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Ninth Symphone (score) PDF

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OSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK IN WIEN ANTON BRUCKNER S.AMTLICHE WERKE KRITISCHE GESAMTAUSGABE HERAUSGEGE13EN VON DER GENERALDIREKTION DER OSTERREICHISCHEN NATIONALBIBLIOTHEK UNO DER INTERNATIONALEN BRUCKNER-GESELLSCHAFT lJNTER LEITlJNG VON LEOPOLD NOWAK °I MUSIKWISSENSCHAFTLICHER VERLAG DER INTERNATIONALEN BRUCKNER-GESELLSCI-IAFT WIEN OSTERREICHISCHE NATION ALB IBLIOTHEK IN WIEN ANTON BRUCKNER SAMTLICHE WERKE BAND IX IX. SYMPHONIE D-MOLL ( 1. SATZ - SCHERZO & TRIO - ADAGIO) STUDIENPARTITUR KRITISCHE NEUAUSGABE UNTER BERUCKSICHTIGUNG DER ARBEITEN VON ALFRED OREL UNO LEOPOLD NOW AK VORGELEGT VON BENJAMIN GUNNAR COHRS MUSIKWISSENSCHAFTLICHER VERLAG DER INTERNATIONALEN BRUCKNER-GESELLSCHAFT WIEN 2000 ANTON BRUCKNER IX. SYMPHONIE O-MOLL (1. Satz, Scherzo & Trio, Adagio) kritische Neuausgabe von Benjamin•Gunnar Cohrs (2001) CORRIGENDA a) in Partitur und Stimmen Seite Takt Instrument 18 129 Viol. 1 & 2, Via. Ve., Kb.: Tilge// 20 141 1. Ob.: erganze b vor dem 5. Achtel. 3. Trp.: erganze Aufloser vor dem 2. Viertel (vergl. T. 140). 43 315 1.2. Hrn.: erganze [cresc.] 56 388-390 Ve., Kb.: erganze klein gestochene Tenuti aufallen Triolen-Achteln. 64 445 T.-Pos.: korrigiere letztes Viertel vongis zufis. 77 534 Viol. 1: ergiinze m/unter dem ersten Triolen-Achtel. 123 139 1. -4. Hrn.: erganze cresc. b) in den Stimmen allein 1. Oboe 1. Satz, T. 115: fehlen alle Vorzeichen hinter dem Violinschlilssel. 2. Fagott 2. Satz, Scherzo, T. 195-198: versehentlich als Stichnoten gesetzt. 1. Horn 3. Satz, T. 58: fehlt Vorzeichen b vor letzter Note (=des; vergl. T. 57). NOTABENE In T. 62 hatte das Ve. urspriinglich eine ganze Note Tremolo ale zu spielen; dann hat Bruckner nachtrlig lich daraus eine punktierte Halbe gemacht, das letzte Viertel d nachgetragen und das 1. und 2. Fag. ent sprechend angeglichen. Im 6. Hm., das das urspriinglich durchgehaltene a verdoppelte, fehlt aber diese An gleichung. AuBerdem hat Bruckner unverstiindlichcrweise die beiden Ganztaktpausen im 3. Fag. in T. 6lf ausrasiert und den Orgelpunkt d der Pk. ab dem dritten Takt damit verstarkt. Dies macht aber stimmfilh rungstechnisch wenig Sinn, zumal das 3. Fag. das 7. & 8. Hm. mit ihren vorauseilenden d-Oktavspriingen deckelt. Da Bruckner Parallelstellen in Exposition der Reprise oft gemeinsam revidierte und beide entspre chenden Partiturbogen vor sich liegen hatte, kam es ofter zu Verwechslungen. Dies konnte auch hier der Fall sein, denn die Verstiirkung des Grundtons der Pk. durch das 3. Fag. machte wesentlich mehr Sinn vor der Reprise des Hauptthemas. Dort ki:innte es den in der Tat nur zwei Takte zuvor in T. 331 einsetzenden Paukenwirbel sinnvoll decken. (Fur meine eigenen Auffiihrungen der Neunten babe ich eine Retusche vorgenommen und lasse in T. 62 das 6. Hm. wie 1. und 2. Fag. spielen, das 3. Fag. in T. 61/62 ganz schweigen, sodann in T. 329-332 nur das 2. Fag. spielen, das 3. Fag. in T. 329fpausieren und in T. 33lf mit dem ausgehaltenen d hinzutreten.) · Mitteilungen aufinerksamer Benutzer beziiglich weiterer etwaig iibersehener Fehler in Partitur und Stimmen nimmt der Musikwissenschaftliche Verlag gem entgegen. Bremen, im Januar 2003, Benjamin-Gunnar Cohrs Die Notenseiten wurden unter Verwendung des Notentypographieprogrammes SCORETM (Passport Designs, Inc., Half Moon Bay, CA 94019, USA), die Textseiten unter Verwendung des Textverarbeitungsprogrammes Microsoft Word 97™ auf einem IBM-kompatiblen Pentium™ 120 PC erstellt. Die Druckvorlagen der Notenseiten stellte das Adelaide Bureau, Adelaide, SA 5000, Australien, unter Verwendung eines Linotronic 200 P-Lichtgerates her. Die Druckvorlagen der Textseiten wurden unter Verwendung eines Okipage l 2iTM Laserdruckers erstellt. Ftir Layout, Redaktion sowie Notentypographie verantwortlich: B & L Music, 1209 Lower North East Road, Highbury, SA 5089, Australien. ISMN M -50025 -214 -6 <D COPYRIGHT 2000 BY MUSIKWISSENSCHAFfLICHER VERLAG, WIEN PRINTED IN AUSTRIA EIGENTUM DES VERLEGERS FUR ALLE LANDER NACHDRUCK VERBOTEN, AUFFUHRUNGSRECHT VORBEHALTEN DRUCKEREI MAYER & COMP., GERHARDUSGASSE 23, A-1200 WIEN [,,DEM LIEBEN GOTT"] INHALT VORWORT .........•.................................................. Seite VII ZUR EDITION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite XIII FOREWORD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite XVI CONCERNING THIS EDITION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite XXII BESETZUNG /INSTRUMENTATION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite I I. SATZ (Feierlich; misterioso) ............................................ Seite 3 SCHERZO (Bewegt; lebhaft) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 82 TRIO (Schnell). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite I 11 ADAGIO (Langsam; feierlich) .. .,. .................................. ....... Seite 135 ANMERKUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 194 NOTES ............................................................... Seite 204 ABKURZUNGEN /ABBREVIATIONS ... ....................... ......... ....... Seite 214 VORWORT W ENN auch im Manuskript jeder Hinweis auf eine Widmung fehlt, ist <loch stichhaltig iiber liefert, da/3 Bruckner seine Neunte Symphonie ,dem lieben Gott' zugedacht hatte. Damit hat er sich offenbar nicht nur ungeheurem Erfolgsdruck ausgesetzt; die Neunte entstand auch im BewuBtsein einer letzten Moglichkeit, sich der Nachwelt mitteilen zu konnen: Bruckner konzipierte sie als opus summum, als letzte Synthese aller Errungenschaften seiner Kunst. Dabei her auskommen sollte schlief31ich ein Werk, das in seinen tonalen Freiheiten und harmonischen Kiihnheiten die Briicke ins 20. Jahrhundert schlagt, hin zu Mahler, Schonberg, Ligeti und Varese. Doch die Sym phonie blieb unvollendet-ihr weitgehend komponiertes Finale konnte Bruckner nicht mehr fertig in strumentieren; iiberdies wurde <lessen Autograph-Partitur nur fragmentarisch iiberliefert. Bereits am 12. August 18871), nur zwei Tage nach Vollendung der Achten, begann Bruckner die Arbeit an der Neunten. Er war in vorlaufiger Partitur bereits ans Ende der Exposition des Kopfsatzes gelangt, als ihn am 16. Oktober die Ablehnung der Achten <lurch den Dirigenten Hermann Levi sehr traf Daraufhin re vidierte er die Erste, Dritte, Vierte und Achte Symphonie und sah sogar noch einmal die annullierte d moll-Symphonie, die Zweite, das friihe Requiem und etliches andere <lurch. Diese Arbeiten lief3en sich freilich auch im Sinne ta.tiger Werkschau fiir die Neunte deuten, denn erhaltene Datierungen zeigen, da/3 Bruckner daran arbeitete, wann immer er konnte. Der vollstandige Particellentwurf von Scherzo und Trio entstand bereits am 4. Janner 1889, und als er im Februar 1891 schlief31ich die Ausarbeitung des Kopfsatzes in Angriffnahm, hatte er wohl schon weitgehende Vorstellungen vom Ganzen entwik kelt: Der Komponist Jean Louis Nicode berichtet, Bruckner habe ihm bei einem Besuch (wohl Marz 1891) aus alien vier Satzen vorgespielt. Von Marz bis Juni 1892 entstanden iiberdies der 150. Psalm und Das deutsche Lied, <loch am 14. Oktober 1892 war ein Zwischenstadium des Kopfsatzes abge schlossen. Anschlief3end stellte Bruckner bis zum 27. Februar 1893 das Scherzo vorlaufig fertig; es enthielt ein Trio mit obligatem Viola-Solo, das er aber wiederum verwarf ( die urspriingliche Skizze war schon im August 1889 im neuen Trio zur Achten aufgegangen). Am 2. Janner 1893 begann Bruckner Entwiirfe zum Adagio, legte sie aber im April wieder beiseite, um den symphonischen Chor Helga/and zu komponieren. Nach <lessen Beendigung am 28. August 1893 stellte Bruckner zunachst die ersten beiden Satze ganz fertig und schlof3 den Kopfsatz am 23. Dezember, das Scherzo mit dem letztgiiltigen Trio am 15. Februar 1894 ab. Mit dem Adagio hat Bruckner intensiv gerungen, wie die oft miihselig und mit zittriger Hand geschriebenen Seiten zeigen. Bis zum 30. November 1894 komponierte er in einer gewaltigen Kraftanstrengung die Partitur. Die Folge war eine schwere Rippenfellentziindung, die ihn fiir ein halbes Jahr ans Bett fesselte und dem Tode so nahe brachte, da/3 man ihm im April 1895 schon die Sterbesakramente besorgte, <loch danach erholte sich Bruckner auffallend schnell. Am 24. Mai 1895 zeigt sein Kalender den Vermerk: ,,1.m•I Finale neue Scitze". Er arbeitete nun mit seiner ganzen verbleibenden Kraft daran. In nur knapp drei Wochen war die Exposition skizziert, wenig spater schon mehrfach durchgearbeitet und instrumentiert; am 16. Dezember 1895 war rnit dem Beginn der Hauptthemenfuge bereits die Mitte der Partitur erreicht; vom 19. bis 22. Mai 1896 skizzierte er sogar Teile der Coda.2) Etwa zur gleichen Zeit erschien in Zeitungen in Linz und Wien ein Bericht, demzufolge Bruckner ,,den Schluf3satz seiner IX. Symphonie vollstandig skizziert" habe. Bis Juni 1896 diirfte er im ersten Stadium (Streicher in Tinte, Instrumentations-Hinweise) bis an das Satzende gelangt sein. Diese iibergrof3e Kraftanstrengung konnte, wie bereits Ende 1894, auch der Grund fiir die schwere Lungenentziindung gewesen sein, an der Bruckner im Sommer 1896 iiberra schend erkrankte. Davon erholte er sich zwar noch einmal korperlich und versuchte im August, am Fi nale weiterzuarbeiten (letzte Daten in der Partitur). Seine geistigen Krafte erlahmten jedoch, und als er am 11. Oktober 1896 starb, war er weder zur Beendigung der Instrumentation des Finales noch zu ei ner abschlief3enden Durchsicht der gesamten Symphonie gekommen-ein Befund, den die jiingsten Quellenforschungen emeut bestatigt haben. I) Erstes erhaltenes Datum in den Skizzen, also nicht wie friiher angenommen am 21. September. 2) Vgl. Autograph-Partitur des Finales (A.-P.), herausgegeben von John A. Phillips, S. 139-142. VIII IX. SYMPHONIE (1. BIS 3. SATZ) Unglticklicherweise war Bruckners Wohnung im SchloB Belvedere leicht zugiinglich, und die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich rasch. Bevor das Sterbezimmer versiegelt werden konnte, batten sich schon, wie sein letzter Arzt Dr. Richard Heller berichtete, ,,Befugte und Unbefugte wie die Geier auf seinen NachlaB" gestiirzt und zahlreiche Manuskripte gestohlen. Auch die NachlaBver walter begingen Versiiumnisse. Es wurde keine Inventarliste aufgenommen, und erst am 18. Oktober wurden die Manuskripte gesichtet. Das Protokoll verzeichnete insgesamt noch 75 erhaltene Partitur bogen zum Finale, die-zum Tei! in mehrfacher Ausfertigung-von ,,l." bis ,,36." durchnumeriert waren. Joseph Schalk wurde damit beauftragt, ,,den Zusammenhang dieser Fragmente zu erfor schen", kam seiner Aufgabe aber nie nach, und als er am 7. November 1900 starb, wurden sie still schweigend von seinem Bruder Franz iibernommen. Im Jahr 1911 lieh Max Auer die Finale-Manu skripte von Schalk aus und untersuchte sie griindlich, <loch auch er konnte seine Ergebnisse nicht umfassend dokumentieren. Etwas spiiter begannen verloren geglaubte Manuskripte vereinzelt wieder aufzutauchen: Die Wiener Stadt-und Landesbibliothek (StB) kaufte 1914 vier Bogen zum Finale von der Witwe des spiiten Bruckner-Jungers Cyril Hynais; 1916 schenkte Max Graf einen wichtigen Par titurbogen der Wiener Akademie fiir Musik und darstellende Kunst. Nach dem Tod Lowes im Jahr 1925 verkaufte seine Witwe Amalie Manuskripte zur Neunten an die Wiener Stadt- und Landes biblitohek. 1931 starb auch Franz Schalk; seine Witwe Lili verkaufte 1933 zahlreiche Manuskripte an die PreuBische Staatsbibliothek Berlin sowie 1939 einen gr6Beren Tei! der Finale-Manuskripte an die Osterreichische Nationalbibliothek, Wien (ONB). Der Berliner Bestand wurde 1944 nach GruBau in Schlesien ausgelagert und tauchte schlieBlich erst Mitte der Siebziger Jahre in der Krakauer Biblioteka Jagiellonska wieder auf. Heute sind Manuskripte zur Neunten Symphonie weltweit verstreut und liegen in sieben Bibliotheken unter mehr als dreiBig Signaturen sowie in Privatbesitz. Die Zahl der erhaltenen autographen Notenseiten zur Neunten ist um ein Vielfaches gr6Ber als bei den meisten anderen Symphonien Bruckners. Eine Gesamtdarstellung wiirde den Rahmen eines Revisionsberichtes bei weitem iiberschreiten. Aus diesem Grund wurde bereits 1930 Alfred Orel, Mit-Herausgeber der Kritischen Gesamtausgabe, nicht nur mit der Herausgabe der Partitur und Stimmen, sondern auch eines Studienbandes Entwilrfe und Skizzen zur IX. Symphonie betraut. Ein betriichtlicher Tei! des Materialbestandes aus Privatbesitz und der PreuBischen Staatsbibliothek Berlin war Orel jedoch nicht bekannt oder nicht zugiinglich. Daruber berichtete Leopold Nowak:3) ,,In den Entwilrfen und Skizzen verwirklichte sich auch zum ersten Mal die Absicht der Bruckner Gesamtausgabe, alle zu einem Werk vorhandenen Skizzen mitzuteilen." Erst nach dem Erscheinen wurde jedoch den Herausgebem bekannt, ,,daB in der PreuBischen Staatsbibliothek noch Skizzenmaterial zur Neunten vorhanden sei. Orel war dies entgangen, und so muBte seine Bearbeitung der Entwiirfe, an der auch noch manches andere auszusetzen war, als unvollstiindig bezeichnet werden. Mit Riicksicht darauf, daB ein Bekanntwerden dieser Umstiinde dem eben so giinstig begonnenen Unternehmen schaden konnte, beschloB man, die Neubearbeitung <lurch Orel auf einen spiiteren Zeitpunkt zu verschieben."4) Die Neunte war 1934 die erste Symphonie, deren Partitur in der Gesamtausgabe erschien. Seitdem sind jedoch zahlreiche weitere Quellen ans Licht gekommen. Erschwerend kommt hinzu, daB Nowak nach dem Zweiten Weltkrieg aus unterschiedlichen Grunden zuniichst nur korrigierte Nachdrucke der bereits von Orel und Haas vorgelegten Partituren herausbringen konnte; auch die Neunte konnte 1951 nur als korrigierter Reprint der Orel-Partitur erscheinen, und an eine Neuauflage der von Nowak bereits 1935 korrigierten Entwilrfe und Skizzen war lange Zeit gar nicht zu denken. Er muBte deshalb auch die stehengebliebenen Vorsichts-Vorzeichen entschuldigen: ,,Die vorliegende 2. Ausgabe verglich den Druck neuerdings mit dem Original und verbesserte einige Druckfehler. Sie muBte allerdings aus technischen Grunden die in der 1. Ausgabe stehengebliebenen iiberfliissigen Versetzungszeichen bei- 3) Leopold Nowak, ,,Die Anton Bruckner Gesamtausgabe. Ihre Geschichte und Schicksal," in: Brucla,er-Ja/zrbuc/1 1982/83 (Linz 1984), s. 37. 4) Zur Ehrenrettung Orels sei angemerkt, daB der Band E11twilrfe und Skizzen bereits stichfertig vorlag, als 1934 in letzler Minute der GroBteil des Finale-Bestandes tiberhaupt erst zugiinglich wurde. In aller Eile muBte daraufhin der ganze Abschnill zum vierten Satz bedeutend erweitert und neu gestochen werden. Erst nach dieser Umarbeitung wurde auch noch die Existenz des Materials in Berlin bekannl. Vor diesem Hintergrund dtirfte die Entscheidung, eine neuerliche Korrektur zu verschieben, noch verstiindlicher werden. VORWORT IX behalten. Wenn damit auch den geltenden Stichregeln nicht entsprochen wird, so mag es dennoch nicht als abwegig empfunden werden, wenigstens an einem Werk Bruckners eigenartige Notierungsweise vollinhaltlich aufzuzeigen." Leopold Nowak selbst hatte die Absicht, sich noch einmal giiindlich mit den Quellen zur Neunten zu befassen und seine hingebungsvolle Arbeit mit dem Revisionsbericht und einer Neuausgabe der Entwii,je und Skizzen abzuschlief3en. Er kam jedoch selbst nicht mehr dazu. Anlaf3lich der beiden Bruckner-Jubiliien vor der Jahrtausendwende, aber auch aufgrund vielfaltiger neuer Erkenntnisse entschlof3 sich die Gesamtausgabe stattdessen zu einem umfangreichen Projekt. Erschlossen wird das gesamte Material der vier Siitze in separaten Studienbiinden, die Orels Entwii,je und Skizzen ersetzen bzw. ergiinzen. Dariiber hinaus legte John A. Phillips bereits 1994 noch im Auftrag Nowaks die nach den erhaltenen Quellen erschlossene Autographpartitur des Finalefragmentes vor; 1996 folgte eine Faksimile-Ausgabe aller zugiinglichen Manuskripte zum Finale. Dadurch kann abweichend von den bisherigen Gepflogenheiten der Gesamtausgabe-zur Partitur der Neunten Symphonie ein von Bruckners Skizzen und Vorarbeiten weitgehend unbelasteter Revisionsbericht erscheinen. Zur Quellenlage Die Quellenlage scheint auf den ersten Blick unproblematisch, denn im Gegensatz zu beinahe alien iibrigen Symphonien existieren zur Neunten aus Lebzeiten Bruckners keine Druckvorlagen, vollstiin dige Partiturabschriften oder Stimmensiitze. Es liegen allein die Autograph-Partitur der ersten drei Siitze (ONB Mus. Hs. 19.481, nachfolgend abgekiirzt AP) sowie eine Abschrift des ersten Satzes vor, die Bruckners letzter Sekretiir Anton Meif3ner wohl 1895 angefertigt hat (ONB Mus. Hs. 29.305, nachfolgend abgekiirzt AS).5> Ausnahmsweise ist aber der grof3te Tei! der Vorarbeiten erhalten. Dieser Bestand wurde fiir diese kritische Neuausgabe noch einmal untersucht. Als besonders wichtig erwiesen sich dabei jene Partiturbogen, die Bruckner bei grof3eren Korrekturen ausgesonclert und spater durch neue ersetzt hat. Zurn Scherzo sind keine mehr erhalten; die wenigen zum Adagio erwiesen sich als weitgehend irrelevant; zum Finale teilen Autograph-Partitur, Faksimile-Ausgabe und Studienband alle Einzelheiten mit. Zurn Kopfsatz liegen jedoch gleich zwei Serien ausgeschiedener Bogen vor: Die erste vom Herbst 1887 enthiilt bereits den musikalischen Verlauf der Exposition (zehn Bogen in Krakau und Wien). Die zweite Serie dokumentiert ein bereits von Orel erkanntes Zwischenstadium vom Oktober 1892. Zehn Bogen davon befinden sich in der Wiener Stadt-und Landesbibliothek (StB M. H. 4189). Insbesondere auS ihrem Vergleich mit dem letzten Stadium konnten wichtige Erkenntnisse zur Genese des ersten Satzes gewonnen und manche fragwiirdigen Stellen entschieden werden, denn Bruckner vergaf3 ofter Noten, Binde-und Haltebogen, Dynamik und Artikulation oder irrte in der Stimmfiihrung, wenn1e r den Inhalt eines ausgesonderten in den Ersatzbogen iibertrug. Hier ist nicht der Raum, genauer auf Bruckners Arbeitsweise einzugehen. 6) Die neue Durchsicht der Quellen ergab jedoch zweifelsfrei, daf3 im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung auch die ersten drei Siitze in Details noch nicht fertig waren, denn Bruckner konnte eine letzte Gesamtredaktion nicht mehr durchfiihren. Die AS zeigt aber iiberraschenderweise, daf3 er sich sogar noch nach dem datierten Abschluf3 im Dezember 1893 weiter mit dem Kopfsatz beschii.ftigt hat. Dies betrifft Korrekturen wie auch einen kompletten Arbeitsgang, in dem er spieltechnische Anweisungen einfiigte. Spuren davon finden sich sogar in alien drei Siitzen, oft in Bleistift und nur iiber einem System notiert. Die AS zum ersten Satz und die AP !assen also mehr Einzelfragen offen als bisher erkennbar: Man beachte allein die zahlreichen Stellen, an denen Bruckner sich offenlief3, ob er Stimmen verdoppelte oder nicht. In dieser Neuausgabe bieten der Kleinstich von ergiinzten Pausen sowie Stimmen-Hinweise (z. B. ,,I.", ,,2." usw.) Anhaltspunkte fiir dieses Problem. Diese Aspekte sind auch fiir den Partiturbenutzer von Belang. Herausgeberische Zusiitze wurden akribisch vom Zustand der AP unterschieden, und es schien geboten, die grof3ten Abweichungen der Neuausgabe von AP und alteren Editionen <lurch Fuf3noten und einen separaten Katalog mit Anmerkungen kenntlich zu machen. 5) Warum von ScheIZo und Adagio (dessen Manuskript tcilweise noch schlechter geschrieben ist) keine Abschriften Meillners vorliegen bzw. ob solche ilberhaupt in Auftrag gegeben wurden, konnte bislang !eider nicht geklart werden. 6) Ausfilhrlich diskutiert von John A. Phillips, ,,Die Arbeitsweise Bruckners in seinen letzten Jahren", in: Anton Bn1ck11er - Pers6nlichkeit 1111d Werk, Symposi11msbericht /992 (Linz-Wien 1992), S. 153-178.

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