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Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung: Zur Unberechenbarkeit des Subjekts PDF

376 Pages·2017·2.556 MB·German
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Denise Heseler · Robin Iltzsche Olivier Rojon · Jonas Rüppel Tom David Uhlig Hrsg. Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung Zur Unberechenbarkeit des Subjekts Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung Denise Heseler · Robin Iltzsche · Olivier Rojon · Jonas Rüppel · Tom David Uhlig (Hrsg.) Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung Zur Unberechenbarkeit des Subjekts Herausgeber Denise Heseler Jonas Rüppel Frankfurt am Main, Deutschland Institut für Soziologie Goethe-Universität Frankfurt am Main Robin Iltzsche Frankfurt am Main, Deutschland Frankfurt am Main, Deutschland Tom David Uhlig Olivier Rojon Frankfurt am Main, Deutschland Frankfurt am Main, Deutschland ISBN 978-3-658-14019-9 ISBN 978-3-658-14020-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-14020-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer © Springer Fachmedien Wiesbaden 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Inhaltsverzeichnis Teil I Geschichte und Gegenwart kritischer Psychologie 1 Erfolg und Elend der Psychologie. Eine Einleitung ............... 3 Denise Heseler, Robin Iltzsche, Olivier Rojon, Jonas Rüppel und Tom David Uhlig 2 Zur Geschichte der Psychologie-Kritik in den kritischen Psychologien .................................. 13 Peter Mattes 3 Critical Psychology in Großbritannien ......................... 33 Ian Parker Teil II Ansätze und Grundlagen kritischer Psychologie 4 Zwischen Anpassung und Autonomie. Psychoanalytische Sozialpsychologie als Kritische Theorie des Subjekts ............................... 53 Hans-Joachim Busch 5 Kritische Psychologie. Kategoriale Grundlagen marxistischer Subjektwissenschaft ............................ 79 Stefan Meretz 6 Der Soziale Konstruktionismus und das Projekt einer kritischen Psychologie ........................... 105 Rainer Winter V VI Inhaltsverzeichnis 7 Kritische Feministische, Queer- & Trans-Psychologie. Zur Dekonstruktion von Geschlecht und Sexualität ............. 127 Jemma Tosh Teil III Methodologie und Methodik kritischer Psychologie 8 Zum Verhältnis von Methode und Kritik bei Adorno ............ 157 Robin Mohan 9 Queere Psychologie mit Barads Agential Realism ............... 177 Julia Scholz 10 Tiefenhermeneutik. Eine reflexive Kritik der Macht ............ 191 Regina Klein 11 Standpunkt des Subjekts und Gesellschaftskritik. Zur Perspektive subjektwissenschaftlicher Forschung ........... 227 Morus Markard 12 Diskursanalyse: Dimensionen der Kritik in der Psychologie .............................................. 245 Ian Parker 13 Psychosocial Studies und Kritische Narrative Analyse ........... 269 Stephen Frosh und Peter Emerson 14 Kritische Ethnografie in der Psychologie ...................... 293 Stefan Thomas 15 Aktionsforschung ......................................... 317 Martin Dege Teil IV Ausblick 16 Qualitative Forschung. Ein Weg zu einer kritischen Psychologie? Eine Podiumsdiskussion ............... 351 Morus Markard, Günter Mey, Julia Scholz, Stefan Thomas, Jonas Rüppel und Tom David Uhlig Teil I Geschichte und Gegenwart kritischer Psychologie 1 Erfolg und Elend der Psychologie. Eine Einleitung Denise Heseler, Robin Iltzsche, Olivier Rojon, Jonas Rüppel und Tom David Uhlig Die Geschichte der Psychologie kann als eine rasante Erfolgsgeschichte erzählt werden. Sie etablierte sich seit ihrer Entstehung am Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur als eine anerkannte wissenschaftliche Disziplin, sondern schrieb sich auch in nahezu alle Sphären des gesellschaftlichen Lebens ein. Dieser Prozess der ‚Psychologisierung‘ intensivierte sich insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nachdem die Studierendenbewegung und die Neuen Sozialen Bewegungen die ‚unmenschlichen‘ Bedingungen des Fordismus zum Gegenstand der Kritik gemacht hatten. Die nachfolgende ‚Humanisierung der Arbeitswelt‘, die sich u. a. durch neue Organisations- und Managementstrategien auszeichnete, griff zum einen auf deren Kritikmuster und normative Leitlinien (Boltanski und D. Heseler (*) 60385 Frankfurt am Main, Deutschland E-Mail: [email protected] R. Iltzsche 60322 Frankfurt am Main, Deutschland E-Mail: [email protected] O. Rojon 60487 Frankfurt am Main, Deutschland E-Mail: [email protected] J. Rüppel Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Soziologie, 60323 Frankfurt am Main, Deutschland E-Mail: [email protected] T. D. Uhlig 60314 Frankfurt am Main, Deutschland E-Mail: [email protected] © Springer Fachmedien Wiesbaden 2017 3 D. Heseler et al. (Hrsg.), Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung, DOI 10.1007/978-3-658-14020-5_1 4 D. Heseler et al. Chiapello 2006) und zum anderen auf psychologisches Wissen und psychologi- sche Technologien zurück (Bröckling 2007). Inzwischen gehört es zum Alltag in größeren Unternehmen, dass die Kompetenz und Leistung von Bewerber*innen mittels psychologischer Assessments vorhergesagt, die organisationale Identi- fikation der Mitarbeiter*innen durch geeignete Führungsstile befördert und die Arbeits- und Leistungsfähigkeit durch gesundheitspsychologische Programme optimiert wird (Kuhn 2002). Auch Schulen und andere Bildungsinstitutionen grei- fen auf vermeintlich neutrale psychologische Tests zurück, um ihre Klient*innen zu klassifizieren und Interventionen zuzuführen, deren Wirksamkeit sich in Evalu- ationen erwiesen haben sollte (Reichenbach und Oser 2001; Anhorn und Balzereit 2016). Darüber hinaus werden die Grenzen ‚psychischer Störungen‘ fortwährend ausgeweitet und neue in die Diagnose-Manuale aufgenommen (z. B. Timimi 2002; Horowitz und Wakefield 2007; Dellwing und Harbusch 2013). Da sich klinische Psycholog*innen und psychologische Psychotherapeut*innen in den letzten Jahr- zehnten zumindest in Deutschland einen festen Platz in der Versorgungslandschaft sichern konnten, dehnt sich mit dieser Medikalisierung auch deren Interventions- bereich zunehmend aus. Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Transformati- onsprozesse wird heute sogar ein „therapeutisches Zeitalter“ (Illouz 2011, S. 395) konstatiert, in dem das Selbstverständnis der Subjekte sowie soziale Beziehungen entlang psychologischer Schemata rekonfiguriert werden. Die Psychologie – so könnte postuliert werden – hat ein Ensemble von Sozial- und Selbsttechnologien bereitgestellt, das als integraler Bestandteil der gegenwärtigen neoliberalen Regie- rungs- und Herrschaftsweise begriffen werden kann (siehe Rose 1991, 1998). Trotz dieser sozio-politischen Verwicklungen fehlt eine angemessene Selbstre- flexion der Disziplin. Ungebrochen orientiert am szientistischen Paradigma prä- sentiert sich die Psychologie als eine mehr oder weniger exakte (Natur-) Wissenschaft, die die Eigenschaften von Individuen experimentell-statistisch ver- misst, möglichst universale Verhaltensgesetze ermittelt und durch moderne Bio- technologien validiert und objektiviert. Damit hat sie sich nicht nur zunehmend von den alltäglichen Erfahrungen und Problemen der handelnden Subjekte ent- fernt, sondern auch den Anschluss an die angrenzenden Sozial- und Kulturwis- senschaften verloren (z. B. Thomas 2009).1 1Darüber hinaus scheint die Psychologie die Debatten im Feld der Wissenschaftstheorie und der Wissenschaftsforschung nicht zur Kenntnis genommen zu haben (z. B. Pickering 1992). Dass in der neuesten Auflage des Klassikers „Forschungsmethoden und Evalu- ation in den Sozial- und Humanwissenschaften“ von Döring und Bortz (2016) nun end- lich einer wissenschaftstheoretischen Diskussion Platz eingeräumt wird, kann wohl kaum darüber hinwegtäuschen, dass der Kritische Rationalismus à la Popper für die meisten Psycholog*innen noch immer das Maß aller Dinge ist. 1 Erfolg und Elend der Psychologie. Eine Einleitung 5 Diese Kritik ist keineswegs neu. Schon Ende der 1960er Jahre wurde die Psy- chologie als ‚Herrschafts- und Kontrollwissenschaft‘ kritisiert und versucht, alter- native, nicht technisch-instrumentelle, sondern emanzipatorische Psychologien zu begründen.2 In den 1970er und 1980er Jahren gelang dieser kritisch-psychologi- schen Bewegung sogar eine gewisse Etablierung an deutschen Universitäten, sodass ihre Ansätze in einigen Städten – etwa Berlin, Bremen, Hannover und München – in die offizielle Ausbildung der Studierenden einflossen (Rexilius 1988). Auch eine kritische Geschichte der Psychologie, die deren gesellschaftli- che Genese und Funktionen reflektiert, wurde vorangetrieben und institutionali- siert (z. B. Jäger und Staeuble 1978; Ash und Geuter 1985). In den 1990er Jahren verschwanden diese Perspektiven jedoch im Zuge einer paradigmatischen Eng- führung wieder aus dem akademischen Lehr- und Forschungsbetrieb. An ihren ehemaligen Zentren wurden die entsprechenden Professuren inzwischen nicht mehr nachbesetzt, Arbeitsbereiche aufgelöst und Institute geschlossen (siehe den Beitrag von Mattes in diesem Band).3 Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – ist in den letzten Jahren ein zuneh- mendes Interesse an den Einsichten dieser kritischen Psychologien zu beobach- ten, das vor allem von Studierenden und Praktiker*innen getragen wird: Zahlreiche Lesekreise, Seminare und Kongresse werden in der Absicht organi- siert, sich die damaligen Theorie- und Forschungsansätze anzueignen und sie unter Rekurs auf aktuelle Entwicklungen innerhalb der etablierten Psychologie einerseits und der angrenzenden Sozial- und Kulturwissenschaften andererseits weiterzuentwickeln. Exemplarisch kann etwa die Ferienuniversität Kritische Psy- chologie angeführt werden, die seit 2010 wieder im zweijährigen Turnus durchge- führt wird und nicht nur der Grundlagenvermittlung im Feld der marxistischen Subjektwissenschaft dient, sondern auch das größte öffentliche Forum für eine Diskussion kritisch-psychologischer Theorien und Forschung bietet. Auch der vorliegende Sammelband ist aus einer solchen Initiative entstanden. Ausgehend von den Erfahrungen des Psychologiestudiums, gründeten die Herausgeber*innen 2Diese kritischen Psychologien entwickelten sich somit im Rahmen jener Bewegung, deren normative Leitlinien in der neoliberalen Transformation der Gesellschaft aufgegriffen worden (Boltanski und Chiapello 2006). Dass sich die kritisch-psychologische Bewegung somit nicht außerhalb der postulierten Psychologisierung befindet, muss als eine Heraus- forderung für gegenwärtige Aktualisierungsversuche begriffen werden. 3Dies betrifft auch jene Ansätze, die sich vornehmlich auf die Rekonstruktion der Psy- chologiegeschichte konzentrierten. So wurde etwa die einzige einschlägige Zeitschrift im deutschsprachigen Raum, Psychologie & Geschichte, im Jahr 2002 eingestellt.

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