Stefan Donecker Origines Livonorum QUELLEN UND STUDIEN ZUR BALTISCHEN GESCHICHTE Herausgegeben im Auftrag der Baltischen Historischen Kommission von Karsten Brüggemann, Matthias Thumser und Ralph Tuchtenhagen Band 25 Stefan Donecker Origines Livonorum Frühneuzeitliche Hypothesen zur Herkunft der Esten und Letten 2017 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN Gedruckt mit freundlicher Unterstützung durch die Böckler-Mare-Balticum-Stiftung. Das Publikationsprojekt wurde zudem durch eine Marie Curie Intra-European Fellowship (Migratio gentium, 332011) im 7. Europäischen Forschungsrahmenprogramm finanziell unterstützt. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Friedrich Menius, Syntagma de Origine Livonorum, Dorpat 1635; Titelblatt. © 2017 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: Strauss, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-412-22395-3 Inhalt Vorwort ................................................................................................ 7 I. Einleitung .......................................................................................... 11 1. Themenstellung und geschichtswissenschaftliche Positionierung .............................................................................. 14 2. Terminologie und Begrifflichkeiten .............................................. 17 3. Forschungsstand ........................................................................... 23 II. Genealogisches Denken in der Frühen Neuzeit ................................ 35 1. Terminologie und Forschungsschwerpunkte ................................. 36 2. Genealogie als Denkform .............................................................. 38 3. Völkergenealogien als Genre ......................................................... 45 4. Genealogische Methodik ............................................................... 53 5. Genealogische Hypothesen in Nordosteuropa ............................... 62 III. Historischer Kontext: Livland 1558–1721 ...................................... 81 1. Landesname und Bewohner .......................................................... 83 2. Gelehrtenkultur und Geschichtsschreibung ................................... 89 3. Das Land und seine Bewohner in der gelehrten Literatur der Frühen Neuzeit ....................................................................... 93 IV. Die Gelehrten: Traktate und Thesen zur Herkunft der Esten und Letten ......................................................................... 111 1. Die Ausgangssituation: Thesen zur livländischen Frühgeschichte vor 1558 ............................................................... 111 2. Die origines Livonorum im Überblick ............................................ 119 3. Friedrich Menius: Syntagma de origine Livonorum (1635) .............. 123 4. Samuel Rhanaeus: Genuina Curlandis gentis origo (1683) .............. 147 5. Olaus Hermelin: De origine Livonorum (1693) ............................... 158 6. Hermann Becker: Livonorum veterum origo (1701) ........................ 178 7. Nicht erhaltene Spezialuntersuchungen: Johann Wolfgang Boecler und Gunno Eurelius Dahlstierna ...................... 189 8. Die Origines Livonorum in Rahmen der allgemeinen Historiographie .............................................................................. 194 6 Inhalt V. Die Völker: Vermeintliche Vorfahren der Esten und Letten ............. 273 1. Römer, Walachen und Heruler ..................................................... 274 2. Griechen und Inder ...................................................................... 287 3. Juden und Gibeoniter ................................................................... 292 4. Goten, Sarmaten und Kimbern ..................................................... 305 5. Skythen und Wenden .................................................................... 313 6. Neuren ......................................................................................... 319 7. Aestier ........................................................................................... 326 8. Fennen .......................................................................................... 333 9. Asen und Wanen ........................................................................... 336 10. Sekundäre Genealogien ............................................................... 341 VI. Zusammenfassung und Interpretation ............................................ 345 1. Der genealogische Anfang ............................................................. 347 2. Die genealogische Kette ................................................................ 352 3. Der genealogische Raum ............................................................... 356 Anhang .................................................................................................. 377 Die Positionen der einzelnen Autoren im Überblick ......................... 377 Tabellarische Übersicht der berücksichtigten Völker ......................... 379 Ortsnamen ....................................................................................... 388 Genealogische Interpretationen livländischer Ortsnamen .................. 390 Abkürzungen ..................................................................................... 391 Quellen- und Literaturverzeichnis ......................................................... 393 Quellen aus dem Untersuchungszeitraum, 1558–1721 ..................... 393 Literatur vor 1558 ............................................................................ 405 Literatur seit 1721 ............................................................................ 409 Personen-, Orts- und Sachindex ............................................................ 453 Vorwort Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine vollständige Zeitverschwendung. Das ist zumindest die Meinung des livländischen Ge- lehrten Johann Witte, seines Zeichens Rigaer Stadtarchivar und königlich schwedischer Historiograph in den 1650er Jahren. Die Spekulationen über die Herkunft der Esten und Letten quittierte Witte als unnützes Wortge- zänck: Dieser Völker abkunfft zuerkündigen, ist sehr ungewiß, das man lauter verlorne arbeit dran wenden würde, wan man sich lang drüber aufhalten wolte. Fern sei es von mir, dem königlich schwedischen Historiographen für Livland widersprechen zu wollen. Ob meine Arbeit einen wissenschaftlichen Nutzen gehabt hat oder nicht, liegt nicht an mir zu urteilen (obwohl ich hoffe, dass künftige Rezensionen besser ausfallen werden als Wittes Ein- schätzung). Eine verlorene Zeit waren die fünf Jahre, die ich mit den origines Livonorum verbracht habe, für mich auf keinen Fall. Ich habe jede Facette des Themas zu lieben gelernt und die Recherche in der wunderbaren Welt frühneuzeitlicher Völkergenealogien ungemein genossen! All jenen, die die- ses Projekt möglich gemacht und mein Leben mit livländischer Gelehrsam- keit bereichert haben, gilt mein herzlicher Dank! Die Untersuchung stellt die überarbeitete und ergänzte Fassung meiner Dissertation dar, an der ich zwischen 2005 und 2010 am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz gearbeitet habe. Mein Betreuer, Martin van Gelderen, hat sich als perfekter Doktorvater erwiesen, der in den entschei- denden Momenten den richtigen Ratschlag und das richtige Wort für mich parat hatte. Roland Steinacher, Imbi Sooman und Bianca Lindorfer verdan- ke ich die entscheidenden Impulse für das Thema: Roland hat mich in die erstaunliche Welt frühneuzeitlicher Gelehrtenkultur eingeführt, Imbi hat mein Interesse für Nordosteuropa geweckt, und Bianca hat mir das Europäi- sche Hochschulinstitut nahegelegt (ganz abgesehen von ihrer Hilfe mit der Transkription der Handschriften, an denen ich verzweifelt bin). Gemeinsam haben sie, ohne es zu wissen (und ohne zu diesem Zeitpunkt voneinander zu wissen), das Projekt formuliert – ich musste es nur mehr umsetzen. Ihre Un- terstützung und ihre Inspiration waren unschätzbar! Bei der Baltischen Historischen Kommission, vor allem bei ihrem Vorsit- zenden Matthias Thumser, darf ich mich für die Möglichkeit bedanken, die überarbeitete Fassung meiner Dissertation in den Quellen und Studien zur baltischen Geschichte zu veröffentlichen. In einer dermaßen renommierten 8 Vorwort Reihe publizieren zu dürfen, ist eine große Auszeichnung, die ich sehr zu schätzen weiß. Walter Pohl ermöglichte die Überarbeitung des Manuskripts am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Zuge einer Marie Curie Intra-European Fellowship. Ralph Tuchtenhagen, der mir bereits bei meinem Dissertationsprojekt mit wichtigen Ratschlägen geholfen hat, war so freundlich, den Text einem ein- gehenden Lektorat zu unterziehen. Johannes van Ooyen und dem Böhlau Verlag danke ich für die optimale Betreuung der Publikation, der Böckler- Mare-Balticum-Stiftung für den großzügigen Druckkostenzuschuss, der die Veröffentlichung möglich gemacht hat. Dank gebührt ferner dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, der die ersten drei Jahre des Dissertationsvorhabens gefördert hat, und dem Eu- ropäischen Hochschulinstitut (EHI), das das Stipendium für das abschlie- ßende Jahr übernommen und das ideale akademische Umfeld für meine Forschung geboten hat. Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare in Flo- renz, Wien, Wolfenbüttel, Stockholm, Uppsala, Riga, Tartu und Tallinn, die ich mit meinen Sonderwünschen nach merkwürdigen livländischen Druckschriften traktiert habe, haben einen großen Beitrag zum Gelingen des Projekts geleistet. Ruth Gbikpi hat wiederholt bewiesen, dass die Fernleihab- teilung des EHI zu den großartigsten Aspekten eines ohnehin großartigen Instituts gehört. Aija Taimiņa von der Akademischen Bibliothek der Univer- sität Lettlands hat sich mit ihrer beeindruckenden Expertise und ihrer anste- ckenden Begeisterung für frühneuzeitliche Livonica als unschätzbare Hilfe erwiesen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Augustinerlesesaals der Österreichischen Nationalbibliothek haben mit viel Geduld über meine ständigen Verstöße gegen die Obergrenze an Bestellungen pro Tag hinweg- gesehen und längst nicht so viel mit mir geschimpft wie ich es verdient hätte (selbst wenn ich neun von zehn Büchern sofort wieder zurückgeschickt ha- be, weil der Livland-Bezug, den ich mir eingebildet hatte, gar nicht vorhan- den war...). Zu den schönsten Aspekten eines Dissertationsprojekts gehören der in- ternationale Gedankenaustausch und die inspirierenden Begegnungen: Jür- gen Beyer (Tartu / Kopenhagen), Hans-Jürgen Bömelburg (Gießen), Kars- ten Brüggemann (Tallinn), Sebastian Conrad (Florenz), Pietro U. Dini (Pi- sa), Bogusław Dybaś (Wien), Peter Hvilshøj Andersen (Strasbourg), Linda Kaljundi (Tallinn / Helsinki), Jüri Kivimäe (Toronto), Juhan Kreem (Tallinn), Janet Laidla (Tartu), Ilgvars Misāns (Riga), Olaf Mörke (Kiel), Ulrike Plath (Tallinn), Aivar Põldvee (Tartu), Bo Stråth (Helsinki), Gvido Straube (Riga), Marek Tamm (Tallinn), Kaarel Vanamölder (Narva) und