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Ödön von Horváth PDF

207 Pages·2000·17.857 MB·German
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Sammlung Metzler Kurt Bartsch Ödön von Horváth Sammlung Metzler Band 326 Kurt Bartsch Ödön von Horváth Verlag J.B. Metzler Stuttgart . Weimar Der Autor Kurt Bartsch, geb. 1947; Professor für Neuere deutsche Literatur an der Karl-Franzens-Universität Graz; Veröffentlichungen zur deutschen Literatur seit dem 18. Jahrhundert; insbesondere zur österreichischen Literatur seit 1945; bei J. B. Metzler ist erschienen: Ingeborg Bachmann. SM 242. 2. Auflage 1997. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Bartsch, Kurt: Ödön von Horvath I Kurt Bartsch. - Stuttgart ; Weimar: Metzler, 2000 (Sammlung Metzler; Bd. 326) ISBN 978-3-476-10326-0 SM 326 ISBN 978-3-476-10326-0 ISBN 978-3-476-01723-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-01723-9 ISSN 0558 3667 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver vielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2000 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprüng1ich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und earl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2000 Inhalt Zur Zitierweise ................................... VII 1. Einleitung: Zur Horvath-Rezeption .............. . 2. Biographischer Abriss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 5 3. Das literarische Werk ... : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 16 3.1 Das frühe Werk (bis 1925) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17 3.1.1 Erste Versuche: Gedichte, Ein Epilog, Das Buch der Tänze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17 3.1.2 Die Sportmärchen .......................... 20 3.1.3 Frühe Dramenprojekte: Dosa, Mord in der Mohren- gasse ................................... 25 3.2 Das literarische Werk 1926 - 1933. . . . . . . . . . . . . . .. 32 3.2.1 Der »treue Chronist« ....................... 32 3.2.1.1 »Kleinbürgertum«................... 33 3.2.1.2 »Demaskierung des Bewußtseins« . . . . . . .. 38 3.2.1.3 Der »Bildungsjargon« . . . . . . . . . . . . . . . .. 43 3.2.1.4 »Erneuerer des Volksstücks« . . . . . . . . . . .. 44 3.2.2 Dramen und Hörspielversuche bis 1933 . . . . . . . . .. 48 3.2.2.1 Das Volksstück Revolte aufCote 30181 Die Bergbahn ...................... 48 3.2.2.2 Die Komödie Zur schönen Aussicht. . . . . . .. 53 3.2.2.3 Die »Historie« Sladek, oder Die schwarze Armee 1 Sladek der schwarze Reichswehrmann ...... 60 3.2.2.4 Die »Posse« Rund um den Kongreß. . . . . . .. 65 3.2.2.5 Hörspielversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 67 3.2.2.6 Die Lehrerin von Regensburg . . . . . . . . . . .. 69 3.2.2.7 Das Volksstück Italienische Nacht . . . . . . .. 72 3.2.2.8 Das Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald ............................ 78 3.2.2.9 Das Volksstück Kasimir und Karo/ine. . . . .. 89 3.2.2.10 Der »kleine Totentanz« Glaube Liebe Hoffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 94 3.2.3 Prosa bis 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 97 VI Inhalt 3.2.3.1 Kurzprosa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 99 3.2.3.2 Die Spießer-Prosa. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 110 3.3 Das literarische Werk von 1933 - 1938 ... . . . . . . .. 119 3.3.1 Dramen seit 1933. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 121 3.3.1.1 Die Komödie Eine Unbekannte aus der Seine 121 3.3.1.2 Das Lustspiel Hin und her. . . . . . . . . . .. 124 3.3.1.3 Das .Märchen« Himmelwärts. . . . . . . . .. 128 3.3.1.4 Die Komödie Mit dem Kopfd urch die W'llnd 131 3.3.1.5 Die Komödie Figaro läßt sich scheiden. . .. 135 3.3.1.6 Das Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg 138 3.3.1. 7 Das Schauspiel Der jüngste Tag . . . . . . . .. 141 3.3.1.8 Die Komödie des Menschen: Ein Dorf ohne Männer, Pompeij ............... 146 3.3.2 Späte Prosa ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 153 3.3.2.1 Das Schlamperl-Fragment, Kurzprosa . . . .. 153 3.3.2.2 Der Roman Jugend ohne Gott. . . . . . . . .. 157 3.3.2.3 Der Roman Ein Kind umerer Zeit. . . . . .. 165 4. Anhang ...................................... 173 4.1 Werkausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 173 4.2 Der Nachlass. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 176 5. Literaturverzeichnis ........................... 177 5.1 Textausgaben Ödön von Horvath . . . . . . . . . . . . . . .. 177 5.2 Horvath-Blätter, Materialienbände . . . . . . . . . . . . . .. 177 5.3 Texte anderer Autoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 178 5.4 Sekundärliteratur............................. 179 Werkregister ..................................... 189 Personenregister ................................. 192 Zur Zitierweise Aus der vierbändigen Ausgabe der Gesammelten Werke von Horvath wird mit der Sigle GW sowie einfocher Band- (römische Ziffern) und Seitenangabe (arabische Ziffern) zitiert. Mit dem Zeichen * versehene Seitenangaben beziehen sich auf die den einzelnen Bänden nachge stellten Anmerkungsapparate der Herausgeber. Aus der Kommentier ten Werkausgabe wird analog mit der Sigle kA zitiert. Anmerkungen etc. der (des) Herausgeber(s) werden ohne Namensnennung mit den angegebenen Siglen zitiert. - Aus dem Nachlass wird mit der Sigle N und der Berliner Signatur zitiert. Weitere Siglen beziehen sich auf folgende durchwegs von Traugott Krischke herausgegebene Titel: H.B!. Horvdth-Blätter 1 (1983), 2 (1984). Mat.GLH. Materialien zu Ödön von Horvdths »Glaube Liebe Hoffnung« (1973). Mat.GWW Materialien zu Ödön von Horvdths »Geschichten aus dem Wiener Wald" (1972). Mat.KK. Materialien zu Ödön von Horvdths »Kasimir und Karotine« (1973). Mat.ÖH. Materialien zu Ödön von Horvdth (1970). stm.GWW suhrkamp taschenbuch materialien: Horvdths »Geschichten aus dem Wiener Wald« (1983). stm.JoG. suhrkamp taschenbuch materialien: Horvdths »Jugend ohne Gott« (1984). stm.ÖH. suhrkamp taschenbuch materialien: Ödön von Horvdth (1981). stm.P. suhrkamp taschenbuch materialien: Horvdths Prosa (1989). stm.Sr. suhrkamp taschenbuch materialien: Horvdths Stücke (1988). ÜH. Über Horvdth (1972). Aus diesen Titeln wird mit einfacher Seiten angabe zitiert. Aus den Texten anderer Autoren und aus der Sekundärliteratur wird jeweils mit dem Verfassernamen, Erscheinungsjahr (bei mehr als ei ner Veröffentlichung in einem Jahr mit Hinzufügung von a) und einfacher Seitenangabe zitiert. 1. Einleitung: Zur Horvath-Rezeption Ödön von Horvath, der in seinem kurzen, nur 37 Jahre währenden Leben immerhin an die zwanzig Dramen, drei schmale Romane und einiges an Kurzprosa verfasste, gilt heute - neben Bertolt Brecht - als Klassiker des deutschsprachigen Dramas im 20. Jahrhundert. Zu Lebzeiten nicht gerade erfolglos, fand er doch nicht wirklich großen Widerhall (vgl. Günther 1978, 6). Abgesehen von einer kurzen Hochphase in den Jahren 1931 und 1932, da ihm der Kleist-Preis verliehen wurde und die Uraufführungen der Volksstücke Italieni sche Nacht, Geschichten aus dem Wiener Wald sowie Kasimir und Ka rotine in Berlin (das letztgenannte auch in Leipzig) stattfanden, wur de er weder viel gespielt noch fanden die wenigen verlegten Bücher eine zahlenmäßig nennenswerte Leserschaft. Man ist daher geneigt, Gisela Günther (ebd.) zuzustimmen, die den Horvath-Boom der späteren sechziger Jahre nicht als »Horvath-Renaissance«, sondern als »Horvath-Entdeckung« einschätzt. Nur einige wenige Freunde und Eingeweihte bewahrten über die nationalsozialistische Zeit hinweg Horvath im Gedächtnis, gespielt wurde er während des Zweiten Weltkrieges überhaupt nicht und in den ersten anderthalb Jahrzehnten danach kaum. Anfang der sech ziger Jahre setzte die angesprochene »Horvath-Entdeckung« ein. 1961 gab Traugott Krischke, der auch der Editor zweier Werkausga ben und zahlreicher Materialienbände sowie der wichtigste Horvath Biograph werden sollte, eine erste Auswahl von neun Stücken her aus, 1962 wurde dann an der Berliner Akademie der Künste unter der Leitung von Walter Huder ein Horvath-Archiv eingerichtet und damit der Zugang zum Nachlass des Autors ermöglicht. In seinem gewissermaßen die Horvath-Forschung begründenden Essay Die Dummheit oder Das Gefohl der Unendlichkeit fragte Wilhelm Emrich (1970, 146f.) noch 1963 skeptisch, »ob Horvaths Werk einmal ins Bewusstsein der Öffentlichkeit eindringen wird«. Im Laufe dessel ben Jahrzehnts sollte dies in tatsächlich kaum vorauszuahnender Weise der Fall sein. Im Kontext der Faschismus-Debatten und der Studentenbewegung wurde von Literatur und Theater zunehmend sogenannte gesellschaftliche Relevanz eingefordert, die man in Hor vaths Volksstücken mit ihrer Analyse des falschen, für den Faschis mus anfälligen Bewusstseins des Kleinbürgertums der zwanziger und dreißiger Jahre geradezu beispielhaft gegeben sah. Und das neue kri- 2 Einleitung: Zur Horvath-Rezeption tische Volksstück dieser Zeit, verbunden vor allem mit den Namen Martin Sperr, Franz Xaver Kroetz und Rainer Werner Fassbinder, sah in Horvath (und Fleißer) eine Tradition begründet, an die es an zuschließen gelte. Die Theater jedenfalls »rissen« sich um Horvath. Beispiel: Die Geschichten aus dem Wiener Wald, das berühmteste, auch zweimal (1963 von Erich Neuberg für das Österreichische Fernsehen und 1978 von Maximilian Schell) verfilmte Drama Hor vaths. In den 15 Jahren zwischen 1948, der ersten Wiederauffüh rung nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur an der Jo sefstadt in Wien, und der Grazer Inszenierung von 1963 ist dieses Volksstück nie gespielt worden. Im nächsten Jahrzehnt erlebte es dann auf Bühnen im deutschsprachigen Raum rund ein Dutzend Realisierungen. Allein in der Spielzeit 1970/71 wurden 39 Horvath Aufführungen gezählt, davon 18 auf deutschsprachigen Bühnen (vgl. Kurzenberger 1974, 9). Zudem wurde einiges Unbekannte von Horvath ausgegraben: 1969 fand die Uraufführung der Komödie Zur schönen Aussicht in Graz statt, 1970 die der Originalfassung der Posse Rund um den Kongreß in Wiesbaden, 1972 die Erstfassung der Sladek-»Historie« in München. 1973 wurde außerdem das Hörspiel Stunde der Liebe im Bayrischen und Süddeutschen Rundfunk (Co Regisseur Franz Xaver Kroetz) urgesendet. Bis Anfang der siebziger Jahre waren es vor allem Theaterwissen schaft ier wie Gabriele Reuther mit ihrer Wiener Dissertation von 1962 und Kritiker wie Kurt Kahl mit seiner Monographie in der Reihe »Friedrichs Dramatiker des Welttheaters« von 1966, die sich dem Schaffen Horvaths widmeten. Die literaturwissenschaftliche Beschäftigung damit setzte erst nach dem Erscheinen der vierbändi gen Dünndruckausgabe der Gesammelten werke von 1970/71 und der nahezu textidentischen achtbändigen Taschenbuchausgabe in der »edition suhrkamp« von 1972 ein, dann aber intensivst. Ab 1970 erscheinen in rascher Folge vier von Krischke herausgegebene Materialbände (vgl. Mat.ÖH., Mat.Gww., Mat.KK., Mat.GLH.) und die Aufsatzsammlung Über Horvdth. Diese sowie zahlreiche Einzelveröffentlichungen von Horvath-Werken sowie das Lesebuch (1976) brachten Ergänzungen und Korrekturen zu den Gesammelten werken. Profitorientierte Verlagspolitik und philologische Unverant wortlichkeit (vgl. Kap. 4.1) gingen Hand in Hand. Als richtungweisend für die soziologische und sozialpsychologi sche Ausrichtung der Horvath-Forschung in den frühen siebziger Jahren kann man Erwin Rotermunds 1970 erstveröffentlichte, 1972 im genannten Sammelband Über Horvdth wieder abgedruckte Stu die Zur Erneuerung des Volksstückes in der weimarer Republik: Zuck mayer und Horvdth nennen. In diesen Trend gehören die ersten Einleitung: Zur Horvath-Rezeption 3 wichtigen Monographien dieser Jahre, Odön von Horvdth als Kritiker seiner Zeit. Studien zum werk in seinem Verhältnis zum politischen, so zialen und kulturellen Zeitg eschehen von Axel Fritz (1973), sowie Horvdths Volksstücke. Beschreibung eines poetischen Verfohrem von Hajo Kurzenberger (1974), wiewohl dieser seine Methode als »morphologisch [e] « (ebd., 9) bezeichnet, und schließlich auch das Theaterprojekt Die Lehrerin von Regensburg, das Tübinger Studie rende im Wintersemester 1977/78 mit J ürgen Schröder durchführ ten. Im Lauf der siebziger Jahre ebbt der Horvath-Boom auf den Bühnen etwas ab, in der Literaturwissenschaft lässt sich eine Hin wendung zum Werk nach 1933 beobachten, die in den Achtzigern dominanter wird (vgl. z.B. Bossinade, 1988). Jürgen Schröder hat mit einem Vortrag von 1973 (Erstveröffentlichung 1976, wiederab gedruckt 1981 in stm.ÖH.) die Diskussion initiiert. Zwischen 1983 und 1988 erscheinen in der Reihe »suhrkamp taschenbücher« 14 einer auf 15 Bände geplanten neuen Kommentierten werkausgabe, außerdem zwischen 1981 und 1989 fünf wiederum von Traugott Krischke herausgegebene Materialienbände (stm.ÖH., stm.Gww., stmJOG., stm.St., stm.P.). Die Vermarktung boomt also nach wie vor. Odön von Horvdth. verschwiegen - gefeiert - glattg elobt, so sieht Birgit Schulte (1980) in ihrer »Analyse eines ungewöhnlichen Rezeptionsverlaufs« die Schwankungen in der Einschätzung des Au tors. Weil die Geschichte der Rezeption Horvaths außergewöhnlich ablief, hat sich die Literaturwissenschaft eingehend mit ihr befasst, sowohl im Überblick (vgl. z.B. ebd., Jarka 1981, Lechner 1981, Viehoff 1989) als auch länderspezifisch (vgl. etwa Lechner 1976, Jarka 1989, Patsch 1989). In den diversen Materialienbänden sowie in Krischkes (1991) Dokumentation Horvdth auf der Bühne finden sich zahlreiche Dokumente der Wirkungsgeschichte, insbesondere Rezensionen zu (Ur-)Aufführungen. Günther versammelt im An hang ihrer Göttinger Dissertation von 1978 sehr viele Materialien, vor allem seltenere, durch die genannten Publikationen nicht erfass te Dokumente. »Horvath. verschwiegen - gefeiert - glattgelobt«. Dem wäre ein neues Kapitel unter der Devise »Horvath, eine Normalisierung« hin zuzufügen. Die Literaturwissenschaft hat in den vergangenen an derthalb Jahrzehnten zahlreiche seriöse philologische Studien her vorgebracht, von denen wiederum eine der herausragenden monographischen stellvertetend genannt sei, nämlich Herbert Gam pers Buch Horvdths komplexe Textur (1987). Auf den Bühnen wird Horvath nicht mehr so viel gespielt wie in den siebziger Jahren, aber

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