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Perspektiven der Humanokologie: Beitrage des internationalen Humanokologie-Symposiums von Bad Herrenalb 1990 PDF

232 Pages·1991·9.27 MB·English
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A. Kilchenmann C. Schwarz (Hrsg.) Perspektiven der Humanokoiogie Beitrage des internationalen Humanokologie-Symposiums von Bad Herrenalb 1990 Mit 29 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Budapest Professor Dr. Andre Kilchenmann Institut fUr Geographie und Geo6kologie UniversiHit Karlsruhe KaiserstraI3e 12 W-7500 Karlsruhe 1 Christine Schwarz, M. A. Heidelberger StraI3e 26 W-6907 NuI3loch ISBN-13:978-3-540-54296-4 e-ISBN-13:978-3-642-84553-6 DOl: 10.1007/978-3-642-84553-6 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Perspektiven der Humanilkologie: Beitrage des Internationalen Humanilkologie-Symposiums von Bad Herrenalb 1990/ A. Kilchenmann; C. Schwarz (Hrsg.). - Berlin; Heidelberg; New York; lon- don; Paris; Tokyo; Hong Kong; Barcelona; Budapest: Springer, 1991 ISBN-13:978-3-540-54296-4 NE: Kilchenmann, Andre [Hrsg.]; Internationales Humanilkologie-Symposium (1990, Herrenalb) Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Speiche- rung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutsch- land vom 9. September 1965 in der jeweils giiltigen Fassung zulassig. Sie ist grundsiitzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsge- setzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1991 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von je- dermann benutzt werden diirften. Satz: Reproduktionsfertige Vorlage vom Autor 30/3145-543210 - Gedruckt auf saurefreiem Papier Zur Lage der Humanokoiogie: ein Vorwort Prof. Dr. Andre Kilchenmann Institut fUr Geographie und Geookologie der Univ. Karlsruhe, Kaiserstr. 12 0-7500 Karlsruhe 1, Deutschland In SPELLBOUND, einem Film von Alfred Hitchcock (1945), sagt der alte Psychoanalytiker: Das Grundgesetz der Wissenschaft ist: DAS AL TE MUSS DEM NEUEN WEICHEN Ein Vorwort zu einem Tagungsband iiber ein Symposium zu schreiben, das bereits fast ein Jahr zuriickliegt, bedeutet auch, aus der Erinnerung heraus ein Nachwort zu schreiben. Die Erinnerung ist zunachst einmal sehr positiv. In Bad Herrenalb haben im Zu- sammenhang mit interessanten Vortrligen anregende Diskussionen stattgefunden, und in den Zeiten zwischen den Sitzungen war Gelegenheit fiir individuelle Gesprliche und kleine Untemehmen. Frau Schwarz faBt in ihrem Beitrag in diesem Tagungsband die wichtigsten Inhalte zusammen. Leitthema fiir das Symposium war im Vorbereitungsstadium "HumanlSkologie zwi- schen Theorie und Praxis". Die humanlSkologische Literatur ist bisher stark theore- tisch ausgerichtet, und meine Absicht war, die bisher erarbeiteten Ideen und Gedanken "Praktikem aus Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Gruppen" zu prasen- tieren und dann zwischen'diesen und den anwesenden Humanokologen eine Diskussion fiber Anwendungsmoglichkeiten in Gang zu bringen. Aber: zunlichst wurden kaum Referate angeboten, die diesem Anspruch geniigten, dann meldeten sich auch keine "Praktiker" als ZuhOrer zum Symposium an und auch die Presse zeigte wenig Inter- esse am Thema "Humanokologie". Was iibrig blieb, war ein wissenschaftlicher Ge- dankenaustausch zwischen HumanlSkologen auf hohem Niveau, aber ohne die beab- sichtigte Offentlichkeitswirkung. Die Frage, warum das urspriingliche Ziel nicht erreicht werden konnte, hat mich lange beschaftigt, eigentlich bis heute. Wie so oft im Leben gib es darauf nicht eine Antwort, sondem mehrere, und ich will einige davon vorsichtig zu formulieren versu- chen. Eine besonders wichtige Feststellung scheint mir, daB die Menschen zu ihrer Um- welt ein lihnlich indifferentes Verhliltnis haben wie zu ihrem eigenen Korper. Dies VI ANDRE Kn..cHENMANN fUhrt zu einer Analogie zwischen Medizin und Humanokologie, zwischen Gesund- heits- und Umweltverhalten. Es gibt nur wenige Menschen, die ihren Korper sehr bewuBt schonen, sich aktiv be- miihen, gesund zu bleiben. Die groBe Masse der Menschen maltratiert und schadigt der Korper fast ununterbrochen durch Rauchen, zuviel Essen, zuwenig Bewegung, Uirm, unsinnigen Lebensrhythmus u. v. a. m. Erst wenn der Korper darauf mit schwerer Krankheit reagiert, gehen wir zum Arzt und versuchen dann meist durch oft auch wie- der schadliche Therapien und Medizin die Symptome der Krankheit zu kurrieren. Lang- sam aber sicher ruinieren wir so unseren Korper, die "Hiille un serer Seele". Ahnlich treiben wir es mit dem menschlichen Lebensraum, der Umwelt, in der wir leben. Wir tun kaum etwas, urn unsere Umwelt zu schiitzen, im Gegenteil, mit fast allem was wir tun, zerstOren oder schadigen wir die Natur urn uns herum. Und wenn wir dann merken, daB die Umwelt krank geworden ist, suchen wir bei "Naturwissenschaft und Technik" nach Therapien und Medizin zur Symptombekampfung. Diese Analogie ist in verschiedener Hinsicht interessant. Es ist bekannt, daB zwi- schen Gesundheit und Krankheit eigentlich ein flieBender Ubergang besteht. Krankheit beginm nicht erst dann, wenn man Beschwerden spiirt. So kann auch die Urn welt krank sein,lange bevor sichtbare Zeichen auftreten. Nur sensible Analysen vennogen friihzeitig Verschlechterungen des Zustands festzustellen. Oft ist es sogar, wenn die Krankheit sichtbar wird, schon fUr die Heiling zu spat. Oft allerdings kommt es zu ei- ner Selbstheilung, die man fordero kann. Weiter ist es bei vielen Menschen so, daB es nicht an Wissen und Kenntnissen mangelt. Es liegen in Sachen Gesundheitsvorsorge wie in Sachen Umweltsehutz ge- niigend Information vor, wir werden oft sogar von ihnen iiberschwemmt. Aber sie be- wirken in den seltensten Fallen eine Verhaltensanderung. Selbst dann nieht, wenn die Zur Lage der HumanlSkologie: ein Vorwort vn Situation gefahrlich wird. SelbstzersWrung kommt meist vor einsichtsvoller Korrek- tur. Auch der Druck durch verantwortungsschiirende Institutionen ist in beiden Bereichen in der Regel wirkungslos. Ob Strafandrohung (z. B. Geldstrafen) wirksam waren, kann nicht vorausgesagt werden, da entsprechende Ans~tze gesellschaftspolitisch (noch?) nicht mOglich sind. Am hoffnungsvollsten ffir eine langfristige Strategie zur Verbesserung der Voraus- setzungen diirfte eine sensible, durchdachte und vorsichtige Gesundheits- und Um- welteIZiehung sein. Ein weiterer Grund daffir, daB die humanOkologischen Ideen in Politik und Offent- lichkeit kaum ankommen, kOnnte im Menschenbild der HumanOkologie liegen. Ich mOchte den Leser der Beitrage in diesem Tagungsband anregen, sich die Miihe zu ma- chen, sich jeweils zu iiberlegen, was ffir ein Bild des Menschen die verschiedenen Au- toren vor Augen haben. Mein Eindruck ist. daB dieses Menschenbild oft sehr unreali- stisch ist, im Sinne von "der Mensch ist eigentlich gut, lemfllhig und edel". Vielleicht ware es eine sehr eindriickliche Ubung, in einer Diskussion zwischen Polizeibeam- ten/Richtem und HumanOkologen die entsprechenden Menschenbilder zu vergleichen. Das dritte Argument ffir den schweren Stand der Humanokologie in unserer GeselI- schaft liegt m. E. darin, daB in der naturwissenschaftlichen Forschung bisher der Mensch vollig ausgeklammert wurde. Der Mensch existierte nur in den Geistes- und Sozialwissenschaften, und zwischen den beiden BlOcken gab es keine Verkniipfung. Dies gilt auch heute in der sog. Umweltforschung. Der Mensch wird ausgeklammert. In Umweitmodellen finden sich keine Menschen. Der Verursacher aller Probleme ist unsichtbar. Warum? Weil ohne den Menschen alles viel einfacher ist. Er sWrt in der Umweltforschung. DaB durch dieses realitatsfremde Paradigma aile Forschungsergeb- nisse als Entscheidungshilfen ffir praktische MaBnahmen unbrauchbar sind, ist in der Umweltforschung entweder noch nicht erkannt worden, oder wird stillschweigend in Kauf genommen. Ich habe das Symposium in Bad Herrenalb veranstaltet, weil ich die Anliegen und Konzepte der HumanOkologie ffir sehr wichtig halte und dazu beitragen mOchte, daB sie eine grOBere Verbreitung findet. Ich bin seiber nicht in der humanokologischen Forschung tatig, mOchte mich also nicht als HumanOkologe bezeichnen. HoffentIich tragt dieser Band dazu bei, daB die Humanokologie sich als Hochschuldisziplin und als Expertenwissenschaft ffir die Probleme unseres Lebens in der natfirlichen Umwelt starker etablieren kann. Inhaltsverzeichnis Andre Kilchenmann Zur Lage der Humanokologie: ein Vorwort ....................................................... v Christine Schwarz Die Kluft - oder der beschwerliche Weg zwischen Theorie und Praxis. Einfiihrende Grundgedanken ............................................................................ 1 Teil I Umweltprobleme ond Umweltbewosstsein als Gegenstand empirischer Homanokologie Norbert Rippberger. Heinz Karrasch Bioklimatische Untersuchungen im Lebensbereich des Menschen .......................... 9 Parto Teherani-Kronner Der Sprung vom Elfenbeinturm: Das Giilleproblem im Landkreis Vechta. Kulturokologische Handlungsspielraume zur Okologiesierung ............................ .23 Teil II Umwelt ond gesellschaftlicher Wandel Albert Hofmayer Wesen und Bedeutung natiirlicher Ressourcen. Ein Baustein zu einer humanokologischen Perspektive der Wirtschaft. .................. .35 Jaroslav Stoklasa Anthropo-ecological approach as a theoretical background for political decision-making on solving the ecological problems ........................ .59 Wolfgang Zierhofer Humanokologie "zwischen Theorie und Praxis": emanzipatorisch oder entmiindigend? - Ein Versuch. den Teufel an die Wand zu malen ........................... 67 x Perspektiven der Humanokologie Teil III Humanokologische Perspektiven der Vermittlung zwischen Theorie und Praxis 1. Individuelle Regulative Doris Flor. Hanns Petillon. Reinhold S. Jager Wie gehcn Menschen mit Umweltbelastungen urn? Belastungen durch Umweltprobleme und Versuche der subjektiven Bewaltigung. Ein empirischer Beitrag zur Umweltpsychologie ...............................................7 7 Dieter Steiner The human ecological significance of different types of knowledge .......................9 9 Liesa Nestmann Environmental Ethics as regulator for the systems of Man and Environment. A human-ecologic and system approach ......................................................... 121 UrsFuhrer Wissen und Handlungsregulation in kulturellen Systemen ................................. 139 Karl-Heinz Erdmann. Hans Kastenholz Positives soziales Verhalten und umweltgerechtes Handeln - Eine humanokologische Betrachtung der heutigen Umweltkrise .......................... 145 Richard Langlais Personal holism in practice ......................................................................... 153 2. Institutionelle Regulative Wolfgang Zierhofer Verhaltensanderungen bewirken? Fallstudie uber einen Selbstorganisations- prozeB mit teilweise okologischer Zielsetzung, am Beispiel der «ShareCom»in Zurich. einer Genossenschaft zur gemeinsamen Nutzung von Gebrauchsgutem ................ 161 Detlef W. Promp Oko-spezifische Sozialisation ...................................................................... 175 M. J. Seifert. H. L. Gukenbiehl. R. S. Jager. H. Perillon. B. Wolf Grundannahmen einer humanokologischen Perspektive - Mit einigen Konkretisierungen zu Forschungsmoglichkeiten in der Erziehungswissenschaft. ..................................................................... 183 Helmut Knotig Werkzeuge des integrativen Ansatzes der Humanokologie .................................. 193 Inhaltsverzeichnis XI Teil IV Das Mensch-Umwelt-Verhaltnis im Zirkel der Humanokologie Wolfgang Crom HumanOkologie als Co-Evolution ................................................................ 209 Ingrid Ekenberg Human ecology - a strategy for the dialogue between mind, hand and nature ......... 219 Peter Weichhart Die transaktionistische Weltsicht- ein konzeptioneller Impuls fiir die Humanokologie .......................................... 227 Die Kluft - oder der beschwerliche Weg zwischen Theorie und Praxis Einfiihrende Grundgedanken Christine Schwarz M. A. Heidelberger Str. 26, D-6907 NuSloch, Deutschland Abstract In 1990 the working group "Human Ecology" of the Institute of Geography and Geoeco- logy (University of Karlsruhe) organized a symposium with the topic "human ecology bet- ween theory and practice". The aim was to construct a bridge across the natural and social sciences/the humanities and those organizations which would be able to realize the theories that human ecological science have developed. As is known, the natural sciences have achieved great results by developing and researching the processes involved in natural systems. In the last few years it was the responsibility of the social sciences and the humanities to attain knowledge about the interactions between human attitudes and behavior, on the one hand, and environment, on the other. Now an attempt should be made to bring together all these theories which have been developed in research about human and natural systems and interact in an interdisciplinary manner. With this symposium we have tried to avoid a scientific ivory tower in which science is imprisoned, and to obtain better cooperation between science, society and social institutions. Although the participation of those "actively engaged workers" was not as great as we hoped it would be, further the discussion between "theorists" and "practical workers" should be continued. This is indispensable for a better future - not only for us, but also for following generations! Aber erst eine seelische Instanz, die sich auch des Gewissens in kritischer Weise vergewis- sem kann, schafft so etwas wie eine seelisch organisierte Kultureignung, das heiSt, es ent- steht erst hier die Flihigkeit, in erregenden, verwirrenden Lebenslagen, im Zusammenbruch der iiuBeren Gewalten und der Vorurteilssysteme, die unser Gewissen lenken, den Verstand und das mitmenschliche Geftlhl zu bewahren. Wer einige solcher verwirrender Zusammen- brUche gesellschaftlicher Wertorientierung erlebt hat, konnte erfahren, daB es nieht leicht ist, Anweisungen des Kollektivs zu widerstehen, die bald Strafdrohungen sind, bald primi- tive Triebbefriedigungen enthemmen. Hier in kritischer Distanz zu bleiben, setzt KaItbHl- tigkeit, also einen hohen Grad stabiler Ich-Organisation voraus; noch schwerer ist es, die durch Kritik gewonnenen Einsichten dann als Richtlinien des Verhaltens beizubehalten." (Alexander u. Margarete Mitscherlich, ohne Jahr) Mitscherlich u. Mitscherlich sprechen hier einen Punkt in der PersOnlichkeitsstruktur an, der in einern nicht unerheblichen MaBe dafiir verantwortlich ist, daB heute, trotz des erworbenern, differenziertesten Instrurnentalwissens und Kenntnissen iiber Wirk- rnechanisrnen in unserer Urnwelt, vemiinftiges Handeln rneist unterbleibt: die Schwa- che des Individuurns - des eigenen !cbs! Hilflosigkeit, Bestiirzung oder gar Ohnrnacht

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