DIE GRIECHISCHEN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER DEB BESTEN DREI JAHRHUNDERTE HERAUSGEGEBEN VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION DER KÖNIGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN <a||gß> ORIGENES VIERTER BAND LEIPZIG J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG 1903 Druck TOD Anguat Pries in Leipzig. O K I G E N ES W E K KE VIERTER BAND DEE JOHANNESKOMMENTAR HERAUSGEGEBEN IM AUFTRAGE DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION DER KÖNIGL. PREÖSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN VON LIC. Dß. ERWIN PREUSCHEN IN DABMSTADT LEIPZIG J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG 1903 HERMANN UND ELISE ΘΕΒ. HECKMANN WENTZEL-STIFTUNG INHALT YON OBIGENES BAND IV Seite Einleitung A. Die Überlieferung 1. Die Handschriften IX 2. Das Verwandtschaftsverh<nis der beiden Stammhandschriften XXXIV 3. Die erste kritische Ausgabe des Johannescommentars von 1374 XL 4. Fehler und Vorzüge von Μ XLIV 5. Die Geschichte des gedruckten Textee LVD 6. Die Catenen zum Johannesevangelium LXI B. Literargeschichtliches 7. Veranlassung, Zeit und Ort des Commentary LXXVI 8. Die Exegese des Origenes und ihre Quellen LXXXII 9. Der Bibeltext des Origenes LXXXVIU 10. Herakleon und seine Noten zum Johannesevangelium . . . CII Schlusswort des Herausgebers CVII Verzeichnis der Abkürzungen 2 Text Orrgenes Johannescommentar 3 Bruchstücke aus Catenen 481 Register I. Stellenregieter 577 Altes Testament 577 Neues Testament 582 Nichtbiblische Schriften 594 Π. Namenregister 595 ΠΙ. Wort- und Sachregister 606 IV. Initien-Regist er der Catenenfragmente 663 Nachträge und Berichtigungen 667 Einleitung. Α. Die Überlieferung. 1. Die Handschriften. 1. Von dem Kommentare des Origenes zum Evangelium Johannis sind bis jetzt acht Handschriften bekannt geworden. Die Hoffiiung, dass dieses Material sich noch vermehren lässt, ist nicht sehr gross, aber auch nicht völlig aufzugeben. Denn die Auffindung einer Handschrift in dem Kloster Vatopädi auf dem Athos beweis^ dass auch in dem Oriente, trotz der feierlichen Verdammung des Origenes, seine exege- tischen Schriften als unentbehrlich angesehen wurden. Auch die Hoff- nung, dass sich unter den zahllosen Papierfetzen, die man jetzt in Ägypten zu Tage zu fördern begonnen hat, noch Fragmente des Origenes finden möchten, ist nicht unbegründet, wenn man bedenkt, wie eifrige Verehrer der Alexandriner auch in den ägyptischen Klöstern besass.1) Hier kann es sich aber zunächst nur darum handeln, zusammenzustellen* was wir bereits besitzen. Die älteste Handschrift ist der Codex Monacensis graecus 1912), Μ eine Bombycinhandschriffc in Gross-Quart (Grösse 30,8x23cm; Schrift- raum 26,8 x 17,6cm; resp. 25,8 zu 17,3cm). Sie ist undatiert und stammt der Schrift nach aus dem dreizehnten, vielleicht auch, was Koetschau nicht für ausgeschlossen hält3), aus dem Ende des zwölften Jahrhunderts. Diesem Ansatz würde auch ich nach langer und eingehender Be- schäftigung mit der Handschrift zustimmen, wenn nicht die Verwendung 1) Vgl. Palladius, historia Lausiaea 12. 2) Beschreibungen bei J. Hardt, Catalogue Codic. graecor. Mss. bibliothec. reg. bavaric. II, 258 (fehlerhaft); Δ. E. Brooke, The fragments of Heracleon (Texts a. Studies I, 4 [1894]) p. 1.. The commentary of Origen on S. John's gospel I (1896), p. DL 3) Vgl. Koetschau in der Theolog. Litteraturzeitung 1897, Nr. 7, Sp. 244. Origenes IV· Β χ Einleitung. des Papieres in""dieser Zeit fraglich wäre.1) Der Band, in rotes Leder gebunden, besteht aus zwei ursprünglich selbständigen Teilen. Die alte Bibliotheksnummer, die sich noch auf dem vorderen Schmutzblatte wie auf dem Röcken des Einbandes findet, ist 30. Unter ihr ist sie von Montfaucon, bibliotheca bibliothecarum manuscripta p. 5872 C notiert. Eine noch ältere Nummer ist auf der Innenseite des Deckels, zusammen mit einem fehlerhaften — von Hardt wiederholten — Inhaltsverzeich- nisse angebracht: Stat C N° 59. Darunter: Origenes in D. Matthaei Evangelium tomus 11mi18 in initio mutilus (lies: 10mu8. in. mut., 11!) 12. 13. 14. 15. 16. Et in Euangelium D. Johannis tomus 1. 2. 6. 9. 13- 19. 20. (adde 28!). 32. Non uidetur mutilus esse codex sed (numeri)2) uel deleti uel confusL Die letzte Notiz scheint darauf hinzuweisen, dass dem Schreiber die im Codex Venetus (s. u.) befolgte Einteilung des in der Handschrift vorliegenden Stoffes in 32 Bücher bekannt war. Der «rste Teil f. 1—110 der modernen Paginierung — eine alte Paginierung reicht von α bis μβ — enthält die Reste des Matthäuscommentares. Die ersten 37 Blätter sind jetzt stark verbunden.3) Auf anderem Papier und von anderer Hand geschrieben folgen f. 111 bis zum Schluss die Reste des Johannescommentares. Dieser zweite Teil besteht aus 25 Lagen, von denen die siebzehnte nur aus 7 Blättern — der Falz des achten ist auf das siebente aufgeklebt4) — und die fünfundzwänzigste aus 3 Blättern besteht. Die übrigen 23 sind vollständige Quaternionen. Kustoden finden sich am unteren Rand von f. 120r (ß), f. 1361- (<f), f. 144r (ε), f. 208Γ (ίς), f. 295Γ (κό), f. 303Γ (κε); die Reste von Kustoden f. 168r, f. 176r, f. 216r, f. 247r, f. 255r, f. 263r, f. 279r, f. 287r. Die übrigen sind dem Messer des Buchbinders zum Opfer gefallen. Die Zeilenzahl beträgt in diesem Teile 30, die Zahl der Buchstaben, die meist von den «ingerissenen Zeilen durchschnitten werden, schwankt zwischen 48 und 58. Namentlich gegen das Ende hin wird die sonst sehr regelmässige und schöne Schrift etwas flüchtiger und weiter, wie sich hier auch stellen- weise die Fehler häufen. Uberschriften und Anfangsbuchstaben sind 1) Vgl. Gardthausen, Griechische Paläographie 1879 S. 49 ff. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelauel 1896, S. 139ff. 2) Das Wort ist durch das darunter stehende bayrische Wappen verklebt. 3) Ich gehe auf diesen Teil der Handschrift hier nicht näher ein. Bei der Bearbeitung des Matthäuscommentares wird sich Gelegenheit finden, darauf zurück- zukommen. 4) Auf f. 246r, der Kehrseite des letzten Blattes im 17. Quaternio, sind noch zwei Zeilen auf den unteren Rand geschrieben. Offenbar ist dem Schreiber, nach- dem er begonnen hatte, weiterzuschreiben, ein Malheur passiert, und er schnitt nun das verdorbene Blatt heraus.