PATHOLOGIE DER HALSLYMPHKNOTEN PATHOLOGIE DER HALSLYMPHKNOTEN EIN ABRISS FUR PATHOLOGEN, KLINIKER UND PRAKTIZIERENDE ARZTE VON KARL LENNERT DR. MED., O. PROF. OIREKTOR DES PATHOLOGISCHEN INSTITUTES DER UNIVERSIT.il.T KIEL MIT 66 ABBILDUNGEN SPRINGER-VERLAG BERLIN· GOTTINGEN . HEIDELBERG 1964 ISBN-I3 :978-3-540-07807-4 e-ISBN -13 :978-3 -642-95286-9 DOl: 10.1007/978-3-642-95286-9 Alit) l{cchtc, im;besollderp tJas dl'l' j;lwt'sdzllng in fl'l'lll(k SpraclH'll, vOI'IH'halt.('ll Ohnc ausdl'ikklichc (knl'ililligung des V-nlagl's ist, ('K lUII'll nieht. g{~Ktat,trt.J {liC!-it'K Bueh ()(l(,f Tuilc daralls allf pI1Ot,OIlH'dH111h;dH'Jl) \\'('ge (I'hot.okopic, }Iikrukopi(') Z\l V('I'viplmltig(,1l © lIy :--;prillgel'~V('rlag, BNlin . GMtingcn . ]f('id(~l1)('l'g l!Hl-1- Softcover reprint of the hardcover 1 st edition 1964 Library of Congress Catalog Cani NUlIllH'r (j-l--~f)~..l!) Die \Viedcrgahn von HebranehsnamC'Il, HawichinallHm, \Vurenhuzciehml1lgen UK\\'. ill dit'sem \Vurk b('l'(~ehtigt. auch ohnn hCBonurre KmlllzcidmulIg llicht 1.11 del' Anwl.hlllc, daB sokhc Xalllcll illl 8inIl del' \VarenzeicllPll- IIIH1 J\Ia.rk('ns(~h\ltz-Ul'sctzgebullg nis frei 1.11 hetnwhtcn wii.ren lLtHl dalipl' von je<icflllHllll heHutzt wer<lPn (liirftpll Titp]·Nr. 12H Drnck: \VicH1J::l.(IC'n(~r Grallhi:-;clw BdrielH' (iJllblI Vorwort Das fUr die Deutsche Otologcn-Tagung 1963 erstattcte Referat uber die Pathologie der Halslymphknoten ist so freulldlieh aufgenommen worden, daB ieh mieh clem 'Yunseh naeh einer - leieht redigierten - Veroffentliehung fiir einen breitercn Lescrkreis nieht entzichen machtI'. Ieh werde darin bestiirkt durch zwei Tatsaehen. Erstens: Bs gibt derzeit keine monographische Darstellung der gesamten Lymphlmotenpathologie und auch nicht der Pathologie del' Halslymphknoten. So kann der ge botene skizzenhafte AbriB diese Liie!;:e wenigstens provisoriseh sehlieBen. Zweitens: Ieh bin noeh den Teil B meines Beitrages im Handbuch der speziellen pathologisehen Anatomie schuhlig. Durch die Bewegtheit del' lctz,ten Jahre fand ieh nieht die :\luBe, das begonnene 'Verk abzu schlie Ben. So soll das vorliegende Biichlein die fiir die Praxis wiehtigsten Tatsachen vorweg bringen. Freilich gibt es auch cin ge"'iehtiges Argument gegen die Veraffent lichung dieses Abrisses: In del' pathologisehen Histologie der malign en Lymphknotenerkrankungen sincl noeh viele Lucken, die eine systema tisehe Darstellung verfriiht erseheinen lassen. Dies gilt z. B. fUr das groB follikuliire Lymphoblastom (BRILL-SnmERs) oder die Reticulosen. Ich habe trotz diesel' Bedenken der Veraffentlichung zugestimmt, weil das Ende auf dem 'Wege der morphologisehen Erforsehung del' malignen lymphoretikuliiren Neubilclungen noeh nieht abzusehen ist und weil cler Alltag des Pathologen und vielleieht auch des Klinikers einen Zwischcn bericht geradezu fordert. Vielleicht kann dieser Versuch abel' noeh mehr sein als eine Bestands aufnahme: Mochte er dazu dienen, daB sich Kliniker und Morphologen enger zusammensehlieBen und Seite an Seite den noeh offenen Fragen zu Leibe rucken. Abbildungen sind nirgendwo wichtiger als in del' hiimatologiseh histologischen Diagnostik. Die hervorragende Wiedergabe der :Mikro photographien ist dem Springer-Verlag daher besonders zu danken, ganz zu sehweigen von der sorgfiiltigen Gesamtausstattung des Buchleins. Kiel, Juni 1964 KARL LE~~ERT Inhaltsverzeichnis Praktisch-technische Vorbemerkungcn 1 I. Histologische Technik. . . . . 1 II. Die Praescalenus-Biopsie nach DAJ"IELS 2 III. Bedeutung der Lymphknotenpunktion 3 Statistische Erhebungen. . . . . . . . . . 4 Makroskopisches Bild der einzelnen Lymphkl:otenerkrankungen 6 Spezielle Pathologie der Halsl~'mphknoten ......... 8 I. Lymphadenitis ohne erkennbare Spezifitat einschliel3lich reaktiye Hyper- plasie ("unspezifische Lymphadenitis") . . . . . 8 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Histologie. Kormalhistologische Vorbemerkungen. . . 9 Die wichtigsten Teilerscheinungen der Lymphadenitis . 11 a) Infiltration mit neutrophilen Granulocyten S. 11; b) Infiltration mit eosinophilen Granulocyten S. 11; c) Stammzellhyperplasie S. 11; d) Lymphatische Hyperplasie S. 11; e) Die Plasmazellh~-perplasie (Plas mocytose) S. 13; f) Sinusreaktionen S. 14; g) :\Iastzellhyperplasie (:\fastocytose) S. 16; h) Reticulumzellhyperplasie (Reticulocytose) S. 17; i) Epitheloidzell-Reaktionen S. 17; k) Perilymphadenitis S. 18 Synthetische Betrachtung der sogenannten unspezifischen Lymph- adenitis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 tJber die funktionelle und prognostische Bedeutung einiger Teilerschei nungen der "unspezifischen Lymphadenitis" . . . . . . . . . . . 19 Vorkommen der sogenannten unspezifischen Lymphadenitis im Hals- bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Anhang: Banale eitrige Lymphadenitis . . . . . . 20 II. Die reticulocytaren abscedierenden Lymphadcnitiden 21 1. Katzenkratzkrankheit . . . . . . . . . . 23 2. Tularamie ............... 24 III. Tuberkulose und tuberkuloide Lymphadenitiden 24 1. Lymphknoten-Tuberkulose . . . . . . . 24 2. Sarkoidose (M. Besnier-Boeck-Schaumann) 30 3. Brucellose .............. 33 4. Tuberkuloide (sarkoidartige, epitheloidzellige) Reaktion bei Carci- nomen ............... . 34 5. Melkersson-Rosenthal-Syndrom . . . . . 36 IV. Lymphadenitiden mit Blutbildveranderungen 36 1. Morbus Pfeiffer (infektiose Mononucleose) 38 2. Roteln (Rubeolae) 39 3. Listeriose . . . . 41 4. Toxoplasmose . . 41 5. Hydantoinschaden 44 YIII Inhaltsyerzeichnis Y. Seltenere Lymphadenitiden (Kollagenkrankheiten, Lues, lipomelano· tische Reticulocytose, ~Iykosen, Tropenkrankheiten, Diphtheric, ~Iascrn, Sklerom) . . . . . . . . . . . . 44 YI. Lymphogranulomatose (.'II. Hodgkin) . . . . . . . . . . . . 40 1. Das sogenannte Paragranulom. . . . . . . . . . . . . . 47 2. Die klassisehe Lymphogranulomatose (Hodgkin's granuloma) .'it) 3. Das Hodgkin-Sarkom ............ .')Ii 4. \Veitere Sonderformen del' Lymphogranulomatosc ;')8 5. Das \Vesen del' Lymphogranulomatosc 51 VII. Gutartige Geschwiilste del' Lymphknoten . . . . . 52 YIII. 1Ialigne Xeoplasiell des lymphatischen Gewebes (j.") 1. Gro13follikuHires Lymphoblastom (Brill-8ymnwrs) (j/ 2. Lymphadenosc und Lymphosarkom . . . . . . 7:3 a) Lymphadenose S. 74; b) Lymphosarkom S. i'i'; c) TlImorbildcnde Lymphadenose S. 78. Anhang: Lymphknotcn bei :Uakroglobulin'lmic 'YaldC'nstrom 81 IX. 1Ialigne Xeoplasien dcr reticulo-histiocytiiren Zellen 8:3 1. Reticulosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84- a) Kleinzcllige Reticulose S. 85; b) 1IittelgroBzellige Reticulose S. 85; c) GroBzellige Reticulose 8. 87; d) _-\ssoziierte RetieulosC'n S. 88; e) 1Iastzellelll'eticulose S. 89; f) Plasmazellenn·tieulose ~ retikuliin' l'lasmazellenleukamie S. 90. 2. Reticulosarkom (Retothelsarkom) . . . . . . . . . . . . . . . UO 3. Histiocytosis X, Reticulograllulomatosen . . . . . . . . . . . . U:l (akutc Reticuloendotheliose Abt-Letterer-Si\H', eosinophik Ciral'ulo matose, Lipoidgranulomatose Hand-Schiiller-Christian) Anhang: Die Lipoidosen (LipoidspeicherungskrankheitC'n) \lG X. Plasmocytom und Plasmazellenleukamie 97 XI. Xeoplasien des myeloischen Gewebes . . 98 XII. Tumormetastasen in Halslymphknoten . 99 1. Reaktiye Lymphknotenvcranderungen im AbfluBgebiet ll1aligm·r Geschwiilste ("prii-metastatische Veriinderungeu ") . . . . . . . . 100 a) Follikulare lymphatische Hyperplasie 8.100; b) l'laslIlocytose S.10(); c) Sinuskatarrh S. 100; d) Epitheloidzellreaktion S. 100; e) ;\Iasto cytose S. 100. 2. _-\usbreitungsweise Yon 1Ietastascn in die Lymphknoten 101 3. Arten del' lIletastatischen Tumoren im Halsbereich 103 4. Zur Morphologie del' Tumorllletastasen 104 SchluBwort 108 Literatur 109 Sachyerzcichnis 12G Praktisch· technische Vo rbemerkungen I. Histologische Technik Die erste wichtige Voraussetzung fUr eine gute Lymphknotendiagno stik ist die einwandfreie histologische Technik. Die Gewinnung eines guten histologischen Praparates beginnt schon bei der Lymphknotenexstirpation. Eine Quetschung des Lymphknotens ist hierbei moglichst zu vermeiden. Die Fixierung soUte so/art angeschlos sen werden. 1: 9 verdunntes Formalin genugt fUr die ubliche Routine diagnostik ohne weiteres, es muB nur in genugender }lenge zugegeben werden. Bei groBen Lymphknotentumoren empfiehlt es sich, die Prapa rate frisch durchzuschneiden, damit auch das Zentrum der Tumoren rechtzeitig und ausreichend fixiert wird. 1m histologischen Laboratorium erfolgt dann moglichstimmer die sorgfaltige Einbettung in Paraffin. Diese kann auch im Autotechnikon geschehen, sofern man Reihenfolge und Einwirkungsdauer der einzelnen Fhissigkeiten richtig wahlt. Auf vollkommene Entwasserung ist hierbei gro13ter \Vert zu legen. Der fertige histologische Schnitt sollte nicht nur bei der gebrauch lichen Hamatoxylin-Eosin-Farbung, sondern vor allem bei Giemsa-Far bung betrachtet werden. Ich werde nicht mude darauf hinzuweisen, daB die Hamatoxylin-Eosin-Farbung fur eine gute Lymphknotendiagnostik nicht ausreicht, so daB man gewisse Diagnosen, auch bei groBter Erfah rung, im Hamatoxylin-Eosin-Praparat uberhaupt nicht stellen kann. Zwei Eigenschaften sind es, welche die Giemsa-Farbung des Schnittes so wert voll machen: (1) Basophilie und Oxyphilie der Zellen treten viel deutlicher hervor. (2) Auch metachromatische Substanzen, speziell saure Mucopoly saccharide, stellen sich dar. Sie sind im Hamatoxylin-Eosin-Schnitt nicht zu identifizieren. Hierzu einige Beispiele: Die Basophilie der Zellen tritt besonders bei den Germinoblasten der Keimzentren, bei den Plasmazell vorstufen und bei den Sternbergschen Riesenzellen als wichtiges Erken nungsmerkmal in Erscheinung. Die Oxyphilie der Zellen wird an Epithe loidzellen und eosinophilen Granulocyten deutlich. Die metachromatische Farbbarkeit der Mastzellengranula und der sauren Mucopolysaccharide in der Lymphknotenkapsel ist zum Teil von erheblichem diagnostischem \Vert. Die nachstwichtige Methode ist die Versilberung der Gitterfasern, die man heute im allgemeinen nach GOMORI durchfUhrt. In Deutschland Lennert, Halslymphknoten 1 2 Praktisch-technische Vorbemerkungen wurde in den letzten Jahrzehnten die Versilberung uberschatzt. Ihre Bedeutung liegt vor allem in der Erkennung des groBfollikularen Lympho blastoms (Brill-Symmers) und in der Differentialdiagnose zwischen Reticulosarkom und Lymphosarkom einerseits und epithelialen Ge schwulsten andererseits_ Immer hat das Faserbild nur untersWtzenden Charakter, entscheidend fur die Diagnose muB das Zellbild bleiben. Auch histochemische Methoden haben wir reichlich auf den Lymph knoten angewandt (LE~XERT, LOFFLER U. LEDER 1963). Am ergiebigsten waren hierbei die Versuche auf dem Gebiet der Fermenthistochemie. Es gelingt mit verschiedenen Hydrolasen gewisse Lymphknotenstrukturen elektiv darzustellen und aus dem Lymphknotenschnitt herauszuheben. Vor allem dient die Adenosintriphosphatasereaktion dazu, ein gutes nber sichtsbild des Lymphknotens zu gewinnen. Mit alkalischer Phosphatase reaktion kann man die Arteriolen und Capillaren gleichsam markieren. Unspezifische Esterase und saure Phosphatase sind reichlich vorhanden in den groBen Reticulumzellen der Sinus und der Pulpa. Der Nachweis der ex-Naphthyl-Chlor-Acetat-Esterase gestattet einE' einwandfreie Identi fizierung von neutrophilen Granulocyten und ihren Vorstufen sowiE' von Gewebsmastzellen (LEDER 1964). Fur die Lymphknotendiagnostik haben sich bisher vor all em die N achweise der unspezifischen und der '\--N aphthyl Chlor-AcE'tat-Esterase bewahrt. Mit der unspezifischen EsterasE'-Reaktion gewinnt man erstmals eine sichere Abgrenzung der echten Monocyten leukamie, mit der ex-N aphthyl-Chlor-Acetat-Esterase-Reaktion lassen sich unreife myeloische Zellen - auch im Paraffinschnitt - sicher identi fizieren. II. Die Praescalenus-Biopsie nach Daniels Die Venenwinkellymphknoten (omoclaviculare Gruppe der supra clavicularen Lymphknoten, Praescalenuslymphknoten) sind bereits seit }\fORGAGXI, VIRCHOVi U. TROISTER als hiiufige Absiedlungsorte von ab dominellen Carcinomen, speziell von Magencarcinomen bekannt und werden bei Carcinom befall als Virchowsche oder Troisiersche Drusen bezeichnet. Auch bei der Lungentuberkulose wurde diese Lymphknoten gruppe schon fruhzeitig beachtet (BEITZKE 1906; GHON U. POTOTSCH NIG 1919: GHOX, KUDLICH U. SCHI\I1EDL 1926) und ihre hiiufige Mitbeteili gung bei der "endogenen lymphoglandularen Reinfektion" mitgeteilt (AXDERS 1928). Aber erst der Vorschlag von DA~IELS 1949, diese Lymph knoten bei unklaren Hilusverbreiterungen zu excidieren, hat ihre prak tische Bedcutung in den Vordergrund geruckt. Hierflir hat STRIuLI zu sammen mit BRUN~ER u. LUDWIG das pathologisch-anatomische Ver stiindnis ermbglicht, indem er zeigen konnte, daB die Venenwinkellymph knot on zumeist orthograd, zum kleineren Teil auch retrograd von der gE'samtE'n Lymphe des Kbrpers durchstrbmt werden bzw. durchstrbmt Bedeutung der Lymphknotenpunktion 3 werden konnen. Sie liegen nahe der Einmiindungsstelle der beiden groBen Lymphgange (Ductus thoracicus und Ductus lymphaceus dexter). Die linksseitigen Venenwinkellymphknoten werden dementsprechend er reicht von der Lymphe der unteren Korperhalfte einschlieBlich des Bauchraumes, des linken Lungenoberlappens, der linken Thoraxwand, des linken Armes sowie des linken Kopf- und Halsbereiches. Die rechts seitigen Lymphknoten erhalten Lymphe von der rechten Lunge, dem linken Lungenunterlappen, der rechten Thoraxseite, des rechten Armes sowie des rechten Kopf- und Halsbereiches. Daraus geht hervor, daB die linken Venenwinkellymphknoten bei abdominellen Carcinomen stark bevorzugt befallen werden, wahrend die rechten Venenwinkellymph knoten bei pulmonalen Prozessen haufiger Metastasen aufweisen. Die Bedeutung der Danielsschen Biopsie wurde von FORSCHB_~CH (1962) und "'. BECKER (1963) jiingst unterstrichen (friihere Literatur siehe bei LE~~ERT 1961 a). Sie laBt vor allem bei atiologisch unklaren Verbreiterungen des Lungenhilus oft eine Diagnose zu. Dies gilt ganz besonders fUr die Sarkoidose, aber auch fUr Bronchialcarcinom, Lympho granulomatose, Tuberkulose, Silikose und andere Erkrankungen. Dabei ist es gleichgiiltig, ob die Lymphknoten makroskopisch befallenerscheinen oder nicht. Man excidiert in jedem FaIle das Fettgewebe des Trigonum omoclayiculare en bloc zusammen mit den darin liegenden Lymphknoten und ist dann als Pathologe gelegentlich iiberrascht, spezifische Verande rungen in Fettgewebe oder GefaBen (siehe Abb.17 und 60) zu finden, selbst wenn die untersuchten Lymphknoten frei von solchen Veranderun gen sind. Und wer sich fUr die Morphologie des braunen Fettgewebes interessiert, kann hier - auch beim Erwachsenen - diese besondere Fettgewebsart gut studieren. III. Bedeutung der Lymphknotenpunktion Die Lymphknotenpunktion mit an schlie Bender Untersuchung des Ausstrichpraparates ist eine da und dort gepflogene diagnostische Methode, deren Wert von verschiedenen Seiten ungleicheingeschatzt wird. Wir haben uns zusammen mit MERENYI dieser Methode bedient und die Moglichkeiten und Grenzen der rein cytologischen Lymphknotendiagno stik, auch an Tupfpraparaten, zu erarbeiten versucht. Un sere Ergebnisse sind in Einzelheiten an andererStelle (LENNERT 1961 a) dargestellt. Hier solI nur iiberdie Nutzanwendungunserer Erfahrungenkurz gesprochen werden. Die Lymphknotenpunktion ist zwar eine gefahrlose, schonende, schnell auszufUhrende und auszuwertende Methode, sie soUte jedoch - wenn man sie schon anwenden will - nach Moglichkeit von einer Probe excision gefolgt sein. Dies kann ausnahmsweise bei "todsicheren" Diagno sen unterbleiben. So gelingt es, viele Lymphogranulomatosen relativ 1* 4 Statistische Erhebungen leicht und verlaBlich in dem Punktat zu erkennen. Aber es gibt auch Lymphogranulomatosen, die dem Punktatuntersucher u. a. deshalb ent gehen, weil die Veranderung noch umschrieben ist und dann oft nicht ,on der Punktionsnadel getroffen wird. Die gleiche Gefahr, herdformige Lasionen zu ubersehen, begegnet uns bei Tuberkulosen, Carcinommeta stasen und vielen anderen Lymphknotenerkrankungen. Bei Metastasen stehen wir aul3erdem vor der Schwierigkeit, die :Natur des Tumors an der EinzelzeIle meist nicht ablesen zu konnen, weshalb dann doch noch die histologische lTntersuchung erforderlich ist. Nur sie lal3t in der Regel eine Artdiagnose der Geschwulst und damit einen gewissen Ruckschlul3 auf den ,ermutlichen Primarsitz des Tumors zu. Eine Reihe weiterer Bedenken konnte gegen die ausschlieBliche L"ntersuchung von Lymph knotenpunktaten angefUhrt werden. 'Vir verzichten darauf und prazi sieren unseren Standpunkt zu Lymphknotenpunktion und Schnittunter suchung wie folgt: vVir sehen die Lymphknotenpunktion als eine wertvolle 11ethode der cytologischen Forschung an, diagnostisch kann sie in den meisten Fallen nur orientierenden Charakter haben. Demgegenuber leisten die Schnitt untersuchungen wohl cytologisch etwas weniger - man kann diesen Mangel durch subtile Technik und Giemsa-Farbung weitgehend wett machen! -, doch ist das histologische Praparat diagnostisch dem Aus strich immer gleichwertig, meist sogar uberlegen. 'Venn man die schwierige cytologische Beurteilung des Lymphknotenausstriches beherrscht, kann man die Schnittuntersuchung erganzen durch die Betrachtung von Tupf praparaten, die leicht von dem Excisat anzufertigen sind. Man wird aus den Tupfpraparaten zuverlassigere Diagnosen stellen als aus Lymph knotenpunktaten, weilman eine viel grol3ere Flache ubersieht. Statistische Erhebungen Um einen Dberblick daruber zu erhalten, welche Lymphknoten erkrankungen zur Zeit und in unserem Land haufig und welche selten sind, haben wir die Halslymphknoten, die 1960-1962 im Pathologischen Institut Heidelberg von mir untersucht wurden, zusammengestellP. Um die Haufigkeit der einzelnen Lymphknotenaffektionen im Krankengut des HNO-Arztes abschiitzen zu konnen, fUhren wir die von Hals-, Nasen-, Ohrenarzten und -Kliniken eingesandten Lymphknoten getrennt auf. Die Gesamtzahl der untersuchten Biopsien betragt 770, darunter befinden sich 297 FaIle = 38,75% von Hals-, Nasen-, Ohrenarzten. 1 Dabei war mir Herr Dr. STUTTE behilflich, wofiir ieh ihm sehr danke. Der genaue Zeitraum, der statistisch ausgewertet wurde, liegt zwischen dem 1. 5. 1960 und dem 15.7. 1962.