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Partnerwahl und Heiratsmuster: Sozialstrukturelle Voraussetzungen der Liebe PDF

305 Pages·2001·6.48 MB·German
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Thomas Klein Hrs. Partnerwahl und Heiratsmuster Sozialstrukturelle Voraussetzungen der Liebe Partnerwahl und Heiratsmuster Sozialstrukturelle Voraussetzungen der Liebe Thomas Klein (Hrsg.) Partnerwahl und Heiratsmuster Sozialstrukturelle Voraussetzungen der Liebe Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2001 Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek-CJP-Einheitsaufnahme ISBN 978-3-8100-2874-7 ISBN 978-3-663-11009-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-11009-5 © 2001 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske + Budrich, Op1aden 2001 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis Vorwort .................................................................................................................... 7 THEORETISCHE UND HISTORISCHE PERSPEKTIVEN · Paul B. Hili, ]ohannes Kopp Strukturelle Zwänge, partnerschaftliehe Anpassung oder Liebe- einige Überlegungen zur Entstehung enger affektiver Beziehungen ........... 11 Bernhard Nauck Generationenbeziehungen und Heiratsregimes - theoretische Überlegungen zur Struktur von Heiratsmärkten und Partnerwahl- prozessen am Beispiel der Türkei und Deutschland ....................................... 35 Sylvia Möhle ' Partnerwahl in historischer Perspektive ............................................................ 57 DIMENSIONEN DERPARTNERWAHL J os de Haan, Wi(fred Uu nk Kulturelle Ähnlichkeiten zwischen Ehepaaren. Der Einfluss von Partnerwahl, Restriktionen und gegenseitiger Beeinflussung ........................ 77 Wo!J:gang Riiffer Bildungshomogamie im internationalen Vergleich - die Bedeutung der Bildungsverteilung ............................................................... 99 Andrea Lengerer Wo die Liebe hinfällt-ein Beitrag zur ,Geographie' der Partnerwahl ..... 133 Thomas Klein, Wo!J:gang Riiffer Partnerwahl und Rauchgewohnheiten - Analysen zum Einfluss sozialstrukturunabhängiger Mechanismen der Partnerwahl ....................... 163 5 -Axel Franzen, JosifHartmann Die Partnerwahl zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Eine empirische Studie zum Austausch von physischer Attraktivität und sozialem Status ........................................................................................... 183 S tephanie Vetter Partnerwahl und Nationalität. Heiratsbeziehungen zwischen Ausländern in der Bundesrepublik Deutschland .......................................... 207 Jür;gen Mimkes Die familiale Integration von Zuwanderern und Konfessionsgruppen - zur Bedeutung von Toleranz und Heiratsmarkt ........................................... 233 SPEZIELLE FRAGESTELLUNGEN Thomas Klein, Andrea Lengerer Gelegenheit macht Liebe-die Wege des Kennenlernens und ihr Einfluss auf die Muster der Partnerwahl ......................................... 265 · Frank 0. Martin Marriage Squeeze in Deutschland - aktuelle Befunde auf Grundlage der amtlichen Statistik ............................. 287 Autorenverzeichnis ............................................................................................ 315 6 Vorwort Die Partnerwahl ist ein allgegenwärtiges, aber dennoch wissenschaftlich und vor allem soziologisch kaum untersuchtes Phänomen. Dem vorliegenden Band sind langjährige soziologische Studien vorausgegangen, die zu dem Projekt "Partnerwahl und Heiratsmuster" geführt haben, das seit 1999 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Über die ersten Ergebnisse der eigentlichen Projektarbeit hinaus beinhaltet das Buch auch die Analysen einiger externer ,Kooperationspartner', die wichtige Bei träge zur Erklärung des Partnerwahlverhaltens geleistet haben. Wesentlichen Beitrag zu dem vorliegenden Band haben - nicht nur in Bezug auf die substanziellen Beiträge, sondern auch in Bezug auf die for male Gestaltung- die Projektmitarbeiter geleistet: Andrea Lengerer, Frank 0. Martin und Wolfgang Rüffer, die die oft nicht einfachen Typoskripte und noch schwierigeren Grafiken in die vorliegende Form gebracht haben. Heidelberg, im September 2000 Thomas Klein 7 THEORETISCHE UND HISTORISCHE PERSPEKTIVEN Strukturelle Zwänge, partnerschaftliehe Anpassung oder Liebe- einige Überlegungen zur Entstehung enger affektiver Beziehungen Paul B. Hilf, ]ohannes Kopp Es gibt wohl nur wenige Lebensbereiche, denen subjektiv eine größere Be deutung zugeschrieben wird als den affektiven Sozialbindungen, wie sie in Liebesbeziehungen, nichtehelichen und ehelichen Gemeinschaften gelebt werden. Die ungeheure Fülle journalistischer Ratgeber, die sich in allen Medien findet, signalisiert die große Neugierde oder Betroffenheit, auf die das Thema im Alltag trifft. Undtrotz des großen Angebotes an Beziehungs weisheiten bleibt die wichtige Frage, wie man die Richtige oder den Richtigen wählt und wie man dann glücklich wird, im Kern zumeist unbe antwortet, denn in diesen Angelegenheiten entscheidet nach der Alltags philosophie etwas rational kaum Fassbares: die Liebe. Sie bringt die Akteure zusammen und sie gehorcht offensichtlich keinen Regelmäßigkeiten. Wo die Liebe hinfallt ist jede Konstellation möglich, keine ausgeschlossen. Betrachtet man hingegen die sozialwissenschaftliche Fachdiskussion, dann ergibt sich sehr schnell und nachhaltig ein gänzlich anderes Bild. Eine Fülle von Studien zeigt, dass die Prozesse der Partnerwahl keinesfalls zufillig sind - ganz im Gegenteil: 1 Gerade die Analyse moderner Heiratsmuster ergibt, dass sich in den letzten Jahrzehnten kein Rückgang der sozialen Strukturierung finden lässt, wie es in der Diskussion um die Individualisie rung moderner Gesellschaften proklamiert wird. So weisen kohortenspe zifische Analysen nach, dass mehr als zwei Drittel der nach dem zweiten 1 An dieser Stelle soll gar nicht versucht werden, die große Zahl der hier erwähnenswerten Sm dien vollständig aufzuführen. Als klassischer Beleg sei aber etwa auf die Arbeit von Bossard (1932) hingewiesen. Neuere Analysen für die Bundesrepublik finden sich bei Teckenberg (2000) oder Wirth (2000), die jeweils auch eine Fülle an weiterführenden Hinweisen enthalten. Schon bei einem kurzen Blick in diese Texte wird jedoch ein Grundproblem derartiger Arbeiten klar: Fast immer werden Ehen oder höchstens langanhaltende Partnerschaften untersucht (vgl. auch Blossfeld/Timm 1997). Eine Analyse über Partnerschaften generell, also ganz unabhängig von ihrer Dauerhaftigkeit, bieten diese Untersuchungen jedoch nicht. In diesem Bereich fmden sich zwar verschiedene, eher in der Psychologie und Sozialpsychologie anzusiedelnde Srudien (vgl. hierzu ausführlicher unter Punkt 1) , diese erheben aber nicht den Anspruch, weiterführende und auch deskriptive Aussagen zu erlauben. Dieses Problem soll jedoch nicht überschätzt werden: Soziologisch bedeutsam sind ja auch vor allem die Partnerschaften, die eine gewisse Stabilität aufweisen. Aus diesem Grunde wird im Folgen den auch vor allem über diese Fälle gesprochen und eigentlich müsste im Titel der Begriff "Entste hung" durch "Entstehung und Aufrechterhalrung" ersetzt werden. 11 Weltkrieg geborenen Frauen eine hinsichtlich des Bildungsniveaus horna game Ehe eingehen (vgl. Blossfeld/Timm 1997: 445).2 Heiratsmuster und die Strukturiertheit der Partnerwahl stellen aber nicht nur aufgrund der subjektiven Wichtigkeit ein soziologisch interessantes Phänomen dar: Schon bei Max Weber (1980: 179) ist die Eheschließung innerhalb bestimmter Kreise eines der wichtigsten Anzeichen einer ständi schen Lage und der damit einhergehenden sozialen Schließung. Wenn Ehen eben nicht unbesehen der sozialen Position, sondern entlang bestimmbarer und bedeutsamer sozialer Dimensionen geschlossen werden, perpetuieren sich soziale Ungleichheiten und es verfestigt sich die soziale Struktur einer Gesellschaft. Eheschließungen über die Grenzen bestimmter Statusgruppen hinweg sind und waren lange Zeit eine der sichersten Möglichkeiten zur vertikalen Mobilität - und dies vor allem für Frauen, denen andere Wege, etwa über die berufliche Qualifikation, lange Zeit strukturell partiell ver schlossen waren. Der Charakter einer Gesellschaft bestimmt sich zu einem nicht unwe sentlichen Teil aus derartigen Mobilitätsmöglichkeiten beziehungsweise strukturellen Verharrungstendenzen und sozialen Ungleichheitsstrukturen. Die Soziologie sollte schon aus diesem Grunde ein großes Interesse an den Prozessen haben, die die Partnerwahl beeinflussen. Ein Blick auf die sozio logischen Klassiker zeigt, dass dieser Gedanke nicht neu ist. Beispielhaft sei auf die Arbeit von Claude Levi-Strauss (1981) über den Frauentausch hin gewiesen: Neben seines Beitrages zur Überwindung des Inzuchtproblems dient der Frauentausch zwischen den einzelnen Stämmen vor allem dazu, soziale Integration zu erzeugen (Levi-Strauss 1981: 94ff.). Die Partnerwahl wird hier durch die kollektiven (Stammes-) Interessen bestimmt und nicht durch die Motive der einzelnen Frauen und Männer. In der Zwischenzeit finden sich derartig arrangierte Ehen - zumindest in modernen Gesellschaften - wohl nur noch selten und sind gesellschaftlich auch nicht anerkannt. Der Grund einer Verbindung sollte heute vor allem Liebe und weniger der Statuserhalt der Herkunftsfamilie sein. Wenn nun aber Partnerschaften und Ehen auf Liebe und Zuneigung basieren, stellt sich erst recht die Frage, warum sie unter diesen Bedingungen sozial strukturiert sind - und dies gegenwärtig sogar stärker als zu früheren Zeiten. Dabei 2 Die Homogarnie lässt sich selbstverständlich für verschiedene, sozial relevante Merkmale be rechnen. Üblicherweise werden hier etwa die Gleichheit hinsichtlich der sozialen Herkunft, der Ethnie oder der Religion untersucht. Zwar hängen die konkreten Ergebnisse sehr stark von der Anzahl und Breite der gewählten Kategorien ab, zusammenfassend ftnden sich aber in vielen Berei chen starke Hornagamietendenzen (vgl. für weitere Hinweise die in der ersten Anmerkung genann ten Überblicksarbeiten sowie die weiteren Beiträge in diesem Band). 12

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Die Wahl des Lebenspartners: Eine vermeintlich ganz private Angelegenheit, die allenfalls psychologisch zugänglich erscheint? Analysen zeigen, dass die Partnerwahl nur auf den ersten Blick höchst privat und individuell ist. Tatsächlich folgt sie nämlich sozialen Regelmäßigkeiten: Weit überzuf
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