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Pentaerithrityltetranitrat: Gesichertes und Neues zur Pharmakologie eines Langzeitnitrats PDF

18 Pages·1994·0.604 MB·German
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E. Noack G. Kojda Pentaerithrityl tetranitrat Gesichertes und Neues zur Pharmakologie eines Langzeitnitrats 11\ i Steinkopff Verlag Darmstadt Prof Dr. med. Eike Noack Dr. rer. nato Georg Kojda [nstitut für Pharmakologie Heinrich-Heine-Universität Moorenstraße 5 40225 Düsseldorf ISBN-13 :978-3-7985-0978-8 e-ISBN- 13 :978-3-642-72518-0 DOI: 10.1007/978-3-642-72518-0 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervie1fältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepu blik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © by Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt, 1994 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zur Annahme, daß solche Namen im Sinn der Warenzeichen- und Marken schutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Appli kationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Umschlaggestaltung: Struwe & Partner, Heidelberg Herstellung: PRO EDIT GmbH, Heidelberg Satz: Datenkonvertierung durch Elsner & Behrens GmbH, Oftersheim Gedruckt auf säurefreiem Papier Inhaltsverzeichnis Pentaerithrithyltetranitrat Organische Nitrate in der KHK-Therapie 1 Die Bedeutung von NO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Differential-therapeutische Aspekte der Koronardilatation . 2 Die Nitratwirkung erfolgt über NO .............. " . . . . . 3 Die Entwicklung von PETN als KHK-Therapeutikum .... 3 Die pharmakologische Besonderheit von PETN .......... 4 Die Pharmakokinetik von PETN ...................... 5 Die Metabolite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Die enterohepatische Zirkulation ...................... 6 NO-Freisetzung aus PETN ............................ 7 Gefäßrelaxation durch PETN ......................... 8 Dosierung und Toleranzentwicklung ................... 9 Indikationsgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10 Verträglichkeit durch selektive Vorlastsenkung . . . . . . . . . .. 10 PETN als Vorlast-Senker. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10 Unterschiedliche Beeinflussung von Vor- und Nachlast. . .. 11 Therapeutische Implikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 12 Literatur ........................................... 13 Pentaerithrityltetranitrat Organische Nitrate in der KHK-Therapie Organische Nitrate sind nach wie vor die Basistherapeutika bei der Behandlung der Koronaren Herzkrankheit. Der pharmakologischen Grundlagenforschung ist es in den letzten Jahren gelungen, die wesentlichen molekularpharmakologi schen Einzelprozesse bei der Wirkungsvermittlung dieser Substanzklasse aufzu klären (Überblick siehe Noack, 1991; Noack und Feelisch, 1991). Dabei zeigte sich, daß sich Organische Nitroverbindungen eines Wirkprinzips bedienen, das die Natur seit jeher auch selbst zur Gefäßerweiterung bzw. zur Regulation der regionalen Durchblutung benutzt. Es handelt sich um den in den Endothelzellen der Gefäßwand gebildeten Faktor EDRF, der chemisch weitgehend oder ganz mit radikalisehern Stickstoffmonoxid/NO identisch ist. Aus unseren eigenen Untersuchungen zum molekularen Wirkungsmechanismus organischer Nitro verbindungen geht hervor, daß alle therapeutisch eingesetzten Nitrovasodila tatoren ebenfalls radikalisches Stickstoffmonoxid als pharmakologisch aktives Prinzip freisetzen, das wie EDRF/NO selbst die glatte Muskelzelle der Gefäß wand zu relaxieren vermag (Noack und Murphy, 1991; Feelisch und Noack, 1991; Feelisch et al., 1993). Damit repräsentieren die therapeutisch bevorzugt bei der ischämischen Herzkrankheit eingesetzten Nitroverbindungen wie Isosorbid- 5-Mononitrat (IS-5-MN) Prodrugs des auch physiologischen Mediatorstoffs EDRF/ NO. So gesehen sind die Organischen Nitrate endlich dem Stadium der Empirie entrückt und repräsentieren aus heutiger Sicht eine rational begründba re und therapeutisch sinnvolle Substitutionstherapie. Die Bedeutung von NO Die Ergebnisse der letzten Jahre sprechen dafür, daß dem Stickstoffmonoxid eine fundamentale Bedeutung für die Modulation des Gefäßtonus koronarer Leitungs-und kardialer Widerstands gefäße zukommt (Chu et al., 1990; Pohl und Busse, 1990). Bei ischämischer oder atherosklerotischer Schädigung oder durch den gänzlichen Verlust des Gefäßendothels kommt es daher infolge des dann vorhandenen lokalen Mangels an NO zu einer regionalen Vasokonstriktion (Rubanyi und Vanhoutte, 1986) und zur Begünstigung zellschädigender Gefäß wandprozesse, weil NO die unter Ischämie vermehrt gebildeten Sauerstoffradi kale (Oxygen stress) nicht mehr abfangen und entgiften kann. Nach neuesten 2 Pentaerithrityltetranitrat Untersuchungen führt jede Abnahme der regionalen NO-Bildung zu einer entsprechenden Zunahme der Aktivität des Renin-Angiotensin-Systems in der Gefäßwand. Gefäßareale mit relativem NO-Mangel müßten daher besonders gut auf exogene NO-Lieferanten, wie es die Organischen Nitrate sind, ansprechen (Bassenge und Stewart, 1987; Kojda et al. , 1991), weil dadurch eine gezielte NO Substitution erreicht wird. Eine Gefäßrelaxation wäre dann besonders in jenen Gefäßgebieten des Koronarbaums zu erwarten, in denen wegen Ischämie und endothelia1er Dysfunktion die physiologische Regulation des Gefäßtonus, also insbesondere im Poststenosebereich, gestört ist. Dagegen ist in noch ausreichend durchbluteten bzw. gut versorgten Gefäßarealen, dort wo die endotheliale Auskleidung der Koronararterien noch intakt ist, eher mit einem geringeren vasodilatierenden Effekt Organischer Nitrate zu rechnen. Hierfür sprechen auch eigene Untersuchungen an isolierten koronaren Gefäßpräparationen. Danach beträgt die ha1bmaximal wirksame Konzentration von Glyceroltrinitrat am intakten Präparat einer isolierten Koronararterie vom Schwein 0,4 ± 0,05 J.1M. Wird das Endothel entfernt oder die endotheliale NO-Produktion gezielt durch einen Hemmstoff des NO synthetisierenden Enzyms NO-Synthase blockiert, sinkt diese Konzentration auf 0,05 ± 0,007 J.1M, d. h. es wird etwa 8mal weniger Glyceroltrinitrat benötigt, um den gleichen Effekt zu erzielen (Kojda et al., 1992a). Vergleichbare Zusammenhänge wurden an isolierten Venenpräparaten beobachtet (Kojda et aL, 1992b). Es ist dabei bemerkenswert, daß dieser Effekt nur für solche Nitrate zutrifft, die, um zur Wirkung zu gelangen, im glatten Gefäßmuskel oder seiner unmittelbaren Umgebung metabolisiert werden müs sen. Hierzu zählen neben Glyceroltrinitrat auch IS-5-mononitrat und PETN. Sellke et al. (1990) konnten an Koronargefäßen von Affen, die cholesterinreich gefüttert worden waren, zeigen, daß der relaxierende Effekt von Nitroprussid Natrium trotz erheblicher endothelialer Dysfunktion unverändert erhalten war. In eigenen Untersuchungen an cholesterinreich gefütterten Kaninchen wurde dies für IS-5-mononitrat und PETN von unserer Arbeitsgruppe kürzlich bestätigt (Kojda et al., 1993). Differential-therapeutische Aspekte der Koronardilatation Dipyridamol, Carbochromen, Hexobendin, Dilazep und andere heute als maligne Koronardilatatoren bezeichnete Pharmaka erweitern bevorzugt die präkapillären Sphinkteren und damit die arterioläre Strombahn (Kinsella et al., 1962). Im Gegensatz dazu relaxieren Organische Nitrate nur die extramuralen Koronararterien und die größeren Arterienäste (> 200 J.1m) der intramyokardia len Leitungsarterien. Ursache für diese vom Gefäßkaliber abhängige Wirkung könnte darin bestehen, daß sie in den kleineren entweder nicht ausreichend bioaktiviert werden oder weil dort die für die Vasorelaxation notwendigen Enzymsysteme fehlen (Harrison, 1993; Sellke et al., 1990). Dadurch kommt es Die Entwicklung von PETN als KHK-Therapeutikum 3 präarteriolär zu einem Druckanstieg, der die Eröffnung von Kollateralgefaßen begünstigt und damit bei regionaler Ischämie z. B. infolge einer Koronarstenose die Randdurchblutung verbessert. Die vasorelaxierende Wirkung der Organi schen Nitrate ist also vermutlich wegen der regional unterschiedlichen Bioakti vierungsmöglichkeiten stark vom Gefaßtyp bzw. -kaliber abhängig, woraus sich nicht zuletzt auch die auffalligen arte rio-venösen Wirkunterschiede erklären könnten. Grundsätzlich gilt, daß Nitrate schwache Dilatatoren der kleinen koronaren Widerstandsgefaße sind (Müller-Beckman und Gross, 1986). Dies gilt allerdings nicht für Nitroverbindungen, die NO direkt, d. h. nichtenzy matisch liberieren, wie Nitrosothiole oder der Metabolit des Molsidomins SIN- 1. Die durch sie bewirkte Beeinflussung der Koronardurchblutung könnte daher anders bzw. hämodynamisch weniger vorteilhaft als bei IS-5-Nitrat oder PETN sein. Die Nitratwirkung erfolgt über NO Für die Anwendung organischer Nitroverbindungen ergeben sich auch deshalb ganz neue pharmakologische und klinische Aspekte, weil diese Pharmaka ein Wirkprofil haben dürften, das demjenigen von NO entspricht. NO hat aber ein viel breiteres Wirkspektrum als wir dies den Nitroverbindungen bisher zuge traut haben. Dies haben die Untersuchungen der vergangenen Jahre sehr eindrucksvoll belegt (Übersicht bei Noack und Murphy, 1992 und Moncada et al., 19Q2). Die folgende Tabelle (Tabelle 1) faßt einige wesentliche Eigenschaf ten zusammen, mit denen NO aufvielfaltige Weise in das Krankheitsgeschehen der KHK eingreifen kann. Die Entwicklung von PETN als KHK-Therapeutikum Pentaerithrityltetranitrat ist eine organische Nitroverbindung, die aufgrund ihrer mehrstündigen Wirkdauer zu den Langzeitnitraten zu zählen ist. Wegen nachgewiesener antiischämischer Wirksamkeit wurde es bereits 1943 von Tabelle 1. Effekte von EDRF /NO, die das KHK-Geschehen positiv beeinflussen NO wirkt koronardilatatorisch - anti ischämisch NO verhindert die Adhäsion und Aggregation der Thrombozyten NO verhindert proliferative Gefäßwand-Prozesse aufgrund von anti-trophogenen Eigenschaften NO verhindert die Noradrenalin-Freisetzung aus sympathischen Nervenendigungen NO wirkt antagonistisch gegenüber vasokonstriktorischen Stimuli (z. B. Serotonin) NO hat eine Scavenger-Funktion (Bindung von Sauerstoffradikalen, Verhinderung der Oxidation von LDL) 4 Pentaerithrityltetranitrat Bjerlöv in die Therapie eingeführt. Auch in den USA erfolgte die Zulassung bereits Anfang der 50er Jahre (PeritrateR Tabs, Parke-Davis Co.) mit oralen Einzeldosen von 10, 20 und 40 mg und einer durchschnittlichen Tagesdosis von 4 X tgl. 40 mg PETN. Später wurde die Produktpalette durch weitere galenische Zubereitungen wie eine 80 mg Retardtablette, ein TTS und Salbenzubereitun gen ergänzt. Die Zulassung durch die FDA erfolgte seinerzeit mit der Beurtei lung "safe and widely regarded as useful". Die ersten umfangreichen klinischen Studien mit PETN wurden 1957/58 veröffentlicht. Kurze Zeit später fand bereits die Zulassung in der BRD unter dem Namen DilcoranR statt. Der therapeutische Einsatz hielt sich jedoch in Grenzen, obwohl es anfangs von klinischer Seite aus auch hier positiv beurteilt wurde (Kaltenbach, 1972). Pharmakologische Wirksamkeit und therapeutische Brauchbarkeit von PETN wurden in der Vergangenheit sicherlich unterschätzt, sonst könnte man die relativ geringe Verordnungshäufigkeit in der BRD nicht erklären. Dies umso mehr als die Entwicklung in der ehemaligen DDR ganz anders verlief. Hier wurde PETN bereits im Jahre 1964 in den Handel eingeführt und war bis zum Fall der Mauer das einzige verfügbare Langzeitnitrat, mit dem aufgrund umfangreicher klinischer Erfahrungen durch die Jahre hindurch erfolgreich gearbeitet worden ist (Russek, 1966; Davidson et al., 1970; Amsterdam et al., 1980; Engelmann und Gottschild, 1981; Hentschel und Haustein, 1985; Haus tein et al., 1992) . Seit 1964 stand es zur oralen Dauertherapie als PentalongR zunächst in einer 20 mg und ab 1983 als 50mg Dosierung zur Verfügung, das noch heute das Standardpräparat darstellt. Neuerdings steht auch eine 80 mg PETN enthaltende Oblong-Tablette zur Verfügung. Die pharmakologische Besonderheit von PETN Die hier erstmals vorgestellten Ergebnisse zum pharmakologischen Wirkprofil von PETN unterstreichen den Wert der therapeutischen Anwendbarkeit von PETN, bei Vergleich mit den häufig verordneten Alternativpharmaka wie dem Isosorbiddinitrat (ISDN) und Isosorbid-5-mononitrat (IS-5-N). PETN ist ein Langzeitnitrat mit eigenständigen pharmakologischen Eigen schaften, das man als das omnipotenteste unter den z. Zt. im Handel befindli chen Nitraten bezeichnen kann. Der Grund liegt darin, daß es sich bei PETN um ein Mehrkomponentennitrat handelt, aus dem im Organismus durch enzymatischen Abbau nacheinander drei Metabolite entstehen, die vermutlich alle an der antiischämischen Wirkung beteiligt sind. Im einzelnen handelt es sich um die Pentaerithrity1tri-, di- und mononitrat. Wegen ihres unterschiedli chen Wirkeintritts und einer verschieden langen Wirkdauer ergänzen sie sich sinnvoll. Unter dem Aspekt des gesamttherapeutischen Effekts ziehen die Muttersubstanz PETN und ihre drei Metabolite an einem Strang. Die Metabolite 5 Die Phatmakokinetik von PETN PETN selbst wird wegen seiner extrem hohen Lipophilie nach oraler Einnah me entweder gar nicht oder in einem mit den z. Zt. zur Verfügung stehenden analytischen Techniken nicht meßbarem Umfang aus dem Magen-/Darmtrakt resorbiert. Durch unspezifische Esterasen im Darmepithel und in den Darm bakterien erfolgt jedoch rasch die Abspaltung eines Salpetersäurerestes, wobei das sehr gut resorbierbare Pentaerithrityl-trinitrat (Abk.: PE-Trinitrat) ent steht. Bei oraler Gabe von 40 mg PETN beträgt der resorbierte Anteil etwa 50% (Davidson et al. , 1971). Offensichtlich bestimmt die Löslichkeit sehr wesentlich das Ausmaß der Bioverfügbarkeit von PETN, da die relative Bioverfügbarkeit einer Tablettenzubereitung (PentalongR) bei Vergleich mit einer PETN-Lösung (50 mg PETN gelöst in Polyenthylenglycol 300; 2,5 mg PETN/ml Endkonzentration) nur 50% beträgt (Hentschel und Haustein, 1985). Bereits innerhalb von Minuten nach oraler Applikation finden sich meßbare Konzentrationen von PE-Tri nitrat im Plasma. Die klinische Wirkung tritt zwischen der 30. und 45. Minute ein (Engelmann und Gottschild, 1981). Das Maximum der Wirkung wird im Mittel nach 80 Min. erreicht (Abrams, 1983; Hentschel und Haustein, 1985; Engelmann et al., 1989). Nach der oralen Gabe von 40 mg PETN beobachteten Amsterdam et al. (1980) 20 Min. nach Einnahme eine signifikante Abnahme des links ventrikulären Füllungsdrucks. Das Maximum wurde, beurteilt an diesem Parameter, nach 60 Minuten erreicht. Der erwünschte hämodynamische Effekt hielt während der gesamten Beobachtungsdauer von 4 Stunden unvermindert an. Die Metabolite Bei der Leberpassage und der Bioaktivierung in der Gefäßwand entsteht aus dem Pentaerithrityltrinitrat als weiterer pharmakodynamisch wirksamer Metabolit das Pentaerithrityl-dinitrat (Abk.: PE-Dinitrat). Auch dessen Wirkung setzt beim Menschen rasch ein. Bereits 15 Min. nach Applikation wird im Plasma das Maximum erreicht, was darauf schließen läßt, daß der Abbau vom Tri- zum Dinitrat schnell erfolgt. Aus dem PE-Dinitrat entsteht schließlich durch weitere Abspaltung eines Salpetersäurerestes das Pentaerithrityl-mononitrat (Abk.: PE-Mononitrat). Hu manpharmakologische Untersuchungen zeigen, daß dieses, beurteilt am Verlauf der Plasmaspiegelzeitkurven, sehr lange bzw. am längsten von allen drei PE Metaboliten im Plasma verweilt. Zwei Gründe sind hierfür verantwortlich. Einerseits vergeht längere Zeit, bis es aus den Vorstufen gebildet wird, andererseits erfolgt der enzymatische Abbau, vergleichbar den Verhältnissen bei ISDN und IS-5-Mononitrat, viel langsamer als derjenige des PE-Trinitrats oder des PE-Dinitrats. Meßbare Plasmaspiegel findet man daher weit über 15 Stunden 6 Pentaerithrityltetranitrat nach oraler Applikation. Die Plasma-Eliminations-Halbwertszeit liegt zwischen 6,3 und 8,1 Std. (Neurath und Dünger, 1977). Das Maximum der renalen Elimination von Pentaerithrity1-mononitrat findet sich nach Untersuchungen der gleichen Autoren erst zwischen der 8. und 12. Stunde p. Applik. Insgesamt lassen sich während der ersten 24 Std. ca. 20 % der verabreichten PETN-Dosis in Form der Metabolite und des Pentaerithrits im Urin wiederauffinden. Die enterohepatische Zirkulation Besonders bemerkenswert und für die Kinetik Organischer Nitrate einmalig ist die Beobachtung, daß sowohl PE-Dinitrat als auch PE-Mononitrat enterohepa tisch rezirkulieren. Sie werden in Form ihrer Glukuronide biliär eliminiert und aus dem Darm immer wieder rückresorbiert. Deshalb sind sie deutlich länger wirksam als alle anderen bekannten Metabolite Organischer Nitrate. Auch körpereigene Wirkstoffe wie die Geschlechtshormone unterliegen einem derarti gen enterohepatischen Kreislauf und sind nur deshalb über viele Stunden wirksam. Aufgrund der z. Zt. zur Verfügung stehenden klinisch-pharmakologi schen Studien läßt sich keine exakte Aussage darüber machen, welchen quantitativen Anteil die drei Metabolite des PETN an der Gesamtwitkung des Pharmakon zu einem bestimmten Zeitpunkt haben. Man kann aber aufgrund der hohen vasodilatatorischen Wirksamkeit am isolierten Gefäß davon ausge hen, daß wesentliche Anteile der anti-ischämischen Langzeitwirkung von PE Trinitrat und PE-Dinitrat ausgehen. Immerhin entspricht aber auch die hämodynamische Wirksamkeit von PE-Mononitrat noch derjenigen des Isosor bid-5-Mononitrates (Tabelle 2). Tabelle 2 faßt die am isolierten Gefäßpräparat der Kaninchenaorta ermittelten Konzentrationen zusammen, die für eine halbmaximale Relaxation (EC50) erforderlich sind. Die Wirksamkeit von PETN und seiner Metabolite wurde mit derjenigen von Glyceroltrinitrat und IS-5-mononitrat verglichen. Tabelle 2. Vergleich der relaxierenden Wirkung ausgewählter Organischer Nitrate am isolierten Gefäß Organ. Nitrat ECso (nM) PETN 5 PE-Trinitrat 10 Glyceroltrinitrat 11 PE-Dinitrat 300 PE-Mononitrat 10000 IS-5-Mononitrat 13000 NO-Freisetzung aus PETN 7 Danach ist die relative Wirkstärke von PE-Trinitrat am isolierten Gefäßstreifen präparat mit der des Glyceroltrinitrats direkt vergleichbar. Die Wirkstärke von PE-Mononitrat entspricht etwa derjenigen von IS-5-Mononitrat und diejenige von PE-Dinitrat dürfte in etwa der von Isosorbiddinitrat entsprechen. NO-Freisetzung aus PETN Entsprechende Ergebnisse erhielten wir für die Geschwindigkeit, mit der PETN und seine Metabolite unter geeigneten Versuchsbedingungen (in Gegenwart von Cystein) in vitra Stickstoffmonoxid/NO freisetzt. Abbildung 1 faßt die mit der Methämoglobin-Methode (Feelisch und Noack, 1987; Murphy und Noack, 1994) erhaltenen Werte zusammen. Dargestellt ist die NO-Bildungsrate in nM pro Minute aus 100 j.tmolaren Pharmakalösungen. Die NO-Freisetzungsrate aus PETN entspricht etwa derjenigen von Glyceroltrinitrat (62,8 bzw. 65,5 nM/ Min.). Die Aktivität von PE-Tri nitrat und PE-Dinitrat ist um den Faktor 3 bzw. 9 geringer. Aus zahlreichen Untersuchungen geht hervor, daß die NO-Bildung direkt mit der Aktivierung des Zielenzyms Guanylatzyklase in der glatten Muskelzelle korreliert. Dieses im Zytoplasma gelöste Enzym vermittelt die Bildung von zyklischem GMP (cGMP), das dann als Second Messenger die eigentliche Gefäßrelaxation vermittelt. Eine entsprechende Korrelation fanden wir auch für PETN und seine Metabolite. Das Ergebnis ist in Abbildung 2 NO-Freisetzung aus PETN und seinen Metaboliten 80 70 Dohne L-Cystein ...... 60 c 1SS3. mit L-Cystein 150 :.Es 40 CI § 30 :2 CD 20 6 z 10 GTN PETN PETriN PEON PEMN organisches Nitrat (0,1 mM) Abb. 1. Geschwindigkeit der NO-Freisetzung aus PETN und seinen Metaboliten (jeweils 0,1 mM EK) im Vergleich zu Glyceroltrinitrat in Abwesenheit und Gegenwart von 5 mM Cystein. Die NO-Bestimmung erfolgte mit der Methämoglobin-Methode (Noack et al., 1992)

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