Zusammenarbeit von Klinik und Klinischer Chemie Optimierung der Diagnostik Herausgeber H. Lang . W. Rick . L. R6ka Mit 50 Abbildungen und 53 Tabellen Deutsche Gesellschaft fur Klinische Chemie , Merck-Symposium 1973 Springer-Verlag Berlin· Heidelberg· NewYork1973 Dr. HERMANN lANG, Biochemische Forschung, E. Merck, Darmstadt Prof. Dr. WIRNT RICK, Klinisch-chemische Abteilung I. Medizinische Klinik der Universitat Dusseldorf Prof. Dr. lADlSLAUS RoKA, Institut fOr Klinische Chemie an den Universitatskliniken GieBen Merck-Symposium der Deutschen Gesellschaft fur Klinische Chemie Mainz, 18. - 20. Januar 1973 Leitung: L. ROKA Das Symposium wurde lion der Merck'schen Gesellschaft fOr Kunst und Wissenschaft unterstOtzt ISBN-13: 978-3-540-06462-6 e-ISBN-13: 978-3-642-65717-1 DOl: 10.1007/978-3-642-65717-1 Das Werk ist urheberrechtlich geschOtzt. Die dadurch begrOndeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Bei Vervielfaltigungen fUr gewerbliche Zwecke ist gemaB § 54 UrhG eine VergOtung an den Verlag zu zahlen, deren Hohe mit dem Verlag zu vereinbaren ist. © by Springer-Verlag Berlin· Heidelberg 1973. Library of Congress Catalog Card Number 73-13324. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. BEGRUSSUNG Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist mir eine Freude, das Merck-Symposium 1973 der Deutschen Gesell schaft fUr Klinische Chemie zu eroffnen. Ich mochte besonders die klini schen Kollegen sehr herzlich begrUBen, die hier mit uns in diesen 2 Tagen diskutieren wollen. Das Merck-Symposium ist vor etwa 2 Jahren zum ersten Mal abgehalten worden und hat sich - wie ich meine - als sehr groBer Er folg erwiesen. Deswegen hat die Deutsche Gesellschaft flir Klinische Chemie den Vorschlag der Firma Merck gerne aufgegriffen, ein zweites Symposium in ahnlicher Weise zu veranstalten. Bei einer solchen Tagung ist das Maze natentum des Hauses Merck wirklich angebracht, denn derartige Gesprache zwischen Klinik und Klinischer Chemie sind dringend notwendig. Die Klini sche Chemie hat sich gerade in Deutschland aus der Klinik, und zwar be sonders aus der inneren Klinik heraus entwickelt, und wir mUssen im Ge sprach bleiben, wenn wir dieses neue Fach weiter ausbauen wollen. Der Rahmen des Symposiums gibt uns die GewiBheit, daB wir auch dieses Mal wieder, so meine ich, zu einer fruchtbaren Diskussion zusammenkom men. Das Thema ist die Optimierung der Diagnostik. Ich bin sicher, daB das Haus Merck und daB besonders Herr LANG die Optimierung der Rand bedingungen des ganzen Symposiums in bewahrter Weise durchfUhren wer den. Die anstehenden Probleme konnen meines Erachtens heute einer Lo sung zugefUhrt werden, wenn wir sie im gemeinsamen Gesprach mit der Klinik eingehend diskutieren. Dieses Merck-Symposium ist eigentlich eine workshop-Konferenz, ein intensives Gesprach, und ich glaube, daB wir diese Art Begegnung brauchen, um in der Klinischen Chemie und in der Diagnostik Uberhaupt weiterzukommen. In diesem Sinne m6chte ich das Merck-Symposium 1973 er6ffnen. H. BUTTNER BEGRUSSUNG Meine sehr verehrten Damen und Herren! 1m Namen der Patenfirma heiBe ich Sie zum 2. Merck-Symposium herzlich willkommen. Das positive Echo auf die erste Veranstaltung hat uns ermutigt, eine zweite Tagung in ahnlicher Form zu organisieren. Als besonders erfreulich sehe ich es an, daB sich die Mehrzahl der Teil nehmer der Wiesbadener Konferenz hier wiederum zur Fortsetzung der Dis kussionen versammelt hat. Wenn es uns auch bei dieser Veranstaltung ge lingt, einige fUr die gemeinsame Arbeit relevante Ergebnisse zu erzielen, wollen wir das Symposium zu einer festen Einrichtung werden lassen. In diesem Zusammenhang mochte ich dem Vorstand der Gesellschaft fUr Klinische Chemie, ganz besonders den Herren BREUER und BUTTNER, fUr das entgegengebrachte Vertrauen danken, das mir die Ausrichtung dieser Symposien als Veranstaltungen der Deutschen Gesellschaft fUr Klinische Chemie mit freier Wahl der Themen und der Teilnehmer ermoglicht. Erlauben Sie mir eine kurze Bemerkung zum Programm: Wir erleben in der Wissenschaft wie in den anderen Bereichen des Lebens die Tendenz, daB standig neue Prinzipien erhoben und auf Grund neuer Theorien bestimmte Forderungen gestellt werden. Die Diagnostik ist aber eine Aufgabe der Praxis. Daher sehe ich den Sinn dieses Symposiums darin, in den prakti schen Fragen Fortschritte zu erzielen, die den taglichen Dienst am Kranken verbessern und erleichtern sollen. Ich darf Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Mainz und moglichst viele An regungen aus den kommenden Beitragen und Diskussionen wtinschen. H. LANG EINLEITUNG Meine sehr verehrten Kollegimien und Kollegen! Wenn wir uns die "Optimierung der Diagnostik" als Ziel gesetzt haben, meinen wir nicht nur eine Verbesserung in der Diagnostik an sich, sondern in erster Linie einen verbesserten Nutzen diagnostischer Ergebnisse fUr die gesamte arztliche Tatigkeit, d. h. fUr Prophylaxe, Therapie und Rehabi litation. Der Patient will gesund werden oder wenigstens so gut wie maglich mit seiner Krankheit leben. Eine noch so genaue Bezeichnung seiner Krank heit allein nutzt ihm nichts. Die Diagnose hat ihr Ziel verfehlt, wenn sie lediglich den Patienten als Diabetiker, Herz- oder Niereninsuffizienten, Ubergewichtigen, Leukamiker oder Asthmatiker bezeichnet. Die Diagnostik soll erkennen lassen, wie der Patient zu seiner Krankheit gekommen ist und was diese Krankheit fUr den Patienten bedeutet. Nicht das jetzige Ergebnis, sondern die Prozesse, die dazu gefiihrt haben, sind zu analysieren; warum, wann und wo Regelprozesse gestort wurden oder versagt haben. Die Diagno stik soll maglichst auf molekular-biologischer Ebene die individuellen Vari anten der Lebensprozesse erkennen lassen. Das Resultat soll nicht die Krankheitsbezeichnung, sondern der Behandlungsplan sein. Vergleichen wir die Klinische Chemie von heute mit diesen uns allen be kannten Forderungen, so mUssen wir feststellen, daB die Klinische Chemie Uber weite Strecken nur phanomenologische Informationen liefert, uns nur Uber Spuren abgelaufener Prozesse, nicht jedoch Uber den zugrundeliegenden KrankheitsprozeB selbst informiert. Der Blutzuckerspiegel z. B. laBt nicht erkennen, worin die Storung der Blutzuckerregulation im Einzelnen liegt. Genauso wenig kann die Verteilung der Blut-EiweiB-Fraktionen im Elektro pherogramm erklaren, wie eine beobachtete Umverteilung zustandekommt. Die heutigen Labordaten sind noch nicht unmittelbar das, was der Arzt wis sen muB, um dem Patienten helfen zu kannen. Sie mUssen erst interpretiert, entschliisselt, pathophysiologisch und pathochemisch eingeordnet und gedeu tet werden. Dem Klinischen Chemiker geht es aber nicht nur darum, die MeBergebnisse richtig zu ermitteln, sondern vor allem auch darum, dem Arzt die wirklich benatigten GraBen zu liefern. Ein Gesprach zwischen Klinikern und Klini- -x- schen Chemikern solI daher in erster Linie helfen, die richtigen Daten aus zuwahlen. Dabei wird man die jetzt vorhandenen Listen der Laborunter suchungen kritisch durchforschen und sich bei jeder einzelnen Bestimmung die Frage vorlegen mtissen, wie weit es sich dabei um eine Fahrte handelt, die weit yom eigentlichen KrankheitsprozeB entfernt ist, oder wie weit sich daraus unmittelbar etwas tiber das Funktionieren eines Organs oder tiber den abgelaufenen KrankheitsprozeB erfahren HiBt. Ein Beispiel dafUr: Eine Expertenkommission hat am 21. Juni 1972 auf dem 8. Internationalen Kon greB fUr Klinische Chemie in Kopenhagen die folgenden Methoden zur Plasma Protein-Analyse abgelehnt: den Albumin-Globulin-Quotienten, die Flockungs teste, den SIA-Test, den Kryoglobulin-Nachweis, den spezifischen Nachweis von Rheumafaktoren, den Nachweis des C-reaktiven Proteins, den Nachweis von Mucoproteinen und - das ist bemerkenswert - die Elektrophorese, insbe sondere das Elektrophorese-Diagramm und die quantitative Elektrophorese Auswertung. Sie empfiehlt die quantitative Bestimmung von IgG, IgA, IgM, Albumin und Transferrin und ggf. noch von a1-Antitrypsin, a2-Makroglobu lin, Haptoglobin, Orosomucoid und Coeruloplasmin. Sie stellt eine diffusions beschrankte, scharfer auflosende Elektrophorese mit mindestens 8 Banden und die Blutsenkungsreaktion zur Diskussion, solange letztgenannte noch nicht mit einer der empfohlenen Bestimmungen gut korreliert werden kann. Keine Einigung kam zustande tiber den Thymoltrtibungstest, hier wurden ver schiedene Ansichten geauBert. Soweit das Beispiel. Die Laboratoriumsdiagnostik ist in der Regel abstrakt und yom Patienten los ge16st. Wir diagnostizieren den Zustand einer Probe, obwohl der Arzt etwas tiber die Funktion beim Patienten wissen mochte. Beitrage zur Diagnose aus dem Verhalten des Patienten, seiner Anamnese und seiner bisherigen Reak tion auf seine Erkrankung fehlen dem Labor. Einiges davon steckt vielleicht mit in der zu analysierenden Probe und ist dem Arzt bekannt, wenn es auch von ihm nicht immer bewuBt registriert wird. In der Regel dagegen ist diese Information fUr den Analysierenden versteckt, es sei denn, sie wird der Probe mitgegeben. Die im Labor vorhandenen Moglichkeiten konnen nur dann optimal fUr jeden einzelnen Patienten eingesetzt werden, wenn der Arzt im Labor nicht nur eine Anforderungsliste tiber Laborbestimmungen erhalt, sondern den Diagnoseplan des Klinikers versteht, insbesondere auch erfahrt, was mit diesem Diagnoseplan beabsichtigt ist. Auch hier sollte ein Gesprach zwischen Klinikern und Klinischen Chemikern noch weitere Verbesserungen finden lassen. Die vor uns liegende offizielle 12-Stunden-Diskussion ist natiirlich ftir ein solches Gesprach zu kurz. Als permanentes Gesprach sollte man - insbesondere an den Universitaten - regelmaBige Konferenzen zwischen Klinikern und allen an der Diagnostik zusatzlich Beteiligten, wie Rontgenolo gen, Klinischen Chemikern, Mikrobiologen, Immunologen usw. abhalten, bei den en die Verlaufe ausgesuchter Falle von der Aufnahme bis zur Entlassung ausftihrlich diskutiert und die einzelnen MaBnahmen kritisch beleuchtet wer den. Auch unser Gesprach solI sich moglichst an konkrete Probleme des All tags halten, denn nur dann wird es uns gelingen, unmittelbar fUr den Patien ten verwertbare Ergebnisse mit nach Hause zu nehmen. L. ROKA INHALT SVERZ EICHNIS BegrtiBung H. BUTTNER v BegrtiBung H. LANG VII Einleitung L. ROKA IX Teilnehmerverzeichnis xm Wie UBt sich der Beitrag der Klinischen Chemie zur Diagnostik optimieren? Anregungen des Klinikers R. GROSS 3 Anregungen des Klinischen Chemikers W. RICK 11 Diskussion 25 Wahl des Untersuchungsspektrums Aus der Sicht der Inneren Medizin H. J. DENGLER 37 Aus der Sicht der operativen Facher W. VAHLENSIECK 43 Aus der Sicht der Klinischen Chemie W. PRELLWITZ 49 Aus der Sicht der Padiatrie W. KUNZER 53 Screening-Programm fUr die Blutgerinnung E. DEUTSCH 61 Diskussion 63 Voraussetzungen zur Ermittlung zuverlassiger Laboratoriumsergebnisse· Auswirkungen des Ernahrungszustands N. ZOLLNER 81 Auswirkungen diagnostischer MaBnahmen K. OETTE 91 Auswirkungen operativer Eingriffe C. MAURER 103 Diskussion 111 Medikamentose N ebenwirkungen durch Inter ferenz mit geregeUen biologischen Systemen W. SIEGENTHALER 121 Beeinflussung klinisch-chemischer MeBer gebnisse durch Arzneimittel W. APPEL 135 Diskussion 141 - xu- Auswirkungen der Probenahme auf klinisch chemische Untersuchungsergebnisse F.H. KREUTZ 149 Vorteile einer zeitlichen Standardisierung des Analysenprogramms G. SZASZ 165 Diskussion 171 Grundlagen zur Verbesserung der Interpretation von Analysenergebnissen SpezifWit von Analysenmethoden D. STAMM 187 Diskussion 203 Diagnostische Signifikanz optimierter Enzym- aktivitatsbestimmungen F. W. SCHMIDT 211 Diskussion 223 Prazisierung von Normalwertbereichen H. HUTTNER 233 Diskussion 243 Befundmuster erk ennung U. LUDWIG 251 Prognostischer Wert von Laboratoriums mustern K. ROMMEL 257 Diskussion 261 Zusammenfassung L. ROKA 269 TEILNEHMER APPEL, W., Dr. St. Vincentius-Krankenhauser, Zentrallaboratorium Karlsruhe BREUER, H., Prof. Dr. Institut fUr Klinische Biochemie der Universitat Bonn BREUER, J., Priv. -Doz. Dr. Medizinische Forschung, Fachbereich Klinische Chemie, E. Merck Darmstadt BUCHBORN, E., Prof. Dr. II. Medizinische Universitatsklinik Miinchen BUTTNER, H., Prof. Dr. Dr. Institut fUr Klinische Chemie, Medizinische Hochschule Hannover DENGLER, H. J., Prof. Dr. Medizinische Universitatsklinik Bonn DEUTSCH, E., Prof. Dr. I. Medizinische Universitatsklinik Wien GROSS, R., Prof. Dr. Medizinische Universitatsklinik Koln HILLMANN, G., Prof. Dr. Stadtische Krankenanstalten, Chemisches Institut Niirnberg KATTERMANN, R., Prof. Dr. Medizinische Universitatsklinik, Abteilung fUr Klinische Chemie Gottingen