ebook img

Numerische und graphische Methoden der angewandten Mathematik PDF

777 Pages·1975·21.284 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Numerische und graphische Methoden der angewandten Mathematik

P. F. Filtschakow Numerische und graphische Methoden der angewandten Mathematik Mit 170 Bildern Vieweg . Braunschweig Originaltitel: II. <D. <DHJIbqaKOB qHCJIeHHble H rpacllHqeclme MeTOnbI HpHKJIanHOii MaTeMaTHKH Erschienen im Verlag Naukowa Dumka, Kiew Deutsche Obersetzung: Prof. Dr. Ferdinand Cap, Innsbruck, und Prof. Dr. Gottfried Tinhofer, Miinchen Verlagsredaktion: Alfred Schubert 1975 AIle Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg &; Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1975 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1975 Die Vervielfiltigung und Obertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder, auch flir Zwecke der Unterrichtsgestaltung, gestattet das Urheberrecht nur, wenn sie mit dem Verlag vorher vereinbart wurden. 1m Einzelfall mu1.\ iiber die Zahlung einer Gebiihr tiir die Nutzung fremden geistigen Eigentums entschieden werden. Das gilt tiir die Vervielfaltigung durch alle Verfahren einschlieL\lich Speicherung und jede Vberlragung auf Papier, Transparente, Filme, Bander, Platten und andere Medien. Satz: Friedr. Vieweg + Sohn, Braunschweig ISBN-13: 978-3-528-08339-7 e-ISBN-13: 978-3-322-86000-2 DOl: 10.1007/978-3-322-86000-2 III Vorwort Numerische und graphische Methoden der angewandten Mathematik umfassen einen derart weiten Problemkreis, d~ ihre Behandlung in einer einzigen Arbeit unmoglich ist. Bei der Auswahl des Materials legt der Autor dieses Handbuches daher den groBten Wert auf die Behandlung von Fragen, die bei der LOsung der verschiedensten technischen Pro bleme immer wieder auftreten, in der Literatur aber bisher kaum behandelt worden sind. Allgemeine Gesichtspunkte, die fur eine Darstellung numerischer Methoden not wendig sind, werden in straffer Form dargeboten, wobei auch auf die bereits vorhandene Literatur verwiesen wird. Die zitierten Arbeiten umfassen nahezu das gesamte Gebiet der angewandten Mathematik. Sehr ausfuhrlich werden Rekursionsformeln fur das Rechnen mit Potenzreihen be trachtet (Multiplikation, Division, Potenzieren, Umkehrung von Potenzreihen mit reellen oder komplexen Koefflzienten), ferner numerische Methoden zur konformen Abbildung, die die Oberfuhrung gegebener einfach-oder zweifach zusammenhangender Bereiche mit beliebiger Genauigkeit gestatten, Methoden zur Bestimmung der Konstanten der Christoffel-Schwarz-Integrale sowie Methoden zur Losung von nichtlinearen Systemen von algebraischen und transzendenten Gleichungen. Urn der Bedeutung gerecht zu werden, die den Differentialgleichungen in Theorie und Anwendung zukommt, wurde in Kapitel6 sehr ausfuhrlich die Verwendung von Potenzreihen zur Integration von nichtlinearen Differentialgleichungen und zur Bestim mung von Eigenwerten behandelt. Das Handbuch ist fur einen breiten Leserkreis gedacht. Fur seinen Gebrauch sind keine besonderen mathematischen Vorkenntnisse notwendig. Es genugt eine mathema tische Grundausbildung. Die Darstellung des gesamten Stoffes wurde durch zahlreiche Beispiele mit Zahlenangaben illustriert. Der Leser hat daher die Moglichkeit, die ihm interessant erscheinenden Beispiele nachzuvollziehen. Ohne aktive Teilnahme am Stoff wird sich der Leser kaum das Wissen und die Obung aneignen, die fur eine weitere selbstiin dige Arbeit notig sind. Wie bemerkte doch Bernhard Shaw sehr treffend: "Wer es versteht, macht es selbst. Wer es nicht selbst zu tun versteht, lehrt es anderen. Wer es anderen nicht zu lehren versteht, lehrt, wie man es lehren soll". SchlieBlich mochte der Au tor den Herren J. A. Mitropolski und J. D. Sobolow fur eine Reihe von Ratschlligen und Bermerkungen danken, die zu einer Verbesserung der Darstellung zahlreicher Kapitel des Buches fuhrten. Der Autor ware allen Lesern fur weitere kritische Bemerkungen und Anregungen dankbar, die man an folgende Adresse richten moge: Kiew 4, ul. Repina 2, Isdatel'stwo "Naukowa dumka". DerAutor IV Inhaltsverzeichnis Kapitell Grundbegriffe 1 1. Einflihrende Bermerkungen 1 2. Naherungszahlen 2 3. Der absolute und der relative Fehler 7 4. Addition und Subtraktion von Naherungszahlen 10 5. Multiplikation, Division, Potenzieren und Radizieren 13 6. Einige rationale Rechenverfahren 18 7. Die Durchflihrungsform von Rechnungen und ihre Uberpriifung 27 Kapitel 2 Tabellierung nnd Interpolation 30 8. Herstellung einer Tabelle nach einer gegebenen Formel 30 9. Rekursionsformeln 34 10. Endliche Differenzen 37 11. Interpolation. Die Formel von Gregory-Newton 44 12. Zentrale Differenzen. Die Interpolationsformeln von Bessel und Everett 52 13. Direkte Interpolation aus den Stiitzpunkten. Subtabellierung 59 14. Die Interpolationsformel von Lagrange. Extrapolation und umgekehrte Interpolation 73 15. Tabellen mit zwei Eingangen. Die Uberpriifung von Tabellen 80 Obung zu Kapitel 2 84 Kapitel 3 Niiherungsmethoden znr LOsung von Gleichungen nnd Gleichnngs- systemen 86 16. Die Losung eines Systems von linearen algebraischen Gleichungen nach der Elimi- nationsmethode 86 17. Numerische Losung von Gleichungen mit einer Unbekannten. Eine graphische Methode zur Isolierung der Wurzeln 92 18. Die Newtonsche Methode oder die Tangentenmethode 100 19. Die Methode der linearen Interpolation oder die Sehnenmethodel07 20. Die Iterationsmethode 110 21. Die Methode der polynomialen Approximation 114 22. Die Losung eines Systems von nichtlinearen Gleichungen. Die Methode der linearen Approximation 132 23. Die Methode der Variation der Parameter 139 24. Die Losung einer nichtlinearen Gleichung und eines Systems solcher Gleichungen im komplexen Bereich 163 Obung zu Kapitel 3 174 Kapitel 4 Das Rechnen mit Potenzreihen 176 25. Einflihrende Bemerkungen 176 26. Funktionenreihen. Gleichmiil.\ige Konvergenz 184 27. Potenzreihen. Der Konvergenzradius 185 28. Rechnen mit Potenzreihen. Rekursionsformeln 190 29. Die Methode der unbestimmten Koeffizienten. Die mote Potenz einer Reihe 197 30. Die Umkehrung von Potenzreihen 202 Obung zu Kapitel 4 211 Inhaltsverzeichnis V Kapitel 5 Niiherungsmethoden bei der Differentiation und Integration 212 32. Numerische Differentiation 212 33. Graphische Differentiation 216 33. Numerische Integration 219 34. Integration mit Hilfe von Potenzreihen 228 35. Graphische Integration 236 36. Das Polarplanimeter 239 Ubung zu Kapitel 5 240 Kapitel 6 Die Integration gewohnlicher Differentialgleichungen 243 37. Die Fragestellung 243 38. Die Methode von Adams-Krylow 247 39. Uber die Genauigkeit der Methode von Adams-Krylow 254 40. Gleichungen hoherer Ordnung 258 41. Die Integration von Differentialgleichungen mit Hilfe von Potenzreihen. Das Cauchysche Problem 262 42. Beriicksichtigung singuJarer Punkte 275 43. Die geometrische Bedeutung einer Gleichung erster Ordnung. Die Riccatische Gleichung 286 44. Systeme von Gleichungen 308 45. Randwertprobleme 324 46. Die Bestimmung von Eigenwerten. Das Sturm-Liouvillesche Problem 325 47. Die Bestimmung der Eigenwerte bei nichtlinearen Differentialgleichungen 356 48. Gleichungen, die nicht nach der hochsten Ableitung aufgelost sind 364 49. Die Untersuchung der Losung in der Umgebung eines Pols und eines wesentlich singuliiren Punktes. Potenzreihen im komplexen Bereich 377 50. Konvergenzverbesserimg bei den Reihen fur die lakobischen elliptischen Funktionen 398 51. Die Verwendung verallgemeinerter Potenzreihen. Die Gleichung von Moigno. Die Gleichung von Thomas-Fermi 408 52. Abschlief.knde Bemerkungen 431 Ubungen zu Kapitel 6 434 Kapitel 7 Konforme Abbildung 435 53. Die Methode der trigonometrischen Interpolation. Die Abbildung des Inneren eines Bereiches 435 54. Die Abbildung des iiu/.\eren Bereiches 454 55. Die Abbildung zweifach zusammenhiingender Bereiche mit Hilfe der trigonometrischen Interpolation 468 56. Eine weitere Methode zur konformen Abbildung zweifach zusammenhiingender Bereiche 479 57. Die Bestimmung der Konstanten des Integrals von Christoffel-Schwarz mit Hilfe von verallgemeinerten Potenzreihen 484 58. Der Rechengang. Beispiele 494 59. Die Bestimmung der Konstanten des Integrals von Christoffel-Schwarz mit Hilfe der analytischen Fortsetzung 511 60. Die Bestimmung der Konstanten des Integrals von Christoffel-Schwarz mit Hilfe eines Analogmodells mit elektrisch leitendem Papier 522 61. Kurze Ubersicht tiber die Arbeiten zur Elektromodellierung 533 Ubung zu Kapitel 7 538 VI Inhaltsverzeichnis Kapitel 8 Graphische Methoden zur LOsung einiger Filtrierungsprobleme 539 62. Die Aufgabenstellung. Die graphische LOsung fUr eine Schiirze mit einer 539 Spundwand bei T =0 0 63. Die Bestimmung der Hauptcharakteristiken der Filtrierung 543 64. Graphisch-anaIytische Behandlung nicht vertiefter Schiirzen mit mehreren Spundwanden 548 65. Graphisch-analytische Behandlung von vertieften Schiirzen mit mehreren Spundwanden 551 66. Graphisch-analytische Behandlung von Schiirzen mit praktischen Profilen 557 67. Graphische ReaIisierung der Abbildung E (8) 566 68. Graphisch-analytische Behandlung von Schiirzen bei endlicher Tiefe des wasserdurchIassigen Grundes 570 69. Die Behandlung ebener drainierter Schiirzen bei T =0 0 578 70. Graphisch-analytische Behandlung von drainierten Schiirzen mit praktischem Profil fur T ~ 00 588 71. Die Behandlung von Schiirzen in zweischichtigen Medien 603 72. Der hydrodynamische Effekt der Spundwand 611 73. tiber die Drainierung von Schiirzen und iiber Htihlungen an der Beriihrungslinie zwischen hydrotechnischen Anlagen und dem Grund 621 74. tiber die Konstruktion unterirdischer Konturen mit vorgegebenem Filtrierungsbereich 623 75. tiber die Genauigkeit der graphisch-anaIytischen Methoden zur Berechnung von Schiirzen. AbschIiel.\ende Bermerkung 631 tibung zu Kapitel 8 Kapitel9 Die Methode der k1einsten Quadrate. Die Interpolation experimenteUer Daten ("Fehlerrrechnung") 637 76. Die Grundgleichungen 637 77. Die Rechenmethode 640 78. Empirische Gleichungen 646 79. Die Integration einer Funktion von zwei unabhangigen Variablen mit Hilfe einer Modellierung durch Widerstandspapier 652 tibung zu Kapitel 9 659 Kapitell0 Elemente der Nomographie 661 80. Nomogramme und ihr Verwendungszweck 661 81. Die Funktionaiskaia 663 82. Nomogramme aus DoppelskaIen 671 83. Netznomogramme .676 84. Nomogramme aus Ausgleichspunkten 687 85. Zusammengesetzte Nomogramrne. Nomogramme mit binaren Feldern 703 tibungen zu Kapitel 10 Inhaltsverzeichnis VII Anhang 713 Tabelle I. Binomialkoeffizienten 715 Tabelle II. Koeffizienten zur Interpolation nach der Formel von Gregory-Newton 715 Tabelle III. Koefflzienten zur Interpolation nach der Formel von Everett 716 Tabelle IV. KoefflZienten zur direkten Interpolation aus Stiitzpunkten 718 Tabelle V. KoefflZienten fUr die konforme Abbildung zweifach zusammen- hiingender Bereiche nach der Methode der trigonometrischen Interpolation 722 Nomogramm 1. Reduzierte volle Filterergiebigkeit (Einlage am Ende des Buches) Nomogramm 2. Reduzierter Druck bei T ~ 00 = Nomogramm 3. Reduzierter Druck bei T 00 Nomogramm 4. Reduzierte Fluf.\funktion bei T = 00 Literatur 738 Sachwortveneichnis 759 1 Kapitel 1. Grundbegriffe 1. Einfiihrende Bemerkungen Wir wollen die folgende einfache Aufgabe losen: Ein Fahrgast wohnt 1247 m vom Bahnhof entfernt. Der lug fahrt urn 17 h 38 min. Wann muB der Fahrgast von zu Hause weggehen, wenn die mittlere Geschwindigkeit eines Fu~glingers 6 km/h ist? Die Losung der Aufgabe erhalten wir sofort: t = 1264070·06 0 mm. = 12, 47m·m = 12 mm. 28,2s . In Wirklichkeit wird jedoch kaurn jemand diese mathematisch genaue Losung ver wenden. Die Rechnung ist zwar exakt durchftihrbar. Kann man aber ebenso exakt den Abstand vom Bahnhof messen? Kann man liberhaupt den Weg eines Fu~glingers messen, ohne dabei Fehler in Kauf zu nehmen? Kann ein Fu~ganger in der Stadt, die voll von Menschen und Fahrzeugen ist, die sich in allen moglichen Richtungen bewegen, liber haupt langs einer streng definierten Kurve gehen? Und ist die Geschwindigkeit von 6 km/h wirklich genau bestimmt? Mit anderen Worten, niemand wird in dem gegebenen Fall einer ,,mathematisch exakten" Losung gegenliber einer "praktischen" Losung den Vorzug geben. Man wird zur Ansicht kommen, d~ man 12 ... 15 min frtiher weggehen mu~ und gibt zur Sicher heit noch einige Minuten hinzu. Wozu also in diesem Fall Sekunden und lehntelsekunden berechnen und eine hohere Genauigkeit anstreben, als man in der Praxis verwenden kann? Die Mathematik ist eine exakte Wissenschaft. Aber der Begriff ,,Exaktheit" bedarf einer Konkretisierung. Urn diese zu erreichen, muB man beim lahlbegriff beginnen, da von der Exaktheit der lahlen, d. h. von der Richtigkeit der Ausgangsgro~en, die Exakt heit der Rechenergebnisse in hohem M~e abhangt. Flir die lahlen gibt es drei Quellen: die Messung, die Ziihlung und die Durchfiihrung mathematischer Operationen. Keine Messung Hi~t sich absolut genau durchftihren. Jedes Me~gerlit ist mehr oder weniger mangelhaft. Zwei Beobachter, die mit demselben Gerlit dieselbe Gro~e messen, erhalten in der Regel geringfligig unterschiedliche Ergebnisse. Eine vollkommene Obereinstimmung der Ergebnisse ist selten. Die Me~fehler setzen sich aus einem Apparaturfehler und einem Beobachtungs fehler zusammen. Man erkennt dies bereits an einem einfachen Versuch. Mit Hilfe eines Lineals mit Millimetereinteilung und eines Zirkels oder eines Winkel messers konstruieren wir ein Rechteck ABCD mit den Seiten AB = 180 mm und BC = 130 mm und messen mit demselben Lineal die Diagonalen AC und BD, indem wir mit dem Auge die Llingen bis auf 0,1 mm genau ablesen. Hierauf berechnen wir das Produkt AC . BD der erhaltenen lahlen. Bei mehrrnaliger Wiederholung dieses Ver- 2 Kapitel 1. Grundbegriffe suches konnen wir uns davon iiberzeugen, d~ sich Ergebnisse sowohl untereinander als auch vom exakten Wert unterscheiden, der nach dem Pythagoraischen Lehrsatz gleich AC . BD = AC2 = AB2 + BC2 = 49300 mm2 ist. ~t man den Versuch von einer Gruppe von Leuten durchftihren, so sind die Unterschiede noch eindrucksvoller. Bereits ein so einfaches Me~gerat wie ein Lineal mit Millimetereinteilung hat einen ,,Apparaturfehler". Die Kanten und Fliichen des Lineals weichen namlich gering fiigig von idealen Geraden und Ebenen abo Die Striche der Millimeterskala lassen sich nicht in absolut gleichen Abstanden ziehen. A~erdem besitzen diese Striche eine be stirnmte Dicke. Bei einer Messung konnen wir daher ein Ergebnis nicht genauer erhalten, als es die Strichdicke erlaubt. Die Me~ergebnisse und Konstruktionen hangen also auch von den Eigenschaften der benotigten Instrumente abo Wir wenden uns nun der zweiten Quelle fUr Zahlen zu, der Ziihlung. 1st die Anzahl der abzuziihlenden Gegenstande klein und zeitlich konstant, so erhalten wir ein absolut exaktes Ergebnis. Aber kann man zum Beispiel behaupten, d~ am 31. Marz 1966 die Einwohnerzahl von Japan wirklich 101624894 betragen hat, wie sie vom Japanischen Justizministeriurn angegeben wurde? In Wirklichkeit schwankt doch die Einwohnerzahl eines Landes oder einer Stadt urn ihren eigenen Mittelwert (und zwar sogar wiihrend des Zeitintervalls, in dem die Ziihlung erfolgt), da stiindlich oder sogar injeder Minute Ein wohner ein-oder abreisen, geboren werden oder sterben. Auch mathematische Operationen kann man oft nicht fehlerlos durchftihren. Beirn Wurzelziehen, bei der Bestirnmung des Sinus, beirn Logarithmieren und auch beim Divi dieren (falls das Ergebnis sich nicht als Dezimalbruch ausdriicken la~t) kann man nicht immer absolut genau sein. Man sieht also, da~ exakte Zahlen sehr selten vorkommen. Am haufigsten fmdet man sie noch als KoeffIzienten bei verschiedenen mathematischen Ausdriicken und Formeln. Wir betrachten nun die andere Seite der Fragestellung. Benotigt man in der Praxis absolute Genauigkeit und welchen Wert hat ein angeniihertes Ergebnis? Wieder benutzen wir Beispiele. Jeder wird sich mit der Antwort begniigen, d~. der Zug bei moglicher Verfriihung oder Verspatung im Bereich von 15 s urn 10 h 47 min ankommt. Oblicherweise sagt man in so einem Fall urn 10 h 47 min ± 15 s. Diese Ant wort wird urnso mehr zufriedenstellen, als der Begriff der Ankunft des Zuges selbst eine Unbestimmtheit in sich triigt. Als Ankunft kann man den Zeitpunkt betrachten, in dem der Zug auf den Bahnsteig einfahrt, oder wenn die Lokomotive zum Stillstand kommt, oder wenn der letzte Wagen stehen bleibt, der sich auf Grund der Tragheit noch etwas weiter bewegt. Bei der Planung einer elektrischen Oberlandleitung oder einer Gasleitung wird nie mand die Abstiinde zwischen den Stiitzen auf Millimeter genau oder die Rohrdicke auf Mikrometer genau berechnen wollen. Die Saatgutmenge bemilit man in der Regel bis auf einige Kilogramm pro Hektar usw. 1. Einflihrende Bemerkungen 3 In der Technik und im Bauwesen fertigt man Einzelteile oder Bauwerke nur innerhalb einer bestimmten Genauigkeit, die durch die sogenannten Toleranzen definiert ist. Diese Toleranzen reichen von Bruchteilen von Mikrometern bis zu ganzen Millimetern oder Zentimetern oder sogar Dezimetern, je nach dem Material, den Gesamtausm~en und dem Verwendungszweck der Einzelteile oder Bauwerke. Bei bestimmten Ausm~en der Einzelteile hat es daher nicht den geringsten Sinn, die Berechnungen mit einer hohe ren Genauigkeit durchzufiihren, als notwendig ist. Zusammenfassend kommen wir zu dem folgenden Ergebnis: 1. Die Ausgangsangaben ftiT eine Rechnung sind in der Regel mit Fehlern behaftet, d. h. es handelt sich urn Naherungswerte. 2. Diese Fehler tibertragen sich, meist in gesteigertem M~e, auf die Rechenergeb nisse. In der Praxis sind keine exakten Angaben erforderlich. Man begntigt sich mit Resultaten mit gewissen erlaubten Fehlern, deren Gr6~e innerhalb gegebener Schranken liegen mu~. Bei den me is ten technischen Anwendungen liegen die zugelassenen Fehler im Be reich von 0,1 ... 5 %. Bei vielen wissenschaftlichen Problem en der heutigen Technik je doch liegen die zugelassenen Fehler im Bereich von Tausendsteln von Prozenten und darunter. Beim Start des ersten ktinstlichen Mondsatelliten von einer Zwischenumlauf bahn im Weltraum, der am 31. Marz 1966 erfolgte, mu~te man die zweite kosmische Anfangsgeschwindigkeit (vo ~ 11200 m/s) mit einer Genauigkeit von einigen Zentimetern pro Sekunde sicherstellen, da schon ein derartig geringfugiger Fehler einen sehr starken Einflu~ auf die Bahnparameter ausgetibt hatte. Die Apparatur hatte dadurch zu einem Sonnensatelliten statt zu einem Mondsatelliten werden konnen. Noch hohere Genauigkeit mu~te man bei der Berechnung und beim Bau eines gigantischen Synchrozyklotrons ge wahrleisten. Der Ringmagnet einer Anlage mit einem Durchmesser von rund 1,5 km mu~te zum Beispiel mit einer Genauigkeit bis auf Mikrometer berechnet, verfertigt und installiert werden. 3. Die geforderte Genauigkeit eines Resultats kann man nur dann gewahrleisten, wenn die Ausgangsdaten hinreichend genau sind und wenn man alle Fehler in Betracht zieht, die durch die Rechnung selbst entstehen. 4. Rechnungen mit Naherungszahlen fUhrt man naherungsweise aus und versucht bei der L6sung jedes konkreten Problems, den Aufwand an Arbeit und Zeit minimal zu halten. Die Regeln und Gesetze der Arithmetik gelten nur unter der Voraussetzung, d~ alle Zahlen genau sind. Wenn man daher eine Rechnung mit Naherungszahlen nach den tiblichen Verfahren durchfUhrt, so vergeudet man viel Zeit ftiT das Auffinden von (bei der moglichen Genauigkeit) unn6tigen Ziffern und erzeugt einen falschen Eindruck von Genauigkeit, die in Wirklichkeit nicht vorhanden isLA. N. Krylow zum Beispiel, der Begrtinder der Theorie der Schiffe, dem man auch die erste systematische Darstellung der Naherungsrechnung verdankt, hat eine gro~e Anzahl von Berechnungen bei der Pla nung von Schiffen tiberprtift und festgestellt, d~ manchmal bis zu 90 % der Rechenarbeit tiberfliissig war.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.