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Origenes Der Kommentar zum Hohelied eingeleitet und übersetzt von Alfons Fürst und Holger Strutwolf PDF

485 Pages·2016·1.828 MB·German
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Origenes Werke mit deutscher Übersetzung 9/1 Origenes Werke mit deutscher Übersetzung Im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Forschungsstelle Origenes der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster herausgegeben von Alfons Fürst und Christoph Markschies Band 9/1 Walter de Gruyter • Berlin • Boston Herder Freiburg • Basel • Wien Origenes Der Kommentar zum Hohelied Eingeleitet und übersetzt von Alfons Fürst und Holger Strutwolf Walter de Gruyter • Berlin • Boston Herder Freiburg • Basel • Wien ISBN De Gruyter: 978-3-11-044255-7 e-ISBN De Gruyter: 978-3-11-046470-2 ISBN Herder: 978-3-451-32913-5 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Einbandgestaltung: Martin Zech, Bremen Satz: pagina GmbH, Tübingen © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Inhalt Einleitung I. Die Überlieferung des Hoheliedkommentars .............. 3 II. Hoheliedauslegung vor Origenes ........................ 6 1.Das frühjüdische Hoheliedverständnis .................. 6 2.Die Kirche als Braut Christi im Neuen Testament ........ 7 3.Hippolyt von Rom und sein Hoheliedkommentar ........ 8 III. Das Hoheliedverständnis des Origenes ................... 11 1.DieSchrifthermeneutikdesOrigenesimHoheliedkommentar 11 2.Der Literalsinn des Hoheliedes ........................ 12 3.Der geistige Sinn des Hoheliedes ...................... 15 a) Christus und die Kirche .......................... 19 b) Das Wort und die Seele .......................... 23 c) Die Christologie im Hoheliedkommentar ............ 35 IV. Zur Rezeption des Hoheliedkommentars ................. 40 V. Bibeltext und Auslegungsinhalte ........................ 47 1.Übersicht über die in den Büchern ausgelegten Perikopen . 47 2.Der Bibeltext Hld. 1,1–2,15 LXX in Rufins Übersetzung .. 47 3.Gliederung des Hoheliedkommentars nach den Inhalten der Auslegung ........................................ 51 Der Kommentar des Origenes zum Hohelied in der Übersetzung des Rufinus Prologus – Vorwort ...................................... 56 Liber Primus – Erstes Buch ................................ 126 Liber secundus – Zweites Buch ............................ 176 Liber tertius – Drittes Buch ................................ 294 VI Inhalt Bibliographie Quellen .............................................. 431 Literatur ............................................. 433 Register Bibelstellen ........................................... 443 Origenesstellen ........................................ 456 Namen und Sachen .................................... 467 I. Die Überlieferung des Hoheliedkommentars Origenes, der nach dem Diktum des Hieronymus in seinem Hoheliedkom- mentarnichtnuralleanderen,sondernsogarsichselbstübertroffenhat,1hat in diesem Werk offenbar seine Leserschaft in theologische Lehren und exis- tenzielle Erkenntnisse einweihen wollen, die für die Vollkommenen und nicht für die einfachen Gläubigen bestimmt gewesen sind. Es liegt uns in diesem Kommentar ein Meisterwerk der allegorischen Exegese vor, das sein Verfasser in seiner Reifezeit als krönenden Höhepunkt seines bibeltheolo- gischen Schaffens veröffentlicht hat. Wie Eusebius von Caesarea berichtet, hat Origenes die ersten fünf Bände dieses monumentalen Kommentars im Jahre240n.Chr.inAthenverfasstunddieBändesechsbiszehndanneinige Zeit später in Caesarea geschrieben.2 Dieses Werk seiner späten Zeit war freilich nicht die erste Veröffentlichung, die der große Alexandriner diesem Buch der Heiligen Schrift gewidmet hat: Hieronymus weiß von einem zweibändigenHoheliedkommentardesOrigenes,dendieserschoninseiner Jugendzeit vorgelegt haben soll.3 Von diesem Frühwerk ist außer der Nach- richt von seiner Existenz nicht mehr auf uns gekommen als ein einziges Fragment in der Philokalie, der Anthologie aus den Schriften des Origenes, die Basilius von Caesarea und Gregor von Nazianz im 4. Jahrhundert zu- sammengestellt haben.4 Auch die Überlieferungslage in Bezug auf den großen Hoheliedkom- mentar ist prekär. Diese Schrift ist uns nämlich in einer Gestalt überliefert, die von dem ursprünglich Vorliegenden nur noch einen wenn auch um- fangreichenTeilerkennenlässt.DasgriechischeOriginalistbisaufspärliche Fragmentenichterhaltengeblieben,sondernhatnurinderÜbersetzungdes Rufinus von Aquileja die Zeiten überdauert, der wohl im Jahre 410 n.Chr. die ersten drei Bücher des Kommentars in das Lateinische übersetzt hat. SchonCassiodorhatnichtmehrvondieserÜbersetzunggekanntalsdas,was auch wir heute noch vorliegen haben.5 Diese Nachricht und die offensicht- 1 Hieronymus, in Cant. hom. Orig. prol. (GCS Orig. 8, 26): Origenes, cum in ceteris librisomnes uicerit, in Cantico Canticorum ipseseuicit. 2 Eusebius vonCaesarea, hist. eccl. VI 32,2(GCS Eus. 2, 586). 3 Hieronymus, epist.33,4(CSEL 54, 256). 4 Philoc. 7,1 (SC302,326):sieheunten S. 58Anm.6 zuin Cant. comm. prol.1,3. 5 SoberichtetesCassiodorselbst,div.inst.I5,4(p.24Mynors):„Desweiterenhat Rufinus, ein überaus beredsamer Exeget, das Werk recht ausführlich in drei Bü- chern erklärt und eine Reihe von Schriftstellen bis zu jener Aufforderung hinzu- 4 Einleitung liche Unvollständigkeit der Übersetzung wie auch die Tatsache, dass – an- ders als bei Rufinus sonst üblich – der lateinischen Ausgabe kein Vorwort vorangestellt ist, sprechen dafür, dass es dem Übersetzer, der nach der Er- oberung Roms im August 410 nach Sizilien floh und dort um die Jahres- wende 411/12 verstarb, wohl nicht vergönnt war, sein Werk zu vollenden. Aber nicht nur die Tatsache, dass Rufinus nur eine Teilübersetzung hinterlassen hat, lässt große Teile der origeneischen Kommentierung des Hohelieds im Dunkel der Überlieferungsgeschichte verschwinden. Denn derÜbersetzerRufinusistoffenbarauchindiesemWerkrechtfreimitdem Text seiner Vorlage umgegangen. Wie wenig wir mit einer wörtlichen Übersetzung zu rechnen haben, kann zum einen der Vergleich mit einer relativ ausführlich auf Griechisch überlieferten Passage des Kommentars in der Philokalie zeigen,6 zum anderen entspricht es überhaupt dem Überset- zungsstil des Rufinus, die Gedanken seiner Vorlage eher zu paraphrasieren denn Wort für Wort zu übersetzen. Darüber hinaus scheint er auch den wissenschaftlichen Charakter des Werkes für sein lateinisches Publikum ab- gemildert zu haben, indem er etwa die vielen Diskussionen des Origenes über die verschiedenen Textfassungen, in denen das Hohelied bei Aquila, Symmachus und Theodotion neben der Septuaginta vorlag,7 weggelassen und stattdessen manchmal Probleme diskutiert hat, die allein für die latei- nischen Leser von Interesse waren. DerlateinischeTextdervonRufinusübersetztendreiBücherliegtin32 Handschriften vor, von denen Wilhelm Adolf Baehrens seiner bis heute maßgeblichen Ausgabe von 1925 im Rahmen der „Griechischen Christli- chen Schriftsteller“ zehn zugrundegelegt hat. Sie lassen sich zu vier Haupt- gruppen ordnen, die gemeinsam auf einen Archetyp, der deutlich vor dem 10. Jahrhundert entstanden sein muss, zurückgehen dürften.8 Luc Bre´sard und Henri Crouzel haben in Zusammenarbeit mit Marcel Borret den Text von Baehrens in der zweibändigen „Sources Chre´tiennes“-Ausgabe von gefügt, die da lautet: ,Fangt uns die jungen Füchse, die Verwüster des Weinbergs!‘ (Hld.2,15).“Übersetzung:Bürsgens,FC39,147.MitderAuslegungdiesesVerses desHoheliedesbrichtdiehandschriftlichüberlieferteGestaltdesRufinschenÜber- setzungswerkes ab. 6 Frg. 12aus philoc. 27,13(SC226, 310–314). 7 SoerklärtHieronymus,inCant.hom.Orig.prol.(GCSOrig.8,26),Origeneshabe seine Erklärungen durchgehend nicht nur an die Septuagintafassung des Hohelied- textes,sondernauchandiedesAquila,desSymmachusunddesTheodotionsowie aneinefünfteVersion,dieerselbstinAktiumgefundenhatte,angeschlossen.Solche textkritischenÜberlegungenundAusführungensuchtmanimlateinischenTextdes Rufinus vergeblich. Er wird sie also übergangen haben. Vgl. frg. 18 und 26; zu letzteremliegtimlat.TextinCant.comm.III10,1keineEntsprechungvor.Siehe dazu Ceresa-Gastaldo, L’esegesi origeniana. 8 Vgl. Baehrens,GCSOrig. 8,xx–xxi. 5 I.DieÜberlieferungdesHoheliedkommentars 1991–1992abgedrucktundnuranwenigenStellenanderetextkritischeEnt- scheidungen getroffen.9 Neben ihrer französischen Übersetzung liegen eine in das Englische von R. P. Lawson in den „Ancient Christian Writers“ von 1957, in das Italienische von Manlio Simonetti in den „Collana di Testi Patristici“ von 1976, in das Japanische von T. Odaka von 1982 und in das Spanische von Argimiro Velasco Delgado in der „Biblioteca de Patr´ıstica“ von1986(32007)vor.DievorliegendeAusgabebietetdieersteÜbersetzung von Origenes’ Hoheliedkommentar in das Deutsche.10 Übernommen wur- den der Text von Baehrens11 und die Kapiteleinteilung aus der „Sources Chre´tiennes“-Ausgabe. Abweichend von letzterer (und auch von Baehrens) wird jedoch kein viertes Buch gezählt, da ein solches erst in einigen späten Handschriften vermerkt ist und, wie oben dargestellt, nicht zum ursprüng- lichen Bestand des von Rufinus Hinterlassenen gehörte; aus diesem Grund wird die Kapitelzählung im dritten Buch nach III 14 fortgesetzt bis III 17 (und nicht drei Kapitel IV 1 bis IV 3 gezählt; als Orientierungshilfe für die Benutzer wird diese „Sources Chre´tiennes“-Zählung zu den Kapiteln III 15 bis III 17 jedoch mitnotiert).12 Die beiden von Hieronymus übersetzten Homilien des Origenes zum Hohelied sowie die vor allem in den Katenen erhaltenen Fragmente aus dem Hoheliedkommentar erscheinen gesondert in Band 9/2 der „Origenes Werke mit deutscher Übersetzung“. Die Verweise auf die Fragmente aus dem Hoheliedkommentar im Fragmentenapparat unter dem lateinischen Text und in den Fußnoten beziehen sich also ebenso auf diesen Band wie HinweiseaufdieHoheliedhomilien.DieseAufteilungaufzwei Bändewur- de gewählt, um den Band mit dem Hoheliedkommentar nicht zu umfang- reichwerdenzulassen,vorallemaber,umfachlicheinschlägiginteressierten Benutzern die Möglichkeit zu geben, die griechischen Fragmente aus dem Kommentar neben den jeweiligen lateinischen Text zu legen. Die Vorteile dieser Vergleichsmöglichkeit dürften den Nachteil aufwiegen, dass die Frag- mente in einem anderen Band enthalten sind als der Kommentar und darin mit den Homilien zusammenstehen, zu denen sie – von einem Fragment abgesehen – eigentlich nicht gehören. 9 Aufgelistet in Bre´sard/Crouzel/Borret,SC 375,71. 10 Die Übersetzung wurde von den beiden Autoren gemeinsam angefertigt. Die An- merkungen zur Übersetzung stammen hauptsächlich von Alfons Fürst, die Einlei- tung (Kapitel I bis IV) hat Holger Strutwolf geschrieben (leicht bearbeitet und ergänztvonAlfonsFürst,derauchKapitelVhinzugefügthat).FürdieMitarbeitbei der formalen Herstellung des Manuskripts und der Erstellung der Register danken wirherzlichdenStudentischenHilfskräftenFrauDorotheaRiemerundHerrnPaul Schroeter. 11 Textkritische Fragenwerden jeweils anOrtundStelle inden Fußnoten erläutert. 12 Vgl.dazu unten S. 47Anm. 182und S. 392Anm. 473. II. Hoheliedauslegung vor Origenes Origenes war nicht der erste Theologe, der sich wissenschaftlich mit der Auslegung des Hohelieds beschäftigt hat. Er hatte Vorläufer sowohl im Ju- dentum als auch schon in der frühen Christenheit. 1. Das frühjüdische Hoheliedverständnis Das wohl im 3. Jahrhundert vor Christi Geburt entstandene Hohelied, das nach der überwiegenden Meinung der modernen Exegese zunächst als Sammlung weltlicher Liebeslieder konzipiert worden war,13 wurde durch seine nachträglich hinzugesetzte Überschrift (Hld. 1,1) als Werk des Königs Salomo angesehen und erhielt als solches schließlich kanonisches Ansehen,14 was dann aber auch seine allegorische Auslegung erzwang.15 Die erste greif- bare Gestalt, die sich für die Kanonizität und damit zugleich für die alle- gorische Deutung des Hohen Liedes eingesetzt hat, scheint Rabbi Akiba gewesen zu sein.16 Überhaupt ist im Targum zum Hohelied, aber auch im 13 Repräsentativ fürdieseSicht ist Keel, DasHohelied 9. 14 SiehehierzuBarton,Canonicity,derallerdingsbestreitet,dassdieKanonizitätdes Hoheliedes wirklich ernsthaft in Frage stand, und auch die Vorstellung, erst die Aufnahme des Buches in den Kanon habe seine Allegorese erzwungen, für falsch hält,weildasHoheliedseinerAnsichtnachniemalsandersalsallegorischverstanden wordenist.AuchFraisse,KommentarzumHohelied4f.,versuchtzuzeigen,dass dieallegorischeAuslegungkeineswegsmitderKanonizitätdesHoheliedsnotwendig gegeben war. Seine Überlegungen überzeugen aber insofern nicht, als er einen zu engenBegriffvonAllegoresevoraussetzt.NichtjedeAllegoreseistplatonisch.Aber jede Auslegung, die das Hohelied auf das Verhältnis von Gott und Israel bezieht, kannallegorisch genannt werden. 15 ZurfrühjüdischenHoheliedauslegungsieheVulliaud,LeCantiquedesCantiques; Reventlow, Das allegorische Verständnis des Hoheliedes; Ifrah, Le Cantique des Cantiques67f.;Riekert,TannaicInterpretationofCanticles;Green,TheSongof the Songs;Kuhn,Art.Hoheslied II. 16 Rabbi Akiba, mJadajim 3,5, spricht davon, dass die gesamte Welt den Tag nicht aufwiegenkönne,andemdasHohelieddemVolkIsraelgegebenwordensei,daher seien die Kethubim „das Heilige“, während das Hohelied das „Allerheiligste“ sei (siehe dazu auch unten S. 105 Anm. 88). Zudem betont er das übertragene Ver- ständnisdesHoheliedesdadurch,dasserintSanhedrin12,10sagt,dassderjenige,der eswage,esinHochzeitshäusernalseineArtGesanganzustimmen,keinenAnteilan der kommenden Welthabe.

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