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Ovids verkehrte Exilwelt: Spiegel Des Erzählers - Spiegel Des Mythos - Spiegel ROMs PDF

319 Pages·2014·1.53 MB·German
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Simone Seibert Ovids verkehrte Exilwelt Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Michael Erler, Dorothee Gall, Ludwig Koenen und Clemens Zintzen Band 335 Simone Seibert Ovids verkehrte Exilwelt Spiegel des Erzählers – Spiegel des Mythos – Spiegel Roms ISBN 978-3-11-037889-4 e-ISBN (PDF) 978-3-11-037920-4 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-038741-4 ISSN 1616-0452 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/München/Boston Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Danksagung Der vorliegende Band ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die von der Geisteswissenschaftlichen Sektion – Fachbereich Literaturwissenschaft der Universität Konstanz unter dem Titel „Stimmen im Exil. Die persona in Ovids Exilliteratur und ihre narrative Ausgestaltung anhand mythologischer Figuren“ angenommen wurde. Tag der mündlichen Prüfung war der 3. Dezember 2012. Danken möchte ich Herrn Harald Schupp für die Übernahme des Prüfungsvor- sitzes und seine freundliche Beratung und Betreuung in meiner fachfremden These (Psychologie). Mein Dank gilt Frau Barbara Feichtinger-Zimmermann als Erstreferentin für die kompetente Betreuung der Dissertation, insbesondere für ihre Fähigkeit, das Potential wissenschaftlicher Ansätze zu erkennen, und für ihr Bestreben, auch moderne literatur- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen in die Klassi- sche Philologie zu integrieren und interdisziplinäre Zusammenhänge herzustel- len. Besonderen Dank schulde ich auch Herrn Stefan Büttner, der kurzfristig be- reit war, als Zweitreferent einzuspringen. Er hat mir wesentliche Hilfestellung bei Fragen die griechische Philosophie und Literaturtheorie betreffend geleistet. Mit seiner sehr sorgfältigen Durchsicht des Manuskripts hat er so manchen Fehler ausgebügelt. Mein Dank geht auch an die Mitarbeiter der Latinistik und Gräzistik der Universität Konstanz, die mir in den Forschungskolloquien und Gesprächen immer wieder wertvolle Hinweise gegeben haben. Gerne danke ich auch Herrn Helmut Seng dafür, dass er mir immer wieder Aufträge zukommen ließ, die einerseits meinen Horizont in Richtung Spätantike erweitert, andererseits meine finanzielle Situation verbessert haben. Den we- sentlichen Teil der Finanzierung haben meine Eltern geschultert, denen dafür der herzlichste Dank gilt. Den Herausgebern danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe „Bei- träge zur Altertumskunde“, den Lektoren und Mitarbeitern des De Gruyter Ver- lags, insbesondere Frau Katharina Legutke, Herrn Mirko Vonderstein und Herrn Florian Ruppenstein, für die Hilfe bei der Fertigstellung des Manuskripts. Wert- volle Hilfe bei der Korrektur hat Frau Elke Franke-Heubach geleistet, auch ihr sei an dieser Stelle gedankt. Göttingen, im September 2014 Simone Seibert Vorrede Eine verkehrte Welt ist es, in die uns Ovid mit seiner Exilliteratur entführt. Eine Welt voll eisiger Kälte, grimmiger Barbaren, ständiger Angst vor Überfällen von außen und der Angst vor dem eigenen inneren Verfall. Literatur erschafft Wel- ten – fiktive Welten, die der Leser zu betreten eingeladen wird. Das gilt univer- sell für alle Zeiten und für alle Nationen. Aber in Ovids Fall ist es eine Welt, die ganz bewusst als Gegenwelt zu dem geschaffen ist, was seine Leser gewohnt waren. Ein Leben fern der Zivilisation, auf die die Römer so stolz waren, fern der Annehmlichkeiten, die Ovid in der Ars amatoria gerühmt hatte.1 Dort freute er sich noch, in einer Zeit zu leben, die die Segnungen auskosten konnte, welche die augusteische Friedenszeit den Römern beschert hatte. Nun war er zurück- geworfen in eine Zeit des Mangels, des Kriegs, der Unsicherheit, die jedem, der den Luxus des stadtrömischen Lebens erlebt hat, wie eine „Steinzeit“ vorkom- men musste. Und diese Welt führt er nun vor und gestaltet sie in seinen Exilbriefen, nicht nur nach seinen realen Erlebnissen,2 sondern er inszeniert eine andere Welt, indem er den Kontrapunkt zum allseits bekannten Rom bil- det: Er, der bisher gefeierte Dichterfürst, wird zum Sklaven seiner schwinden- den Kräfte, aus üppigem Luxus wird elende Not, aus dem lauen italischen Früh- ling wird eisige Kälte, die selbst Wein in den Krügen gefrieren lässt, die viel gelobte Pax Augusta wird zum zermürbenden Dauerkrieg gegen Barbareneinfäl- le, der gnädige Herrscher wird zum unerbittlichen puer durus.3 Außer Kraft ge- setzt sind die Normen und Werte der römischen Gesellschaft nicht, sie sind als Referenzmodell ständig präsent in den Exilgedichten, nur werden sie bewusst in ihr Gegenteil verkehrt, ein düsteres Spiegelbild wird den Menschen in Rom vorgehalten. Ovid ist keinesfalls ein Revolutionär, der sich, nachdem er vom Kaiser verbannt wurde, als „Outlaw“ fühlt, der nun vogelfrei ist und die be- kannten Gesetze nicht mehr zu respektieren braucht. Er respektiert und schätzt sie mehr denn je und sehnt sich zurück nach einem Leben, in dem diese Gesetze ihre Gültigkeit hatten. Er beteuert standhaft seine Sittsamkeit, lediglich seine Schriften seien etwas liederlich geraten. Treu hält er zu seinem Kaiser, von dem er sich die Rettung erhofft, und bekräftigt seine Reue. Ob diese vorgetragene Reue als Inszenierung an der Oberfläche angesehen und in tieferen Schichten || 1 Ars 3,121f. 2 Es ist sicher nicht angebracht, die Exilliteratur Ovids gänzlich als Fiktion zu betrachten, wie in der Forschung bereits diskutiert wurde. Näheres dazu siehe Kapitel 2.9. 3 Zur Umkehrung der Motivik der Liebeselegie siehe Kapitel 2.3. Vorrede | VII eine versteckte Anklage herausgelesen werden kann, darüber ist sich die For- schung nach wie vor uneins.4 Die Liebeselegien der augusteischen Dichter sind in der Ich-Form geschrie- ben, und der Liebhaber, der von seinen Abenteuern erzählt und seine Gefühls- welt vor dem Publikum ausbreitet, ist gleichzeitig ein Dichter. Dennoch bleiben sie fiktiv, wie anhand vieler fantastischer und irrealer Einlagen bewusst ge- macht wird, und der Ich-Sprecher eine Rolle5 in diesem fiktionalen Spiel. Diese Haltung behält Ovid in den Exilgedichten bei. Der Ich-Erzähler bleibt ein Dich- ter, auch wenn seine Kräfte angesichts der Umgebung erlahmen, und er bleibt ein Liebender, der sich nach seiner Gattin zurücksehnt und vor dem harten Herrscher um Einlass bittet. Die Landschaft ist ein dichterisches Gemälde, das mehr nach literarischen Vorbildern gestaltet ist als nach dem realen Tomis.6 Der Autor ist noch deutlicher der eigenen Sache verpflichtet, als es in der bisherigen Literatur der Fall war, die oft nur die Sphragis als Selbstdarstellung des Autors kannte. Er erzählt mehr über sich selbst als je zuvor und führt in einem langen Gedicht dem Leser seine Lebensgeschichte vor Augen.7 Er tritt uns deutlich als Individuum gegenüber in einer Zeit, in der noch immer die Gesellschaft mit fest verankerten Rollen- und Statusschemata vorgab, wer man zu sein hatte. Aber gerade mit der Annahme einer gesellschaftlich nicht akzeptierten Rolle, näm- lich der des Verbannten, zeigt sich immer mehr das Individuum. Ovids Darstellung einer verkehrten Welt zeigt unentwegt, dass es für das Individuum unmöglich ist, in dieser verkehrten Welt zu existieren, ohne sich den verkehrten Sitten anzupassen und selbst ein Barbar zu werden. Und doch kämpft er um seine Existenz. Er dichtet gerade in einer Umgebung, in der dies unmöglich erscheint und allem widerspricht, das von den Lesern in Rom als normal angesehen wurde. Ein Dichter braucht Muße, ein Dichter braucht den Kontakt zum Publikum und ein zivilisiertes, wohlwollendes Umfeld, mit dem er sich austauschen kann. Ovid wusste darum, dass er als Dichter in dieser Umge- bung sein Talent, auch wenn er es vordergründig erniedrigt, umso mehr er- strahlen lassen würde, wenn er zeigen konnte, dass er selbst in dieser Umge- bung zu dichten fähig war. Vielleicht hat er auch deshalb die Umgebung ein wenig grausamer beschrieben, als sie in Wirklichkeit war, aber das verzeihen wir ihm gern. || 4 Siehe Kapitel 2.4. 5 Daher auch die Bezeichnung persona für den Ich-Sprecher in der subjektiven Liebeselegie. 6 Vgl. Chwalek (1996) 127f. 7 Trist. 4,10. Inhalt 1 Einleitung | 1 2 Kontexte der Ovidforschung | 7 2.1 Ovids Aufstieg zum Klassiker | 7 2.2 Schreiben für ein Publikum | 12 2.3 Spielen mit Gattungen | 20 2.4 Augustus und Ovid | 24 2.5 Gründe des Exils | 30 2.6 Aufbau | 36 2.7 Der Ich-Sprecher oder die persona in der augusteischen Literatur | 38 2.8 Mythologie in der augusteischen Dichtung und in der Exilliteratur Ovids | 44 2.9 Die Fiktionsthese | 48 3 Der Begriff „persona“ | 55 3.1 Grundlagen und Begriffsdifferenzierungen | 55 3.2 Antike Vorstellungen zur persona | 57 3.2.1 Antike Zeugnisse | 58 3.2.2 Antikes Rollenverständnis | 64 3.2.3 Verteidigung gegen die biographische Lesart | 71 3.2.4 Die moderne Wahrnehmung der persona | 76 3.2.5 Der literaturwissenschaftliche Umgang mit der persona | 79 3.2.6 Zusammenfassung | 82 3.3 Theoretische Konzepte der modernen Literaturwissenschaft | 85 3.3.1 Das „lyrische Ich“ | 85 3.3.2 Narratologie | 91 3.3.3 Besonderheiten der Autobiographie | 96 3.3.4 Mythentheorien | 103 3.4 Zusammenfassung | 105 4 Die persona in Ovids Exilliteratur | 108 4.1 Narrative Aspekte in der Exilliteratur Ovids | 108 4.1.1 Zeit und Diegese | 108 4.1.2 Erzählsituation | 112 4.1.3 Fokalisierung | 120 X | Inhalt 4.1.4 Erzählerfunktionen | 127 4.2 Autobiographisches in Ovids Exilliteratur | 143 4.2.1 Früheres und jetziges Ich | 143 4.2.2 Die persona innerhalb elegischer Rollenschemata | 149 4.2.3 Zum Problem der „wavering identity“ | 151 4.2.4 Zum Problem der Fiktivität der persona | 155 4.3 Zusammenfassung | 158 5 Mythologische Figuren und Ovids persona | 163 5.1 Ovid und der Mythos | 163 5.2 Mythologische Vergleiche zwischen Identifikation und Kontrastierung | 169 5.2.1 Identifikation | 169 5.2.2 Kontrastierung | 177 5.2.3 Zusammenfassung | 188 5.3 Selbstaussagen in mythologischen Vergleichen | 190 5.3.1 Selbstanalyse | 190 5.3.2 Selbstdefinition | 196 5.3.3 Selbsttröstung | 200 5.3.4 Selbstdarstellung | 209 5.3.5 Selbstmythisierung | 211 5.4 Zusammenfassung | 213 6 Odysseus und die Odyssee als zentraler Vergleichsmythos | 215 6.1 Heimweh | 216 6.2 Vatermörder | 226 6.3 Götterzorn | 230 6.4 Rom und Räume | 231 6.5 Redegabe | 238 6.6 Zivilisation und Barbarei | 242 6.7 Römische Werte | 246 6.8 Zusammenfassung | 247 7 Zusammenfassung | 251 Literaturverzeichnis | 268 Index | 291

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