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Paulus, Origenes und Methodius über die Auferstehung der Toten. - 1986 - Augustinianum 26 (1-2):103-113, Origen of Alexandria PDF

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PAULUS, ORIGENES UND METHODIUS ÜBER DIE AUFERSTEHUNG DER 1~01~EN In Mk 12,18 ff lesen wir, wie die Sadduzäer, die selbst an eine Auferstehung nicht glauben, die eschatologische Lehre Jesu ins Lächerliche zu ziehen suchen. Eine Frau habe nach dem Levi ratsgesetz des Moses nacheinander 7 Ehemänner besessen, sei aber dennoch kinderlos geblieben. Wessen Frau werde sie nun bei der Auferstehung sein? Jesus ant\vortet, dass sie von den Dingen der anderen Welt und erst recht von seiner Lehre nichts verstanden hatten. «Denn bei der Aufestehung der Toten heiraten sie weder, noch werden sie geheiratet, sondern werden sein wie die Engel im Himmel». Dieses Jesuswort «neque nubent, neque nubentur» wurde in der Folgezeit der ersten beiden christHchen Jahrhunderte zum Leitmotiv für die grosse charismatische Bewegung, ohne die die rasche Ausbreitung des Christentums kaum denkbar erscheint, für Enkratiten, Enthusiasten, Gnostiker u.a. Allerdings \vird dabei der im Evangelium gegebene Sinn ein völlig anderer. Hatte dasselbe durch dieses Jesuswort auf die andersgeartete, nicht mehr an Zeit und Raum gebundene Ordnung des Jenseits, so verweisen diese Gruppen auf eine in der Taufe schon erreichte Auferstehung hin. Wir sind bereits mit Christus auferstanden und unser Leben hat einen neuen Sinn erhalten. Eine weitere Auferstehung wird nicht stattfinden 1. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass Paulus, der sieb in seinem 1. Brief an die I<:orinther an eine weitgehend cha rismatisch bestimmte Gemeinde wendet, an die Antworten auf pastorale Anfragen aus eigenem das Kapitel anfügt über Christi Auferstehung und die unsere am Ende der Zeiten. 1 Cor 15,38-50 Diese Verse weisen in besonderer Weise auf die Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten hin mit Bezug auf die schon 1 Thom. Ev., log 17-18 (Guillaumont 12). 104 M. MEES erfolgte Auferstehung Jesu. Da aber die Briefe des Paulus Gele genheitsschreiben sind, Situationen anspechen, die uns heute nicht mehr zugänglich sind, so müssen auch die all)gemeinen für uns gültigen Wahrheiten aus dem Zeitgebundenem herausgelöst werden. Damit ist aber auch die Gefahr gegeben, dass in den Text hineingelesen wird, was aus eigener Blickrichtung als richtig erach tet 'wi:rd, was aber der Apostel gar nicht sagen wollte. Jedenfalls sind es gerade diese Paulusverse, die sowohl von Origenes \vie auch von Methodius für ihre je verschiedene Auferstehungslehre herangezogen wurden. Es sei daher gestattet, gerade bei ihrer jeweiligen Auslegung zu verharren. Es sind vor allem drei Punkte, die das Interesse erregen: Das Gleichnis vom Samenkorn, die Verschiedenheit irdischer und himmlischer Körper und das Geheimnis der Verwandlung aus 15,51. Das Gleichnis vom Salnenkorn nimmt in diesem Zusammen hang eine besondere Stellung ein. Soll es doch den Wahrheitsgehalt des Auferstehungsdogmas durch den Hinweis auf die Vorgänge in der ]~atur unterstreichen. Das in die Erde gesenkte und verwesende Korn, das einen neuen Halm mit einer vollen Ähre aus der Erde spiessen lässt, hat zu den verschiedensten Deutungen Anlass gegeben. Denn man hat daraus eine Antwort auf die Frage nach dem l,os des irdischen in die Erde gesenkten Leibs zu finden gesucht. Da das Korn verwest und nur die Voraussetzug eines neuen ist, hat man geglaubt, dass Paulus im Verein mit 2 Cor 5, 1-10 (s.u.) hier von einem neuen, himmlischen, von dem in die Erde gesenkten verschiedenem Leibe rede, der im Himmel für uns bereit liege. In diese Richtung weisen schon die Überlegungen bei Origenes Methodius und die traditionelle Erklärung des 2. Glaubensartikels über die Auferstehung der Toten verweist auf den zusalnn1enhängenden Prozess von gesätem Korn und reifender Ähre und damit auf den in der Erde bestatteten Leib als den der künftigen Auferstehungsherrlichkeit. Gewiss darf man annehmen, dass Paulus an ein Entsprechen von gesätem Korn und zu erntender Ähre gedacht hat und daher auch an eine Ähnlichkeit von irdischem Leib und der Gestalt der Auferstehungsherrlichkeit. Aber über die an den Text gestellte Frage über das Los des sterblichen Leibes dürfte er nichts aussagen. Denn der Zusammenhang ist eigentlich ein anderer. Paulus muss 2 EI. Conzelmann, Der erste Brief an die Korinther} Göttingen 1969, S. 335-346; H.-D. Wendland, Die Briefe an die Korinther} Götüngen 1972, S. 155-158; R. Buhmann, Der Zweite Brief an die Korinther} Göttingen 1976. DIE AUFERSTEHUNG DER TOTEN 105 gegen die Geistbegabten und Enthusiasten aus Korinth die Wirk lichkeit einer 2., zukünftigen Auferstehung unterstreichen. Er verweist dabei auf die jedem bekannten Vorgänge in der Natur, bei Aussaat und Ernte. Wie dort aus Tod und Verwesung neues Leben entsteht, so ist es auch für den an die Auferstehung Jesu Glaubenden gewiss, dass auch er einst von den Toten auferstehen \vird. Paulus betont also kräftig das «Dass» der Auferstehung. Über das «Wie» bleiben seine Worte unbestimmt. Dies umso mehr, da er in 15,51 die Hoffnung ausspricht, nicht zu sterben, sondern bei der baldig ersehnten Ankunft des Herrn verwandelt zu werden. Ähnlich dürfte es sich bei den Vergleichen der Verse ab 15,40 über die verschiedene Beschaffenheit, Ausstrahlungskraft und Qua lität irdischer und Himmelskörper handeln. Denn auch hier ist der Vergleichspunkt eigentlich nicht die Frage nach dem Los des irdischen Leibes. Vielmehr geht es eigentlich nur darum, die neuar tige Herrlichkeit des Auferstehungsleibes zu erläutern, der ähnlich dem des im esten Teil beschriebenen auferstandenen Jesus sein wird. Dass dies der begrabene Leib ist, könnte man nach 1 Thess 4, 13 ff, annehmen, ist aber so nirgends gesagt. Das Problen1 dürfte bei Paulus nicht im Vordergrund stehen und durch den Glauben an den Auferstandenen, der einst auch uns auferwecken wird, überhöht und verdrängt 'sein. 7twas anders verhält es sich ab 15, 51, da Paulus eschatologi sche Ereignisse in Form apokalyptischer Beschreibung dar}egt. Denn die Hoffnung bei der Parusie des Herrn noch anwesend zu sein, ohne vorher durch den Tod hindurchgegangen zu sein setzt eigentlic~l die Verklärung dieses Leibes voraus. Ebenso könnte man annehmen, dass die Toten, die sich auf die Stimme des Erzengels hin aus ihren Gräbern erheben werden, in ihren irdischen nun verklärten Leibern erscheinen werden. Aber wiederum geht es eigentlich nicht um diese Punkte. Vielmehr ist der Hauptpunkt der Ausblick auf die zukünftige bald erwartete Verherrlichung. Das « syn Christo» sein, und dies für immer, ist der Schlusspunkt paulinischerChristologie und auch das Endziel des christlichen Lebens. Diese eschatologische Hoffnung malt Paulus mit allen ihm zu Gebote stehenden Farben aus, wobei die Einzelheiten meist blass und unbestimmt bleiben. Diese Verse mit ihren Bildworten vom zerbrechlichen, leicht abtransportierbaren Zelt und dem festgefügten nicht von Menschen händen erbauten Haus, die Gewandsymbolik und die Verben vom Aus- und Anziehen, scheinen eindeutig auf das künftige Los des 106 M. MEES irdischen Leibes hinzuweisen und wurden im Laufe der Jahrhunderte auch meist in dieser Form interpretiert3. Dennoch scheint es ratsam, nicht von hier aus imit der Inter pretation der Texte zu beginnen, da wir es mit Bildworten und Vorstellungen zu tun haben, die in den Paulusbriefen selten sind und daher auch vom Gegner übernommen sein könnten, ohne völlig in den Gedankengang eingebaut worden zu sein. Schon 1 QS 4, 20 wie auch aethHen 90, 28 und 4 Esr 10, 25 weisen darauf hin, wie prophetische Texte über den Sion (etwa 1s 2, 2) auf das geistige und erlöste Israel angewendet wurden. Frühchristliche Texte wie etwa 1 Clern; Didache; Ps. Barnabas und Pastor Hermae zeigen auf, ·"rie derartige Spekulationen zur Ausdeutung des Geheinlnisses des neue.n Gottesvolkes dienstbar gemacht wurden. Die johanneische Symbolik, die allerdings die Bildworte «Frau - Stadt» gebraucht, zeigt zudenl an, wie solche Symbolgehalte für die Erklärung dies seitiger und jenseitiger Wirklichkeit in Gebrauch waren, für den Einzelnen und die Genleinde Ver\vendung finden konnten. Die Verse bei Paulus dürften in diese Richtung \veisen Dabei 4. können die einzelnen Bildworte in ihrer Bedeutung schillern. Das festgefügte Haus bedeutet die gerettete himmlische Gemeinde und auch den einzelnen verklärten Gläubigen. Im Gegensatz dazu ist der Zeltbau Sinnbild für den hinfälligen irdischen Leib. Ähnlich will die Ge\vandsymbolik die feste Zuversicht zum Ausdruck bringen, auf ein I~ingehen in die Herrlichkeit mit Christus. Auch die Verben vom Aus- und Anziehen wollen eigentlich nichts anderes sagen wie schon in 1 Cor 15 vom Tod als dem notwenidigen Hinübergehen in das l~eben mit Christus. Über das Los des irdischen Leibes scheinen sie so \venig auszusagen wie der ganze Passus. So betrachtet, ilässt sich 2 Cor 5) 1-10 unter jene eschatologi schen Stellen bei Paulus einreihen, die viel von der Wirklichkeit christlicher Hoffnung auf das jenseitige Leben mit Christus reden, aber nur unbestimmt über die Einzelheiten. Zu bedenken bleibt auch, dass sich Paulus gemäss seiner Anthropologie, die sich von der unsrigen weitgehend unterscheidet, ein Leben ohne einen irgendwie gearteten Leib nicht vorstellen kann. 3 E. Brandenburger, Fleisch und Geist. Paulus und die dualistische Weisheit) N·eunkirchen..Vluyn 1968, S. 177-179. 4 LA. Bühner, Skenos) ExegWbNT 3, Stuttgart 1983, S. 602-603; F.G. Lang, 2 Cor. 5,1-10 in der neueren Forschung) Tübingen 1973, S. 132-134. 176-184. DIE AUFERSTEHUNG DER TOTEN 107 OrigenC's) C. Cels V) 19 Anders verhält es sich dagegen bei Origenes, obwohl der grosse Exeget aus Alexandrien sich mehrere Male der Verse 1Cor 15, 38-51 und 2 Cor 5, 1-10 bedient, um seine Auferstehungslehre zu erläutern. Natürlich folgt kein antiker Autor, auch nicht Origenes, unserer modernen exegetischen Methode, die vom Wort, vom Satz, dem Kapitel aus beginnt um den näheren und weiteren Zusammenhang festzustellen und um von hier aus zum allgemeinen Wahrheitsgehalt vorzudringen. Für den frühchristlichen Schriftsteller dagegen ist die Schrift die von oben gegebene Bestätigung, das göttliche Siegel, für die Wahrheiten, die er schon immer gekannt hat, die ihm durch die allgemeine Glaubensüberzeugung oder durch eigene Speku lation überkommen sind. Darum kann er in den Worten der Schrift auch alles finden, was er für richtig hält, woran aber ein Paulus wohl nie gedacht hat. Zu beachten ist auch, dass Origenes entsprechend seiner hellenistischen Bildung ontologischen Denkkate gorien verpflichtet ist, Paulus aber apokalyptisch und daher existen tialistisch denkt. Daraus ergeben sich von selbst verschiedenartige Perspektiven. Zudem waren die Hörer und Leser des Origenes sämtlich in der griechischen Philosophie geschult, die zumindestens seit Platon die Dichotomie lehrte, die Zweiteilung von Seele und Leib. In C. Cels) V, 19 polemisiert Origenes ll1it Celsus, dem er vorwirft, dass er die Tiefe und Erhabenheit der christlichen Aufer stehungslehre in keiner Weise verstanden habe. Gerade wie er dieselbe ins Lächerliche ziehe, sie der menschlichen Vernunft als wenig ebenbürtig hinstelle, ja sie sogar als eine schlecht verstandene Seelenwanderungs-Lehre hinstelle, beweise wie wenig er verstanden habe. Das komme auch daher, dass er sich nur von einfachen, frommen Leuten habe unterrichten lassen, die eine wahre Scheu haben, die \Vahrheiten des Evangeliums mit denen der Philosophie in Verbindung zu bringen. Origenes hält also die Lehren der Philo sophen von der Auferstehung und dem Leben nach dem Tod mit der Lehre des Evangelium konform, stellt sich also mit den Philo sophen gegen die einfachen Gläubigen, die «silnplicjores» seiner Kirche5. Di~s macht sich auch in seiner Exegese bemerkbar. C. Cels V, 19 stützt sich weitghend auf das Gleichnis vom Samenkorn aus 1 Cor 15, 38. Aber wenn Paulus auf das Ender gebnis schaut, das neu erwachsene Korn als ein Gleichnis des 5 H. Chadwick, OrigenJCelsus and the Rerurrection 0/ the BodYJ HTR 14 (1948) 83-102. 108 M. MEES auferstandenen Lebens, lenkt Origenes seinen Blick auf den Prozess des Wachstums6. Der Schöpfer habe in das gesäte und verwesen de l(orn einen «logos sperlllatikos » gelegt, der es ermöglicht, dass ein neuer Halm mit einer neuen Ähre hervorspriesst. So ähnlich ent hält auch der in die Erde gesenkte Leib einen « Logos spermatikos », der auf ein «eidos» hindrängt, auf die Fähigkeit, dass sich die an sich körperlose Seele bei der Auferstehung aus ihm einen neuen, ihrem verklärten Zustand entsprechenden schafft. D'enn niemand wird wohl behaupten wollen, dass das gesäte und verwesende Korn und das auf dem Halme stehende das gleiche sei. So findet sich im Auferstehungsleib wohl die Identität der Person aber nicht gleiches Aussehen wie am irdischen Körper. Diese «eidos »-Spekulation, eine Fortentwicklung aus Platon und Aristoteles, aber eigentlich eine Neuschöpfung des Origenes7, kommt m.odernen1 Denken weit entgegen. Dennoch lässt sie sich eigentlich nur auf der Grundlage christlichen Glaubens vollziehen und bleibt dem ungläubigen Denker fremd. Der schwache Punkt dieses Systems scheint daher auch die Christologie zu sein. Bei Paulus findet sich eine viel engere Parallele zwischen der Aufer stehung Jesu und der unsrigen. Origenes lässt Christus tnit seinem ird!?chen Leib auferstehen, aber im «Leibe seiner Niedrigkeit» seinen Jüngern erscheinen. Ansonsten hätten sie ihn nicht erkannt und nicht ertragen können. Origenes glaubt also an die leibliche Auferstehung Jesu, weicht aber meist auf andere Punkte der Bedeut samkeit dieses Ereignisses aus 8. Aber der eigentliche Vergleichspunkt zu unserer Auferstehung ist die Verklärung auf Tabor und hier hat schon Methodius auf die Schwachstellen des Vergle1chs mit den1 vorösterlichen Ereignis hingewiesen. Jeclenfalls wird begreiflich, wie der Vergleich der irdischen und himrrllischen Körper bei Paulus hier bei Origenes nur auf die Verschiedenheit von irdischem und Auferstehungsleib hinweist in Aussehen und Beschaffenheit, sodass es sich eigentlich um einen neuen verschiedenen Leib handelt. Auch die Hoffnung auf direkte Verwandlung bei der Parusie aus 1 Cor 15, 51 ff bezeichnet für Origenes die Neuheit und damit die Verschiedenheit des Aufer stehungsleibes. 6 ()rigenes, C. Cels. V, 19 {SCh 147, 58-62,51). 7 1-1. Crouzel, Les critiques adressees par Methode et ses contempo raines Cl la doctrine origenienne du corps ressuscite, Gregor. 53 (1972) 679-710. 8 B. Studer, La resurrection de ]esus d'apres le «Perl Archon» d'Ori gene, Aug 18 (1978) 279-309. DIE AUFERSTEHUNG DER TOTEN 109 Perz Archon II} lO} 3-6 Auch in seinem systematischen Werk entwickelt Origenes die gleichen Gedanken. Nur wendet er sich an dieser Stelle an seine Gegner innerhalb der Gemeinde. Ihnen wirft ervor, sie hätten die Worte der Schrift nicht verstanden, die bei Paulus (I Cor 15,38-51) klar unterscheide zwischen dem irdischen Leib und dem der Aufer stehung. «Denn Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben ». Wiederum liest er seine philosophischen Spekulationen vom «logos spernlatikos» und vom «eidos» in den Text hinein und kommt so zu scheinbar sicheren Ergebnissen über Identität der Person im jetzt und einst und der Verschiedenheit des Leibes nach Aussehen und Beschaffenheit9. Origenes} C. ,CELS VII} 32 Hier polernisiert Origenes wiederum gegen Celsus in der eingangs angegebenen Weise. Nur stammt das Hauptargument diesmal aus 2 Cor 5} 1-10. Der bedeutende Exeget aus Alexandrien kennt den gesamten Passus auswendig und hat ihn für seine Darlegungen bereit. Dabei stellt er zusammen, was ihm besonders förderlich zu sein scheint und übergeht anderes, was seiner Diskus sion nicht dient, eben nach guter antiker Art. So spricht er etwa vom «Zelt der Seele», diesem irdischen Leib, was sich so bei Paulus nicht findet, aber gut platonisch klingt. Dies um so mehr, wenn wir weiter lesen, dass die an sich körperlose Seele dieses Zeltes nur hier auf dieser Erde bedarf, dann aber nicht nlehr. Sie bekon1n1t von Gott, nachdem dieses Zelt ün Tode zerstört wird, ein festgefügtes nicht von Menschenhänden erbautes Haus, ein neues ihrem verklärtem Zustand entsprechendes Gewand. Origenes interpretiert also auch diese Paulusworte aus 2 Cor 5, 1-10 auf das Los des irdischen Leibes und der Verschiedenheit zum Auferstehungsleib, wie in den im Voraus angegebenen Abschnit ten. Die Spekulationen über den «logos spermatikos» und das « eidos» sind dabei vorausgesetzt und schwingen mit 10 Peri Archon} 111 6} 4 Die gleiche Problematik findet sich hier an dieser Stelle inl systematischen Werk des Meisters aus Alexandrien und vornehmlich auf 2 Cor 5, 1-10 gestützt, das allerdings als Hilfszitat für 1 Cor 9 Peri Archon 11, 10,3-6 (SCh 252, 380, 88-382, 120; 252, 221-223; H. GÖrgemanns.,H. Karpp, Origenes) Vier Bücher von Jen Prinzipien) Darmstadt 1976, S. 424-426). 10 Orig., C. Cels. VII, 32 (SCh 150, 84-88, 49). 110 M. MEES 15, 44 dient. Der Abschnitt fehlt b·ei Rufin, findet sich aber bei Hieronymus, ep. 124, 10. Wiederum handelt es sich um den «Geist leib », den der verklärten Seele entsprechenden neuen Leib, der hier mit den Paulusworten als das festgefügte nicht von Menschen händen erbaute Haus bezeichnet wird, dem der irdische Leib als das zerbrechliche Zelt gegenüber gestellt wird. Der Geistleib wird so beschaffen sein, dass ihn vollkolnmene, heilige und freie Seelen bewohnen werden. Dies zeige an, wie fromm und gottesfürchtig wir hier und jetzt leben müssen, um einst dieser Herrlichkeit teil haftig zu 'werden11. Diese Hinweise deuten an, wie die Exegese des Origenes auf biblischen Termini und Vorstellungen fusst. Nur werden dieselben aus dem :Zusamlnenhang herausgenommen und eigenen Spekulatio nen dienstbar gemacht, die aber Nahrung für das geistige Leben der Seele sein wollen. Dabei fHessen auch pastorale Probleme mit ein, die für den Leser von grossem Interesse waren und es auch heu te noch sind. Die jeweiligen biblischen Hinweise wollen auch zur Klärung und Erhellung solcher Fragen beitragen. lVIethodius Obwohl Gegner des Origenes hat er uns die bedeutendsten Fragmente aus dessen verlorengegangenen Dialof!.en über die Aufc'rstehung überliefert. Zwar sind es nur solche Teile, die er genau analysiert und bekämpft. Aber auch so zeigt er, wie diese Dialoge noch 50 Jahre nach dem Tode des Origenes lebendig geblieben \varen. Dabei ist Methodius eine interessante, faszinierende Persön lichkeit, die Praktiken und Anschauungen asiatischer frühchristlicher Frömmigkeit mit Weltoffenheit für pastorale Probleme seiner Zeit verbindet. Wohl kaum je Bischof gewesen, eher christlicher Lehrer \vie vor ihm Justin oder Klemens oder schon die Apologeten, hält er doch alU Millenarismus seiner asiatischen Heimat fest. Aber gerade dieser Millenarismus, der wohl die Hauptursache seiner Ablehnung des Orlgenes bez\v. seiner Auferstehunslehre ist, zeigt die Eigenart des Methodius in der Verbindung von Altem und Neuem. Der Millenarismus des Methodius lässt den grob-sinnlichen, an der Paradiesessymbolik geschulten des Papias weit hinter sicb zurück, ist auch sch\ver mit dem bei Irenäus und Hippolyt zu ver- 11 Orig., Perz Archon 111, 6,4 (SCh 258,242-244, 133; Görgemanns, a.a.O., S. 452-456). DIE AUFERSTEHUNG DER TOTEN 111 gleichen. Er verbindet antike Anschauungen mit den nach Syrien \veisenden Sabbatspekulationen über die Weltzeitalter der Rabbinen und einer Allegorie über den Vesöhnungstag nach Num 24. Er trägt diesen Millenarismus in einer derart sublimen und vergeistig ten Form vor, dass man den Eindruck gewinnt, er wolle antike religiöse Anschauungen seiner Heimat dem modernen Geist seiner Zeit nahe brigen Dennoch bleibt er ein wesentlicher Punkt seiner 12. Weltanschauung und Religion, der die leibliche Auferstehung der Toten fordert. Mag er daher in vielem offen sein für die Ideen des Origenes 13, in der Auferstehungslehr-e kann er ihm nicht folgen. Er bekämpft ihn. Dies zeigt sich besonders bei der «eidos »-Spekulation des Origenes. Methodius übersetzt recht wörtlich mit «Ansehen, Erscheinungsbild », ohne auf den Zusammenhang zu achten, der dem \'7ort den von Origenes gewollten Sinn für «Fähigkeit» gibt. Die Darlegungen des Methodius an diesen Stellen sind daher echte Fehlinterpretationen. Hat ein Mann mit der Bildung des Methodius dies nicht erkannt? Vielmehr scheint, dass die aus Glaubensüber zeugung und eigener Spekulation gebildete W,eltanschauung eine unüberwindbare Barriere aufbaute, die jeden Zugang verschloss. R{;lsur. 3, 10.1-5 Methodius beruft sich wie Origenes auf das Gleichnis vom Samenkorn aus 1 Cor 15,38 ff. Auch er achtet auf den Wachstums und Reifungsprozess und auf das Ergebnis desselben. Denn das gesäte Korn «gelangt in die alte Gestalt ». Dies ist ihlTI ein Gleich nis, gegen Origenes, dass der in die Erde gesenkte Leib verklärt zur Herrlichkeit auferstehen wird. Von hier aus betrachtet, kann Methodius den Vergleich der irdischen und der Hünmelskörper bei Paulus (15, 40) nur von der Verklärung dieses irdischen auferweck ten Leibes verstehen. Erst recht wird die eschatologische Hoffnung Pauli in 1 Cor 15, 51ff als klarer Hinweis des Gotteswortes auf die Verklärung dieses notwendig zu meiner Existenz gehörigen Leibes und nicht eines anderen neuen gewertet. Die gleichen bibli schen Bilder und Termini wie bei Origenes dienen hier zur entgegen gesetzten Beweisführung, durch die oben angegebenen Voraus setzungen bedingt41. 12 Method., Sympos. 9,1; Resur. 2,24; J. Farges, Les idees morales et religieuses de Methode d'Olympe, Paris 1928; J. Danielou, La teologia deI Giudeo..Cristianesimo, Bologna 1974, S. 448-449.453. 13 A. Vitores, Identitad entre el cuerpo muerto y resucitado en Origen'es segun el «De resurrectione» de Metodio de Olimpo, Jerusalem 1981; E. Prinzivalli, L'esegesi biblica di Metodio di Olimpo, Roma 1985. 112 M. MEES Resur. 2) 15) 3-5 I-lier verweist Methodius ausdrücklich auf 2 Cor 5, 1-10. Me thodius :fordert, dass man den ganzen Passus aufn1erksam durchlese. Dann v/erde man erkennen, dass der Apostel nicht von einem anderen Auferstehungsleib rede als von dem, den wir jetzt tragen, aber im verklärten Zustand. Es ist der gleiche, der in die Erde gesenkt wird und ähnlich dem des auferstandenen Herrn von Gott aufer\Jveckt und zur 1000 jährigen Friedensherrschaft auf dieser Erde gerufen wird, um dann endgültig in Gottes Herrlichkeit ein zugehen15. Methodius liest also in die paulinischen Bildworte vom fest gefügten Haus, vom abbrechbaren Zelt, vom Ge\vand, das über gezogen wird, die gängige Kirchenlehre seiner Gemeinde über die Auferstehung der Toten heinein und gegen Origenes. Resur.. 2) 16) 1-12 l'~icht minder interessant ist der folgende Abschnitt, bei dem wiederulll 2 C01" 5, 1-10 mit dem gleichen Ziel des Beweises der Identität: des Erdenleibes mit dem verklärten ins Auge gefasst wird, verbunden mit dem Vorausgehenden, ab 4, 10. Paulus spricht davon, \vie sich das Todesleiden Jesu immer mehr sich an ihm offenbare in seinen Mühen und Beschwerden apostolischer Arbeit, damit auch das Leben Jesu sich an ihm und durch ihn offenbare. 11ethodius spricht mit diesen Paulusworten allerdings nicht von der apostolischen Arbeit, sondern vom täglichen Christenleben mit seinen Mühen und Sorgen. Wenn daher auch unser äusserer Mensch aufgerieben wird, unser innerer Mensch erneuert sich täglich in 'Christus. Aber der Leib, in demChristlJs wohnt, darf nicht zugrunde gehen. Dazu dienen ihm die Verse 5, 1-10, die in ihren Bildworten für Methodius einleuchtend sind. Wiederum zeigen ihm das festgefügte Haus im Gegensatz zum abbrechbaren Zelt, das Gewand, ,das über gezogen wird, an, dass es sich um die Identität von irdischem sterb lichem Leib und dem in der Glorie verklärten handelt16. Blättert man die Geschichte der Exegese dieser Verse kurz durch, so scheint der Sieg des Methodius in der Auslegung von 1 Cor 15, 38-51 und 2 Cor 5, 1-10 vollkommen zu sein, ·erst recht nach det Verurteilung des Origenes durch das 2. 'Constantinopoli- 14 jVfethod., Resur. 3, 10, 1-5 (GCS 27, 404, 5-405, 20). 15 ,N[ethod., Resur. 2, 15, 3-5 (G,CS 27, 362, 1-10). 16 Method., Resur. 2, 16, 1-12 (GCS 27, 363, 18-365, 29).

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