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Nordamerika, vorzüglich Texas im Jahre 1849. Reisebericht PDF

287 Pages·1850·10.971 MB·German
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Nordamerika vorzüglich Texas im Jahre 1849. Reisebericht von W. Steiners. Ein Buch für Auswanderer, besonders für Auswanderungslustigs....' SubseriptionspreiS 2« Sgr. Ladenpreis 1 Thlr. KerUn. K. W. Kröger'S Verlagshandlung. (Schönhauser All» Nr. 2.) 1850. PUBLIC LIBRARY 480768 ASTOR,LENOX AMB TILDEN FOUNDATIONE. R . LE. Pritet,ehe IhrMandelt. Dir Neise von Kerlin nach Vew Vrlean«. Berlin, den 27. März 18«. ist nicht mehr Traum, es ist Wirklichkeit. Wir sind getrennt auf längere Zeit. Der Mann ist geschieden von seinem Weibe, der Vater von seinen Kindern. Und warum? Um Europamüden eine neue, bessere Heimath zu suchen. Jst auch der Auftrag ein erhabener, mir willkom mener, so doch die Trennung eine bittere. — Jedoch wozu die Klagen, da eine höhere Hand die Geschicke leitet. Frisch also an's Werk, die Gegenwart fest gehalten und entschieden gehandelt. Bald sind die wenigen Monate vor' über und für immer bin ich dann der Eure. Glück auf! Damit jedoch daheim Jhr wißt, was der Wanderer ^ täglich treibt, so seien diese Blätter zum Vermittler zwischen uns bestimmt. Sie mögen zeugen von dem, was das ^ Herz empfindet, die Seele bewegt. Heut am 27. März, ^x, am Tage des Scheidens, sei der Anfang gemacht. Sind » aber die Fluthen liberwunden, so leset Jhr, wie überstanden ^ die Seereise mit allen ihren An? und Unannehmlichkeiten. Bis zu dieser Zeit seid ruhig. Vertrauet Gott und gedenket der bessern Zukunft. Kehret Euch nicht an das Gerede der großen Menge. Erholet Euch im Kreise trauter, geprüfter Freunde. Denkt, jeder Tag, der jetzt verfließt, bringt uns näher. Lasset die Schmerzen der Trennung und pflanzet in die Kinder den Keim zu tüchtigen Christen; zu Christen, die ihre Ehre nicht im Schelten und Verleumden, sondern im Lieben suchen; zu Christen, die nicht nm den Buchstaben zanken, sondern den Geist erfassen. Berlin, den 28. März 1849. Nur noch ein .Tag, und auch dcr Kreis der Freunde in Berlin ist verlassen. Es wird ein schwerer Augenblick werden, den so vielen guten Leuten Lebewohl zu sagen. In unserer Wohnung sieht es recht munter aus. Leer gebrannt ist die 'Statte. Die Kisten bilden die MiM. Sie sind uns Stuhl'und Tssch. ' Ein alter Topf istKaffee tasse, Wasserbecher und Bierglas. Geschlafen wird auf den Dielen. Wahrlich, eine gnte Vorbereitnng auf Texas. Der Tag verging heut sehr schnell. Es gab der Ar beit viele. Jch war froh und frisch. Jhr werdet freilich den Tag, dei, ersten der Trennung, wohl weniger froh ver lebt haben. Jedoch ich hoffe, Jhr werdet Euch bald in das Unvermeidliche finden und mit Würde die Fügungen Gottes ertragen. - ^ Berlin/dm S». März 1849. Gestern Abend verlebte ich einige Stunden im Kreise unserer jungen Lnckenwalder. Sie verflossen schnell unter sinnigen. Gesprächen und belebten mich mit'neuer Hoffnung für die Zukunft. — Bewährte Freunde, Freunde, 'die auch zur Zeit der Verfolgung treu bleiben, sind besonders in 'der Stunde des Scheidens eine große Wohlthat. — 3 Nun auch Zhr habt dergleichen. — Jst ihre Zahl auch gering, so ist jeder Einzelne um so fester, um so zuver lässiger. Derletzte Abend in Luckenwalde zeigte dies deutlich. Die Augenblicke drängen sich. Nur wenig vermag ich zu schreiben. , Jst auch gar zu leer hier oben.. Auch die Kisten haben uns verlassen. Der alte Tops, der Koffer und das Gewehr sind nebst M . . und Z die einzigen Gesellschafter. Um «4 Uhr soll ich auf dem Potsdamer Bahnhofe sein. Dies ist mir nnlieb. Jch wollte den Abend — der Zug geht erst um 10 Uhr — noch im Kreise , der Freunde verleben. Dies ist ein Strich durch die Rech nung. Doch der Wanderer fügt sich. Wird wohl noch so maucher Strich sich einschmuggeln. Ein Spaß: So eben schickt der Baumeister B . . . ch ein Vergrößerungsglas, nnd wozu? Um die Muskiten in Texas zu beobachten. Ein schönes Geschäft! Lebt wohl. . ÄZon Bremen mehr. - , , B«men, den ZN. März, Abends. Da sitz' ich denn in dem Freistaate Bremen, 50 und mehr Meilen von Euch. Kann's nicht mehr hören, wie die Marie Papa ruft, — Papa, so laut, daß an der Rath hausecke man es hören konnte. Kann nicht mehr weilen unter den Freunden; bin geschieden, — geschieden, das Wort in seiner ganzen Bedeutung. Da ist denn wobl Traurigkeit eingekehrt? Nicht also. Freude ist da. Freude darüber, daß das Wiedersehen um einen Tag näher gerückt ist, daß schon mehr denn 50 Meilen von dem langen Wege zurückgelegt sind. Freilich, in diese Freude mischt sich ein Gefühl, das anderer Natur ist. Jedoch wozu das Reden, Jhr wollt hören, wie es bis hierher gegangen ist. Recht, so! Jch folge nnd «de. Gestern schon meldete ich, daß I * 4 ich um LH Uhr auf dem Bahnhofe sein sollte. Ich that alles Mögliche, um nicht so früh gehen zu müssen, allein «S ließ sich nicht ändern, um so weniger, da mein Fracht- zettel mit den übrigen Papieren zur See gegangen war. Es blieb nichts übrig, als zum bösen Spiel gute Miene jn machen und abzufahren. Bald waren die wenigen Sachen in der Droschke und :e. St. fuhr davon. Der „Miene" aber schien die Sache so unerwartet zu kommen, daß sie es gar nicht begreifen konnte, wie sie mich so schnell los werden sollte. Vor Z . . . . ck wurde noch Halt gemacht, ein Kuß und fort war ich auch hier. — Auf dem Bahnhofe war es höchst langweilig. Erst gegen 9 Uhr war ich abgefertigt. Als ich so da schwitzte, kamen plötzlich mehrere Droschken angerumpelt, ich sah mich um, und siehe, ein halbes Schock Freunde stehen um mich. Das war eine Wohlthat. Es waren die Braven von jenem Sonntage. Professor M n war auch da. Später kam auch E ch mit den Söb"«, von M. — Meh rere Male wurden Gespräche angeknüpft, allein sie wollten nicht munden. Jmmer und immer wieder ging der Faden verloren. Da läutete es. Welcher Augenblick! Welcher Ernst! Wie vielHände, so warm und so fest! Wie viel Mal: Lebe wohl! Lebt wohl! So hier. — Jn kleiner Entfernung eine andere Gruppe. Einer der Ge fährten — der Maurermeister F. nimmt Abschied von Frau und Kindern. — Die Loeomotive pfeift! — Der Händedruck erneut sich. Das Lebewohl wird dumpfer. Die Wagen rucken. Lebt wohl! wohl! Gott geleite Euch!! Es war auch hier geschieden. Ehe die Freunde in ihrer Behausung, waren wir schon in Potsdam. In dem Wagen selbst herrschte nächtliche Stille. Jeder hing seinen Gedanken nach, undMehreren tan, Bater Schlaf zur Hülfe! Jn Potsdam erwartete uns W. B. — Wenige Worte, ein Händedruck und fort waren wir auch von hier. Um 1 Uhr Nachts hielt derZug in Magdeburg. Eine Tasse Kaffee ermunterte die Schlafenden. Folgende Ge schichte aber brachte neues, reges Leben in die Reisenden. Ein altes Mütterchen hatte sich mit uns inden Wagen gesetzt und ein Packet unter die Bank gesteckt. Der Eisen bahnbeamte wollte mit ihrem einfachen Billet nicht zufrieden sein. „Das Kind muß auch ein Billet haben," sagte er. Da wir kein Kind sahen, wunderten wir uns ob der For derung. Die Frau aber begann weinend: Lassen sie doch, lieber Herr, das Kind nimmt ja keinen Platz ein, es liegt da unter der Bank ganz gut, ich habe keinen Dreier mehr, und wo soll ich Nachts 1 Uhr hin, wenn sie mich nicht mitnehmen. Lassen sie liebes Herrchen, lassen sie nur, dai Kind liegt ganz gut, es wird nicht erfrieren. Der Eisen- bahnbeamte befahl das Kind hervorzuziehen. Ein strammer Junge von 3 Jahren kam hervor gearbeitet. Alles dachte, nur Frau und Junge weinten. „Wie alt ist der Knabe," fragte der Beamte. DreiJahr, stammelte die Frau. „Ja, da kann ich nicht helfen, ich dachte, er wäre,noch nicht zwei Jahre," erwiderte jener. Die Frau hatte den Wink nicht verstanden und ihre Ehrlichkeit wurde durch den Be fehl: Aussteigen! belohnt. Die Mitreisenden waren klüger. Sie schrieen: Frau, das war versprochen, der Junge kann doch noch nimmermehr 2 Jahre alt sein, 1^ Jahr ist er höchstens. Die. Frau bestätigte in ihrer Angst das Urtheil der Uebrigen. Ja, ja, ich habe mich geirrt, begann sie, das Kindchen wird erst zu Michaelis 2 Jahre. Allgemeines Gelächter und der fortgesetzte Befehl: Aussteigen! folgte 6 diesem Widerrufe. Einer der Mitreisenden zog seineBörse, die Andern folgten, und die Frau fuhr mit uns. Durch diesen Zwischenfall war es lebendig geworden. Man naherte sich gegenseitig, und alsbald ergab sich, daß der Wagen nur Auswanderer enthielt. Jn der Nähe Braunschweigs wurde es Tag. Die Gespräche wurden leb: hafter. Ein Mann in einer Blouse antwortete auf die Frage: Wohin, Landsmann? GeradenWegS nach Califor- nien, in's Goldland. Allgemeine Freude. Califormer war er sofort getauft. 7 Uhr Morgens waren wir in Braun- schweig. Der Californier hatte kein Bittet. Sein Schwa ger war ihm mit demselben in Magdeburg abhanden gekom men. Er schlug sich durch. Hinter Hannover traf er den Verlorenen, der mit einem früheren Zuge abgereist war. Auf demselben Bahnhofe erwartete mich E. Hermann. Er ist noch der Alte. Mittags 2 Uhr hielt der Zug in Bremen. Der Bahnhof wimmelte von Auswanderern. Preußen, Hessen, Baiern ie. bewegten sich bunt durch ein ander. Noch bunter aber wurde die Gesellschaft durch die hinzuströmenden Bremer. Unter letzteren zeichneten sich die Gasthausbesitzer und ihre dienstbaren Geister aus. „Wollen Sie in's schwarze Roh?" „Belieben Sie in 3 Kronen?" „Wohin befehlen Sie?" „Mein Herr, hier ist meine Karte, kommen Sie'zumir." „Billig und gut, weither Herr, ist es in ie." „Fahren Sie mit mir, das Hotel !e. ist gut und neu eingerichtet." „Mein Gasthof liegt hart an der Eisenbahn, für die Güte und Billigkeit sage ich gut." „Lieber Herr, würden Sie nicht vorziehen, nahe dem Landungsplatze zu wohnen?" - , „Sollte es Ihne» nirgend« gefallen, ss belieben Sie bei mir vorzusprechen, hiev ist meine Karte ie. Jn diesen, lange n«ch nicht erschöpften Redensarten, ergossen sich die Gasthansbesitzer und ihre Gesandten. Wir folgten einem dicken Herrn. Nahe an der Eisenbahn ist uns're Wohnung. Für 20 Sgr. täglich Wohnung und Kost. Durch näheres Prüfen der Gasthäuser fanden wir, daß man noch billiger und besser leben könne. Bei Herrn Burghardt in der Wachtstraße Nr. 9, nahe an der Weserbrücke, schien es uns gut. Herr Burghardt ist ein sehr gefälliger, für seine Gäste sehr besorgter Mann. Blöde darf man aber nicht sein. Für I5 Sgr. täglich hat man Wohnung und gute Kost. Morgens Kaffee und Weißbrod, zum zweitenFrühstück eine Tasse Bouillon und Brod, guten Mittagstisch, Kaffee und gutes Abendbrod. Herr Scheurig aus Berlin hat hier 14 Tage gewohnt und es gut ge funden. Morgen mehr. Für heut gute Nacht. ' ,-, / Bremen, den 31. Marz 1S4». Es geht gut. Bremen ist eine schöne Stadt mit vie len freundlichen Anlagen. Die großen Mühlen mitten in , derselben geben ihr ein recht eigruthümlichesAnsehen. Das alte Rathhaus und die angrenzenden Kirchen flößen Ehr furcht ein. Die Weser ist mitFlußschiffen besetzt. Jn den Straßen kreuzen die Auslüanderer aller Art. Die Reise gefährten sind wohl auf und kaufen fleißig zur Reise ein. Bei Sturm, unweit Wiechelhausen, wird man gut bedient. ' (Siehe unterm 8. Mai.) ..-.:,:.- , Um aber hier einkaufen zu können,,müßt Ihr mit dem hiesigen Gelde vertraut sein:> ,< ',, 1 Thlr. pr. hat 63 Grete, 1 Grote ungefähr 5 Pf. Letzteres ist die kleinste Münze. 8 2 gGr. sind beim Einkauf — S Grote. 4 gGr. rechnet man aber nur — 10 Grote, auch ll. 8 gGr. sind aber immer 21 Grote. Spricht man hier von einem Thaler, so meint man I Thlr. Gold 72 Grote. Bremen, den I. April. Noch sind wir hier, und waren wir nicht etwas fest aufgetreten, so könnten wir noch lange hier liegen. Meh rere, die zum Isten abgehen sollten, müssen bis zum l5ten warten. Man darf hier nicht blöde sein. — Das Wetter ist angenehm. Gestern Abend haben wir unsere Kisten vom Bahnhof geholt. Es war eine tüchtige Arbeit. Jetzt liegen sie im Flußschiffe, mit dem sie nach Bremerhafen gehen sollen. Zwei von uns bewachen ab wechselnd die Sachen. Jch eile, um Posten zu stehen. Lebt wohl!, ' Dampfschiff zwischen Bremen und Bremerhafen, den S. April. So geht es abermals dahin. Die Wache ist über standen. Sie war gerade nicht angenehm. Jch gehe als Vorposten nach Bremerhafen, um auf dem Schiffe Quar tier zu machen. Es ist Muße genug, um ein paar Zei len zu schreiben. Es ist herrliches Wetter, sausend fährt das Dampfschiff dahin. Auf dem Schiffe befinden sich fast nur Auswanderer, die in der verschiedensten Weise in Ame rika ihr Glück, zu machen gedenken. Meist sind es Frauen; denn die Männer gehen zum großen Theile mit dem Fluß schiffe, in dem die Kisten sich befinden. Meine Gefährten fahren ebenfalls auf dem Flußschiffe; denn das Gepäck darf k,ine» Augenblick auS den Augen gelassen

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