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Organisation und Strukturation: Eine fallbasierte Einführung PDF

317 Pages·2014·2.847 MB·German
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Organisationssoziologie Herausgegeben vom Vorstand der Sektion Organisationssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Vertreten durch U. Wilkesmann, Dortmund, Deutschland S. M. Wilz, Hagen, Deutschland M. Apelt, Potsdam, Deutschland I. Bode, Kassel, Deutschland V. v. Groddeck, München, Deutschland K. Senge, Hamburg, Deutschland P. Wehling, Bochum, Deutschland M. Wilkesmann, Dortmund, Deutschland Organisationen stellen einen Th eorie- und Forschungsgegenstand „sui generis“ dar, der einer diff erenzierten Gegenstandsbetrachtung und spezifi scher Analyse- ansätze bedarf. Neben der ganzen Breite von Organisationstypen rücken für die Herausgeberinnen und Herausgeber auch spezifi sche empirische Methoden der Organisationsforschung sowie diff erenzierte theoretische Zugänge zur Analyse des Organisationsgeschehens in den Vordergrund. Die Bände dieser Reihe werden vor allem drei Dinge im Blick haben: Erstens die ge- sellschaft liche Bedeutung von Organisationen; zum Zweiten die disziplinäre natio- nale und internationale Verortung innerhalb der Soziologie; und zum Dritten die trans- und interdisziplinäre Perspektive. Hier wird insbesondere die gewachsene Breite und Interdisziplinarität der Organisationsforschung integrativ aufgegriff en. Der Vorstand der Sektion Organisationssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der diese Buchreihe herausgibt, wird vor allem herausragende Bei- träge der Sektionsveranstaltungen in dieser Reihe versammeln, um den jeweils ak- tuellen Forschungsstand der Organisationssoziologie zu dokumentieren. Herausgegeben vom Vorstand der Sektion Organisationssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Vertreten durch Prof. Dr. Uwe Wilkesmann Dr. Victoria v. Groddeck Dortmund München Prof. Dr. Sylvia M. Wilz Dr. Konstanze Senge Hagen Hamburg Prof. Dr. Maja Apelt Dr. Pamela Wehling Potsdam Bochum Prof. Dr. Ingo Bode JProf. Dr. Maximiliane Wilkesmann Kassel Dortmund Jörg Sydow • Carsten Wirth (Hrsg.) Organisation und Strukturation Eine fallbasierte Einführung Unter Mitarbeit von: Albrecht Becker Stephan Duschek Herausgeber Prof. Dr. Jörg Sydow Prof. Dr. Carsten Wirth Freie Universität Berlin Hochschule Kempten Deutschland Deutschland ISBN 978-3-658-03044-5 ISBN 978-3-658-03045-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-03045-2 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Lektorat: Dr. Cori Antonia Mackrodt, Katharina Gonsior Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhaltsverzeichnis Jörg Sydow und Carsten Wirth Einführung in den Band ........................................................................................ 7 Jörg Sydow 1 Organisation als refl exive Strukturation: Grundlegung ......................................................................................................... 17 Stephan Duschek 2 Strategisches Management eines Netzwerkorganisators: Ressourcenbasierte Wettbewerbsvorteile aus strukturationstheoretischer Perspektive .................................................... 57 Albrecht Becker 3 Controlling und kalkulative Praktiken: Eine strukturationstheoretische Perspektive auf Steuerungsprozesse in und zwischen Organisationen ........................... 127 Carsten Wirth 4 Arbeitsregulation in und zwischen Organisationen aus strukturationstheoretischer Perspektive .................................................. 173 Carsten Wirth 5 Strukturationstheoretische Einsichten in das Management von Humanressourcen in und zwischen Organisationen ............................ 251 Autorenverzeichnis .............................................................................................. 319 Das Zusatzmaterial ist unter www.springer.com auf der Produktseite dieses Buches verfügbar. Einführung in den Band Jörg Sydow und Carsten Wirth 1 „Orientierung“ Ortmann et al. (1997) diagnostizieren in ‚Th eorien der Organisation’ für die Organisations forschung die „Rückkehr der Gesellschaft “ – so der Untertitel ihres Lehrbuches. Organisationen – seien es Wirtschaft sunternehmen, Regierungs- und Nicht-Regierungs organisationen (NGOs), Forschungs- und/oder Lehrein- richtungen – beeinfl ussen Gesellschaft , ja entscheiden zentral über Art und Weise ihrer Entwicklung. Umgekehrt wirkt der Zustand einer Gesellschaft – zumal in einer „Organisationsg esellschaft “ (Perrow), in der immer mehr Lebensbereiche von Organisationen vereinnahmt werden – auf die Aktivitäten in und von Organisationen ein. Die Entfaltung der Aktivitäten in und von Organisationen obliegt dabei Menschen, vor allem jenen die als Mitglieder von Organisationen agieren, selbst wenn sie das – zum Beispiel im Fall von temporärer Beschäft igung – nur vorübergehend sind. Die Notwendigkeit des aktiven (Mit-) Tuns in Organisationen verleiht Individuen neben gesellschaft lichen Strukturen viel Be- deutung für die Entstehung und Erhaltung, aber auch für das „Funktionieren“ von Organisationen in der Gesells chaft . Diese gleichsam doppelte oder sogar mehrfache soziale Einbettung von Individuen in Organisationen und von Organisationen in Gesellschaft – und damit auch von Individuen in eine Organisationsgesellschaft – gilt es ganz grundsätzlich in der Organisations- forschung im Blick zu behalten. Das Organisieren beschränkt sich dabei immer weniger auf Aktivitäten in Organisationen. Gerade in einer Organisationsgesellschaft , die seit einiger Zeit manchmal gar als „Netzwerkgesellschaft “ (Messner 1994; Castells 1996) be- zeichnet wird oder in denen sich Menschen in informellen Communities zum Handeln zusammen fi nden (Dobusch/Quack 2011), ist Organisieren auch und gerade jenseits der Organisation verlangt, d.h. über Organisationsgrenzen hinweg gefordert: nicht nur in Gemein schaft en, sondern auch in Märkten und in inter- 8 Jörg Sydow und Carsten Wirth organisationalen Netzwerken. Tatsächlich wird seit Jahren die „Vermarktlichung“ (Sauer/Döhl 1997) von Organisationen konstatiert, die sich allerdings bei genauerer Analyse oft ebenfalls als „Vernetzung“ entpuppt: Organisationen arbeiten eng zusammen, kooperieren in einem relativ dauerhaft en Beziehungs- zusammenhang (Powell 1990; Sydow 1992; Windeler 2001). Oder aber es handelt sich bei genauerer Untersuchung der postulierten Vermarktlichung „nur“ um eine Form der Konzern organisation, die mit marktlichen Elementen angereichert wird (vgl. zur Unterscheidung von Konzern und Netzwerk insb. Wirth/Sydow 2004). Unser Verständnis von Organisation als relativ dauerhaft es Phänomen, also als Institution wie ein Unternehmen, eine NGO oder ein Ministerium, und vom Prozess des Organisierens, als Praktik der Gestaltung solcher Institutionen, be- zieht sich in diesem Band nicht nur auf einzelne Organisationen, sondern auch auf Organisationskollektive, insbesondere auf intero rganisationale Netzwerke. Dabei begreifen wir interorganisationale Netzwerke als mehr oder minder refl exiv ausgelegte kooperative Arrangements von mindestens drei, zumeist aber deut- lich mehr Organisationen (Powell 1990; Sydow 1992; Windeler 2001). Strategische Allianzen, Wert schöpfungs partnerschaft en, Public Private Partnerships und Konsortien sind bedeutsame praktische Ausprägungen dieser nun gar nicht mehr so neuen Organisationsform wirtschaft licher Aktivitäten, die zudem mit dem Verlagssystem und dem frühkapitalistischen Untermeistersystem auf historische Vorläufer zurückblicken kann (Sydow 1992; Berghoff /Sydow 2007). Mittlerweile hat sich für die Analyse von Organisationen und Organisations- kollektiven eine erfreuliche Th eorievielfalt herausgebildet. Dieser Th eorievielfalt begegnen wir in diesem Band allerdings nicht mit einem mehr oder weniger um- fassenden Überblick über einschlägige Organisations- bzw. Interorganisations- theorien (vgl. dazu insb. Weik/Lang 2003, 2005; Kieser/Ebers 2006; Sydow 1992; Windeler 2001, 2005; Wolf 2011). Stattdessen konzentrieren wir uns absichtsv oll und mit – wie wir meinen – sehr guten Gründen auf einen einzigen Th eorieansatz: auf die von Anthony Giddens (1984) ursprünglich als formale Sozialtheorie ent- wickelte, mittlerweile aber vielfach auf Organisationen und Organisations- kollektive angewandte und für deren Analyse verfeinerte Strukturationstheorie. Diese Th eorie trägt in besonderer Weise der doppelten bzw. mehrfachen Ein- bettung individuellen Handelns in soziale Systeme – und auch in die Gesell- schaft – Rechnung. Giddens (1984) selbst hat die Strukturationstheorie erst nach kritischer Analyse von sehr stark auf die Fähigkeiten individueller Akteure setzenden Handlungst heorien einerseits und von die herausragende Bedeutung von Strukturen – auch und gerade gesellschaft lichen Strukturen – für das Handeln betonenden Struktur theorien andererseits entwickelt. Er versucht damit Einführung in den Band 9 den bis dahin üblichen Dualismus von handlungs- versus strukturtheoretischen Ansätzen durch eine Dualität, d.h. eine im Prinzip gleich berechtigte Berück- sichtigung von Handlung und Struktur bei der Deutung oder gar Erklärung sozialer Wirklichkeit, zu überwinden. Damit verfolgt Giddens bzw. die von ihm entwickelte Sozialtheorie – und wir mit der Anwendung eben dieser Th eorie auf Organisation und inter organisationale Netzwerke eine zutiefst prozessuale Konzeption, die nicht – wie viele andere Th eorien – nach Einseitigk eit (z. B. Primat des Handelns über die Struktur oder umgekehrt der Struktur über das Handeln), sondern nach dialektischer Ausge glichenheit (nicht nur zwischen Handlung und Struktur, sondern auch mit Blick auf Sinnzuschreibung, Legitimation sowie Machtfragen) strebt. Prozessual meint in diesem Zusammenhang übrigens, sich nicht mit der (statischen) Analyse von Bedingungen und ihren möglichen Eff ekten (z. B. der Wirksamkeit einer organisatorischen Regelung) zu begnügen, sondern den Prozess zu entschlüsseln, in dem Akteure sich mehr oder weniger bewusst auf diese Bedingungen beziehen und ihnen zum Beispiel in der Kommunikation in der Organisation bzw. über die Organisationsg renzen hinweg einen bestimmten Sinn zu schreiben. Manche Organisationsforscher (z. B. Pozzebon 2004) trauen der Strukturations theorie wegen ihrem Fokus auf Dualität und Prozessualität sogar die Integration verschiedener Paradigmen der Management- und Organisations- forschung zu. Nicht zuletzt ob ihres integrativen und prozessualen Potenzials gilt die Strukturationstheorie heute als eine der prominenteren (Inter-) Organisations- theorien. Aktuell erlangt sie besondere Prominenz durch eine zunehmend breite Rezeption im Rahmen des in der Organisations forschung besonders be- deutsamen neo-institutionalistischen Ansatzes (vgl. für einen aktuellen Über- blick Walgenbach/Meyer 2008). Diesem Ansatz wird nicht zuletzt in Folge der Integration strukturationst heoretischer Konzepte (insb. des Akteursmodells und der Dualität von Handlung und Struktur) durch Dick Scott (2001), Th omas B. Lawrence und Roy Suddaby (2006) sowie – im deutschsprachigen Raum – Peter Walgenbach (2002) ihre deterministische Outside-In-Perspektive abgewöhnt (vgl. auch Süß 2009). Weite Verwendung fi ndet die Strukturations theorie auch in einem zurzeit recht populären Forschungsstrang, der die Entwicklung und Praktizierung von Strategien aus einer praxis theoretischen Perspektive unter- sucht. In dieser strategy-as-practice-Forschung wird die Strukturations theorie zum Beispiel prominent von Paula Jarzabkowski (2008) oder Richard Whittington (2010) in Szene gesetzt. Ähnliches gilt seit vielen Jahren im Übrigen auch für die Forschung zu organisationalen Routinen (z. B. Feldman 2000, 2004; Feldman/ Pentland 2003; Pentland et al. 2012; Martin 2012). 10 Jörg Sydow und Carsten Wirth Unmittelbar, d.h. ohne einen „Umweg“ über die Integration in ein neo- institutionalistisches Forschungsprogramm, wird die Strukturationstheorie seit Jahren zudem auch zur Analyse des Arbeitsverhaltens von Managern wie von Gruppenentscheidungsprozessen herangez ogen (vgl. Ortmann et al. 1997, S. 341 ff .), aber auch zur Untersuchung von Beratungsprozessen (van Well 2001; Schwarz 2008), ebenso zur Untersuchung der Herausbildung von Organisations- und Netzwerkidentitäten (Rometsch 2008) und der regionalen Entwicklung von Branchen (Schüßler 2009). Im Zentrum strukturations theoretischer Ana- lysen stehen zumeist Reorganisationsprozesse im weitesten Sinne (Ortmann et al. 1990; Heracleous 2006; Wilz 2010). Große Bedeutung hat diese Th eorie aber auch bei der Untersuchung der Entwicklung und Nutzung des Rechnungswesens in Organisationen (Seal et al. 2004; Englund et al. 2011), des Entwurfs und Ein- satzes von Informationstechnik in Organisationen (Orlikowski 1992, 2000; Dobusch 2008; Jones/Karsten 2008; Puron-Cid 2013) erlangt. Weitere wichtige Anwedungsfelder der Strukturationstheorie sind die Analyse der Netzwerkent- wicklung zwischen Vertrag und Vertrauen (Sydow et al. 1995, 2011; Windeler 2001; Seal et al. 2004; Wilhelm 2009; Berends et al. 2011; Whitbred et al. 2011) sowie der Wandel von Arbeit im System industrieller Beziehungen (Windeler/Wirth 2004, 2010; Wirth 2010). Jüngst wurde sogar das selbständige Unternehmer tum Gegenstand einer strukturationstheoretisch informierten Kontroverse (vgl. dazu Sarason et al. 2010). Umfassende, gleichwohl nicht mehr ganz so aktuelle Über- blicke zur Nutzung der Strukturationstheorie für die Analyse von Organisationen und organisationsübergreifenden Arrangements bieten das bereits erwähnte Lehrbuch von Ortmann et al. (1997, S. 341 ff .) und danach auch Pozzebon (2004) und den Hond et al. (2012). Diese etwas ausführlichere Darstellung der viel- fältigen Verwendung der Strukturationstheorie im Bereich Management und Organisation dient der Aktualisierung genau dieser Übersichten. In den Arbeiten zur Strukturationstheorie von Giddens (1979, 1984) fi nden sich keine ausge arbeiteten methodologischen Überlegungen, schon lange nicht für eine empirische Organisations- oder Netzwerkforschung. Zudem wird kritisch eingewandt (und von Giddens 1989 selbst eingeräumt), dass die Umsetzung der Strukturationstheorie in empirischen Studien generell schwierig ist. Die zentralen Konzepte, wie zum Beispiel die Dualität von Handlung und Struktur, sind hochgradig abstrakt und bedürfen eines spezifi schen Methodensets oder – wie es Pozzebon und Pinsonneault (2005, S. 1365) formulieren – eines Repertoires an Forschungsstrategien, die fl exibel miteinander kombiniert werden (können), um zum Beispiel in Analysen organisationaler oder auch interorganisationaler Prozesse das rekursive Zusammenspiel von Handlung und Struktur sowie die Institutionalisierung und den Wandel von zum Beispiel Organisationen oder

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