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Oxydation von Steinkohle mit Salpetersäure PDF

61 Pages·1954·6.839 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES WIRTSCHAFTS- UND VERKEHRSMINISTERIUMS NORDRHEIN-WESTFAlEN Herausgegeben von Staatssekretär Prof. leo Brandt Nr.88 Gesellschaft für Kohlentechnik mbH., Dortmund -Eving Oxydation von Steinkohle mit Salpetersäure Als Manuskript gedruckt WESTDEUTSCHER VERLAG / KOLN UND OPLADEN 1954 ISBN 978-3-663-04093-4 ISBN 978-3-663-05539-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-05539-6 Forsohungsberiohte des Wirtsohafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein Westfalen G 1 i e der u n g A. Die Herstellung des rohen Aufschlußproduktes · · · s. 5 1. Bisherige Arbeiten anderer Bearbeiter · S. 5 I1. Arbeiten der Gesellschaft für Kohlentechnik mbH. · S. 8 . 1 • Oxydation bei atmosphärischem Druck · · · S • 8 . . . . . . . . 2. Oxydation unter Druck · · · S • 21 B. Die Aufarbeitung des Aufschlußproduktes der . . . . . Kohleoxydation • S. 31 1. Die Zusammensetzung des Kohle-Oxydationsproduktes S. 31 2. Versuche zur Verbesserung der Ausbeute an ver- wertbaren Bestandteilen · . . s. 33 3. Die Aufarbeitung des rohen Kohle-Oxydations- produktes . . . . . . . . . . . . s. 34 4. Reinigung des Oxydationsproduktes aufgrund der besonderen Löslichkeitseigenschaften der Bestandteile • • • • • • • • • • • • S. 37 Reinigung durch Sublimation s. 43 6. Gewinnung der niedermolekularen Carbonsäuren unter Anwendung chemischer Methoden s. 44 1. Die thermische Behandlung des rohen Kohlen Oxydationsproduktes •••••• • • • • • . • •• s. 41 8. Folgerungen aus den gewonnenen Erfahrungen und . . . . . . zweckmäßigste Arbeitsweise •. • • S. 48 Seite 3 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein Westfalen A. Die Her s tel 1 u n g des roh e n Auf s c h 1 u ß pro d u k t e s 1. Bisherige Arbeiten anderer Bearbeiter Die Oxydation von Steinkohle mit den verschiedenen Oxydationsmitteln ist schon seit dem vorigen Jahrhundert Gegenstand vieler wissenschaftlicher Untersuchungen. Hierbei ging man von den verschiedensten Gesichtspunkten bzw. Problemstellungen aus. Ein sehr wichtiges Problem war und ist auch heute noch die Selbstentzündlichkeit der KOhle, ein Problem, das für die Lagerung, den Transport und die Beständigkeit der Kohle an sich von größ tem Interesse ist. Es handelt sich hier um. die mehr oder minder große Nei gung der Kohle, sich mit dem Sauerstoff der Luft zu verbinden. Dies geht einmal unter Wärme entwicklung vor sich, so daß die Gefahr der Selbstent zündung besteht; zum anderen geht der Heizwert der Kohle dabei beträcht lich zurück. Es bilden sich, vor allem wenn die Oxydation bei höherer Temperatur stattfindet, erhebliche Mengen von huminsäureartigen, also alkalilöslichen Körpern. Eine der ersten grundlegenden Arbeiten ist die von RICHTER (Hinrichsen Taczak: "Die Chemie der Kohle", S. 248, Leipzig 1916). Später wurde das selbe Thema wieder aufgegriffen von FRANCIS und WHEELER (J. Chem. Soc. jgl, 112 (1925)) und FRANZ FISCHER und seinen Mitarbeitern (Ges.Abh. zur Kennt nis der Kohle, Bd. V). Die Oxydation von Kohle in der trockenen Phase ist im Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit nur von untergeordnetem Interesse. Es ist auf diesem Wege nicht möglich, zu wohldefinierten Abbauprodukten zu gelangen. Dies ist nur zu erreichen, wenn der Aufschluß in flüssiger, vorteilhaft in wäss rtger Phase vorgenommen wird. Die meisten Forscher waren bestrebt, durch oxydativen Abbau der Kohle zu wohldefinierten Abbauprodukten zu gelangen, um daraus Rückschlüsse über die bisher sehr wenig bekannte chemische Konstitution der Steinkohle zu ziehen. Dabei wurden fast sämtliche in der klassischen Literatur bekann ten Oxydationsmittel in ihrer Wirkung auf die Kohle untersucht (HORN, Brennstoff-Chem. lQ, 362 (1929) Ges.Abhandlg.Kenntnis Kohle, Bd. V; SCHELIJENBERG, Brennstoff-Chern. 1., 386 (1921), Ges.Abhandlg .. Kenntnis Koh le Bd. VI, 225 (1921)). Seite 5 Forschungsberichte des Wi~tsohafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein Westfalen Die meisten der angewandten Oxydationsmittel führten jedoch nicht zum ge wünschten Ziel. Es konnten dabei keine nennenswerten Mengen an Abbaupro dukten, die noch Schlüsse auf die Kohlestruktur zulassen, erhalten werden. Wegweisend wurden die Arbeiten yon BONE und Mitarb. (A. ~, 537/542 (1926); A. ~, 480/510 (1930); A. ~, 492/522 (1935)) in England, die mit alkalischem Permanganat arbeiteten. Sie erhielten beträchtliche Men gen an Benzolcarbonsäuren, deren genaue Identifizierung und quantitatiye Bestimmung sehr schwer waren und zum Teil zu unrichtigen Schlüssen führ ten. Die Nacharbeitung dieser Arbeiten durch JUETTNER, SMITH und HOWARD (J. Am.Chem.Soc. 22, 236 (1937» ergab, daß annähernd nur 30 % des Kohlen stoffs der Kohle in aromatische Säuren überführt wurden. Dabei ist ein großer Teil dieser Säuren weit höher molekular als die einfachen Benzol carbonsäuren. Es wurden nur geringe Mengen an Benzolcarbonsäuren identi fiziert. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch FRANZ FISCHER und Mitarb. (l.c.) yom damaligen KWI für Kohleforschung, die eine Serie yon Kohlen von der Braun kohle bis zur Magerkohle in Gegenwart von wässrigem Alkali unter Druck mit Luft oxydierten. Je nach den und nach den Einsatzma Versuchsbedin~~ngen terialien wurden die verschiedenartigsten Abbauprodukte von Huminsäuren bis zu Benzolcarbonsäuren erhalten. Auch wurden fast immer Oxalsäure und geringe Mengen anderer aliphatischer Säuren gefunden, aber in bedeutend geringerem Maße als bei der Permanganatoxydation, bei der etwa ein Drit tel der erhaltenen Säuren aus Oxalsäure besteht. FRANZ FISCHER und Mit arbe (l.c.) benutzten die Druckoxydation nicht nur, um die strukturellen Unterschiede der verschiedenen Kohlen zu untersuchen, sondern auch um ihre Lignintheorie über die Entstehung der Kohle experimentell zu bewei sen, wobei allerdings, wie später von SMITH und HOWARD (1.c.) nachgewie sen werden konnte, zu bedenken ist, daß nicht nur aus Lignin, sondern auch aus Zellulose, vornehmlich beim Arbeiten bei höheren Temperaturen, durch Oxydation Benzolcarbonsäuren erhalten werden können. Es ist überhaupt beim Arbeiten unter Druck bei Temperaturen über 2000C in Gegenwart von Alkali sehr große Vorsicht am Platze, wenn man auf die che mische Struktur des ursprünglichen Einsatzmaterials Rückschlüsse ziehen will. In dieser Hinsicht ist die Oxydation mit Salpetersäure zumindest weitaus unbedenklicher. Mit diesem Oxydationsmittel, das uns hier vor Seite 6 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein Westfalen allem beschäftigt, haben ebenfalls schon viele Autoren gearbeitet. Zahl reiche Forscher wie E. FREMY (C.r. 2S' 114 (1861)), M. BERTHELOT (B. ~, 57 (1869)), Ch.E. GUIGNET (C.r. 88, 590 (1879)), C. HÜBENER (B. 12, 346 (1890)), E. LUZI (B. ~, II 4085 (1891)), R.J. FRISWELL (Chem. Ztg. 1892, 204), G. DICKSON und Th. EASTERFIELD (Proc.Chem.Soc. 121, 163 (1877)) zeigten, daß man Benzolcarbonsäuren, Huminsäuren, Nitrophenole und Oxal säure erhalten konnte, und daß Salpetersäure selbst in Verdünnung und bei niedrigen Temperaturen in der Lage ist, Kohle stark abzubauen. Auch wurde versucht, aufgrund der Oxydierbarkeit verschiedener Kohlensor ten mit Salpetersäure eine Klassifizierung zu erreichen (s. DONATH und MARGOSCHES, C.r. ~, 590 (1897)). DIMROTH und KERKOVIUS (A. ]22, 120 (1913)) oxydierten vor allem Graphit und ähnliche Produkte mit Salpeter säure und erhielten dabei Mellithsäure. Sie legten dar, daß diese nur aus einer hochkondensierten Kernstruktur und nicht etwa sekundär durch Aufbau entsteht. Diese Arbeiten wurden von H. MEYER und Mitarb. (M]2, 167 (1914)) auf verschiedene Kohlen, auch Holzkohlen, ausgedehnt. Sie erhielten Ausbeuten an Mellithsäure je nach dem Ausgangsprodukt von 0-40 %. Es handelt sich hier, wie später (s. JUETTNER, J.Am.Chem.Soc. 21, 2322 (1935)) nachgewiesen werden konnte, aber nicht um reine Mellith säure. JUETTNER (J.Am.Chem.Soc. 22, 208 u. 1472 (1937)) setzte die Aus beute an Mellithsäure in Beziehung zum Inkohlungsgrad der Kohle und bei Koksen zur Verkokungstemperatur. Es wurde erst mit Salpetersäure und das entstandene Produkt weiter mit alkalischem Permanganat oxydiert. Die Aus beute an Mellithsäure steigt an mit zunehmendem Inkohlungsgrad. Anthra zit ergab die höchsten Ausbeuten von sämtlichen Kohlen. Alle Produkte, die auf 10000C erhitzt wurden, ergaben die gleiche Ausbeute wie Graphit, nämlich aus 100 gAusgangssubstanz 20 greine Mellithsäure. Nur Kokse mit noch nicht ganz ausgebildeter feinkristalliner, graphitischer Struk tur ergaben höhere Werte, so ein 7000-Koks, ein Ruß (Carbon black) und ein Petrolkoks. FRANCIS und WHEELER (l.c.) fanden, daß mit 30 %iger Salpetersäure aus regenerierten Huminsäuren etwa 25 % lösliche Säuren erhalten werden kön nen. Sie identifizierten in den Abbauprodukten Essigsäure, Oxalsäure, Bernsteinsäure, Pikrinsäure und geringe Mengen Benzolcarbonsäuren. Durch längere Behandlung von Steinkohle mit 1 n Salpetersäure erhielten JUETTNER, SMITH u. HOWARD (l.c.) größere Mengen löslicher Säuren. Seite 7 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein Westfalen Die Menge an identifizierten Benzolcarbonsäuren war auch hier gering. Je~ doch konnten durch Entcarboxylierung unter Druck aus 100 g etwa 10 g Koh lenwasserstoffe, in der Hauptsache Benzol, erhalten werden. Aber auch höhere Kohlenwasserstoffe wie Fluoren und Naphthalin, ebenso Diphenyl, wurden hierbei gefund.en, was auf das Vorhandensein mehrkerniger Ringe schließen läßt. FUCHS und STENGEL (A. 478, 267/283 (1930)) oxydierten Kasseler Braunkohle % mit Salpetersäure Cd = 1,1). Sie erhielten etwa 70 lösliche Säuren. Durch Salzl;>ildung und Fraktionierung mit Lösungsmitteln konnten sie au.Ber Nitrophenolen geringe Mengen Benzolcarbonsäuren identifizieren. 11. Arbeiten der Gesellschaft für Kohlentechnik mbR. Die Arbeiten mit Salpetersäure wurden im Jahre 1939 im Laboratorium des Vereins für die bergbaulichen Interessen aufgenommen und ab 1942 bei der Gesellschaft für Kohlentechnik (Glückauf 86, 988 (1950); 88, 376 (1952)) fortgesetzt. Es war das Ziel, die Kohle durch Oxydation in Carbonsäuren umzuwandeln. Im Vergleich mit anderen Oxydationsmitteln zeigte sich, daß Salpetersäure für diesen Zweck am besten geeignet ist. Es wurde auf fol gende Ziele hingearbeitet: 1. Ein möglichst hoher Anteil des Kohlenstoffs der Kohle ist in cyclische, wasserlösliche Carbonsäuren zu überführen. 2. Die verschiedenen Kohlearten sind auf ihre Oxydierbarkei t lmd Ausbeute en Carbonsäuren zu untersuchen. 3. Die Natur dieser Säuren ist auf verschiedenen Wegen zu erforschen, ein mal im Hi.nblick auf die chemische Konstitution der Kohle, zum anderen besonders auf die evtl. technische Verwertbarkeit. 4. Die Oxydation der Kohle mit Salpetersäure und die Verarbeitung des Auf schlußproduktes zu verwertbaren Stoffen soll zu einem technischen Ver fahren entwickelt werden. 1. Oxydation bei atmosphärischem Druck a) K 0 h 1 e n s 0 r t e n Um den Einfluß der Kohlenarten auf die Oxydierbarkeit zu untersuchen, wurde eine größere Anzahl typischer Ruhrkohlen in kleinen Ansätzen auf geschlossen. 30 g einer auf 900 Maschen aufbereiteten Kohle wurden in Seite 8 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein Westfalen 3 3 einem 500 cm Schliffkolben mit 240 cm Salpetersäure der Dichte 1,2 (= 6 n) unter Rückfluß gekocht. Dieses Verhältnis erwies sich im Hinblick auf spätere größere Ansätze als vorteilhaft, nachdem auch vorher Test versuche mit 5 n Säure (d = 1,16) und größeren Volumina (480 cm3 pro 30 g Kohle) durchgeführt worden waren. Um reproduzierbare Werte zu erhalten, mußte besonderes Augenmerk auf ein gleichmäßiges Kochen gerichtet werden. Dieses wurde schließlich durch Spezialkonstruktion einer Heizplatte, die es ermöglichte, 12 Kolben auf völlig gleichmäßige Temperatur zu halten, erreicht. Die Proben wurden zu nächst 5 Tage gekocht, der unlösliche Rückstand nach Erkalten abfiltriert und die gelösten Oxydationsprodukte im Vakuum eingedampft. Wenn nötig, wurden sie bei 1200C bis zur Konstanz getrocknet. Der Rückstand wurde in gleicher Weise mit frischer Säure angesetzt und der Aufschluß fortge setzt. Trotz Beachtung der genauesten Vorsichtsmaßregeln ließ sich eine völlige Reproduzierbarkeit mit derselben Probe nicht erreichen. Wie zu erwarten, steigt die Oxydierbarkeit mit Zunahme der Flüchtigen Bestandteile. Die Kohlen hoher Inkohlung (mit hohem Kohlenstoffgehalt und niedrigem Gehalt an Flüchtigen Bestandteilen) lassen sich unter die sen Bedingungen nur langsam in lösliche Carbonsäuren überführen, geben aber bei genügend langer Einwirkungsdauer erhöhte Ausbeuten an in Salpe tersäure löslicher Substanz, die bei Magerkohlen und unteren Fettkohlen % immer über 100 liegen. Dagegen erreicht die Gesamtausbeute bei den hö %. heren Gasflammkohlen meist nicht mehr als 85 So lassen sich für jede Kohlenart typische Oxydationskurven aufstellen, die im allgemeinen bei den jüngeren Kohlen schnell ansteigen, dann aber plötzlich abflachen und bei den älteren Kohlen eine allmähliche dauernde Steigung ergeben (s. Abbildung 1). b) Pet r 0 g rap his ehe B e s t a n d t eil e Der Aufschluß der verschiedenen petrographischen Bestandteile ergab kein einheitliches Bild. Bei den Kohlen der Zeche Jakobi und der Zeche Zweckel zeigte sich die Mattkohle als am schwersten oxydierbar (s. Abbildung 2). c) Kor n g r ö ß e Die Korngröße ist innerhalb weiter Grenzen ohne Bedeutung für den Auf 2 schlußwert. Bei der Korngröße gröber als 400 Maschen pro cm läßt sich Seite 9 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein Westfalen % Bo - F I-- j.-- J...- E 70 ,.,. ~ V ~ ~ ~ V V'" V V D - ./ ~ V V -- V r- 60 / V ~ I-----r---t-- - C V V V V V ~ V- V V --1--- V / V / V [/ 50 / / )/ / / If V / A j / ~ ,.... ~ 11 V I V B i / V V ~ -_. ,.... V V / V V V ~ / / V 30 V ,.... ". / V / V V V _. J / / V V / V V V /" / / ~ 20 j I V V / ~ ~ ~ V V V ~ 10 J J ~ / '?' ~ ~ ~ ~~~ I o o 5 10 15 20 Tage Kohlen der Zeche: A Ludwig, Flöz Kreftenscheer 9,B %F l. Best. B Niederrhein 12,2 % " " C Ernestine 25,0 % " " D Consolidation 31 ,4 % " " E Hugo I 34,6 % " " F Zweckel, Flöz Hagen 37,8 % " 11 A b b i 1 dun g 1 Seite 10

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