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Organisation und gesellschaftliche Differenzierung PDF

260 Pages·2001·13.108 MB·German
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Veronika Tacke (Hrsg.) Organisation und gesellschaftliche Differenzierung Organisation und Gesellschaft Herausgegeben von Gunther Ortmann Wie wiinscht man sich Organisationsforschung? Theoretisch reflektiert, weder in Empirie noch in Organisationslehre oder -beratung sich erschopfend. An avancierte Sozial- und Gesellschaftstheorie anschlieBend, denn Organisationen sind in der Gesellschaft. Interessiert an Organisation als Phanomen der Moderne und an ihrer Genese im Zuge der Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus. Organisationen als Aktionszentren der modernen Gesellschaft ernst nehmend, in denen sich die gesellschaftliche Produktion, Interaktion, Kommunikation - gelinde gesagt - uberwiegend abspielt. Mit der erforderlichen Aufmerksamkeit fur das Verhaltnis von Orga nisation und Okonomie, lebenswichtig nicht nur, aber besonders fur Unternehmungen, die seit je als das Paradigma der Organisations theorie gelten. Gleichwohl Fragen der Wahrnehmung, Interpretation und Kommu nikation und also der Sinnkonstitution und solche der Legitimation nicht ausblendend, wie sie in der interpretativen resp. der Organisa tionskulturforschung und innerhalb des Ethik-Diskurses erortert werden. Organisation auch als Herrschaftszusammenhang thematisierend - als moderne, von Personen abgeloste Form der Herrschaft uber Men schen und uber N atur und materielle Ressourcen. Kritisch gegenuber den Verletzungen der Welt, die in der Form der Organisation tatsachlich oder der Moglichkeit nach impliziert sind. Verbindung haltend zu Wirtschafts-, Arbeits- und Industriesoziolo gie, Technik- und Wirtschaftsgeschichte, Volks- und Betriebswirt schaftslehre und womoglich die Abtrennung dieser Departments voneinander und von der Organisationsforschung revidierend. Realitatsmachtig im Sinne von: empfindlich und aufschluBreich fur die gesellschaftliche Realitat und mit Neugier und Sinn fur das Gewicht von Fragen, gemessen an der sozialen Praxis der Menschen. So wiinscht man sich Organisationsforschung. Die Reihe "Organisa tion und Gesellschaft" ist fur Arbeiten gedacht, die dazu beitragen. Veronika Tacke (Hrsg.) Organisation und gesellschaftliche Differenzierung Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fur diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhaltlich 1. Auflage Dezember 2001 Aile Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden 2001 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BerteismannSpringer. www.westdeutschervlg.de Das Werk einschlieillich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Je de Verwertung aullerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solehe Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jeder mann benutzt werden durften. Umschlagbild: Nina Faber de.sign, Wiesbaden Umschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13: 978-3-531-13442-0 e-ISBN-13: 978-3-322-80373-3 DOl: 10.1007/978-3-322-80373-3 lobalt Einleitung Veronika Tacke....... ........................ ............. ................................................... 7 Funktionale Differenzierung, Durchorganisierung und Integration der modemen Gesellschaft Uwe Schimank............................................................................................... 19 Zur komplementaren Ausdifferenzierung von Organisationen und Funktionssystemen. Perspektiven einer Gesellschaftstheorie der Organisation Tania Lieckweg / Christo! Wehrsig................................................................ 39 Arbeit als Inklusionsmedium modemer Organisationen. Eine differenzierungstheoretische Perspektive Michael Bommes / Veronika Tacke ................................................................ 61 Die Rolle der Universitliten in der Ausdifferenzierung von Wissenschaft. Soziologie in Deutschland und den USA Markus Gobel............................... .... ............. ........................ ........................ 84 Zwischen den Grenzen. Intersystemische Organisationen im Spannungsfeld funktionaler Differenzierung Ingo Bode / Hanns-Georg Brose................................. ...... ...................... ..... 112 Funktionale Differenzierung als Schema der Beobachtung von Organisationen. Zum theoretischen Problem und empirischen Wert von Organisationstypologien Veronika Tacke ....... ........................ ................. ... ......... ..... ....... ........... ........ 141 Offentliche Verwaltungen zwischen Recht und Politik. Die Multireferentialitlit organisatorischer Kommunikation Alfons Bora............................... ..................... ................................. ............ 170 Negationen in Funktionssystemen und Organisationen. Gedlichtnisfunktionen im Kontext politischer Kommunikation Klaus P. Japp............ ...................... ....... ................ ..................................... 192 6 Inhaltsverzeichnis Soziale Arbeit als organisierte Hilfe in der funktional differenzierten Gesellschaft Albert Scherr ............................................................................................... 215 Organisation, Inklusion und Verteilung. Soziale Ungleichheit in der funktional differenzierten Gesellschaft Michael Bommes .... .......... ......... ...... .......... ............. ......... .... ........ ......... ....... 236 Die Autorinnen und Autoren ..................... ........................... ....................... 259 Einleitung Die Aussage, dass Organisationen ein gesellschaftliches Phiinomen sind, provoziert in der Soziologie keinen Widerspruch. Seit Max Weber ist dies trotz aller Theorie konkurrenz auch im Rahmen der groBen soziologischen Theorien unbestritten.1 Organisationen kommen nur in der Gesellschaft vor, wenn auch nicht in jeder. Erst auf der Grundlage der gesellschaftsstrukturellen Freistellung von Individuen aus standischen Bindungen kommt es zur Herausbildung formaler, auf freiwilliger, begrenzter Mitgliedschaft beruhender Organisationen. Mit der rasanten Zunahme ihrer Zahl und Formen ist zugleich eine Durchdringung nahezu aller Lebensberei che mit Organisationen verbunden. Der Unbestrittenheit des Zusammenhangs von Organisation und Gesellschaft entspricht jedoch noch kein Konsens dariiber, wie er soziologisch beschrieben wer den kann. Zwei Varianten haben in der Soziologie Tradition: Deren erste bezeich net soziologische Zugriffe mit gesellschaftstheoretischem Anspruch, die iiberwie gend in der Nachfolge von Max Webers Analysen biirokratischer Herrschaft stehen und die Gesellschaft von ihren Organisationen her begreifen. Die moderne Gesell schaft wird dabei in Terms von Biirokratisierung und Herrschaft als Organisations gesellschaft beschrieben.2 In der Verallgemeinerung des besonderen gesellschaftli chen Phanomens ,Organisation' fUr die Beschreibung der Gesellschaft als Ganze fallen solche Formulierungen jedoch zu weitreichend aus. Denn auch wenn Organi sationen in hohem MaBe an der Reproduktion von Gesellschaft teilnehmen, ist die Gesellschaft keine Organisation und auch besteht sie nicht nur aus Organisa tion(en). Theoretische Schwierigkeiten des Konzepts der Organisationsgesellschaft resultieren dabei daraus, dass der Begriff der Gesellschaft nicht unabhiingig von dem der Organisation formuliert wird - und umgekehrt. Eine Folge ist, dass damit auch das Selbstverstandnis dieses Ansatzes als ,,Kritik der Organisationsgesell schaft" (Bruckmeier 1988) fraglich wird. Denn die Beobachtungsform der Kritik kann sich selbst ja nur mit der Annahme der Kontingenz des Zusammenhangs von Gesellschaft und Organisation plausibel begriinden. Mit dem begriftlichen Kurz schluss von Gesellschaft und Organisation in der Formel der Organisationsgesell schaft kann der historischen Kontingenz dieses Zusammenhangs aber soziologisch eben so wenig Rechnung getragen werden wie der naheliegenden Annahme, dass er sich auch in der modernen Gesellschaft nicht als "fest gekoppelt", sondern als "lose Das gilt flir die Rational-Choice-Theorie (Coleman 1990) ebenso wie flir die Systemthe orie (Luhmann 1997; 2000). 2 Siehe nur: Adorno 1953; Gabriel 1979; Bruckmeier 1988; TUrk 1995. Zu denken ist auch an die umgekehrte Variante, Organisationen im Durchgriffvon der Gesellschaft her zu beschreiben. Weil diese Variante allerdings nicht den Begriff der Organisation zent ral stellt (sondern - in der Marx-Tradition - den der Arbeit), bleibt sie hier unberuck sichtigt. Siehe dazu: Tacke 1999a. 8 Veronika Tacke gekoppelt" (Weick 1985) darstellt. Dies aber wiirde bedeuteten, von einem wechsel seitigen Verhaltnis der Einschrankung und Ermoglichung auszugehen, das auf strukturellen Bestimmtheiten und Unbestimmtheiten beruht. Gegeniiber der ersten Variante, in der von Organisation auf die Gesellschaft ,,hochgerechnet" wird, wird in einer zweiten Variante die Gesellschaft "eingezo gen", also Organisationen ohne Gese/lschaji beschrieben. Angesprochen ist mit dieser Variante eine vielfliltige und umfangreiche empirische Organisationsfor schung, rur die der Topos der Organisationsgesellschaft allen falls als eine phano menologische Umschreibung der generellen gesellschaftlichen Bedeutung von Organisationen Sinn macht. FUr die Organisationssoziologie ist dabei immer wie der geltend gemacht worden, dass sie ihr subdisziplinares Profil und Potential ge rade in der Distanz zu gesellschaftstheoretischen Fragen entfaltet hat.3 Der eigent liche take-off dieser Subdisziplin begann mit der AblOsung vom weiteren Zusam menhang der Weberschen Biirokratieanalysen4, und auch gegeniiber gesellschafts theoretischen Anspriichen marxistischer Provenienz zeigte die Organisationssozio logie sich im Weiteren enthaltsam. In ihren Theorien verkiirzte sie die Gesellschaft auf die ,Umwelt' der Organisationen, die sie in abstrakten Begriffen der Komple xitat und Unsicherheit thematisierte. Auf dieser Grundlage konnten sich Forschun gen auf die Erzeugung des heute vorliegenden breiten empirischen Detailwissens iiber interne Strukturen und Funktionsweisen von Organisationen sowie auf Fragen des Verhaltnisses von Individuum und Organisation konzentrieren. Der Zusam menhang von Gesellschaft und Organisation - der "dritte Themenkreis" (Mayntz 1963: 23) - bildete demgegeniiber weder den Fokus organisationssoziologischer Forschungen, noch einen besonderen Gegenstand ihres theoretischen Interesses. Selbst wenn durchaus gesehen wurde, dass Organisationen nur in der Gesellschaft vorkommen und Annahmen iiber die Gesellschaft den ,,Hintergrund jeder soziolo gischen Organisationsanalyse" (ebd.: 24, Herv. V.T.) bilden, blieben die stets und unvermeidlieh mitlaufenden Annahmen iiber die Gesellsehaft im Verweis auf den spezifiseh gefassten Gegenstand ,Organisation' unexpliziert. Eine Gemeinsamkeit der skizzierten Zugriffe kann man darin sehen, dass sie den Begriff der Organisation nieht in Differenz zur Gesellsehaft formulieren - ob nun beide Seiten der Differenz zu einer Besehreibung der "Organisation der Welt" (TUrk 1995) zusammengezogen werden oder die theoretisehe und empirisehe Be sehreibung von Organisationen von Besehreibungen der Gesellsehaft abgekoppelt wird. Nun wird man einwenden, dass sich seit gut zehn Jahren sowohl im anglo amerikanisehen wie im deutsehen Sprachraum ein Interesse an der ,,Riickkehr der 3 Wlihrend Luhmann (1975) in einer gewissen Immunitat gegen spekulative Bewegungen auf dem Gebiet der Gesellschaftstheorie deutlich eine Entwicklungschance der Organi sationssoziologie gesehen hat, neigten ,kritische' Vertreter der Organisationsgesell schaftsthese eher dazu, in der gesellschaftstheoretisch untergewichtigen Organisations soziologie den Paradefall einer "cow sociology" (Adorno) zu sehen. 4 Vgl. (noch immer instruktiv) Mayntz 1968. Einleitung 9 Gesellschaft"s in die Organisationssoziologie abzeichnet. Angesprochen ist damit zunachst einmal die erstaunliche Karriere des sogenannten Neo-Institutionalismus (March/Olsen 1989; PowelVDiMaggio 1991; Scott/Meyer 1994), im Weiteren aber auch der vor allem hierzulande rezipierte Versuch, die Lticke im Rekurs auf An thony Giddens strukturationstheoretisch zu schlieBen (vgl. Ortmann 1995; Ort mann et al. 1997). Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist, dass die Losung des Problems eines Wiederanschlusses der ,gesellschaftstheoretisch untergewichtigen Organisationssoziologie' (Bruckmeier 1988) nicht in entwickelten Gesellschafts theorien gesucht wird6, sondem in sozialtheoretisch konzipierten Ansatzen, die als solche dadurch gekennzeichnet sind, dass sie ihre Problemstellungen grundbegriff lich - in Konzepten des "angemessenen Handelns" (March/Olsen 1989) und der "Strukturierung" (Giddens 1988) - formulieren und von dort her auch gesellschaft liche Strukturbildungen zu beschreiben such en. Soweit aber Sozialtheorien unter halb einer ausgearbeiteten Theorie der modernen Gesellschaft formuliert sind, droht die Organisationssoziologie damit zu wiederholen, was an ihr zu Recht mo niert worden ist: dass sie Annahmen tiber die Gesellschaft macht, die theoretisch nicht gedeckt sind. Das gilt eingeschrankt auch fiir jene neo-institutionalistische Schule urn John Meyer, die mit der grundlegenden These der Durchsetzung welt weit vergleichbarer ,rationaler' Strukturmuster und Akteursfolien (Nationalstaaten, Organisationen, Individuen) an die Webersche These der Wertrationalisierung ankntipft (vgl. Meyer et al. 1994), dabei allerdings mit einem Kulturbegriff arbeitet, der gesellschaftstheoretisch unaufgelOst bleibt.7 Auch wenn Weber selbst den Begriff der Gesellschaft verworfen hat, wird man sagen konnen, dass die an Weber orientierte Schule im organisationssoziologischen Neo-Institutionalismus noch am deutlichsten den Anschluss an eine lange Traditi onslinie der soziologischen Gesellschaftsbeschreibung halt. Das Schltisselkonzept dieser Tradition kann trotz aller Unterschiedlichkeit der Begriffsfassungen auch heute noch als gesellschaftstheoretisch unbestritten gelten - und eine Auflosung ist nicht in Sicht (Stichweh 1988: 49f.; Nassehi 1999: 12). Gemeint ist das Konzept der gesellschaftlichen DijJerenzierung, das bei Weber in der These der Freisetzung formaler Rationalitat in verschiedenen Sinndimensionen und dem Auseinandertre ten der eigenlogischen "Wertspharen" der Okonomie, der Politik, des Rechts, der Kunst und der Erotik eine fiiihe Fassung gefunden hat.s Eine gesellschaftstheoretisch konsequente Ausformulierung, die tiber Weber hinaus auch die Frage nach dem Wie der Ausdifferenzierung von sozialem Sinn zu 5 So der programmatische Untertitel eines neueren Sammelbandes zur Organisationstheo rie (Ortmann! Sydow/ TUrk 1997). 6 Bemerkenswert ist dies allerdings, wenn man die unterschiedliche Soziologieentwick lung im Auge behalt, wie sie Markus Gobel (in diesem Band) beschreibt, weniger im amerikanischen a1s im deutschen Kontext. 7 Vgl. zu einer entsprechenden Kritik dieser Spielart des Neo-Institutionalismus: Bommes 1999: 144f., zum Theoriepotential des Neo-Institutionalismus insgesamt: Tacke 1999b. 8 Siehe zu "Theorien gesellschaftlicher Differenzierung" im Uberblick: Schimank 1996. 10 Veronika Tacke formulieren vermag, hat die soziologische Differenzierungstheorie schlieBlich bei Niklas Luhmann erhalten.9 Der soziologisch weith in geteilten Differenzierungs these gibt Luhmann eine theorietechnische Fassung, indem er gesellschaftliche Differenzierung als Systemdijferenzierung rekonstruiert: Gesellschaftliche Diffe renzierung ist Systembildung im Sozialsystem Gesellschaft. Funktionale Differen zierung ist dabei - im Unterschied zu segmentiirer und stratifikatorischer Differen zierung - die Form der Differenzierung, der in der modernen Gesellschaft der Pri mat zukommt. 1m hier diskutierten Zusammenhang ist eine spezifische Implikation dieser These zentral. Denn Luhmann hat nicht nur systematisch und konsequent die Theorie der Gesellschaft mit Bezug auf die Theorie gesellschaftlicher Differen zierung ausgearbeitet, sondern damit liegt zugleich eine soziologische Theorie vor, die der Differenz von Gesellschaft und Organisation theoretisch Rechnung trAgt. ,,Eine funktional differenzierte Gesellschaft reproduziert sich mit Hilfe der Diffe.. renz von Gesellschaft und Organisation, also aufgrund dieses Unterschiedes, also nicht als Organisation von Gesellschaft" (Luhmann 1988: 321). Gleichsam in der Konsequenz der Ausformulierung der soziologischen Differenzierungstheorie als Theorie der Systemdifferenzierung wird bei Luhmann gesehen, dass die Differen zierungsform der modernen Gesellschaft nicht ausschlieBlich auf der Ausdifferen zierung von Funktionssystemen flir Wirtschaft, Politik, Recht, Wissenschaft etc. beruht. Vielmehr ist dam it eine Form der Binnendifferenzierung der Gesellschaft bezeichnet, die neben den Funktionssystemen weitere Systembildungen einschlieBt und voraussetzt, die nicht in den fimktionssystemeigenen Codierungen aufgehen, sondern demgegenfiber auf anderen, eigenen Modi der Grenzziehung und kommu nikativen SchlieBung beruhen. Neben Interaktionen betriffl: dies Organisationen, die sich im Rekurs auf Entscheidungen zur Mitgliedschaft fiber die Kommunika tion von Entscheidungen schlieBen und reproduzieren. Organisationen kommen als sekundare Formen der Strukturbildung zwar bereits in der stratifikatorisch diffe.. renzierten Gesellschaft vor (Stichweh 2000), erst mit der Ausdifferenzierung von Funktionssystemen aber konnen sie sich als eigenstllndiger Systemtyp herausbilden, in allen Bereichen der Gesellschaft verbreiten und zugleich zur Ausdifferenzierung der Funktionssysteme beitragen. Sie schieben sich, nunmehr als Teil der primaren Differenzierungsstruktur der Gesellschaft, gleichsam zwischen Interaktionen und Funktionssysteme. Die drei Systemtypen treten dabei in ein Verhliltnis der losen Kopplung, also der Bestimmtheit und Unbestimmtheit: Sie bilden sich in Differenz zueinander und distanzieren sich voneinander, bleiben zu ihrer je eigenen Repro duktion aber auf (Selbst-)Konditionierungen angewiesen und in diesem Sinne von einander abhlingig. Mit den beiden Vorteilen, zum einen fiber eine systematisch formulierte Gesell schaftstheorie zu verfligen und zum anderen in diesem Rahmen auch Organisatio nen systematisch zu berOcksichtigen, bietet sich die Systemtheorie flir soziologische 9 Vgl. zur Kritik der wert- bzw. motivbezogenen Fassung der DitTerenzierungstheorie: Luhmann 1989.

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