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Objektive Möglichkeit: Beiträge zu Georg Lukács’ „Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins“ PDF

315 Pages·1995·11.935 MB·German
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Rüdiger Dannemann Werner Jung H rsg. Objektive Möglichkeit Beiträge zu Georg Lukács' "Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins" Rüdiger Dannemann · Werner Jung (Hrsg.) Objektive Möglichkeit Rüdiger Dannemann · Werner Jung (Hrsg.) Objektive Möglichkeit Beiträge zu Georg Lukacs' "Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins" Frank Benseler zum 65. Geburtstag Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Objektive Möglichkeit: Beiträge zu Georg Lukics' "Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins"; Frank Benseler zum 65. Geburtstag I Rüdiger Dannemann; Werner Jung (Hrsg.). ISBN 978-3-531-12791-0 ISBN 978-3-663-12263-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-12263-0 NE: Dannemann, Rüdiger [Hrsg.]; Benseler, Frank: Festschrift Alle Rechte vorbehalten © 1995 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1995 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12791-0 Inhalt Radiger Dannemann, Werner Jung Vorwort ............................................................................................................... 7 Georg Lukacs Die soziale Verantwortung des Philosophen ...................................................... 11 Georg Lukacs Die ontologischen Grundlagen des menschlichen Denkens und Handeins ................................................................................................... .31 Georg Lukacs Ethikkonspekte [Auszüge] ................................................................................. 49 Georg Lukacs, Frank Renseier Brief\vechsel zur Ontologie ............................................................................... 67 Agnes Heller Der Schulgründer ............................................................................................ 105 Frank Renseier Der späte Lukacs und die subjektive Wende im Marxismus- Zur «Ontologie des gesellschaftlichen Seins» .................................................. 127 Nicolas Tertulian Gedanken zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins, angefangen bei den Prolegomena ...................................................................... 147 Vittoria Franeo Ontologie und Ethik Ein Vergleich von Lukacs und Habermas ........................................................ 167 György Mezei Diskursethik und/oder Substanzethik ............................................................... 177 Lasz/6 Sziklai Brücke in die Zukunft. Methodelogische Bemerkungen zu einer «bereits möglich gewordenen Ästhetik>> ........................................................... 185 Rainer Leschke Das Besondere ist nichts Besonderes. Anmerkungen zu einer Kategorie der Ontologie Georg Lukacs' ...................... 20 1 Radiger Dannemann Georg Lukacs' Kritik der gesellschaftlichen Vernunft. Krise des Marxismus und marxistische Ontologie ........................................... 233 WernerJung Zur Ontologie des Alltags. Die späte Philosophie von Georg Lukacs ......................................................... 249 Tom Rockmore Lukacs über Rationalität und Irrationalität ....................................................... 265 WernerJung Auswahlbibliographie zur Ontologie ............................................................... 295 Michael Th. Greven Auszüge aus Briefen Frank Benselers .............................................................. 301 Drucknachweise ............................................................................................. .321 Zu den Autoren ............................................................................................... 323 Vorwort Kein Zweifel: Lukacs ist nicht gerade der Modephilosoph unserer Tage. Ebenso wie Regel und seine Vernünftigkeitsschule, wie Marx, Lenin und die gesamte Klassikerschar dessen, was man ehedem - auf nähere Attribute wie orthodox oder auch undogmatisch können wir heute getrost verzichten - Marxismus/Leninismus genannt hat. Der Westen, die Marktwirtschaft und der Kapitalismus leuchten erstrahlen im Glanz eines historischen Endsiegs. Nach ihnen das Posthistoire. Den vorläufig letzten Nekrolog auf Georg Lukacs hat der amerikanische So ziologieprofessor Daniel Bell anläßlich der Rezension einer umfassenden Lukacs Biographie von Arpad Kadarkay angestimmt. Dieser Text ist dann ins Deutsche übersetzt und - bezeichnenderweise im berüchtigten Pressesommerloch - von der 'Zeit' (Nr. 39, v. 18.9.1992) publiziert worden. Georg Lukacs, «Volkskommissar der ungarischen Räterepublik, Prediger des Terrors, großer Philosoph und Leh reD> - Stereotype, die haften bleiben, deren vielfache Wiederholung schließlich das Erinnerungsvermögen paralysiert. Bell nutzt den breiten Raum, um noch einmal gründlich und grundsätzlich an der paradigmatischen Figur Lukacs' mit den Grundtorheiten der Intellektuellen unseres Jahrhunderts abzurechnen: mit ihrer Verfiihrbarkeit und ihrem Wahn zum Wissen. «Welche Überzeugung)), so resümiert Bell, «könnte für Intellektuelle verführerischer sein als die, daß man die Wahrheit besitzen und zugleich verspeisen könne? Aber das Jahrhundert des Be trugs geht zu Ende.>> Doch steckt hierin nicht auch ein gehöriges Maß an intellek tueller Selbstverleugnung, an Selbsthaß, dem der nietzschesche Wille zum Wissen zum postmodernen Wahn geworden ist? Auch Lukacs hat bekanntlich Nietzsche gelesen, sehr früh schon im Zusam menhang mit seiner geplanten Dostojewski-Monographie und intensiver viel leicht, als es die spärlichen Hinweise im Werk vermuten lassen. Denn begonnen im Frühwerk und endend- ohne daß dies ein definitiver Abschluß, die theoreti sche Summe wäre - in der Ontologie des gesellschaftlichen Seins, hat Lukacs stets noch den theoretischen Anspruch vertreten, das Ganze, die Totalität, gegen Nietzsche ·zu denken, den ganzen Menschen, die ganze Geschichte und die ganze Gesellschaft begrifflich zu explizieren. Ob als junger Philosoph mit den Mitteln Kants, des Neukantianismus und der Lebensphilosophie, ob als frisch gebackener 7 Marxist praxisphilosophisch argumentierend in Geschichte und Klassenbewußt sein oder endlich amEndeseines Lebens als Ontologe noch einmal die Geschich te der Menschheit in den Kategorien als «Daseinsformen, Existenzbestimmun gen» (Marx) rekapitulierend, immer dreht es sich für Lukacs um den großen Zu sammenhang, um Erklärungen für jedwede historische Genese, um «Tendenzen und Latenzen» (Bloch) im aktuellen Jetzt und damit eben auch um den Blick nach vorn. Ein 'sacrificium intellectus' begeht dagegen, wer heute ohne Not, wie Bell, diesen universalistischen Anspruch - und sei er ins Gewand der Beobachtung ge hüllt-preisgibt. Unser Band ist freilich doppelt unpopulär, ja unzeitgemäß, arbeiten sich doch die verschiedenen Beiträge gerade an Luk:ks' kaum bekanntem Spätwerk, der Ontologie, ab, einer Arbeit, deren ungarische Publikation zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt erfolgte. Die anhaltende Nichtbeachtung des Buches mag sicherlich zur verspäteten deutschen Veröffentlichung (der eine ebenfalls nur mäßig beachtete italienische Übersetzung vorausgegangen ist) beigetragen haben. Die Zeit um 1968 mit den Studentenbewegungen im Westen und neuer Stagnation im Osten war für die Rezeption ebenso abträglich wie die Zeit Anfang, Mitte der achtziger Jahre, wo im Osten die Zeichen des Kollapses sich mehrten und der Westen an ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Marxismus kaum mehr inter essiert war. Nein, es bleibt dabei, und man kann Nicolas Tertulian nur beistim men, wenn er am Endes seines Beitrags für unseren Band schreibt: «Die Ontolo gie des gesellschaftlichen Seins bleibt in ihrer Gesamtheit dennoch ein ungenü gend erforschtes und analysiertes Werk in der Vielheit seiner Verzweigungen - ein erratischer Block in einer philosophischen Landschaft, die, von konformisti scheren geistigen Strömungen beherrscht, für die großen ontologischen Fragestel lungen wenig übrig hat.» Läßt man sich allerdings auf eine intensivere Lektüre ein, wozu die verschie denen Aufsätze und Essays unseres Buches beitragen wollen, dann zeigt sich, daß der späte Lukacs durchaus eine ernsthafte Diskussion verdient hat und auch auf der philosophischen Höhe seiner Zeit steht. So erkennt er nicht nur die Notwen digkeit einer Beschäftigung mit dem Alltag, was ihn in die Nähe zeitgemäßer Diskussionsstränge in den Geschichts- und Sozialwissenschaften bringt, sondern bewegt sich auf die Begründung einer umfassenden (marxistischen) Ethik zu, de ren Adäquatheit sich vollends wieder seit den neuen Ethikdiskussionen am Ende der achtziger Jahre erweist. Was die großen Linien der Lukacsschen Philosophie 8 betrifft, so drucken wir in diesem Band-z. T. erstmals - Texte aus dem Budape ster Nachlaß, die zeigen, daß Lukacs im Grunde schon seit den frühen fünfziger Jahren verstärkt den ethischen Impuls in den Vordergrund seines Schreibens ge rückt hat. Es geht ihm bis zum Schluß, worin dann Ethik und Ontologie kurzge schlossen sind, um die «Vollendung des Menschwerdens». Ein ungebrochener historischer Optimismus scheint durch, wenn Lulaics an einer Stelle seiner Ethik Konspekte meint, daß es zwar unmöglich sei, die Zukunft konkret vorzuzeichnen, daß gleichwohl aber «Entwicklung, Ethik, Kommunismus» aufeinanderweisen. Und daß das Verdinglichungsparadigma, obwohl verdrängt, immer wieder seine theoretische Auferstehung feiert, zeigt etwa Axel Honneths gerade erschienenes Buch über die Aufgaben der Sozialphilosophie, worin er dem Komplex «Kom merzialisierung und Verdinglichung» ein ganzes Kapitel widmet (vgl. A. Hon neth, Pathologien des Sozialen, Frankfurt!M. 1994). Die skeptisch den Messia nismus von «Geschichte und Klassenbewußtsein>> verfremdende, gleichwohl em phatische, ontologische Reformulierung des Entfremdungs-und Verdinglichungs theorems ist für die sozialphilosophische Diskussion noch zu entdecken. * Was wäre das Werk Georg Lukacs' ohne seinen deutschen Lektor Frank Benseler, der seit nunmehr dreißig Jahren nicht nur die Publikation des Lukacsschen Oeuvres betreibt, sondern als streitbarer Intellektueller, als Hochschullehrer, Lukacs' Erbe hochhält und sich einmischt - kritisch, undogmatisch, aufklärerisch (in bestem alteuropäischen Sinne des Wortes). Zu seinem 65. Geburtstag und der gleichzeitigen Emeritierung, wozu wir alles Gute wünschen, soll dieser Band er scheinen. Rüdiger Danneman/Werner Jung, 1. 10. 1994 9 Die soziale Verantwortung des Philosophen Georg Lukacs Ich muß mich gleich eingangs entschuldigen, daß ich nur nach längeren Umwe gen an die Beantwortung der Frage herantreten kann. Erstens scheint mir die Frage selbst in den bisherigen Darstellungen nicht hinreichend geklärt zu werden. Zweitens - und hauptsächlich - weil ich in der gegenwärtigen Situation ganz be sondere Probleme erblicke, die über eine normale Spezifikation der allgemeinen Frage hinausweisen, deren Analyse erst ihre konkrete Beantwortung theoretisch ermöglicht. Unsere Gedankengänge sollen also in die beiden folgenden, miteinander eng ver bundenen Fragen kulminieren: gibt es eine besondere Verantwortung des Philo sophen, die über die normale Verantwortung eines jeden Menschen für sein eige nes Leben, für das seiner Mitmenschen, für die Gesellschaft, in der er lebt, und deren Zukunft, hinausgeht? Weiter: hat diese Verantwortung in unserer Zeit eine besondere Gestalt erhalten? Beide Fragen implizieren für die Theorie der Ethik das Problem: ob die Verantwortung ein konstitutives Moment des Gesellschaft lich-Geschichtlichen mitenthält? Diese Frage muß einleitend ventiliert werden, schon darum, weil gerade die moderne Ethik, besonders die, welche sich unter dem Einfluß zuerst Schopenhauers, dann Kierkegaards entwickelt hat, darauf be steht, daß das ethische Verhalten des ins Leben «geworfenen>> Individuums gera de darauf gerichtet ist, sich von allem, was Gesellschaftlich-Geschichtlich ist, ab zuwenden, um das ontologische Sein - im schroffen Gegensatz zu allem Seienden - zu erreichen. Es ist selbstredend unmöglich, hier diesen ganzen Problemkom plex auch bloß kursorisch zu behandeln. Wir können uns nur mit jenen seiner Aspekte beschäftigen, deren objektive Intention auf unsere Frage gerichtet ist. 11

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