Petra Bevölkerung in der Petra-Region um das Jahr vorwagen will, hat in diesem Buch nach wie 1100 n. Chr. Vielleicht wird in der siebten vor einen ausgezeichneten Führer. Auflage dieses Buches darüber mehr zu lesen Bis zur fünften Auflage wurden die Fort- sein. schritte in der archäologischen Erforschung Zumikon/ZH, im Dezember 1996 Petras und in der historischen Erkenntnis der Ernst Axel Knauf 8 MANFRED LINDNER Petra – Entdecker, Reisende und Forscher Da während der Kreuzzüge in Petra zwei Mangles. Sie gaben bereits 1818 in Briefen ei- Burgen gebaut wurden, deren Reste heute nen detaillierten Bericht über die antike noch zu besichtigen sind, kann man nur von Stadt. Vom Dschebel Harun aus sahen sie einer Entdeckung der Stadt für die Neuzeit den Felsentempel ed-Der, konnten ihn jedoch sprechen. Das Verdienst, Petra in diesem wegen der feindseligen Haltung der Einhei- Sinne entdeckt und mit der in der Bibel und mischen nicht besuchen. Zehn Jahre später bei Flavius Josephus genannten Hauptstadt der Nabatäer identifiziert zu haben, gebührt dem Schweizer Johann Ludwig Burckhardt. Im Sommer 1812 reiste er über Damaskus und Amman auf der »Straße der Könige«, überquerte die zum Toten Meer führenden Wadis Wala, Modschib und Hesa, und stand schließlich, nachdem er durch Tafileh, Bus- eirah und Schobek gekommen war, vor den antiken Felsmonumenten von Petra. Obwohl er als Muslim mit dem Namen Scheik Ibra- him auftrat, machte er sich durch sein Inter- esse an den Gräbern und Tempeln bei den einheimischen Führern verdächtig. Der uner- schütterliche Glaube der Liathne von Eidschi an vergrabene oder verzauberte Schätze wurde ihm beinahe zum Verhängnis; nur da- durch, daß er das Tal vorzeitig verließ, ret- tete er sein Leben (Abb. 1). Er starb vier Jah- re später in Kairo, nachdem er 1813 als erster Europäer den Felsentempel Abu Simbel in Oberägypten erreicht hatte. Das Museum für Völkerkunde in Wien bewahrt noch heute volkskundlich interessante Keramik auf, die Burckhardt gesammelt hat. Auf Burckhardt's Spuren Sein 1822 veröffentlichter Reisebericht er- weckte allgemeines Interesse und reizte zur Nachahmung. Die ersten Reisenden, die Abb. 1: Johann Ludwig Burckhardt, der Wiederent- nach ihm Petra besuchten, waren zwei Eng- decker Petras, nach einer Bleistiftzeichnung von länder, Charles Leonard Irby und James H. Salt, 1817. 9 Abb. 2:Von dem französischen Grafen Leon de Laborde, einem der frühen Erforscher Petras, stammt diese Karte. verbrachte der französische Graf Leon de Laborde zusammen mit dem Zeichner Linant acht Tage in Petra, ohne bedroht oder ange- griffen zu werden. 1830 publizierte er ein großformatiges Prachtwerk mit 30 ausge- zeichneten Lithographien und Holzschnitten, an denen uns heute nur der ungenaue, da später hinzugefügte Hintergrund stört (Abb. 2, 3 und 4). Einer der wenigen Deutschen unter den Be- suchern der nächsten 50 Jahre war der Geo- graph Gotthilf Heinrich v. Schubert, der im März 1837, begleitet von dem Landschafts- und Expeditionsmaler J. M. Bernatz, nach Petra kam. Die Bilder von dieser Reise er- schienen im Verlag Breitkopf in Stuttgart. In den nächsten Jahren veröffentlichten Edward Robinson und David Roberts reiches Bild- material über Petra. Damit war die erste künstlerische Dokumentation abgeschlossen. Petra war schon damals für Orientreisende äußerst attraktiv. Wissenschaftliche Bedeu- tung kommt aber nur wenigen ihrer Berichte zu, darunter denen des Due de Luynes Abb. 3: Leon de Laborde reiste in der Tracht der (1864–1866), von E. H. Palmer (1870) und beduinischen Araber seiner Zeit. Charles M. Doughty (1875). 10

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