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PDF/UA kompakt PDF

21 Pages·2013·0.68 MB·German
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PDF/UA kompakt Barrierefreie Dokumente mit PDF Olaf Drümmer und Bettina Chang ■ ISO-Standard für barrierefreies PDF ■ Gesetzliche Regelungen ■ Die Geschichte von PDF/UA ■ Anforderungen an das Dateiformat ■ Konforme PDF-Programme ■ Assistive Technologien ■ Werkzeuge für die PDF/UA-Erstellung ■ Prüfung auf PDF/UA- Konformität Inhalt ISO-Standard PDF/UA für universelle Barrierefreiheit 3 Assistive Technologie zur vertiefenden Prüfung 14 Konforme Reader-Programme für assistive Technologien 14 Die wichtigsten Fakten zu PDF/UA 4 Gesetze fordern barrierefreie Informationstechnik 4 Bedeutung des PDF/UA-Standards für Endanwender 15 Orientierung an den „Richtlinien für barrierefreies Web“ 2.0 4 Bei eingeschränktem Sehvermögen oder eingeschränkter Motorik 15 Für Menschen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche 15 Maßgebende Gesetze und Verordnungen 5 Lese- und Navigationskomfort auf mobilen Geräten 15 International 5 Europa 5 PDF/UA – viel Potenzial für Organisationen 16 Deutschland 5 Österreich 5 Die Entwicklung der Gesetzeslage 17 Schweiz 5 Einschätzungen von Experten 18 Die Geschichte von PDF/UA im Überblick 6 Klaus-Peter Wegge, Siemens AG 18 Markus Riesch, „Zugang für alle“ 18 PDF/UA – die technischen Anforderungen 7 Anforderungen an das Dateiformat 7 Aktuelle Informationen über PDF/UA 19 Anforderungen an konforme PDF-Programme 8 PDF/UA Competence Center 19 Anforderungen an konforme assistive Technologien 8 Seminare zu PDF/UA 19 Mitgliedschaft in der PDF Association 19 Anwender und Anwendungsgebiete 9 PDF/UA-Ausschuss der AIIM 19 Werkzeuge für die PDF/UA-Erstellung 10 Tabelle 1: Software zur Erstellung von barrierefreien PDF-Dokumenten 10 Prüfung auf PDF/UA-Konformität 12 Tabelle 2: Software zur Prüfung von PDF/UA-Konformität 13 PDF/UA kompakt I Einführung ISO-Standard PDF/UA für universelle Barrierefreiheit Informationen spielen eine zentrale Rolle PDF/UA-1 ist der erste Teil der Nor- in unserer Gesellschaft. Zunehmend wer- menreihe PDF/UA, die Buchstabenfolge den sie nur noch in digitaler Form ange- „UA“ steht für „Universal Accessibility“ boten und weitergegeben, wobei sich als – also universelle Barrierefreiheit – und bevorzugtes Dateiformat das zuverlässige verweist auf den Anspruch des Standards. und nutzerfreundliche Portable Document Er definiert erstmalig und einheitlich An- Format (PDF) weltweit etabliert hat. forderungen an barrierefreie PDF-Doku- Um die Inhalte eines Dokuments zu mente. strukturieren, lassen sich PDF-Dokumen- PDF/UA richtet sich vor allem an Ent- te mit Tags versehen (siehe Kasten rechts). wickler von Programmen zum Erstellen, Tagged PDF Diese Tags sind eine wesentliche Vor- Lesen, Verarbeiten und Prüfen von PDF- Tags sind standardisierte In- aussetzung, damit assistive Technologien Dokumenten und an Anbieter von assis- haltsmarkierungen in digita- (zum Beispiel Screenreader, Spezialmaus, tiven Technologien. Der Standard ist kein len Dokumenten. Mithilfe von Sprachausgabe und -eingabe) den Zugang Leitfaden für die praktische Anwendung Tags lassen sich PDF-Dateien zu den Inhalten ermöglichen können. Bis- im Alltag. mit einer logischen Doku- lang werden PDF- Dateien eher selten mit Für interessierte Ersteller von PDF-Da- mentstruktur versehen. PDF Tags versehen, und nicht jede Software teien bieten die PDF Association und mit Tags gibt es bereits seit kann sie nutzen. In der Praxis schränkt ihre Mitglieder Fachartikel, Webinare Adobe Acrobat 5. dies die Zugänglichkeit insbesondere für und Schulungen an, um detailliert über Tags sind eine wesentliche Menschen mit Behinderungen ein, die auf PDF/UA zu informieren und um zu ver- Voraussetzung für den Zugriff assistive Technologien angewiesen sind. mitteln, wie zugängliche PDF-Inhalte auf Dokumentinhalte durch Damit zukünftig möglichst viele Men- beschaffen sein sollten. Durch die Umset- assistive Technologien. schen PDF-Dokumente uneingeschränkt zung der klar definierten Anforderungen nutzen können, haben Fachleute aus der des PDF/UA-Standards in Softwarepro- ganzen Welt den Standard ISO 14289-1 er- dukten wird es Anwendern ermöglicht, arbeitet, auch bekannt als PDF/UA. Im Juli zugängliche PDF-Dokumente auf einfache 2012 veröffentlichte ihn die International Weise und ohne Spezialwissen zu erstellen Organization for Standardization (ISO) und diese möglichst vielen Menschen für unter dem offiziellen Namen „ISO 14289-1. eine mühelose Nutzung in hoher Qualität Document management applications – Elec- zur Verfügung zu stellen. tronic document file format enhancement Bei Veröffentlichung von PDF/UA gab for accessibility – Part 1: Use of ISO 32000-1 es naturgemäß noch keine Programme, die (PDF/UA-1)“. mit dem Standard vollumfänglich konform sind. Eine Reihe von Softwareentwicklern, etwa Adobe Systems, axaio software, cal- las software, NetCentric Technologies, NV Access, PDFlib oder xyMedia, und die Stiftung „Zugang für alle“ haben bereits Produkte angekündigt oder auch veröf- fentlicht, die PDF/UA unterstützen. Es ist zu erwarten, dass sowohl immer mehr Hersteller wie auch Behörden und Unter- nehmen auf PDF/UA als verbindlichen Die ISO (International Organization for Standardiza- tion) ist die weltweit größte Organisation, die interna- Maßstab für barrierefreie PDF-Dokumen- tionale Standards erarbeitet und veröffentlicht. te setzen werden. PDF/UA kompakt 3 Einführung Die wichtigsten Fakten zu PDF/UA Was bedeutet „Universelle Barrierefrei- betrifft dies in besonderem Maße auch heit“ für PDF? Darunter wird verstan- PDF-Dokumente. den, dass alle Menschen selbstständig Auch wenn diese Gesetze vielfach nicht und gleichberechtigt Informationen in oder nur eingeschränkt für den privat- PDF-Dokumenten wahrnehmen und wirtschaftlichen Bereich gelten, stellen nutzen können. Dies gilt insbesonde- sich immer mehr moderne Unternehmen re für Menschen mit Einschränkungen der Verantwortung, sowohl ihre Websei- oder Behinderungen. Gerade sie sind auf ten als auch PDF-Dokumente in barriere- barrierefrei zugängliche Informationen freien Fassungen anzubieten. und Dokumente angewiesen. Hier er- Orientierung an den „Richtlinien für möglicht der PDF/UA-Standard folgende barrierefreies Web“ 2.0 Aspekte: Die Vorgaben von PDF/UA orientieren sich ■ PDF-Dokumente ohne fremde Hilfe an der Version 2.0 der „Richtlinien für bar- nutzen, rierefreies Web“ – Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) – des W3C-Konsorti- ■ ein bestimmtes Ziel im Dokument auf ums, die im Oktober 2012 mit identischem einfache und direkte Weise und in einer Inhalt als ISO-Norm ISO/IEC 40500 veröf- angemessenen Zeit erreichen, fentlicht wurden. Die WCAG 2.0 legen die Beschaffenheit zugänglicher Webinhalte ■ PDF-Dokumente in gleich hoher Qua- fest und konzentrieren sich dabei auf In- lität nutzen, wie dies für Menschen ohne halte und Anwendungen, die üblicherweise Einschränkungen möglich ist. auf Webseiten angeboten werden. Rein in- formativer Natur sind einige WCAG-2.0- Die technischen Anforderungen an Tipps, wie man auch für PDF-D okumente universell barrierefreie PDF-Dokumente Barrieren vermeiden kann, eine systemati- sind im neuen Standard PDF/UA einheit- sche Hilfestellung oder Orientierung fehlen lich und klar vorgegeben. Sie legen fest, hier jedoch. PDF/UA hingegen adressiert wie zum Beispiel Text, Bilder, Formu- umfassend und ausschließlich das PDF-For- larfelder, Listen und Tabellen beschaffen mat, wobei es die WCAG-2.0-Konzepte in sein müssen, damit Menschen mit Behin- die PDF-Welt überträgt und spezifische Re- derungen sie nutzen können. geln aufstellt. PDF/UA als ISO-Standard bietet im Gesetze fordern barrierefreie Gegensatz zur WCAG 2.0 aber keine kon- Informationstechnik kreten Umsetzungshilfen, etwa für be- Diese Vorgaben spielen für öffentliche stimmte Programme oder Anwendungs- Einrichtungen und Unternehmen eine szenarien. Dies wird durch das eigens immer wichtigere Rolle, denn die aktuel- gegründete PDF/UA Competence Center le Gesetzgebung regelt – teilweise bereits der PDF Association abgedeckt. Es setzt seit mehreren Jahren – die Barrierefrei- sich zusammen aus führenden internati- heit in der Informationstechnik. So sollen onalen Unternehmen und Experten, die Bundes- und Landesbehörden der Öffent- auf der Webseite www.pdfa.org sowie in lichkeit einen uneingeschränkten Zugang Publikationen, Seminaren und Konferen- zu ihren elektronischen Informationsan- zen über die Umsetzung von PDF/UA in geboten ermöglichen. Neben Webseiten der Praxis informieren. 4 PDF/UA kompakt Gesetze und Verordnungen Maßgebende Gesetze und Verordnungen International gleichbare Landesgesetze für die Behörden ■ Übereinkommen der Vereinten Nationen der Landesverwaltung. über die Rechte von Menschen mit Behinde- ■ Verordnung zur Schaffung barrierefreier In- rungen (UN-Behindertenrechtskonvention – UN- formationstechnik nach dem Behindertengleich- BRK): Die UN-Behindertenrechtskonvention stellungsgesetz (Barrierefreie-Informationstech- konkretisiert die allgemein gültigen Men- nik-Verordnung – BITV 2.0): Die BITV 2.0 schenrechte für Menschen mit Behinderun- nennt Mindestanforderungen, die Weban- gen. Sie ist seit 2008 in Kraft. gebote von Behörden der Bundesverwaltung ■ Americans With Disabilities Act (ADA): Der erfüllen müssen und im Wesentlichen auf US-amerikanische Kongress erließ 1990 das den Empfehlungen der WCAG 2.0 beruhen. Bundesgesetz ADA, das in den Vereinigten In einigen Bundesländern gelten auf Landes- Staaten jegliche Form der Diskriminierung ebene vergleichbare eigene Barrierefreie-In- aufgrund von Behinderung verbietet. formationstechnik-Verordnungen. ■ Rehabilitation Act, Section 508: In den Ver- Österreich einigten Staaten wurde 1998 das Rehabi- litationsgesetz durch den § 508 erweitert. ■ Bundesgesetz über die Gleichstellung von Seitdem muss die US-Bundesregierung si- Menschen mit Behinderungen (Bundes-Behin- cherstellen, dass ihre Informationstechnik dertengleichstellungsgesetz – BGStG): In Ös- für Menschen mit Behinderungen zugäng- terreich gilt das Bundesgesetz BGStG. Es lich ist. verpflichtet den österreichischen Bund seit 2005, eigene Leistungen und Angebote in ei- Europa ner zugänglichen Form bereitzustellen. ■ EU Mandat 376: Die Europäische Kom- Schweiz mission hat mit dem Mandat 376 die Nor- mungsorganisationen CEN, CENELEC ■ Bundesgesetz über die Beseitigung von Be- und ETSI beauftragt, das europäischen Ver- nachteiligungen von Menschen mit Behinderun- gaberecht zu harmonisieren. Sie arbeiten gen (Behindertengleichstellungsgesetz, BehiG): derzeitig an dem Standard EN 301459, der Das schweizerische BehiG trat 2002 in Kraft, Anforderungen an Barrierefreiheit bei der damit Menschen mit Behinderungen in der Wichtige Standards Beschaffung von Produkten und Dienst- Schweiz nicht länger benachteiligt werden. PDF/UA (ISO 14289-1:2012): Der leistungen der Informations- und Kommu- ■ Verordnung über die Beseitigung von Be- ISO-Standard 14289-1 definiert nikationstechnologien durch die öffentliche nachteiligungen von Menschen mit Behinde- alle wesentlichen Anforderun- Hand vorgeben wird. rungen (Behindertengleichstellungsverord- gen an barrierefreie PDF-Doku- ■ Europäisches Barrierefreiheitsgesetz: Die nung, BehiV): Die BehiV verpflichtet in mente sowie an PDF-Program- me und assistive Technologien Europäische Kommission bereitet ein euro- Artikel 10 die Schweizer Bundesbehörden, zur Nutzung von PDF/UA. päisches Barrierefreiheitsgesetz vor. eigene Internetangebote barrierefrei auf- zubereiten, damit sie für Menschen mit PDF 1.7 (ISO 32000-1:2008): Deutschland Behinderungen nutzbar sind. Der Standard ISO 32000-1 spe- ■ Gesetz zur Gleichstellung behinderter ■ Richtlinien des Bundes für die Gestaltung zifiziert das Dateiformat PDF. Menschen (Behindertengleichstellungsgesetz von barrierefreien Internetangeboten (P028): WCAG 2.0 (ISO/IEC 40500:2012): – BGG): Das deutsche Bundesgesetz BGG Die schweizerische Richtlinie P028 for- Die „Richtlinien für barriere- regelt im § 11 seit 2002, dass Bundesbehör- dert, dass Websites des Bundes konform freies Web“ des W3C in Version den ihre Internetauftritte und -angebote in zur WCAG 2.0 sein müssen und die mitt- 2.0 sind identisch mit dem Deutschland barrierefrei anbieten müssen. lere Konformitätsstufe AA erreicht werden Standard ISO/IEC 40500. In einigen Ländern Deutschlands gelten ver- muss. PDF/UA kompakt 5 Geschichtliche Entwicklung Die Geschichte von PDF/UA im Überblick Die erste PDF-Version – PDF 1.0 – erschien PDF 1.7“. Die Referenz zum Standard steht Von PDF zu PDF/UA 1993. Entwickelt wurde das Portable Docu- auf der Adobe-Webseite kostenfrei zum 1993: Adobe Systems veröffent- ment Format von der Firma Adobe Systems Download bereit, die inhaltlich identische licht PDF 1.0 Incorporated, die daran auch stetig weiter- offizielle ISO-Version ist gegen Gebühr bei 1999: Richtlinien für barriere- arbeitet. In den zwei Dekaden seit seiner der ISO zu beziehen. Ebenfalls im Jahr 2008 freie Webinhalte 1.0 (Web Veröffentlichung hat sich das Format rasant veröffentlichte das World Wide Web Con- Content Accessibility in aller Welt verbreitet, erleichtert es doch sortium (W3C) die WCAG 2.0. Sie löste die Guidelines 1.0) des W3C den Austausch und die Darstellung digitaler Vorgängerversion, die WCAG 1.0 von 1999, 2001: PDF 1.4 integriert Tags Dateien enorm. Es ermöglicht, unterschied- ab, und trug damit den seitdem erfolgten zur Abbildung der logi- lichste Arten von Dokumenten originalge- Entwicklungen im Internet Rechnung. schen Inhaltsstruktur in treu und plattformunabhängig wiederzuge- Im Jahr 2009 wurde aus der von AIIM P DF-Dokumenten ben und wird dabei von teilweise kostenlos koordinierten Arbeitsgruppe ein ISO-Nor- erhältlichen Erstellungs- und Leseprogram- mungsprojekt, nun befasste sich das 2002: B undesgleichstellungs- men sowie inzwischen auch direkt in Web- ISO-Komitee ISO TC 171 SC 2 unter dem gesetz BGG browsern unterstützt. Vorsitz von Cherie Ekholm (Microsoft) mit 2002: B arrierefreie Infor- Für viele Menschen, zum Beispiel mit PDF/UA. Zahlreiche Unternehmen (unter mationstechnik- Sehbehinderung, blieb das Dateiformat anderem Adobe, Microsoft, callas software, Verordnung 1.0 aber lange Zeit unzugänglich, da PDF ur- Design Science, NetCentric) engagierten 2004: Start des PDF/UA-Pro- sprünglich auf die visuelle Präsentation fo- sich aktiv bei der Normungsarbeit. Bereits jekts unter der Koordina- kussiert war. Den Zugriff auf Dokumentin- ein Jahr später kam der Normentwurf ISO/ tion von AIIM halte und ihre Struktur, wie ihn sogenannte DIS 14289-1 zur Vorstellung. Nach einer assistive Technologien voraussetzen, be- intensiven Abstimmungs- und Prüfpha- 2008: P DF 1.7 wird als ISO-Norm herrschte das Format nicht. Um dieses Pro- se wurde PDF/UA schließlich als ISO- (ISO 32000) veröffentlicht blem zu lösen, führte Adobe 2001 mit der Norm verabschiedet und im Juli 2012 als 2008: U N-Behindertenrechts- PDF-Version 1.4 (und erstmals umgesetzt ISO 14289-1 veröffentlicht. konvention tritt in Kraft in Adobe Acrobat 5) die sogenannten Tags Aktuell arbeitet die deutsche Normungs- 2008: Richtlinien für barriere- ein, mit deren Hilfe ein herkömmliches organisation DIN (Deutsches Institut für freie Webinhalte 2.0 (Web PDF zu einem getaggten Dokument wird. Normung e. V.) an einer deutschen Über- Content Accessibility Im Jahr 2004 bildete sich in den USA, setzung der ISO 14289-1, die formelle Ver- Guidelines 2.0) des W3C koordiniert durch den Verband AIIM (As- abschiedung und Veröffentlichung wird für sociation for Information and Image Man- Herbst 2013 erwartet. 2009: I SO übernimmt das agement, www.aiim.org), eine Arbeitsgrup- Auf internationaler Ebene bereitet PDF/UA-Projekt pe, um einen Standard für barrierefreies die ISO derzeit den zweiten Normteil, als ISO/NWI 14289 PDF auf den Weg zu bringen. Dieser Stan- PDF/UA-2, vor. Er wird auf der nächsten 2011: B arrierefreie-Infor- dard sollte einheitliche Anforderungen an Version des PDF-Formats, PDF 2.0, basie- mationstechnik-Ver- getaggte PDF-Dokumente festlegen, um ren sowie Erfahrungen aus Entwicklung ordnung 2.0 eine qualitativ ausreichende Barrierefrei- und Einführung von PDF/UA-1 aufgreifen. 2012: I SO verabschiedet und heit zuverlässig erreichen und überprüfen Neben weiter reichenden Möglichkeiten veröffentlicht PDF/UA zu können. zur differenzierten semantischen Struktu- (ISO 14289-1) Ein weiterer bedeutender Schritt stell- rierung ist vor allem mit der Unterstützung te 2008 die Festlegung der Adobe-Spe- spezifischer Tag-Sets, u. a. aus naturwissen- zifikation von PDF 1.7 (Acrobat 8) zum schaftlichen Bereichen wie MathML oder ISO-Standard dar – bei der ISO erschienen ChemML, und spezialisierten Publika- als „ISO 32000-1:2008. Document manage- tions-Tag-Sets wie DAISY oder DocBook ment – Portable document format – Part 1: zu rechnen. 6 PDF/UA kompakt Technische Anforderungen PDF/UA – die technischen Anforderungen Der PDF/UA-Standard definiert tech- kommen anders lautende Tags zum Ein- nische Anforderungen an barrierefreie satz, muss für diese in einem Rollenzu- Contrast PDF-Dokumente, indem er eine Reihe ordnungs-Eintrag hinterlegt sein, wel- von relevanten PDF-Funktionsberei- chem Standard-Tag sie entsprechen. Kontrast chen – zum Beispiel Textinhalte, Bilder, Contrast Formularfelder, Kommentare, Lesezei- ■ Informationen dürfen nicht aus- Kontrast chen oder Metadaten – auf der Grund- schließlich über rein visuelle Mittel wie lage von ISO 32000-1 (PDF 1.7) iden- Kontrast, Farbe oder die Anordnung im tifiziert und die Art ihrer Verwendung Seitenlayout vermittelt werden. in PDF/UA-konformen Dokumenten spezifiziert. Außer Acht bleiben hierbei ■ Flackernde, blinkende oder blitzende Aspekte, die keinen direkten Einfluss auf Inhalte – etwa durch JavaScript-gesteu- die Barrierefreiheit haben, etwa Kom- erte Effekte oder als Bestandteil von im pressionsverfahren für Bilddaten. PDF eingebetteten Videos – dürfen nicht Der erfolgreiche Zugang zu Inhalten vorkommen. in PDF-Dateien ist jedoch nicht allein von konformen Dokumenten abhängig, ■ Ein Dokumententitel muss eingetra- sondern auch von angepassten PDF-Pro- gen sein, und für das Dokument ist fest- grammen und entsprechenden assistiven zulegen, dass der Titel – und nicht etwa Technologien. Daher stellt PDF/UA kla- der Dateiname – im Fenstertitel eines re technische Anforderungen – die wich- PDF-Programms erscheint. tigsten hier im Überblick: ■ Die Sprache muss für alle Inhalte hin- Anforderungen an das Dateiformat terlegt sein, Sprachwechsel sind aus- drücklich zu kennzeichnen. ➜ ■ Inhalte werden differenziert in bedeu- tungstragende Inhalte einerseits und Ar- tefakte – wie dekorative Seitenbestand- teile – andererseits. ■ Bedeutungstragende Inhalte müssen mit semantisch geeigneten Tags versehen sein und mit den anderen Tags des Do- kuments den Strukturbaum bilden. ■ Artefakte hingegen sind lediglich durch eine Markierung als solche auszu- weisen. ■ Der durch die Tags eines Dokuments repräsentierte Strukturbaum muss die logische Lesereihenfolge widerspiegeln. ■ Es dürfen nur die in PDF 1.7 definier- ten Standard-Tags verwendet werden; PDF/UA kompakt 7 Technische Anforderungen ■ Bildliche Darstellungen – unabhän- ■ Die Navigation im Dokument erfolgt gig davon, ob als Bild-Datenobjekt oder gleichermaßen über die Seitennumme- durch andere Seitenobjekte wie Vek- rierung, den Strukturbaum und die Le- tor-Objekte oder Gruppen von Objekten sezeichen im Dokument. repräsentiert – müssen mit einem Alter- nativtext versehen sein. ■ Medieninhalte dürfen nicht automa- tisch abspielen, sondern erst auf eine Im Zusammenspiel führt die Einhaltung entsprechende Eingabe des Nutzers der zahlreichen, sowohl technisch wie auch hin. semantisch geprägten Anforderungen zu Anforderungen an konforme barrierefreien PDF/UA-Dokumenten, die assistive Technologien auch von Nutzern mit Behinderungen genutzt werden können. Und zwar in ver- Als assistive Technologie werden techni- gleichbarer Qualität und Effektivität, wie es sche Hilfsmittel bezeichnet, die es Men- für einen Anwender ohne Einschränkun- schen mit Behinderungen ermöglichen gen möglich wäre. oder erleichtern, Hard- und Software zu nutzen. Personen mit stark einge- Anforderungen an schränktem Sehvermögen nutzen zum konforme PDF-Programme Beispiel Bildschirmlupen. Bei stark ver- PDF-Programme sind für Menschen mit minderter Beweglichkeit erfolgt die Ein- Behinderungen häufig das Bindeglied zwi- gabe oder Navigation oftmals über Joy- schen dem zu lesenden PDF-Dokument sticks oder Spezialtastaturen. und der möglicherweise verwendeten Bei Dyslexie wird das Lesen eines Do- assistiven Technologie. In der Praxis be- kuments durch Hervorhebung des ak- deutet dies, dass PDF/UA-konforme Pro- tuellen Textteils parallel zum Vorlesen gramme alle Inhalte und sonstige Infor- einer Text-zu-Sprache-Funktion unter- mationen aus der eingelesenen PDF-Datei stützt. an die assistive Technologie durchreichen Blinde Anwender nehmen meist eine bzw. durch assistive Technologie vorge- gewöhnliche Tastatur für Eingabe und nommene Anweisungen auf das PDF an- Navigation, lassen sich jedoch alle Inhal- wenden müssen – sei es zur Navigation, te durch einen sogenannten Screenreader zum Ausfüllen eines Formularfelds oder vorlesen und/oder auf eine Braille-Zeile dem Auslesen von Metadatenfeldern. ausgeben. Damit all diese Hilfsmittel auch bei PDF/UA-Dokumenten funktionieren, ■ Die Programme müssen alle durch die müssen sie folgende Anforderungen erfül- Tags und den Strukturbaum hinterlegten len: Informationen auslesen und zur Verfü- gung stellen können bzw. den Zugang zum ■ Sie sind in der Lage, alle Strukturele- Dokumentinhalt entsprechend ermögli- mente, Attribute und Schlüsselwerte chen. der Spezifikation zu erfassen und dem Nutzer eines PDF-Dokuments darzu- ■ Sämtliche Inhalte sowie die hinterleg- stellen. ten Strukturinformationen sind assisti- ven Technologien zugänglich zu machen. ■ Sie erlauben die Navigation sowohl über Seitennummerierung, den Struk- ■ Das Programm darf die Funktionen turbaum sowie die Lesezeichen im Do- von assistiven Technologien nicht ein- kument. schränken. ■ Sie ermöglichen, dass sich die Darstel- ■ Die hinterlegte Sprache und der lungsgröße einer PDF-Datei durch den Sprachwechsel im Dokument müssen für Anwender jederzeit ohne Weiteres fest- assistive Technologien erkennbar sein. legen und verändern lässt. 8 PDF/UA kompakt Anwendung Anwender und Anwendungsgebiete PDF/UA liefert als Qualitätsstandard für kumente aus dem jeweiligen Autoren- barrierefreie PDF-Dokumente sowohl programm heraus als PDF zu speichern für Softwareentwickler als auch für Do- und weiterzugeben. Die dabei erzeugten kumentenersteller eindeutige Vorgaben, PDF-Dateien sind nicht automatisch die allen Beteiligten als Orientierung die- PDF/UA-konform, lassen sich aber zu- nen. Somit können einheitliche Anforde- nehmend mit vertretbaren Aufwand bar- rungen zielgerichtet in die Programme rierefrei und letztlich PDF/UA-konform implementiert und von Anwendern bei machen. der PDF-Generierung berücksichtigt Ein weiteres Anwendungsgebiet von werden. PDF/UA ist die elektronische Verbreitung Davon profitieren sämtliche Erstel- gedruckter Publikationen als PDF. Meist ler von PDF-Dokumenten. Für einige werden die entsprechenden Daten in von ihnen bringt die Konformität mit Layoutprogrammen und Redaktionssys- PDF/UA sogar erhebliche Vorteile mit temen digital aufbereitet und als druck- sich. Dies betrifft beispielsweise all jene, fähiges PDF für den Druckdienstleister die mit Office-Dokumenten arbeiten. Sie exportiert. Aus diesen Programmen wird legen ihre fertigen Präsentationen, Ta- oft zusätzlich ein PDF für die Nutzung am bellenkalkulationen und Textdokumente Bildschirm generiert und über Webseiten oft für weitere Personen zentral ab oder oder per E-Mail verbreitet. verteilen sie direkt. Da die verwendeten Die derzeit weitest reichende Unter- Office-Programme in Bezug auf Funkti- stützung für barrierefreie PDF-Doku- onsumfang, Versionsstand und Barriere- mente findet sich im Layoutprogramm freiheit stark variieren können, ist es oft Adobe InDesign ab Version CS5.5. für alle Beteiligten einfacher, diese Do- Es unterstützt im beträchtlichen Maß die technischen Anforderungen des PDF/UA-Standards und ermöglicht mit überschaubarem Mehraufwand die Er- stellung von barrierefreien PDF-Do- kumenten nach den Vorgaben des PDF/UA-Standards. Mitunter sind be- stimmte Aspekte von Hand oder mittels spezieller Softwareerweiterungen nach- zubearbeiten. Werden PDF-Dokumente aus Daten- banken, XML oder anderweitigen struk- turierten Datenbeständen generiert, so können entsprechende Lösungen inzwi- schen auf aktualisierte PDF-Program- mierbibliotheken zurückgreifen, die die Inhalte gemäß PDF/UA-Bestimmungen kodieren. Lösungen, die bereits in der Vergangenheit die Erstellung von getagg- tem PDF ermöglichten, kommen hier mit vergleichsweise wenig Aufwand zu PDF/UA-konformen PDF-Dokumenten. PDF/UA kompakt 9 Programme für PDF/UA Werkzeuge für die PDF/UA-Erstellung Barrierefreie PDF-Dateien lassen sich Generell empfiehlt sich der direkte An- grundsätzlich bei der Dokumentenerstel- satz. Nachträgliche Bearbeitung des gene- lung direkt aus einem geeigneten Pro- rierten PDFs sollte am besten vermieden, gramm heraus erzeugen oder indirekt zumindest aber möglichst gering gehalten durch die nachträgliche Bearbeitung eines oder automatisiert werden können. Dies bereits vorliegenden PDF-Dokuments. Der setzt jedoch voraus, dass das Erstellungs- indirekte Ansatz gestaltet sich in der Regel programm alle nötigen Funktionen bereit- sehr aufwendig, da sämtliche Tags und stellt und der Anwender sie beim Generie- zahlreiche weitere Einstellungen manuell ren der PDF-Datei auch einsetzt. einzuarbeiten sind. Zudem kann die ausge- Obgleich derzeit die wenigsten Program- führte Arbeit hinfällig werden, sobald die me PDF/UA in seinem gesamten Umfang vorhandene Fassung des PDF-Dokuments unterstützen, bieten sich mit einigen Soft- durch eine neue zu ersetzen ist, etwa weil warelösungen bereits weitgehende Mög- inhaltliche Korrekturen stattfanden – hier lichkeiten dazu. Die folgende, alphabetisch beginnt die nachträgliche Bearbeitung sortierte Tabelle zeigt aktuelle Programme komplett von vorne. und Werkzeuge: Tabelle 1: Software zur Erstellung von barrierefreien PDF-Dokumenten Programm Hersteller Anwendungsbereich Unterstützte PDF/UA-Funktionen Acrobat XI Pro Adobe PDF-Dokumente erstellen, • Tags für Inhalte erstellen oder bearbeiten Systems bearbeiten und darstellen • Seiteninhalte als Artefakte markieren • Alternativtexte hinzufügen • Sprache für Dokument und für einzelne Inhalte festlegen • Umsetzungshilfe „Barrierefrei machen“ • Schnelle, umfangreiche Barrierefreiheits-Prüfung axesPDF for xyMedia Add-In für Word 2007 und • Sprache für Dokument setzen Word Word 2010. Unterstützt den • Tab-Reihenfolge basierend auf Dokumentstruktur Nutzer beim Anwenden von einstellen Word-Funktionen und kom- • Dokumenttitel für PDF-Dokumentfenster pensiert Schwächen sowie Fehler des Exports von • Alle PDF-Standard-Tags einsetzbar getaggtem PDF aus Word • Alle Inhalte mit Tags oder Artefakte ausgeben • Integrierte Prüffunktion InDesign CS5.5/ Adobe Professionelles Layoutpro- • Export-Tags in Absatzformaten zuweisen CS6/CC Systems gramm für gedruckte und • Bilder im Textfluss verankern digitale Publikationen; bietet • Alternativtexte für Bilder definieren den Export in getaggtes PDF • Metadaten festlegen • Leserichtung über Artikel-Bedienfeld festlegen • Links (Lesezeichen, Inhaltsverzeichnis, Hyperlinks und Querverweise) einfügen • Tab-Reihenfolge gemäß Dokumentstruktur einstellen • Export in getaggtes PDF 10 PDF/UA kompakt

Description:
19. Seminare zu PDF/UA. 19. Mitgliedschaft in der PDF Association. 19. PDF/UA-Ausschuss der AIIM. 19. Inhalt. PDF/UA kompakt.
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