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Orthopterologische Beiträge. Willy Adolf Theodor Ramme PDF

91 Pages·2015·5.5 MB·German
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Dr. Willy Ramme: Orthopterologische Beiträge 81 Orthopterologische Beiträge. Von Dr. Willy Ramme, Berlin. Mit 3 Tafeln und 17 Textfiguren. Inhalt. s^ite I. Stauroderus {Stenobothrus) mollis Charp. — eine gute Art ! (Nebst BetrachtungenüberSt.bicolor Charp.undbiguttulus L.) 81 II. Sind Sphingonotus cyanopterus Charp.'und callosus Fieb. als Arten aufrechtzuerhalten ? 94 III. Ectobia lapponica L. und ihre Verwandten. Eine kritische Studie 99 IV. Platydeis coracis m,, eine neue Art aus Griechenland. . . . 125 V. Ergebnisse meiner Reise nach Südrußland, der Türkei und Bulgarien 1914 126 VI, Ergebnisse meiner Reisen nach dem Bayrischen Allgäu 1919 und ins Berchtesgadener Land 1920 133 VII. Einige kleinere Reiseausbeuten verschiedener Sammler aus Bulgarien, Kroatien, Tirol und Deutschland 151 VIII. Zweiter Nachtrag zur Orthopterenfauna der Mark Branden- burg 159 IX. Ein Zwitter von Locusta viridissima L 164 — I. Stauroderus (Stenobothrus) mollis Charp. eine gute Art! (Nebst Betrachtungen über St. bicolor Charp. und biguttulus L.) Bevor ich zur Neubeschreibung des Stauroderus mollis Charp. übergehe, möchte ich die Vorgeschichte, welche zur Entdeckung dieser Art in der Mark Brandenburg führte, berichten und muß zu diesem Zweck etwas weiter ausholen. Wie wohl jeder Orthopterologe, so habe auch ich die große Schwierigkeit kennen gelernt, die dieBestimmung vonStenobothrus- — Stücken der Gruppe bicolor Charp.- biguttulus L. macht. Die Un- klarheit in der Literatur ist groß und das Objekt eines der schwie- rigsten. Von dem St. biguttulus Linnes (1756) trennte Charpentier 1825 mit sicherem Bhck den bicolor durch Neubeschreibung des- selben ab. Während dann Fieber (1852) und Fischer (1853) der Vereinigung beider zum variahilis das Wort redeten, traten Yersin (1853), Brisout (1856) und Brunner (1882) für Auf- rechterhaltung der beiden Arten ein. Aber erst Krauss (1886)^) gelang es, die beiden Arten schärfer zu trennen als seine Vor- gänger. An der Hand eines großen Materials und unter Zuhilfe- 1) Verh. Bot.-Zool. Ges., Wien 1886, p. 141. Archiv fü19r20N.atAur1g2e.schichte „6 ,12„. tnte^vtjt. 82 Dr. A\'illy Ramme: nähme eines neuen, sehr wichtigen Merkmals, der Zirpweise, konnte er für die ^,^ eine einwandfreie, auch morphologisch aus- reichend begründete Diagnose aufstellen und auch für die beson- ders schwierige Unterscheidung der $$ sicherere Anhaltspunkte geben, als sie bisher vorlagen. Karny (1907)^) tritt der Krauss- schen Ansicht bei und stellt von bigutiulus L. die beiden Formen collina und mojitana auf, die sich durch die Länge der Flugorgane unterscheiden. Ebner (1910)^) wirft nun, verwirrt durch die an- geblichen Übergänge", wieder beide Arten zum alten variahilis ,, Fieb. zusammen und will hicolor, higuttulus f. cdllina und biguttulus f. montana nur als Formen desselben aufgefaßt wissen. Eine wirk- lich kritische Begründung dafür fehlt aber, dürfte auch bei der bedeutenden Verschiedenheit der bicolor- und higuttulus-i^<^ recht schwer fallen. In der jüngsten orthopterologischen Veröffentlichung, die diese Frage berührt, der Arbeit von Zacher, ,,Die Geradflügler Deutschlands und ihre Verbreitung", figuriert nun in Anlehnung an Ebner, nicht auf Grund einer eigenen kritischen Prüfung der Frage, ein Stcnoh. variahilis Fieb., ein 57. variahilis f. hicolor Charp. undein St. variahilis f. higuttulus, (für die, je nachder Bezeichnung mit variahilis, hicolor oder higuttulus in der Literatur, die Fundorte getrennt angegeben sind). Dies würde also nach den nomenklatorischen Gepflogenheiten bedeuten, daß variahilis den Nominattypus darstellt und hicolor und higuttulus zwei Formen desselben sind. Variahilis müßte dem- nach anders aussehen als bicolor und higuttulus, während in Wirklichkeit gemeint ist, daß variahilis in diesen beiden,,Formen" vorkommt, daß diese beiden zusammen den variahilis ausmachen. Daraus geht hervor-, daß die Bezeichnung ,,forma" in diesem Falle eine Unmöglichkeit ist, denn da variahilis immer nur in diesen beiden Formen vorkommt, so muß man eben zur artlichen Trennung schreiten, da der dritte Weg, die Bezeichnung als Subspecies, wegen des Vorkommens der beiden neben- und durch- einander nicht gangbar ist. Die nachstehenden Mitteilungen sollen diese Auffassung erhärten. Die starke in dieser Frage herrschende Verwirrung, aus der als etwas Positives nur die Krausssche Arbeit herausleuchtet, hatte mich veranlaßt, auf meiner diesjährigen Reise in das Allgäu, deren orthopterologische Gesamtergebnisse in Absatz VI dieser ,,Beiträge" behandelt werden, dem Problem der Unterscheidung von hicolor und biguttulus ganz besondere Aufmerksamkeit zuzu- wenden. Schon auf dem ersten Sammelgang (zum Freibergsee bei Oberstdorf) hatte ich die volle Bestätigung der Krausssehen Daten. Ich ließ mich zunächst nur von meinem Ohr leiten, das 2) ibid. 1907, p. 275. ^) Mitt. Nat. Ver., Wien 1910, p. 21. 5 Orthopterologische Beiträge 83 mir bald das Vorhandensein zweier ganz verschieden zirpender (^(^ der in Frage stehenden Stenobothrtts-Gv-appe anzeigte; der e—ine Männchentyp gab unregelmäßig intermittierend, etwa alle 2 Sekunden, einen einzelnen, nicht allzu scharfen, schwirrenden Zirplaut von sich, hervorgebracht durch ein einmaliges, sehr schnelles Aufwärtsbewegen der Schenkel, der andere Typ ließ ein schmetterndes, aus mehreren ganz schnell aufeinander folgen- den, zeitlich kaum zu trennenden Einzellauten bestehendes Zirpen hören, dasetwa 1 1, Sekundenandauert. Eshateinenausgesprochen metallischen Klang und läßt sich am besten mit dem Klirren von angeschlagenen Telegraphendrähten vergleichen.— Ich sammelte von beiden—Männchentypen nach der Art des Zirpens streng gesondert eine große Anzahl, und die als- bald vorgenommene Prüfung des Flügelgeäders ergab einwandfrei die von Krauss auf Taf. V seiner vorher zitierten Arbeit ab- gebildeten Unterschiede: das erstgeschilderte Männchen gehört zu bicolor Charp., das letztere zu bignttulus L. Was die Verteilung der beiden Arten imOberstdorfer Gebiet betrifft, so fand sich bicolor mehr in offenem, nur mit Krautwuchs bestandenem Gelände, wo ich ihn zuweilen ganz in ,,Reinkultur" antraf (z. B. auf den in Abs. VI zu schildernden Geröllfeldern im Oytal, Taf. III, Abb. 1), biguttulus bevorzugte dagegen mehr die Waldränder. Es kommen aber auch an vielen Stellen beide neben- einander vor. Bei St. bicolor kann man häufig ganz deutlich zwischen zwei Männchen eine wechselseitige Verständigung" ,, durch Zirplaute wahrnehmen. Nun kam die weit schwierigere Frage der Unterscheidung der Weibchen an die Reihe. Da ich nur einmal eine Kopula fand (von bicolor), trug ich an Stellen, an denen die einzelne Art rein vorkam, reichlich Weibchen ein, um mit möglichster Wahrschein- lichkeit auch die beiden Weibchentypen getrennt zu erhalten und für diese ebenfalls eine genaue Diagnose geben zu können. Wir werden später sehen, unter Hinzuziehung des märkischen Materials, daß auch mir dies nur in beschränktem Maße gelungen ist, daß dieser Umstand aber durchaus nicht hinr—eicht, um darauf- hin die Selbständigkeit der Arten anzuzweifeln unsere mensch- lichen Hilfsmittel reichen eben in diesem Fall nicht aus. Nach meiner Rückkehr nach Berlin lag mir nun naturgemäß die Nachprüfung der Oberstdorfer Erfahrungen auch für das Ber- liner Gebiet am Herzen. Die erste Exkursion, im Sept. 1919, die ich zu diesem Zweck machte, nahm ihren Ausgang von Chorin- chen. Bald hinter dem Ort, an einer Schonung, machten sich die ersten Stenobothrus bemerkbar. Besonders fiel mir eine Zirp- weise auf, die aus—etwa 20 in kurzen Abständen hervorgebrachten—, ziemlich scharfen, ich möchte sagen schabendenoder sägenden Lauten bestand. Die Zirpweise erschien mir sofort neuartig; da ich stets intensiv darauf geachtet habe, erkenne ich die deutschen und viele außerdeutsche Orthopterenarten schon, bevor ich die ß* 12. Hefl ! 84 Dr. Willy Ramme: Urheber des Zirpens entdeckt habe, an ihren Lautäußerungen. Wer beschreibt meine Überraschung, als ich die Feststellung machen muß, daß diese Zirplaute ein Stenobothrus der bicolor- biguUulus-Gruppe hervorbringt Es handelte sich bei dem erstgefangenen Stück um ein sehr zierliches kleines Exemplar, das sich, wie bereits bemerkt, zwar sofort als zu der erwähnten Gruppe gehörig erwies, auf Grund der abweichenden Ausbildung des Costalfeldes aber weder zu bicolor noch zu biguUulus gestellt werden konnte. Ich hatte nun Gelegenheit, eine große Anzahl dieser Männchen und die dazu gehörigen, ebenfalls abweichenden Weibchen zu sammeln. Ge- naueste Untersuchung ergab dann unzweifelhaft das Vorhanden- sein einer mir neuen dritten, den beiden anderen durch- aus gleichwertigen Art, die sich dann später als der nie an- erkannte Stauroderus mollis Charp. herausstellte. Da ich mir aber sofort wohl bewußt war, daß meine Ent- deckung bei der schon an sich in dieser Gruppe herrschenden Un- klarheit bei den Fachgenossen zunächst wenigstens auf Zweifel stoßen würde, so unternahm ich zum Zweck einer endgültigen Klärung sofort eine größere Anzahl von Exkursionen in die ver- schiedensten Teile der Mark und konnte nun an vielen Stellen das Vorhandensein dieser Art feststellen. Auch meine beiden Be- gleiter, die sammlerisch erprobten Museumspräparatoren Spaney und Richter, die ich genau über die zu untersuchende Frage auf- klärte, waren sofort im Bilde, und so haben wir denn ein Material von vielen Hunderten Stauroderus der drei Arten beobachtet, ge- sammelt und untersucht. Wir sammelten nach den verschiedensten Gesichtspunkten; teils nach der Art des Zirpens, die sich in sämt- lichen Fällen, ohne die geringste Ausnahme, als vollkommen kon- stant erwies und wobei die spätere Untersuchung der morpho- logischen Verhältnisse auch immer die entsprechende Art ergab, teils wurden die in Papierrollen lebend mitgenommenen Tiere auf Grund der äußerlichen Merkmale getrennt und in Käfige gesetzt, wo sie dann im Sonnenschein prompt die ihnen zukommende Strophe sangen. Welche Proben auch immer angestellt wurden, stets war eine einwandfreie Diagnose möglich. Auch aus dem vorhandenen Museumsmaterial ließ sich dann später die dritte Art mühelos aussondern. — — So kann ich diese also heute nach 95 Jahren in ihre Rechte einsetzen und hoffe, daß damit gleichzeitig der Stauroderus variabilis Fieb., dieses Produkt der Kritiklosigkeit und Bequem- lichkeit, endgültig zu Grabe getragen ist. Charpentier macht über den ,,Gryllus mollis" wie er unseren , neuerstandenen Stauroderus 1825 in den ,,Horae entomologicae" (p. 164/65) nannte, folgende Angaben: ,,Gr. virescens vel gilvus, thorace cruciato, carinis sinuato (non angulato-) cruciatis: elytris maculis fuscis et apicali alba obliqua. . Orthopterologische Beiträge 85 ? Zett. 97 Gr. aiireolus. Habitat cum G. biguttulo iisdem locibus et regionibus. Difficillimum est verbis designare differentiam hujus Grylli et G. biguttuli, cum varietates alterius speciei alteri tantopere adpropinquent et differentiae ipsae tam subtiles sint, ut paene oculos effugiant et eo difficilius verbis possint exprimi. Neces- saria est inspectio et comparatio magnae —speciminum copiae, et iterata accurataque eorum contemplatio. Nota hujus speciei maxime inserviens ejus cognitioni, sed tantum in speciminibus vivis observanda, est mollities quaedam integumentorum totius animalis, non nuper e nymphis exclusi, sed aetate jam profecti. In plurimis partibus cum Gr. biguttulo tantopere convenit, ut descriptio tantum formae illius ratione habita satis clare possit exhiberi. 1. Est Gr. biguttulo minor, in utroque sexu. 2. Color«corporis plerumque laete viridis, cum flavo mixtus: posticae elytrorum partis gilvus, haud raro viridi-gil- vus est. 3. Carinae laterales thoracis multo minus curvatae sunt, quam in Gr. biguttulo: et plerumque non in angulum, sed tantum in sinum flexae. 4. Antennae, ut videtur, breviores sunt. 5. Maris elytra minus sunt dilatata et apice magis attenu- ata. 6. Cellulae conclavis primi et secundi nitentes quidem sunt: sed cellulae conclavis primi multo majores, quam illae secundi conclavis (Hoc est criterion valde constans et notabile) Caeterum easdem picturae varietates observavi, quas in specie praecedente; in maribus vero haud raro elytra postice viridia sunt. An Gr. aureolus Zetterstedtii idem sit, pro certo affirmare nolim: valde affinis esse videtur, quare hie allegatus est." Charpentiers Typen, 2 unter der Nr. 1935 im Ortho- c?c?, pterenkatalog des Museums von Stein eingetragen und auch von diesem mit einem Etikett ,,Coll. v. Charp." versehen, befinden sich im Berliner Zoologischen Museum. Nähere Fundortsangaben fehlen, nur ein gedruckter Zettel mit der vielsagenden Angabe ,,Europa" ist offenbar später an jedem Stück angebracht worden. Das eine der beiden cJc? habe ich auf Tafel I, Fig. 3a mit den da- neben gesteckten Originaletiketten abgebildet. Die Typen beseitigen jeden Zweifel an der Über- einstimmung meiner Stücke mit dem ,,Gryllus mollis", soweit ein solcher nach der obigen Beschreibung Charpentiers überhaupt Platz greifen konnte. Denn diese ist in den wesent- lichsten Punkten äußerst treffend und zwar in bezug auf die Ver- schmälerung der Vorderflügel gegenüber biguttulus (5) und auf das gegenseitige Größenverhältnis der Zellen des Costal- und Subcostalfeldes (6). ,,Hoc est criterion valde constans et 12. Heft 86 Hr. Willy Ramme: notabile", worin man Charpentier unbedingt Recht geben kann. Auch die geringere Körpergröße, damit im Zusammenhang die etwas kürzeren Fühler, alles gegenüber higuthdus, und das ge- meinsame Vorkommen mit diesem sind zutreffende Angaben. Der mehr bogenförmige (statt winklige) Verlauf der Halsschildkiele*ist oft zu bemerken, aber nicht prägnant und konstant genug, um als diagnostisches Material verwandt werden zu können. Weniger zutreffend erweist sich bei Durchsicht eines größeren Materials die Angabe der vorherrschend grünen Färbung, der wir ohnehin nicht allzuviel Wichtigkeit beizulegen brauchen bei der großen Färbungsmannigfaltigkeit fast aller Stenobothrus-Arten. Hier hat wohl der Zufall eine Rolle gespielt; übrigens hat auch das eine der beiden ,^(^ (der Typen) im Leben sicher keine Spur von Grün gezeigt, während das andere noch heute deutlich diese Färbung aufweist. Charpentier macht auch selbst darauf auf- merksam, daß er bei mollis ,,easdem picturae varietates" beob- achtete wie bei higuttulus und daß die ^^ ,,haud raro", also nicht in allen Fällen Elytren mit grünem Hinterrand besaßen. Auf die Färbung komme ich später noch zurück. Etwas unmotiviert erscheint der Name ,,mollis", denn die gewisse Weichheit des Integuments" tritt bei wirklich schon ,, längere Zeit entwickelten (^^ kaum in Erscheinung und be- ruht mehr auf subjektiver Beurteilung. Auch mir ist aber auf- gefallen, daß die $$ verhältnismäßig lange eine weiche Beschaffen- heit behalten, bevor das Chitinkleid an der Luft imd in der Sonne erhärtet. Mit Recht hebt Charpentier die Schwierigkeiten hervor, mit Worten allein die Unterschiede des mollis von seinen Ver- wandten eindeutig auszudrücken und die Notwendigkeit, eine größere Menge von Individuen zur Untersuchung heranzuziehen und zu vergleichen. Hat man sich aber erst einmal ,,hinein- gesehen", so schwindet auch beim Einzelstück jeder Zweifel. Um- sonst hat es ja auch nicht fast eines ganzen Jahrhunderts bedurft, um dieser Art die ihr zukommende Anerkennung zu verschaffen. Man muß den Scharfblick Charpentiers bewundern, der trotz Unkenntnis der abweichenden Zirpweise die morphologischen Un- terschiede des mollis von s—einen Verwandten klar—erkannt hat, nachdem er vorher schon ebenso unantastbar den bicolor abgetrennt hatte. Merkwürdigerweise ist sie selbst Philippi, einem so treff- lichen Kenner der märkischen Orthopterenfauna, entgangen, denn er bemerkt^) ausdrücklich ,,Gryllus mollis cl. Charp. notis valde levibus a biguttulo distinctus mihi omnino ignotus". Nur (!) Yersin, auf dessen Arbeiten noch einzugehen sein wird, hat ihn gefunden und richtig erkannt, wie aus seiner klaren Beschreibung der Zirpweise von mollis hervorgeht. *) Orthoptera Berolinensia. Dissertation Berlin. 1830. Orthopterologische Beiträge 87 Fieber'') hat mollis gesehen, denn er schreibt bei seiner var. virescens {Ch. variahilis) „Gr. molHs! Chp., zum Theil nach Orig.", ebenso bei var. prasinus „Gr. molHs! Chp.". Nachstehend gebe ich nun an der Hand meines umfangreichen Materials eine erweiterte Diagnose und ausführhche Beschreibung des Staurodcrus mollis Charp. ,,St. bicolori et biguttulo valde affinis, sed minor. Longitu- dinem elytrorum St. bicoloris nunquam, biguttuli rare attingens (praesertim apud^^). Area costaUset praecipue subcostahs fscapu- laris)semperareisbiguttuhangustior,etiam apud $. Color tibiarum nunquam rubrescens. Valde differt stridulatione." Unterscheidet sich von seinen nächsten Verwandten hicolor / und biguttulus in wesentlichen Punkten, die im einzelnen wohl gewissen leichten Schwankungen unterliegen, in ihrer Gesamtheit und in Verbindung miteinander jedoch eine scharfe morphologische Scheidung ermöglichen. Mollis ist in seinem Gesamteindruck kleiner als die beiden anderen, erreicht bicolor nie, nur in selte- neren Fällen biguttulus, wenigstens mit ausgespannten Flügeln; der Flächeninhalt des einzelnen Vorderflügels bleibt aber stets hinter dem von biguttulus zurück—, von bicolor ganz zu schweigen. Das wesentlichste Merkmal wenn man von der —bereits ge- schilderten völlig abweichenden Stridulation absieht ist die , große Schmalheit der Flügel, wobei namentlich das Costal- feld in Mitleidenschaft gezogen wird. Besonders die area sca- pularis (Subcostalfeld) ist stets schmäler als bei biguttulus. Deut- lich kann manaucherkennen, daßbeim,^ die venae subcostalis und radialis, die das Subcostalfeld begrenzen, bei biguttulus einen erheblichen Teil der Strecke annähernd parallel zueinander verlaufen, während sie bei mollis auch im distalen Teil des Deck- flügels mehr den spitzen Winkel beibehalten. Der Glanz des Costalfeldes ist bei mollis nicht so ausgeprägt, wie bei biguttulus. Bei dem $ ist noch besonders auf die kleine ,,Erweiterung am Vorderrand" der Elytrenbasis (vgl. Redtenbacher Tafelfig. , 17 m)aufmerksamzumachen, die gegenüberöz'gM^^wZMSviel flacher, fast halb so niedrig ist (vgl. Taf. I Fig. 11 und 12). Auf Tafel I habe ich in den Fig. 7, 8 und 9 drei Serien von Vorderflügeln von bicolor, biguttulus und mollis photographisch abgebildet (durchweg in doppelter Vergrößerung) und zwar nicht auf Grund der morphologischen Unterschiede, sondern nur auf Grund der Zirpweise der betreffenden Tiere ausgewählt, um einerseits auch dadurch die Zuverlässigkeit des Merkmals zu be- tonen, anderseits durch die Serienabbildung die Unterschiede in Form und Aderung recht augenfällig zu machen. Die Abbildungen sprechen für sich und erübrigen eine nähere Erläuterung, ebenso — die Totalbilder der <^(^ (Fig. 1 3), wobei ich noch darauf auf- merksam machen will, daß Fig. 2b ein besonders kleines (^ von ^) Entomolog. Monographien. Prag 1844. 12. Heft 88 Dr. Willy Ramme: biguttulus darstellt, das aber trotzdem klar den Abstand von mollis in bezug auf die Breite der Elytren und der Costalregion wahrt. Auf eines will ich noch nebenher den Blick lenken: auf einen biologischen Unterschieddesbicolor vondenbeidenanderen. Es wird sofort in die Augen fallen, daß sämtliche Elytren von bicolor in Fig. 7 an den Spitzen beschädigt sind. Dies rührt davon her, daß bicolor der weitaus flüchtigste von den dreien ist und, zumal bei Annäherung einer Störung, sofort mehrere Meter weit fliegt. So kommt es, daß man, namentlich bei vorgeschrit- tener Jahreszeit, wenn aber biguttulus und mollis immer noch intakte Flügel besitzen, kaum eine unbeschädigtes (^ von bicolor findet; auch die Hinterflügel sind meist völlig zerschlissen. Diese Fluggewandtheit würde auch die anscheinend recht weite Ver- breitung des bicolor erklären. Die in Fig. 10, 11 und 12 abgebildeten Flügel \X)n $$ der drei Arten (ebenfalls doppelt vergrößert) sind Tieren ent- nommen, die an Stellen gefunden wurden, wo nur das zugehörige (^ vorkam und wo sie gleichzeitig von einem solchen umworben wurden. Man muß in der Tat die Weibchen nur an solchen Stellen sammeln, wo die Art möglichst rein vorkommt, da die (^^ mit ihren Werbungen garnicht wählerischsind und sogar fernstehendere Arten, wie dorsatus, ansingen, was ich des öfteren beobachtete. Weiter gehen die Liebesbezeugungen dann allerdings wohl nicht. Ich will nicht verschweigen, daß ich in bezug auf die 9? von bicolor und biguttulus Stücke ausgewählt habe, die auch äußer- lich schon für die Zugehörigkeit zu den betreffenden Arten sprechen durch ihre Größe, die relative Breite der Vorderflügel, besonders in der Mitte, entsprechend den Elytren des <^, und die Form und Ausbildung des Costal- und Subcostalfeldes, das bei biguttulus (gegenüber bicolor) eine Erweiterung zeigt, ebenfalls den Verhält- nissen bei den ,^^ entsprechend. Zwischen diesen beiden findet man scheinbar Übergänge", d. h. richtigerausgedrückt, Formen, ,, deren Zugehörigkeit wir mit unseren Mitteln nicht einwandfrei feststellen können, die aber sicher generell verschieden sind. Nie wird ein $ wie das, zu dem ein Flügel vom Typ 10 (Tafel I) ge- hört, einen biguttulus oder gar mollis erzeugen! Die Konstanz der Unterschiede der <^^ läßt nicht die Annahme einer ein- zigen, vielgestaltigen Weibchenform zu, auch nicht die Annahme einer ständige—n Bastardierung. Wenigstens nicht in der Mark Brandenburg und ob die Verhältnisse in anderen Gebieten, z. B. südlich der Alpen, wo sich auch die Unterschiede der ^,^ verwischen sollen, eine Abweichung zeigen, bedarf dringend einer erneuten sorgfältigen Prüfung, die ich im kommenden Sommer an Ort und Stelle vorzunehmen gedenke. Darauf komme ich nachher noch zurück. Sowerden wir auch nicht, weil Ikonnikov^) ^) Revue Russe d'Entoniologie. Bd. 11, 1911. Orthopterologische Beiträge 89 in Sibirien angeblich ein Ineinanderübergehen von St. hicolor Chp. und vagans Eversm. oder von viridulus und rufipes beobach- tet hat, diesen in Mitteleuropa den Artcharakter absprechen. Tabelle für die Maße (in cm) der ^^. VorderflügellJ 90 Dr. AVilly Ramme: sprechende Verschmälerung, sodaß ich betreffs der Identifizierung der $9 dieser Art selten im Zweifel war. (Vgl. Taf. I, Fig. 6 [nat. Gr.] und 12 [2:1]). Die genaue vergleichende -Untersuchung des äußeren Genitalapparates der drei Arten hat keinerlei mor- phologische Unterschiede ergeben, die als sicheres Diagnostikum für die $$ hätten Verwendung finden können. Als—„Plesiotypen"^) des (^ von mollis mögen die auf Tafel I, Fig. 3b d abgebildeten (^^ (Fundorte: Chorinchen, Machnovver Weinberg, Grunewald) gelten, als Typen des $ das auf Fig. 6 abgebildete (Fundort: Chorinchen) und ein weiteres vom Grune- wald, sämtlich im Berliner Zoologischen Museum. Der Gryllus aureolus Zetterstedts^^), über dessenSynonymie zu mollis auch Charpentier im Zweifel ist, dürfte wohl mit higuttulus identisch sein, denn das wesentlichste Charakteristikum des mollis, die Verschmälerung des Costal- und Subcostalfeldes, ist für aureolus nicht angegeben, und die Her\'orhebung der leuch- tenden Farben, die den Namen veranlaßten, spricht gerade gegen den unscheinbaren mollis. Ebensowenig kommen Karnys /. col- lina und montana in Frage, die ja auch der Autor selbst zu higut- tulus stellt und die nach der Beschreibung auch unzweifelhaft dorthin gehören. In bezug auf die Färbung von mollis ist zu sagen, daß die $$ diebei Stauroderus überhaupt üblichenFärbungsformenmitgrauen, bräunlichen, schwärzlichen, grünlichen und rötlichen Tönungen und verschiedenartigen Zeichnungen ebenfalls aufweisen. Die (^(^ aber habe ich fast durchweg grau oder bräunlich gefunden; auch die Tibien und der Hinterleib zeigen höchstens eine schmutzig- gelbliche Färbung und nie die rötlichen oder gar roten Töne der (^(^ von bicolor und higuttulus. Äußerst wichtig, ganz besonders für die Anerkennung als selbständige Art, ist die bereits erwähnte, von der der beiden Verwandten völlig abweichende Zirpweise. Wie bicolor und higuttulus zirpen, habe ich bereits auf pg. 83 dieser Arbeit ge- schildert; der ausgesprochen metallische Klang des Zirpens von higuttulus rührt wohl ohne Zweifel von der Ausbildung der Costal- region zu besonders breiten, glänzend glashe—llen Chitinmembranen her. Die Strophe von mollis besteht aus 20 30 Einzellauten, die leise und langsam, mehr knipsend, einsetzen und da—nn immer schneller und eindringlicher werden (etwa —die ersten G 8 Töne), um etwa vom 9. Ton an bis zum etwa 20. 25. Ton gleichmäßig laut schabend oder sägend hervorgebracht zu werden und dann ziemlich plötzlich mit den letzten etwas verlangsamten, breiten Tönen (oder b—esser Geräus—chen!) abzuklingen. Die Laute sind etwa mit hsst hsst—hsst hsst usf. wiederzugeben. Auf dem ^) Vergl. Handlirsch in Chr. Schroeders ,,Handbuch der Ento- mologie", Jena. Im Erscheinen. ") Orth. Miec. Lund 1821.

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eines großen Materials und unter Zuhilfe-. 1). Verh. Bot.-Zool. Ges., Wien 1886, p. 141. Archiv für Naturgeschichte. „. ,„ tt^vj. 1920. A 12. 6. 12. nett
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