Brigitta Schrade (Freie Universität Berlin) PERIPHERIE IM HISTORISCHEN KONTEXT: DIE ENTWICKLUNG SWA NETIENS ZUR SCHATZKAMMER GEORGIENS VON DEN ANFÄNGEN BIS IN DAS 17. JAHRHUNDERT LOGOS 03jfi:i ~j3jbo'/l3o~ob Ujb:i~rnnb O'>OO~nbnb Ujb~iJ'v"'ßM 7J603:f,bn0:i00 J~jUOJ7JMn 'ß"~M~M0onb, lln'bj6006nb0nJOUj !!?j 6:JM0M:JQOU0"J"U n6bel)o07J00 • 3Mf'lÖM.)3.) ,,s:::?f'löf'lbO" 37jll~OJjü"~" !!?j ~M6nbdn~~n J~jU"J7J(\"m 'ß"~M~M0nnb, lln'bj6i,n6nb00Jnb.; !!?.I 6:JMöM:Jünbi,oJnb U'ß:JMM'/lo LOGOS Tbilisi 2016 Brigitta Schrade (Freie Universität Berlin) PERIPHERIE IM HISTORISCHEN KONTEXT: DIE ENTWICKLUNG SWANETIENS ZUR SCHATZKAMMER GEORGIENS VON DEN ANFÄNGEN BIS IN DAS 17. JAHRHUNDERT © Brigitta Schrade, 2016 ISBN 978-9941-468-08-7 Tbilisi 2016 Swanetien wird von den Georgiern gern als Schatzkammer ihres Landes Nebenflüsse 4, leben heute knapp 20.000 Einwohner, davon 14.000 in dem bezeichnet. Das ist durchaus zu verstehen. Denn in der geographisch etwas größeren, höher und abgeschiedener gelegenen Oberswanetien. geschützten Hochgebirgsregion am Zentralkamm des Großen Kaukasus haben sich älteste Lebens- und Wirtschaftsformen erhalten, die in den Zur Vor- und Frühgeschichte Swanetiens anderen Gebieten Georgiens längst verloren gegangen sind. Die Swanen sprechen die in Lexik und Syntax altertümlichste Sprache der Landschaftliche und klimatische Gegensätze zwischen Ost- w1d Kartwelgruppe, zu der als bedeutendste Schriftsprache das Georgische Westgeorgien, zwischen Ebene und Bergland und damit unterschiedliche gehört. Und in den Kirchen Swanetiens hat ein unglaublicher Schatz an Entwicklungsmöglichkeiten bestimmten seit der Frühzeit das Bild von christlicher georgischer Kunst die Jahrhunderte überdauert. Umstände also, Georgien, wie es vielfältiger nicht sein könnte. Die Anfänge der die den Terminus „Schatzkammer" in jeder Hinsicht rechtfe11igen. georgischen Geschichte und damit der georgischen Nation, einer Sprach Doch wie ist Swanetien zu einer solchen Schatzkammer geworden? Und und Kulturgemeinschaft verschiedener Volksstämme, reichen weit zurück wieso lässt sich Swanetien als Swanetien (georg. svanet 'i, swan. swän 1) in die Vorzeit. Wahrscheinlich gehören urgeorgische oder kartwelische und gleichzeitig Georgien (sak'art'velo) verstehen? Was war und was ist Stäimne zur ältesten autochthonen Bevölkerung des Kaukasus. Besiedelt Swanetien für die Swanen selbst: ein eigenständiges Gemeinwesen oder ein war das Gebiet des heutigen Georgien bereits im Paläolithikum. Funde aus Randgebiet von Georgien? Und wie ist entsprechend die in Swanetien dem Neolithikum beweisen die Entwicklung der Jäger- zur Ackerbau- und entstandene christliche Kunst zu definieren: als eigenständig, peripher oder Viehzuchtkultur. Seit der friihen Bronzezeit lassen sich auf georgischem zentralgeorgisch? Antworten auf diese Fragen sind in der Geschichte Boden eigenständige Kulturen nachweisen. Als älteste gilt die Kura-Ara Georgiens zu finden, einer Geschichte, die im Verlaufe der Jahrhunderte xes-Kultur, so benam1t nach ihrer Verbreitung in1 Gebiet zwischen den von Gegensätzen, aber auch Gemeinsamkeiten un Inneren und Flüssen Kura (georg. mtkvan) und Araxes (Aras, Arax) 5, zu der auch die unterschiedlichen Einflüssen von außen geprägt wurde. angrenzenden Gebiete Südkaukasiens, Ostanatolien, der heutige Gegensätze bestimmen noch heute das Bild von Georgien. Auf einem Nordwestiran und große Teile des Nordostkaukasus zählten. Einzelne Territorium von rund 69.700 qkm, auf dem gegenwärtig etwa 3.7 Millionen Elemente dieser Kultur drangen sogar bis in den östlichen Mittelmeerraum Einwohner leben, darunter 16,2 % Angehörige anderer Nationalitäten 2, vor. reichen seine Landschaften von der üppigen Tiefebene Westgeorgiens bis Schon zu dieser Zeit, seit dem ausgehenden 4. Jahrtausend v. Chr., zu den bewaldeten Mittelgebirgen und heißen Steppen Ostgeorgiens, von wurden außer dem Flach land und dem Gebirgsvorland auch die Hochge der subtropischen Schwarzmeerküste bis zu den mit ewigem Schnee und birgsregionen des Kaukasus erschlossen. Dies stand offenbar im Zu Eis bedeckten Gipfeln der kaukasischen Berge. Do1t, am Zentralkamm des sammenhang mit der Förderung und Verarbeitung einheimischer Erze, die Großen Kaukasus mit seinen bis über 5.000 111 hohen Bergen, liegt auch zunehmend an Bedeutung gewannen. Im archäologischen Material lässt Swanetien als nordwestliche Grenzregion Georgiens. In seinen beiden sich bereits der gesamte Ablauf der metallurgischen Produktion nachwei Teilgebieten, Unterswanetien (k ·vemo svanet 'i) im Tal des Zcheniszqa]i3 sen: vom Schmelzen des Erzes bis zur Erzeugung von Arbeitsgeräten, und Oberswanetien (zemo svanet 'i) im Tal des Enguri und seiner Waffen und Schmuck aus Bronze. 1 Im Unterbalischen Swanisch ,.,Jwanes''. Zur Transkription des Swanischen, die auch hier verwendet wird, B G. Hewitt (ed.), Svan-English Dictionary. Compiled by Ch. Gudjedjiani and L Palmaitis. Delmar, New York 1985, vii. 4 Gehört zum Verwaltungsbezirk Samegrelo-Zemo Svanet' i. 2 Die Angaben beziehen sich auf 2014, s. Prelimina,y Results of 2014 General Population Der Aras, griech. Araxes, ist der längste Nebenfluss der Kura in Vorderasien. Er entspringt Census o/Georgia. National Statistics Office of Georgia, zit nach Wikipedia: Gemgien. in Ostanatolien und ist Grenzfluss zwischen der Türkei und Annenien sowie dem Iran und 3 Gehört gegenwärtig zum Verwaltungsbezirk Raca-Lec'Xllmi-K' vemo Svanet' i. Armenien bzw. Aserbaidschan. 5 Zusammen mit dem Nordkaukasus oder Ciskaukasien, wie das Gebiet In der frühen bis mittleren Bronzezeit setzte im westlichen Georgien nördlich der Zentralkette des Großen Kaukasus manchmal auch genannt auch eine intensive Besiedlung des Hochgebirges ein. Wie in den östlichen wird, wurde der Südkaukasus oder Transkaukasien 6 bald eines der Gebieten war sie verbunden mit der sich weiterentwickelnden Metallurgie, bedeutendsten Zentren der Metallproduktion in der Alten Welt mit für die in den erz- und waldreichen Bergen alle Voraussetzungen gegeben Verbindungen nach Kleinasien, Mesopotamien und dem Iran. waren. Zu den in dieser Zeit stärker erschlossenen Berggebieten gehörten Welch hoher Stand durch den Austausch von technischem w1d kultur die Täler an den Oberläufen der Flüsse Kodori, R.ioni, Zcheniszqali tmd rellem Wissen, wahrscheinlich auch durch ethnische Bereicherung erreicht Enguri - das spätere Ratscha-Letschchumi und Swanetien. Nachdem diese wurde, zeigen die Funde einer Kultur aus der mittleren Bronzezeit. Die Gebiete lange vorher durch wandernde Hirten wirtschaftlich genutzt Trialeti-Kultur, die ihren Namen nach den berühmtesten Fw1dstätten erhielt, worden waren, begann in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. der bildete sich im Südosten des heutigen Georgien heraus. Ihre differenzierte Mensch hier ständig zu siedeln, wie alte Stollen und Stätten der Sozialstruktur wird durch Grabstätten belegt. In den Kurganen, großen Erzverarbeitung nahe dem Dorf Gebi am Oberlauf des Rioni und ein nicht Hügelgräbern aus der zweiten Hälfte des 3. und der ersten Hälfte des 2. weit davon entferntes großes Gräberfeld in Brili belegen. 8 Jahrtausends v. Chr., fand man Stammesfürsten mit ihren Dienern bestattet. Aus der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. stammen auch die ältesten Nach einem Ritual, das an den Alten Orient erim1ert, sind die Überreste der Metallerzeugnisse auf dem Gebiet des heutigen Swanetien: kupferne Äxte Toten auf hölzernen Lagerstätten oder vierrädrigen großen Wagen und Lanzenspitzen, die sich anfangs kaum von denen aus anderen Teilen untergebracht. Reiche Grabbeigaben, davon viele aus Edelmetall, des Nord- und Südkaukasus unterschieden und wie diese an die Formen insbesondere Gold, das auch in der Region gewonnen wurde, zeugen von Altvorderasiens denken lassen. Gegen Ende des 3. Jalu1ausends wurden die einem hohen Stand der kunsthandwerklichen Fertigkeiten, besonders der Formen vielfältiger, es erschienen die ersten Äxte mit sakraler Funktion. Juwelierkunst. 7 Die aus der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. gefundenen Auch im Westen Georgiens. den die als Wasserscheide wirkende Su Bronzeäxte lassen sich bereits eindeutig differenzieren: Sie fanden rami-(Lichi-)Gebirgskette auf natürliche Weise vom Ostteil des Landes Verwendung in der WiI1schaft, iin Krieg und im Kult. 9 trennt, formierten sich bodenständige Kulturen. In der Tiefebene des Den archäologischen Funden nach zu u11eilen, vollzog sich die Schwarzen Meeres entstanden im subtropischen Zweistromland von R.ioni intensive, ständige Besiedlung Swanetiens vom Ende des 3. Jahrtausends und Enguri im 3. Jahrtausend v. Chr. kleine Sippensiedlungen, deren zu an, vor allem aber im 2. Jahrtausend v. Chr. Verbunden war sie mit den an meist runde Wohnhäuser mit konischem Dach aus Holz erbaut wurden. Die vielen Orten Swanetiens entdeckten Bergbauzentren. ln ihnen wurden die Toten - so zeigen Funde auf dem Gebiet des heutigen Abchasien - wurden reichen Kupfervorkommen, aber ebenso Blei, Arsen, Quecksilber, später in Dolmen, Großsteingräbern, bestattet. Eisen und das im Kaukasus seltene Zinn abgebaut und, da Holz reichlich vorhanden war, zumeist an Ort und Stelle verarbeitet. 6 Cis- und Transkaukasien sind Begriffe, die mit den russischen Forschungen des 19. Jh. eingeführt wurden. Sie sind insofern problematisch, als sie den Kaukasusraum aus russischer Sicht als „diesseits" und ,,jenseits" des Kaukasus-Zentralkamms definieren, 8 Lordkipanidse, Archäologie, 93-145. weshalb sie von den Georgiern abgelehnt und auch in der modernen Forschung zunehmend 9 S. Cartolani, K isforii nogorja zapadnoj Gruzii doklassovoj epochi. Tbilisi 1989; Sch. unüblich werden. Tschartolani, Alter Bergbau in Swanetien. In: I. Gambaschidze, A. Hauptmann, R Slotta, 7 0. Lordkipanidse, Archäologie in Georgien. Von der Altsteinzeit zw11 Mittelalter (Quellen Ü. Yak;in, Georgien. Schätze aus dem Land des Go/denen Vlies. Bochum 2001, 120-129. und Forschungen zur pr:ihistorischen und provinzialrömischen Archäologie, 5). Weinheim Abbildungen von Funden auch in den beiden Katalogen des Historisch-ethnographischen J 991, bes. 43-92 ; Th. Stöllner, I. Gambaschidze, A. Hauptmann, G. Mindiasv1li, G. Museums Mestia: The Historical and Ethnographie Museum o/Svaneti. Tbilisi 2008, 9, und Gogocuri,G. Steffens, Goldbergbau in Südostgeorgien - Neue Forschungen zum Svaneli Museum. Tbilisi/Mestia 2014, 18-51 (L. Pantskhava, N. Lordk1panidze, Archaeolo frühbronzezeit/ichen Bergbau in Georgien. Published by tiklik 2014. gy ), hier: 21. 6 7 Während sich in den schwer zugänglichen Gebirgsgegenden Westgeor Die mehr als einhundert in Swanetien und in den angrenzenden Fluss giens Bergbau und Metallurgie in der späten Bronze- und frühen Eisenzeit tälern entdeckten Erzabbaustätten, die nach ihrer Funktion unterschiedenen 1'. d.b. in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends w1d der ersten Hälfte des Geräte und die zahlreichen aus Bronze gefertigten Schmuck- und Jahrtausends v. Chr., ungestört entfalten konnten, kam es zu tiefgreifenden Kunstgegenstände beweisen, dass sich der Mensch in der ersten Hälfte des Veränderungen in Kaukasien. Die insgesamt verbesserten wilischaftlichen 2. Jahrtausends v. Chr. im westlichen Hochgebirge einen Lebensraum Bedingungen - der Ei11satz des Pfluges in der Landwutschaft, der geschaffen hatte. Ackerbau und Viehzucht, vor allem aber die Jagd, bewässerte Ackerbau, eine erweiterte Tierhaltung, vor allem aber die lieferten die Lebensgrundlage für die sich ständig vergrößernden Familien besseren Arbeitsgeräte - waren die Grundlage für einen engeren der Bergleute, die in den niedrigen Stollen das in der Ebene - vielleicht bis Zusammenschluß von Stämmen und Stammesgruppen. In der beginnenden hin in das rohstoffarme Mesopotamien - begel1rte kaukasische Erz Eisenzeit standen sich hochentwickelte Kulturen gegenüber: die abbauten. Bekannt mit der Technologie des Bronzegusses und geübt in der Kobankultur in Nord- und lokale Kulturen i11 Südkaukasien, unter ihnen die Bearbeitung des wertvollen Metalls, gesellten sich zu ihnen die Schmiede. ,,Ostgeorgische Kultur" in Ost- und die „Kolchische Kultur" in Westgeor Aus „Saisonarbeitern", die im Frühjahr über die Pässe in die Hochtäler gien. kamen, waren längst Siedler geworden. Aus ihren im Verlaufe der Zeit Das westgeorgische Bergland war fest in die Kolchische Kultur ein immer größer werdenden Gemeinschaften entstanden die swanischen bezogen. Führende metallurgische Zentren bestanden am Oberlauf des Stämme. 10 Rioni und im südlich angrenzenden Tschoroch-Becken. In Swanetien Im 2. Jahrtausend v. Chr. verselbständigte sich auch die swanische verbreitete sich die Hüttenproduktion. Selbst an hochgelegenen Berghängen Sprache. Mit den .in das Gebirge abwandernden Urkartwelern löste sie sich wurde das erzhaltige Gestein zerkleinert und aufbereitet, wovon als erste aus der altkartwelischen „Grundsprache", die man sich Schmelzöfen in später verlassenen Orten zeugen. Die Metallerzeugnisse wahrscheinlich als Spracbenbund vorstellen muss, und trennte sich damit ähneln denen, die im niederen Teil Westgeorgiens aufgefunden wurden. 12 vom späteren Georgischen, der Sprache Ostgeorgiens, und dem Saniscben, der Sprache der alten Kolchis. Letztere zerfiel noch einmal im 8. bis 7. Swanetien und die Swanen in der historischen Kolchis Jahrhundert v. Chr., als die Lazen und Sanen durch das Vordringen von Ostgeorgiern über die Surami-Kette bis zum Schwarzen Meer ihre Trotz des reichen archäologischen Materials sind die Lebensformen der unmittelbare Verbindung zueinander verloren, in das Lazische und das swanischen Stämme zu jener Zeit noch nicht hinreichend geklärt. Mehr Mingrelische. Alle vier Sprachen in ihrer heutigen Form werden als wissen wir iiber die Kolchis, die sich im Strahlungsbereich der südkaukasische Sprachgruppe bezeichnet, die neben den nordkaukasischen Mittelmeerwelt vor allem zur Zeit der Antike (7./ 6. fö. v. Chr.- 3./4. Jh. n. m1d den im Kaukasusraum vorkommenden indoeuropäischen Sprachen Chr.) rasch entwickeln konnte, wie überhaupt das Leben in Kaukasien nun steht. Illre Träger bilden die größten ethnischen Gruppen des heutigen besonders in den Ebenen einen starken Aufschwung nahm. Georgien. 11 12 Bei dem Restaurierungsprogramm der Stichting HORIZON (1997-2006) in Swanetien 10 Ausführlich zur Genese der swanischen Stammesgesellschaft und der Entwicklung ihrer wurden be_i archäologischen Erkundungen des im Mittelalter aufgegebenen Dorfes Produktionsformen, Sch. Tschartolani, Die ältesten Denkmäler der materiellen Kultur Cheschktld1 auch Schmelzöfen entdeckt, in denen otlenbar Gold aus dem erzhaltigen Swanetiens. In: B. Scbrade (Hrsg.), 5\11anetie11. Georgische Kunst und Kultur im Kaukasus Gestein von den Hängen des Enguri-Tals gewonnen wurde, Sch. Tschartol;ni (in Vorbereitung); Svaneti Museum, 22-29. Archäologische Forschung in Swanetien. In: R. Schrade, B. Schrade (Hrsg.), Schatzkamme; 11 G. Deeters, G.R. Solta, V. lnglizean, Armenisch und Kaukasische Sprachen. (Hdü, Abt. 1, Swanetien Das Restaurierungsprogramm von STJCHTING HORJZON 1997-2006 in Bd. 7). Leiden/Boston 1963, 4-8; H. Fähnrich, Kartwelisches Etymologisches Wörterbuch Georgien. Berlin/Naarden 2016 (im Druck); Svaneti Museum, 30-37. (Hdü, Abt 8, Bd. 18). Leiden/Boston 2007, 5-25. zu Swanisch: 842-857. 9 8 Assyrischen und urartäischen Quellen wird entnommen, dass in der Eu~i::1voc;,), des „gastlichen" Meeres, wie sie das ursprüngiich als Vorantike, in der ersten Hälfte des l. Jahrtausend v. Chr., schon „staatlich" „ungastliches" Meer (IT6vwc; "A~s(t)voc;) bezeichnete Schwarze Meer nun organisierte größere Verbände existierten: die Vereinigungen der Muschker nannten, vom 6. Jahrhundert v. Chr. an auch im westgeorgischen und der Diaocher auf dem Territorium Ostgeorgiens und die von Kulcha Küstengebiet Niederlassungen und Handelsfaktoreien ein. Die blühenden oder Kolcha in Westgeorgien. Im Reich oder Gebiet Kulcha (Qulha) wird Handelszentren mit Festungsmauem, Türmen, Handwerkervierteln und mitunter das legendäre Königreich Kolchis der altgriechischen Argona Vorratshäusern wurden zu Umschlagplätzen für die Einheimischen. Sie utensage vermutet. 13 bezogen das alte Georgien aber auch zunehmend in den internationalen Doch blieb die Region nicht ungestört: Nach den mächtigen Hurritern Handel ein. Münzfunde aus dieser Zeit belegen, dass ab dem 5. Jahrhundert bekam sie mit dem Großreich Urartu (9.-6. Jh. v. Chr.) auf dem Territorium v. Chr. neben ausländischen bereits einheimische Silbermünzen, Kolxuri des heutigen Annenien einen alles beherrschenden Nachbarn, der um die t 'et 'ri, im Umlauf waren. Zu den von der griechischen Kultur stark beein Mitte des 8. Jahrhunde1ts auch die Diaocher vertrieb. Beunruhigt wurde sie flussten Handelszentren, deren Impulse weit in das Innere der Kolchis wirk nicht weniger durch Einfälle der indogermanischen Kimmerer und Skythen. ten, gehörten Bathys (das heutige Batumi), Phasis (Poti), Pithyus (Pizunda) Dennoch konnte sich sowohl in Ost- als auch in Westgeorgien die und Dioskurias (Suchumi). Wirtschaft soweit entfalten, dass mit Austausch und Handel die ersten Im Zusammenhang mit Dioskurias, der wahrscheinlich schon im 6. städtischen Siedlungen entstanden. In Ostgeorgien lagen sie am Jahrhundert v. Chr. von Milesiern gegründeten griechischen Polis mit Handelsweg nach Indien, einer Nebenroute der späteren Seidenstraße nach Hafenanlage 16, ist das erste Mal in der Geschichtsschreibung auch China, in Westgeorgien älmlich verkehrsgünstig sowohl an der ausführlich von Swanetien und den Swanen die Rede. Der griechische Schwarzmeerküste als auch im Inneren der Kolchischen Tiefebene. In der Geschichtsschreiber und Geograph Strabon (etwa 63 v. Chr. - nach 23 11• Zeit vom 6. bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. wurden schließlich die ersten Chr.) berichtet über Dioskurias 17 , das er am „Anfang der Landenge beiden georgischen Staaten gegründet: zunächst Kolchis oder Egrissi - wie zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer" lokalisie1t, als dem die Einheimischen ihr Königreich nannten - in Westgeorgien, dann Iberia „gemeinsamen Handelsplatz der oberhalb und in der Nähe wohnenden oder Kartli in Ostgeorgien. Völker". In die Stadt, so schreibt er, ,,sollen siebzig - nach Manchen, denen Vor allem das Königreich Kolchis mit der Hauptstadt Aia 14 war zu die Tatsachen ganz egal sind, dreihundert - Völker zusammenkommen .... " dieser Zeit bereits auf einem hohen wirtschaftlichen Niveau angelangt. Als (XI 2, 16). Unter den in Dioskurias zusammentreffenden Völkerschaften goldreiches Land oder Reich des „Sohnes des Sonnengottes" 15 sahen es die hebt Strabon besonders die „Soanen" ():ocivsc;) hervor. Er bezeichnet sie als Griechen wegen seiner natürlichen Schätze: Metallen aller Art, kostbaren einen mächtigen, streitbaren Volksstamm, der „auf den Spitzen des Hölzern, Wein, Wachs und Flachs, aus dem das berühmte kolchische Kaukasus oberhalb von Dioskurias lebend, über die Umwohnenden Leinen hergestellt wurde. Am Handel interessiert, richteten sie daher im [herrscht]; sie haben einen König und einen Rat von dreihundert Männern, Zuge ihrer Kolonisierung der Küste des Pontos EtLxeinos (IT6vrrn; und können, sagt man, ein Heer von nicht weniger als zweihunde1ttausend Mann auf die Beine bringen: die ganze Volksmenge nämlich ist waffenfähig, doch ungeordnet. Bei ihnen sollen die Gießbäche auch Gold 13 Lordkipanidse, Archäologie, 106-111, führt als Beleg die Bezeichnungen '"Kilchi" nach herabführen, und die Barbaren sollen es mit durchbohrten Trögen und assyrischen und ·'Qulha", ,.wahrscheinlich Kolcha ausgesprochen"', nach urartäischen Quellen an, während in dieser Zeit, im 8. Jh.v.Chr., in der griechischen Literatur das erste zottigen Fellen auffangen, woraus auch die Fabel vom ·goldenzottigen Mal die Bezeichnung "Kolchida" auftaucht. Umfassend zu den Überlieferungen: R. Gordeziani (ed.), The Argonaulica and World Culture. (Phasis l O [ 1, 2]) Tbilisi 2007. 14 Bei frühen Autoren, wie Apollonios ·on Rhodos, wird Kolchis mit Aia gleichgesetzt, 16 Später wird Dioskurias von den Römern. die es in Sebastopolis umbenennen, befestigt. Lordkipanidse, Archäologie, 107. 17 Strabons Geographika. Hrsg. von Stefan Radt. Griechisch-Deutsch. [Ausg. in 10 Bde]. 15 Ibid, 111-112. Göttingen 2002-2011, Bd. 3 (2004). 10 11 Vlies'entstanden sei ****es sei denn, man nennt sie ebenso wie die im Die ersten georgischen Erwähnungen Swanetiens datieren aus wesent Westen 'Iberer' wegen der Goldgruben, die sich in beiden Gegenden lich späterer Zeit. Sie finden sich in1 „Leben der kartwelischen Könige" fmden. 18 Die Soanen gebrauchen Gifte für die Pfeilspitzen erstaunlich (Cxorebay k'art'velt'a mep'et'a), einer der georgischen Chroniken und **** auch die welche von unvergifteten Geschossen verletzt worden sind geschichtlichen Erzählungen, die um die Mitte des 11. Jahrhunderts von leiden unter dem Geruch" (XI 2, 19) . Leonti Mroweli (Mroveli), dem Erzbischof von Ruissi, zu einem Strabon ist nicht der einzige Autor seiner Zeit, dem wir Hinweise auf historiographischen Korpus zusammengestellt wurden, das als „Leben" die Swanen verdanken. Sie finden sich auch bei anderen Autoren der oder „Geschichte" von Kartli ( K'art 'lis c 'xovreba) bekannt wurde. 24 Die griechisch-römischen Antike, die über die Gebiete des heutigen Georgien Chronik der Könige, die die Geschichte vor allem Ostgeorgiens (Kartli) schreiben. 19 Dabei werden die Swanen zu den wilden Völkern des von den mythologischen Anfängen bis zum ersten christlichen König Kaukasus gezählt, wie bei Plinius d.Ä. 20, der sie ohne weitere Erklärung als Mirian darstellt, verweist auf Swanetien im Zusammenhang mit Pamawas „ungezähmten" Stamm nördlich der kaukasischen (sarmatischen) Pässe (P'arnavaz), der als erster König von Kartli zwischen 302 und 237 v. Chr. verortet, wo sie von den „Kaukasischen Toren an durch die Gurdinischen in Mzcheta-Annasi regiert haben soll. Parnawas, so heißt es, ernannte acht Berge" 21 siedeln. Immerhin ist ihm dabei wichtig zu erwähnen, dass die Eristawen (erist 'avi), das bedeutet Gebietsfürsten im Sinne eines Herzogs „Suani" Gold gewinnen (VI.12.30) und unter dem kolchischen König 25, und wies jedem eine georgische Provinz zu. Der achte war Kudshi Saulakes 22 eine große Menge von Gold und Silber in ihrem Land gefördert (K' uji), dem er auch eine seiner beiden Schwestern zur Frau gab und Land worden sei (XXXIV.52). Andere Autoren der griechisch-römischen Antike, übereignete .,zwischen dem Egris-Fluss und dem Rioni, vom Meer bis zum wie Klaudios Ptolemaios, erwähnen die Swanen ebenfalls, ordnen ihnen Gebirge, wo Egrissi w1d Swanetien (Suanefi) liegen." 26 aber lediglich einen Platz als bedeutenden kaukasischen Gebirgsstamm zu. 23 Geographie, Hrsg. von A. Stückelberger und G. Graßhoff. Griecbisch-Deutsch. [2 Bde]. 18 Es ist unklar, von welchen Iberern hier die Rede ist. s. auch Geographika, Bd. 7 (Buch !X Basel 2006. XIII: Kommentar), 257, 24f. Es können die Bewohner der Iberischen Halbinsel gemeint 24 Das „Leben der kartwelischen Könige'· geht vermutlich auf eine verlorene Chronik sein, die ähnlich wie die Swanen organisiert waren und u.a. Goldbergbau betrieben. Es ist (Hambavi mep' et'a) zurück und entstand um 790-813. Es ist einer von 13 Texten der aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Bewohner des an Swanetien angrenzenden lberia, K 'art '/is c 'xovreba, die zwischen 800 und der Mitte des 11. Jh. niedergeschrieben wurden. also die Ostgeorgier, gemeint sind, auf deren Gebiet ebenfalls Goldgmben nachgewiesen St. H. Rapp jr., The Sasanian Wor/d through Georgian Eyes. Caucasia and the lranian wurden. Wabrscheinlicher ist Ersteres, da sich Strabon auf das seit Hekataeus von Milet Commomvealth in Laie Antique Georgian Literature. Farnham/Burlington 2014, 379-384. (um 500 v.Chr.) bekannte Konzept der zwei fberia (Iberiai dyo) berufen konnte. 0. Die älteste bekannte Version dieses Korpus, allerdings nicht mit allen Texten, liegt in einer Lordkipanidze., Das alte Georgien (Ko/chis und Iberien) in Strabons Geographie: neue zwischen 1274 und 1311 entstandenen armenischen Übertragung vor: Rewriling Caucasian Scholien, übers. von N. Begiaschwili (Schwarzmeer-Studien, 1) . Amsterdam 1996, 135-14 l. History. The Medieval Armenian Adaptation of the Georg/an Chronicles. Translated with 19 G. Melikischwili, Die alten georgischen Staaten und ihre sozialökonomische Ordnung. In: lntroduction and Commentary by Robert W. Thomson. Oxford 1996. Der armenische Tell.1 Georgica 13/14. Konstanz 1990/91, 73-80, hier: 74. Zus.f ass.: 0. Lordkipanidse. H. ist nicht immer identisch mit den nur aus späteren Handschriften erhaltenen georgischen Bralonann, Iberia II (Georgien). In: R4C XVII (1996), 12-106. Versionen. Letztere werden unter Hinzuziehung der annenischen Übertragung auch für den w C. P/inius Secundus d. Ä .. Nolurkunde. Hrsg. u. übers. von R. König in Zus.arbeit mit J. vorliegenden Beitrag benutzt. Hopp u. W. Glöckner. Lateinisch-Deutsch. [Ausg. in 38 Bde]. München [u.a.] 1973-2004. 25 Georgische erist 'avi waren zunächst wohl den byzantinischen stralegoi vergleichbar. Als 21 Bei den ,,Kaukasischen Toren" handelt es sich um den Darial-Pass, wahrend die ehemalige Heerführer mit später zivil-militärischen Aufgaben trugen sie auch besondere ,,Gurdinischen Berge'' nur hier erwähnt werden, P/inius.op.cit. Buch Vl Geographie: Asien, Kleidung und Waffen. Im Altgeorgischen ist bereits eine Differenzierung festzustellen bearb. von K. Brodersen. München 1996, Anm. 30, 175-176. zwischen erismt 'avari (Fürsten) und obersten Heerführern (erist 'avt '-erist 'avi), 22 Saulakes, der von Plinius als Nachkomme des Königs Aietes bezeichnet wird, ist ansonsten S. Sardshweladse. H Fähnrich, Altgeorgisch-deutsches Wörterbuch (Lexicographia unbekannt, s. Plinius op.cit. Buch XXXIV Metallurgie, bearb. von R. König in Zus arbeit Orientalis, 5). Hamburg 1999, 88. mit G. Winkler. München 1989, Anm. 52, 140-141. 26 Thomson, History, 33-34. In der armenischen Übertragung heißt es: "vom Inneren Meer [d.h. 23 C. Ptolemaeus: Geographia. Venedig 1511. Nachdruck mit einer Einführung von R. A. dem Schwarzen Meer, R.Th] bis zum großen Gebirge, wo die Egrier und Sonk [d.h. Skelton. Amsterdam 1969, Cap. TX, Sec. Asiae Tabula; Ptolemaios. Handbuch der Westgeorgier und Swanen, B.Sch.] leben." lbid, 33-34, Fn 33, 34. ]2 13 Auch unter dem Sohn und Nachfolger von Parnawas, Saurmag beweisen, dass die Swänen an den Handelsbeziehungen des Kolchischen (Sayurmak), wird Swanetien erwähnt. Saurmag, der sich gegen den Königreiches beteiligt waren. wo sie offenbar auch in Handelszentren wie Widerstand georgischer Fürsten behaupten musste, ,,führte die Hälfte aller Anaklia, präsent waren. 32 Sie werden vor allem Rohstoffe wie ielle ' ' Völker des Kaukasus herbei. Einige davon erhob er, und andere siedelte er Bauhölzer und Metalle, ebenso Honig, Wachs und sicher auch Vieh in die im Bergland an, von Didoeti bis Egrissi, was Swanetien (Suanef i) ist." 27 Ebene und von dort in die Zentren des Handels ausgeführt haben. Sie selbst Auch wenn die angeführten, recht unterschiedlichen Quellen benötigten Salz, Wein und Getreide. Letzteres wurde in Swanetien zwar bis grundsätzlich vorsichtig zu gebrauchen sind 28, so lässt sich doch allen in eine Höhe von l .600 m über dem Meeresspiegel angebaut, war aber wohl entnehmen, dass die Swanen zur Zeit der griechisch-römischen Antike nie in ausreichendem Maße vorhanden. Dafür hatte die einheimische bereits als „Volk" im Sinne einer ethnischen Gruppe auftraten und dass Produhion, zum Beispiel von Glasperlen und Schmuckgegenständen aus unter Swanetien ein größeres Territorium verstanden wurde als heute. Folgt Gold, Silber, Bronze und Gagat, ein beachtliches Niveau erreicht. 33 man Strabon, so umfasste es das gesamte an Kolchis angrenzende Bergland. Obwohl die Swanen wie auch andere westgeorgische Bergstämme Das spiegeln auch die georgischen Quellen wider, in denen Swanetien eng während der Antilce intensiv in das wü1scha:ftliche Leben der Kolchis mit Egrissi verbunden wird, wie das dem alten Kolcbis nachfolgende einbezogen waren, konnte das kolchische Staatswesen seinen politischen westgeorgische Königreich im einheimischen Sprachgebrauch hieß. 29 Einfluß offenbar nicht oder - wie noch zu sehen sein wird - nur sehr Unklar bleibt, ob die Swanen dieses Gebiet tatsächlich bewohnten oder eingeschränkt auf die Gebirgsstämme ausdehnen. Walu-scheinlich waren die weitgehend „nur" beherrschten und ob es von einem oder mehreren Unterschiede zwischen der Ebene und dem Bergland einfach zu groß. In der Stämmen besiedelt war. Einige dieser Fragen sind bis heute ungeklärt. üppigen, teilweise sumpfigen Tiefebene, in der das feuchtwarme Klima eine Jedoch komlten in den geographischen und Ortsnamen der an Swanetien reiche subtropische Pflanzenwelt gedeihen ließ, herrschte eine völlig andere grenzenden Regionen Letschchumi, Ratscha und Oberimeretien swanische Lebens- und Wirtschaftsweise, existierten bereits größere Unterschiede Sprachspuren nachgewiesen werden. 30 Ebenso deuten archäologische zwischen Arm und Reich. In der kargen Bergwelt dagegen wurde das Le Funde darauf hin, dass die Swanen zu jener Zeit außer in den beute von ben nach wie vor von den Regeh1 der Stammesordnung bestimmt. Nach ihnen bewohnten Tälern des Enguri und Zcheniszqali und ihrer Nebenflüsse Strabon zu urteilen, der sich auf Kriegsberichterstatter aus dem römischen in weiteren Gebieten im Nordosten der Kolchis siedelten. 31 Heer des Pompeius (106-48 v. Chr.) beruft, war diese aber bereits in eü1er Am Leben der historischen Kolchis, die sich in den Vorstellungen der hochentwickelten Form als militärische Demokratie organisiert: mit einem antiken Welt über das gesamte Gebiet der Schwarzmeerküste von der Basileus, einem ,,König" oder besser: obersten (Heer)Führer, einem Rat und Zentralkette des Kaukasus bis nach Trapezunt (heute Trabzon) erstreckte, - so ist anzunehmen - einer Volksversammlung, die ähnlich wie in hatten die Swanen regen Anteil. Griechische und ägyptische Altgermanien die höchste Gewalt repräsentierte. Diese Ordnung sollte für Kunstgegenstände sowie Münzfunde aus den verschiedensten Gebieten die Swanen über Jahrhunderte hinweg bestimmend bleiben. Sie wurde für sie ebenso zu einem Schutz gegen äußere Einflüsse wie die geographische 27 Ibid., 39. In der armenischen Übertragung: "Er brachte all die zahlreichen Völker des Abgeschlossenheit ihres Territoriums. Die hohe Zahl der wehrfähigen Kaukasus in das Land und siedelte sie in Mtschulc:t [Mt'sulet, Mt' iulet' i, d.h. im Bergland, Bevölkerung in den Angaben von Strabon dürfte dagegen eine bewusste R.Th.] an, was Suanet' [Swanetien, B.Sch.] ist." Ibid., 39, Fn 55. Übertreibung sein. Warum, darauf soll später noch eingegangen werden. 28 Das betrifft besonders die retrospektiven georgischen Chroniken, die im 11. Jh. unter dem Blickwinkel einer Vereinigung Georgiens kompiliert wurden und daher zahlreiche legendäre Überliefenmgen enthalten. 29 N. Lomauri, History of the Kingdom of Egrissi (Lazica) from its origi.ns to the Vlh century AD .. In: BKXXVI. (1969), 211-216. 30 S. Tschumburidse, Die swanische Sprache. In: Georgica 13/14 (1990/91 ), 17-22, hier: 18. n Lordkipanidse, Archäologie, 93. 31 Cartolani. K istorii, 26. 33 Tschartolani, Denkmäler: Svaneti Museum, 38-41. 14 15 Die römische Kaukasuspolitik und Swanetien schützen. Das geschah, indem die klug taktierenden Iberer, die ihre Gebirgsstämme besser kontrollieren ko1mten, und anfangs auch die auf dem Einen ganz anderen Verlauf nahm die Entwicklung in der georgischen Gebiet des heutigen Aserbaidschan siedelnden kaukasischen Albaner zu Ebene, wo sich mit den wechselnden politischen Verhältnissen auch neue „Freunden und Verbündeten" erklärt wurden. Diese waren in der Folge wirtschaftliche und soziale Bedingungen ergaben. Vor allem bestimmten verpflichtet, den Römern Hilfe zu leisten, vor allem im Krieg gegen die rivalisierende Großmächte das Bild. Bereits im 6. - 5. Jahrhtmdert v. Chr. Parther. Rom hingegen gewälute technische Unterstützung, um beispiels hatten sich mit den Persern im Osten und den Griechen im Westen die weise die wichtige kaukasische Verbindungsstraße über den Darial-Paß, die Pforte der Alanen, auszubauen lU1d zu befestigen. zukünftigen Machtblöcke formiert, zwischen deren Interessen Georgien fortan nur durch eine kluge, oft wechselnde Bündnispolitik und in den Ebenso musste den Römern an einem guten Verhältnis zu den Swanen verschiedensten Formen der Abhängigkeit überleben konnte. Die Kolchis gelegen sein. Nicht nur, weil diese als besonders kriegstüchtig galten, erwies sich dabei meistens als das schwächere Staatswesen. sondern weil die Swanen zwei wichtige Pässe über den Kaukasus Das zeigte sich bereits am Ende der hellenistischen Epoche, als Rom zur kontrollierten, den Nakra-Pass östlich und den Kluchor-Pass westlich des Weltmacht aufstieg. Nach dem Sieg des Römers Pompeius Magnus über Elbrus. So ist es also auch nicht erstaunlich, dass die Swanen bereits unter den Großkönig von Pontos, Mithridates VI. Eupator (120-63 v. Chr), der Pompeius (106-48 v. Chr.) in das Blickfeld der Römer gerieten. Sie werden die Kolchis in seinen Herrschaftsbereich einbezogen hatte, wurde jedenfalls in einer Weiheinschrift erwälmt, die vermutlich für einen Tempel Westgeorgien direkt der römischen Verwaltung unterstellt. In der Folge der Minerva in Rom bestimmt war und in der die Eroberungen des zerfiel das Kolchische Reich in unbedeutende Stammesfürstentümer, die Pompeius in Asien einschließlich des Kaukasus festgehalten sind. 35 Dort den Römern tributpflichtig waren. erscheinen sie nach einer längeren Liste von befriedeten lU1d eroberten Von den Swanen ist bekannt, dass sie die erste Schwächung des Staates Reichen neben den Achäern, Heniochern „und anderen Stänm1en an der ausgenutzt hatten, um ihre Macht zu demonstrieren. Georgischen Küste zwischen Kolchis und dem Mäotischen See [das heutige Asowsche Meer, B. Sch.]" als besiegter Volksstamm. Überliefernngen zufolge sollen sie bis an die Schwarzmeerküste vorgedrungen sein und zeitweilig sogar Dioskurias beherrscht haben. 34 David Braund hat in seiner Untersuchung der römischen Politik irn Damit dürften die Swanen zu jener Zeit einen nicht unbedeutenden Kaukasus zu Recht angemerkt, dass die Swanen im Verhältnis zu den in der Machtfaktor dargestellt haben, dessen eigentliche Bedeutung aber in einem Inschrift vorher genannten geopolitischen Schwergewichten, wie den von anderen Punkt begründet lag. ihren Königen angeführten Iberern oder Albanern, zwar ein kleiner Dies zeigt ein Blick auf die römische Politik in Südkaukasien. Auf der Volksstamm waren, ihnen als „Neuerwerbung" des Römischen Imperiums einen Seite zählten für die Römer - wie schon vorher für die Griechen - der jedoch durchaus Gewicht zukam. 36 Es ist also nicht auszuschließen , dass natürliche Reichtum einschließlich des großen Sklavenmarktes Wld der Strabon, der seine Informationen aus verlässlichen, mit den Kriegszügen ungestörte Zugang zu den Handelswegen. Andererseits war der des Pompeius verbundenen Quellen (wie Theophanes von Mytilene 37) Kaukasusraum für sie von strategischer Bedeutung. Die nördlich des Zentralkamms lebenden Nomadenstämme der AJanen, Hunnen und Sarmaten unternahmen nicht nur Kriegszüge auf eigene Faust, sie stellten 35 D. Braund, Georgia in Anfiquity. A History ofColchis and Transcaucasian lberia 550 BC als potentielle Söldner im Dienste eines Nachbarstaates auch eine Gefahr AD 562. Oxford 1994, 163-164, führt als Belege für die Inschrift an Diod. Sie. 40.4; cf Plin. NH 7.98: Dio, 37.21.2. lhm zufolge handelt es sich um die früheste Erwähnung der für ihr Reich dar. Rom war also sehr daran interessiert, die Pässe zu Swanen überhaupt. · 36 Braw1d, Georgia, 164. 34 G.A. Melikisvili, Naselenie jugo-vostocnie Pricornomo1ja v !TI - J vv. do n.e. (Ocerlä 1storii 37 Theophanes gehörte zu den wichtigsten politischen Beratern von Pompeius und begleitete Gruzii I). Tbilisi 1989, 283. ihn auf seinem Feldzug in Pontos. Zu Theophanes von Mytilene als Quelle für Strabon, W. 16 17