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Parteien und Parteimitglieder in der Region: Sozialprofil, Einstellungen, innerparteiliches Leben und Wahlentscheidung in einem ostdeutschen Bundesland. Das Beispiel Sachsen-Anhalt PDF

310 Pages·2001·8.912 MB·German
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Bernhard Boll· Everhard Holtmann (Hrsg.) Parteien und Parteimitglieder in der Region Bernhard Boll . E verhard Holtmann (Hrsg.) Parteien und Parteimitglieder in der Region Sozialprojil, Einstellungen, innerparteiliches Leben und Wahlentscheidung in einem ostdeutschen Bundesland. Das Beispiel Sachsen-Anhalt Mit Beiträgen von Bernhard Boll, Kimberly Crow, Bernd Hofmann, Everhard Holtmann unter Mitarbeit von Marko Rupsch Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich 1. Auflage Oktober 2001 Alle Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden 2001 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.westdeutschervlg.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jeder mann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN 978-3-531-13691-2 ISBN 978-3-322-90731-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-90731-8 Inhaltsverzeichnis Bernhard Ball, Everhard Holtmann Parteien als Landesparteien: Einleitende Bemerkungen zu Forschungsstand, Fragestellung und Methodik der Untersuchung .............. 9 Die Mitglieder der Landesparteien Bernhard Ball 1. Beitrittsmotive von Parteimitgliedern ........................................................... 19 Bernhard Ball 2. Sozialstruktur und politische Einstellungen .................................................. 31 2.1 Individuelle Ressourcen: die Sozialstruktur der Parteimitglieder in Sachsen-Anhalt ......................................................................................... 31 2.2 Politische Einstellungen von Parteimitgliedern in Sachsen-Anhalt... ....... 39 Bernhard Ball 3. Formen innerparteilicher Partizipation ........................................................ 45 3.1 Theoretische Klassifikation ...................................................................... 45 3.2 Bandbreite und Häufigkeit innerparteilicher Partizipation: empirische Befunde .................................................................................................... 47 3.3 Zwei Faktoren innerparteilicher Aktivität: Ideelle Partizipation und politische Ambition .................................................................................. 53 3.4 Künftige Partizipation und Veränderungsabsicht.. ................................... 64 3.5 Bestimmungsgründe innerparteilicher Partizipation: Theoretische Annäherungen und erklärende Variablen ................................................. 65 3.6 Erklärungskraft der Variablen ftir die Dimensionen ideeller Partizipation und politischer Ambition .......................................................................... 70 3.7 Zusammenfassung .................................................................................... 80 Bernhard Ball 4. Mitgliedertypen ................................................................................................ 91 4.1 Mitgliedertypologien und Typenbildung in der Parteienforschung .......... 92 4.2 Konstruktion der Mitgliedertypen: Passive, Zuschauer, Interessierte, Aktive, Gestalter ....................................................................................... 97 4.3 Sozialstruktur der Mitgliedertypen ......................................................... 103 4.4 Verteilung der Mitgliedertypen auf die Landesparteien ......................... 110 4.5 Potentiale der Mitgliedermobilisierung passiver Mitglieder .................. 114 4.6 Zusammenfassung .................................................................................. 120 6 Bernd Hofmann 5. Aus "alt" wird "neu"? Parteigenerationen in den sachsen-anhaltischen Parteien ........................................................................................................... 127 5.1 Einleitung ............................................................................................... 127 5.2 Parteigenesetypen ................................................................................... 128 5.3 Das Parteigenerationenkonzept .............................................................. 128 5.4 Die Mitgliedergenerationen in den sachsen-anhaltischen Parteien ......... 130 5.5 Aktivität .................................................................................................. 143 5.6 Einstellungen und Meinungen ................................................................ 146 5.7 Fazit ........................................................................................................ 151 Die Landesparteien als Mehrebenenorganisationen Bernd Hofmann 6. Zwischen Basis und Parteiführung: Mittlere Parteieliten ......................... 155 6.1 Einführung: Was sind mittlere Parteieliten? ........................................... 156 6.2 Funktionen der mittleren Parteieliten ..................................................... 159 6.3 Empirische Basis und methodische Vorgehensweise ............................. 162 6.4 Sozialstrukturelle Differenzierung der Hierarchieebenen ....................... 164 6.5 Allgemeine Einstellungsmerkmale: "Radikalisierung" der mittlere Ebene? .................................................................................................... 175 6.6 Rollenwahmehmung und Selbstverständnis der Führungsebenen .......... 183 6.7 Fazit ........................................................................................................ 193 Everhard Holtmann 7. Die Mitglieder der engeren Parteiführung der Landesparteien: Prägungen und politische Einstellungen ...................................................... 197 7.1 Karrierepfade vom alten ins neue System .............................................. 197 7.2 ... schon zu DDR-Zeiten ein politischer Mensch ..................................... 204 7.3 DDR-Oppositionelle und DDR-Reformer .............................................. 205 7.4 Konvergente Einschätzung prägender DDR-Erfahrungen ...................... 210 7.5 Tradition und Religion als Bindeglied zwischen Generationen: Politisch prägende Wirkungen der Elternhäuser ..................................... 212 7.6 Politische Familientradition, Traditionsferne und heutige Partei-Identifikation ................................................................................ 215 7.7 Schnelle Übernahme postmaterialistischer Wertorientierungen ............. 216 7.8 Politik-und Demokratieverständnis: Präferenz fur Bürgerbeteiligung und fur kompromißbereite Wettbewerbsdemokratie .............................. 220 7.9 Parteipolitiker als Wunschbild ohne Rollenkonflikte: unabhängig, wählerverbunden, basisnah und fuhrungsloyal.. ..................................... 223 7.10 Salomonische Lösung: nicht Abbau, nicht Ausbau sondern Umbau der Staatsaufgaben .................................................................................. 228 7.11 Fazit ........................................................................................................ 231 7 Die Wähler der Landesparteien Kimberly Crow 8. Regionen und Wahlen. Eine ökologische Wahlanalyse für Sachsen-Anhalt 1990-1998 ............................................................................ 235 8.1 Einleitung ............................................................................................... 235 8.2 Methode und Datenlage .......................................................................... 236 8.3 Befunde der Wahlforschung für Ostdeutschland und Sachsen-Anhalt ... 240 8.4 Die Ergebnisse der sachsen-anhaltischen Landtagswahlen im Überblick ........................................................................................... 246 8.5 Die Bedeutung des Stadt-Land-Unterschieds für den parteipolitischen Wettbewerb ............................................................................................. 251 8.6 Die Entwicklung regionaler parteipolitischer Stabilitäten ...................... 253 8.7 Effekte der Arbeitslosigkeit auf die Stimmanteile der Parteien .............. 259 8.8 Der Einfluß regionaler ökonomischer Entwicklungspfade auf das Wahlverhalten ......................................................................................... 261 8.9 Zusammenfassung der Befunde .............................................................. 277 Zusammenfassung und Ausblick Everhard Holtmann, Bernhard Ball 9. Parteien in der ostdeutschen Region: Parteien mit Zukunft? Zusammenführung der Untersuchungsergebnisse und Ausblick ............. 289 Anhang ........................................................................................................... 299 Literaturverzeichnis ...................................................................................... 307 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen ................................................ 319 Die Autoren .................................................................................................... 324 Bernhard Ball, Everhard Holtmann Parteien als Landesparteien: Einleitende Bemerkungen zu Forschungsstand, Fragestellung und Methodik der Untersuchung Die deutsche Parteienforschung, so merkte der Politikwissenschaftler Josef Schrnid vor gut einem Jahrzehnt kritisch an, huldige ganz überwiegend einem zentralisti schen Organisations- und Politikmodell. In der Regel behalte sie daher die Bundes ebene fest im Blick (Schrnid 1990: 14). Gleichlautend war die Bestandsaufnahme Herbert Schneiders für die ausgehenden 1990er Jahre: Das Forschungsinteresse sei unverrückbar nahezu ausschließlich auf die nationale Politikdimension hin ausge richtet (1997: 407). An dieser generell stiefmütterlichen Behandlung der Landesparteien seitens der Parteienforscher hat sich bis heute nicht sehr viel geändert. Die 1990 erschienene Pilotstudie Schmids, welche am Beispiel der CDU Landesparteien als Akteure im "föderativen Subsystem der Politikformulierung" analysierte (1990: 37), ist bis heute ohne Nachfolger geblieben. Alf Mintzels monumentale Arbeit über die CSU (1977) stellt insofern einen Sonderfall dar, als hier die Systembezüge im Zentrum der Betrachtung stehen und vor allem die institutionelle Doppel-Funktion der CSU, die zugleich als autonome Staats- und Ordnungspartei in Bayern und als Bundes partei im Bündnis mit der Schwesterpartei CDU im Bund agiert, herausgearbeitet wird. Auch neuere Darstellungen des Parteiensystems der Bundesrepublik enthalten für die Landesebene allenfalls wenige Hinweise (Poguntke 1997: 512f. und 1999, von Alemann 2000: 129f.). Diese Forschungslücke ist seit der deutschen Einigung nicht geschlossen wor den. Zwar berücksichtigen aktuelle Darstellungen zur Parteienstruktur auch ostdeut sche Besonderheiten in der gesellschaftlichen Verankerung der Parteien, in ihrem regionalen Organisationsgrad und in der Sozialstruktur ihrer Mitglieder (so Gabriel/ Niederrnayer 1977). Doch hinsichtlich ihrer mittleren Organisationseinheiten ist auch die ostdeutsche Parteienlandschaft noch weithin eine terra inkognita. Von knapp beschreibenden Überblicks-Darstellungen abgesehen (z.B. Boll 1996 für Sachsen-Anhalt, Kiefer 1996 für Thüringen, Werz/ Schrnidt 1998 für Mecklenburg Vorpommern, neuestens Ness/ Krumrey 2001 für Brandenburg), deren Datengrund lage variiert, liegen zur inneren Struktur von Landesverbänden politischer Parteien bisher nur zwei regionale Untersuchungen vor, nämlich von PatzeltlA lgassinger (1996) zu Sachsen und von Karl Schrnitt (2000) zu Thüringen. Hier immerhin ver fügen wir über empirische Befunde, die über summarische Angaben zu Sozial struktur und Entwicklung der Mitgliederzahlen (neuestens Niedermayer 2000) hin ausweisen und auch näher Aufschluß geben über das Binnengefüge von Landespar teien und über ausgewählte Einstellungen von deren Parteimitgliedern. 10 Einleitung Die Vernachlässigung der regionalen Parteien-Formationen kontrastiert nicht nur normativ zum demokratietheoretischen Ideal politischer Willensbildung von unten auf, das den unteren und mittleren Organisationseinheiten originäre Hand lungsvollmachten fiir innerparteiliche Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse zuweist. Die forschungspraktische Nichtbeachtung der Region verschenkt vielmehr auch Erkenntnismöglichkeiten, einmal deshalb, weil im politischen System Deutschlands die der föderativen Struktur des Bundesgebietes angepaßten Parteig liederungen der Länder "weitgehend autonom" sind und umgekehrt die jeweiligen BundesparteifUhrungen in Personal- wie Programmentscheidungen über lediglich schwache Eingriffsrechte verfUgen (Poguntke 1999: 512 f.). Zum anderen nehmen Landesparteien, als Akteure im "verflochtenen" bundesstaatlichen GefUge Deutsch lands, durchaus eigenständige Aufgaben der Politikformulierung und Politikver mittlung wahr (Schneider 1997, Holtrnann 1998). Eben diese Politikverflechtung (zu Erscheinungsformen vgl. Scharpfl Reissertl Schnabel 1976, Benz 1989) liefert indes möglicherweise eine Erklärung dafUr, daß Landesparteien als politische Akteure eigener Art nicht angemessen gewürdigt wer den. Dem unitarisierenden Grundzug des deutschen kooperativen Bundesstaates folgend, werden eben auch politische Parteien als einheitliche Akteure betrachtet und in ihren dezentralen Untereinheiten nicht sonderlich beachtet. Diese Forschungslücke zumindest teilweise zu schließen, ist die Absicht der nachstehend präsentierten Fallstudie zur Anatomie der Landesparteien im Bundes land Sachsen-Anhalt. Die Studie legt ihr Hauptaugenmerk auf die Organisations wirklichkeit der Landesparteien, auf die organisationsbezogenen Motive und politi schen Einstellungen ihrer Mitglieder und Funktionsträger sowie auf ihre gesell schaftliche Verankerung, wie sie in nach Stadt- und Landkreisen aufgeschlüsselten Wähleranteilen sichtbar wird. Die auf die Beziehungen zwischen den Parteien abhe benden "Parteiensystemeigenschaften" (Niederrnayer 2000: 78 u.ö.), also Fragmen tierung, Asymmetrie, Polarisierung und Segmentierung des Parteiensystems, werden nur punktuell mit behandelt. Untersuchungsleitend waren insbesondere folgende Fragen: Welche sozialstrukturellen Merkmale weisen die (nach jüngsten Zahlen gut 3000) Mitglieder der 5 Landesparteien Bündnis 9 O/Grüne , CDU, FDP, PDS und SPD Sachsen-Anhalts auf? - Welche Beitrittsmotive leiten diese Mitglieder? - Wie ist das Ausmaß ihrer Parteiaktivitäten und ihrer Bindung an die Partei? -Wie ordnen sich die Mitglieder der im Land existierenden Parteien auf der Links-Rechts-Skala ein? - Wie ist die Bestimmung des Standorts der eigenen Partei und die wechselsei tige Wahrnehmung der jeweils anderen Parteien? - Welche Sichtweisen von Politik, Partei und Demokratie treten innerhalb der Gesamtrnitgliederschaft und einzelner Mitgliedergruppen zutage? - Unterscheiden sich die Parteigenerationen - d.h. in nerhalb der Altparteien: Altmitglieder und Erneuerer, innerhalb der neugegründeten Partei: Gründer und Neumitglieder - in ihrem Sozialprofil und ihren politischen Überzeugungen? - Lassen sich bestimmte Mitgliedertypen bestimmen? - Werden im vertikalen Vergleich der Parteiebenen besondere Ausprägungen der mittleren Partei-Eliten sowie der engeren ParteifUhrungen erkennbar? Einleitung 11 Diese Fragen werden in insgesamt acht Teilkapiteln umfassend abgehandelt. I Bernhard Boll untersucht, ausgehend von der theoretischen Debatte um Beitritts motive, zunächst die Beweggründe der Mitglieder fiir den Eintritt in die Partei. Da bei ergibt sich, daß in diesen Landesverbänden eines ostdeutschen Bundeslandes, abweichend vom westdeutschen Muster, eher politisch- instrumentelle als normative Erwägungen genannt werden. Das Nutzenkalkül überwiegt das Gesinnungsmoment. Auch ein Kohorteneffekt wird erkennbar: Bei älteren Mitgliedern dominieren auch im Osten normative Motive, bei Jüngeren herrschen instrumentelle Überlegungen vor. Im zweiten Kapitel, fiir das ebenfalls B. Boll als Autor zeichnet, werden Daten zu Sozialstruktur und politischen Einstellungen der Parteimitglieder vorgestellt. Als kennzeichnende Merkmale schälen sich heraus: die Mitglieder ostdeutscher Landes parteien sind im Schnitt jünger und formal höher qualifiziert; sie ordnen sich weiter links ein, und sie sind, dem stärker "säkularen" Profil der ostdeutschen Gesellschaft gemäß, weitaus seltener konfessionell gebunden. Was die Verteilung von Werteprä ferenzen betrifft: Postmaterialisten, aber auch Materialisten gibt es in jeweils gerin gerer Zahl als in Westdeutschland. Im folgenden dritten Kapitel analysiert B. Boll Aspekte der innerparteilichen Partizipation. Dabei werden zwei typische Beteili gungsvarianten sichtbar, die Boll als "ideelle Partizipation" und als "politische Am bition" typisiert. Letztere bezeichnet das erklärte Streben nach Amt oder Mandat, erstgenannte umschließt eher ideell unterstützende und gemeinschaftsstiftende An triebe innerparteilichen Mittuns. Über die Variable "Intensität der Partizipation" können außerdem Aussagen über das Rekrutierungsreservoir und den Mobilisie rungsgrad der Mitglieder im Parteienvergleich gemacht werden. Im vierten Kapitel, ebenfalls ver faßt von B.Boll, werden Mitgliedertypen vorgestellt. Anhand einer entwickelten Typologie werden die Mitglieder der Landesparteien klassifiziert als Passive, Zuschauer, Interessierte, Aktive oder Gestalter. Zusätzlich wird nachgewie sen, daß individuelle Motivlagen auch ein erklärender Faktor fiir innerparteiliche Partizipation sind. Mit den unterschiedlichen Ausprägungen der Parteigenerationen befaßt sich Bernd Hofmann im fiinften Kapitel. Neben sozialstrukturellen Merkmalen stehen hier insbesondere auch Indikatoren, die Aufschluß geben über die Verbundenheit mit der Partei, im Mittelpunkt der Betrachtung. Hofmann kann zeigen, daß die durch den Zeitpunkt des Parteibeitritts definierte Trennlinie zwischen den Generationen hinsichtlich Aktivität, Ämterinhabe, Rekrutierung und Parteiverbundenheit nach wie vor sichtbar ist, sich aber mit fortschreitendem Mitgliederaustausch abbauen dürfte. Das sechste Kapitel, ebenfalls verfaßt von Bernd Hofmann, thematisiert die Mittle ren Parteieliten. Diese Gruppe umfaßt die Inhaber von Parteiämtern, die zwischen Kommunal- und Landesebene angesiedelt sind, also in unserem Fall die Kreisvorsit zenden, sowie die Landtagsabgeordneten. Ein Ergebnis der Analyse ist, daß ein konsistentes eigenständiges Gruppenprofil, was sozialstrukturelle Merkmale, Ein- Teilergebnisse der Untersuchung sind in einige bereits vorliegende Veröffentlichungen eingegangen: Bernhard Boll u.a., Sozialprofil und Einstellungen der Mitglieder von Parteien in Ostdeutschland am Beispiel Sachsen-Anhalts, in: APuZ B 12/1999; ferner: B.BolI, Die Mitglieder der PDS: Motive für den Parteibeitritt - Empirische Ergebnisse einer Mitgliederbefragung in Sachsen-Anhalt, in: M.Brie / R.Woderich (Hrsg.), Die PDS im Parteiensystem, Berlin 2000, S 168 - 179; B.Hofmann: Die PDS Sachsen-Anhalts aus Mitgliedersicht, in: Ebenda, S. 180 - 188. 12 Einleitung stellungen und Rollenverständnis betrifft, fiir die mittleren Parteieliten Sachsen Anhalts nur ansatzweise nachgewiesen werden kann. Die biographischen Vorprägungen und politischen Einstellungen der führenden Parteipolitiker des Landes, also jener gut 30köpfigen Personengruppe, die in Partei und Fraktion die Spitzenpositionen einnimmt, werden im siebenten Kapitel von Everhard HoItmann dargestellt. Dabei läßt sich zeigen, daß diese enger Parteifüh rung, trotz zweier aufeinander folgender Diktaturen, zumindest teilweise an histo risch gewachsene Parteitraditionen nie den Anschluß verloren hat.. Insgesamt kri stallisiert sich in dieser Führungsschicht eine demokratische Elitenkultur heraus, in der ein wertbezogenenes Demokratiebewußtsein mit einem gemäßigt konfliktori schen Politikverständnis eine Verbindung eingeht. Im achten Kapitel legt Kimberly Crow eine ökologische Wahlanalyse vor. Untersucht wird hier auf der Ebene der Gebietskörperschaften der 24 Stadt- und Landkreise, ob sich der Stadt-Land Unterschied auf den Parteienwettbewerb auswirkt und ob sich regionale politische Stabilitäten oder Effekte der Arbeitslosigkeit in den Stimmenanteilen von Parteien abbilden. Mit Hilfe eines eigens entwickelten Modells zur Typisierung dieser kreis kommunalen Regionen wird schließlich überprüft, inwieweit regional spezifische ökonomische Entwicklungspfade das Wahlverhalten beeinflussen. Eine kompakte Zusammenfassung der Ergebnisse und ein Anhang, der die wichtigsten Strukturda ten der Landesparteien zum Inhalt hat, runden die vorliegende Untersuchung ab. Methodisch konnten die Untersuchungsziele nur durch eine Kombination un terschiedlicher analytischer Herangehensweisen erreicht werden. Für die Befragung der Mitglieder und der mittleren Parteiführungsschicht wurden jeweils standardi sierte Fragebögen entwickelt, die den Zielpersonen postalisch zugingen. Diese Fra gebögen für Mitglieder und für die mittlere Parteiführungsschicht hatten eine Kern identischer Fragen gemeinsam, unterschieden sich aber in der Erweiterung auf Fra gen, die beispielsweise die Wahrnehmung der internen Organisationspolitik der Parteien betrafen und somit nach Thema und Abstraktionsgrad nur von den Mitglie dern der mittleren Parteiftihrungsschicht beantwortet werden konnten. Die zu befra genden Personen bei den Partei- und Fraktionsvorständen wurden zunächst über den Positionsansatz, wie er in der Eliteforschung üblich ist (Hoffm ann-Lange 1992, Bürklin, 1997) ermittelt. Eine schriftliche und standardisierte Befragung konnte hier aber nicht zum Erfolg führen; deshalb kamen einzelne face-to-face-Interviews zum Einsatz. Die als Leitfadeninterviews konzipierten Gespräche mit der Parteienelite nahmen zwischen etwa 60 und 90 Minuten in Anspruch. Ergänzt wurden diese In terviews durch einen von allen Interviewpartnern auszufüllenden Fragebogen, der unter anderem sozialstrukturelle Daten und politische Einstellungen erhob und damit den Kern an gemeinsamen Fragen von der Mitgliederebene bis zur Ebene der Par teielite enthielt. Über den Positionsansatz wurden auf diese Weise 33 Personen aus gewählt. Mit 30 realisierten Interviews, was einer Ausschöpfungsquote von 91 % entspricht, wurden somit fast alle angestrebten Gespräche geführt. Allerdings weicht der Erhebungszeitraum von den übrigen Phasen der Datenerfassung ab. Die Gründe dafür sind zu einem erheblichen Teil in den sehr dicht gefüllten Terminkalendern der angesprochenen Personen zu suchen, die wegen der Wahlkampftätigkeiten im Sommer und Herbst 1998 kaum Gelegenheit die Gespräche ließen. Aber auch Wis-

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