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Perspektiven der Medienbildung PDF

309 Pages·2014·91.435 MB·German
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Medienbildung und Gesellschaft Band 27 Herausgegeben von J. Fromme, Magdeburg, Deutschland W. Marotzki, Magdeburg, Deutschland N. Meder, Essen, Deutschland D. Meister, Paderborn, Deutschland U. Sander, Bielefeld, Deutschland Winfried Marotzki (cid:129) Norbert Meder (Hrsg.) Perspektiven der Medienbildung Herausgeber Prof. Dr. Winfried Marotzki Prof. Dr. phil. Norbert Meder Universität Magdeburg Universität Duisburg-Essen Fakultät für Humanwissenschaft en Fakultät für Bildungswissenschaft en Institut für Erziehungswissenschaft Institut für Berufs- und Weiterbildung Magdeburg, Deutschland Essen, Deutschland ISBN 978-3-658-03528-0 ISBN 978-3-658-03529-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-03529-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Lektorat: Stefanie Laux, Yvonne Homann Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhaltsverzeichnis Norbert Meder Einleitung ................................................................................................. 7 Wemer Sesink Eine kritische Bildungstheorie der Medien. ........................................... 11 Norbert Meder Das Medium als Faktizität der Wechselwirkung von Ich und Welt (Humboldt) ............................................................................................. 45 TIlmann Sulter Selbstsozialisation und Medienbildung ................................................. 71 IsabelZom Selbst-, Welt-und Technologieverhältnisse im Umgang mit Digitalen Medien ................................................................................... 91 Dieter Spanhel Der Prozess der Medienbildung auf der Grundlage von Entwicklung, Lernen und Erziehung ................................................... 121 Torsten Meyer Die Bildung des (nenen) Mediums - Mediologische Perspektiven der Medienbildung ................................. 149 Manuela Pietraß Medienbildung als Umgang mit Medienwirklichkeit(e n) - Ein ralnnentheoretischer Ansatz ................................................................. 171 Wolfgang B. Ruge Pädagogik • Medien - Eine Suchaufrage ............................................ 187 Ben Bachmair, John Cook, Norbert Pachler Mobile Medien als Kulturressourcen fiir Lernen, ein kulturökologischer Beitrag zur Medienbildung ................................... 209 Inhaltsverzeichnis Johannes Fromme, Christopher Könitz Bildungspotenziale von Computerspielen - Überlegungen zur Analyse und bildungstheoretischen Einschätzung eines hybriden Medienphänomens ............................................................................... 235 Jens Holze, Dan Verständig Krisenerfahrungen in der Moderne - Bildungstheoretische Überlegungen am Beispiel des Kinos von Angelopoulos ....................................................................................... 287 Autorinnen und Autoren ...................................................................... 313 Einleitung Norbert Meder Der vorliegende Sammelband enthält die ausgearbeiteten Vorträge des Theorie-Forums in Magdeburg 2011. Hinzugekommen sind solche Bei träge, die während des Theorie-Forums aus Zeitgriinden nicht als Vortrag gehalten werden konnten. Im Ganzen geht es in den Beiträgen um die Grundlagen einer Medienbildungstheorie. Wemer Sesink geht von einem Medienbegriff aus, der als die konkrete Allgemeinheit der Potentialität aller möglichen Manifestationen bestimmt ist. Medien sind damit Orte der Verwirklichung, der Performanz, eigener Dispositionen, des eigenen dispositiven Könnens. Als solche Orte bilden sie die Mittelsphäre, in der das dispositive Können performant wird und damit handelnd in die gegenständliche und soziale Realität eingreift. Dabei kann diese Mittel sphäre einengend und erweiternd wirken, was im wesentlichen von den gesellschaftlichen Verhältnissen abhängt. Letzteres wird dann in einer his torischen Analyse aufgezeigt. Mein eigener Beitrag versucht in systema tischer Weise aus einem allgemeinen Bildungsbegriff, der sich als Korre lation von Sich-bilden und Gebildet-werden bestimmt, die Medialität als notwendigen Ort aufzuzeigen, an dem der Bildungsprozess faktisch sich vollzieht. TiImann Sutter sieht den Medienbildungsbegriff in dem Begriff der Selbstsozialisation im Sinne Lubmann. begriindet. Das sich selbst so zialisierende Bewusstsein als operativ geschlossenes System interagiert mit seiner medialen Umwelt nach Maßgabe der Eigenlogik und mögli cher struktureller Kopplungen. Selbstsozisalisation wird als Reflexion auf den eigenen Prozess zur Medienbildung, die in einem besonderen Gedan kengang von der Medienkompetenz abgegrenzt wird. Isabel Zorn schlägt vor, die Neuen Medien stärker von den alten Medien abzugrenzen, um damit zu einem besonderen ,,Neue-Medienbildungsbegriff" zu kommen. Dabei hebt sie - wie schon Sesink - die Progranunierbarkeit der digita len Medien als deren spezifische Mensch-Maschinen-Interaktion im Mo dus der Konsttuktivität hervor. Da Konsttuktionstätigkeiten immer auch von Reflexionen auf die Technologie begleitet sind, soll das Technolo gieverhältnis das Selbst- und Weltverhältnis im Medienbildungsbegriff bezöglich Neuer Medien ergänzen. Dieter Spanhel fokussiert zum einen darauf, Bildung radikal als Prozess zu verstehen, und zum anderen dar- W. Marotzki, N. Meder (Hrsg.), Perspektiven der Medienbildung, Medienbildung und Gesellschaft 27, DOI 10.1007/978-3-658-03529-7_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Norbert Meder auf, Medien als Zeichen-Gebrauchssysteme zu verstehen. Medienbildung ist fiir ihn damit in den Zeichenentwicklungs- und Zeichengebrauchs prozessen grundgelegt. Und solche Prozesse sind stets - in Anlehnung an Piaget als Äqnilibrationen im Wechselspiel von Assimilation und Ak komodation zu verstehen. Torsten Meyer geht ähnlich wie Sesink von Medien als dem Dazwischen, dem Milieu, aus. Solange das Milieu nicht gewechselt werden kann, bleibt es als Ganzes ein blinder Fleck in der Auseinandersetzung mit den Sachen und Sachverhalten in der Umwelt. Kann das Milieu aber gewechselt werden, dann ist es eine theoretische Herausforderung von einer Pluralität von, Ganzen' zu sprechen. Vor dem Hintergrund seines Medienversländuisses spielt er mit dem Bildungsbe griff. Im Rückgang auf die etymologischen Wurzeln vor der Aufklärung, aber auch im Rückgriff auf die Humboldtsche Bestimmung als Wechsel verhälmis von Ich und Welt, das über die Sprache vermittelt ist, stellt er heraus, dass Bildung nicht auf das menschliche Selbst allein fokussiert werden kann. Bildung als Transformationsprozess verändert nicht nur das Ich (Selbst), sondern auch die Welt. Und insofern diese Veränderungen in den ganzheitlichen Milieus unterschiedlicher Medien stattfinden, verän dert sich auch eine Vielzahl von Welten, in denen sich das Ich auch stets anders bestimmt. Der Begriff der Medienbildung muss mithin sehr viel komplexer und umfassender in den Blick genommen werden. Die Orien tierung am Subjektbegriff greift zu kurz. Er schlägt deshalb die franzö sische Fassung als Sujet mit dem Bedeutungshorizont von Thema, Stoff, Beweggrund und Gebiet vor. Demgegenüber hält Manuela Pietrass das ,Maß des Menschen' als Ausgangspunkt einer Medienbildungstheorie fiir unerlässlich. Ein technizistisch-funktionalistischer Ausgang kann nur bei Kompetenz und nicht bei Bildung landen. Das ,Maß des Menschen' sieht Pietrass im interaktiouistischen Ansatz von Goffman gewahrt, der vor allem die Gerahrntheit kommunikativer, zeichenverarbeitender in teraktionen herausstellt. Mit Rahmung kommt ein Begriff ins Spiel, der systematisch die Stelle von Milieu (Meyer), von Mittelsphäre (Sesink) oder Medium als Faktizität (Meder) einnimmt. Werden Rahmungen in und durch Medien fraglich, doppeldeutig oder widersprüchlich, dann löst dies Medienbildungsprozesse aus. Wolfgang B. Ruge reflektiert die Grundlegungsproblematik im Vergleich der medienpädagogischen An sätze: Mediendidaktik, Medienerziehunglmedienpädagogisches Handeln und Medienbildung. Er arbeitet entlang von sechs Deskriptoren mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten heraus, so dass man seinen Resulta ten zufolge von drei heterogenen Subdisziplinen der einen Medienpäd agogik auszugehen hat. Eine gemeinsame Grundlegung gibt es (noch?) nicht. Ben Baclnnayer, Norbert Pachler und John Cook analysieren das Einleitung infonnelle Lernen und konzipieren Fonnen des fonnellen Lemens mit mobilen Computern (=Handies) vor dem Hintergrund einer dreifachen Topologie. Die Topoi sind Strukturen, Handlungszusammenhänge und Kulturpraktiken. Analytisch zeigen sie, dass infonnelles und formales Lernen gegeuläufige Praktiken sind - bestenfalls nichts mit einander zu tun haben. In einem kullurökologischen Ansatz konzipieren sie Parame ter und Eckpunkte einer Verschränkung beider Praktiken mit dem Ziel der Verträglichkeit. Johannes Fromme und Christopher Könitz geht es um die Bildungsmöglichkeit in Computerspielen. Sie legen die Metho dik der Strukturalen Bildungstheorie zugrunde. Diese geht auf strukturale Kunstwerkanalysen des Neoformalismus zurück. Sie erlaubt es, an den alternativen Wahmehmungs-, Selbstdefinitions- und Aktionsweisen, das Bildungspotential des Mediums ,Computerspiel' analytisch zu erfassen. Ähn1iches zeigen auch Jens Holze und Dan Verständig am Beispiel des Mediums Film auf. Dabei geht es ihnen weniger um die systematische ka tegoriale Anwendung der Methodik strukturaler Medienbildungstheorie, sondern um deren Anwendung im Fokus der Interpretationsvorgabe einer sich ändernden Moderne. Mit der Kurzcharakteristik der Beiträge des vorgelegten Sammelban des hat der Leser nun den Überblick, der es ihm erlaubt, seine eigene Navigation durch die Beiträge zu konstruieren, um ein eigenes Bild von der Medienbildung zu erzeugen. Eine kritische Bildungstheorie der Medien Wemer Sesink 1. Einleitung Obwohl Medien seit jeher die menschlichen Weltverhältnisse vermittelt haben, ja das menschliche Dasein auf dieser Welt ohne Medien gar nicht denkbar ist, wurden sie erst spät zu einem bevorzugten Thema des öf fentlichen wie auch des wissenschaftlichen Diskurses. Nicht dass über bestimmte Medien nicht auch früher schon intensiv und kontrovers dis kutiert worden wäre, nicht dass bestimmte Medien, insbesondere das Me dium der Sprache (und der Schrift) nicht auch früher schon Gegenstand gründlichen theoretischen Nachdenkens und wissenschaftlicher Erfor schung gewesen wären. Aber das Medium oder die Medien als solcheis, in dieser Allgemeinheit abstrahiert von ihren je zeit- und funktionsspe zifischen Vermittlungsformen, ist erst mit dem Vordringen dessen, was man die Neuen Medien nennt, zu einem öffentlichen und wissenschaftli chen Thema mit prominentem Stellenwert geworden. Das müsste auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen, wenn die Neuen Medien selbst wiederum nur eine spezifische Mediensorte von zeitgebundener Relevanz wären. Dass diese vermeintliche Modeerscheinung längst zum Dauerthe ma geworden ist (und als solches auch zunehmend an spezieller Beach tung einbüßt), lässt sich jedoch inzwischen nicht mehr leugnen; die Zeit der Abwehrkämpfe ist vorbei. Dennoch ist das Thema noch nicht so rich tig dort angekommen, wohin es gehört: in den Kem der pädagogischen Selbstverständigung in Theorie und Praxis. So scheint mir immer noch die Spezifität der Neuen Medien verkannt zu werden, welche gerade in der Paradoxie liegt, dass die Abstraktion von den besonderen Formen und Ausprägungen medialer Vermittlung sich in einer speziellen Technologie repräsentiert und diese eben deshalb eine universelle Potenzialität möglicher Medien in sich birgt. Insofern ist es eben alles andere als verwunderlich, dass gerade die Neuen Medien das Medienthema in seiner Allgemeinheit aufwerfen. Auf der phänomenalen Ebene macht sich diese paradoxe Spezifität der Neuen Medien als beschleunigte Entwicklungsdynamik und explosiv W. Marotzki, N. Meder (Hrsg.), Perspektiven der Medienbildung, Medienbildung und Gesellschaft 27, DOI 10.1007/978-3-658-03529-7_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014

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