D. Kohn T. Pohlemann Operationsatlas für die orthopädisch-unfallchirurgische Weiterbildung D. Kohn T. Pohlemann Operationsatlas für die orthopädisch- unfallchirurgische Weiterbildung unter Mitarbeit von E. Fritsch Mit 817 Abbildungen 1 23 Prof. Dr. med. Dieter Kohn Universitätsklinikum des Saarlandes Direktor der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie D-66421 Homburg / Saar Prof. Dr. med. Tim Pohlemann Universitätsklinikum des Saarlandes Kliniken und Institute für Chirurgie Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie D-66421 Homburg / Saar Prof. Dr. med. Ekkehard Fritsch Universitätsklinikum des Saarlandes Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie D-66421 Homburg / Saar ISBN-13 978-3-540-72513-8 Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Überset- zung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikro- verfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungs anlagen, bleiben, auch bei nur auszugs weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheber- rechts gesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts gesetzes. Springer Medizin Springer-Verlag GmbH Ein Unternehmen von Springer Science+Business Media springer.de © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Marken schutz gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Planung: Dr. Fritz Kraemer, Antje Lenzen, Kathrin Nühse, Heidelberg Projektmanagement: Claudia Kiefer, Barbara Knüchel, Cécile Schütze-Gaukel, Heidelberg Lektorat: Ursula Illig, Gauting Zeichnungen: Jörg Kühn, Klingenmünster Einbandgestaltung: deblik Berlin Satz: TypoStudio Tobias Schaedla, Heidelberg SPIN 11010630 Gedruckt auf säurefreiem Papier 2111 – 5 4 3 2 1 0 V Vorwort Dieses Buch wurde für die Assistenzärzte unseres neuen Faches Orthopädie/Unfallchirurgie geschrieben. Es soll ein Leitfaden für die tägliche Arbeit im Operationssaal sein für den, der das Operieren erlernt, für den, der assistiert und vielleicht auch für den, der als Oberarzt oder erfahrener Facharzt den jungen Operateur schult. Wir geben das weiter, was sich nach eigener Erfahrung bewährt hat. Wir sind deshalb zu ganz besonderem Dank verpflichtet denen, die uns das Operieren gelehrt haben, Prof. Dr. em. Carl- Joachim Wirth und Prof. Dr. em. Harald Tscherne. Bei der Arbeit an diesem Buch haben wir ausgezeichnete Unterstützung und Hilfe erfahren. Zu aller- erst und an vorderster Stelle ist hier Herr Prof. Dr. med. E. Fritsch zu nennen, der die Kapitel zum Thema Wirbelsäule beigesteuert hat. Herrn Prof. W. Knopp und u. a. Frau Dr. Wencke Müller danken wir für die große Arbeit der Bildauswahl für den unfallchirurgischen Teil. Danken möchten wir den ausgezeich- neten Mitarbeitern des Springer Verlags, allen voran Herrn Dr. med. Fritz Kraemer. Die Idee zu diesem Buch wurde zusammen mit Herrn Dr. Kraemer aus der Taufe gehoben. Er hat es bis zur Fertigstellung mit nimmermüder Geduld hilfreich begleitet. Danken möchten wir unseren Sekretärinnen Frau Christa Adolph und Frau Ingrid Hammer, die uns bei der Erstellung der Manuskripte unschätzbare Hilfe geleis- tet haben. Mit Herrn Jörg Kühn konnte für die Gestaltung der Abbildungen ein überaus renommierter und erfahrener Künstler gewonnen werden. Seine aussagekräftigen, präzisen Darstellungen werden unseren jungen Lesern eine entscheidende Hilfe bei der Erlernung ihres schönen Berufes als Ärzte für Orthopä- die und Unfallchirurgie sein. Homburg/Saar im November 2009 Dieter Kohn Tim Pohlemann VII Inhaltsverzeichnis 6 Fuß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 6.1 Sprunggelenkarthroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .132 Sektion I Orthopädische Eingriffe 6.2 Außenbandrekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .136 an den Extremitäten und 6.3 Chevron-Osteotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .138 am Becken 6.4 Kondylenresektion nach Hohmann . . . . . . . . . . . . . . . . .141 1 Schulter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 Sektion II Operative Versorgung 1.1 Schulterarthroskopie und subakromiale Bursoskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4 von Verletzungen 1.2 Laterale Klavikularesektion, offen und arthroskopisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13 1.3 Subakromiale Dekompression, offen und 7 Allgemeine operative Techniken und arthroskopisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 Notfallbehandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 1.4 Operation nach Weaver-Dunn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19 7.1 Notfalloperation »Venae sectio« zur Anlage 1.5 Rotatorenmanschettenrekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . .21 eines großvolumigen venösen Zugangs . . . . . . . . . . . .148 1.6 Rekonstruktion bei vorderer Schulterinstabilität, 7.2 Chirurgische Wundversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .150 offen und arthroskopisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 7.3 Anlage einer Thoraxdrainage (Bülau-Drainage) . . . . .154 7.4 Fixateur externe am Beckenring zur 2 Ellbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Notfallstabilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .158 2.1 Ellbogenarthroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 7.5 Beckenzwinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .161 2.2 Operation bei Epikondylitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39 7.6 Beckentamponade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .166 2.3 Dekompression und Verlagerung des N. ulnaris . . . . . .42 7.7 Behandlungsprinzipien bei Abdominalverletzungen 2.4 Arthrolyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 nach Notfalllaparotomie (Tamponade) . . . . . . . . . . . . .168 7.8 Technik der Anlage eines Fixateur externe . . . . . . . . . .172 3 Handgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 7.9 Operative Spaltung eines Kompartmentsyndroms . .176 3.1 Spaltung des Ligamentum carpi transversum, offen und arthroskopisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50 8 Verletzungen der oberen Extremitäten . . . . . 183 3.2 Ulna-Verkürzungsosteotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54 8.1 Osteosynthese der Klavikulafraktur . . . . . . . . . . . . . . . . .184 3.3 Ulnaköpfchenresektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56 8.2 Stabilisierung der AC-Gelenksluxation . . . . . . . . . . . . . .189 8.3 Offene Reposition und Stabilisierung nach 4 Becken, Hüftgelenk und proximales Femur . . . 59 proximalen Humerusfrakturen mit winkelstabilem 4.1 Primäre Hüftendoprothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60 Plattensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .194 4.2 Beckenosteotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68 8.4 Offene Reposition und Plattenosteosynthese 4.3 Hüftreposition beim Säugling und Kleinkind . . . . . . . . .72 der Humerusschaftfraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .199 4.4 Intertrochantäre Femurosteotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . .75 8.5 Offene Reposition und retrograde Marknagelung 4.5 Operationen bei Epiphysiolysis capitis der Humerusschaftfraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .204 femoris (ECF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .82 8.6 Versorgung der Olekranonfraktur mit 4.6 Spongiosaentnahme vom Beckenkamm . . . . . . . . . . . . .86 Zuggurtungsosteosynthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .209 8.7 Versorgung einer Radiusköpfchenmeißelfraktur . . . .214 5 Kniegelenk, distales Femur und 8.8 Versorgung der Unterarmschaftfraktur mit proximale Tibia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Plattenosteosynthesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .218 5.1 Kniegelenkarthroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .90 8.9 Operative Stabilisierung einer distalen 5.2 Meniskektomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .98 Radiusfraktur mit Spickdrahtosteosynthese . . . . . . . . .222 5.3 Meniskusnaht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .103 8.10 Versorgung einer dislozierten distalen 5.4 Mikrofrakturierung, Abrasionsarthroplastik, extraartikulären Radiusextensionsfraktur mit Pridiebohrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .106 palmarer winkelstabiler Plattenosteosynthese . . . . . .227 5.5 Spaltung des lateralen Retinakulum . . . . . . . . . . . . . . . .107 8.11 Operative Stabilisierung der frischen Kahnbein- 5.6 Bikondyläre Prothese und Totalprothese . . . . . . . . . . . .109 fraktur durch Zugschraubenosteosynthese . . . . . . . . .232 5.7 Monokondyläre Knieprothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .115 5.8 Tibiakopfosteotomie, valgisierend, aufklappend . . . .120 9 Verletzungen der unteren Extremitäten . . . . 237 5.9 Suprakondyläre Femurosteotomie, varisierend . . . . . .125 9.1 Osteosynthese einer medialen Schenkelhals- 5.10 Medialisierung der Tuberositas tibiae . . . . . . . . . . . . . . .128 fraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .238 VIII Inhaltsverzeichnis 9.2 Versorgung einer medialen dislozierten 12.6 Transthorakaler Zugang zur Brustwirbelsäule Schenkelhalsfraktur mit Duokopfprothese . . . . . . . . . .245 (laterale Thorakotomie: TH4–TH11; tiefe laterale 9.3 Versorgung einer pertrochantären Femurfraktur Thorakotomie: TH10–L2) mit Korporektomie und mit dynamischer Hüftschraube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .252 Wirbelkörperersatz / trikortikalem Beckenspan . . . . .374 9.4 Versorgung einer subtrochantären Ober schenkel- 12.7 Retroperitonealer Zugang zur Lenden wirbel- fraktur mit proximalem Femurnagel . . . . . . . . . . . . . . . .259 säule und zum thorakolumbalen Übergang mit 9.5 Versorgung einer geschlossenen Korporektomie und Wirbelkörperersatz / Oberschenkelschaftfraktur mit antegrader trikortikalem Beckenspan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .380 Oberschenkelnagelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .267 12.8 Ventrale Fusionsoperationen an der Lenden- 9.6 Versorgung einer distalen Oberschenkelfraktur wirbelsäule (minimalinvasiver trans- oder mit winkelstabiler Plattenosteosynthese . . . . . . . . . . . .275 retroperitonealer Zugang) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .383 9.7 Patellafraktur (Zuggurtungsosteosynthese) . . . . . . . . .281 12.9 Lumbale Bandscheibenprothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . .392 9.8 Versorgung der Tibiakopffraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .284 12.10 Lumbale Diskushernie: Mikrodiskektomie . . . . . . . . . .396 9.9 Stabilisierung einer geschlossenen 12.11 Mikrochirurgische (monosegmentale) Unterschenkelfraktur mit Marknagelosteo- Dekompression bei Rezessusstenose . . . . . . . . . . . . . . .400 synthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .293 12.12 Fusionsoperationen an der Lendenwirbelsäule 9.10 Stabilisierung einer Sprunggelenksluxationsfraktur . . .300 (»posterior lumbar interbody fusion«; PLIF) . . . . . . . . .403 9.11 Operative Versorgung einer Fersenbeinfraktur . . . . . .308 12.13 Fusionsoperationen an der Lendenwirbelsäule (»transarticular lumbar interbody fusion«; TLIF) . . . . .408 10 Eingriffe an der Wirbelsäule und am Becken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 10.1 Geschlossene/offene Reposition und dorsale Anhang Stabilisierung einer LWK-1-Fraktur mit Fixateur interne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .316 10.2 Symphysenplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .326 10.3 Spongiosaentnahme am Becken . . . . . . . . . . . . . . . . . . .330 13 Der Operationsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 13.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .414 11 Verletzungen im Kindesalter . . . . . . . . . . . . . . . 335 13.2 Gliederung und Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .414 11.1 Operative Versorgung einer dislozierten 13.3 Beispielhafter Operationsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . .414 suprakondylären Oberarmfraktur beim Kind . . . . . . . .336 11.2 Versorgung einer distalen Radiusfraktur Typ Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417 Aitken I mit geschlossener Reposition und Spickdrahtosteosynthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .342 11.3 Versorgung einer geschlossenen Oberschenkelschaftfraktur mit Markdrahtungsosteosynthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .344 Sektion III Orthopädische Eingriffe an der Wirbelsäule 12 Wirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 12.1 Ventrale interkorporelle Fusion an der Halswirbelsäule (C2–TH1) mit Platte und Knochenblock/Cage oder Wirbelkörperersatz . . . . . . .352 12.2 Nukleotomie und Dekompression des Spinal- kanals an der Halswirbelsäule mit Implantation einer Bandscheibenprothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .356 12.3 Stabilisierung mittels Fixateur interne an der Brust-, Lenden- und Halswirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . .360 12.4 Dekompression des lumbalen (thorakalen) Spinalkanals: Laminektomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .366 12.5 Instrumentation mit Pedikel- und Laminahaken bei Korrekturspondylodesen an der Brust- (und Lendenwirbelsäule) bei Deformitäten . . . . . . . . . . . . . .370 I Sektion I Orthopädische Eingriffe an den Extremitäten und am Becken D. Kohn Kapitel 1 Schulter – 3 Kapitel 2 Ellbogen – 31 Kapitel 3 Handgelenk – 49 Kapitel 4 Becken, Hüftgelenk und proximales Femur – 59 Kapitel 5 K niegelenk, distales Femur und proximale Tibia – 89 Kapitel 6 Fuß – 131 1 Schulter 1.1 Schulterarthroskopie und subakromiale Bursoskopie – 4 1.2 Laterale Klavikularesektion, offen und arthroskopisch – 13 1.3 Subakromiale Dekompression, offen und arthroskopisch – 16 1.4 Operation nach Weaver-Dunn – 19 1.5 Rotatorenmanschettenrekonstruktion – 21 1.6 Rekonstruktion bei vorderer Schulterinstabilität, offen und arthroskopisch – 25 4 Kapitel 1 · Schulter 1.1 Schulterarthroskopie und subakromiale 1 B ursoskopie Indikation Diagnostische A rthroskopie nur noch als Ausnahmeindika- tion, falls es trotz Einsatz aller bildgebenden Verfahren nicht gelingt eine Diagnose zu stellen. Sonst im Vorlauf zur subakro- mialen Dekompression, Synovektomie, Labrumrekonstruktion bei SLAP-Läsion (Labrumschaden am Ansatz der langen Bi- zepssehne), Kapselrekonstruktion bei Instabilität und Rekons- truktion der R otatorenmanschette. Während die diagnostische Arthroskopie/Bursoskopie vom Facharztanwärter durchgeführt werden kann, wird die folgende arthroskopische Operation nur vom spezialisierten Facharzt, eine folgende offene Operation dagegen in geeigneten Fällen ebenfalls vom Facharztanwärter bewerkstelligt werden können. Operationsprinzip Mit der 4-mm/30°-Winkeloptik wird unter kontinuierlicher Spülung mit Ringerlaktatlösung und bei Aufrechterhaltung eines intraartikulären/intrabursalen Druckes von 50–100 mmHg eine systematische Durchsicht zunächst des Gelenkraumes, dann der Bursa subacromialis vorgenommen. Ergänzend werden wichtige Strukturen mit einem Tasthäkchen palpiert. Eine diagnostische Arthroskopie des Akromioklavikulargelenks ist nicht sinnvoll. Operationsvorbereitung Aufklärung Besprechung möglicher operativer Konsequenzen der diagnos- tischen Arthroskopie/Bursoskopie. Diagnostik und Planung Prüfung des Bewegungsumfangs der Schulter und orientierend neurologische Untersuchung sind Voraussetzungen für jede operative Maßnahme. Spezielle Untersuchungsverfahren wer- den vor den betreffenden Operationen besprochen. Röntgen: Aufnahmen des Gelenks in 2 Standardebenen soll- ten in jedem Falle vorliegen. Weitere Bildgebung siehe unter den speziellen Operationsverfahren. 1 5 1.1 · Schulterarthroskopie und subakromiale Bursoskopie Im Operationssaal Eine Alternative ist die Seitlagerung auf einer Vakuummatratze Lagerung mit Fixierung des Arms in einem Armhalter. Dies bietet für die Halbsitzende Lagerung (⊡ Abb. 1.1) Arthroskopie Vorteile, erschwert aber eine nachfolgende offene Operation. ! Schädigung des Plexus cervicobrachialis bei schlechter Lage- Bei der Arthroskopie in halbsitzender Lagerung müssen rung mit primärer Fehlhaltung des Halses oder Fehlhaltung Arthroskop und Kamera vor herablaufender Spülflüssigkeit nach Verrutschen von Oberkörper und/oder Kopf des Patienten besonders geschützt werden. während der Operation. > Achtung 1. Assistent Die halbsitzende Lagerung ist schwierig und muss vom Arzt überwacht werden. Freier Zugang zur Schulter einerseits und sichere Positionierung des Oberkörpers und Kopfes anderer- seits sind erforderlich. Der erste Assistent hält den Kopf des Patienten während des Lagerns bis zur sicheren Fixierung an der Kopfstütze. Er überprüft danach: ▬ die natürliche, gerade, weder verdrehte noch über- streckte oder gebeugte Stellung des Halses, ▬ die korrekte Anlage der gut gepolsterten Augenklappen, ▬ die sichere Fixierung des Kopfes in der Kopfstütze ohne Druck auf die Ohrmuscheln, die Nasenwurzel oder die Augenklappen, ▬ die fest angezogenen Schrauben zur Fixierung der Stütze, ▬ die Lagerung des Armes, frei beweglich, der Ellbogen 1 cm »schwebend« oberhalb der Armstütze, ▬ den freien Zugang zur gesamten Schulter einschließlich des Schulterblatts. ⊡ Abb. 1.1. Halbsitzende Lagerung. Sie wird auch » Liegestuhlposition«, » Beach- chair-Position« genannt, und ist der beste Kompromiss für das kombiniert arthrosko- pisch/offene Vorgehen