Rainer Biesinger Ohne Dop(amin)e ist alles doof Aktive Veränderungsarbeit im Persönlichkeitstraining nach Kokainmissbrauch Ohne Dop(amin)e ist alles doof Rainer Biesinger Ohne Dop(amin)e ist alles doof Aktive Veränderungsarbeit im Persönlichkeitstraining nach K okainmissbrauch Rainer Biesinger Der Heavy Metal Coach® Schalksmühle, Deutschland Zugl.: Masterarbeit zur Erlangung des Titels: Master of Cognitive Neuroscience, Betreuer: Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth, Academy of Neuroscience (AON) Köln, 2018 Artworks: Timo Wuerz – www.timowuerz.com ISBN 978-3-658-23525-3 ISBN 978-3-658-23526-0 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-23526-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Tattoo your brain and rock your riot demons …! Heaven can wait! Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .............................................................................. 1 1.1 Motivation ........................................................................................ 1 1.2 Zielsetzung ....................................................................................... 5 2 Motivation – Rausch – Sucht ................................................ 9 2.1 Das Grundbedürfnis nach Zufriedenheit .......................................... 9 2.2 Substanzinduziertes Denken – Fühlen – Wollen .............................. 9 2.3 Das Prinzip der Homöostase........................................................... 11 2.4 Das Suchtpotential des Menschen .................................................. 13 2.5 Körpereigene Drogen ..................................................................... 14 2.6 Das menschliche Bedürfnis nach Bewusstseinserweiterung und Rausch ..................................................................................... 19 3 Rauschdrogen ...................................................................... 23 3.1 Was sind Rauschdrogen? ................................................................ 23 3.2 Chemische Beeinflussung durch Rauschdrogen ............................. 24 3.3 Die Wirkungen der wichtigsten Rauschdrogen .............................. 25 3.4 Effekte und Folgen des Rauschdrogenkonsums ............................. 26 3.5 Abhängigkeit und Sucht aus psychologischer Sicht ....................... 27 3.6 Hintergrundzahlen zur Drogensucht in Deutschland ...................... 27 3.7 Toleranz – Abhängigkeit – Sucht ................................................... 29 3.8 Sucht und soziales Lernen .............................................................. 29 3.9 Die Hypersensitivitätstheorie ......................................................... 30 3.10 Craving ........................................................................................... 31 3.11 Das Belohnungssystem ................................................................... 33 4 Neurowissenschaftliche Grundlagen .................................. 35 4.1 Von der Nervenzelle zum Gehirn des Homo Sapiens .................... 35 4.2 Aufbau und Wirkungsweise des Gehirns – zentrale Daten und Fakten ...................................................................................... 36 4.3 Die Strukturen des Gehirns und deren Funktionen ......................... 37 4.4 Die chemische neuronale Signalübertragung ................................. 41 VIII Inhaltsverzeichnis 4.4.1 Die Nervenzelle ...................................................................41 4.4.2 Die Synapse .........................................................................42 4.4.3 Die Signalübertragung .........................................................43 4.4.4 Neurotransmitter ..................................................................45 5 Das limbische System .......................................................... 51 5.1 Das Vier-Ebenen-Modell der Persönlichkeit nach Roth .................52 5.1.1 Die erste, unterste limbische Ebene .....................................53 5.1.2 Die zweite, mittlere psychisch-limbische Ebene .................53 5.1.3 Die dritte, obere limbische Ebene ........................................56 5.1.4 Die kognitiv-sprachliche Ebene ...........................................57 5.2 Die sechs psychoneuronalen Grundsysteme nach Roth ..................58 5.3 Die neue Typologie des Menschen nach Zehentbauer....................59 6 Dopamin und das Belohnungssystem ................................. 63 6.1 Das mesolimbische Belohnungssystem ..........................................63 6.2 Dopamin und Sucht ........................................................................66 6.3 Die Tätigkeitsfelder des Dopamins.................................................68 6.4 Die bewusste Aktivierung von Dopamin ........................................70 6.5 Plastizität und Anpassungsfähigkeit ...............................................71 7 Jenseits vom Lustprinzip .................................................... 73 7.1 Das Streben nach Lust als oberste Maxime ....................................73 7.2 Kokain und Amphetamin ................................................................74 7.3 Verhaltensänderung durch Kokain .................................................75 8 Das erlebnis- und handlungsorientierte Persönlichkeitstraining ....................................................... 77 8.1 Verständnis und Definition .............................................................77 8.2 Wirksamkeitsfaktoren auf die Persönlichkeitsentwicklung ............79 8.3 Abgrenzung des Persönlichkeitstrainings zur Psychotherapie ........80 8.4 Kurzes Statement des Verfassers ....................................................81 9 Substanzlose Aktivierung der körpereigenen Drogen ....... 83 9.1 Ein Blick in die Geschichte ............................................................83 9.2 Körpereigene Drogen in der Praxis ................................................84 Inhaltsverzeichnis IX 9.3 Techniken zur Aktivierung körpereigener Drogen ......................... 85 9.4 Ernährung ....................................................................................... 88 10 Zusammenfassung und Ausblick ........................................ 91 10.1 Stand der Dinge .............................................................................. 91 10.2 Perspektive der modernen Neurowissenschaft ............................... 93 10.3 Resümee ......................................................................................... 94 10.4 Letzte Worte ................................................................................... 95 Literatur .................................................................................... 99 1 Einleitung In meinem ersten Leben habe ich mehr Drogen und Alkohol konsumiert als die meisten Menschen, die ich kenne. Und ich habe genug davon! 1.1 Motivation Diese Masterarbeit ist meiner eigenen Lebensgeschichte als Politoxikomane und ganz persönlichen Metamorphose vom Underdog zum gestandenen Per- sönlichkeitstrainer sowie der aktiven Veränderungsarbeit nach langjährigem, exzessivem und massivem Rauschdrogenmissbrauch geschuldet. Über viele Jahre hatte ich mich meilenweit von meinem wahren Selbst ent- fernt. Vom 13. bis zum 31. Lebensjahr durfte ich mit allen sich daraus erge- benden Konsequenzen die positiven wie negativen Erfahrungen machen, wie es sich anfühlt, in einem komplett fremdbestimmten und ferngesteuerten Da- sein als hochgradig suchtmittelabhängiger und mächtig abgestürzter Freak jämmerlich und erbärmlich vor sich hinzuvegetieren. Am persönlichen Tiefpunkt meines Lebens angekommen – nach mehrfachen Entgiftungen und Therapieaufenthalten – erklärten mich die Therapeuten1 der klassischen Schulmedizin für ‚nicht therapierbar‘! Diese für mich zum damaligen Zeitpunkt hohle Provokation war mein Weckruf, der mich fortan anspornte, ein komplett alkohol- und drogenfreies Leben zu führen und mei- ne Persönlichkeit um 180 Grad zu verändern. Meine ganz persönliche Erkenntnis und bedingungslose Konsequenz aus die- sem katastrophalen, lebensfremden und selbstschädigen Lebenswandel, die ich mir als ‚Brain-Tattoo‘ gnadenlos tief hinter meine Stirn genagelt habe, ist diese: ‚Der Weg, den du gehen musst, besteht aus Blut, Schweiß und Tränen!‘ 1 Hinweis zur Gender-Formulierung: In diesem Werk wird aus Gründen der leich- teren Lesbarkeit bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, die männ- liche Bezeichnung verwendet. Die gewählte Formulierung bezieht immer beide Ge- schlechter mit ein. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 R. Biesinger, Ohne Dop(amin)e ist alles doof, https://doi.org/10.1007/978-3-658-23526-0_1 2 1 Einleitung Mein letzter persönlicher Kontakt in eigener Sache zu einem Suchttherapeu- ten war im Herbst 1997, als ich beim Lesen des damals in der Suchtklinik verbotenen Buches ‚Körpereigene Drogen‘ von Josef Zehentbauer erwischt wurde und daraufhin wegen Therapieverweigerung aus der Anstalt herausge- schmissen wurde. Wenn ich schon keine externen Drogen mehr konsumieren durfte/sollte/ wollte, dann wollte ich wenigstens lernen, die Kräfte meiner eigenen, in mir schlummernden, natürlichen, endogenen Drogen zu aktivieren! Das war der Plan und meine unumstößliche Überzeugung. Ich wurde als Spinner und Phantast stigmatisiert. Rein kognitiv hatte ich damals unmissverständlich verstanden, dass es für mich und mein weiteres Leben keinen kontrollierten Umgang mit Sucht- mitteln jeglicher Art mehr geben könnte. Dennoch sah ich sämtliche thera- peutischen Ansätze als perspektivlos an, zumal ich mir ein völlig lustloses, total diszipliniertes und von Paranoia gegenüber sämtlichen Rauschdrogen geprägtes Leben beim besten Willen nicht wirklich vorstellen konnte. Ich sollte mit den klassischen Formen der damaligen Konzepte der Suchttherapie geheilt werden, jeglichen Kontakt zu Alkohol und Drogen meiden, regel- mäßig eine Selbsthilfegruppe besuchen, und so weiter. Dieser von allen Suchtgefahren eingeschüchterte, mich versteckende und weglaufende Weg erschien mir damals wie heute als viel zu unsicher und ba- nal und käme in meinen Augen neben der extrem harten Kapitulation gegen- über dem ‚Stoff‘ nun auch noch ‚Feigheit vor dem Feinde‘ gleich. ‚Ein Rainer Biesinger läuft nicht weg!‘ Dieser mächtig konfrontative Glaubenssatz sollte das Fundament meiner weiteren Überlebensstrategie untermauern, zumal ich mir eingestehen muss- te, dass das ‚Material‘ sowieso immer und überall vorhanden und verfügbar ist. Schließlich schenken wir uns mit unseren Gedanken und Taten, im wahr- sten Sinne des Wortes, immer selber ein! Letztlich haben wir alle – bei voller Übernahme der Eigenverantwortung – immer und überall die Möglichkeit, ‚NEIN‘ zu sagen. ‚Jetzt erst recht‘, gestand ich mir ein, und wir wollten doch mal sehen, wer hier im Anschluss recht haben würde…! Ich verzichtete auf jedwede weitere Unterstützung der klassischen Schul- medizin und begann damit, mich selbst zu trainieren und letztlich seit über
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